loop # 179 / loop # 181 | loop Archiv #180 (1.9.-15.9.2003) | www.imloop.de |
summer of loop |
Heute in Berlin
Laub rechnen und die Koniferen ausbessern. Im Ohr der Mutter Worte:
Oh dummes Kind was soll nur werden. Doch Tunis und Castelfiorentino
machen noch lange keine Liebe nicht. Schlangengift im Nacken und den
plötzlichen Tod,
wird die Vernunft nie siegen. Warum auch.
Trotzdem bin ich heut Nacht Ritter der Münzen.
Wir sind befasst mit menschlichen Dingen. Weil das nahe liegt.
Je grösser je höher je höher je grösser.
Lotos - 15.09.03 at 23:33:39
Abendlied
Die Pfanne schwitzt im Zwiebeltau,
Das Hackfleisch zittert, nahe dem Verfall,
Um doch und höchst frugal
Die Münder und die Mägen zu befrieden.
Der gräcophile Redakteur auf Urlaub
Ahnt nichts von dem Portraitaltar,
Den ihm der Volontär, schon reichlich keck
Im blauen Plastikrahmen zubereitet.
Mir gegenüber beugen sich die Liebenden
In nahender Verschmelzung übereinander.
Ich, unterdessen, träum von einem Schloss
voll williger Mätressen. Oh, süßes Glück !
Drei Strophen les ich vor dem Freund
Mit sattem Wohlbehagen und Bravour.
Da springt er auf, er bietet mir den Rechner an,
Um auch die Freunde zu entzücken.
anton niergolzingen-west - 15.09.03 at 22:46:03
Flasche leer
Wenn man die drei Stufen der Holztreppe der Veranda herabsteigt und dem Meer den Rücken zuwendet, kann man den Hügel schon sehen. Hinter Palmen und Bungalows steigt er sanft an, struppiges Gebüsch auf seinem Rücken, dazwischen eine kleine Blechhütte, vor deren Eingang immer irgendetwas brennt, ein knochiger Mann hängt Wäsche auf, es riecht nach Abfällen, dahinter wird der Anstieg steiler, bis der Punkt, an dem man den Himmel sehen kann, schließlich alle Bäume und Dächer überragt. Genau von diesem Punkt kommen die Schreie und das Lachen, jeden Nachmittag, ab und zu ein dumpfes Knallen, Leder und Luft, Jubel. An einem dieser Nachmittage, kurz nachdem das Inselradio die Nationalhymne gespielt hat, beschließen Clemens und ich, unsere Vermutungen zu überprüfen und uns einen Weg hinter den Hügel zu suchen, dorthin, wo die Geräusche herkommen. Die Luft riecht irgendwie feuchter als sonst, wahrscheinlich wird es endlich Regen geben, und während unsere Gesichter und Körper von den Pflanzen gestreichelt werden, die immer wieder in den Pfad hinein und über ihn hinweg wachsen, wiederholt Clemens seine Theorie, dass diese Kombination von Lauten und Tönen, wie sie jeden Nachmittag über den Hügel schallt, auf der ganzen Welt nur einen, den einen gleichen Ursprung haben kann, den eines Fußballspiels nämlich. Und während er noch detailliert über die völkerverbindenden Eigenschaften dieses Sportes doziert, teilt sich der Urwald und wir stehen am Rande eines rechteckigen Platzes, der mit hellbraunem Staub bedeckt ist, neben uns ein halbes Ölfass, auf dem über Holzkohle drei Red Snapper, ein halber Thunfisch und diverse kleine Tintenfische vor sich hinbrutzeln. Auf dem Platz, zwischen zwei Holztoren, 22 Thais in bunten Trikots, den Ball durch die Gegend dreschend. Am Platzrand Menschen mit Mützen und Wimpeln, sogar ein Spruchband. Getränkeverkäufer mit Kühlboxen gehen umher, wir kaufen uns zwei Singha und setzen uns auf einen umgefallenen Baumstamm, direkt hinter einem der Tore. Als erstes fällt das auf, was in diesem Land immer direkt auffällt, bei beinahe jeder