© www.ampool.de / Archiv -> www.imloop.de
pool #48 08.06.-15.06.2000
pool #47 / pool #49
HUMORTEST TEIL ZWEI
Klar, die Jungs von der Church Of Scientology sind Profis. Wußten, dass so ein
Reporterschwein auf das Angebot, exlusive Dokumente in die Finger zu bekommen, anbeißt.
Klassischer Treffpunkt - Howard Jones Diner am Times Square. Matt, der
Menschenrechtsbeauftragte aus Washington (Typ "freundlicher Bär") vor
geschätzten fünf Pfund Material. John, Bürochef New York (Typ Willem Dafoe, "pre
Yoga phase") beim Studium der mit vielen säuberlichen Anmerkungen zu Textstellen
versehenen Übersetzung meiner "Battlefield Earth"-Kritik. Die sie natürlich
gar nicht lustig fanden. Exklusive Dokumente gab es zwar keine, dafür einen Grundkurs in
Scientology, Beweismaterial, dass L.Ron Hubbard kein Satanist war, sondern in Wahrheit als
Undercoveragent des Marine Corps eine Satanistensekte zerschlagen hat, drei der fünf
Pfund bestanden aus deutschen Amtsakten zur Dokumentation der Scientology-Verfolgung. Und
so geriet der Humortest zur rethorischen Fingerübung. Ausgang unentschieden. Fortsetzung
folgt.
Andrian Kreye, NYC, - 08.06.00 at 01:30:47
Account Manager
Advertising Manager
Analyst Real Estate Accounting
Accounting Project Manager
Area Manager
Area Sales Manager
Application Engineer
Application Manager
Assistant Sales & Content
Basis Consultant
Business Analyst
Business Development Manager
Business Planer
Business Unit Manager
Channel Marketing Specialist
Chief Executive Officer
Client Relationship Manager
Communication System Engineer
Community Specialist
Concept Developer
Content Partner Manager
Controller
Customer Support Specialist
Development Engineer
Development Engineer Integrated Discretes
Director International Logistics
Division Controller
Division Manager
Enterprise Marketing Manager
Environmental Co-ordinator
Event Manager
Field Applications Engineer
Financial Analyst
Financial Manager
Financial Director
General Manager
Head of Investor Relations
Head of Mergers & Acquisitions
Hedge Fund Controller
Human Resources Manager
Information Specialist
International Sales Manager
Key Account Manager
Logistic Specialist
Major Account Manager
Management Consultant
Manager Investor Relations
Manufacturing Manager
Market Area Controller
Market Development Manager
Plant Financial Analyst
Promotion Manager
Private Equity Investment Manager
Private Risk Manager
Production Planner
Process Engineer
Production Engineer
Product Manager
Product Marceting Manager
Procurement Coordinator
Program Manager
Project Analyst
Project Controller
Projectleader
Purchasing Manager
Regulatory Documentation Manger
Revisor
Sales Director
Sales Engineer
Sales Manager
Sales & Content Manager
Sales Planer
Store Accounting Analyst
Support Manager
System Administrator
System Service Engineer
Teamleader
Technical Writer
Test Engineer
Trainee
new job, new company
Abb.: SSM headquarters
Andreas Neumeister, Mjunik, - 08.06.00 at 10:40:32
Die Frau ist blond, etwa Mitte dreissig und trägt einen weißen Baumwollsweater, den
Kragen hochgeschlagen. Die Haare hat sie hinten zu einem ganz kurzen Pferdeschwanz
zusammengesteckt. Der dunkelblaue Tennisrock, in dem sie nun über die Straße eilt, ist
etwas eng und erlaubt nur kurze Trippelschritte in den beigen Stoffturnschuhen. Zielsicher
geht sie auf das offene alte schwarze Porsche-Cabriolet zu, öffnet die Tür und steigt
ein. Mit ihrer schwarzen Fünfziger-Jahre-Sonnenbrille schaut sie kurz in den
Rückspiegel, läßt die Polizeistreife vorbeifahren und schnallt sich an. Blinker
gesetzt, fädelt sie sich in den Verkehr ein und erst jetzt entdecke ich die Zigarette in
ihrer linken Hand, als sie, den Arm etwas linkisch aus dem Chassis emporschraubend, ihren
Ellenbogen auf die Tür lehnt, ihren Zeigefinger nimmt und, den Arm nun weit
ausschwenkend, die Zigarette zwischen Daumen und Mittelfinger hält, zweimal nachtippend
die Asche auf die Straße fallen läßt und davon fährt. Das grün gesprengselte Licht
der Alle webt einen pointillistischen Teppich über sie hinweg und ich schließe das
Fenster.
Music: Air, "All i need".
