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pool #11 20.08.-26.08.1999

pool #10 / pool #12

 

1. Der letzte brandenburgische Sommer des 20. Jahrhunderts verschied an einem Donnerstag nachmittag an einer Überdosis Ego. Beziehungsweise an diesem Donnerstag haben es auch die Letzten gemerkt. Man soll sich halt nicht zu früh hergeben, das gilt ja recht allgemein. Sonntag nehme ich eine Extraportion Thyroxin und gehe schwimmen. Im Winter lade ich die Familie nach Gomera ein. Weiß schließlich, was sich für einen Neuen Mann gehört.
2. Elke, jetzt wo Stefan weg ist, kann ich es ja sagen: Dein Lächeln, das Dir vor allem um die Augen spielt und das aus Deinem Blick einen anspricht, ist derart komplex, es ist so abschweifend und vertrauensvoll, wissend ist es, wie man es nur bei reifen Frauen und kecken, sich ihrer Schönheit bewußten Mädchen findet, daß es ein Erlebnis ist, eine Freude. Ich werde nicht vor dem Spätwerk versuchen, es zu gut beschreiben.
3. Frau Casati, Sie haben einen so interessanten Namen! Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen: Im Verlauf der Saison werde ich gemeinsam mit Sebastian Deisler, mit dem mich mehr als eine Verwandtschaft zweiten Grades verbindet, eine Signierstunde beim Hugendubel veranstalten. Er liest alle unsere Bücher, vor allem zwar Piper, aber auch die KiWi-Produktion. Das sei alles so unverkrampft und nach anstrengenden Spielen genau das Richtige. Wir haben noch keinen Termin festlegen können, aber die Hertha spielt ja dreimal in München. Wollen wir da nicht in Ihrem Magazin was draus machen? Ich könnte mir einen hübschen Gewinn für alle Beteiligten vorstellen. Und kennenlernen würden wir uns auch.

Ralf Bönt für 3 Tage in Berlin, - 20.08.99 at 09:57:24

Lieber Ralf Bönt;
vielleicht. Wenn es Ihnen gelingt, sozusagen a priori, eine ähnlich schwelgerische Beschreibung über mein Lächeln zu verfassen, wie Sie Ihnen über Elke Naters gelungen ist. Ein Hinweis, der es vielleicht nicht unbedingt leichter macht: Es handelt sich weder um das einer reifen Frau noch um das eines kecken, sich seiner Schönheit bewußtes Mädchens.

Rebecca Casati München, Ger - 20.08.99 at 13:04:00

Auch ich war bei Kramberg im Raeumungsverkauf. Mit Barbara. Wir kauften uns zwei identische Herrenunterhemden in Grau. An der Kasse hat Barbara dann der Verkäuferin diese Frage gestellt. Dazu muss man wissen, dass die Frau eine grauenhafte Calvin Klein Jeans fuer 1.280 Mark, ein hautfarbenes, seidenes Prada T-Shirt fuer 880 und diese bunten Miu Miu Stiefeletten fuer 720 anhatte. Die Frau war Anfang vierzig. Dann Barbara: "Sagen sie mal, werden sie jetzt eigentlich alle arbeitslos?" Stille. Das musste die Frau nicht von so zwei dahergelaufenen Ungeschminkten sagen lassen. Leider hat die Geschichte zu gar nichts weiterem gefuehrt, ausser, dass ich sie heute als Prophezeiung verstehe. Ich bin naemlich heute aus dem sozialen Netz gefallen. Einfach so, weg.
Jetzt bei Elke und Sven wieder reale Freundin.

Eva Munz Berlin, Deutschland - 20.08.99 at 17:50:26

1. Katholisch, Frau Casati? Unterschätzen soll man es jedenfalls nicht. Wir könnten, nachdem ich die
Elfmeterszene von "Icks" gelesen und Sebastian allen Fans zugewinkt, zum Spanier in die
Daiserstraße gehen und die aktuelle Situation der Kunst in einzelnen Magazinen besprechen.
2. Ich bin für den Sonntag, sonst kommt man ja gar nicht mehr zur Besinnung. Unterstützend sollte der sortierte Buchhandel sonntags von 12 bis 20 Uhr geöffnet haben.
3. Gute Laune ist oft eine Gabe und fast immer Glück. Daß andere bezahlen, wenn auch nicht in unserem Auftrag, darf vergegenwärtigt sein. Mein höflicher webtip zum Wochenende ist daher Günter Gaus' offener Brief an Wolfgang Thierse, http://www.freitag.de/1999/34/99340102.htm.

