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pool #22 08.11.-14.11.1999

pool #21 / pool #23


Ich bin nicht nur für Auseinandersetzungen, sondern auch für Auseinandersetzungen, aus denen man nichts lernt. Zweitere gibt es nämlich gar nicht. Im schlechtesten Fall lernt der schlecht Argumentierende (Beileidigende, Wütende, Wie-irre-Hinhiebende, VERLETZENDE), wie er das nächste Mal besser argumentiert, also so hinlangt, dass der zu Treffende den Schmerz nicht mehr als solchen spürt: gleich platt; erledigt; erlöst; Gong; Schluss; K.O. Wer will jetzt Ärger mit mir? Es braucht sich niemand hinten anstellen, es können sich alle immer sofort ihre Wäsche abholen. (Große Prol-Drohung, diesmal aus einer Fußgängerzone der Stadt Köln: Ein Super-Schweineprol, Dauerwelle, Hackennase, Bierranzen über der Jeans, mit Hosenträgern, hält einem armen Lall-Spast-Deppen die Faust untere die Nase und fragt, durchaus freundlich, durchaus lächelnd, aber natürlich auch ready, ES zu geben: "Willste mal rieschen?". Deshalb: WÄSCHE. Das war immer mein Vorstellung von einer wirklich schönen, guten, unterhaltsamen Auseinandersetzung. Am Ende fühlen sich alle wie frisch gebadet.). Derweil, während der Sieger schreit, die Fäuste hebt, gefeiert wird fürs Gewinnen, die ganze lächerliche Sieger-Zermonie annehmen, das durchstehen muss, stellt sich beim Unterlegenen die seelige Ruhe des Ausgenockten ein: nicht mehr von dieser Welt. Eine ganz andere Sorte Frieden; die kennt der Sieger nicht. Freu dich ruhig, dummer Sieger, ich bin schon längst woanders, weit weg, da oben, im Himmel, wo sich die Sternchen drehen. Das Grossglück des Treffend-Argumentierers - die Vollendung!, sicher eine Form von Alters-Weisheit, auf die man sich bitte wie irre freuen soll - ist dann natürlich gleich ganz auf Argumenten zu verzichten. Lieber gleich voll unter die Gürtellinie hieben: Beleidigung. Entschuldigung, aber so oft, ganz, ganz oft, ist es eben: einfach das. Haha. Harhar. Och. Sie sind beleidigt? Das, Sie, meine Lieber, das tut mir aber leid. Wollte ich wirklich nicht. Hehe. Wer beleidigt ist, hat Unrecht. Immer. Hahaha. So einfach.
Toll gelaunt in einer irre bitteren Zeit (private Gründe, meine Herrschaften, ganz prrrrrivate Gründe, die gehören hier nicht hin), grüßt vor allem den großen, gleichzeitig so NETTEN Herrn Benjamin Lebert), Hochachtungsvoll,


Moritz von Uslar, München - 08.11.99 at 01:58:44




1.
Was soll man aber schon dazu sagen, Björn Kuhligk? Da gibt es die Frage, wie die Herausgeber von Pool mit den Texten darin verfahren sollen, wenn Dritte an sie herantreten. Im Grundsatz wurde sie ja längst geklärt. Die Rechte liegen bei den Autoren. Deshalb ist die Geschichte um das eBook nur noch eine Marginalie. Ein formale Nachlässigkeit der Herausgeber, die umso weniger beachtlich ist, als sie sich keinerlei persönlichen Vorteil verschafft haben, sondern für Pool werben wollten. Die Sache wäre, wie Du sagst, mit einer eMail zu klären gewesen. Stattdessen aber: Ralf Bönt gibt den Michael Kohlhaas. Keine Ahnung, woher Dein Text kommt, Ralf. Prinzipienreiterei? Rechthaberei? Verletzte Eitelkeit? Wie gesagt, keine Ahnung.
Und so erklärt sich auch das Schweigen der Poolster. Was soll man schon dazu sagen, wenn einer plötzlich ausrastet? Der angebliche Anlass gibt das nicht her.
Ein Gast findet eine Fliege in der Suppe, rollt mit den Augen und liegt wenige Sekunden später brüllend und mit Schaum vor dem Mund am Boden des Lokals. Die anderen Gäste sehen weg, erst peinlich berührt, dann, als er nicht aufhört, verärgert.
2.
Es lässt darauf schließen, Fräulein Aspera, wie sie Ihre Arbeit als Journalistin einschätzen, wenn sie glauben, plötzlich würde die Sache "ehrlich", weil es nicht mehr um Text gehe. Es geht immer und ausschließlich um Text. In diesem Fall um zuviel Text.


Georg M. Oswald - 08.11.99 at 09:31:35




Meine Meinung zu Rocket-book:
Andrian hat alles gesagt. Den Rest beim Bier.
Ein Grund, warum ich mich nicht aufrege: ich weiss gar nicht, was ein Rocket-Buch ist.
Deshalb weiter im Text. Write on.
(aber lustig ist der plötzlich aufsteigende Achselgeruch schon)

Woher
so frage ich mich
kommt die Vorliebe
für halbe Zeilen?