Tätigkeit, die man beobachtet, im Vergleich zu Mitteleuropa: Man sieht keine verkniffenen Gesichter. Niemand sieht aus, als würde ihm gleich der hochrote Kopf vor Ärgernis und Aufregung explodieren, keiner macht den Eindruck, als sei ihm die Gallenflüssigkeit direkt in die Physiognomie diffundiert. Im Allgemeinen ist dies natürlich schon außergewöhnlich und angenehm, aber bei einem Fußballspiel geradezu herausragend, wenn man bedenkt, dass selbst bei deutschen Dorffußballturnieren ohne Ligazugehörigkeit freundliche Gelassenheit und fehlende Verbissenheit mit einem sozialen Platzverweis geahndet werden. Und als dann kurz vor Abpfiff ein Stürmer der zurückliegenden Mannschaft die Chance auf Ausgleich versiebt und ihn niemand anschreit oder das Publikum ihn gar mir körperlicher Gewalt bedroht, sondern vielmehr gelacht wird, weil der fehlgeleitete Ball einen Sonnenschirm umgesemmelt hat, wird mir bewusst, warum ich diesen Sport eigentlich so furchtbar finde. Wegen der westlichen Sportmentalität nämlich, die sich nicht nur auf diesen Sport, sondern auf alle anderen Sportarten, und nicht nur auf Sportarten, sondern auf fast alle anderen Lebensbereiche, ja, auf das Leben selbst anwenden lässt. Diese garstige Unentspanntheit, dieses verbissene Ernstnehmen der unwichtigsten Dinge, das mit einer gleichzeitigen Vernachlässigung des Bedeutsamsten einhergeht. Bähähaha. Bäh. Bah. Brr. Aber warum Eulen nach Athen tragen. Während die Siegermannschaft gemeinsam mit den Verlierern unter Jubel vom Platz getragen wird, kaufen wir uns jeder einen Tintenfisch am Stiel nebst weiterem Bier und begeben uns zurück zum Strand, wo die wirklich wichtigen Dinge warten.
zak - 15.09.03 at 18:28:51
Es gibt Veranstaltungen, die einer gewissen Grausamkeit nicht entbehren:
"Der deutsche Superdichter 2003 steht fest! Über 100 Sprachinteressierte wählten am 13. September in einer phantasievollen Abendveranstaltung in Weimar das Gedicht "Abendstern" als schönstes Werk, und damit seine Schöpferin Frau Petra Schachtschabel zum besten Dichter deutscher Zungen 2003.
Gratulation!
Das Spitzengedicht kann aber sofort im Internet-Auktionshaus "Ebay" ersteigert werden."
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=3242537328
(das aktuelle Gebot liegt z. Zt. bei 30 €)
Lloyd fassungslos ... - 15.09.03 at 14:13:45
hey wch,
i got a few lessons english for poets in the VHS. Now
I want to practice it. A friend told me, they are practicing their german in the loop. so i thought about doing the same with my english. .ne, i suppose it connects to the stanford university NETwork ?
fredrik english for downtown class heroes - lesson tree - 15.09.03 at 12:40:48
Und was wäre 'demokratische Kunst'?
Der Künstler als mittelalterlicher Handwerker, als Alleinherrscher in seinem Reich, der sich seinen Allmachtsfantasien hingibt, weil er keine reale, politische Macht hat, weil ihm was fehlt (die Heimat, Liebe, Achtung).
Ein Könner, ein unermüdlicher Arbeiter am ästhetischen Produkt, an seiner Erfindung, ein Sätzeschmied, eine Tänzerin, nutzlosem Tun hingegeben, ins Spiel verliebt und in sich selbst.
Ängste bannend, Spuren hinterlassend.
Sollten wir nicht die ganze romantische Genieästhetik längst hinter uns lassen? Jeder ist ein Künstler: der eine gut, der andere schlecht. Hier kann jeder sein Gedichtchen veröffentlichen.
