loop # 194 / loop # 196 loop Archiv #195 (1.4.-15.4.2004) www.imloop.de
spring of loop




Hoo-boy, let's lay some rubber!


Konstantin - 14.04.04 at 17:38:15




http://static.howstuffworks.com/gif/water-slide-ex-2.jpg


Goldmund - 14.04.04 at 00:17:43




Der Hutmacher
(2 Teil)

wir hatten den selben schulweg
der sohn vom hutmacher und ich
jeden morgen gingen wir bis zur
erdlinger strasse hinauf
zum steissbacher weg wo wir uns
trennten ohne dass wir jemals
miteinander gesprochen hatten
er ging jeden tag in den feinkostenladen von dem ich abends manchmal träumte
da gab es brote auf schienen
leuchtpralinen aus faden holz
trockene trauben die mit einem sprachen wenn man sie berührte

eines tages sprach der sohn des hutmachers mich an
er hatte mich vorher noch nie angesprochen
er fragte: stimmt es dass dein vata immer besoffen ist
ich schüttelte den kopf
das stimmte nicht
zu versuchszwecken war er immer einige tage trocken

der sohn des hutmachers lachte
er wusste wahrscheinlich selber nicht warum er lachte
dann sagte er
: ich bin schuld dass mein vata meinen opa in den abgrund stürzt
wäre ich nicht auf der welt
sie würden mit sahnebonbons um sich schmeissen
opa wäre glücklich und würde sagen : willst du den keinen sohn du hanswurst

jetzt streiten sie dauernd mein vata und mein opa
mein opa soll zu
thomas bernhard ziehen
ich verstehe die romane von thomas bernhard nicht
und ich verstehe nicht warum opa
dort hinziehen soll
er würde die romane von thomas bernhard doch auch nicht verstehen
schon aus dem grunde weil er in seinem ganzen leben nichts anderes tat als hüte zu machen
immerzu hüte
alle hüte die in der stadt getragen werden stammen nicht von uns
wir verkaufen unsere hüte in andere gebiete
vielleicht leidet man dort not aber man hat immerhin hüte
hüte sind unsere große leidenschaft
ohne den gedanken an hüte könnten wir gar nicht existieren
und deshalb ist es so idiotisch zu streiten und opa zum thomas bernhard zu schicken weil opa doch gar nichts anfangen kann mit den romanen von herrn bernhard
ich begreife das alles nicht
uns geht es doch gut
du siehst mich doch immer in das feinkostlädchen gehen
ich würde doch nicht jeden tag in dieses feinkostlädchen gehen
wenn es uns schlecht ginge
aber weißt du was ich in diesem feinkostlädchen mache
aus irgendeinem grunde muss ich dir erzählen was ich jeden tag in dem feinkostlädchen mache
ich frage ob sie hüte brauchen
ich laufe von geschäft zu geschäft und frage ob sie hüte kaufen
und nachmittags gehe ich an den stadtrand
dort wo die wertvollen wohnen die mit ihrer angst ausgeraubt zu werden
an die börse gehen
dort gehe ich von haus zu haus und frage ob sie hüte brauchen
ich tue es wegen opa
wegen opa gehe ich von tür zu tür
und muss mir einiges anhören
es ist kein paradies von tür zu tür
zu gehen
die leute wollen ihre ruhe
und die habe ich nicht
ich muss hüte verkaufen
weil ich nicht will dass mein opa
zu thomas bernhard geschickt wird

er drehte sich um der sohn des hutmachers
er drehte sich um und er schien
nach einer träne ausschau zu halten






TrollenFalle naturgemäß - 13.04.04 at 05:28:27




Montauk
http://www.montauk-online.com/_images/pictures-
sunset_gardiners_bay.jpg
Der Kopfbahnhof liegt auf einer Landenge, ringsum ist nichts zu sehen, was eine Endstation erklären könnte: zwei breite Schnellstraßen, eine geht nach links, die andere nach rechts, es gibt keinen Stadtplan, keinen Halbinselplan, keinen Tagesplan, der nächste Zug zurück fährt lange nach Dämmerung ab. Die Strecke nach Montauk ist oft gesäumt mit Müll, Matratzen und Kühlschränken, aber in den Hamptons liegt weniger Müll. In den Hamptons stehen Bauhaus Bungalows, die haben Swimmingpools im Garten und trennen sich durch Tennisplätze von den andern Bauhäusern ab. In Montauk liegt kein Müll mehr, es scheint auch keine Menschen mit Bungalows zu geben—vorerst. Die Bäume werden erst in drei Tagen ausschlagen, aber die Luft ist angenehm, also laufe ich und nehme mir kein Taxi. Ich laufe entlang der Straße, die nach links geht.

Es war ein Fehler, kein Taxi zu nehmen. Die Straße scheint nirgendwo ankommen zu wollen. Hier und da geht es auf eine Seitenstraße – exurbane Wirrungen und großzügig angelegte Häuser scheinbar ohne Menschen, ein Dammwild schaut mir provokativ in die Augen. Ich hoffe auf den Strand und den Leuchtturm, daß er sich bald zeigt und mir den Weg weist, aber ich sehe keinen Leuchtturm, nur Gestrüpp und absurde Häuser, die mich an dumpfe Begriffe wie ‚Postmoderne’ und praktische Begriffe wie ‚Gehsteig’ denken lassen. Amerikaner mögen keine Gehsteige; sie bauen unnötig breite Straßen für unnötig große Autos. In Siedlungen wie Montauk kann man die Straßen adoptieren und mit Geld pflegen und bepflanzen lassen, als Alternative zum äthiopischen Biafrakind, das Impfungen, Milch und Bleistifte für zwanzig Euro monatlich bekommt.

New York: Stadt der Gehsteige. Sie sind wie Schnellstraßen angelegt und es macht keinen Spaß, auf ihnen rumzulaufen. Montauk: Ort der Straßen ohne Ziel. Sie sind so trostlos angelegt. Ich denke mir, man baut solche Straßen zu den Trabantenstädten; hinter dem nächsten Hügel liegt Las Vegas, aber dort ist dann irgendwie doch nichts. Nach Stunden frage ich einen Radfahrer—den einzigen, frage ihn nach einem Restaurant. Er raucht eine Zigarette, im Wind weht auch seine Fahne von Bier und er erzählt von den Iren, den Jamaikanern und dem Leuchtturm. Ich habe Hunger. Ich sei weitab, er sei Halbire, kramt in den Taschen, ich denke: er holt jetzt ein aufgeweichtes Sandwich raus, ich freue mich schon. Er holt aber eine Getränkedose raus, bietet mir warmes Bier an—er sei schließlich Ire, entschuldigt er sich scherzhaft. Zur Hälfte, jedenfalls. Ich solle einfach den Daumen austrecken und dann in die entgegengesetzte Richtung, immer in die andere Richtung. Als ein Auto kommt, hält es sofort an. Der Truck bringt mich nach Montauk, es gibt dort einen schönen Strand, sehr schön mit Dünen und zugewehten Holzzäunen, und es ist ein bißchen Klischee, daß ich jetzt Max Frischs "Montauk" lese.