Schröter berlin, D-Land - 08.11.99 at 10:37:26





Auf der Maaßenstraße, am späten Nachmittag, es wurde gerade dunkel, ging ich nachhause.
Plötzlich rief jemand leise, überrascht, freudig, fragend - ELKE.
Ich blieb stehen und sah mich um und da stand Cord vor mir; was ungewöhnlich ist, weil er ganz woanders wohnt.
So eine Freude. Er freut sich, ich freu mich und dann gehen wir wieder gut gelaunt auseinander, jeder seiner Wege.
Mir hängt noch das ELKE im Ohr. So wie Cord es ausgesprochen hatte, wie ich meinen Namen erkannt habe, und damit Cord.
Und zum ersten Mal konnte ich meinen Namen leiden. So kurz, so weich, so einfach. Gibt nicht vor, etwas anderes zu sein als: Ich.


Elke Naters - 08.11.99 at 13:59:30






schlichte Gedichte
ein neuer Trend
in dunkler, stiller Zeit?
scheußlich, eklig, abzulehnen?
ach: wieso? wieso denn nicht?

und so brutal viel lichter
und leichter als Luft
waren die vorletzten
lichten Gedichte letztlich
schließlich und endlich: auch nicht

BIBLIOTECA UNIVERSALE SACRO-PROFANA XLV

Montag, 8. November 1999, Berlin


Rainald Goetz - 08.11.99 at 16:58:03






PRIVATE PROPERTY CREATES CRIME



Eva Munz Bangkok, Thailand - 08.11.99 at 17:40:13




It was a day like today, really warm, when everybody is out of doors, happy to be lying around. Eva had something going. A little project that involved making posters for concerts that would never happen, and record sleeves for records that never existed. She had got up around six am. Sprung out of bed as if the thought of sleep scared her. The sun was coming directly against the wall just beside her bed. There was a picture of Echo and The Bunnymen. There was the rustle of wind through new leaves through the slightly open window. It was very quiet apart from that.

She didn´t wonder what would happen today. She was going to make things happen. She felt like her enthusiasm would rip her heart out of her chest.She worked herself up into a state of excitement. The possibilities of the day were endless. She was nineteen and limber, and the sun sparkled through her tea as it splashed into the cup.


Christian Kracht Vientiane, Laos - 08.11.99 at 17:54:35




Die Zähne: Sind keine echten Zähne.
Heute standen wir davor. Der Regen hat das Blut weggewaschen,
jemand hat die Leiter weggeräumt. Die Zähne lagen weiß und sauber vor uns.
Zwei Schneidezähne an einem Stück rosa Zahnfleisch aus Plastik.


Elke Naters - 08.11.99 at 18:41:41




Heute am Frankfurter Flughafen, Lufthansa Europa Terminal. Am Tisch des Imbißstübchens Daniel "El Gallo" Ortega, Held der Revolution, siegreicher Führer der Sandinisten, ehemaliger Präsident von Nicaragua beim Kaffee.Während des Wahlkampfes 1990 stand er mit rotem Halstuch und Cowboystiefeln auf Lastwagenpritschen und predigte: "El Yankie no tiene una alma." Hat nichts genutzt die Warnung, aber er scheint sich von der Tatsache, daß er nun zum Transitpassagier der sozialistischen Internationale degradiert wurde nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. War sicher nach Paris unterwegs, da treffen sich dieser Tage all die wackeren von Damals.

Keine Bange, normalerweise bin auch ich ein erbitterter Gegner von Guerrillaromantik.


Andrian Kreye Frankfurt, - 08.11.99 at 19:22:21




P.S.: Morgen, Di 9.11. um 19:30, Städtische Galerie im Rathauspark Gladbeck in der Reihe "Metropolis": Denis Scheck moderiert Andrian Kreye.
Übermorgen 19:30 in Gelsenkirchen: Andrian Kreye moderiert Lynn Tillmann.


Andrian Kreye Frankfurt, - 08.11.99 at 20:26:14




Henry's Dream und das Ende der Wüsten: Ein Riss im Boden, das Werk von "Hektor", so nannten sie hier ein Zittern der Stärke 7.2. Wir blicken unter die Erde, meditieren. Henry ruft "bye-bye" und "harhar", oder aehnlich. Sein Mund hat die Farbe von Blut.
Später: I-10. Zurück ins Zentrum der Dinge. Pool-Diskurs mit Blick auf die Spurenmarkierung. Böse, kleine, bürokratische Bienen schwirren plötzlich um mein Hirn, unternehmen Kamikazeangriffe. Blut sickert durch. Verbandstoff by RALPH.
Nahe Pomona: Der Panoramablick wird wieder Grundlage präziser Wahrnehmung. Das Wesentliche kehrt zurück: Die Abwesenheit der Dimension Zeit. Pool of L.A. präsentiert ein taktiles System von Zeichen und Signalen, Werbeplakate und 16732 registrierten Pudel.
Freitag, happy at home und loop in l.a. Belle de Jour: Suse! Sehr lecker. Komm bald wieder. loop ueberhaupt: Monster, Heilige und Giganten. we love you....


tom kummer los angeles, usa - 08.11.99 at 22:06:02





Ein liebes Gedicht

Ich werde-
heute Nacht bei Dir
bei Dir liegen-
Ich werde wachen-
Du kannst schlafen,
und mach' Dir keine
Sorgen-
ich bin hier und
passe auf Dich auf.