Eckhart Nickel off the record, - 08.06.00 at 13:49:01
Benjamin's Bedroom
Benjamin's Bedroom, at the Vauxhall Tavern, is a club night baised around the lair of a
fictional teenager. Benjamin is a sensitive character who catalogues his Smith records
(kept in plastic sleeves) and pores over Belle & Sebastian fanzines. His bedroom,
cleverly reconstructed on the stage of the tavern, features all the paraphernalia of a
hormonally insurgent, culturally aware 17-year-old boy: posters of obscure European films,
interesting trinkets and postcards sent by friends.
The soundtrack is an introspective segue of ambient indie numbers by Baldly Drawn Boy,
Mercury Rev and Nick Drake, and the woozy, sensual French sounds of Serge Gainsbourg,
francoise Hardy and Air.
Elke Naters - London - 08.06.00 at 17:54:54
Air. "Premiers symptomes". Keine Frage. Das ist so elegant, dass ich immer nur
das Gegenteil dazu machen kann, und das dann ganz laut. Bücher durch die dunkle Wohnung
werfen. Im Restaurant stolpern, auf dem Weg zur Toilette. Dick sein. Auf dem Stuhl hängen
und SMS lesen, im leisen 'Tock' der Tasten. Mit Georgs 912er Staubwolken im Venner Moor
machen und dabei auch noch in den Rückspiegel sehen, grinsen. Am Saaleufer über die
Wiese gehen, auf der die Kampfhunde trainiert werden, mit den Besitzern sprechen und kein
Wort verstehen. Latzhosen tragen. In Sätzen sehen. Irgendwas im Burger King essen, wozu
man Servietten braucht. Aussehen wie jemand, der immer nur kalte Dinge isst. Ich höre das
fast täglich. Ist zum Glück ziemlich kurz, die CD.
Kathrin Glosch - - 09.06.00 at 00:53:18
SWEET LORDS
Happy Pool
Happy Year
thanks
Die Sonne scheint
Die Sonne scheint unterzugehen
untergegangen
oh blau
oh rot
oh silver
Alles schillert
Tom Kummer Los Angeles, - 09.06.00 at 02:55:12
Ursula Döbereiner Berlin, - 09.06.00 at 11:51:30
Es ist Zeit, zu gehen. Ich muß ja auch mal wieder ein Buch schreiben.
Nur eines noch: Ich habe mir heute eine GUCCI-Brille gekauft. Ich trete ja so im Schnitt
alle 8 Wochen eine Brille zusammen, bin also eigentlich ein versierter Brillenkäufer mit
einem sicheren Griff für günstige Gestelle. Und der ging heute daneben: Der Verkäufer
teilte mir trocken mit, daß das von mir gewählte Teil 800 Mark kostet, ohne Gläser
versteht sich. Aber die ist ja auch von GUCCI, fügte er hinzu.
Da konnte ich dann doch nicht nein sagen.
Also, ich danke Elke und Sven herzlich für die Einladung, grüße ebenso herzlich in den
loop hinüber und sage leise SERVUS.
Heiner Link GUCCI-FUZZI, - 09.06.00 at 14:49:22
Was ist ein Abendkleid? Wie muß ein Abendkleid beschaffen sein?
Schmal, aber nicht anliegend. Bequem, aber nicht weit. Sexy, ohne zu tief ausgeschnitten,
zu kurz oder zu eng zu sein. Haut dort zeigen, wo es weder Busen noch Beine sind.
Man muß darin tanzen können. Man muß es beim Tragen vergessen.
Ein besonderer Stoff, ein besonderes Detail. Etwas muß GLITZERN.
Elke Naters - Paris - 09.06.00 at 16:18:54
Lieber Heiner Link,
ich habe mir eben gerade einen bodenlangen Herrenpelzmantel von Costume National gekauft,
aus der Winter/Frühjahrskollektion 2001, für 6800 Mark. Aber ich habe ja auch viel mehr
Geld als Sie.
Ihr
Christian Kracht München, Deutschland, - 09.06.00 at 20:21:16
Le nombril du monde:
Le roi du chats, Balthus.
Eckhart Nickel Berlin, PA 36, - 09.06.00 at 22:08:48
Für Kathrin Glosch:
Das Karo von Peter Frankenfeld, wild oszillierend auf einem Nordmende-Fernseher und der
Satz:
Musik ist Trumpf. Musik ist Trumpf im Leben. Es wird sie immer geben. Solang die Erde sich
noch dreht. Solange diese Welt besteht.
Airborne
Eckhart Nickel Berlin, PA 36, - 09.06.00 at 22:30:44
Und aller guten Dinge sind drei:
gusgus vs. t-world: northern lights.
Mehr geht nicht.