Ralf Bönt @ home, - 21.08.99 at 07:25:29

Sommerfest im LCB. Vor drei Wochen wußte ich nicht einmal was das ist. WAS? du kennst das Literarische Colloqium nicht? Ach so, das, kenn ich, da war ich auch schon mal. Jetzt hat mich das LCB sogar eingeladen zu seiner Spezialveranstaltung "Tunnel über der Spree".
Liebe Frau Nasteas, schreiben sie. Zur "Ästhetik von Netzliteratur" soll ich was sagen. Thomas Hettche ist natürlich auch da mit zahlreichen Nullautoren. In der Autorenliste schreiben sie meinen Namen: Nateas. Immerhin. Ich glaub, da geh ich nicht hin. Zum Sommerfest sind wir trotzdem gegangen. Letzte Nacht habe ich schlecht geschlafen, aber das hat damit nichts zu tun. Ich dachte damals, als Moritz den Namen falsch geschrieben hatte: Na und, ist doch nicht so schlimm. Tatsächlich ist es SCHLIMM. Es ist eine IGNORANZ. Es ist ein Tritt in den Arsch, wenn ein Verein wie das Literarische Colloquium MEINEN Namen falsch schreibt und dabei braucht es mich nicht einmal zu wundern.

Elke Naters Berlin, D - 21.08.99 at 21:07:50

19.- 21.8. Sønderho, Fanø, Dänemark
Am Meer, endlich am Meer. Südjütland, Jütland, wie der Name schon klingt. Da sieht man schon die Reetdachhäuser in den Dünen, die sich ducken und das matte Violett des Heidekrauts. Und die Wolkenberge, grau und hoch, die sich unter den hohen Klüfthimmeln, atlantisch ausgefasert, über den weiten Horizont schieben. Bei Ebbe und Sonnenschein ein erster Gang über die Südspitze, das Atmen des Schlicks, schwebende Umrisse des Festlands in einiger Entfernung, Unendlichkeit von Priel zu Priel, das Spiegelbild des Sonnenschillerns weithin. Und die Luft! Alles Salz der Welt versetzt mit Grasaromen, fein, die warm vom Weg her in die Nase steigen! Das Glück des Auges, das nur noch in Ocker und Fahlgrün schwelgt, und das zarte Himmelblau am Nachmittag sucht, Tagesschauspiel über dem Sandboden, einfach Wolken schauen, mehr nicht. In den Dünensand sich rückwärts fallen lassend; ach, Jever!
Nachts im Sturm das Knistern des Reets unter den prasselnden Schauern. Ein Donner, dessen Blitz man nie gesehen haben wird. Tagsüber ist es einfach zu windig für Regen. Dünen, wohin ich auch schaue, Dünen! Man will es mit jedem teilen will, man wünscht sie jedem, die Begeisterung dafür, nicht weniger. Die stumm macht, aber alles andere als blind und taub: In der Dämmerung, unter dem letzten schwindenden Licht des bedeckten Nordhimmels, hört man den Flügelschlag der Wildente, oben im Wind.

Das erste Bad, gewaltig, was für ein Bad. Grün und schäumend die See, auflaufendes Wasser zur Flut. Die letzten Sonnenstrahlen scheinen durch die aufgetürmten Abendwolken, tauchen die Brandung in ein gleißendes Licht. Ich tauche ein, werde vom nächsten Brecher weggerissen, der Kopf durchspült mit Salz und Schaum. Als ich aus dem Wasser komme, zittere ich, starre wie im Fieber geradeaus, durchströmt von gesunder Ermattung. Zurück im Warmen müssen die Augen neu eingestellt werden. Die Blendung der Sonne, der Sand in den Augenwinkeln erlaubt nur noch ein zähneklapperndes Blinzeln. Rausch der Wahrnehmung. Anne schläft währenddessen mit roten Wangen nach einem langen Fahrradspaziergang traumlos, bis ich wiederkomme.

Am Abend mit glühenden Wangen beim Kartenspiel, während draussen, hinter den kleinen Butzenscheiben, die Dämmerung verblaut.

Ein heißer Tag dazwischen, nur gemildert vom kühlenden Nordostwind, der die kleinen Seewolken aufs Festland treibt. Strandleben. Warme Priele, kalte Schaumzungen der Wellen. Taumel des Daseins im Sand.

Dort drüben, wo die Küste ist, schieben sich die Wolken, langsam dunkler kreisend, zu einem Gewitter zusammen. Den ganzen Nachmittag sieht man, wie sie sich zusammenballen, weil der Wind schwach wird, wenn er über das Landesinnere streicht. Am Rand noch weiß und klar umrissen, von blankpolierten Wattekugeln gekrönt. Dann in der Mitte der Thron, schon schwarz drohend, über den weit oben die Eisfasern sich zum Amboß formieren. Immer wieder, wenn der Wind nachläßt, rollt ein einzelner Donner herüber, als Warnung: Paßt auf, der Tag ist ein Geschenk, und das schöne Wetter kann bald fort sein! In der letzten Wärme Tee auf der Sonnenterrasse vor dem Haus.

Beim Wellenbad sehe ich, auf dem Rücken schwimmend, den ersten gelben breiten Blitz drüben. Kein Donner.

Im späten Abendrot glühen die Wolkenberge südlich, abwärts die Küste entlang. Die Nacht wird sternenklar, der Halbmond hat einen Hof. Bis zum Morgen Wetterleuchten.

