loop # 186 / loop # 188 loop Archiv #187 (16.12.-31.12.2003) www.imloop.de
winter of loop




Karls Durchgang


Karl fühlte sich eingepfercht, umstellt von Geschichten, die er noch nicht erzählen konnte. Sie näherten sich und überfielen ihn, und er konnte nicht entscheiden, ob sie mit Haus, Schwanz oder Blume beginnen sollten. Vor allem schien er sich vor allzu konkreten Handlungsabläufen zu fürchten, dieser tödlichen Endlichkeit. Früher, als er noch träumte, hatte er die Fähigkeit besessen, über die Nachtstadt hinwegzuschweben. Jetzt fragte er sich, ob er der großangelegten Lähmung in seiner Zeit entrinnen konnte. Die Frauen, die er in Kaffeehäusern neugierig erforschte, lasen in Magazinen, und sie blickten irritiert zur Seite oder nach hinten zu den Liebhabern, die auf sich warten ließen.

Lara lebte getrennt von ihm in der substanznagenden Metropole. Zweizimmerwohnig logierende Freifrau mit der großen Zärtlichkeit. Karl wird das noch entdecken. Ihre Verbindung ist ein lockerer Ferienrhythmus mit Autobahnzubringer. Lara gibt ihm den Schlüssel, wenn er ankommt. Er soll den Anschluss nicht verlieren. Karl tobt sich aus in der Metropole. Mit fragendem Gesicht geht er von Kneipe zu Kneipe, und man bedient ihn freundlich. Er trinkt genussvoll die Gespräche, die seine Trennung von der Metropole umrahmen, und Lara begleitet ihn wie ein Schutzengel. "Du großer Fremder, verlass mich nicht." Den Abstand, den sie wahren, ist ihr ungeschriebener Liebescodex, ein feines Gespinst gemeinsamer Erfahrung.

Die Sinnlichen, hört Karl, wollen die Metropole eigentlich verlassen. Sie führen mit ihm Gespräche über das Weggegangensein. Dabei ist er sich manchmal nicht sicher, ob sie ihn nicht lediglich belächeln oder gar aussaugen, was er früher getan hat. Sein totes Seelenbrot.

A sluggish violence has invaded the city.
Stones, people and flowers prone to ludicrous meanhouse ambush.
You get used to this blockage in the streets -
Touchstony rambling in a lonely car.
And your heart seems to reassert itself
To this sullen rhythm of some warehouse blues.

Keep aloof from wild girls! You must not enter!
Thou shalt not penetrate!

My father is slowly dying and Mum will keep his death.
Karl is to create his own grammar, that abolishes language,
Gradually, into an unknown, desirable flux of graceful movement.
Probably music.




anton - 31.12.03 at 14:46:59




http://www.audreyhepburn.com/assets/gallery/popup/vtl_40.jpg


Sasa - 31.12.03 at 12:53:34




Mein lieber anton,

ich meine eher, das ist ein Schlummer, wie alles Schöne schlummern muss, um schön zu bleiben. Du weißt bestimmt. Wie die Schauspielerinnen in den Fünfzigern, oder auch davor, so gut war ich nie im Schätzen. Ihre Gesichter immer ein wenig verschleiert. Immer die Trübung. Ich will, dass das nicht am Filmband liegt. Ich will, dass es an einer anderen Schönheit liegt. Und daran, dass niemals wieder etwas so schön war, wie einst Audrey Hepburn.

In Sehnsucht,


Sasa - 31.12.03 at 12:47:45




Komm, oh Tod, du Schlafes Bruder, mein geschätzter Sasa. Gemeint ist der Zustand des loop, nicht deiner. Todesschlaf. Die Sache scheint in den letzten Zuckungen, da regt sich fast nichts mehr. Manches muss auch sterben dürfen, um in neuem Glanz wieder zu erblühen. Blumig? Vielleicht kommt doch noch der Notarzt.


anton - 31.12.03 at 11:20:39




Was ist Schlaf?


Sasa - 31.12.03 at 02:10:08




"I Got Rhythm": "Roly-Poly / Eating solely / Ravioli / Better watch your diet or bust" 1954 resignierte Ira Gershwin vor dem Erfolg des Rock'n'Roll und verkündete das Ende seiner Laufbahn.


GüTeE - 30.12.03 at 15:47:17




Ob Sie es glauben oder nicht:
im Winter wurd' bei uns geschlachtet!
Wir hatten einen Hof gepachtet
und lebten auf dem Lande, schlicht.

Das halbe Schwein hing an der Leiter:
(die and're Hälfte gleich daneben;)
so endete ein Schweineleben,
der Hausschlachter betrank sich heiter.

