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pool #46 24.05.-31.05.2000
pool #45 / pool #47
Didn' t have much to celebrate,
Heart failed (in the back of a taxi).
Saint Etienne
Eckhart Nickel Fond, - 24.05.00 at 01:46:51

für Sven Lager
Martin Fengel - N.Y. - 24.05.00 at 11:40:31


Antje Majewski - Berlin - 24.05.00 at 12:08:12
Eigentlich sollte es ein IC sein, was aber einfuhr, war ein ICE 3 oder ICE 5, dieses neue
Teil mit der noch stromlinienförmigeren Schnauze, einer dieser Züge ohne Loks, bei denen
die Antriebe über alle Wagen verteilt sind, so jedenfalls hatte ich es gelesen, was
einfuhr, war innen kräftig umgestaltet, viel gediegenes Holzimitat, ich saß und
blätterte in Richard Princes The Girl next door, ich saß und warf immer wieder
Seitenblicke hinaus ins sattgrün vorbeiziehende Saaletal, ich wurde unruhig und
plötzlich kam mir die Idee, doch vor in die Zugspitze zu gehn, das war es ja, was die
neuen ICE 3 oder 5 an erster Stelle auszeichnet, dass man bis zur Spitze des Zuges vorgehn
kann, keine Lok, vor den letzten Sitzen der ersten Klasse hinter einer Glasscheibe die
Kanzel mit dem Zugführer, vor dem Zugführer der freie Blick auf die Gleise die das
Hochtechnik-Monster gierig in sich hineinschlingt, so in etwa hatte ich es jedenfalls
gelesen, also passiere ich all die Wagons in Fahrtrichtung, nach dem Speisewagen endlich
die erste Klasse, ich passiere die Sitzreihen der ersten Klasse bis endlich und
tatsächlich ein durch Glas abgetrenntes allerletztes Abteil kommt, in dem sich eine
muntere Truppe von Eisenbahnfreunden breitgemacht hat, die mich wohlwollend als ebenfalls
Interessierten empfängt, aber längst schon geht der Blick an den Eisenbahnfreunden
vorbei, nicht auf die endlos sich verjüngenden Gleise eines schnurgeraden
Streckenabschnitts, sondern auf die zierliche Erscheinung vor dem Schaltpult, blond, mit
glockenförmiger Frisur, eben hat sie sich eine Zigarette angezündet und schon hantiert
sie damit ausgesprochen elegant, das ist nun wirklich eine sexy Idee, denke ich, neue
Züge, und schon sind wahrscheinlich auch alle anderen, plötzlich auf dem
Präsentierteller sitzenden Zugführer weiblich, Glockenfrisuren und Hightech, so oder
ähnlich, die Bundesbahn ist eben doch lernfähig, neuer Chef, neuer Wind, was für eine
sexy PR-Idee, und eigentlich ganz einfach, eigentlich ganz naheliegend, die munteren
Eisenbahnfreunde sagen, dies sei eine Probefahrt unter realistischen Bedingungen, erst mit
dem bevorstehenden Fahrplanwechsel würden die neuen Züge auch auf dieser Strecke
regulär fahren, man spricht freundliches Sächsisch, Jena Saalbahnhof, Jena Paradies, die
blonde Erscheinung vorne in der Kanzel muss offensichtlich nicht viel tun, den Zug in der
beschleunigten Spur zu halten, ihre Zigarette ist aufgeraucht, die nächste befindet sich
wohl in der seitlich abgestellten Tasche, dieses glockengekrönte Wesen dreht sich also
langsam ins Halbprofil, erste Zweifel, und dann wird auch dem letzten Getäuschten in
diesen ersten Aussichtsreihen klar, das da vorne ist gar keine Frau - es gibt
Enttäuschungen, die einen wirklich kalt überfallen - die Bundesbahn hat eben nicht
dazugelernt, das da vorne ist ein eher gewöhnlicher Jüngling, der außer durch seine
zierlichen Umrisse vor allem dadurch auffällt, dass er offensichtlich schon Züge führen
darf, plötzlich, als hätte den Jüngling mein sicher erkennbares Staunen gestört, erst
denke ich, seine Zigarette sei explodiert, scheint das ganze Cockpit wie angefüllt von
dickem Rauch, es gibt dort tatsächlich einen Knopf, der die Molekularstruktur der
Trennscheibe auf Knopfdruck elektrisch verändert, der das Glas auf Wunsch des Zugführers
augenblicklich zu Milchglas werden lässt, mach, was du willst, dein Geheimnis ist
gelüftet und draußen wird es ohnehin langsam dunkel, mach, was du für richtig hältst,
hier ist erste Klasse und spätestens wenn die Schaffnerin kommt fliegt man hier ohnehin
raus
Abb.: Bahnchef Mehdorn
Andreas Neumeister b.i. Mjunik - 24.05.00 at 14:44:26
Aus der Reihe "Historische Gedichte und alkoholische Zusammenhänge":
Lady Jane Grey
Sie sah ihren Gatten ohne
Kopf in einer Kutsche durch
die Stadt fahren, er hatte
vor seinem Tod ihren Namen
in die Mauern des Towers
geritzt wie einen Schrei aus
Stein: JANE
Kurz darauf wurde sie
selbst enthauptet, eine
Sechzehnjährige, die gern
Platon im Original las,
gegen ihren Willen zur
Königin Englands erklärt,
nach neun Tagen gestürzt
und zum Tod verurteilt von der
blutigen Mary, nach der später
ein Cocktail benannt wurde.