In Montauk gibt es auch eine Windmühle: Zeugnis der holländischen Geschichte. Long Island war sehr begehrt unter den frühen Einwanderern. Die Lenapeindianer betrieben keine Monokultur und zogen weg von den bestellten Feldern, nachdem sie den Mais und den Tabak geerntet hatten. Die Felder erholten sich und die Tiere benahmen sich wie Lenapeindianer und kultivierten, was übrig blieb. Es gab Hasen und Dammwild und unglaublich große Vogelsiedlungen. Als die Europäer kamen, sahen sie ein Paradies und machten es gleich kaputt. Der letzte Lenape starb 1810 auf Long Island: John de Wilt, John der Wilde.


TAR Brooklyn - 12.04.04 at 23:54:47




tagesbericht an den lieben m. wingerter:

ostern in niergolzingen, gebenedeite stunden unterm blechdach. der freixenet ist bereits zur neige, die gastdamen sind noch nicht erschienen. der harte kern in froher erwartung. wobei ja noch mitzuteilen wäre, daß die zwei schon anwesenden damen emsig geputzt haben (ohne schürze). ferner wäre zu berichten, daß der "obatzda" richtig dreckig gelungen ist und in der warmen aprilsonne lieblich zu stinken begann. darüber hinaus muss gesagt werden, daß lloyd seinen alten herrn gestern abend nach österlichem schachspiel mit dreizunull nach hause schickte.

alles in allem: über niergolzingen liegt glanz. und auf dem nachbarbalkon eine barbusige, die sich in einem frauenroman verloren hat.

jetzt aber rufen die kirchglocken zur inneren einkehr!

frohe grüße - auch an ihre assistentin hedwich von
pennthaus, lloyd, frl. stierle und frau ödelschwang


pennthaus ngz-hasenhausen - 12.04.04 at 16:02:12




Der Hutmacher
(gedicht nach einer Geschichte von Thomas Bernhard)


es gab zeiten da dachte ich überhaupt nicht an sex
ich dachte an die müdigkeit
an die schokoladenpreise
ich hoffte immer sie würden nicht ansteigen
aber sie stiegen an
ich dachte aber auch an blumen und obst
ich dachte an blumen und obst gleichzeitig
und ich dachte wenn erst der frieden käme
und ich dachte wenn jetzt jemand das fenster öffnete
und solcherlei dachte ich viel
auch an flüsse und gebisse
an zählungen und tagesräume dachte ich
ich dachte sogar an den wehrdienst
ich dachte an das gras und den wehrdienst
aber ich dachte an den wehrdienst als gewehr
ich stellte es mir wirklich vor
ein gewehr dass seine verluste nicht kannte
das sich drehte und wendete
und ich dachte an all die verlorenen bälle
der hausmeister hatte sie uns einfach weggenommen
ein paar mutige gingen zu ihm
wollten mit ihm sprechen
auch sie kamen nicht mehr wieder
sie verschwanden wie die hutmacher verschwinden
wie die hutmacher auch manchmal in geschichten verschwinden
da muss der vata umziehen wegen einem kind
wegen einem gesunden fröhlichen kind
das kind ruft opa und es meint ihn
der sohn ruft vata und meint ihn
und der sohn ruft vata weil er was will
weil er umziehen soll der vata
der vata soll umziehen zu thomas bernhard
sagt der sohn und schaut ihn gewissenhaft an
aber herr bernhard ist doch tot
sagt der vata
eben sagt der sohn


TrollenFalle Sarajevo :-) - 12.04.04 at 13:14:02




Auto-Fokus misslingt: die Sehnerven sind gestresst. Der ganze Alkohol der letzten, vier, sechs Stunden laesst die implodieren, die Montage der Mousse auf dem Teller vor mir, das perlende Glas mit Bombay Sapphire, und die Ohren melden mir, dass Lukasz noch immer spricht, zu mir, am Tisch in diesem Resort auf dem Golfplatz, an dem wir aus eher unwichtigem Grund sitzen. Mitternacht muss lange vorbei sein. Boad ist schon seit Stunden in seinem Zimmer, grafikt gebatikte Day Suits, Dara spielt mit ihrem Handy und Sans Kopf liegt in ihren Haenden, den Mund ein wenig geoeffnet, atmet sie zu langsam. Agnieszka massiert den schwangeren Bauch.
"Please don't...", sagt mein Mund. "...please, wait..."
"But I have to..."
"No, please don't..."
"But you know I'm..."
"...use the whole..."
"...right, admit that..."
"Hitler thing!" sage ich tatsaechlich.
"...I'm right!" schiebt Lukasz ein.
Weil Agnieszka uns dann aber sagt, dass wir unmoeglich langweilig waeren, und weil die Mousse zerfliesst und die CD im Entertainment Room der riesigen Villa gewechselt werden muesste und weil wir noch schwimmen gehen wollen, weil es tagsueber zu heiss gewesen ist, und weil ich nie Snooker spielen will und weil die Thais am Tisch schlafen, weil es zwei Uhr sein muesste, weil alles, alles gegen diese unsinnige Diskussion spricht - die die sanft begonnen hatte: die Darstellung der Bird Flu in der thailaendischen Presse; wie aber ist Lukasz auf das globale Scheitern der Demokratie gekommen? - laufen wir hoch, in unsere Zimmer, kommen pooltuechtig zurueck, und die Thais, die uns da bedienen, haben die Poollichter noch nicht angeschaltet, als Lukasz - im Wasser schon - nach einem Wodka Tonic ruft, aber ich konnte die Finlandia-Flasche seit Stunden schon nicht finden, einer der Thais hatte sie in irgendein Kuehlfach gestellt, und als Agnieszka ins Wasser gleitet, liege ich auf dem Ruecken und schaue Sterne und einen roten Mond, tatsaechlich einen roten Mond.
Spaeter werden halbvolle Glaeser ins Wasser gleiten, aus kuehlen Haenden, und noch spaeter wird Agnieszka auf einem immensem Sofa schlafen, und ich werde auf dem Teppich sitzen, in nassen Shorts, und ich werde Wasserperlen in Beinhaaren zusehen, und Lukasz wird mit drei Mikrofonen posieren, aber niemand wird eine Kamera finden, und er wird trotzdem "Last Night A DJ Saved My Life" karaoken.



TomTom - 12.04.04 at 05:13:35




Weise und fröhlich bleiben. Ich winke aus der Ferne und bin so schön mir. Ich ferne mich mir binnen Wink, das ist eine Nähe zum Zufriedensein, da kannst du einparken vergessen, 2 cm zum Bordstein und so etwas wie die Musik von Barbara Morgenstern in allem, was Frühling wird, Fühling.


