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pool #41 15.04.-22.04.2000

pool #40 / pool #42




Moritz Eggerts zweite CD ist erschienen.
Wergo 65432. Einfach zu merken.
Enthält u.a. den Song der Sängerin aus "Helle Nächte"
und die "Hibernalischen Gesänge".
Dazu paßt ein 94'er Carneros Chardonnay von Buena Vista,
den es in mancher Tengelmann-Filiale noch für sagenhaft
günstige 19.99 DM zu kaufen gibt.


HelK m, - 15.04.00 at 22:00:33




Montag, 17.04.2000 Die Rolf-Dieter Brinkmann-Nacht im Münchener Atomic-Café (Neuturmstr. 5) Beginn: 21.00 Uhr Es treten auf: Norbert Niemann Franz-Josef Herrmann Heiner Link Moritz von Uslar Joachim Bessing Andreas Neumeister Franz-Xaver Karl Roderich Fabian Thomas Palzer


Heiner Link München, - 16.04.00 at 19:40:52






is es Pop?

wieviel Gegenwart verträgt die Gegenwartsliteratur?
wieviel Pop verträgt die Popliteratur, ich meine
die Gegenwartsfrage von 1965 würde sich heute anders stellen
eine Gegenfrage müsste man heute grundlegend anders formulieren

alles Pop
alles relativ
alles relativ Pop

(das Wort Pop kennt keinen Artikel)

Das vermutlich erste deutschsprachige Popgedicht hatte einen englischen Titel: "To Lofty with Love" entstand 1965 in London auf einem Notizzettel nur 200 Meter von jenem Piccadilly Circus entfernt, an dem sein Verfasser fast genau zehn Jahre später mit 35 Jahren von einem Taxi überfahren werden sollte

Geburtstage
Todestage
Hochzeitstage
und andere Jubiläen

(das Wort Pop braucht keinen Artikel)

Sprachen von "Picadilly Circus". Eben noch mal "Picadilly Circus" gelesen. Es wird kaum eine zweite derart minutiöse Beschreibung eines Großstadtplatzes geben. Es wird in der Literatur totsicher keine zweite derart minutiöse Beschreibung des eigenen Todesortes geben. (Turn to the left. Turn to the right.) Brinkmann kannte sich gut aus, hier mitten im Zentrum des Zentrums. (In case of free way: go!)

Abb.: Rolf Dieter und Maleen, Köln 1969





Andreas Neumeister - 16.04.00 at 23:06:57




RDB neben der Autobahn. RDB für Rolf Dieter Brinkmann. An der Autobahn nach Rom, irgendwo zwischen Florenz und Orvieto kurz hinter einer Brücke dieser riesige weiße Reklamequader oder war es ein Container mit der roten Aufschrift RDB, den man so spät sieht, dass man kaum noch den Fotoapparat in Anschlag bringen kann, den man so spät sieht, dass man schon ganz nah dran ist, wenn man abdrückt, der augenblicklich auch schon wieder vorbei ist, ein Foto und noch ein zweites Foto, die total verwischt sind - die total verwischt sind, aber trotzdem erkennt man noch die drei roten Buchstaben auf einem riesigen weißen Quader - und wohl auch an der plötzlich abgewandten Seite dieses Quaders - einige Meter hinter einer zu einem breiten Strich verwischten Leitplanke, ein, nein zwei Fotos, quasi wie nicht von mir, sondern quasi wie von Brinkmann, zwei Fotos wie diese total verwischten Fotos, die RDB aus dem Abteilfenster des nach Rom rasenden Zuges gemacht hat, zwei ebenfalls total unscharfe Fotos, nur nicht schwarz-weiß, nur nicht quadratisch, nur nicht vom Zug aus. RDB sah ich später ständig wieder. Auf RDB traf ich zum zweiten Mal schon vor der Stadtgrenze von Rom. RDB ist ein Gasbetonstein, sowas wie Ytong. RDB rot auf weiß. RDB weiß auf rot. Das halbe Nachkriegsitalien soll daraus gebaut sein

Abb.: Copyright Maleen und Robert Brinkmann

Herzlichen Glückwunsch zum Sechzigsten - RDB! (Auch im Namen von Katja Huber)


Andreas Neumeister - 17.04.00 at 00:02:53




Rolf Dieter Brinkmann heißt ausweislich seines Namensschildchens heute Herr Offermeier und arbeitet unerkannt am Schalter der Postfiliale am Ostbahnhof in München. Seine Haare trägt er noch so, wie auf dem berühmten Foto, das ihn an einen Maschendrahtzaun angelehnt zeigt. Er hat ein bißchen abgenommen.