Eckhart Nickel Berlin, PA 36, - 09.06.00 at 22:37:01
DM 6.800,00? Der ist dann aus Plüsch. Ein gescheiter bodenlanger Herrenpelzmantel kostet
DM 68.000,00. Es gibt auch welche für DM 680.000,00, was ich persönlich nicht für
übertrieben halte. Aber das ist sicher Geschmackssache.
Georg M. Oswald - 09.06.00 at 23:53:31
Immerhin - Ich hab bei Big Brother die Plätze 10,9,8,7,3 und 1 richtig getippt. Dafür
kann ich mir jetzt keine pelzbesetzte Brille kaufen, aber sowas sähe auch komisch an mir
aus.
HelK m, - 09.06.00 at 23:56:57
mein gott, ernst jandl ist tot.
Das gibts doch nicht - kein witz, ich habe heute um 15:30 ein
autograph von ihm erstanden.
eine schweigeminute bitte.
HelK - 10.06.00 at 00:05:57
danke.
HelK - 10.06.00 at 00:07:57
erfolg beim dritten versuch
sich durch den
er versucht jakopfgen
eine kugel zu
sich durch den
er versucht jkaogpefn
eine kugel zu
sich eine
er jagt kkuogpefl
durch den
ernst jandl drüben, - 10.06.00 at 00:17:16
ernst jot
ist tot.
wenn ein wirklich großer
stirbt,
trauert man nicht, man ist
verblüfft.
HelK m, - 10.06.00 at 01:41:51
Geburtstagsparty bei Dorle Maravilla:
Anwesend unter anderen: Till Müller-Klug (die sprechende Droge), Johann Jakob Vallgren
(dauertanzend mit Zigarrenstumpen), David Wagner, Felix from FAZ, Berlin (rosa Hemd), Anne
Enderlein, Susanne van Volxem, Andrea from Koehler & Wilms, Heinke Hager, Thorsten
Scheer, Eckhart Nickel and more.
Musikauswahl: schwierig.
Aber dennoch: Siouxsie and the Banshees: The Happy House, Christine. Pixies: This Monkey
is gone to heaven. Cardigans: Erase and rewind. The Smiths: Some girls are bigger than
others. Go-Betweens: Was there anything I should know? Jon of the pleased wimmen:
Retrospective of house. Dionne Warwick: I say a little prayer for you, Robbie Williams:
Millenium. Electrolatino 1! Air: Premieres symptomes.
Letztes Lied vorm Gehen (angekündigt): gusgus vs. t-world, northern lights.
Getränke: Prosecco, Moet & Chandon, Beck's Bier, Rotwein.
Gesprächsthemen: Karma, Hotels und Popliteratur (? Häh?)
Kleiderordnung: Leider diesmal keine.
Tanzfrequenz: Permanent 5.
Bestes Kleid: Natürlich Dorle Maravilla (rückenfrei, grün, from London).
Ergebnis: Air allein zu Haus.
Gesprächsstoff: jetzt viel.
Der Monat der Zwillinge.
House of june.
Berlin Ost.
Jedoch:
Bestes
Album
aller
Zeit:
Beat
les,
Re
v
ol
ver.
Please don't spoil my day, I'm miles away and only sleeping.
Und Tip vom Zeitungsmann: "Ey, Süddeutsche kann ich Euch echt nicht verkaufen sind
abgezählt, 'ne?".
1966, zu unserer Geburt hingegen, sang man sich noch freundschaftlich zu: "Each day
goes by so fast". Welcome to India, all of pool & loop.
P.S.: Bitte mal Covercontrolle: Einziger Mann ohne Sonnenbrille ist John Lennon.
Beachtlich: George Harrisons schmale Koteletten. Tomorrow knever knows.
EHN PA 36, Berlin, - 10.06.00 at 03:56:32
the early tapes:
Das weiße Album. Den Braun Plattenspieler auf 16 Umdrehungen, den Kopf neben die Boxen
gelegt, begann mein Weg in die asoziale Welt der Drogen. LSD, genug des Gebabbels, zu
fünft in meinem Ford Taunus, auf dem Boden der Rösslibar, auf der Suche nach den Micros,
grün, besonders stark. Vorbei, endlich allein. Mit den Beatles, auf 16 Umdrehungen. Die
Bässe, sehr warm. Paul McCartneys Faible für Geigen, summende Käfer. Trompeten,
unendlich lang.
Nein, man liegt nicht am Boden und wedelt mit dem Kopf. Das ist nur bei Trainspotting so.
LSD ist eine klare Droge, eine Verstehdroge. Sie hat den Vorteil, daß man nicht erst
etwas wahrnimmt und dann sagt: 'Ah, verstehe!'. Das Verstehen ist inklusive, nicht so
wichtig. Es geht weiter. Revolution Number Nine Number Nine Number Nine. Auf welchem Album
war das? St.Pepper, nein, Rubber Soul, auch nicht. Ich bitte um Verzeihung, meine Güte:
Die Suche nach "Beatles AND Revolver" bringt 1.756.374 Suchergebnisse. Warum
geht John Lennon barfußauf dem Cover von Abbey Road? Hilfe! Brille: Fielmann.