Sasa - 11.04.04 at 21:34:08




http://www.zeitreich.de/shenzhen/shenzhen (41).jpg

FROHe oSTERN
fROHe OSTern
frOHe oSTERn


und morgen für Familien, Kinder und einsame Loopsters
Live im Besucherpark zum Flughafen München
Fredrik als musizierendes und Geschichten erzählendes Osterei, von 11 bis 16 Uhr - Des lebende Osterei und sein Kampfhuhn

http://www.ganz-muenchen.de/freizeitfitness/feiertage/ostern/osterausflug/besucherpark_flughafen.html

http://www.munich-airport.de/DE/Areas/Consumer/Erlebnis/Besucherpark/Veranstaltungen/Osterhase/


und sonst ? link to liebesreich


fredrik ach so - 11.04.04 at 19:44:08




Top und Tabak

Neulich wurde ich in einem der hiesigen Lokale mit dem typisch türkischen Namen "Space Corner" (andere heissen "Land and Sea" oder gar "Secret Garden") ungewollt Zeugin eines Gesprächs. Im Laufe der langsam anschwellenden Unterhaltung konnte ich sogar die Namen der beiden Disputanten heraushören, ich will sie hier aber einmal Mehmet Top und Ali Tabak nennen. Zunächst kam mir das Ganze lächerlich vor, sie stritten sich nämlich darüber, ob die Erde eine Kugel oder eine Scheibe sei. Da sind wir ja nun klugerweise längst darüberhinaus..... Dann aber kam mir ein Ausspruch Sebastian Haffners in den Sinn, ich erinnere ihn etwa folgendermassen: "Die meisten Gemeinplätze werden zu Wahrheit, wenn man sie auf den Kopf stellt". Ich entschloss mich, unbefangen zu lauschen.

Tabak: was würdest Du tun, wenn ich behauptete, die Erde sei eine Scheibe?
Top: naja... (macht vage Gesten mit seinen Händen)
Tabak: es macht mich ja auch verlegen, zumal ich damit leicht mit George Bush und seiner Regierung der Flachdenker in einen Topf geworfen werden könnte. Nichtsdestotrotz.....
Top: ich will Indizien! (lacht)
Tabak: was macht Dich denn so sicher, dass sie eine Kugel ist?
Top: das weiss doch jeder! Wir haben das Mittelalter ja schliesslich hinter uns gelassen.
Tabak: ja, die Wissenschaft. Sie formuliert auf Grund von Beobachtungen eine Theorie. Manche von ihnen gehen ins allgemeine Bewusstsein ein. Inzwischen ist die Wissenschaft schon fortgeschritten und hat ganz andere, oft gegenteilige Erkenntnisse. Nimm nur etwa die Theorie des Lichts. Was meinst Du, besteht das Licht aus Partikeln oder aus Wellen?
Top: Du schweifst ab....
Tabak: Was ich meine, ist: Vor einigen Jahrhunderten galt die Erde als eine Scheibe. Noch Kolumbus hatte Angst, mit seinen Schiffen über deren Rand hinauszufahren. Dann kamen Galileo, Kopernikus und Kepler. Seither sind wir felsenfest überzeugt, dass wir auf einer Kugel leben. Was ist nun, wenn in fünfzig oder hundert Jahren eine ganz andere Theorie entwickelt wird? Wir werden schmunzeln, dass unsere Grossmütter und Grossväter das mit der Kugel glaubten.
Top: und ich nehme an, Du hast diese neue Sichtweise gefunden?
Tabak: genau!
Top: sag?
Tabak: also pass auf. Wäre die Erde rund, so müssten auch die Eisenbahn- und Tramgleise gebogen sein, sie sind aber gerade. Die Fundamente unserer Häuser müssten nach der sphärischen Geometrie konstruiert sein, sie sind aber flach nivellierte Flächen. Der Raki in meinem Glas da müsste nach oben gewölbt sein. Schau hin, ist er das? (er prostet Top zu). Die Wände der Häuser müssten nach oben auseinandergehen, sie verlaufen aber senkrecht parallel. Undsoweiter.....
Top: Das ist doch nur eine Frage des Masstabs. Die Kugel Erde ist so gross, dass ihre sphärische Oberfläche als Ebene erscheint. Ausserdem: wie kommt es, dass die Raumfahrer diese blaue Kugel sehen und bewundern?
Tabak: das hängt mit der Einstein’schen Krümmung des Raumes zusammen, nichts als optische Täuschung.
Top: (kratzt sich am Kopf). Und was ist mit den Schiffen auf See, warum verschwinden sie bei zunehmender Entfernung unter dem Horizont?
Tabak: Hat Du noch nie von der Brechung des Lichtes gehört? Durch die Dichte der Atmosphäre erscheint uns das so. Schau mich mal schräg durch die Rakiflasche an. Was siehst Du?
Top. Ich sehe Dich verschoben, Du hast recht!! (Springt auf und ruft Heureka. Die Leute im Lokal drehen ihm alle die Köpfe zu, Verwunderung in ihren Mienen) (Er setzt sich wieder, grübelt). Aber sag, Ali, eines verstehe ich noch nicht: Warum konnte Magellan rund um die Welt schiffen und am Ausgangspunkt wieder ankommen, wenn sie scheibenförmig ist?
Tabak: Gratuliere, das ist die entscheidende Klippe an der Sache. Aber auch dieses Rätsel lässt sich lösen. Die Erde ist zwar flach, aber sie hat keinen "Rand". Du stellst Dir jetzt wahrscheinlich eine CD vor (Top arbeitet in einer Medienfirma). Ein jeder ist der Mittelpunkt dieser Scheibe, bewegt er sich, rücken andere Menschen, Gegenden und Länder an ihn heran, verlässt er Madrid (lebend) und bewegt sich lange genug in eine Richtung, so taucht irgendwann Madrid wieder in seinem Blickfeld auf.
Top: das ist eine Theorie des radikalen Subjektivismus. Ich weiss doch, dass die Puszta existiert, auch wenn ich nicht dort bin!
Tabak: Natürlich! Sie existiert, in Deinem Gedächtnis. Was siehst Du vor Deinem inneren Auge?
Top: eine unendlich weite, grüne Fläche...
Tabak: na also......

Top: und trotz allem weiss ich genau, dass die Erde rund ist!
Tabak: da bin ich aber gespannt....
Top: wäre sie flach, würde mein Tisch nicht wackeln.

(Beide stehen auf, Tabak geht auf die Toilette, Top holt sich vom Auslagetisch das Magazin "Atlas" und blättert darin. Nach einigen Minuten treffen sie sich am Ausgang. Sie sind noch immer erregt, weshalb ich ihre Stimmen weiterhin deutlich vernehme)

Top: Mir dämmert, dass ich mit meiner Globustheorie zugleich richtig und falsch lag....
Tabak: (hat Fragezeichen in den Pupillen)
Top: hör mal, wenn unsere Welt nun eine Kugel, aber eine HOHLkugel wäre?
Tabak: Du nu wieder.....
Top: lass uns auf einen Berg steigen. Was sehen wir? Die Landschaft, die Dörfer und Städte, liegen wie eine Schale unter uns. Das Meer krümmt sich nicht nach unten weg, sondern steigt mit seinem Horizont bis auf Augenhöhe zu uns empor. (Er zieht einen Schuh aus, zeigt Tabak die Sohle). Was siehst Du?
Tabak: der Schuh ist ziemlich abgelaufen.....
Top: (triumphierend) Eben! Wäre die Erde nach alter Fasson, nämlich nach aussen gewölbt, müssten meine Sohlen doch in der Mitte abgenützt sein. Sie sind aber vorne und hinten abgelaufen. Also marschiere ich im Innern einer Hohlkugel!!