Georg M. Oswald - 17.04.00 at 17:21:28




DADDY
MORITZ
BEER


henry s. kummer los angeles, - 17.04.00 at 23:09:24




Henry,
Weißt du, wie ein Rauchzipferl schmeckt?
Wie der Leberkäs am Franziskaner?
Wie das Gras in den Isar-Auen, wenn die Münchner Morgensonne über der Tivoli-Brücke steht?
Weißt du, wieviel ein Masskrug wiegt?
Wieviel ein Roastbeefbrot im Schumann's?
Wieviel ein Kieselstein beim Bierchichler am Starberger See?
Weißt du, dass in München nun Frühling ist?
Dass nun bald die Cabrios bumsen, die Gläser klirren, die Mädchen fliegen?
Dass Hamburg wie das doof anstrengende New York ist und München wie das wunderbar relaxende L.A.?
Aber bald. Aber bald. Bald: mehr.

I miss you guys out there.


Moritz von Uslar, back in München, - 18.04.00 at 12:36:03

 


Hamburg




Viele feine, großartige Menschen. Nicht nur in Hamburg, überall. In Frankfurt in vielen Gesichtern monik ffm gesehen, überhaupt viele Gesichter gesehen, Sekunden, Minuten, nichts dabei gedacht, sondern nur: genossen.
Zwei Dinge: Große Entschuldigung für: unverschämte Türsteherschlampen in Berlin, eisige Kälte in Hamburg ...



Frankfurt am Main




Und großen Dank an the "Bodybag", the artist formerly known as Heiner Link, Georg "The Good Judge" Oswald und HELK für die

ZERSCHLAGUNG DES MÜNCHNER KNOTENS





Mailand




Rolf Dieter Brinkmann hätte das Atomic Café in München ganz sicherlich gemocht, und am liebsten hätte er den Norbert Niemann darin gehabt, der als Brinkmann-Songwriter den Rolf Dieter Abend eröffnet hat.


Sven Lager M., - 18.04.00 at 19:20:49




Hey Sven, sieht das toll aus mit den Bildern. Also, das mit den Würsten weiter oben ist natürlich eine Frechheit, aber das von Elke und Dir ist sehr sehr hübsch.Seid Ihr nicht gerade in München? Doch, seid Ihr. Tina hats mir erzählt.
Mein problem ist: Eva und Christian, ich weiß nicht, wo Ihr seid. Die im hotel in Dubai wissen nichts von Eurem Verbleib. Und Evas Hotmail-Adresse geht nicht mehr.
Also Eva, auch Emma genannt, verspätet, dafür in coram publico, will ich Dir zurufen:
ALLES ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!
Christian, schenk ihr doch auch einen Hund!
It#s fingerlickin´good.
Obwohl es mit meinem fast gestern wieder vorbei gewesen wäre, weil er auf der Pestalozzistrasse vor einen häßlichen silbernen Neuwagen mit einer braven und sehr geschockten Familie drinnen lief.


Rebecca Casati München, - 19.04.00 at 11:15:08




Ursula Döbereiner Berlin, - 19.04.00 at 13:16:26




0.0
"Egal, Hauptsache, wir sind schnell da", hatte ich geantwortet. Daraus schloß der Fahrer wohl, ich sei fremd in der Stadt oder doof oder beides.
0.1
"Is ja nur'n Spaß. Kenn'se sich auch in Mitte aus?" fragte er, als ich ihn auf den Umweg ansprach. Im Spiegel sah ich seine Augen auf mir. Ich schaute aus dem Fenster und bat ihn, das Radio lauter zu stellen.
0.2
Ein Violinkonzert im Radio versöhnt, selbst mit dem Anblick der Russischen Botschaft. Ich weiß, daß ich das fand und dann dachte, daß dieses merkwürdige Licht vor einem aufziehenden Gewitter die Gebäude sehr dramatisch aussehen läßt. Plötzlich aber fluchte der Fahrer, und ich wandte den Kopf nach vorn.
0.3
Die Beifahrerin im Cabriolet links von uns war sehr jung und zart. Das sah ich noch vor dem Knall.