Benjamin Lebert München, Deutschland - 09.11.99 at 14:06:26






im Schutz der Dunkelheit
rücken Volkspolizeitruppen
mit schwerem Räumgerät an,
Polizeiketten werden umlaufen,
da hilft auch der Ruf
keine Gewalt nichts mehr,
es gibt zahlreiche Verletzte,
doch zum Einsatz des äußersten Mittels,
von Schusswaffen, kommt es nicht

wozu noch ein Pass?
die Freiheit braucht keine Papiere,
der diensthabende Stasioffizier
ruft seinen Vorgesetzten an und bittet,
die Kontrollen einstellen zu dürfen

sie öffnen den Schlagbaum,
sie öffnen eine Schleuße,
es ist der Moment,
in dem die DDR zerbricht,
und nicht nur sie,
der das wirkliche Ende
des zweiten Weltkriegs markiert

kaum einer, der das
in dieser Nacht nicht spürt

olé, olé, olé olé olé

der Morgen danach
Freitag, 10. November 1989
ein Zurück zur geschlossenen Gesellschaft
gibt es nicht mehr, die: ist Geschichte

und dafür sage ich hier: Dank!
Dank! und nocheinmal: Dank!
Noch wehen Hammer und Sichel
über dem Brandenburger Tor, es regnet,
DDR-Ministerpräsident Hans Modrow
versucht sich an einer Schlussbilanz

Ende einer Herbstgeschichte
die Mauer ist gefallen
es beginnen die Probleme

zunächst die legendären Bilder von damals
und es fällt: kein einziger Schuss

BERLINER REVOLUTION

Dienstag, 9.11.1999, Berlin


Rainald Goetz - 09.11.99 at 19:03:22




1
Sie hatte über die Jahre eigene Regeln für den Umgang mit Geliebten entwickelt. Zunächst galten sie nur für die verheirateten. Sie wandte sie aber bald auf alle an. Das erleichterte die Dinge.
2
Keine Liebesgeständnisse. Die größte Freundlichkeit, die sie sich und den anderen erweisen konnte, war es, die Zeile "Ich liebe dich" zu überspringen.
Es ging um nichts. Krolow war nichts hinzuzufügen. Liebe hatte mit alledem nichts zu tun.
3
Die Mauer bröckelte, als sie bei ihm Trost suchte. Nach einem Abschied. Als sie merkte, daß das leise Äther-Echo "Schön, dich zu hören" ihre eigene Stimme wiedergab, legte sie rasch unter einem Vorwand auf. "Ich laß dich jetzt."
4
Sie spürte Turnschuhe auf ihrem Scheitel. Tanzend.


Carmen Samson Berlin, - 10.11.99 at 01:32:07




Ich gehe nachts um drei ins Bett und bekomme, obwohl ich sterbensmüde bin, einen Lachanfall, weil ich denke: King Kamehamehah! Ich versuche ihn mir vorzustellen, als ich einschlafe - mit Baströckchen und Knochen im Haar? Nah! Ich wache am nächsten Morgen auf und mein erster Gedanke heißt: King Kamehamehah. Ich singe es in der Badewanne, ich bestaune den Klang dieses Wortes, Kamehamehah, das umso schöner wird, je öfter man es wiederholt, Kamehamehah, Kamehamehah, Kamehamehah, und es erlaubt die unterschiedlichsten Variationen und Modulationen der Aussprache. Auch in Gegenwart anderer summe ich vor mich hin, King Kamehamehah, Kamehamehah, Kamehamehah, Kamehamehah. Wer war, was ist, wieso heißt wie er heißt: King Kamehamehah?


Georg M. Oswald - 10.11.99 at 09:46:31




Für R.

Nicht ärgern will ich Dich
noch lachen
Sonst nichts?
Wundern, ja nur wundern


Lorenz Schröter Berlin, - 10.11.99 at 10:58:26





Offener Brief an alle

Glaubt nicht,
zu wissen,
was ich sagen
werde, bevor
ich es sage,
was ich fühle,
wenn ich zum Beispiel
die Tür
hinter mir schließe,
verborgen bleibe


denn: Ihr kennt mich nicht!

Glaubt nicht,
Dinge in meinem
Interesse zu machen,
ohne, daß Ihr auch nur
eine leiseste Ahnung
davon habt,
was mein Interesse
ist, redet nicht
über mich


denn: Ihr kennt mich nicht!