Enttäuschungen

Auf der Hinfahrt, spät am Abend, ICE im Tunnel kurz nach Fulda. Wir halten. Nacht. Und langsam rollt auf unser Nachbargleis ein Anschlußzug aus München lautlos, dunkle Lichter hinter matt getönten Scheiben. Rot an jeder Tür ein Leuchten: ICE Albrecht Dürer und der Zuglauf bis nach Hamburg, jede Station ein LED-Punktraster. Neben uns kommt dann das Restaurant zum Stehen. Einzeln angeknipste Lampen, ansonsten scheinbar indirektes Licht. Die Sehnsucht: Drüben sein im anderen Zug, einen Whisky in der kleinen Bordbar nehmen, die kein "Bordtreff" ist wie in dem alten ICE, in dem ich reise. Die neuen Züge haben nämlich diese kleine verschalte Bar. Wie schön das sein muß, drüben in dem leeren Zug nach Hamburg, den wir dann später ab Hannover nehmen können. Schnitt.
Im Anschlußzug liegt zerlesene Tagespresse in der Bar am Boden, benutzte Tassen, überquellende Aschenbecher. Das Restaurant geschlossen, die Bar nur notdürftig für mich und einen weiteren Passagier wieder geöffnet. Neonlicht. Da kann man dann nur noch ein Bier schnell runterstürzen, in der "WELT" den Beileidsbrief von Helmut Kohl an Familie Bubis lesen und hastig eine Marlboro Ultra bis zum Filter rauchen. Im Abteil dann tiefer Schlaf, die Sehnsucht weiter träumen lassen, nur woanders hin.

Begrüssung: Hallo, liebe Rebecca, schön, Dich hier zu wissen. Hallo auch an die, die ich noch nicht kenne (?)!

Eckhart Nickel Heidelberg, auf kurz - 21.08.99 at 23:23:50

Ich bin wirklich neidisch. Diese Villen. "International American Yachtclub". Ganz häßliche Plattbauten, dazwischen wieder riesige, wunderschöne Häuser mit ruhigen Parks, die sich zum Wannsee hinunter neigen. Hier könnte ich Berlin ertragen, weil die Innenstadt, die macht mich schlecht. Edeka, AOK, Bäckerei Dagobert, das ist wie den ganzen Tag in eine Neonröhre sehen. Deshalb gehen wir auch zum LCB am Sandwerder 5, da sind viele Menschen und auch ein Park und auch der Wannsee, an den man ganz runter kann und dann im kalten Wind stehen, der schmutzigen Schaum an die Brüstung treibt.
An den Villen entlang dachte ich schon an diese seltsame Szene, die es nur in Berlin gibt, eine Gesellschaft aus Neureichen, Zuhältern im Boxgewerbe und Rolf Eden. Epigonen des schlechten Geschmacks. Dazwischen mal ein Bausenator oder ein windiger Botschafter. Und alle haben sie sich ein Strandgrundstück am Wannsee gesichert. Ein schmiedeeisernes Gittertor geht auf. Ein neuer Porsche kommt, gelb. Der Mann darin hat ein hellblaues Jackett an und seine Krawatte ist bedruckt mit nach unten größer werdenden Vorsicht Elch! Emblemen.
Im Garten des LCB stehen die Menschen, Kinder spielen, erst am Schluß fällt es mir auf: die sind alle da wegen der Literatur! Von den Leuten her, es hätte auch das Firmenjubiläum von Balsen Nord sein können. Das gute daran: Um so freudiger begrüßt man jedes bekannte Gesicht.

Später: Es ist ein wirklich schönes Haus. Wir sitzen im leeren Tagungsraum, die Stühle stehen alle zum Fenster und wir sehen den See. Plötzlich sagt meine Tochter: "Wann fahren wir endlich los?" Sie denkt es wäre eine Fähre.

sven lager berlin, - 22.08.99 at 01:16:24

Um es nicht zu vergessen:
Stefan Beuse hat eine neue Teilnehmerseite
UND
es gibt einen Pressespiegel, neu, das was bisher über pool geschrieben wurde. Er befindet sich auf der Seite 'Was ist pool', nunmehr nur ein '?', dort gibt es ein Link 'Presse'. Gute Nacht.

