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pool #50 23.06.-30.06.2000

pool #49 / pool #51

 

Zur Sommerwende nimmt uns eine Hochhausruine das Licht. Über den Nachmittag gleitet ein Schatten, die Bäume verdunkeln sich, auf das Gras setzt sich der Abend. Es ist ein über 20 Stockwerke hohes, leeres Gebäude, ohne die blaue Verglasung der Fensterzeilen.

Februar, denke ich, Februar ist der Winter, der schlimmste und elendigste Wintermonat in Berlin, in Deutschland, in fast ganz Europa. Der bitterste und deprimierendste Monat der eisigen, freudlosen und im Februar mehr als schon endlosen Winter. Aber die Tage werden länger ab Ende Dezember. Länger und länger und mehr Licht kommt in den Winter. So wie die Tage immer kürzer werden und kürzer, als würde die Welt erst sehr spät wiederfinden, was sie gesucht hat: den Sommer, der anfängt, wenn die Sonne sich schon abgewandt hat.

Diese Zerstreuung, Langsamkeit der Welt gefällt mir. Das Wasser der Seen, des Meeres ist erst wirklich warm: im Oktober. Der Winter, der erst wirklich verschwunden ist: im Mai. Wie die Gegenstände, die nicht da sind, obwohl sie da sein sollten. Die erst da sind, wenn man schon nicht mehr an sie glaubt.

Das Hochhaus. Es hat einen Strahlenkranz.


Sven Lager - B. - 23.06.00 at 09:03:25

 




Ich steige in kein Auto ohne Strahlenkranz. Zumindest lasse ich so manches Taxi in Gedanken leuchten, das mit mörderischem Tempo den Expressway entlangjagt.
Bei Terzani habe ich gerade gelesen: die Menschen hier glauben, daß der Geist eines Menschen, der eines gewaltsamen Todes stirbt, keine Ruhe finden kann. Wird der Körper zudem verletzt, zerquetscht oder in Stücke gerissen, wird der Geist besonders unruhig und irrt mit den anderen unruhigen Geistern durch die Stadt. Das ist ein großes Problem für Bangkok - es sei denn, man vollzieht nach dem Tod bestimmte Rituale, um den Geist zu beruhigen.
Aus diesem Grund stehen an gefährlichen Kreuzungen dunkle Kleintransporter freiwilliger buddhistischer Organisationen - die Leichensammler von Bangkok. Sie sind mit dem Polizeifunk verbunden und fahren durch die Stadt um die Körperteile gewaltsam Verstorbener einzusammeln, wieder zusammenzufügen und anschließend die erforderliche Zeremonie durchzuführen, damit die Seelen sich in Ruhe entfernen können.
Die Angehörigen der Toten danken es ihnen mit großzügigen Spenden. Dieses hat zur Folge, daß sich die verschiedenen karitativen Organisationen im Kampf um Spenden die Leichenteile gegenseitig aus den Händen reißen.


Elke Naters - Bangkok - 23.06.00 at 10:27:28




yonderboi.
Na, ja, denke ich mir, waehrend ich die kunstwerke verlasse. Gut, es lief joy division. o.k. das war das. da stand ein bulli, da solte es absinth geben, na gut. aber da waren noch die taschen. benjamin und ich also zurück in die kunstwerke. anne nicht vergessen. noch da, gut. auch die taschen. also bleiben oder? aber wo ist johanna? indessen richtig on the rocks,: djane nicolette. she's burning down the house. wippende haare, exaltation. hmm. ja, also, vielleicht gegenüber dance into the groove. wo ist nathalie keller? nicht da. uwe hoffmann kommt herin, produziert mal schnel ein saxophon ein saxophon-take und verschwindet wieder. kein verlust beim champagner. wir denken an sven und elke und weinen. die sonne steigt über der krausnickstrasse und wir wissen auch nicht warum. anne philippis taxi kommt und wir sagen auf wiedersehen. aber die nummer ist falsch. airborne we go further down the spirale and say
NOTHING CAN STOP US NOW (Freddie Mercury, +)