Top und Tabak schauen sich an, verabschieden sich dann, indem sie sich die Hände reichen und ihre Stirnen kurz aneinanderdrücken. Mir aber fällt ein weiterer Ausspruch, ich glaube von Ludwig Hohl, ein:

"Der Glanz bricht aus dem Detail hervor, nicht aus dem Ganzen. Der Glanz bricht aus dem Detail hervor und schafft das Ganze."


buh - 11.04.04 at 13:05:53




die samstage


stell dir einen bahnhof vor
die züge kommen an
steigen aus
fragen nach billigen hotels
bekommen auskunft
fragen nach billigen kneipen
bekommen auskunft
gehen ein stück weiter
drehen sich um
fragen nach der zeit
bekommen auskunft
drehen sich um
und gehen hinaus
gehen in die besagte kneipe
setzen sich an die theke

: was wollen sie trinken

: selbsttätig
sagen sie
die bedienung nickt
und stellt es an die theke
dann zahlen sie und gehen nach draussen
wollen etwas von der stadt sehen
gehen kaufhäuser gucken
herrenoberbekleidung
dann
damenoberkleidung
züge sind beidgeschlechtlich
manchmal witzeln sie darüber
aber zumeist fällt es ihnen gar nicht auf
dann sammeln sie kastanien auf
für die kleinen zuhause
dann spucken sie kurz in die luft
müdigkeit überkommt sie
sie gehen in das besagte hotel
und da im zimmer schlafen sie sofort ein


TrollenFalle Zugluft - 10.04.04 at 14:15:50




http://www.khm.de/home/newmedia/haschisch.jpg



Goldmund - 10.04.04 at 07:10:17




Es ist was in der Luft.
Gibts eigentlich blödere Sprüche?
Nein.


Sasa - 10.04.04 at 03:57:53




Spiegelangst

Ich will nicht schauen
Direkt in den Spiegel
Trügerisches Zimmerlicht
Gesenkten Hauptes eben
aus dem Raume rasch fliehend
vor der Hexe der Wahrheit
Denn das innere Spiegeln reicht
Mögen die boshaften Märchenumrisse
In den tristen Gedanken auch weiter echoen.
Kein Antlitzwiderhallen, kein eigener Blick ins Ich
darf berühren mich tückisch, unglücklich, sonderlich
Davon ich besser, völlig abgesondert taumele.
Kapsel Mensch der ich limitiert leide
Habe aber doch ausreichend gelitten.
Und Abbilder bereiten nur Schmerz
Nie mehr hinschauen darum
Welche Wohltat das ist


hardmate rheinbrohl - 10.04.04 at 01:53:08




herr klamm sitzt im siebenuhrdreissiger
aber er ist sich gar nicht sicher ob er wirkich im siebenuhrdreissiger sitzt
ständig stösst er sich an
ständig fragt er sich
: und was wenn ich gar nicht im siebenuhrdreissiger sitze
er zweifelt er fasst sich ins haar er zweifelt er fasst sich ins haar
und dann kommt der augenblick an dem er gar nicht so sicher ist dass er der ist der er vorgibt zu sein und er zweifelt und fragt sich: bin ich wirklich der der als kind immer das beuerchen machte und die verwandtschaft aufjauchzte wenn ich in die hose geschissen hatte
schnell schnell muss das überlegt sein
wenn ich nämlich nicht der bin der ich vorgäbe zu sein wird es zeit die flucht zu ergreifen
wenn ich aber doch der bin der ich vorgäbe zu sein wird es zeit auszusteigen
klamm versuchte sich zu erinnern
klamm war nicht sicher
war er jener der gestern noch spät diesen film sah
frau und mann in einem cafe
sie saß zuerst alleine da aber dann fragte er ob er platz
sie nickte
er grinste
und sagte
entschuldigung
keine drei minuten später presste er seine hände auf seine brüste
das alles war sehr ungewöhnlich
als er das fernsehen ausschaltete hatte klamm das gefühl
er müsse noch etwas spazieren gehen und wirklich ging er noch etwas spazieren
seinen spazierstock unter dem arm sah er den mond an und die sterne
wie willenlos sie dort am himmel standen






TrollenFalle Giessenschon - 09.04.04 at 12:33:01




chapeau, konstantin!


lucie im regen - 08.04.04 at 15:13:37




DJ CAM feat ANGGUN - Summer In Paris

fuer Lotos, selbstverstaendlich.


TomTom - 08.04.04 at 13:10:56




Ich laufe ins Buero. Dabei habe ich Tricky per Ohr mitten im Kopf. Schwarze Voegel haengen schwer in den noch leeren Baeumen. Der Himmel ist zu grau zum Fliegen. London riecht nach Iris und verbranntem Gummi. Wie Blacksteel.

; http://images-eu.amazon.com/images/P/B000001E7V.02.LZZZZZZZ.jpg


Konstantin - 08.04.04 at 12:53:38




...nicht mehr ertragen. Wird doch endlich mal erwachsen. Und er schreit sofort. Erwachsen, du hälst es für erwachsen, in deinem Tussioutfit zur Arbeit zu wackeln, abends noch ein Stündchen Sport, man sitzt ja soviel, und dann schnell noch kalten Fisch im Stehen. Ich scheiss auf erwachsen. Ich scheiss auf Verantwortung, auf zu hohen Blutdruck, auf Cargohosenkünstlerbonus, auf eure ganze verkackte Langweilerwelt mit Kiesertraining und Lohnsteuer. Lischke glüht. Sie starrt. Fernseher läuft. Und sagt sie leise, pennen bis drei, nix geregelt kriegen, jeden Termin verpassen, lächerliche Vorsätze, zum hundertsten Mal soll alles anders werden, schau dich doch mal an. Das ist also erwachsen.
Am besten du heiratest einen von deinen Schnöseln. Trinkt den letzten Rest vom Bier, steht auf. Muss weiterschneiden, knallt die Tür. Sie starrt.
Macht sich ein Bier auf und einen Joint an. Streift die Tussischuhe ab, ohne sich zu bücken und legt die eingequetschten Füsse auf den Tisch. Im Fernsehen killt der alte Magellanpinguin den jungen. Ohne Grund. Nur weil der blöd geglotzt hat.