Glaubt nicht,
für mich zu sprechen
oder antworten zu
müssen, denn
Ihr wißt nicht,
wonach mir ist,
welche Worte ich
wähle, welche nicht


denn: Ihr kennt mich nicht!

Glaubt nicht
vorauszusehen,
was ich tun werde,
was mit mir passiert,
auf welche Bahnen ich
gerate, wann mein Herz
voll Trauer, wann voll
Freude ist


denn: Ihr kennt mich nicht!

Kennt
Mich
Nicht!


Benjamin Lebert München, Deutschland - 10.11.99 at 14:09:37




Übg.2
(in Arbeit)


Anke Stelling Leipzig, - 10.11.99 at 15:34:40




Übg.2
(in Arbeit)


Anke Stelling Leipzig, - 10.11.99 at 15:35:13





Tod: sagt die Schrift
Lüge: das Leben
Und: jede Stimme
Dann: die Erzählung

in echt lief ich
die Kameruner runter
und dachte angenehmes
wirres Zeug über -

Knochen, Ägypten, Stein
wir und die Toten, Ruin -
und atmete begeistert
den kalten, fauligen, nächtlichen

Herbstmodergeruch ein -
die systemfinale Kaputtheit
dieser Art Taten: Wort, Satz, Gedanke
und der Name dafür lautet: Lust

FOREVER KRANK

Mittwoch, 10.11.1999, Berlin


Rainald Goetz - 10.11.99 at 16:56:42




Ja, eiseisbaby, so ist es.
Es ist genau, wie Du es sagst.


Stefan Beuse Steinhaus, Provence - 11.11.99 at 12:10:40




Auf der Party

Guten Abend.
Mein Name ist Recheldorf.
Ich bin Journalist.
Ich habe den Kisch-Preis gewonnen.
Und den Joseph-Roth Preis.
Ich arbeite für den Spiegel.
Bin Resortleiter.
Guten Abend!

und das ist

Herr Schwinkendorf.
Er ist Schauspieler.
Ein sehr guter übrigens.
Er hat den bayrischen Filmpreis gewonnen.
Hat viel Kohle, sagt man.
Und ein Verhältnis mit dieser...
Sie wissen schon...
Sie wissen schon...
Guten Abend!

und das ist

Frau Kustermann.
Sie hat diesen Roman geschrieben.
Gelsen?
Über 300 000mal verkauft.
Sie hat den aspekte-Literaturpreis erhalten.
Vor einem Jahr.
Arbeitet an ihrem zweiten Roman.
Kommt nächstes Jahr.
Soll ein Renner werden.
Hab' ich gehört.
Guten Abend!

und das ist

Herr Krausevki.
Er hat dieses Lokal dort unten.
In Schwabing.
Viele Stars verkehren dort.
Preise fragen sie?
Aber nein!
Als Koch und Eigentümer eines Lokals
erhält man doch keine Preise.
Aber in Talkshows ist er oft.
Plaudert über die Stars.
Guten Abend!

und das ist

Halt!
Ich muß mich bremsen.
Bitte vielmals um Entschuldigung.
Es tut mir leid, daß ich so viel
über die anderen Leute geredet habe.
Sprechen wir doch ein
wenig über Sie.

Wer waren Sie nochmal?


Benjamin Lebert München, Deutschland - 11.11.99 at 13:56:32





die Ordnung des Texts
seine Augen, sein Wind

wie die Seiten sagen: ich bins
so schaut es hier aus
mit oder ohne Geflatter
im Block oder pünktlich
geordnet, beziffert, panisch vertrackt
oder: ganz ruhig, ganz ruhig

bedrucktes Papier
Schönheit hoch zehn
beteiligt zu sein
an dieser Art Dingen

sensationell und jedesmal neu
wenn es wieder passiert:
einer macht ein Buch auf, Wahnsinn
er kuckt, staunt und freut sich
er findet was doof und wird wütend
er lacht auf und nickt

Erkenntnis:
heißt unser Geschäft

KRANK

Donnerstag, 11.11.99, Berlin


Rainald Goetz - 11.11.99 at 16:46:58




1
Bloß keinen Knutschfleck. Gar Bißspuren oder Kratzer auf dem Rücken. Die Kleider noch beim hastigsten Ausziehen sorgsam zu separaten Haufen geschichtet. Dabei legte sie vor seinen Besuchen ohnehin kein Parfüm an.
2
Als Geschenk zu Weihnachten wäre bestenfalls ein Buch möglich. Ohne Widmung, verstand sich.
3
Langsam hatte sie sich auch an die Abschiede gewöhnt. Während der zehn Tage bis zu seinem nächsten Besuch polierte sie die Erinnerungen minutenweise auf.


Carmen Samson Berlin, - 11.11.99 at 22:36:05




Volle Bude Gladbeck, großer Spaß. Denis Scheck moderiert. Sehr elegant in Zwirn und Wortwahl. Wären wir ein wenig jünger, hätten wir Basketball gespielt. Ich ertappe mich beim Referieren von Normalitäten aus dem transkontinentalen Alltag, die die Zuhörerschaft dezent verstören. War nicht so gemeint....