benjamin and eckhart Mitte, - 24.06.00 at 04:38:13




ROOTLESS COSMOPOLITANS

Banker, Dotcoms, Investoren. Irgendwann entkommt man ihnen nicht mehr, so wie frueher den (in chronologischer Reihenfolge) Gitarristen, Malern, Kabelfernsehproduzenten, Jungliteraten, Partypromotern, DJs, Restaurantbesitzern. Die Banker, Dotcoms und Investoren haben beim Ausgehen den Vorteil, dass sie nie ueber ihre Arbeit reden, dass sie von Film, Musik, Mode und Kunst keine Ahnung haben, man also keine Meinungen vertreten muss, Geld und Mieten sowieso kein Thema sind, und sie so die perfekten Partner fuer das zen-gleiche Spaetsuff-Plappern sind. Conversation Lite. Was sie haben: die Ruhe weg, Humor, unstillbarer Hunger nach Vergnuegungen. Was sie nicht haben: Glamour, Witz, Interessen. Gesellschaftliche Halbwertszeit: sechzig bis neunzig Minuten.

Freitag:| Stadtflucht.

WE RUN ALONG THE BEACH WITH KENNEDY FLAIR


Andrian Kreye, NY, - 25.06.00 at 17:08:07




1
In seinem Kochbuch fand er, man solle seine Gefriertruhe zum Aufbewahren von Suppen nutzen "for an impromptu meal for your family on a stormy night or for unexpected guests."
2
Traum
Eine Siedlung, bestehend aus Reihen von identischen, kleinen weißen Häusern, wird von Tieffliegern unter Beschuß genommen. Nach jedem Angriff kommt ein kleiner Mann und montiert an den Häusern Schilder. Sie sind gelb und blau, und es scheint ihm, als trügen sie die Nachricht auf Niederländisch, dieses Haus sei nun leer. Die Menschen des Wohngebiets werden auf Tellerliften forttransportiert. Die einzelnen Teller werden nicht von Seilen gezogen, sondern an starren Stangen entlanggeführt.
3
Es wird bei ihm über einige Zeit keine Dinners für seine Familie geben. So viel weiß ich.


Carmen Samson Berlin, - 25.06.00 at 21:58:30




Schabrackenhyäne, hyaena brunnea Thunb.
Als eine Fortbildung der Streifenhyäne erscheint die annähernd gleichgroße Schabrackenhyäne oder der Strandwolf, denn bei ihr ist die Rückenmähne zu einer dichten, an den Seiten weit herabhängenden Schabracke entwickelt. Die Färbung ist einfach dunkelbraun, nur an den Beinen ist die altertümliche Streifung noch zu erkennen. Die Schabrackenhyäne bewohnt Südafrika und vertritt dort die verwandte Streifenhyäne. Auch sie nährt sich hauptsächlich von Aas, zumal von solchem, welches vom Meere an den Strand geworfen wird. Wenn den Strandwolf der Hunger quält, fällt er auch die Herden an und wird deshalb ebenso gefürchtet wie die anderen Arten seiner Sippe. Neuerdings sieht man die Schabrackenhyäne öfters in Tiergärten und Tierbuden. In ihrem Betragen im Käfige ähnelt sie am meisten der Streifenhyäne. Sie ist aber sanfter als diese, hat auch, soviel ich bis jetzt beobachten konnte, nicht ihr häßliches Geschrei.

Abb.: Alfred Edmund Brehm auf seiner Besitzung in Renthendorf


Andreas Neumeister, Leipzig, - 26.06.00 at 01:57:52




Du Christian,
was hattest Du eigentlich nochmal gleich gegen Berlin?


Rebecca Casati Berlin, - 26.06.00 at 11:07:44




Einmal haben wir uns darüber unterhalten und wir waren sofort einer Meinung darüber: wie scheußlich Berlin ist. Das war in Berlin. Sonst reden Christian und ich nicht soviel darüber. Wenn, dann reden wir über Blumen, deren Namen wir nicht kennen oder Gerichte, die gut schmecken. Ohne zu wissen wie sie heißen. Das hat seinen Grund, denn kaum bin ich allein, habe ich eine völlig andere Meinung. Vor allem über Berlin. Ich liebe Berlin und ich wäre gerne immer dort, fast immer. Ich wäre ja wahnsinnig, wenn ich Berlin nicht lieben würde, nachdem ich mich durch die langweiligsten und fürchterlichsten Jahre Berlins geschlagen habe. Das wäre wie als würde diese schöne Wohnung gegenüber freiwerden, in der immer dieser Idiot gewohnt hat, die ganzen langen Jahre, und plötzlich wäre sie frei und man könnte sie haben und nähme sie dann nicht. Berlin ist die schönste Stadt der Welt. Trotzdem.
Ich war mit Christian einer Meinung., natürlich. Man braucht die Dinge nur in einem bestimmten Licht zu sehen und sie sind furchtbar. Oder fantastisch. Ich bin meistens mit meinem Gegenüber einer Meinung. Nicht mehr, wenn ich alleine bin. Aber in Gesellschaft schon. Ganz einfach.
Ich bin mir nicht ganz sicher liebe Rebecca, ob wir den gleichen Christian meinen. Dem Christian, den ich meine, würde Berlin bestimmt ganz gut gefallen, ja er wäre begeistert, es müsste sich nur die richtige Gelegenheit dazu bieten. Deshalb sprechen wir so gerne über Blumen, oder den Regen, die letzte Zigarette und daß es Zeit ist neue zu holen. Oder nicht, weil man ja gerade eben erst eine geraucht hat. Das ist entspannter als begeistert einer Meinung zu sein. Oder eine Meinung zu haben. Eine Meinung zu etwas zu haben ist überhaupt: sehr irrelevant.