sven lager pool, - 22.08.99 at 01:20:36

EMAILS UND DIE DETEKTIVE

Nun, liebe Menschen am Pool, hier gehts ja richtig gemütlich zu. Man tuschelt und kuschelt. Menschen kommen und gehen, hinterlassen Spuren, Gerüche und Schatten. Nur Rainald Goetz, der Steinerne Gast, taucht nicht auf.
Immer wieder erstaunt mich im Feuilleton, daß zeitgenössisch gleich modern gesetzt wird. Jazz, Günter Grass und Immendorf sind zeitgenössisch, aber ganz bestimmt nicht modern, gehören nicht zur heutigen Kultur. Oder?
In der Literatur, der modernen, haben sich ein paar Standards durchgesetzt. Da ist zum ersten natürlich das Gesetz: Kein Satz ohne das Wort Ich. Wir kennen die Kandidaten. Sie veröffentlichen bei Kiepenheuer und Witsch, die Buchausgabe der Hamburger Schule. "Ich wäre so gern ein Teil einer Jugendbewegung", Benjamin "Lebert" Tocotronic.
Der Gott der Ich-Schule ist natürlich das Erzählen. (Ich liebe dieses manipulative 'natürlich'.) Das pralle, fette Erzählen. Nein, nicht zu prall, das wäre Helmut Krausser, eher elegant und chic. Kate-Moss-Literatur, dünn wie eine Linie Koks.
"Er öffnete die Tür und trat ein."
Das ist Rindsroulade. Diesen Satz wird man in keinem modernen Text finden. Früher sah man in der Tagesschau wie irgendein ausländischer Präsident mit dem Flugzeug landete. Das zeigt man heute nicht mehr und kein Mensch schreibt mehr "Er öffnete die Tür." Oder "...fuhr er fort."
"Er öffnete die Tür und trat ein" ist der Lakmustest. Das Überflüssige wegschneiden, schneller beschreiben. Wir sind ja nicht in "Die Zeit". (Man kann bei Artikeln in Die Zeit eine Zigarettenschachtel auf den ersten Absatz legen und landet dann dort, wo der Artikel beginnt. Falls wirklich was drinsteht.)
Trotzdem will Das Erzählen natürlich epische Breite. Also müssen detaillierte Beschreibungen her. Bei Thomas Meinecke sind das die Bushaltestellen zwischen Heidelberg und Mannheim. Bei Christian Kracht die Farbtupfer auf italienischen Krawatten. Man geht nah ran an die Welt. Manchmal ist man sogar so nahe dran, daß man die Pixel auf dem Bildschirm sieht.
Ich weiß, daß ich diesen Beitrag bereuen werde. Aber auch ich bin nackt. Nackt im Wind.

Lorenz schröter Berlin, Campari - 22.08.99 at 13:26:15

Hallo, lieber Lorenz,

ich finde, Du solltest diesen Beitrag nicht bereuen. Aber Kate Moss und eine Linie Koks sind gar nicht so dünn, wie immer alle behaupten.

Begrüssung: Hallo lieber Eckhart! Geht es Dir gut? Lange nicht gesehen!

Rebecca Casati München, Deutschland - 23.08.99 at 10:07:54

Bei www.allegra.de/extracts/preindex.html gibt's schon neue Presse über Pool zu lesen. Habe ich gerade durch Zufall entdeckt.

Maike Wetzel München, - 23.08.99 at 14:12:37

Er öffnete die Tür und trat ein. Ein großer Schwarzer, der mit einem Metallknauf auf meinen Zahn schlägt und sagt 'tuts da weh?' Die Betäubung geht komischerweise um nur um den Zahn herum. In der Mitte der Schmerz. Er bohrt ganz runter bis er den Nerv berührt. Es hilft, wenn man ganz tief und schnell atmet. Früher habe ich die Luft angehalten und der Schmerz, der plötzliche Schmerz kam jedesmal überraschend, hart. Das schnelle Atmen nimmt die Aufregung vorweg. Er macht sich jedesmal lustig, daß meine Beine weit über den Behandlungsstuhl raushängen und ein Rest von Eifersucht bleibt, weil ich ein Stück größer bin als er.
Er legt Gift auf den Zahn und mit einem Spiegel muß ich zusehen, 'da,' sagt er, 'da sieht man schon den Nervenkanal.' Die Helferin mit den puschigen blonden Haaren gibt mir zwei Tabletten. Auf der einen steht T für Tag, auf der anderen N. 'Die ist wichtig,' sagt er und die Helferin kichert und dann schlägt er mir auf die Schulter und sagt, 'das kann noch zwei Tage wehtun.' Jetzt prusten sie beide los und er drückt mir die Hand mit einem zuversichtlichen Lächeln. Unten auf der Straße versuche ich mit der nicht betäubten Hälfte meines Gesichts eine Zigarette zu rauchen, aber jedesmal wenn ich ziehe pfeift es durch die taube Lippenseite.
*
Elke sagt, eigentlich kann man nur sowas wie Tagebuch schreiben im Netz. Nein. Es können auch geschlossene Texte sein, was gar nicht so einfach ist, oder Korrespondenz, geschriebener Streit, so wie der Dichterkrieg zwischen Krausser und Meineke bei Null, sage ich. Aber sie hat schon recht, es muß immer eine Fortsetzung geben, ein Mehr.
In zwei Wochen werden wir das beim Literarischen Colloquium erklären müssen. In der Abteilung 'Ästhetik von Netzliteratur.' Werden wir die einzigen sein, die Fremdwörter vermeiden? Können wir erklären worum es geht, daß sich manche davor fürchten ins Netz zu schreiben, in den pool. Das Persönliche fürchten. Und daß wieder ein anderer fast verrückt geworden ist am pool, zu persönlich, fast vom Licht verschluckt wurde, das ihn so friedlich aus dem Computer angesummt hat.
Wir gehen trinken. Es ist auch eine Form von Nachdenken.
*

sven lager - 23.08.99 at 20:00:41

Das Gästebuch heißt jetzt loop und ist wieder eröffnet. pool für alle.