Lotos - 08.04.04 at 11:47:40




Wenn schon Club, dann bitte die spaerlich besetzten Tische von innen beleuchtet. Der Club muesste ja auch laenger aufbleiben, der Verschiebung wegen. Ueberhaupt ist das nicht fair, dass Ihr da rummacht, wunderbar mit seltsamsten Cocktails und teuer importierten Asien-Schnaepsen, waehrend bei mir im Kopf Traeume aussetzen, weil der alte Nachbar staendig rotzen muss, vierzig Minuten taeglich, 6 Uhr frueh - und der gute TAR noch arbeitet, obwohl der ja gar nicht arbeitet, sondern immer nur liest.
Ich bitte um einen fatmate OST.
Und schicke schnell eine kleine Melodie, weit ueber Deutschland hinweg, bis nach NYC, die sich bei TAR ins Hirn setzt und fuer den Rest des Tages Molekuele frisst: Marvin Gayes "Got To Give It Up".


TomTom - 08.04.04 at 05:04:45




fatmate.
*


Eiseisbaby Coburg, Bayern - 07.04.04 at 15:24:52




Eine andere Sache ist die mit der Nacht. Die Nacht ist einfach geil. Ich sehe mich ja als Nachtmensch. Das liegt aber auch daran, dass ich meist vor 8, 9 Uhr nicht aufzustehen brauche. Als bekennender Domian-Hörer, Ex-Harald-Schmidt-Watcher und nächtlicher Bücherleser, Musikproducer und Texteschreiber hab ich auch immer was zu tun. Nur das mit dem spätabends noch was essen versuche ich mir abzugewöhnen. Das geht doch zu sehr aufs Gewicht.


hardmate rheinbrohl - 07.04.04 at 14:20:56




Ja, weil man ist auch über das Pöbeln irgendwann hinweg und so ein bisschen Adrenalin tut mal nicht schlecht. Back to Basics.


Sasa - 07.04.04 at 13:03:39




Ja. So wäre das. Und vielleicht sollten wir wannabe wieder eingemeinden, wirkt sonst wie ein Start Up, das schon mal bessere Tage gesehen hat. Den Platz könnten wir untervermieten, an ein paar hübsche Mädels, die irgendwas mit Tanz machen.
*


Eiseisbaby Coburg, Bayern - 07.04.04 at 12:58:46




Also lieber Mario, ich wünsche mir ein Knebelthema. Bittebitte. Eins für mich und für Tar und für GüTee und für Eis und für TomTom und für Konstantin und für Oliver Kahn und für Kevin Spacey, sie sind alle genial und machen froh.


Sasa - 07.04.04 at 12:55:54




ja: club atmosphäre. ich glaube ja seit jahren, dass wir hier zu sechst sind, die nichts und alles ernst nehmen. mit mario sieben. aber er schenkt ja getränke aus. früher schrieb er lustige etiketten drauf. ich wünschte, er täte das wieder.


Sasa - 07.04.04 at 12:53:59




Danke EisEis!


Sasa - 07.04.04 at 11:48:47




Ausgezeichneter Text übrigens, Sasa, dein "Hamdo sagt". Feine Sache.
*


Eiseisbaby Coburg, Bayern - 07.04.04 at 10:05:29




Ja auf deutsch. Mag schon sein, dass niemand was dahinter braucht, jedenfalls ist es nicht Zeitgeist (oder gerade eben doch, spätestens nach "lost in translation", nur hat es keiner kapiert). Ich aber, ich brauch was dahinter, sonst langweile ich mich fürchterlich, schon nach ein, zwei Sätzen. Ich glaube auch nicht, dass ein Autor sich in erster Linie über sein "Publikum" definieren sollte. Für mich ist Autorsein ein Zustand, eine Haltung. Das hat wenig mit Publikumsheische zu tun, eher mit Qualität und Aussage. Insofern stimme ich TAR nicht zu, aber ich denke mal, es ist auch irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen. Ich wollte auch nicht über den Zustand des loops jammern, nee, das ist in der Tat müßig, das habe ich lange genug getan und es hat nichts geholfen. Inzwischen hat es ja auch mehr so die überschaubare Club Atmosphäre, gedimmtes Licht, nur wenige Tische bestetzt, Mario an der Bar, man kennt sich. www.ampool.de hat übrigens dicht gemacht. Die hätten wir also überlebt.
*


Eiseisbaby Coburg, Bayern - 07.04.04 at 09:51:32




Hat Eminem das auf deutsch gesagt, EisEisBaby?
Und wer braucht schon was dahinter?
*
Immer und immer wieder, bester Sasa. Brauchen Sie eine Aufgabe?


TomTom - 07.04.04 at 05:38:50




Riesengroße Laberer und nur heiße Luft. Aber das wissen wir doch schon. Es wird sich niemals ändern, bei den meisten wird sich nichts ändern, schon bloß der unpersönlichen Ausdrucksform wegen.



Sasa - 07.04.04 at 02:31:46




Das mit dem Näherkommen, Sasa. Auch so ein Scheiterhaufen. Ich finde, wir sind große Laabertaschen mit nix dahinter, und irgendwie auch sympathisch, weil wir niemanden in die Luft sprengen. Oder darüber schreiben. Wie zum Beispiel Sybille Berg, eben im TV. Total komische Augen hat die, asiatisch nach oben geschminkt, einfach schrecklich. Hätte ich mir nicht so vorgestellt. Sie las dann ebenso schreckliche Sätze aus ihrem neuen Buch und stöpselte sinnlos herum und ich war froh, als Eminem bei Raab seinen Hintern zeigte und immer wieder "Freifick! Freifick!" rief. Ich vermute, genau deswegen bin ich im Fadenkreuz der Al Kaida. Weil ich im Spiegel so Sachen lese, über junge irakische Frauen, die keinen Geschlechtsverkehr vor der Ehe haben dürfen. Aber anal. Aha. Na dann: Nacht.
*


Eiseisbaby Coburg, Bayern - 07.04.04 at 00:46:26




... wobei es ja wirklich von Happy Döndermann einen rattenscharfen Satz gibt:

Beeile dich, solange die Lust anhält.

Arkibische Schriften I, p. 65 (korr. Zweitaufl.)


Lloyd Café Club - 07.04.04 at 00:37:24




... Palmenberg hieß der chemikalische Sprengmeister, der ChemieLehrer, der mit dabei war, damals in Edenkoben.

Der wird diesen MonsterAusflug auch nie in seinem Leben vergessen haben ...


Lloyd , Nachtflug - 07.04.04 at 00:06:05




Meine Herren!

für mich ist's und bleibt's eindeutig eine (wenn auch auf formschön getrimmte) - Dachkammer.
GrossRaumBühne mit Dach, solide Handwerksarbeit, stechend süßlicher Holzgeruch unterm Laminat, wie alter Urin von Dachdeckern und Ingenieuren anno dunnemal ... fällt mir spontan noch dazu ein. Einerlei, vergessen wir die Sache mit dem Bierfilz. Vergessen wir auch, daß ich Ihnen - lieber Martin gegenüber saß.
Zum Auffrischen: Ihre Brille hatten Sie auf die Stirn geschoben, zwischen den Fingern qualmte eine Reval in Ihren Bart hinein. Später behandelten wir Ihre Brandblasen mit Bachblühten aus pennthaus' Hausaphotheke.
anton fehlte gänzlich. Wie wir alle wissen.