Verschwörungstheorien.
Genau. So nicht. Sound. Alles von: the Beatles war gut für die langsamen
Geschwindigkeiten, Nichts anderes ging, die richtige Dichte, Back'n, Back'n, Back in the
U.S.S.R. Nein, man halluziniert nicht. Haschisch, das ist der wahre Schlimmfinger. Nur ab
und zu aufgestanden, Wasser getrunken, geraucht. Nicht mehr ausgegangen, nicht mehr
geredet. Nur noch Musik gehört oder im Sommergras in den Parks gelegen. Und das Gras
dabei: sehr Polaroid.
Lange danach, wir fuhren wieder Auto und tranken Bier, kam seltsamerweise etwas, das als
Maxi auf 45 genauso klang wie die Vier damals auf halber Umdrehung (nein, nicht Melvins,
das ist eine andere Geschichte: die mit den langsamen Riffs von Kiss) : Nirvana, 'Smells
like Teen Spirit'.
Sven Lager - B. - 10.06.00 at 22:34:11
Für Georg M. Oswald
Martin Fengel - N.Y. - 10.06.00 at 22:44:06
Penelope Spheeris (speaking to group of homeless teenage punks): "Where do you think
you will be in five years?"
Boy (jumping up and shouting): "Drunk!"
AK, NY, - 11.06.00 at 01:32:49
"THE ONLY THING THAT LOOKS REALLY NEW IS A SUPER-ELEGANT WOMAN", says Miuccia
Prada.
Elke Naters - Milano - 11.06.00 at 11:09:48
Brüllende Hitze. Aber man hört nichts. Außer einem unmerklichen Sirren der
aufsteigenden Luft.
Abb.: keine
Andreas Neumeister, Schatzbach, - 11.06.00 at 13:00:36
1. Babba Gumb
2. Reinhard Mohr
3. Helmut Ziegler
4. Rebecca Casati
5. Django
6. Mavie Hörbiger
7. Kai Diekmann
8. Matthias Landwehr
9. Harm Wörner
10. Jonathan Maitai
11. Urs Jenny
12. Fräulein Röper
13. Sophie Zeitz
14. Eckhart Nickel
15. Oliver Helbig
16. Thomas Bär
17. Florian Illies
18. Kolya Mensing
19. Ludger Blanke
20. Barbara Gies
21. Oschi Melzer
22. Johannes Albers
23. Johannes Altinciogliu
24. Ingo Niermann
25. Benjamin von Stuckrad-Barre
Christian Kracht München, Deutschland, - 11.06.00 at 17:06:19
Lieber Heiner,
jetzt habe ich es erst verstanden, was für ein Schlauer du bist: Kündigen kurz vor
Torschluß. Damit erhälst du natürlich noch Abschlußworte wie keiner sonst.
Auf Wiedersehen, ganz herzlich. Schreib einen Roman. Hast du ja selbst gesehen beim
Verlieren deiner Tagebücher: Das System will etwas Neues. Es ersetzt zuverlässig den
Wahrsager. Deine Brieftasche behalte ich als Andenken. Sollten wir einmal in der Nähe
wohnen, dann möchte ich einen Jour fixe, an dem wir in meinem oder deinem Garten ein
wenig wresteln. Ich bin zwar größer, aber du eben: gerissener.
Kopfnuss, Dein Sven
* * *
Lieber Georg,
als dein Buch noch 'Faule Säue' hieß, habe ich dich daraus vorlesen hören. Bei einer
Brett Easton Ellis Lesung. Die Ellis Fans stießen gedämpfte Geräusche der Begeisterung
aus, als sie ihren Meister lesen hörten und vor mir murmelte eine Mittdreißigerin mit
strengem Kurzhaarschnitt im Minutentakt: 'Yeah'. Als sie die Veranstaltung zu Ende
glaubten, las Georg M. Oswald noch aus seinem Roman vor. Erst Stille, höflich, Zuhören
und am Ende plötzlich Applaus, nicht höflich, begeistert. Einer schlauer Zug, lieber
Georg, weil man dir von Ellis herkommend zuhörte. Und genau richtig, weil es ein
müheloser Übergang war. Freue mich auf das ganze Buch.
* * *
Noch ein gutes Buch. Das sage ich, erst auf Seite 39, also so gut, daß wir uns die Fahnen
gegenseitig aus der Hand reißen:
Saga von Tobias Hülswitt
Sven Lager - B. - 11.06.00 at 20:11:43
For Mr. David Hamilton.
