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pool #37 16.03.-22.03.2000
pool #36 / pool #38
"Seltsam: Zu allen Zeiten haben Freund und Feind zum selben Gott gebetet,
bevor sie sich die Schädel eingeschlagen haben! Menschheitsirrsinn - ohne
mich."
Udo Jürgens, "Unterm Smoking Gänsehaut".
Eckhart Nickel Heidelberg, - 16.03.00 at 11:12:03
Postwurfsendung der Deutschen Bank. Ein Werbeheft mit dem zünftigen Titel
"VorHaben". Und wer wird darin vorgestellt? Der Vice President der
Unternehmensberatung Athur D. Little. Und wie heißt der? Dr. Tom
Sommerlatte. WIE? Ja, tatsächlich, Dr. Tom Sommerlatte. Respekt. Und
wieviel Kinder hat er? Sowas steht doch nicht in so einem Bankheft, oder?
Oder? Natürlich steht es drin! ELF Kinder hat er. Elf.
Ich kann mir vorstellen, wie Dr. Sommerlatte spät abends im August vom
Unternehmensberaten nachhause kommt und ins Schlafzimmer hochruft "Was für
ein herrlicher Sommerabend, Schatz!", während seine Frau von Eisstürmen
über der sibirischen Steppe träumt.
Georg M. Oswald - 16.03.00 at 13:54:36
In der Parfümerie Frosch, später Vormittag. Draussen regnet es. Eine
Angestellte ist auf der Leiter mit dem Sortieren der obersten Reihe des
Linique-Regals beschäftigt. Frau Frosch schaut mich von unten an, und auf
meine immer wiederkehrende Frage nach Restbeständen des nunmehr seit einem
halben Jahr nicht mehr erhältlichen Parfums Jil Sander Man schüttelt sie
traurig den Kopf und meint: "Eine Tragödie, der Verkauf an Lancaster. Aber
es ist überall. Ach, wenn Sie wüßten, wie es erst bei Guerlain
aussieht...". Als dann auch noch der roll-on aus der grauen Linique-Serie
fehlt, packt sie mir folgende unriechbare Proben in die Tüte: "Sirène", von
Vicky Tiel, "Python", von Trussardi, "L' eau de Sonia Rykiel", ein
blaues
Plastik-T-Shirt, zu dem der Herrenduft "Rykiel homme" in einem lila
Plastik-T-Shirt verpackt ist und die "Happy Birthdays"-Dose mit
stop-sign-creme von Linique. Auf der Heimfahrt, im Radio, Madonnas "Living
in a material world". Als das Lied vorbei ist, hupe ich grundlos. Zu Hause
Kopfschmerzen nach der obligatorischen Duftkontrolle.
Eckhart Nickel Heidelberg, - 16.03.00 at 14:05:10
Eben habe ich eine sehr interessante Biographie gelesen, mit
bemerkenswerten Eckdaten. Lust auf ein Rätsel?
Geboren 1898 im heute so genannten Mozambique als viertes Kind
eines griechischen Vaters und einer libanesischen Mutter, verbrachte er
seine
Kindheit in Johannesburg.
Er starb im Bombenhagel eines Luftangriffs am 16. April 1941
Wer wars? Wers rät, dem geb ich auf der Poolloopparty ein Bier aus.
Warnung: ist schwer.
Heute habe ich auch - endlich - eine frühe deutsche Ausgabe
von Sandor Marai erstanden, 'Geist im Exil' - von 1959.
Im Klappentext steht:
"Sandor Marai gilt mit Recht als der bedeutendste lebende
Schriftsteller Ungarns."
Ja, so lang ist das doch nicht her. Den muß doch jeder Kritiker vom
Alter eines Reich-Ranicki damals gekannt haben.
Ich kapiere nicht, wie binnen dreier Jahrzehnte jemand so
völlig vergessen werden konnte. Das Bindeglied zwischen
Jünger und Borges - so sieht er sich selbst.
Beim ersten Blättern gleich ein erhellender Auszug:
"Die Post hat an eine befreundete Adresse die komplette Serie
meiner in Ungarn erschienenen und jetzt in der kommunistischen
Papiermühle zu Brei gemahlenen Bücher gebracht. Nach dem
Ausweis der Post habe ich bis jetzt in meinem Leben 27 Pfund
geschrieben; so viel wiegen meine Werke."
HelK m, - 16.03.00 at 14:19:35
Von fern sah ich in Offenburg am Perron einen Mann stehen. Ohne einander zu
kennen grüßten wir uns von weitem, respektvoll.