HelK m, - 25.05.00 at 00:25:49
Frauengelächter
1
Sara im Zelt. Vor einigen tausend Jahren. Gen 18,12.
2
Hillary Clinton bei der Führung durch das Weiße Haus. 1993. Time Magazine.
3
Dorothea Füssel im Pfarrhaus. Tochter des Dompredigers Martin Füssel, Frau des
Dompredigers Johann Bergius, und sie lachte 1688, als sie hörte, daß ihr Sohn, der
Domprediger Georg Konrad Bergius, die Tochter Elisabeth des Dompredigers Johann Appelius
heiraten würde. Archiv der Evangelischen Kirche der Union.
4
Die Geliebte meines Mannes, als sie im Bett meinen Roman liest. Frühsommer 2000. Brief.
Carmen Samson Berlin, - 25.05.00 at 18:36:20
Soeben durfte ich noch einmal eine Halbzeit Diego Maradona genießen. Wenn ich auf die
Knie gehe, und ich gehe eigentlich nicht mehr auf die Knie, dann vor diesem Genie (reimt
sich sogar). Körperlich zerüttet, mindestens 20 Kilo zuviel > diese Pässe, dieses
Auge, Wahnsinn!
Heiner Link München, - 26.05.00 at 20:37:00
Das ist für Gerald W. aus Hamburg. Und für loop.
Ein Berliner über München 2
Stadtbild
Die Pflasterung ist ziemlich gut, und die Straßen rein. Es wird aber auch in München
wenig gefahren. Wenn man von Wien kommt, und des beständigen Schwirrens auf den Gassen
gewohnt ist, so scheint München sehr todt. Die nächtliche Beleuchtung der Straßen ist
nur im Winter; die Laternen sind viereckig und sauber.
Friedrich Nicolai, Schriftsteller und Wortführer der Berliner Aufklärung in seiner
zwölfbändigen "Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahr
1781".
Heiner Link München, - 28.05.00 at 01:02:02
...
Heiner Link <heiner@macklin-translations.com> munich, - 28.05.00 at 01:03:48
Die Technik. Wird alles ein wenig unlässig. Ich hasse sowieso immer die Aufforderungen
nach der e-mail-Adresse, der ich hier irrigerweise nachgab. Bitteschön, kontaktieren Sie
mich nicht, es ist alles ein Versehen. Ich wollte hier nur einen Beitrag reinstellen, mehr
nicht.
Heiner Link München, - 28.05.00 at 01:12:20
For every bottle they export, a Bavarian sheds a tear
Abb.: Satellitenfoto Flughafen Mjunik II
A.N. - 28.05.00 at 16:42:43
1
Adressatenleisten von Massen-Emails, oben rechts. Heute: Eine Umzugsadresse an den
Hochadel. Metternich, Donnersmarck, Bismarck, Waldburg, Castell. Vornamen sind Benita,
Hubertus oder Benedict. Mit C natürlich. Hinter jedem Familiennamen stehen ein paar
hundert Jahre Geschichte Europas. Sichtbar geworden durch eine gestiftete Orgel, einen in
Geschichtsbüchern nachzulesenden, ausgehandelten Frieden und ähnliches. Allenthalben
aber: riesiger Grundbesitz. Mein Name dazwischen hätte bei den Großeltern der
Angeschriebenen Fragen ausgelöst.
2
Ähnliches hatte ich immer vor. An den großen Verteiler eine Mail schicken:
"Von: Carmen.Samson@...
An: Seine.Heiligkeit@Vatikan.org
Lieber Johannes Paul,
vielen Dank für Deine lieben Postkartengrüße aus Fatima und die Einladung zum Picknick
nächsten Donnerstag. Hübsch formuliert, die Zeile 'den himmlischen Höhen so
nah'. Kommt Wim also auch, mit Donata? Vielleicht könnten wir ja zusammen fliegen.