Wir Kinder schenkten ein:
nicht Wein,
nein Schnaps war angesagt,
es tagt.

Geweckt um Mitternacht, halb Eins,
ging es an's Wurst machen;
erschossen war das Tier schon längst,
wir mußten erwachen.

Das war schon hart: mitten im Traum,
(in einer Tiefschlafphase?)
ruft eine Mutter "Hase!"
Nein, sie erleuchtet hell den Raum.

Die Hose her, das Baumwollhemd,
wir poltern die Treppe hinunter
und fühlen uns so richtig verpennt,
doch sind wir bald munter!

Wir reichen dem Metzger die Sachen
und müssen bald über ihn lachen.

Er schärft das Besteck,
er hackt und er schneidet,
dann würzt er die Wurst
mit Pfeffer und Salz.

Trinkt, eisgekühlt, den klaren Schnaps,
(und stolpert über einen Satz.)

Snakt pladd un smäkt aff:
'Wad is dat för'n Kaff!?',
denkt he
un buden licht Snee.

Sein Fahrrad lehnt am Walnußbaum,
im Dunkeln kam er her,
draußen war kein Verkehr,
nun rührt er die Bouillon, den Schaum.

Er schwitzt in dem gestreiften Hemd,
(der Trog ist voller Teile)
verschüttet Graupen in der Eile,
die Hausfrau rennt.

Bauchspeck und Mett wird warm gegessen
am Frühstückstisch, wo wir gesessen,
bevor wir dann zur Schule fuhren,
wo wir gedachten der Zensuren.

Fleisch wurde, durch den Wolf gedreht,
zur Mettwurst, fein gewürzt;
gekochtes Blut gab es gestern
als Suppe mit Rosinen, süß.

Im Waschkessel kocht die Bouillon
und in der Pfanne brutzelt Knipp,
der Metzger segelt auf dem Schipp,
fliegt über's Land im Luftballon.

So war das Sitte hier im Dorf,
die Urgroßeltern stachen Torf,
den schleppte ich in einem Korb
zur Küche an den Feuerherd,
auf dessen Platte lag Schwarzbrot,
das duftete;
doch schließlich war der Alte tot,
und bald die Großeltern,
(ich schuftete
längst in der Stadt)
und alle Äcker war'n wir los,
und auf den Wiesen wuchert Moos,
doch es gehört uns nicht.

Die Mutter zieht um
und lebt von einer kleinen Rente
im Lehrerhaus;
dort läuft 'ne Maus
ihr über's Geschirr
beim Mittagessen.


GüTeE - 29.12.03 at 22:42:57




det ham wia früa och jeschpielt mit den cousins: lessing- und schillerstraße, ostbahnhof, parkallee - ökopoly soll's ja auch geben (wahrscheinlich von fr. vester) - gehen sie ins gefängnis, gehen sie nicht über los...


GüTeE - 26.12.03 at 21:41:28




Zum heiligen Fest spielen wir das unchristlichste Spiel nach Poker, nämlich Monopoly. Wir nehmen uns aus nach Strich und Faden. Wir pressen ihnen den Zaster aus den Adern und erschachern Häuser, erzwingen Hypotheken und bezahlen notfalls auch 24000 Mücken für die blöde Elisenstrasse. Wir verschulden uns bis an die Zähne und rücken nichts raus, nicht mal unter Androhung von Tränen. Nichts gibts. Gar nichts.


off. - 26.12.03 at 16:49:30




jesus in der krippe lag,
draußen wurde es schon tag

weihnachten war längst vorbei,
schließlich wurde es schon mai

josef und maria sind
glücklich mit dem kleinen kind

spielt und liest das testament:
die propheten, dornbusch brennt

rennt und rauft und redet klug!
mensch, sie haben bald genug

von dem sünder, der so tut:
'ich vor allem bin so gut

nehme auf mich jede schuld,
trage schmerzen mit geduld'


GüTeE - 23.12.03 at 22:46:15




Die Weihnachtsfrau
weiß es genau:
er sitzt im Bau,
der Weihnachtsmann,
und keine Tann'
erfreut sein Herz;
er fühlt den Schmerz
und denkt: "Im Scherz
nur schlug ich zu,
nun hat er Ruh' -."

So grübelt er
noch Jahr für Jahr
und kommt nich' klar.


GüTeE - 23.12.03 at 21:20:29




Tja,
wo ist sie hin,
wo ist der Sinn?
Frau Krea guckt wahrscheinlich zu viel tivi,
dabei tät es ihr besser,
sie nähme ein Messer
und kratzte damit
für Herrn Harald Schmidt,
(der Mann mit dem Frack)
dunkle Zeichen in Lack.