Mitten im Pott Hotelservice mit Herz: ein Bade-Entchen am Wannenrand.

Das Mädchen auf MTV: "Und so wird aus dem Reggae unserer Eltern doch noch ein brauchbarer Hit." Pass' mal auf.....

Andrian Kreye
Essen 9/11/99

Lynne Tillman liest im Gelsenkirchener Schloß. Kultivierter Downtownzorn wird auf leicht geriatrisches Kulturpublikum losgelassen. In Robert Siegle's "Suburban Ambush" hat er sie als feministische Ethnologin beschrieben. In ihrem neuen Roman benutzt sie Witze als Oral History der Straße. Zunächst ist das Lachen im Saal etwas verstört...

"Three men - a black, a WASP and a Jew - were walking along the street. One kicked a can and a genie appeared. The genie said, I can take you back to where you and your people came from. The black man said, You can take me and all my people to Africa? the genie said yes. Do it, the black man said and he disappeared. The Jewish man asked, You can take me and all the Jews in the world to Israel? Yes, the genie said. Do it, the Jew said, and he disappeared. Then the genie turned to the WASP. The WASP said, I'll have a Diet Coke."

Erst als wir gemeinsam eine Tirade gegen Landleben und Vorstadtidyllen halten gibt es Applaus.

"A man who lived in New York City couldn't stand it anymore. So he moved to Montana. His closest neighbor was ten miles away. The first month was great - he didn't see anyone. It was quiet. After three months he started to get restless. After six months he was so bored, he thought about moving back to the city. A neighbor called. He invited him to a party. The neighbor said, get ready for a lot of drinking, fighting, and fucking. Great, the man said. Who'll be there? You and me, the neighbor said."

***

Vierzig Minuten und vier Autobahnen später - Köln, Helge, Regina, Heinz. Der erste Kölner Passant, den ich nach dem Dos Equis frage, meint: Kennen Sie Helge Malchow? Dann müssen Sie hier hinein." Schon beeindruckend.
No degrees of separation - Heinz kennt Stefan aus Berlin, Wolfgang aus Cavaso, Thomas aus Essen. Bestens.
Herr Bömmels wird nach seiner Rechnung am 11.11.11 sechzig Jahre alt. "Ein Ziel", wie er sagt.

Andrian Kreye
Jokes by Lynn Tillman, "No Lease On Life" ("Die Mieterin")
Köln 11/11/99

Lieber Georg,

King Kameahmeah war einstmals der Bismarck von Hawaii, der all die verstreuten Pazifikinseln zu einer Nation vereinte. Sein Großneffe sollte später zu Ruhm gelangen, weil er in Waikiki den von den Missionaren als heidnische Müßiggängerei verteufelten Brauch des Wellenreitens wieder hoffähig machte. In der Serie "Magnum" gab es dann einen King Kamehameha Club, auf den sich gleichnamiger in Frankfurt bezieht.

Bahnhof. "Haben Sie ,Tristesse Royale'?"Buchhändler: "Wo steht denn das?" Buchhändlerin: "Bei den Kinderbüchern." Buchhändler: "Ach ja. Stimmt."

Andrian Kreye
Frankfurt 12/11/99


Andrian - 12.11.99 at 13:07:07




Und, verzeih' lieber Georg, man schreibt ihn King Kamehameha. Mein Fehler.


Andrian - 12.11.99 at 13:09:41






ha, mehr Licht
Baden-Baden: ich reise
auf den Spuren von Kapielski
gegenüber wohnt Herr Thomas Mann

eine Walmdachvilla, Winkel, Maße
wie von Goethe selbst
erdacht, erbaut, besungen
die Hügel, die Ferne, die Bäume, der Tann
so wurde es Morgen, heute, kein Witz

gestern im Leos, 21 Uhr 45:
man sitzt in netter kleiner Runde
angenehmes Plaudern, Frau Löffler
wird besprochen kurz: Karriere, Weg
das rundum elfenhafte Naturell der Frau

links neben mir schreit
SCHREIT mir eine andere ins Ohr
die sich Frau Gabriele Riedle nennt, kreischend
ich glaube, die Vokale dieses Namens
haben - aber ach, jedoch:

hier brech ich lieber ab
genauere Beleidigungen morgen
aus der Ferne und wie immer
abzuholen unter -

KRANK

ich könnt natürlich auch ganz anders
enden: herrliches Wetter übrigens hier, in Baden-Baden