Also: ich sage gerne zu. Joschka hat eben angerufen und gebeten, daß ich auch ihn
anmelde. Selbstverständlich bringe ich rote Grütze zum Dessert mit -- freut mich, daß
sie Dir neulich so gut geschmeckt hat.
Alles Liebe, alles Gute, und halt die Ohren steif:
Deine Carmen."
(Samson) Berlin, - 28.05.00 at 19:23:28
Carmen Samson Berlin, - 28.05.00 at 19:30:01
Testing, testing. One two three.
Ist jetzt immer noch alles mittig?
Carmen Samson Berlin, - 28.05.00 at 19:31:32
HAH!
Gratulationen für ihr ungewöhnliches technisches Geschick in Computerfragen nimmt gerne
entgegen
Carmen Samson Berlin, - 28.05.00 at 19:34:17
Das kommt mir jetzt grade recht, so spät am Abend. "Ist ihnen der Erfolg oder besser
die Selbstbewunderung des erlesenen Poolkreises zu Kopf gestiegen?", schreibt mir
eine gewisse Maureen Kelly. Und das in Zusammenhang mit meinen technischen Problemen hier
im "erlesenen Poolkreis." Nun, liebe Maureen Kelly, das könnte schon sein.
Schriftsteller sind extrem eitel, und nachdem ich extrem gut bin, können Sie sich sicher
vorstellen, wie ich in der Gegend herumfliege. Ein ganz starkes Gefühl, lassen Sie mich
das im Vertrauen sagen. Selbstverständlich bin ich stolz, dem "erlesenen
Poolkreis" anzugehören. Es kommt ja hier nicht jeder rein, und ich mochte immer
Läden mit Türstehern. Immer schon mochte ich solche Läden. Immer schon mochte ich diese
Ungerechtigkeit. Drinnen versammeln sich schließlich doch die Schönen und sexuell
Aktiven, und zwar sogar die, die kein "69" in ihrer e-mail-Adresse aufweisen
müssen. Und das Leben tobt. Das mochte ich immer. Der Schampus und das Ausgrenzen. Eine
ganz natürliche Angelegenheit. Ich kann zwar nicht wirklich sagen, daß ich das
tatsächlich mochte, sagen wir mal so, aber ich hatte immer Verständnis dafür, sagen wir
mal so. Gröbstes Verständnis.
Heiner Link München, - 29.05.00 at 01:11:25
In einer Anwandlung spiritualistischer Einheit mit der Natur tauften wir unsere Kinder
Anton und Luzie am Abend um in Dolphin und Ocean. Dolphin treibt den ganzen Tag mit einer
Taucherbrille auf der Wasseroberflaeche und Ocean schwebt neben ihm in ihrem Schwimmring.
Klingt sehr schoen: Dolphin, halt jetzt die Klappe und iss! Ocean, hoer auf in dein
Getraenk zu pusten.
Sven Lager T., - 29.05.00 at 06:22:24
Danke, Fernando Offermann. Immerhin einer hat's gemerkt.
Die Mail an den Papst ist die Idee eines Autors vom New Yorker, Name vergessen. Im letzten
Jahr erschienen. Das in dessen Text mitzubringende "Sixpack" zum
"Barbecue" habe ich kulturspezifisch gegen rote Grütze zum Picknick
ausgetauscht. Damit hier drüben alle was damit anfangen können.
Carmen Samson Berlin, - 29.05.00 at 12:05:10
Heute aus der Reihe "Historische Gedichte und alkoholische Zusammenhänge":
Marie Jeanette Kelly
Der Pub Ten Bells
in Whitechapel, Fourier Street.
Hier sieht fast alles noch so aus,
wie 1753, als man ihn eröffnet hat.
Marie Jeanette Kelly gabelte im
Ten Bells ihre Freier auf. Ihr letzter
hieß oder nannte sich: Jack. Am
9. November 1888.
Sie wurde 25 Jahre alt.
Gerichtsmediziner brauchten
sechs Stunden um die Reste
ihres Körpers zusammenzukratzen
und aus dem Mansardenzimmer
zu schaffen, das sie sich hatte
leisten können weil sie noch
jung war und ganz gut verdiente.
Das einzige Foto, das von ihr
existiert, zeigt sie in unvorteilhaftem
Licht, da es erst nach dem
Mord geknipst wurde und der
Fotograf dabei gekotzt haben
soll.
HelK m, - 30.05.00 at 00:04:59
"Famous last news" (research: eiseisbaby)
"Poschardt und Kämmerling gefeuert!