Sven Lager - B. - 26.06.00 at 14:41:47




Nicht das ihr euch Sorgen macht, ich bin noch da, mir geht es gut. Sogar besser als vorher. Pool ist immer noch super, keine Angst, ich habe euch alle lieb.
Letzte Woche habe ich zuviel getrunken und geredet, davor war ich sieben Tage still. So was muss auch mal geben. Ich habe immer noch kein Geld, aber was solls. Ich verkaufe Taschen, aber nicht die, die die Mädels auf der Party, auf der ich auch war, klar, da habe ich soviel geredet und getrunken, also ich verkaufe Taschen, aber eben nicht, die die die Mädels vergessen haben. Ich hoffe, für Popliteratur sind da nicht zuviel Kommas drin. Aber egal, was solls.
Also ich verkaufe gerade Taschen, perlmuttschimmernde Hartplastiktaschen, die seit vier Jahren im Keller liegen. Die habe ich mal in Hongkong gekauft. Letzte Woche habe ich für dreitausend Mark Taschen verkauft. Nicht schlecht.
Ich hatte auch mal ein übersinnliches Erlebnis. Das war 1972. Bei den olympischen Spielen sah ich unter anderem die franz. Mannschaft beim Fechten. Ein paar Wochen später waren Sommerferien und unser Auto ging in Avignon kaputt. Meinen Eltern macht ich weiss, der KFZ-Mechaniker, der an unserem VW herumbastelete, sei ein französischer Fechter von den olympischen Spielen. Ganz sicher. Man muss dazu wissen, dass die Fechter alle Masken trugen. Was soll ich sagen? Er wars. Die Reperatur hat dann auch nichts gekostet. Seitdem lass ich die Finger von Zauberdingen.


Lorenz BerlinbleibtdochBerlin, - 26.06.00 at 15:11:11




THE ART OF DEADPAN WRITING

... At the Trapholt Art Museum in Denmark, Marco Evaristti displayed 10 goldfish, each swimming in its own blender, and viewers were allowed, if they wanted, to turn on a blender and frappé a fish. "Two fish were blended at the opening", The Associated Press reported, "and police ordered the blenders' plugs pulled after a local group, the Union for the Protection of Animals, complained." The museum's director, Peter Meyer, said five more fish were blended on the weekend after the opening. ...

Aus: New Yorkt Times, Arts & Ideas.


AK, NY, - 26.06.00 at 19:47:37




Barschels stumme Arie (I)

Ein Ehrenwort ist nicht so schlimm
Laßt meine Wanne schwörn
Das Hemd noch an, Krawatte dünn
So lass ich mich betörn.

Vom Fluss des Wassers in die Wanne
wird mir ganz blümerant
Der Pomerol schmeckt heute Panne
Ich starre an die Wand.

Das Ufer schön, ich werd ganz matt
Wenn ich an Kiel nur denke
Dann endet die Partie mit Patt
Ich mir den Rest dann schenke.

Wo geht es mit mir bloss noch hin?
Die Pille haut gut rein
Die Lebenssaite ist ganz dünn
Ich trink den Rest vom Wein.


Eckhart Nickel Heidelberg, - 26.06.00 at 20:08:54




Wer wissen will, und wer will das nicht, was es mit der Welt auf sich hat, höre lediglich eines: Jay-Jay Johanson: Poison. Mein Gott. Alles hat der Mann aus Schweden verstanden. Tiefste Begeisterung. Wirklich alles. Mehr nicht.