Carmen Samson Berlin, - 19.04.00 at 14:15:37




Berliner Ökonomie

Vorgestern begann der Frühling. L. mittags saß in der Gipsdiele, der Mitte von Mitte. Er aß eine Pfannenbulette mit Bratkartoffeln und Röstzwiebeln und trank ein großes Schwarzbier. Die Sonne schien auf seine bleiche Haut.
In der Gipsstraße wurden Rohre für die Gasleitung verlegt. Ein kleiner Bagger, hochmodern, brandbneu auf schallschluckenden Gummireifen fuhr wendig hin und her und beförderte den Aushub in die Schaufel eines zweiten, High-tech Baggers, dessen Größe umgekehrt proportional zu den Leasingraten standen. Diese Mars-Mobilartige Baumaschine transportierte den feinen Sand und die Klodeckel großen Asphaltbrocken zu einem Haufen zwei Häuser weiter. Von dort würde die Erde irgdendwann wieder weiter transportiert werden. Zwei weitere Bauarbeiter standen daneben auf ihre Schaufeln gestützt und packten manchmal mit an.
Eine Frau parkte ihren klapprigen Ford Fiesta neben der Gipsdiele und versorgte die umliegenden Galerien und Lokale mit Flyern und Umsonstzeitungen.
L. saß weiterhin in der Sonne und trank ein weiteres Schwarzbier. Normalerweise hätte er den Bauarbeiten nur kurz seine Aufmerksamkeit geschenkt und sich nicht gewundert, dass drei der vier Arbeiter herumstanden. Aber mit der Zeit, es waren große Schwarzbiere und mittags trinkt man nicht so schnell, vorallem wenn man nichts zu tun hat, wunderte L. sich doch ein wenig und stellte eine dieser aus Müßiggang geborenen Überlegungen an. Er sah genauer hin, verglich seine Erfahrungen in Erdarbeiten und schätzte die bewegte Masse. Ja, dachte er bei einem weiteren Schluck Bier, während die Flyer-Verteilerin einen neuen Stapel für die Fensterbänke der Galerien aufnahm, ja, dachte L. also , zwei Mann, und er selbst könnte ohne weiteres diese Rolle übernehmen, und eine Schubkarre würden hier genausoviel ausrichten.


Lorenz Schröter Berlin, - 19.04.00 at 19:03:14




Que cera cera
Que cera cera
Haste was zu kiffen da?
Que cer cera


lorenz goa, - 19.04.00 at 19:12:20




"IKEA wird 25! Wir wollen mit Ihnen feiern. Wie? Bitte umblättern."


Heiner Link München, - 19.04.00 at 22:04:47




DVD - Review "Der Eissturm"
Studio Miramax Films (1997) Verleih Arthaus / Kinowelt Home Entertainment (1999) Laufzeit ca. 112 min. (FSK 12) Regie Ang Lee Darsteller Kevin Kline, Joan Allen, Sigourney Weaver u.a. DVD-Typ DVD - 5 Fernsehnorm PAL Bildformat 1,66:1 Audiokanäle 1
http://areadvd.ndh.net/dvdreviews/dereissturm.html


der wichtige grüßt den bedeutenden, - 20.04.00 at 23:34:13




sehr gut, Helmut!


der unwichtige grüßt den wichtigen - 21.04.00 at 00:47:54




und der unwichtige ist nicht der angesprochene


sondern der meist betrunkene kennst dich aus?, - 21.04.00 at 00:53:47




In der AZ von gestern referierte Hannes Hintermeier über den "humorfreien" Friedrich Nietzsche. Heute nacht kam Friedrich Nietzsche vorbei und lobte stundenlang den "äußerst komischen" Hannes Hintermeier.