Eckhart Nickel Heidelberg, - 16.03.00 at 22:30:23
neu:
Kiloland
Japanische Alpen
Armani-Dichter
immobilienfähiger Mittelstand
autofreundliche Lyrik
Abb.: Detroit Booty
Andreas Neumeister - 17.03.00 at 00:22:03
12.Lg5
Georg M. Oswald - HelK - 17.03.00 at 10:51:24
"Dem Leben, dem eigenen und dem eines anderen, des geliebten oder einst
geliebten Menschen, eines Freundes, dem eigenen Seelenfrieden, und der
geistigen Gelassenheit, alldem sollte man mit Nachsicht begegnen; man
sollte sanft durchs Leben gehen, voller Zuwendung und Verständnis,
Freundlichkeit und Fürsorge. So, als legte man jemndem, den man liebt,
schützend die Hand auf den Kopf oder die Schulter, um ihn vor Schmerz zu
bewahren, mein Darling."
Janet Fianner an Natalia Danesi Murray, 31.5.1946
Und dazu dieses wunderbare Bild der beiden Damen in Rom, Anfang der
Fünfziger Jahre, an einer Ruinenecke aufgenommen. Beide sehen nach der
Seite weg, erstarrt in der majestätischen Pose einer stilvollendeten
Melancholie, in die sich bei Janet Fianner sogar noch verzweifelt
zusammengezogene Augenbrauen mischen. Sogar das Papier unter der
Schwarz-Weiß-Fotografie ist gelb.
Eckhart Nickel Heidelberg, - 18.03.00 at 00:25:00
alles neu
alles absolut
alles absolut neu
Abb.: Ornette Coleman - für A.K.
(seit 5 Uhr 45 wird zurückgefragt)
Andreas Neumeister - 19.03.00 at 01:58:11
Wenn die Musik vorbei ist, löschet das Licht.
EN HD, - 19.03.00 at 21:47:41
SOTSOG.
EN HD, - 20.03.00 at 11:25:26
Für GMO: c7-c6. Printemps.
EN HD, - 20.03.00 at 15:14:20
Na endlich,was fuer ein lahmer Computer. Er heisst KAC und steht in einem
Internet Cafe mit rotplueschigen Kindersesseln und man kann gruenen Absinth
an der Bar trinken. Ein Swing-Akkordeon jammert aus Endlosrille. Ich bin
auf Kur und Kur heisst jetzt Wellness und trinke lauwarmes
Mineralsalzwasser aus einer Schnabeltasse. Ein Parallel-Universum, nur
Koerper, Schwimmen, Sauna, Baeder, Massagen. Ich lese jeden Tag ein Buch,
Phosphor, Liebediener, Kaltbluetig, Theweleits Pocahontas, zusammen mit der
Koerperkur hebe ich dabei richtig ab, und gerade richtig fuer mein
Rentnerprogramm die Altherrenprosa von Houellebecq mit seinen weinerlichen
Helden, 40 u. 42 . Die Potenz laesst nach, das Leben ist vorbei, ein
Schatten liegt auf der Erde... Manchmalberuehrten sie sich und es war so
aussichtslos zum Herzerweichen...bla bla, bla. In 42 Tagen werde ich
Vierzig.
Lorenz Schroeter Karlovy Vary, Tsch., - 20.03.00 at 16:00:27
Na endlich,was fuer ein lahmer Computer. Er heisst KAC und steht in einem
Internet Cafe mit rotplueschigen Kindersesseln und man kann gruenen Absinth
an der Bar trinken. Ein Swing-Akkordeon jammert aus Endlosrille. Ich bin
auf Kur und Kur heisst jetzt Wellness und trinke lauwarmes
Mineralsalzwasser aus einer Schnabeltasse. Ein Parallel-Universum, nur
Koerper, Schwimmen, Sauna, Baeder, Massagen. Ich lese jeden Tag ein Buch,
Phosphor, Liebediener, Kaltbluetig, Theweleits Pocahontas, zusammen mit der
Koerperkur hebe ich dabei richtig ab, und gerade richtig fuer mein
Rentnerprogramm die Altherrenprosa von Houellebecq mit seinen weinerlichen
Helden, 40 u. 42. Die Potenz laesst nach, das Leben ist vorbei, ein
Schatten liegt auf der Erde... Manchmal beruehrten sie sich und es war so
aussichtslos zum Herzerweichen...bla bla, bla. In 42 Tagen werde ich 40.
Lorenz Schroeter Karlovy Vary, Tsch., - 20.03.00 at 16:03:26
Herr Kracht:Sie werden allerdingendst gebeten, Herrn Seidl in München
fernmündlich zu kontaktieren.
Andrian Kreye, Hotel Bavaria, - 20.03.00 at 16:44:01
zu wem helfen die Taxifahrer?
zu wem helfen die Sporttaucher?
zu wem helfen die Frauenbeauftragten?
zu wem helfen die Tierpfleger?
zu wem helfen die Beichtväter?
zu wem helfen die Stuttgarter?
zu wem helfen die Kranken?
zu wem helfen die Küchenhilfen?
zu wem helfen die Fensterputzer?
zu wem helfen die Schaffner?
zu wem helfen die Aufsichtsratsvorsitzenden?
zu wem helfen die Pädophilen?
zu wem helfen die Lyriker?
zu wem helfen die Angestellten?
zu wem helfen die Piloten?
zu wem helfen die Pflichtverteidiger?
zu wem helfen die Stadtgärtner?
zu wem helfen die Boxer?
zu wem helfen die Kindergartenkinder?
zu wem helfen die Imker?
zu wem helfen die Doppelagenten?
zu wem helfen die Töchter?
zu wem helfen die Sozialdemokraten?