GüTeE - 14.09.03 at 22:19:48
keine fragen, bitte. ja. nein. ich bin plusminus.
ich sage das aus freien stücken. das ist nicht mein richtiger
name.
nein. natürlich bin ich ganz durcheinander.
aber daran lässt sich nichts ändern.
man nennt das sprechen. wörter kommen heraus, fliegen
herum und sterben.
seltsam, wie? ich selbst kann dazu nichts sagen.
es wird ein großer sieg sein, wenn ich ihnen die wörter
geben kann, die sie brauchen.
danke.
vor langer zeit hatte ich mutter und vater. mutter ist
angeblich gestorben. ich sage angeblich weil ich es nicht
weiss.
es war dunkel. sehr dunkel. so dunkel wie sehr dunkel. das
war angeblich das zimmer. kein fenster. das arme
plusminus. nur Bumm, Bumm, Bumm. aahaufen. und
pipifützen. verzeihen sie es ist vorbei.
verzeihen sie , ich rede von plusminus. ich bin plusminus.
das ist nicht mein richtiger name. danke. mein richtiger
name ist mr. traurig. wie heißen sie? vielleicht sind sie der
echte mr. traurig, und ich bin niemand.
was hat plusminus in diesem zimmer getan? man weiss
es nicht. manche sagen -nichts.
ich denke, daß plusminus nicht denken konnte. konnte er
blinken? trinken? stinken?
hahaha, verzeihen sie. manchmal bin ich sehr witzig.
wimbelklick krümelknatsch unner. klapp-klapp, beschlapp.
tauber ton, flackel viel, kaumanna. jajaja.
verzeihen sie. ich bin der einzige, der diese worte versteht.
angeblich bin ich ein findelkind. weiss nicht mehr, wie es
hell geworden ist.
ich trug eine sonnenbrille. ich war zwölf. ich lebte in einem
krankenhaus.
plusminus war ein baby. man mußte ihm alles beibringen.
gehen. esse. auf dem klo aa und pipi machen.
auch wenn ich sie gebissen habe, gab es kein bumm,
bumm, bumm.
aber es war schwer plusminus das sprechen beizubringen.
sein mund funktionierte nicht richtig.
und er war nicht ganz richtig im kopf. sagte nur bababa und
dadada.
es dauerte jahre. und dann sagte man ihm: geh jetzt, wir
können nichts mehr tun. plusminus du bist ein mensch.
vielen dank.
wimbelklick krümelknatsch. solche wörter erfinde ich
immerzu.
sie fragen sich: was muss das kleine plusminus für einen
schrecklichen vater gehabt haben.
man hat ihn an einen dunkeln ort gebracht. man hat ihn
einfach weggesperrt. hahaha. verzeihen sie, manchmalbin
ich sehr witzig.
dreizehn jahre. eine lange zeit. aber ich kenne keine zeit.
ich bin jeden tag neu. wenn ich morgens aufwache, werde
ich geboren, tagsüber werde ich erwachsen, und abends
sterbe ich.
dreizehn jahre war der vater fort. er heisst auch plusminus.
ist das nicht seltsam? daß zwei leute denselben namen
haben können?
wir sind beide plusminus. aber plusminus ist nicht mein
richtiger name. also bin ich vielleicht garnicht plusminus.
ich bin jetzt hauptsächlcih dichter.
ich bin reich. ich habe keine sorgen, das können sie mir
glauben.
der vater war reich und das kleine plusminus hat sein
ganzes geld bekommen.
vielleicht war der vater nicht wirklich schlecht. er hatte einen
großen kopf. da war zuviel platz drin.
er wollte wissen ob der glauben eine sprache hat. fragen
sie nicht was das heißen soll.
der vater meinte, vielleicht spricht das baby die sprache,
wenn es keinen menschen sieht. welches baby?
plusminus kannte ein paar wörter. der vater dachte,
vielleicht vergißt es sie wieder. nach einer weile.
deshalb gab es soviel bumm, bumm, bumm. immer wenn
plusminus ein wort sagte, gabs vom vater ein bumm.
plusminus lernte die wörter für sich zu behalten. sie
sprachen in seinem kopf und leisteten ihm gesellschaft.
deshalb funktioniert sein mund nicht richtig.
jetzt kann plusminus wie die menschen sprechen. aber es
hat noch andere wörter im kopf. das ist die sprache des
glaubens.
deshalb lebt plusminus so nah am glauben. deshalb ist es
ein so berühmter dichter.
jetzt ist alles gut für plusminus.
meine frau besorgt mir jedes mädchen, das ich will. sie
kommen her, und ich ficke sie.