pool*sven - 23.08.99 at 20:12:28

Halb neun Uhr abends und es ist fast schon dunkel. Ich war schon eingeschlafen nach dem Essen und habe mich dann doch noch aufgerafft ins Kumpelnest: Tom und Nina treffen und Lorenz.
Wir gehen die Pallasstraße entlang auf der Suche nach einem Taxi, das uns für 5 Mark die Potsdamer runterfährt. Wir gehen unter dem Sozialpalast hindurch , wie gesagt es wird schon dunkel und überall auf den Balkonen schreien Kinder hinunter auf die Straße, die von ihren Eltern nach draußen geschickt wurden zum Spielen, damit sie sich gegen den Straßenlärm müde schreien.
Vor einigen Wochen bin ich um die gleiche Zeit dort entlang gelaufen. Unter dem Haus hindurch, das man über den Bunker gebaut hat, den man nicht mehr abreißen konnte, dort wo ehemals der Sportpalast stand. Ein großer Menschenauflauf, Kinder lärmten fröhlich um einen Polizeiwagen herum. Ich blieb stehen und erst nach längerem Hinsehen sah ich, daß auf dem Dach der "Wanne" ein Mann lag, ausgestreckt in seinem Blut. Entsetzen. Es war nur Film, aber das war nicht zu erkennen, und deshalb schüttelten viele nur den Kopf und wunderten sich nicht weiter.

Elke Naters Berlin, wild west - 23.08.99 at 23:54:18


1. Ich bin überhaupt noch nicht zu einer der unzähligen Konferenzen über das Netz geladen worden. Obwohl ich u.a. den entscheidenden Artikel zu Ohlers Quotenmaschine geschrieben habe, in der Konzepte 18. Auch keine Unwichtigkeit, könnte man denken. Aber für Hartes interessiert man sich null im Ereigniskanal. Sobald man es um Medien gehen sieht, steigt einem sowieso der Geruch des Ablenkungsmanövers in die Ohren. Vorsicht! Ist dies also doch kein Gewinnerclub? -- I'm a looser baby, dada da da dam, so why don't you kill me. -- Selbst dies Image kann helfen. Hauptsache man hat eins. Ernsthaftes verbreitet man jedenfalls möglicherweise auf anderen Vertriebswegen. Bei manchen: wenn überhaupt.

2. Hm.

3. Tanja Dückers' Hüte sind voll okay, Stefan und Elke. Leute ohne Hüte gibt wirklich genug.

Ralf Bönt New York, - 24.08.99 at 07:53:16

Gestern ging es wieder darum: WAS liest man gerne im pool? Was ist INTERESSANT? Dialog oder Autismus? Persönliches ? Wie weit?

Um die ewige Diskussion auf den - MEINEN Punkt zu bringen:
Texte im Netz müssen einen aktuellen Zeitbezug haben. Etwas muß nachvollziehbar GERADE passiert, gedacht sein.
Oder sie müssen direkt mit der Person des Schreibenden zusammenhängen, als ein gerade von ihm gedachter Gedanke oder Erlebtes oder Gesehenes.

Kommunikation ist nur interessant in Form geschlossener eigenständiger Texte. Oder sonst einer Form, die auch außerhalb des Gesprächs lebar ist und ohne Insiderwissen auskommt, also für jeden verständlich. Hallo hier und Hallo dort und weißt du noch ist: LANGEWEILE

Die Öffentlichkeit des Privaten ist mit der größte Reiz, den das Netz ausmacht. Deshalb muß man noch lange nicht die Hosen runterlassen, aber PERSÖNLICH muß sein, auch wenn es nur ein Spiel ist.

T.D. kenne ich nicht und ist mir genauso schnurz wie ihre blöden Hüte.

Elke Naters, privat, - 24.08.99 at 12:01:47

Es wäre schon sehr lustig, wenn jetzt ausgerechnet wegen Hüten ein Schlagabtausch beginnt.