Freitag, 12.11.1999, Steigenberger Hotels, Badischer Hof, Zimmer 439


Rainald Goetz, Baden-Baden, - 12.11.99 at 14:28:38




1.
Danke, lieber Andrian, ich wußte doch, daß King Kamehameha ein Spitzentyp gewesen sein muß. Magnum habe ich allerdings nie genau genug geguckt, um solche Details mitzubekommen. So sehr ich Higgins mochte - zwischen Magnum und mir war immer der SCHNAUZBART von Tom Selleck.
2.
Vorgestern am Sozialgericht: Eine dreißigjährige Frau - ich sitze hinter ihr und kann ihr Gesicht nicht sehen - seit vier Jahren arbeitslos, hat eine Sperrzeit bekommen, weil sie sich für einen Job, den sie vom Arbeitsamt vermittelt bekommen hat, nicht ernsthaft genug beworben hat. Die Chefin des Unternehmens sagt als Zeugin aus. Es stellt sich heraus, daß sie die Bewerberin nicht hübsch genug fand, schließlich sollte sie "im Eingangsbereich" tätig werden. Die Chefin, eine fesche Dame, Modell "Golfclub Tegernsee", diskutiert mit dem Richter, einem rotköpfigen, gemütlichen Bayer mit SCHNAUZBART, über das Aussehen der Arbeitssuchenden. Schnell sind sie sich einig: Wie auch immer einen die Natur ausgestattet haben mag, man könne ja doch jedenfalls wenigstens ein bissel was aus sich machen. Die Sperzeit bleibt aufrechterhalten. Die junge Frau steht auf, jetzt sehe ich ihr Gesicht: Sie sieht - verstört aus. Man hat sich vor Gericht über ihr Aussehen unterhalten. Man hat sie entblößt. Alles mögliche hat sie erwartet, aber das nicht.
3.
Lothar Matthäus sagt, ihm persönlich sei der Weltrekord - 143 Länderspiele - egal, aber die Deutschen könnten froh sein, einen Spieler mit so vielen Länderspielen zu haben. Kann einem vor Freude ein SCHNAUZBART wachsen?


Georg M. Oswald - 12.11.99 at 21:35:59





sie öffnete
und - ihr Gemahl
stand vor ihr

doch lässt: die Gegenwart
ihr ungeheures Recht
sich so nicht rauben

Schattenparker
Fellkontrolle
Schafhandtasche

sie warf sich auf den Sofa
und überließ sich ganz ihrem Schmerz

KRANK

we put the needle to the record
you put the hands up in the air

Samstag, 13.11.1999, Berlin


Rainald Goetz - 13.11.99 at 16:38:33





Ea ist ungefaehr fuenf Jahre her, dass ich Yoshihito das letzte Mal gesehen habe. Damals muss er anfang vierzig gewesen sein und ich hielt ihn wieder, wie jedesmal wenn wir uns trafen, fuer einen Teenager. Einen japanischen Teenager damals, alterslos, den kopf kahlrasiert und eine getoente Brille auf der Nase auch im Dunkel in Colombo. Das war 1995. Diesmal ist es ganz anders gewesen.
Ich bin in Krabi auf einen Felsen gestiegen, an rotem Tennisplatz-Matsch bin ich ausgerutscht und als ich oben angekommen bin, ist ein Japaner in laessigen Tropenshorts auf mich zugekommen.
Er: Hi, Ihva!
Ich war verstoert und hielt ihn fuer einen Thai, kurz zumindest.
Er: You're still wearing Patricks!
Die Haut hing ihm in Fetzen im Gesicht, er hatte schlimmste Verbrennungen von der Sonne. Seine Haare waren jetzt halblang, gebleicht von der Sonne und zwischen den Hautfetzen am Kinn hingen einige Barthaare.
Ich: Yoshi!?
Ich fluesterte, denn irgendwie habe ich gedacht, dass wir selbst dort oben in dieser albernen Hippie-Einsamkeit ueberwacht wuerden.
Er: Shut up, don't be silly Ihvah!
Ich konnte es nicht fassen. Er sah natuerlich wahnsinnig cool aus und es hat mich schon in dem Augenblick geschmerzt ihn so wiederzusehen, weil ich wusste, dass er jetzt gleich wieder weg sein wuerde.
Ich: Yoshi, you look terrible!
Er: I was never into plastic surgery, you know that.
Ihva, you look terrific though, really cool!
Ich sah bestimmt grauenhaft aus, ueberall dieser schlimme rote Schlamm. Er hat mir dann ein Photo gegeben, auf dem wir beide abgebildet waren. Ihn kann man eigentlich gar nicht sehen, weil er genau vor der Sonne steht und zu weit weg von dem Blitz. Mein Gesicht dagegen ist ganz weiss vom Blitz mit schwarzen Mickey-Mouse-Augen. Ich kenne das Photo natuerlich sehr gut, denn ich habe selbst einen Abzug davon.
Er: You can have it.
Ich nahm das Photo natuerlich, aber es macht mich auch unendlich traurig, dass er das Photo extra mitgenommen hat. Obwohl er wissen musste, dass ich auch einen Abzug davon besass. Ich hatte gar nichts bei mir und so habe ich ihm einfach meinen Surfer-Hut aus Stroh von Quicksilver aufgesetzt.
Dann ist er gesprungen, es muessen so fuenfzehn bis zwanzig Meter gewesen sein in die Tiefe. Der Hut ist natuerlich oben geschwommen, aber Yoshi habe ich nie auftauchen sehen.