Ulrike Majewski, photographed by her elder sister Antje, 1986
Antje Majewski - Berlin - 11.06.00 at 20:17:47
Liebe Rebecca (Casati),
hier eine Jungsfrage an Dich: Welche ist die Musik deines Herzens? Das ist nicht unbedingt
die Musik, die man noch mag oder hört. Es ist die, die sich mit dem eigenen Leben
verbunden hat, so wie Musik halt ist: schwebt neben einem, während man lebt
Warte, die Frage ist nicht so simpel. Ich ertrage die Supremes nicht mehr, wegen einem
Mädchen, einer Liebe. Überhaupt Donna Summer, obwohl ich sie immer noch großartig
finde, mehr als das. Aus der gleichen Zeit, an die ich mich nicht gerne erinnere, ist
Grace Jones unbeschadet hervorgegangen. Oder Serge Gainsbourg. Höre ich immer wieder
gerne, aber es scheint für mich keine Musik meines Herzens zu sein.
Doch, Musik, die man hört, verbindet sich für immer mit dem Leben, das man dabei lebt.
Gerade entdecke ich auf dem Soundtrack von Magnolia ein Stück von Supermax. Ich kann es
kaum glauben. Niemand, absolut niemand, den ich kannte, traute sich zu der Zeit, als das
aktuell war, zu sagen: Großartige Musik. Und obwohl ich mich mit meiner unglücklichen
Liebe damals genau darum stritt und wir das beide gerne hörten, ist auch diese Musik
unbeschadet davongekommen. Mehr noch, Supermax ist, genau, Herzensmusik, meine. Was nun
seltsam ist, weil Supermax von all der Musik, für die ich mich in meinem Leben wirklich
begeistert habe, keineswegs die Beste ist, eher Platz 40 der Best of.
Was für eine Frage, sagst Du vielleicht: Die Musik ist eben gut, stärker als das, was
man damit erinnert. Genau: Darum ist sie ja Herzensmusik. Eigentlich weiß man nicht
genau, warum, weil der Geschmack nicht das gleiche sagt wie das Herz.
Herz, Herz, meine Güte, also: herzlich, Sven
PS: Kate Bush. Das wäre doch was. Wer will. (Entschuldige Rebecca, das ist gar kein Brief
an Dich, aber damit du mir antwortest: eben doch)
Sven Lager - B. - 12.06.00 at 20:39:29
Für Antje Dorn
Martin Fengel - N.Y. - 12.06.00 at 22:55:24
Lieber Sven,
Freudscher Verschreiber? Supermax sind gar nicht auf dem Magnoliasoundtrack, gehören aber
in die selbe Zeit. Supertramp lieferten den Soundtrack zum Teenage Weltschmerz für alle
zwischen den Jahrgängen 60 und 68. Die Frankfurter Discoprolls von Supermax standen eher
für bösen Suffsex, Eisdielenmachismo und
heavy-petting-nur-um-nachher-bei-den-Freunden-anzugeben (lyrische Höhepunkte:
"10,9,8,7,6,5,4,3,2 - one day lover" und "Push, push, push, sexy
chocolate girl"). Damals, als sich ideologische Diskurse noch um Fragen wie
"Zündapp oder Kreidler" drehten. Und damit ist auch wieder gut mit den
pophistorischen Richtigstellungen.
Musikalische Leichen im Keller der 70er Jahre: Wishbone Ash, Weather Report, Little Feat.
TALKIN' LOUD & SAYIN' NOTHING
Andrian, NY, - 13.06.00 at 00:36:20
Ursula Döbereiner Berlin, - 13.06.00 at 11:10:41
Aua, genau, Supertramp. Die habe ich verdrängt, tatsächlich habe ich Supermax gehört
als Supertramp lief. Supertramp sind wirklich ein finsteres Kapitel der Musikgeschichte
und entweder sie klangen wirklich so oder der Sound war nur so schmierig auf den Cassetten
(die sie wiederum als einzige Quelle für den Magnolia-Soundtrack hatten). Erinnert mich
an die Weichzeichnerbilder von David Hamilton. Vaseline View. Das Fettige, der Schweiß,
ein milchiger Film aus Eiweiß*, der sich über Hamiltons Mädchen und die Musik von
Supertramp legt.
Supermax dagegen hatten genau das, was in der Musik immer wieder passiert: Eine Größe,
die aus einer erstaunliche Mischung aus Beschränktheit und lächerlicher Attitüde
entstanden ist. Kunst. Es interessiert ja nicht ob der Künstler ein Arschloch ist.
Merkwürdigste Leiche im Keller der Siebziger (und der frühen Achziger) : ELO, The
Electric Light Orchestra. Was meine Freundin damals sehr gerne hörte, mit einer mir
unverständlichen, vielleicht auch nur vorgetäuschten, Camp-Haltung.