sven l. - 24.08.99 at 14:41:54

Am Sterbebett meiner krebskranken Mutter las ich "Das Reale.Traktat über die Idiotie" von Clément Rosset. In der Nacht, als sie starb, war sie wegen der hohen Dosis Morphium, die ihr zur Linderung der Schmerzen verabreicht wurde, nicht mehr bei Bewußtsein. Die Finger ihrer Hand, die ich hielt, begannen sich schon Stunden vor ihrem Tod erst bläulich, dann schwarz zu verfärben. Aber immer noch beruhigte mich die Berührung dieser Hand, wie sie mich oft beruhigt hatte. Ich glaube sogar, wir verständigten uns durch die Berührung unserer Hände. Das zumindest wäre mein Wunsch gewesen. In der anderen Hand hielt ich das Buch. Ich las:
"- Die Problematik des Todes und der Bedeutungslosigkeit wird sowohl im Fall der mittelmäßigen Listen, die darin bestehen, Tod und Bedeutungslosigkeit zu negieren oder zu verschieben (...) in der Schwebe gelassen, wie im Fall der höherrangigen Listen, zum Beispiel der griechischen oder christlichen Erlösung, die blind auf das Leben und gegen den Tod setzt, das heißt ohne eine Gewinnchance gegen jede Gewinnchance. Die höherrangigen Listen lassen auf rätselhafte Weise die Armut über den Reichtum triumphieren - dagegen wird diese Problematik des Todes und der Bedeutungslosigkeit von der Bejahung ohne Schaden aufgenommen. Denn die Liebe des Realen ist vom Tod des Realen unabhängig. Das Reale ist nämlich nichts, was sich auf Dauer stellen ließe, sondern es ist in jedem Augenblick präsent, ein Angebot des Seins vor dem Hintergrund des eventuellen Nicht-Seins, das nur im Augenblick seiner Existenz Bestand hat, nicht aber als Gewesenes oder Zukünftiges. (...)Darum auch ist Epikurs Aussage über den Tod, daß er uns nämlich nicht betreffe ("Solange ich lebe, kenne ich den Tod noch nicht; wenn ich tot bin, kenne ich ihn nicht mehr; folglich sehe ich mich dem Tod niemals gegenübergestellt"), keineswegs nur ein brillantes und leichtfertiges Wortspiel, sondern sie enthüllt eine tiefe Wahrheit: der Tod ist ohne Beziehung zum Realen und vermag folglich keinen Schatten auf die Bejahung zu werfen, insofern diese sich als Liebe zum Realen versteht. Der Tod hat keinen Einfluß auf das Reale: er zeitigt nur in Hinblick auf seine Zeichen, seine Zeugnisse, seine Spuren, seine "Werke" Folgen." Undsofort.
Das Ereignis des Todes kündigte sich durch vier tiefe, gleichmäßige Atemzüge an, denen kein weiterer folgte.
Das war vor zehn Jahren.
Heute morgen beim Aufwachen viel mein Blick auf das schmale rote Bändchen im Bücherschrank. Ich nahm es heraus und es klappte an der zitierten Stelle auf, was nicht weiter verwunderlich ist, weil ich sie wieder und wieder gelesen habe, als wäre sie der endgültige Kommentar, die ewige Erläuterung zu diesem Tod, die man nachschlagen muß, wie die Erklärung eines zu komplizierten Sachverhalts, den man immer wieder vergisst, weil man ihn nie ganz begriffen hat.
Meine Mutter starb fünf Jahre nach dem Tod ihrer eigenen Mutter, die in ihrer Rentnerinnenwohnung im Münchner Kleine-Leute-Viertel Laim einem Raubmord zum Opfer fiel. Sie hatte große Angst vor Einbrechern und fünf oder sechs Sicherheitsschlösser an der Wohnungstür. Die Fassade des Hauses wurde neu gestrichen, ein Baugerüst war aufgestellt. Ihr Mörder stieg am frühen Abend in ihr Schlafzimmer ein. Sie hatte gerade im Flur ein Telefongespräch beendet und Geräusche im Schlafzimmer gehört. Als sie den Einbrecher hörte, ging sie ihm, durch die Küche, entgegen. Er sah sie, es kam zu einem Kampf, er bekam ein Küchenmesser zu fassen und tötete sie mit zweiundzwanzig Messerstichen auf dem Boden im Flur. Dann nahm er, was er finden konnte - achthundert Mark aus dem Geldbeutel. Sie hatte noch versucht, zur Wohnungstür zu fliehen, aber selbst, wenn sie sie erreicht hätte, wäre sie chancenlos gewesen, wegen der Sicherheitsschlösser.
Diese beiden Tode, die angeblich, wie manche behaupten, in Verbindung miteinander stehen, schweben wie ein dunkler Fluch über meinem Bewußtsein. Ich weiß nichts damit anzufangen. Meine Hoffnung ist die von Rosset:
"In der Bejahung stellt sich das Reale als es selbst dar, als idiotisch, als von keiner Bedeutung angekränkelt, als fern von jeder Wirkung. Der Präsenz des Realen vermag ausschließlich der bejahende Blick so nahe zu kommen. So daß die Bejahung nicht nur eine Form der Versöhnung mit dem Tod und der Bedeutungslosigkeit darstellt, sondern darüberhinaus zu einem Werkzeug der Erkenntnis, zu einem gesicherten Zugang zum Realen wird."