.


Eva Munz Krabi, Thailand - 13.11.99 at 16:46:41






a.d. b., - 13.11.99 at 17:15:26





ERWÜRGT

ERHÄNGT

ERSCHLAGEN

ERSCHOSSEN

ERSTOCHEN

ERTRÄNKT

ERSTICKT

ERDRÜCKT


Elke Naters - 13.11.99 at 18:04:56


 


Ursula Döbereiner berlin, - 13.11.99 at 18:36:05




IT S A SMALL WORLD, BUT NOT IF YOU HAVE TO CLEAN IT
Back to the real thing/Back to My Dear Little Giant: TV auf Grossleinwand. Sender UNIVISON zeigt das tragisch-komische Drama "Abismos de Pasión": Mexikanische Fussballmeisterschaft, Klassiker zwischen Chivas und Cruz Azul. Taktik: Suvbersion und System. Kamera: Fahrt durchs Leben mit Geburt, Liebesakt, Tod. In der 67. Minute beisst Chivas Libero Paloma dem Cruz-Azul-Linksaussen Latorre in die Brust. Was soll das? Obsesssion des Fleisches nach Befreiung? Besessenheit und Liebewut im Strafraum? Gran Casino? Subida al Cielo? El Rio y la muerte?
Keine Ahnung. Ich will mich ja nicht aufregen. Nur eines weiss ich: Seit Jahrzehnten bewundert Mexiko den Deutschen Fussball, klar, was sonst. Schliesslich gilt für Mexfans: La Ilusion viaja con Beckenbauer, Breitner, Sepp and Schwarzenbeck. Das Resultat: Mit Bierwerbung zugepflasterte Stadien, Trainer sitzen in alten Adidasanzügen auf echten Holzbänken, und Verteidiger zelebrieren das deutsche Edelmetal: die Grätsche. Oder auch das: Torschütze offenbart unter seinem Vereinshemd weisses T-Shirt auf dem Zwillinge abgedruckt sind. Baby, links, fehlt ein Ohr, angeblich wegen Bayer-Medikamenten. Ole, ole ,ole ,ole.....
Der Rasenkrieg geht tiefer: Mexikanische Fussballer kennzeichnet - trotz Beckenbauers siebentägiger Entwicklungshilfe in den 80er Jahren, den Spendeaufrufen von Jupp Derwall und dem real-meat-projekt von Dr Cramer - eine unbedingte Bedingungslosigkeit, die bis über die Zerstörung anderer zur Selbstzerstörung reichende Rigorosität ihrer - im Sinne eines gesellschaftlichen Equilibres: falschen - Existenz.
Vergangenes Wochenende: Achtzehn rote Karten, ein Beinbruch, zwei Nasenbeinbrüche, vier Bänderrisse, zwei Spielabrüche, ein Stadionbrand und nur fünf Tore. Was soll das?
Die Mehrheit der Besessenen und Getriebenen sind schwarzhaarig, sehnsüchtig, indianischer Abstammung, unterbezahlt. Sie treiben ihre Mannschaftskameraden und sich ins Verderben, und auf diese oder jene Weise bleibt ihnen die endgültige Niederlage und das Scheitern nicht erspart.
Doch die wahrhaft Besessenen des mexikanischen Fussballs sind die Trainer. Wenn man sie fragt, wer ihre Vorbilder sind, nennen sie noch heute deutsche Brandnames wie Puma, Pumpe, Vogts, Hiterl, Hitzfeld oder Stielike. Dabei sind die Herrentrainer im alten Pumadress oder die Vereinspräsidente im Aldo-Conti-Anzug längst zu Derivate eines wertezerstörenden Surrealismus geworden, und weiter: eines katholischen bis in Mark geprägten Anspruchs auf absolute Geltung, denn sie alle halten sich und ihre Bessessenheit für alleinseligmachend.
Es gibt keine Hoffnung für Mexiko. Nicht den Schatten der Möglichkeit einer Versöhnung zwischen Präsidenten, Trainer und Spieler. Warum? Weil sie im melodramatischen Untergang den Gipfel ihrer Selbstverwirklichung finden. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass superjunge Stürmerstars wie Alejandro oder Francisco aus Angst und Erschöpfung im Zickzackkurs über den Rasen des Aztekenstadions rennen, nur weil es die Vereinsleitung zum tragisch-komischen Grinsen animieren soll.
Auf die Frage, wieso er seine verwirrten Spieler nicht ausgewechselt habe, antwortet der Cruz-Azul-Trainer nach Spielschluss: "Es hat wirklich nichts zu bedeuten".
Und jetzt ab in den Cinemadom: Pokémon