Doch Morgen kommt der Weihnachtsmann:
nun rate mal, was der so kann?

Oder ist er gestorben längst?
Frau Krea schläft, die Weihnachtsfrau,
sie reitet auf 'ner fetten Sau
durch finst're Wälder, kalten Schnee,
weil sie ist eine hübsche Fee,
die bringt den Kindern grünen Klee
und zählt der Blätter drei und vier:
das Letztere ich lobe mir.

Die Zeit verrinnt, wir werden alt,
und hin ist der Elan!
Der Winter ist nun bitterkalt,
da hilft kein Lebertran.
'Dor möt wi dör!', sächt Hein, de Buur,
und is al wedder suur.
De Schomester sät sik to Roh
bi Hus in sinen Sessel
un läst un schrifft un denkt sik ud
Geschichten, Döntjes: sowat.
He süt nich swat, weil öber Nacht,
de Sünn sticht hoch un höger -
och nä, dat is de Mond, de wohnt
noch dor. De Sünne ober kiggt
un schient un warmt de Hud al morn,
un nich bloß gistern: jümme!
So is dat Jung, hör to,
kann wän, dat Du mi nich vestais
(is jo egol) - wat woll ik sägen??



GüTeE - 22.12.03 at 23:27:21




Hey Ferdi! Mach uns den Drogenbaron.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 21.12.03 at 12:04:57




Über was soll ich hier eigentlich Rechenschaft ablegen? Wen geht’s was an, wie ich meine Verfassung einstelle? Ich dosiere sehr genau, niemand braucht mir zu erklären, wieviel ich vertragen kann und welche Effekte Schnee und Alk haben, wenn man unvorsichtig mischt. Ich kenne mich bestens aus, danke schön. Es hat noch keiner gesehen, dass ich an wichtigen Tagen Koks und Spirit im Übermaß genossen hätte. Ich entscheide selber, wann ich Hochstimmung brauche und wann ich mich dämpfen möchte.
Natürlich habe ich auch meine down-Tage, dass läßt sich aber handhaben. Da kann ich schon mal direkt nach dem Aufstehen eine Linie ziehen. Außerdem kommts nur auf die Dosis an, das ist seit langem bekannt. Jeder weiß, dass drei oder vier Glas Gin alle Mauerrn niederreißen und dass du wirklich gut drauf kommst, dass aber ein oder zwei Flaschen davon dich so fertig machen, dass du nur noch vor dich hinstarrst.

Warum brauche ich meine white lines und meine Drinks?
Zuerst mal: ich brauche sie gar nicht. Es ist meine freie Entscheidung. Ich überlasse es nämlich nicht dem Wirken eines Zufalls, wie mein nervlicher Zustand aussieht. Ich justiere mich ein, so habe ich die volle Kontrolle über mich. Das ist doch ganz einfach.
Du wirst außerdem einsehen, dass manche Zeitgenossen nur zu ertragen sind, wenn man sich wappnet. Mit einer kleinen Dosis im Blut halte ich stand. Komme, was da wolle.


ferdi - 18.12.03 at 20:01:58




Dazu muss ich noch sagen, dass ich den hohen Summen im amerikanischen Bildungswesen natürlich nicht unkritisch gegenüberstehe. Jedoch ist diese eine Facette wichtig: selbst bei den teuersten Studienplätzen wird ein Großteil der Kosten aus Spenden und Investmentdividenden der Institution beigesteuert. Die Universität Princeton zum Beispiel hat sich ein Endowment angehäuft, das es ihr theoretisch ermöglicht, nie wieder einen Studenten auch nur einen Cent zahlen zu lassen. Die Universität kann sich also selbst tragen. Zahlen müssen nur die Studenten, dessen Eltern es sich leisten können. Princeton ist da natürlich ein Einzelfall. Trotzdem kann man darin (oberflächlich) ein System erkennen, das sozial gerechter funktioniert, als es in Deutschland der Fall ist.


TAR - 16.12.03 at 16:45:38




Also ich absolvierte mein Erststudium ja auch an einem US-amerikanischen College, so eins wo die Semesterkosten zuweilen das Jahresgehalt eines manchen überschreiten. Ich kann meinen Eltern gar nicht genug danken, die Hoffnung auf die Rente vor 70 für meine sehr schönen Bildungsjahre aufgegeben zu haben. Danke.


TAR Düsseldorf - 16.12.03 at 16:21:59




Wort


Goldmund - 16.12.03 at 05:15:46