arme frau. sie fickt nicht gern. vielleicht fickt sie mit einem
anderen.
vielleicht lässt sie sich von ihnen ficken, wenn sie nett zur
ihr sind. das würde mich glücklich machen. ihretwegen.
danke.
ich weiss, ich bin nicht ganz richtig im kopf.
und es stimmt, ja, und ich sage es aus freien stücken.
dass ich manchmal nur noch schreie.
ohne jeden grund.
das beste von allem ist die luft.
ja. und ich habe nach und nach gelernt, darin zu leben.
vorerst bin ich plusminus. das ist nicht mein richtiger
name.
wer ich morgen bin, kann ich nicht sagen.
jeder tag ist neu, und jeden tag werde ich neu geboren.
ich seh überall hoffnung, sogar im dunkeln, und wenn ich
sterbe, werde ich vielleicht gott.
ich danke ihnen sehr.
plusminus paul unter auslassungen - 13.09.03 at 23:28:07
Was der Deadly so alles macht, ich erlaube mir mal ein herzfaftes hahaha. Das 'wahre' Leben spielt sich uebrigens hier
ab.
P. Aristide - 13.09.03 at 15:24:53
Das mit den Pornos hättest Du jetzt nicht nochmal betonen müssen, wir kennen Dich doch;)
GüTeE - 12.09.03 at 22:42:27
Also so dick nun auch wieder nicht...
DeadlyMedicine - 12.09.03 at 21:40:05
GüteE,
ich bin ein wenig in Klausur gegangen, habe mich und die anderen beobachtet, einen vermeintlich bösartigen Tumor auf meiner Leber als harmlosen Blutschwamm enttarnen lassen und - tatsächlich - eine beachtliche Sammlung an CD-R mit pornographischem Inhalt zusammengetragen.
Nebenbei bin ich umgezogen, habe mich unglücklich ver- und entliebt, 2389787934768706 Looptexte verfasst und sofort wieder gelöscht, einen Jeep Grand Cheerokee 4.7 Overland zu Schrott gefahren und eine Vorliebe für deutsche Weißweine entwickelt.
Während Bauch, Autos und Bankkonto stetig dicker werden, nimmt die Begeisterung für alles, was neben der Büro-Feierabendfernseh-Wochenendpflichtprogramm-Richtschnur verläuft, stetig ab.
Das wahre Leben findet ohnehin bei e-bay statt:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=3550474449&category=1145&rd=1
DeadlyMedicine Bielefeld - 12.09.03 at 21:38:27
malerisch
Es war Liebe auf den ersten Blick: diese Stadt ist malerisch. Ein Brand zerstörte mittelalterliche Häuser, doch fielen keine Bomben im letzten Krieg.
Brand
Ein Brandstifter versteckte sich im Heuschober.
In der Ferne sah ich die Windmühle brennen. Sie hatte nur noch zwei Flügel gehabt, war aber ansonsten intakt.
In einer der ersten Schulklassen besuchten wir einmal den Windmüller. Der Lehrer hatte seine Skier untergeschnallt und wir Kinder zogen Schlitten hinter uns her. Damit sausten wir den Mühlberg hinunter.
Gymnasium
Wußte ich gar nicht, daß es sowas gibt. Dorthin zu fahren, wäre aber auch ziemlich kompliziert gewesen.
Dirigent
Nachdem ich Bernstein gesehen hatte im Fernseher, wollte ich Dirigent werden. Leider (oder Gott-sei-Dank) ist nichts daraus geworden.
Ich glaube, man muß früh anfangen damit: Noten lesen und Partituren studieren, analysieren und möglichst auswendig lernen.
Komponist wollte ich auch sein (bin es zum Teil, aber nicht im klassischen High-Level-Bereich). Ich müsse erst Harmonielehre studieren. Wolfgang Rihm sagte mir, er unterrichte nicht (mittlerweile tut er es.) Mein liebster Lehrer wäre György Ligeti gewesen (in seiner freien, künstlerischen Art.) Wie Mozart hätte ich schon als Kind Kontrapunkt-Übungen machen sollen.