Georg M. Oswald München, Deutschland - 24.08.99 at 18:09:00

Maxim Biller gestern in der SZ: "Ignatz Bubis war natürlich kein großer Deutscher." Ist das richtig und gut und erfrischend, das endlich zu lesen. Es war ja wirklich eine ganz besonders scheussliche Zeit, die Tage nach Bubis' Tod. Und ganz unerwartet, nebenbei, war ich seit der Walser-Debatte zu einem kleinen Bubis-Fan geworden: Weil er gegen hielt. Weil er dem Walser-Depp signalisierte: An mir kommen Sie nicht vorbei. Kein Konsens mehr, kein Verständnis. Stop. Da machen wir jetzt ein riesen Ding draus. Dich, Walser, nehmen wir beim Wort.
Und sein Tod hat mich dann: echt geschockt. "Ich möchte in Israel beerdigt werden, weil ich ausschließen möchte, dass mein Grab in die Luft gesprengt wurde." Ignatz Bubis: August 1999. Kann man das bitte mal so stehen lassen? Muss man da gleich wieder eine Antwort draufhaben? Wäre es eventuell auch denkbar, dass Bubis wusste, was er sagt?
Nein. Donany (pardon, weiss nicht, wie man den schreibt) in der SZ am Wochenende: "Ich glaube nicht, dass das als Absage an Deutschland gedacht war." Nein, Herr Donany, nein! War nicht so gedacht! Das war eine Liebeserklärung an Deutschland! Tenor: Er wusste am Ende leider nicht mehr, was er gelallt hat, der liebe Opi, unser guter Deutscher Bubis. Frechheit! Was erlaubt sich so ein Donany-Wicht? Kann er nicht einmal, einmal, einmal seine Fresse halten? Dem Herrn Bubis seine Worte lassen? Muss er gleich wieder alles verstehen, einlullen, vergleichen, relativieren, in Deutschland einpacken? Hallo! Herr Bubis wagte es, einmal nicht von DEUTSCHLAND zu sprechen, sondern von seinem GRAB! Dem Herrn Donany doch egal: "Herr Bubis war ein großer Deutscher." Kotz. Vielen Dank.
Maxim Biller: "Leider hat Ignatz Bubis im letzten Moment beschlossen, doch wieder Jude zu werden und den Erlöserjob anderen zu überlassen." Das: sein eigentliches Werk. Wieviele 72-jährige wagen das - den reellen Blick auf ihr Lebenswerk und den Schluss daraus zu ziehen: "Es hat leider nicht geklappt"? Kenne ich: keinen sonst. Da fällt mir nur Herr Bubis ein.
Mein Vater, kürzlich am Telefon: "Es hat keinen Sinn. Wir sollten den Juden in unserem Land sagen, dass sie leider nicht bei uns leben können." Zynismus. Deutschland: Donany-Scheisse.

Moritz von Uslar, München - 24.08.99 at 18:09:56

Tatsächlich ereilt viele Menschen genau das Schicksal, vor dem sie ihr Leben lang die größte Angst hatten. Da stellt sich die Frage, ob sie deshalb Angst haben, weil sie tief drinnen eine Ahnung des Schicksal verspüren, oder ob man genau das herbeischwört, vor dem man sich am meisten fürchtet, weil die Furcht, die man sein ganzes Leben lang durchlitten hat, sonst keinen Sinn machen würden. Ein Leben lang eine sinnlose Angst ist fast ein sinnloses Leben. Und ist dann ein Leben ohne Angst das sicherste Leben, das man leben kann?

Die BZ schrieb gestern: Morgen kommt der Sommer wieder. Und sie hatte recht.

Unter blitzblauen Himmel bin ich zu Barbara ins neue Büro geradelt, in der Zimmerstraße.
Wir gingen nebenan in den Hof, junges grün, ein Frühlingstag, saßen auf der Bank, aßen Eis und spielten Tischtennis.
Obwohl ich besser spiele als Barbara, - das dachte ich mir beim lockeren Einspielen und forderte siegesgewiss ein Match,- habe ich verloren.
Da kam mir die zweite Erkenntnis des Tages: Ich bin kein Gewinner. Ich verhindere es zu gewinnen. Sobald ich einen Vorsprung von einigen Punkten habe, werde ich nachlässig und unkonzentriert und wenn es dann darauf ankommt verschlage ich die Bälle.
Während Barbara immer besser wird, wenn es darauf ankommt, werde ich immer schlechter. Im Entscheidungskampf versage ich komplett.
Dabei kann ich NICHT verlieren. Ich drohte B. mit Rache, darauf spielte sie schlecht und unkonzentriert und ich gewann ein Spiel von fünfen.

Ich bin kein Spieler, da ich weder gewinnen noch verlieren kann.

Elke Naters Berlin, Sommer - 25.08.99 at 16:21:05

Und wer hat Dir Tischtennisspielen beigebracht, liebe Elke? Alte Königin? Wer? Na? Na? Na?