Aber lassen wir diese Witzeleien. Auch über Jorgo, weitere abgebrannte Bierdeckel und alte HeldenLieder der Würger.

Der Ort Edenkoben rief in mir alte Erinnerungen wach: Klassenfahrt in den 80er Jahren (Frau Ragg - Mathe, Herr Mälzer - Sport und ein ChemieLehrer, dessen Namen ich vergessen habe ... - Zugfahrten mit Seltenheitswert).
Der Aufruf der Site www.edenkoben.de bestätigte meinen Verdacht.

Endloses RebenMeer, burgengekrönte Waldeshöhen - in den schmucken Winzerhöfen wird Genuss ohne Reue geboten.

Da muß ich wieder hin. Zumal ja bereits im Juni die Owwergässer Winzerkerwe den Festreigen eröffnen.

Herr Wingerter, was macht eigentlich Ihr Handicap?


Lloyd , in Eile - 06.04.04 at 23:49:11




Scheiße, Sorry, der Satz stammt natürlich von bestem TAR aus New York. Den ich äußerst hemmungslose.


Sasa - 06.04.04 at 21:52:17




Schweres Geschütz fahren Sie da auf, Pennthaus: ‚Falsch ermittelt!’ Keineswegs. Ich habe, selber im Verdacht der Verfasser des ominösen Bierdeckels zu sein, lediglich darauf hingewiesen, dass es noch andere Urheber geben könnte. Döndermann. Das klingt doch stark nach Ihnen.

Jorgo hat übrigens auf telefonische Rückfrage bestätigt, dass Sie quasi der Herr der Deckel im Bohnenviertel seien. Ich halte dies für übertrieben, lasse es aber als Hinweis darauf gelten, dass Sie - was Bierdeckel anbelangt - recht empfindlich reagieren.

Jorgo das Schlitzohr. Ich meine er benutzt längliche Zettel. Wie auch immer, das kann die Produktivität entscheidend hemmen. Mein Mitgefühl haben Sie. Hedwig hat nichts gegen Grappelli. "Warum Grappelli" fragt sie, "mit dem hab’ ich noch nie ein einziges Wort gewechselt". "Grüß' Ihn halt mit 'no more heroes' von den Stranglers".


Martin Wingerter St. Martin - 06.04.04 at 20:52:08




bester wingerter, da haben sie mal wieder falsch ermittelt, die sache mit dem bierdeckel lass ich mir nicht unterjubeln. fragen sie nur meinen griechenwirt jorgo, der übrigens auch lloyd des öfteren gekonnt bedient. dieser jorgo nämlich verwaltet sorgsam alle bierfilze, die mich auch nur im entferntesten betreffen. und er rückt die dinger erst heraus, wenn sämtliche strichhaften zechzeichen meinerseits in barer münze ausgeglichen werden. nun ist aber die momentane verfassung meines mansardenkargen oberstübchens nicht gerade auf produktivität ausgerichtet und die bierdeckelgeschichte bleibt mangels masse offen bis auf weiteres. nochmalige grüße an ihre gesamte dienststelle! aber was hat hedwich gegen grappelli?



pennthaus abgebrannt in ngz - 06.04.04 at 19:21:53




lieber TomTom,

wie du weißt, lese ich für mein Leben gern in Archiven. So auch im imloop-archiv. Und da stieß ich auf deinen, mich gerade wieder fassungslos gemachten Satz, den du kürzlich während unseren regen E-Mail-Kontaktes geschrieben hattest:

"Autorsein heißt, die Menschen auf eine Weise zu verarschen, die
ihnen genehm ist."

Ich wollte bloß noch einmal meine ehrliche Bewunderung für so viel Wahrheit kund geben und eine leichte hoffende Freude ausdrücken, dass du bald Zeit finden wirst ein bisschen bitte mit mir hier rumzutoben, denn ich habe heftig zu lernen begonnen und d.h.: Nacht und Tag werden wieder nur anhand von Lichtverhältnissen voneinander unterschieden werden können.

Außerdem hoffe ich innigst, TAR möge etwas Zeit und Lust opfern und mich und sich mit mir und mit uns uns unterhalten. Bitte ja, es wäre mir wichtig, dass wir ein wenig zusammen kommen. EisEis wäre, wie ich sehe, auch offen schriftzuleben, GüTeE ist ohnehin da und die anderen Besten, da weiß ich nicht, ob sie davon gelangweilt sind oder gar bewußt etwas Zeit investieren in diese Plattform für Sex und Spaß. Danke.


Sasa - 06.04.04 at 14:17:10




In einem Sommer, ich glaub 2001 war das, war ich zusammen mit meinem Cousin Philipp und dieser Janina an einem See irgendwo in Hessen. Es war wirklich schönster Sommer. An besagtem See sollte eine Aktion eines Radio-Senders stattfinden, mit Schnee, wie auf Plakaten zu lesen war. Nur bestand dieser Schnee aus einem wirklich nicht großen Haufen, auf dem Kleinkinder herumturnten und vermutlich auch darauf pissten. Ich lag am Seeufer, nippte an dem mitgebrachten Bier, sah Philipp und Janina beim Herumtollen im Wasser zu und fand das alles ungemein lustig. Von Janina wollte ich auch mal für ganz ganz kurze Zeit etwas, aber das ist eine andere Geschichte und Janina hatte früher einen ziemlichen Männerverschleiss. Oder wie man das nennen will.


hardmate rheinbrohl - 06.04.04 at 12:39:40




worte sind seltsame gastgeber.
sie werden eingeladen, aber wenn sie hinsehen sagt man ihnen, sie hätten da etwas falsch verstanden, wenn sie glück haben, können sie sich wenigstens nützlich machen, toiletten sauber halten, handtücher austauschen.


TrollenFalle Heidenberg - 06.04.04 at 11:51:49




worte sind seltsame gastgeber, sie werden eingeladen, aber wenn sie hingesehen sagt man ihnen, sie hätten da etwas falsch verstanden, wenn sie glück haben, können sie sich wenigstens nützlich machen, toiletten sauber halten, handtücher austauschen.


TrollenFalle Heidenberg - 06.04.04 at 11:50:42




Falsch. Sie benutzen Wörter falsch, Herr Lloyd.
Mansarde? Wir haben im Penthouse des Herrn Pennthaus gefeiert. Was man so feiern nennt. Eine Mansarde ist ein dürftig ausgebauter Raum im Dachgeschoß. Dieses Penthouse ist aber eine Wohnung in einem Mansarddach. Ich hoffe, Sie sind mir wegen dieser Korrektur nicht gram. Die Definition schlagen Sie bitte in Meyers Enzyklopädischem Lexikon nach.

Ja, ich erinnere mich an diesen Abend. Ihre subjektiven Eindrücke mag ich nicht kommentieren. Allerdings - da gebe ich Ihnen Recht - an die Scharmanz des späten Ehrengastes, dieses Taxifahrers mit den überlangen Extremitäten, reichte ich an diesem Abend nicht heran. Keine Erinnerung habe ich an die von Ihnen abgespielten Schallplatten. Dafür singe ich ein spätes Lob auf Ihre Gulaschsuppe. Superb.