Dirigieren ist Suggestion (das Wort 'Geste' steckt da drin, oder?) Die Vorstellung muß sich übertragen. Singen, Rhythmen sprechen und klopfen, Empfindungen über die Gestik und Mimik ausdrücken.
James Joyce
Mein großer Bruder. Während des Studiums las ich den neu übersetzten Ulysses, hörte und sah Hans Wollschläger in der Bremer Kunsthalle.
Stephan Hero gefiel mir und unübertrefflich-kindlich ist der Anfang vom 'Porträt des Künstlers als junger Mann.' Eine Gedichtausgabe von 'Chambermusic', übersetzt ins Deutsche, habe ich immer noch nicht gefunden und mit den Erzählungen habe ich Schwierigkeiten, natürlich auch mit 'Finnegans Wake'.
Noten
Partituren lesen, so wie wir Bücher lesen: still.
Fähig sein, sich das vorzustellen; es singen können!
(Deadlydaddy, gibt's Dich auch noch?!)
GüTeE - 11.09.03 at 23:49:39
Sasa? Du liest? Wann? Wo? Wie? Ich will unbedingt dabei sein!
Hoffentlich am Wochenende?
Bitte melden - hier oder unter deadlymedicine@gmx.de
Ich bringe auch 'ne Kiste Bier und selbstgebrannte Porno-DVD's mit.
DeadlyMedicine Bielefeld - 11.09.03 at 22:47:10
......
"Gestern aus Wut und Verzweiflung "Meßmers Reisen" statt "Im Krebsgang" gekauft. -- "
(H. dreht sich theatralisch zum Publikum, schwankt dabei -aufgrund des hohen Alkoholspiegels- leicht zur rechten Seite)
" An dieser Stelle gilt es Frau Merkel und Professor Bauer zu danken!"
......
RockdenLiterat irritiert. - 11.09.03 at 13:07:14
Hey fredrik, was geht jetzt? Another day in paradise? Hast Du vielleicht ein .Net-Projekt bei Langenscheidt?. Aber nicht nur für .Net-Projekt gilt: Wenn ich könnte und dürfte, wie ich gelegentlich mal wollte, dann würden wir uns alle freuen.
wch - freu dich - 11.09.03 at 12:16:55
another day in paradise
counting the frenchise, raping the rain
and again hissing no flag
for no reason, just knowing
the night will come
the same procedures as every day
until the me and the i come together
and say the magic word
do the magic action
and be tragic
just for the moment
fredrik english for lovers - lesson two - 11.09.03 at 09:39:13
POST:
so whats up, man? ive just been working on the cabin, chopping wood and fixing it up a little. winterizing the common areas like taking down the tee pees. got a couple jobs to finish up for my business but dropped one of the jobs today because i didnt feel like working into october. thats when i
like to go to moab. it was good money and the guy asked me why i didnt want the job, and i said, because im going to ride bikes. he didnt get it.
so give me a call.
later
t.
Ami de Goethe Bad Honnef am Rhein - 10.09.03 at 13:57:57
for all those oktober tourrorist
arriving in september in our blue white
home grown town ... get drunk with poetry !
so live is like a cheese cake
sometimes
but if you eat it
you will enjoy it
sometimes
and death is like a olive
if you see it you dont know
if you will like it
but you will try it
anyway
anytime
heil the holy heroes
at sund or every other 3letter company
fredrik english for errorist - lesson one - 10.09.03 at 13:30:18
buh - 10.09.03 at 11:49:20
Lieber TAR,
das erinnert mich an meine Kindheitsnächte, so kurz vor'm Einschlafen: da trippelten an der Wandschräge und oben im Zwischenraum über den Rauhfaserplatten viele kleine Mäusebeinchen kratzeschrappelnd und machten mir Angst. Ich sehe auch Mäuse nicht gern, weil sie sich so schnell bewegen; da kriege ich immer eine Gänsehaut. Einmal war so ein Tier im Zimmer. Da schrie ich so laut, daß meine Eltern mit einem Besen kamen und damit unter'm Schrank herumstaksten: das hat mich irgendwie beruhigt.
Meinem schlafenden Bruder, Lautsprecher am Ohr, ist mal eine Maus über's Kopfkissen gelaufen - bilde ich mir ein. Weiß nicht, ob ich das gesehen habe oder man es mir erzählt hat.