Was die Frage an Dich, liebe Rebecca, noch ein wenig erweitert: Wie hört sich die Musik
an, die die Herzensmusik eines Geliebten ist?
*'Vaseline Muses' mit einem Text von Diedrich Diedrichsen.
Sven Lager - B. - 13.06.00 at 18:52:02
Little Feat? Nix da! LITTLE FEET! Hießen die. Uh! ARRRGHH! Schade, daß der Uslar hier
nix mehr schreibt. Muß ich eben so schreiben wie der Uslar. Voll die Mosche etc. Gute
Idee, Svenni, sich hier zum Ende hin nochmal entspannt zu unterhalten, so etwa wie Die
Waltons im Abspann jeder Folge, bevor sie dann anfingen mit "Gute Nacht, John
Boy", "Gute Nacht, Pa", Gute Nacht, Grandma" etc.
Am Samstag "Dezember" von HelK im Briefkasten, druckfrisch, mit Widmung. Ich
zeige das Buch Nina. "HELMUT, HELMUT" Sprechchöre. Im Ernst, DANKE!, mein
lieber. Dann kurz durchgescannt. Komme zweimal drin vor - einmal nüchtern, einmal blau.
Vertretbarer Schnitt.
Fengelmartin, alter Bazi, ich freu' mich schon so, daß Du bald aus New York zurück
kommst, vielleicht ja noch rechtzeitig zum EM-Finale Portugal-Slowenien!
Kriegst dann auch was zu essen. Hab' mir heute einen WOK gekauft. Das bringt mich auf
elegante Weise zu meiner ersten Quizfrage des heutigen Abends: Wer erinnert sich noch an
Hop Sing? Weiß noch jemand, wer Hop Sing war? Und was er gemacht hat? Na? Hmmm?
Georg M. Oswald - 13.06.00 at 21:38:32
Hop Sing? Der Klischeechinese aus Bonanza? Der Quotenschlitzie, der dann sozusagen feiern
durfte, dass die amerikanische Regierung 1965 den "Chinese Exclusion Act" von
1882 außer Kraft gesetzt hatte, nach dem Chinesen keinen Besitz erwerben durften, und
auch keinen Beruf ergreifen (deswegen so viele Wäscher, Köche, Goldhändler), nach dem
Amerikanerinnen, die einen Chinesen heirateten, automatisch die Staatsbürgerschaft
verloren?
Die heißen übrigens wirklich Little Feat. So von wegen cleverem Wortspiel, das sich
über die Grammatik hinweg.... usw. usw.
Aber bevor wir in Generation-R4-mässige Nostalgieergüsse und -belehrungen verfallen, die
ultimative Sammlung zum Thema gibt's schon:
http://www.basis-wien.at/erinnerung/
Andrian Kreye, NY, - 14.06.00 at 02:13:43
Little Feat?
Willin'!
: und ihr nehmt alles kleinlaut wieder zurück
(schade, dass ich hier kein Soundfile reinstellen kann)
Abb.: Lowell George
A.N., Mjunik, - 14.06.00 at 03:08:11
Sister Sledge singen: We're lost in music ...
Sister Sledge singen: ... we're caught in a trap ...
Sister Sledge singen: ... there's no turning back
wir sind Familie:
was ist aus Maggie, Terry und Suzy Roche eigentlich geworden?
was ist aus Lani, Laura und Tina Weymouth eigentlich geworden?
was ist aus Kathie, Debbie, Kim und Joni Sledge eigentlich geworden?
Abb.: Terry, Joni, Laura, Kim, Tina, Suzy, Kathie, Maggie, Lani und Debbie
Andreas Neumeister - 14.06.00 at 12:49:55
Die Frau im weißen Kittel mit Knopfleiste an der Seite und dem Teint von hellem
Terracotta in der Abendsonne und den sorgfältig getuschten Seesternwimpern fragt:
"Und für den Herrn ein eleganter Duft?³
Kann man Parfümproben irgendwo spenden, so wie alte Brillen für Burundi?
Ich glaube, ich wäre gern mal eine Stunde eine Douglas Drogeristin mit Mörtel Make up.
Come in and find out. Wie sich das wohl anfühlt? Wie eine dieser schillernden
Weihnachtskugeln? Hätte ich dann weniger Probleme? Wäre ich dann auch so sexy wie Doris
Day? Das wäre ich auch gerne mal, Doris Day for a day.
lorenz wie immer, - 14.06.00 at 14:42:32
Ich erinnere mich, wie ich mit Moritz durch Hamburg lief und wir ständig vom Weg abkamen,
weil er mir folgte und ich ihm.
Ich erinnere mich, wie wir mit Lorenz im Haus seiner verreisten Eltern Strippoker
spielten, aber nicht weit kamen, weil Sissi ihren BH nicht ablegen wollte.