Der Süddeutsche Verlag hat die Konsequenz aus der Kummer-Affäre um
gefälschte Promi-Interviews gezogen. Nach kress-Informationen müssen "SZ
Magazin"-Chefredakteur Ulf Poschardt (Foto) und sein Berater Christian
Kämmerling ihren Hut nehmen. Am Wochenende war es zu einem öffentlichen
Schlagabtausch zwischen der Magazin-Chefredaktion und dem Medienressort
der "SZ" gekommen." (Branchendienst Kress: www.kress.de)
Abb.: Hackenstraße 7
A.N.M. - 30.05.00 at 00:42:25
From Meteora to Mythos Lager.
From Olymp to Oresteia.
From Aristoteles Beach Ressort to Athos.
From Poseidon Palace to Perikles.
Macedonia Airport, Thessaloniki.
Eckhart Nickel Titanic Internet Cafe, Kallisthea, - 30.05.00 at 15:35:27
Causa Kummer
das Original
die Schau
der Platz
Abb.: T.K. has just left the building
borderline syndrome klingt gut
Grenzlinien-Syndrom klingt schlecht
fiction, non-fiction
non-fictive fiction
oder fictive non-fiction? (3. Versuch)
you decide
der Ton
das Band
die Stimme
Vorspiegelung falscher Tatsachen oder Vorspiegelung richtiger Tatsachen?
die Vortäuschung falscher Tatsachen kann kein Straftatbestand sein,
allenfalls das Vortäuschen richtiger Tatsachen, was eben
dem Vortäuschen von Tatsachen entspricht,
kann unter Umständen ein Straftatbestand sein
you decide
der Ton
das Band
die Schleife
Encephalon - das im Kopf Befindliche (4. Versuch)
die im Kopf abgespeicherten Bilder und Satzfetzen zum Beispiel
die im Kopf abgespeicherten Satzfetzen und Trugbilder zum Beispiel
Abb.: U.P. and C.K. have just left the building
kein Grund zur Freude
kein Grund zum Hohn
Andreas Neumeister - 31.05.00 at 00:47:44
das Original
die Schau
der Platz
Abb.: T.K. has just left the building
borderline syndrome klingt gut
Grenzlinien-Syndrom klingt schlecht
fiction, non-fiction
non-fictive fiction
oder fictive non-fiction? (3. Versuch)
you decide
der Ton
das Band
die Stimme
Vorspiegelung falscher Tatsachen oder Vorspiegelung richtiger Tatsachen?
die Vortäuschung falscher Tatsachen kann kein Straftatbestand sein,
allenfalls das Vortäuschen richtiger Tatsachen, was eben
dem Vortäuschen von Tatsachen entspricht,
kann unter Umständen ein Straftatbestand sein
you decide
der Ton
das Band
die Schleife
Encephalon - das im Kopf Befindliche (4. Versuch)
die im Kopf abgespeicherten Bilder und Satzfetzen zum Beispiel
die im Kopf abgespeicherten Satzfetzen und Trugbilder zum Beispiel
Abb.: U.P. and C.K. have just left the building
kein Grund zur Freude
kein Grund zum Hohn
Andreas Neumeister - 31.05.00 at 00:49:25
A poem for Mr. Tom Kummer, journalist.
I see you gracefully swimming with the country club women
in the Greenwood southside society pool.
I love your amethyst eyes, your protestant thighs
You´re a shimmering socialite jewel.
From the Bryn Mawr Riding Academy
to the children´s crusade marching through downtown.
Well I think I´d die, see, if you just said hi to me.
When something breaks it makes a beautiful sound.
Sometimes I feel like I´m watching the world
and the world isn´t watching me back.
But when I see you, I know I´m in it too.
The waves come in and the waves go back.
(The children in the court are all covered in dirt.
They were caught trespassing under the moon.
My father came in from wherever he´d been
and kicked my shit all over my room.)
The room is dark and heavy with what I want to say.
I see murals in the radio static and on your blue jeans.
What would you say if I asked you to run away?
It´s been done so many times I hardly know what it means.
I took these blue arrangements and threw them in the sea
when older waves from older caves brought them back to me.
I took these blue arrangements and stored them on a shelf.
In the end a boy raises himself.
Christian Kracht Vientiane, Laos, - 31.05.00 at 06:04:03

antje dorn, berlin, - 31.05.00 at 14:10:18
Schönes und richtiges, wahres und gutes Statement von thomasb im loop. Sei herzlich
gegrüßt.
Georg M. Oswald - 31.05.00 at 16:56:19

Für Heiner Link
Martin Fengel - N.Y. - 31.05.00 at 17:35:43
Merci, lieber Martin Fengel. So ein Wägelchen ist sicherlich praktisch. Ich erwäge den
Erwerb ernsthaft.
Heiner Link München, - 31.05.00 at 19:36:47
Ernsthaft erwägt er Erwerb.
HelK m, - 01.06.00 at 01:27:26