Dass Sie einen Bierdeckel besitzen glaube ich unbesehen. Der Meine ist es keinesfalls. Nicht einmal nach heftigstem Konsum norddeutschen Bieres würde ich ‚Ulljanov’ schreiben - schon gar nicht in Sütterlin. Ich tippe eher auf Pennthaus. Der schien gegen Ende ziemlich bräsig.

Ich weiß, ich sollte noch auf Ihren angeblichen Wienaufenthalt und auf Pennthaus’ Entlassungspapiere eingehen. Keine Zeit meine Lieben. Der Dienst, der Dienst… Soviel noch: Ich habe Hedwig gegrüßt. Sie war gerührt und lässt gegengrüßen. Ohne Grappelli, aber mit Nick Cave. "Er schreibt so flockig", sagte sie. Wen immer sie meint.


Martin Wingerter Edenkoben - 06.04.04 at 11:21:27




What the fuck?


Sasa - 06.04.04 at 01:39:32




faded

mother's finest (nur das apostroph ist falsch)


GüTeE - 05.04.04 at 23:49:26




Danke Konstantin!


Sasa - 05.04.04 at 19:04:44




Bei uns geht alles schief
alle sitzen im trockenen
die Schafe rollen die Augen
die Wölfe behaupten sie wüssten bescheid


TrollenFalle Redesbach - 05.04.04 at 15:02:32




Zizou for Sasa


Konstantin - 05.04.04 at 11:11:50




Exakter Effekt.
Du gibst schon einen guten Kritker.


TomTom - 05.04.04 at 10:41:20




Leider kenne ich Glamorama nicht. Ich weiß auch nicht, was sich auszahlt. Viel nachdenken, vielleicht, Pornos im Internet angucken, vielleicht. Scheitern, vielleicht. Wenigstens zu scheitern versuchen: Sicher. Letzten Endes habe ich bei deinem Text einfach nur das Gefühl, dass der Rhythmus stimmt, das die Worte an der richtigen Stelle stehen und dass ich selbst ganz gern an diesem Tisch gesessen hätte, oder daran vorbeigelaufen wäre und dir zugezwinkert hätte. Mehr kann man nicht erwarten, von einem Text. Finde ich.
*




Eiseisbaby München, Bayern - 05.04.04 at 10:19:45




Wer schickt mir eine Monopol?


TomTom - 05.04.04 at 08:00:20




Danke nach Muenchen. Sollte es sich auszahlen, das staendige Widerlesen von Glamorama?


TomTom - 05.04.04 at 07:54:10




Ich habe auf einem Friedhof begriffen, dass im Grunde alles scheitert. Und in der Niederlassung der Deutschen Bank am Adenauer Platz habe ich begriffen, dass mir das nicht so viel ausmacht. Im Drogeriemarkt Müller habe ich begriffen, dass die Gesichtsmaske, die ich seit Jahren benutze Zitronensäure enthält. Wozu, habe ich mich da gefragt. Ich denke viel nach und komme meistens zu nichts, weil mich das so anstrengt mit mir Selbstgespröche zu führen - ich höre nicht zu und erzähle eh immer nur über mich. Das ist wie Pornos im Internet angucken. Es ödet einen an und man wünscht sich, es würde irgendwas unerwartetes passieren. Es passiert aber das meiste auf dem Bergfriedhof. Also geht man wieder raus und guckt Eichhörnchen beim ficken zu.


Sasa - 04.04.04 at 20:48:52




Und ich glaube jetzt, es ist ein anderer Film...zwei glorreiche Halunken? Clint Eastwood spielt mit. Ich sollte mal wieder ein paar Western anschauen.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 04.04.04 at 17:07:43




Grabpflege auf dem Hauptfriedhof. Eigentlich eine schöne Sache, weil das Wetter wie in einem Schlachtengemälde aus dem 18. Jahrhundert ist: so ein leichter Wind, nicht zu warm und nicht zu kalt. Rasch dahinziehende Wolken, weiß und grau, manchmal regenschwer. Ab und zu ein paar Tropfen auf der Haut, aber nie kommt es richtig runter. Wir wissen gar nicht, wo das Grab ist, nur ungefähr, also suchen wir Reihe für Reihe ab und der Friedhof ist nicht eben klein. Erinnert an Spiel mir das Lied vom Tod, da gibt es auch so eine Szene, ziemlich am Ende des Films. Die zwei Helden wissen nur, dass die Armeekasse im Grab eines unbekannten Soldaten liegt, aber als sie dort ankommen, ist es ein riesiger Soldatenfriedhof, die Kamera zoomt so weg und das hört überhaupt nicht mehr auf: Grab für Grab, Hügel über Hügel, Reihe für Reihe, keine Bäume, nur Staub und Erde. Unser Haupfriedhof ist aber hübsch. Sehr viel Grün, hoch über der Stadt, alte Grabstätten, verrostete Gruften, große Bäume. Auf einem ganz besonders romantisch verwitterten Stein lese ich: Jeder Tod ist nur ein Gleichnis. Und unten, in der verwucherten Erde steckt so ein kleines Schild: "Angehörige bitte melden."
*


Eiseisbaby München, Bayern - 04.04.04 at 17:04:20




being john malkovitch


Goldmund - 04.04.04 at 07:43:26




Peter.
Er war sofort wach, als sie seinen Namen flüsterte, so hell war sein Schlaf. Sie stand vor der Tür, aber es war finster, kein Lichtstreifen fiel in die Nacht.
"Bist du da?"
"Ja.", sagte er. "Ich bin da."
Er war schon an der Tür, hatte die Lampe angeknipst.
"Nein!", flüsterte sie.
Erschrocken zog er die Hand von der Klinke: "Was ist?"
"Mach nicht auf.", flüsterte sie. "Shut the lights!"
Er tat, wie sie wollte, wusste nicht warum.
"Ist es aus?"
"Ja, es ist aus."
"Jetzt kannst du aufmachen."
Er öffnete die Tür, und sie kam hineingeweht und fiel ihm um den Hals.
"Oh, Peter.", hauchte sie. "Ich bin so froh, dass du da bist. Ich bin ja so froh."
Sie küsste seine Wange und er spürte ihre kalten Lippen und ihren Körper durch den seidenen Schlafrock, so wie am See. Ihr Gesicht war feucht von Tränen.
Er drückte sie an sich, strich ihr über das Haar, führte sie zum Bett, wie eine Blinde. Dann ging er zurück und schloss ab, rasch, ohne noch einen Blick in den Flur zu werfen.