"She poisoned me like a virus
her Love is running through my veins
if I could meet her once again
I'd do it all ' till the end."

Streicher. Hitchcock. Kim Novak. Tippi Hedren.

For all the girls.

Anywhere out in the world.


Eckhart Nickel Heidelberg, - 26.06.00 at 23:38:33




sie haucht ihr lächeln in den rauch,
steht auf und zupft an ihrem kleid.
und summt ihr mund ein simples lied,
und zittert schüchtern, summ ich auch,

seh hin. verstumme. viel geschieht.
ein augenblick, der, aus der zeit
gefallen, expandiert und flimmert.
sie wippt zum beat der jukebox, traut

sich nicht zu tanzen, steht allein
auf dem parkett, und ihre haut
die bunt im stroboskoplicht schimmert,

wirkt unberührbar, ausgedacht.
sie schnippt, verschwindet in der nacht -
und war für einen lidschlag mein.


HelK sonette mit mädchen I, - 27.06.00 at 01:27:28




Das Abendkleid mit einem Reißverschluß in der Mitte. Das Abendkleid, das sich wie ein Anorak öffnen läßt. Aus nachtblauem Knisterstoff, glatt und kühl. Knielang, ärmellos, schmal doch nicht eng, mit rundem Halsausschnitt.

Variation 1:
In der Mitte ein Schlitz bis zur Brust, oben wird der Ausschnitt mit zwei langen schmalen Bänndern zusammengebunden, deren Enden man sich wie eine Kette um den Hals schlingt.

Variation 2:
Runder Ausschnitt, geschlossen, nah am Hals. Darunter in der Mitte ein Kreuz aus kleinen silbernen Nieten.

Variation 3:
An der linken Seite geschlitzt, eine offene Naht von der Brust bis zur Hüfte, die alle 10 Zentimenter mit schmalen Bändern zusammengebunden wird.


Elke Naters - Bangkok - 27.06.00 at 12:26:05




Barschels stume Arie (II)

Der letzte Schluck schmeckt bitter schon
Und draussen weht der Wind
Denn Genf verliert nun einen Sohn
Und noch dazu ein Kind.

Das nichts mehr wollte als Gefallen
Den Menschen, hier und dort
Erfolg, Familie, und vor allem
Einen ruhigen Ort.

Doch jetzt ist alles mir vergällt
Ich sinke ab ins Bade.
Was übrig bleibt von meiner Welt?
Ein Spielplatz für Scharade.

Ich stelle wortlos etwas dar,
Das keiner je errät.
Ein Bild, das stärker als ich war,
Und mit mir abwärts geht.


Eckhart Nickel Heidelberg, - 27.06.00 at 13:57:20




Heute endlich gesehen: Der Krieger¨ Kaiserin.
Wahnsinn. W-a-h-n-s-i-n-n. Die Welt darf sich freuen &
ich nicht mehr verraten. Start 12.Oktober.
Premiere von Haltestelle.Geister am HH dagegen schon am
29. September. Und das darf ich vielleicht erzählen:
Stück wie Film
enthalten eine Bushaltestelle für Geister. Das ist aber keineswegs
Doppelverwendung einer Idee, noch Hommage oder Zitat noch Klau - das ist
schlicht ein magischer Zufall.


HelK wolke7, - 27.06.00 at 22:28:14




Barschels stumme Arie (III)

Ach, je, es klingelt, große Not
Der Zimmmerservice schellt
Vorhin bat ich um Lachs auf Brot
Jetzt tut's mir leid ums Geld.

Ich hör, wie das Tablett sich senkt,
Die Schritte werden leise
Weit unten sich mein Darm verrenkt
Ein Wort entgleitet: "Reise"

Die letzte gar? Mein Mund hängt schief
Als ich den Ernst bedenke
Das sind die Geister, die ich rief
Und nunmehr nicht mehr lenke.

Es dreht sich müd', das Karussell
auf dem im Nass ich sitze
Das Tempo ist mir viel zu schnell
Mir ist, als ob ich schwitze.