HelK m, - 21.04.00 at 10:55:17




Menschlicher Kontakt erschöpft mich. Sofort nach einem pooltreffen eingeschlafen mit den Kindern beim Vorlesen von Berhard und Bianca.
Das Mädchen drückt ihren Teddy fest an sich, dann zieht sie unter ihrem Kleidchen eine Flaschenpost hervor. Mit einem Platschen landet sie im Wasser, dort drüben, wo die Strömung im Mondlicht glitzert. Währenddessen sitzen Georg, Heiner, Helmut und Andreas noch in der Augustinerkajüte und debattieren. Der Smutje bringt ihnen noch eine Runde Helles, aber wieder und wieder schlägt Georg seinen Haken in die Tischplatte: 'Jetzt stehe ich da, als hätte ich es ernst gemeint, dabei wares nur eine Provokation!' Heiner hebt seine Augenklappe und nickt, zustimmendes Gemurmel.
Er hat Recht. Das Mädchen, der Teddy und die Flaschenpost werden hier nun nicht mehr auftauchen, die Antwort auf seinen pool-text will ich ihm gewähren. Zu spät, denn so ist das hier, alles rollt nach oben, im loop nach unten, an ihm haftet von nun an der buchlederne Geruch der Archive. Der unvermeidbare Staub wird sofort sichtbar, bricht erstmal die Sonne durch die hohen Fenster.
(Darauf möchte ich noch einmal zurückkommen, welcher Geruch den verschiedenen Ecken des Internets anhaftet.)
'Lieber Georg, bist Du völlig balla-balla den Artikel von xy in der yx GUT zu finden? Spinnst Du? Was ist in dich gefahren?'
Ich erwarte jetzt keine Antwort von dir, vor allem da ich Namen tilge, weil ich kein Referenzsysteme mit ihnen aufbauen will.
Die Reibung, nach der dir verlangt im pool kann ich dir geben, vor allem da, wo sie von uns auch erwartet wird. Reiben wir uns mal ein bißchen an der Ethik, der Abendländischen, der wieder hervorgezauberten Moral von mir aus und an der Politischen Verantwortung. Sei's drum, auch Generation Cabrio kann dabei sein. Das alles sind gängige Borken in den landschaftsgestalteten Wäldern der menschlichen Welt.

Ach nein, hier ist es noch einmal, das Mädchen mit der Flaschepost: Wird ihre Nachricht ankommen? Ist sie die Autorin von Sommerhaus, später? Ich gebe HELK Recht, wenn er sagt, man muß sehr wohl darüber reden wie das Bild 'Junger Deutscher Literatur' festgeklopft wird, und von wem. Es erinnert mich auch wieder der Aufgabe die Geschichte meiner geliebten Hauptstadt mitzuschreiben. Denn dort ist es das gleiche. Wenn man nicht aufpasst, schreiben andere ihre Geschichte, so wie sie ihnen eben gut passt.


Sven Lager M., - 21.04.00 at 22:30:32




1
Quod scripsi, scripsi.
2
Als Ausweg hatten Sie sich das gedacht, Herr Pilatus, nicht wahr? Die Massen wollten das geändert haben, wollten lesen: "Der da, der behauptet, er sei", aber Sie hatten es schon so hingeschrieben: daß er es ist. König der Juden.
3
Die kleinen Siege der Schriftführer. Ein Hintertürchen für den Vorstand, eine Interessenspartei, eine Auslegungsmöglichkeit offenlassen. In diesem Fall vielleicht: für Sie selbst. Indem Sie ihm die behauptete Königswürde zugestanden haben, auf dem Schild. Nach dem Händewaschen war das.
4
Wir erinnern Sie ja auch. Nur nicht wegen dieses Widerstands. Wir sprechen Sonntag für Sonntag, Feiertag nach Feiertag Ihren Namen aus in einem summenden Rhythmus, und er fällt genau zwischen der Aufzählung von Geburt und Tod dessen, den Sie König genannt haben. Als der des Schuldigers an seinem Leid.
5
Wenn Sie sich mit Judas unterhalten, dann sind Sie beide einig in der Bitterkeit. "Ohne uns", sagen Sie, "hätte es diese Sache mit der Heilsgeschichte gar nicht erst gegeben. Aber es wird einem wahrlich nichts gedankt."


Carmen Samson Berlin, - 21.04.00 at 23:48:01




1
Dunkle, schlichte Kleider. Sieben Tage ohne Streit, ohne Lippenstift, und ohne Schmuck. Die Stille Woche greift auf viel über. Acht Ringe, fünf Armbänder und eigentlich eine Kette.
2
Die aber läßt sich nicht ablegen. Ich rechtfertige die Entscheidung damit, daß ich einen Ehering schließlich auch nicht vom Finger ziehen würde. Die innere Stimme wird höhnisch. Fast höre ich ihr "Ha!" vorweg. Sie sagt dann aber nur, sie wolle lieber nicht nachfragen, worin sich denn ein Ehering und diese Halskette ähneln sollen. Dafür bin ich ihr dankbar.
3
Die Magnolie vor unserem Haus ist in dieser Woche aufgeblüht. Eine weiße Wolke, zwei Tage lang. Heute ist alles vorbei. Die von der Sonne plattgedrückten, braunen Schlieren waren einmal dicke, fleischige Blätter.
4
Dem, der mir die Kette schenkte, werde ich schreiben, daß eine alte Dame im blauen Wollmantel lange vor dem Baum stand, ihr Mittagsbrot aß, und mein Lächeln nicht verstehen wollte.


Carmen Samson Berlin, - 22.04.00 at 22:14:33