Wieder bei ihr, fühlte er ihre Hände, ihre Arme und ihr Gesicht, und plötzlich war alles gut. Er wollte nur noch sie, nichts anderes als sie, und er zog sie an sich und sie widerstand ihm nicht und sie küssten sich. Sie sprachen kein Wort. Darleens Haut schimmerte schwach und unerklärlich, er dachte an den Friedhof in Aix und für einen Moment schienen ihre Körper zusammenzugehören, so wie der Mond und der See und der Wind, der jetzt doch kam, wie es die Wirtin vorhergesagt hatte. Unten, in der Bucht, schlug die Leine gegen das Aluminium, leise und bestimmt, und es klang wie ein Lied aus einer fremden, kalten Welt. Dann hörte er nur noch ihren Atem und das Bett und die Kissen und er spürte sich in ihr, und alles war eins.
*


Eiseisbaby Mistral - 03.04.04 at 19:14:14




TomTom, dein letzter Text hat mir gut gefallen. Ich weiß, ich weiß. Ungewöhnlich, aber wahr. Das Dessert, Kim, Cranberry Wodka und doppelte Espressi. Amusement Overkill. Dankeschön. Sehr freundlich.
*


Eiseisbaby Coburg, Bayern - 03.04.04 at 19:01:55




Bester Wingerter,

bitte entschuldigen Sie meine verspätete Antwort -; ein kurzfristig anberaumter Termin rief mich in die alte Kaiserstadt Wien. Das dort festgesetzte Treffen verlief zu meiner Zufriedenheit. Auch das Abendprogramm war glücklich ausgewählt: Café Reimann und debile Darbietungen, es enstanden lockere Gespräche, anschließend gaben wir uns eine Infusion am Würstelstand und bestellten Käsekrainer mit Senf, Perlzwiebeln, Pfefferroni und Gebäck. An Dosenbier (bitte noch a Blech) fehlte es auch nicht.

Aber ich schweife ab.

Mein lieber Wingerter, am nächsten Tag, nach einem Surschnitzels (mit frischem Kren, Erdäpfelsalat und Konfitüre) in der Goldenen Glocke, vierter Bezirk, Kettenbrückengasse, dröhnten mir wieder Ihre Worte in den Ohren:

Und der mit dem Bierdeckel war auch ein Anderer.

Ich verzeihe Ihnen diesen rimbaudschen Ausflug - unbestreitbar ist aber in diesem Fall, daß ich den authentischen Bierdeckel wirklich besitze. Und dort steht - in Ihrer unverwechselbaren SütterlinSchrift:

Ulljanow (I-IV) und Döndermann (arkibisch!)

und drei weitere Namen, die aber, aufgeweicht, nicht mehr leserlich sind.

Das alles geschah am Jahreswechsel bei pennthaus in der Mansarde. Zur Erinnerung: Ich habe Schallplatten aufgelegt und der Hausherr hat Sie mit schlanken 0,33 Beck's versorgt bis Sie nicht mehr stehen konnten (Sie saßen sowieso den ganzen Abend, abwesend, ohne Teilnahme und zitierten zusammenhangslos).

Alkoholsiert wirkten Sie interessiert und zutraulich.
Und fordernd.
Ich hoffe sehr streng, daß sich daran nichts geändert hat.

Loyal, wie immer


Lloyd Niergolzingen - 03.04.04 at 16:55:18




Immer mehr Menschen in Deutschland reden mit sich selbst. Sie schimpfen, sie brabbeln und zischen mit sich selbst. Manche von ihnen weinen auch, sie schreien. Aber das ist später, viel später und das sieht man dann nicht mehr, das ist dann wie gute Laune. Ja, wie gute Laune.

Heute keine Sonne. Die Vorhersage stimmt. Keine Überraschungen. Und im Garten, auf der der Terrasse, vor den großen, blinden Fenstern, sammeln Vögel Zweige und Federn und solche Sachen. Heute bauen wir ein Nest. Und Morgen? Morgen blühen andere Blumen. Die hat noch der Großvater gepflanzt.
*


Eiseisbaby Coburg, Bayern - 03.04.04 at 09:29:43




abends stürmisch
und der regen libysch
in sand getraenkt
so viele enden
lose
asymptotisch
der umriss des korns


buh _elegisch - 02.04.04 at 11:49:53




http://www.gang.umass.edu/reu/2000/images/invert.gif



Goldmund veritable - 02.04.04 at 04:17:36




Aprilscherz. Ja.


Sasa - 02.04.04 at 02:03:40




Sasa in Laos ist mir unbekannt. X-File Sasa. He's out there?

Bester TAR,
Sie muessen sich die Scvissor Sisters kaufen. oder runterladen oder was man halt so macht als TFK in Williamsburg. "Laura", "Take Your Mama", "Comfortably Numb" und "Tits On The Road".


TomTom - 01.04.04 at 06:39:01




Als ich dann Kim Wachtveitl sehe, wie er durch die Menge zu uns an den Tisch kommt, richte ich mich auf, die Augen weg von Tims Gesicht. Uns allen war es etwas langweilig geworden, und die Gespraeche ebbten ab, unter der ziemlich schlechten Musik, und der Dessertteller steht noch auf dem Tisch, aber niemand isst mehr davon, selbst Noel nicht, die sehr hungrig war, vor kurzem noch. Leider hatten wir nichts ueber die Ladies Night im Spasso gehoert und sassen verdutzt am Tisch, als Noel und Masha mit Emy and Tim hineinkamen, alle mit schoen dick gekohlten Augen, von irgendeinem Catwalk kaemen sie gerade, und Noel haette das organisiert und Tim waere nur auf Durchreise, eigentlich ist er Maler, und Robert redete mit Noel ueber etwas Langweiliges, und Tim erzaehlte mir, dass er in Kanada lebe, seit 15 Jahren, er waere aber eigentlich aus Hambureg, und der Dialekt kaeme von seinen schwaebischen Mitbewohnern, die er irgendwo hatte. Kim umarmt mich jetzt und setzt sich nicht, und wir reden ganz rasch ueber Le Normandie und - sehr verdutzt - Dominique Kracht und Datenstroeme in Vietnam (aber das haette auch an einem ganz anderen Abend sein koennen) und ueber Parties, die Frederic organisiert, und ueber den ehemaligen Pastry Chef des Oriental, der spaeter im Spasso strippen wird, und noch einmal ueber die Met Bar und ueber Placebo und ueber digitale Fotos und ueber Bangkok Airways und ueber seinen Namen gegoogelt. Leider kommt Thomas vorbei, aber ich winke ihm nur muede zu, und Orasa schaut vorbei und Suraya, und ich nehme mir vor, naechstes Mal wieder meine Kamera mitzunehmen. Wir trinken Cranberry-Wodka und doppelte Espresso. Dann wird der Dessertteller abgeraeumt, endlich. Wir rauchen alle, ausser Kim natuerlich. Sechs verschiedene Zigarettenschachteln liegen auf dem Tisch. Leider riechen die Toiletten spaeter schlecht. Das alles ist schamlos.


TomTom - 01.04.04 at 06:36:30




Seufz, jetzt geht auch noch der Sasa nach Asien. Und schon wieder bin ich
ganz stolz auf dich, du oller Laote. Dort werden sie dir wohl hoffentlich ein
paar Manieren beibringen, dass die Synapsen endlich mal im Takt knacken.

Aber Herr TomTom, was soll denn der Tamtam? Wer sind denn die Scissor
Sisters?


TAR - 01.04.04 at 03:03:17