Moritz von Uslar, München - 25.08.99 at 17:55:17

Das habe ich Barbara auch gesagt, daß sie den Heimvorteil hat, weil ich sonst ausschließlich auf Sophienreuther Platten zuhause bin und nur dort richtig zur Form auflaufe.
Die Berliner Hinterhofplatte war aus Stein und das "Netz" aus Metall, das jedesmal höhnisch klongte, wenn meine berüchtigten Netzroller daran abprallten und mir zurück ins Gesicht sprangen.
Zum Gewinnen gehört auch die richtige Platte!

Elke Berlin, - 25.08.99 at 18:49:12


Mensch, habe ich grad gedacht, was sind da so Streifen auf meinem Fenster, habe ich gedacht, die sind so privat, daß sie nicht einmal mich interessieren. Komisch. Aber man will einen ja besser begreifen, klar, anfassen, ficken. Ich auch. Bin gespannt, wann sie mir wieder den Strom abstellen, die Warnung gab es ja schon, habe ich gedacht, diese Streifen, habe ich gedacht, gut, daß dahinter noch mal der Sommer lagert auf seinem Rückweg nach Süden. Doitschland. Bißchen Todesferne, gerne auch gleich als Kult. Bißchen Antinationalismus. Auch gut: super. Es stimmt allerdings, daß man Bubis jetzt mal in Ruhe lassen kann. Rest in Peace. Gut, daß er damals dem Walser-alten-Mann widersprochen hat, auch wenn dann doch noch der Vorwurf des latenten Antisemitismus kam. Darf man so drüber hauen 2000? Ja. Der schon. Überlebende. Schließlich sind wir erst anderthalb Generationen weg: eine Armlänge. Dieser alte Mann Walser. Hat längst schon sein letztes Interview gegeben gehabt, nimmt sich doch selbst schon lange nicht ernst. Ein Kleine-Jungs-Wunsch, die Welt noch einmal in Harmonie sehen zu wollen. In der DKP sein, sollen doch bloß die Eltern nicht streiten! Herzweh, wenn die Welt keine Eins ist. Soviel hat sich an der Mentalität nicht getan, eher wenig: Mit ökonomischen Einbußen leider einher. Doitschland, hinter den Streifen am Fenster. Manchmal denke ich, habe ich grade gedacht, man geht einfach weg, wieso nicht. Neuseeland, Feuerland. Bißchen ausspannen, Gegend genießen, frische Luft. Nicht mehr rauchen. Bißchen Whisky vielleicht abends. Nur einen. Zufrieden am Kamin sitzen, noch einen Whisky, weil es grade so gut geht. Dann keinen mehr. Früh aufstehen, in den Wald gehen, Wald, Wald, grüner Wald, austoben. Abends müde sein, dann eine Kugel in'n Schädel. Wieso nicht, macht sich doch gut. Ist ja egal. Oder hierbleiben und weitermachen? Wild lachen. Beuse hat schon wieder einen Preis gekriegt, der Absahner: Glückwunsch, Stefan! Ich hoffe, ich kriege das Buch dann. Danke Dir. Kommunikation mit geschlossenen Formen. Ich bin paar Tage in Klausur. Mein höflicher webtip daher heute: Stefan Chwins These zur Unverückbarkeit von Grenzen, http://www.welt.de/daten/1999/08/21/0821lw126200.htx. Einer, der kennt was. Andere nicht. Oder wir. Meine Skatpartner beschweren sich über meine mangelnde Ambition am Abend. Aber da bin ich, als verantwortungsvoller Arbeiter, einfach alle. Laßt uns alle schön scheitern! Super: Jawoll!! Irgendwas hab ich vergessen.

Ralf Bönt New York, - 26.08.99 at 10:29:38

Zum Gewinnen gehört das Rausreden. Bubis hat sich aus Deutschland rausgeredet: ich will raus! Nicht als Ausrede. Wenn er sagt er hat nichts erreicht, dann hat er doch gewonnen. Die Erkenntnis gewonnen. Wer hat schon die verdammte Erkenntnis. Und er hat untertrieben, damit etwas übrigbleibt von der Arbeit. Wenn man Null sagt ist Eins viel.
Seit ein paar Jahren gibt es wieder eine Schule in der jüdischen Gemeinde in Berlin. Und es gibt nichtjüdische Kinder, die gerne in diese Schule gehen. Aber was ist es gegen das LEBEN, das es früher hier gab? Was ist es gegen das Leben in Tel Aviv.
Tischtennisplatten aus Stein habe ich auch immer gehasst. Sie verhindern die Erregung ob man gewinnt oder verliert, unempfindlich gegen Regen und Hagel. Genauso ist es mit dem Stelenfeld: Unnachgiebig, hart, tot - und die Ironie geht mir erst jetzt auf: Mitten in Berlin muß etwas Gigantisches und Häßliches stehen, für die Dohnahnis (sorry boy, dein Name will auch nicht in mein Hirn), etwas Häßliches für diese unstillbare Gier alles einzuverleiben.

sven l. berlin, - 26.08.99 at 11:37:50