(Für Jürgen)


Eckhart Nickel Heidelberg, - 28.06.00 at 15:39:24




Voller Respekt für Figo, der sein Trikot abwarf und den Platz verließ. Für den großen Gomes, der doppelt Rot sah (auf dem Spielfeld völlig zu Unrecht). Wut. Empörung. Pathos. Und die Ungerechtigkeit der Welt. In Zukunft stecken alle Spieler im Strafraum die Hände in die Hosentaschen. Das sieht nämlich super aus und gefällt bestimmt jedem Linienrichter. Für alle Portugiesen: Ihr seid Europameister. Und deswegen für Euch:

Barschels stumme Arie (III)

Ich höre Weinen, nein, Gewimmer
trotz meiner Übelkeit
Es kommt von drüben, aus dem Zimmer
Ich bin das Heulen leid

Drum ruf ich jetzt, so laut ich kann
Durch beide Türen rüber
Da merke ich, so'n Schiet, oh Mann
Ich bin's, der heult hinüber.

Die Tränen rollen mir hinab
Die Wangen und den Hals
Ich nehm den Sound noch mit ins Grab
So bin ich, Gott erhalts.

Wo bin ich denn, was dreht sich hier,
Im Zimmer und am Spiegel?
Vor mir sitzt Eule: Abendtier
Und plustert ihre Flügel.


Eckhart Nickel Benfica, - 29.06.00 at 11:03:19




THE right result was achieved in the worst of circumstances last night as France advanced to the final of the European championship amid appalling scenes of dissent. Portugal departed the competition a raging, brawling rabble after France were awarded a penalty in the 26th minute of extra time. Zinedine Zidane's golden goal had little glitter.
Sympathy for the Portuguese, such admirable cavaliers in this tournament, should be minimal. The officials were correct and brave to award the spot-kick after Abel Xavier, the Everton defender, clearly used his hand to block a shot by Sylvain Wiltord, and the players' reaction was hysterical. They barged and banged against the officials for several minutes and but for the protection of Hugh Dallas, the fourth official, punches seem likely to have been thrown.


The Times, 29.6.00 The Truth, - 29.06.00 at 13:53:24




auch wenn die siegerin schon feststeht -
morgen um 16:00 kann man georg m. oswald
auf 3sat bewundern. go girgl!


HelK m, - 29.06.00 at 17:47:39






First Tuesday, Berlin, Sophiensäle; Ludwig-Erhard-Haus.
Die Ladies (1)


Antje Majewski - Berlin - 29.06.00 at 18:37:13

 




Julia Franck?

* * *



Ganz klar: Porno. Früher sagten die gecoolten Mädchen:

'Ich spiele auch Bass.'
'In einer Band?'
'Nö, nur so für mich.'
Heute:
'Ich schreibe einen Porno.'
'?'
'Na Porno halt.'

Da draußen sind ganz viele Mädchen, die schreiben Pornos. Das fehlt ja nicht nur in der Popliteratur, überhaupt. Sexszenen in der Literatur sind meist, immer: furchtbar. Nachholbedarf.
Optionen: Harter ehrlicher Sex. Verspielter Sex mit klassischen Gedankenschlaufen des Erzählers. Ironischer Sex (Bäh; frühe 90er), Maniac Sex (American Psyco: gegessen). Casual, Gelegenheitssex (Carmen v. Samson 'Eine Invasion von Frauen')
Letzteres seit langem die wirklich ersten lesbaren, normalen Sexszenen. (Sorry: Leseexemplar)


Sven Lager - B. - 29.06.00 at 20:57:45




Einmal, vor langer, langer Zeit, lag ich in einem billigen Hotel in Tuxtla Guiterrez, Mexiko. Allein und ein wenig betrunken. Durch die Wand hörte ich aus dem Nebenzimmer das dumpfe, in ein Kissen gekeuchtes `Uh-Uh´ eines Mannes, und das helle, zur Decke steigende `Ih-Ih´ einer Frau.
Das höre ich immer wieder, nicht in Tuxtla Guitrerrez, sondern bei KLF, Venga boys, Donna Summer und AC DC. Uh-uh macht der Bass, ih-ih macht die Gitarre, die Stimme, der Syntheziser.