Abb.: Material
Andreas Neumeister, Mjunik, - 21.03.00 at 00:55:52
AN ALLE DA DRAUSSEN!
McKINSEY IST IM HAUS!
UNTERSTÜTZEN SIE ROWOHLT!
KAUFEN SIE MEINE BÜCHER!
HelK m, - 21.03.00 at 11:53:45
Mein erster Text (sieben Jahre alt):
Eine unmögliche Geschichte
Als ich heute abend aufgestanden bin, saß in meinem Vogelkäfig ein toter
Bernhardiner und zwitscherte los. Als ich dann ins Schlafzimmer kam, floß
aus der Badewanne lila Honig. Auf der Leiter, die zum Keller hinauf führte,
traf ich meine Großmutter. Sie war ein Jahr alt.
Eckhart Nickel Heidelberg, - 21.03.00 at 20:44:22
Ein Intervieuw:
- Dann leben sie also in Bangkok, auf den Spuren von Alex Garland?
- So als Aussteigerpärchen? Auf der Suche nach dem richtigen Strand?
- Der Titel: the Buch, haben sie den gewählt, weil er so ähnlich klingt wie
the beach?
- Nein, nicht? Schade, ich hatte mir das gerade so schön zurechtgelegt.
Elke Naters - Berlin, - 22.03.00 at 10:13:43
INTERVIEW INTERVIEW INTERVIEW INTERVIEW!
Elke Naters - ebenda - 22.03.00 at 10:51:59
Am Sonntag, als die Skins den Regionalexpress zerlegten, am Sonntag habe
ich meine Kontaktlinsen verloren. Sofort Milchglaswelt. Die Fensterscheiben
waren so dreckig, es wäre nichts zu erkennen gewesen, da draussen. Vor der
Behindertentoilette hielten zwei Kinderfaschos eine Frau fest, rissen an
ihren Haaren. Sie strich sich immer wieder durch das Gesicht, so als läge
sie im Bett und die Haare störten Küsse. Ich konnte sie nicht erkennen, die
Strähnen, die da jetzt auf dem Boden lagen. Wie die Ungewissheit des
Monitors, wenn die Sonne blendet. War aber kein Internet. Keine
Klickklickwelt, in der es keine Vergangenheit gibt, nur den nächsten Klick,
die neue Seite. Nur Aufschlitzen, Rumbrüllen, Treten, Festhalten, nur
Bierdosen und die Leinen der Hunde, Metallketten dem Geräusch nach, ich
konnte nichts erkennen. Nie weiss jemand, wie er reagieren soll, ich wurde
zwischen zwei Fahrräder gedrängt, alles unscharf. Einer stand dann vor mir.
Kein Klick, keine Eingabe. Er roch nach feuchter Wohnung und drückte seine
Bierdose gegen meine Gürtelschnalle. Konnte ihn ansehen, sah ja nichts.
Dachte daran, nachts am Küchentisch zu sitzen und spielte mir den Blick des
Mannes mit den zwei Schiffen in die Augen. Weiss nicht, was er sah, sah ja
nichts. Links von mir das Display, das den nächsten Bahnhof ankündigte, die
Uhrzeit. Konnte nichts lesen. Er begann, mit der Bierdose immer wieder das
metallene C der Gürtelschnalle nachzufahren. Dachte daran, alleine in der
Mensa zu sitzen, an den weissen, mit Kugelschreiber bekritzelten
Plastiktischdecken, jemand fegt, Töpfe werden ausgespült, plötzlich geht
das Radio an, nie gehört in der Mensa, es läuft Madonna und ich singe in
den Spinat. Er nahm einen Schluck, spuckte das Bier auf den Boden, traf
mich nicht, wie auch, ich sah ihn nicht. Schliessen, dachte ich,
schliessen. Schliessen, nicht klick. Er ging dann einfach weg. Kein Wort.
Die Gürtelschnalle war heiss. Auf dem Bahnhof standen die Polizisten. Ich,
Zeuge, habe nichts gesehen.
Kathrin Glosch, Halle, - 22.03.00 at 16:10:05
WHITE SPACE
Salzscharfe Augenblicke formen die Kristalle unserer Poesie
38 - 50 Regular
38 - 44 Short
40 - 50 Long
tom kummer los angeles, - 22.03.00 at 17:52:48
Caffè Kimbo. Das Rot und das Weiß.
Burberrys. Das Muster.
Velours. Das Material.
Saab. Das Auto.
Kurz. Das Haar.
20,9°. Celsius.
Eckhart Nickel Printemps, - 22.03.00 at 22:45:16