Ich erinnere mich an den Grillnachmittag mit Tom und Moritz am Wannsee und die Fahrt
dorthin in Tom's großem Auto mit dem CD Wechsler im Kofferraum.
Ich erinnere mich an den Abend mit Andrian in New York, in einer Kneipe in der man rauchen
durfte und das Bier billig war.
Ich erinnere mich an den Nachmittag mit Carmen im Einstein, als sie uns ihre beste
Freundin vorstellte.
Ich erinnere mich an Georg, wie er in seinem Norwegerpulli bei uns in der
Dreimühlenstraße beim Fußballschauen saß.
Ich erinnere mich an Martin an einer Sylvesternacht, als er Kristin küsste, was er nicht
hätte tun dürfen.
Ich erinnere mich daran, wie ich Eva zum ersten Mal sah, auf einer Eröffnung vom Martin
in Berlin, mit kurzen Haaren und nackten braunen Füßen in goldenen Schlappen, obwohl der
Sommer noch nicht begonnen hatte.
Ich erinnere mich daran, wie ich Ua zum ersten Mal wiedersah. Mit einem blauen Auge, müde
und erschöpft lieh sie sich einen Topf von Julian aus am Paul-Linke-Ufer, wo wir Nachbarn
waren. Ich habe sie sofort erkannt.
Ich erinnere mich an Christian, wie er mit einem Pflaster auf der Stirn mit uns am Tisch
saß im R&B; in Hamburg, da kannten wir uns noch nicht.
Ich erinnere mich an Rebecca, beim Schuhkauf in München, als sie mir die Schuhe zeigte,
von denen ich immer geträumt hatte. Sie kaufte sich das Paar in Schlangenleder, was sie
gar nicht vorhatte.
Ich erinnere mich an Andreas, als er mit uns im Schumann's am Tisch saß, an jenem
legendären Abend nach der Lesung, wo ich nach vielen Jahren meine Freundin Eva
wiedergetroffen hatte.
Ich erinnere mich an Antje, wie sie eines Abends unerklärlich schnell aus dem Kumpelnest
verschwand.
Ich erinnere mich an Sven, an dem Abend, als er in das Käsebrötchen biß und seine
verärgerte Ex-Freundin ihn nachhause schleppte, als es gerade am lustigsten war.
Elke Naters - 14.06.00 at 16:32:16
Lieber Sven -
Du sprichst von dem Soundtrack des lebens. Und zwar dem unfreiwilligen. Nun. Ich bin
seelig, daß es sich dabei nicht um, zum Beispiel, »Babuschka« von Kate Bush handelt.
Ich habe Angst vor Kate Bush. nicht zuletzt wegen ihres Nachnamens.
Gleichsam natürlich interessiert sie mich. In einer ähnlichen Art und Weise wie »Mr.
President«.
Tatsächlich habe ich mal eine dieser Taschenbuch-Biografien über Kate Bush gelesen. Ich
weiß also, daß »The Man with the Child in his Eyes« in einr früh-pubertären Phase
entstanden ist. Und selbstverständlich auf einem Traum von Frau Bush basiert. Und daß
sie Komplexe wegen ihrer Segelohren hat. Und daß sie bekannt wurde, weil ihr Poster
englische Busse zierte, und auf diesem Poster trug sie so einen »needy« Ausdruck im
Gesicht und ein violettes Tubetop, daß ihren Donnerbusen hochdrückte... So zumindest
will es der Biograf gesehen haben. Und so sehe ich es, seit ich sein Buch mit etwa 14
Jahren las.
Nein, ein Soundtrack, der mich begleitet, ist nicht mein Problem. mein Problem ist mein
geistiges Handbuch des unnützen Wissens. Das zu unendlich vielen Bänden angeschwollen
ist. Und, in der Konsequenz, den Platz einnimmt, den ich bräuchte, um meinen
Haustürschlüssel nicht ständig zu vergessen.
Ansonsten ist das schönste Lied der Welt wahrscheinlich »She´s leaving home« von den
Beatles. Oder »Suicide is painless« von den Manic Street Preachers. oder irgendwas
dazwischen. Oder »Jackie Chan« von Ash. Tatsache: So will es mein Herz.
Die Herzensmusik eines Geliebten, hmhmhm, hört sich... auf die Dauer plausibler an als am
Anfang. Aber nie so plausibel wir die eigene.
Und Elke, die Schuhe, die wir kauften, habe ich kein einziges Mal angezogen. Deshalb:
erinnere Dich doch lieber an mich beim... Bootfahren! Geschenkeauspacken! Fliegenfangen!
Alles, aber nicht diese Schlangenlederschuhe! Sie sind scheußlich und unbescheiden.
Unlike me. Unlike you. Haha.