Lorenz schröter Wann darf ich auch mal wieder weg?, - 30.06.00 at 10:15:19




"Oh Herr - warum müsst ihr sie denn immer so reizen? Jetzt fährt sie wieder los und kauft Pelzmäntel!" Mein Vater sah zu, wie der Ghia seiner neuen Frau die Einfahrt hochfuhr. Der Ghia durfte in keiner seiner Garagen parken. "Das fehlt noch, dass der mir den Garagenboden zuölt, dieser scheiss Porsche für Arme." Damals verstand ich nicht, wieso das ein Auto für Arme war. Dachte, sie wollte ihn verschenken, dachte, sie hätte ihn in einer Tombola gewonnen. Erst Jahre später, als ich vor einem Bungalow in einer Klinkerfallensiedlung wieder in einem sass, durch die Windschutzscheibe die gespachtelten Oberflächen betrachtete, wusste ich, was er damals meinte. Ob er recht hat, weiss ich noch nicht.
Tante Margot (deren Vornamen wir ohne 't' aussprechen sollten) nannte die neue Frau meines Vaters kapriziös. Ich dachte dabei an Eis. Capri. Wie ich überhaupt nur an Eis denke, wenn ich mich an die neue Frau erinnere. Wenn sie auf uns aufpassen sollte, fuhr sie zu Brinkwerths. Die hatten einen 'Saalbetrieb'. Und einen kleinen Raum, in dem eine Eistruhe stand. Sie öffnete die Eistruhe, wir hängten uns rein, sie ging zur Tür raus, wir hörten das Geräusch, mit dem Herr Brinkwerth die Luft aus den Wangen liess, wenn er ihr hinterhersah. "Na, dann macht mal", sagte er jedesmal, bevor er hinter der Schwingtür verschwand.
Mein Bruder ass immer das Dreieckseis mit dem Kaugummi drin. Das Eis war faserig, schmeckte nach Durchhalten, dann kam das harte Kaugummi. Das Kaugummi, das war für ihn wie der Gimmick im Yps. Nur, dass der Gimmick bei uns nie funktionierte, weil uns nie einer half. Ich wollte Perli Pop. Konnte nie verstehen, warum ein Eis, das so schön aussah, so fies schmeckte. Ich riss eins nach dem anderen auf. Wollte die kleinen Kugeln auf seinem Schokokörper abknibbeln und der Farbe nach sortieren. Das klappte nie. Es endete immer damit, dass alles voller Perli Pop Matsche war und ich mich wütend auf die durchsichtige Tüte mit den bunten Eislöffeln setzte. Herr Brinkwerth schimpfte nie. Nicht wegen der Matsche, nicht wegen der zerbrochenen Eislöffel. Irgendwann kam die neue Frau meines Vaters zurück und legte einen grossen Schein auf die Eistruhe. Früher, als wir mit unserer Mutter bei Herrn Brinkwerth waren, war das Eis immer umsonst. Aber da gab es auch nur eins für jeden, ein kleines. Die neue Frau legte ihre Hand auf unsere Bäuche, vielleicht wollte sie kontrollieren, ob wir innendrin erfroren waren. Da sie uns sonst nie berührte, hielten wir den Atem an und streckten ihr unsere Bäuche entgegen. Schnell löste sich fünfmal roter Nagellack von unseren T-Shirts, vorbei.
Irgendwann, als mein Vater nur noch ein Auto fuhr, nahm die neue Frau ihre Pelzmäntel und verschwand. Einen hat sie vergessen. Den hatten wir in unser Spielhaus gebracht, als wie Fallensteller spielten. Weil das mit dem Häuten nicht so klappte, haben wir das Fell einfach mit ihrer goldenen Nagelschere abgeschnitten. Die kleinen Rückleuchten des Ghias verschwanden. "Ist besser so", sagte mein Vater. Wir dachten kurz an die Eistruhe. Vermutlich hatte er recht.


Kathrin Glosch - 30.06.00 at 12:31:51




Super. Live aus Klagenfurt.
Denis Scheck: Die Geschichte war so toll, ich hab sogar versucht,
das darin enthaltene Schachspiel nachzuspielen. (sic!)
Hardy Ruoss: Aber im Text kommt doch ein Bischoff vor, wie haben Sie denn das nachspielen wollen?
Denis Scheck: Der Bischoff ist der Turm. Das hab ich im Duden nachgeschaut.


HelK m, - 30.06.00 at 15:46:02




PORNO

The Literary Review in London vergibt jedes Jahr den Bad Sex Award für die peinlichsten Erotikpassagen in der Literatur. Zu den Nominierten und Gewinnern der letzten Jahre gehörten u.a. Salman Rushdie, Philip Kerr, Arundhati Roy, Erica Jong und Carlos Fuentes. Die Kriterien sind hart. Bewertet werden unter anderem die Beschreibung von Körperteilen und Geräuschen, die Auswahl der Verben und seit Neuestem auch die Formulierung eines Hinweises auf Safer Sex.

GIMME SOME GOOD LOVIN'


Andrian Kreye, NY, - 30.06.00 at 20:21:47