tom kummer los angeles, america - 13.11.99 at 18:51:53






a.dorn berlin, - 13.11.99 at 19:31:27




Der verzweifelte Versuch, etwas vom Tag festzuhalten, er überfällt uns auswegloser in diesen Tagen. Das erste schleichende, nicht plötzlich hereinbrechende Tief schiebt unmerklich am Nachmittag den unendlich fern scheinenden hellblauen Mittagshimmel weg und überzieht die Dämmerung mit grauen Schleierwolken, die das Abendrot milchig verschwimmen lassen. Schneehimmel.
An der Wand hängt das Blatt, das ich noch vor wenigen Tagen feucht zum Zimmer hineingeweht bekam. Es hat sich stark verändert. Eingerollt verbirgt es die einst tiefe Farbenpracht im Innern. Ein Blick hinein jedoch zeigt mir: Brüchig geworden verblasst die Frische. Hätte ich es in ein Buch gepresst, es hätte nichts geholfen. Vielleicht hätte ich es vergessen und irgendwann gefunden. Aber dann, so bin ich mir sicher, hätte es mir den Moment in Erinnerung gerufen, als ich morgens in die kalte Bibliothek kam und glücklich war. Glücklich über diese unglaubliche Schönheit, wie Wangen nach einem Spaziergang durch einen kalten und diesigen Nachmittag. So hängt es einfach nur traurig an der Wand, ein nutzloses Zeichen für den Verfall.

Lieber Herr Oswald.: d7-d6


Eckhart Nickel Heidelberg, Hochnebel - 13.11.99 at 20:22:45




Willkommen zuhause, Elke und Sven, Luzie und Anton.


Christian Kracht Bangkok, Thailnd - 14.11.99 at 12:59:16





Danke, lieber Christian. Zeit wird´s.


Elke - 14.11.99 at 15:55:05




1
Der Tonfall des Wochenberichts treibt ihre Gedanken fort. In die Erinnerung.
2
Bein Knie Hals Hand. Brüste. Brusthaar. Geschlecht. Seins. Ihres. Küsse. Davor. Währenddessen. Wärme entsteht in ihr, Bewegung. Sie schaut auf die Uhr. Er wird jetzt wohl an sie denken. Solche Empfindungen kommen nicht von ungefähr.
3
Als das Beben nachläßt, sie sich zurücklehnt und den Blick von der Tischkante lockert, fallen ihr die Hände der Frau gegenüber auf. Der Daumen ihrer linken Hand liegt auf den locker zur Faust gebogenen Fingern. Um das Loch kreisen Mittel- und Zeigefinger der Rechten. Streicheln den linken Zeigefinger hinauf, gehen über die Kuppe des Knöchels am weichen Fleisch entlang, durch die Falte, zum Daumen. Und zurück.
4
Sie zwingt ihre Augen empor. Und trifft auf die der Kollegin.
5
Unmöglich, sich aus diesem Blick zu lösen. Jetzt nicht. Und will doch wissen, ob es gerade passiert.
6
Da unten.


Carmen Samson Berlin, - 14.11.99 at 17:13:06





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stehen drei Pappeln im Novembersturm
die Sonne scheint, die Blätter sind noch dran

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das kranke dunkle deutsche Ding
und die helle von Berlin

Sonntag, 14.11.1999, Berlin


Rainald Goetz - 14.11.99 at 17:56:48




Eben mit Carmen Samson telefoniert. Sie meint, im pool selbst, da sagt keiner was zu loop, aber so, zum Beispiel beim Telefonieren, da reden wir eine Menge darüber.
Jetzt fällt mit ein: das Darüber Reden ist immer heikel, vor allem vom pool aus über loop, weil es neben pool steht. Nur eins dazu: Nach Suse überraschen mich vor allem Kathrin Glosch und Aspera immer wieder. Ich würde sie gerne, neben anderen, in den pool einladen, hätte nicht loop schon längst seine eigene, souveräne Form gefunden.

Thai ist eine sehr wohlklingende Sprache. Wohl auch, weil so etwas Banales wie: 'Mir geht's gut' auf Thai wörtlich heißt: 'Wohlbefinden gut rauf.'

Leben wir in einem nachmetaphysischem Zeitalter? Ich selbst lese gerne Houellebecq, eine Gedankenklarheit ist da in seinen Büchern, die aber auch vom schon selber Gedachten herrühren kann. Stosse ich mich sonst an einer schlechten Sprache, lese ich Seite um Seite von ihm. Nur war leider, für diesen Zweck, die Übersetzung für 'Ausweitung der Kampfzone' besser als die für 'Elementarteilchen'.
Houellebecq, das wollte ich auf Thomas Hettches PIXI-Bücher gerade erwidern, scheint ja selbst ein im Unglück glücklicher Mensch zu sein. So wie Hitchcock gegen seine großen Ängste ein Grauen erfand, repetiert Houellebecq das Trostlose, Banale, damit es in ihm selbst und im Leser verschwindet. Mit diesem Gedanken lese ich seine Bücher, ja, freudig.


Sven Lager Berlin, - 14.11.99 at 18:09:58





- WAS? Dolce vita?
- Nee, DEUTSCHE WINTER.

Har Har Har
Harte Zeiten.


Elke Naters - 14.11.99 at 22:31:23