Rebecca Casati München, - 14.06.00 at 17:30:38
In dem tollen fetten nur 49.80 teuren DTV-Doppelziegelstein zur Vita Nietzsches las ich
vorhin, daß 1887 Richard Strauss, damals 3. Kapellmeister
in München, ein Septett von Heinrich Köselitz alias Peter Gast dirigiert hat.
Schön, daß es in diesen Dingen immer noch etwas Neues zu entdecken gibt.
HelK m, - 14.06.00 at 23:12:34
Tracklisting Barry White
Any Fool Could See (You Were Meant for Me)
Can't Get Enough of Your Love, Baby
Come on in, Love
Forever in Love
Honey Please, Can't Ya See
Hung up in Your Love
I Did it for Love
I Found Love
I Love You More Than Anything (In This World Girl)
I'm Gonna Love You Just a Little More Baby
I'm on Fire
I Never Thought I'd Fall in Love With You
I Owe it All to You
I Feel Love Comin' On
It ain't Love, Babe (Until You Give it)
It's Ecstasy When You Lay Down Next to Me
I've Found Someone
I've Got so Much to Give
Lady, Sweet Lady
Let Me in and Let's Begin With Love
Love Ain't Easy
Love Makin' Music
Love Serenade
Love's Theme
My Laboratory (Is Ready for You)
Never, Never Gonna Give Ya Up
Oh Love, Well We Finally Made it
Out of the Shadows of Love
Standing in the Shadows of Love
Under the Influence of Love
You're All I Want
You're the First, the Last, my Everything
Your Heart and Soul
Your Love, Your Love
You're the One I Need
You Turned My Whole World Around
Abb.: Barry White with his Love Unlimited Orchestra
Write to "Maestro Barry White's Fan Club":
P.0. Box 649, Van Nuys, California, 91408
Andreas Neumeister - 15.06.00 at 00:29:07
Und ich erinnere mich an Eckhart, an unsere Zugfahrt von Göttingen nach München. Er
sprach von Lissabon, draussen war es naßgrau, und wir schwitzten und froren und
schwitzten, da sich im Abteil die Heizung nicht regulieren ließ.
Elke Naters - 15.06.00 at 05:31:20
Liebe Rebecca, erinnern tut man etwas, das man glaubt vergessen zu haben. Denke ich an
dich, fällt mir sofort vieles ein.
Erinnere ich mich an dich, dann ist es der Schuhkauf oder wie du in dem großen Umzugsauto
saßt mit dem kurzgeschnittenen Pony und die Augen kaum von dem Buch hobst; ich erinnere
nicht, welches Buch das war.
Eine Erinnerung ist etwas, das weit zurückliegt. So weit wie diese das zuläßt, und das
man nicht vergißt. Aus welchem Grund auch immer.
Elke Naters - 15.06.00 at 09:43:27
Nr.22, Isa Melsheimer, Berlin, - 15.06.00 at 14:15:23
Ursula Döbereiner Berlin, - 15.06.00 at 15:16:19
Der Hausschlüssel meiner Großmutter, liebe Rebecca, hatte so ein Ding dran, das eine
deutliche Melodie spielte, wenn man in seiner Nähe pfiff. Das habe ich erst neulich
wieder festgestellt, als ich in unserem düsteren Flur ein fröhliches Liedchen pfiff.
Anscheinend habe ich vorher noch nie dort gepfiffen, denn plötzlich ertönte ein Dö Dee
Dee Dee Dö, Dö Dee Dee Dee Dö, Dö Dee Dee Dö Dee Dö. Ich erstarrte, dann pfiff ich
noch einmal. In einer Kiste fand ich ihn, unter Tackern ohne Klammern, unnützen
Zigarettenetuis und einigen Spielkarten (Tatsächlich: Ein Panzerquartett!!). Ich hatte
meiner Großmutter geschworen, daß ich damals nicht ihren Wohnungsschlüssel mitgenommen
habe, unter keinen Umständen.
Nun, um die Wahrheit zu sagen, ich war gerade Achzehn und hauste in ihrer Ferienwohnung
mit einigen Freunden, die sich nachträglich dadurch beliebt machten, daß sie ihre Kippen
auf dem Blech dieses kleinen Sandwichofens ausdrückten. Und das Blech dann wieder
hineinschoben.
Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Den Schlüssel konnte ich jetzt schlecht
wieder zurückschicken. Aber was mich noch mehr überraschte war, daß diese Melodie die
gleiche war wie des Eiswagens, der über Land am Haus meinerr Großmutter vorbeifuhr. Ein
weißer LKW, der aussah wie ein Geldtransporter, nur daß er fröhlich lachende Eissorten
außen drauf hatte.
Ich nehme alles zurück. Das ist die Melodie meines Lebens. der Eistruck, der sich schon
weitem hörbar, aber langsam dem Haus meiner Großmutter nähert.
Sven Lager - B. - 15.06.00 at 20:45:27