Bei einem Besuch bei meiner Mutter lief jedenfalls einmal eine Maus über den Herd zum Abwaschbecken - das ist noch nicht so lange her, unser Kind hat's auch gesehen.
Nun aber zu Deiner Frage: das Umweltfreundlichste ist, Du mietest Dir für eine Nacht ein Kätzchen, denn als Buddhist darfst Du schließlich keine Katzen und Mäuse vergiften, höchstens Tauben im Park;)
Bei einem Spaziergang entdeckten wir neben dem Feld eine verletzte Maus, die sich nur noch langsam bewegen konnte. Eine Kindheitsgeschichte hieß: 'Die Stadtmaus und die Kirchenmaus'.
Herzliche Grüße
von GüTeE
GüTeE - 09.09.03 at 23:39:41
Anruf von Albert
A: "Hab Dich heute gesehen, wie Du mit Charoun aus Deinem Büro kamst."
H: "Ja, und?"
A: "Ey, Ihr habt voll zusammen gepasst. Deine Haare noch einen Tick länger und ihr könntet Brüder sein."
H: "Ein Tag ohne Rasur reicht da schon."
A: "Echt erstaunlich. Da kommt das Orientalische in Dir voll durch."
H: "Das Orientalische."
A: "Das stimmt. Da brauchste gar nicht drüber zu lachen."
H: "Ich lache nur wegen Immendorf."
A: "Gibt’s was Neues von dem?"
H: "Habe gelesen, das mit den Nutten wäre das Orientalische in ihm."
A: "Ich kannte den vorher gar nicht."
H: "Damals kannte ich den auch noch nicht, als wir zusammen von Paris nach Düsseldorf geflogen sind. Omar Sharif, Immendorf und ich."
A: "Omar Sharif und Du, da sind die beiden richtigen zusammen."
H: "Wir wären ein gutes Team, Charoun er und ich."
A: "Du lachst, das passt wirklich."
H: "Immendorf hat damals in Paris total den Aufstand gemacht, weil die Maschine Verspätung hatte. Seine rote Bordkarte hatte er oben in der Jacket-Tasche seines Nadelstreifen-Anzugs einstecken. Werde ich nie vergessen das Bild. Sommer 1991. Ich hatte gerade mit der Französin Schluss gemacht."
A: "Und wie hast Du ihn erkannt?"
H: "Ein paar Tage später war er in der NDR-Talkshow. Beim Umschalten bleibe ich hängen: ‚Mensch, das ist doch der Kerl vom Flughafen, was macht der denn im Fernsehen?’"
A: "Und Omar Sharif?"
H: "Der war auch mit an Bord. Er hat in Düsseldorf den Ausgang nicht gefunden. Das war damals alles noch durchsichtiges Glas, vor dem Brand. Der fand den Ausgang nicht und hat mich gefragt. Eine geniale Blondine hatte der dabei. Kaum älter als ich."
A: " - "
H: "Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass er ins Sauerland gefahren ist. 2 Wochen Entziehungskur."
A: "Hätte er Immendorf ja gleich mitnehmen können."
H: "Tja…"
A: "Davon träumen doch alle, was der Immendorf gemacht hat. Neun Nutten dabei zugucken. Bei den meisten reicht es doch nur fürs Internet und `nen Schnaps dazu."
H: "Stimmt, bei den meisten reicht es nur fürs Internet."
A: "So wie bei Dir."
H: "Ähm."
A: "Du bist neidisch auf mein Kind. Ist mir schon aufgefallen."
H: "Neidisch? Was Du da mit dem Kind machst finde ich ziemlich scheiße. Du nutzt die Frau vollkommen aus."
A: " – "
H: "Die macht sich Hoffnung auf Familie und Du lässt sie in dem Glauben."
A: "Ich bin ehrlich. Im Gegensatz zu 95 % aller Partnerschaften. Die sind kaputt und machen sich was vor. Ich zahle von Anfang an."
H: "70 % sind kaputt, maximal."
A: "90 %. Kein bisschen weniger."
H: "Mir tut die Frau leid."
A: "Mir ja auch. Ich fang das richtig an. Ich sage mir, das ist nix mit ihr. Ich zahle von Anfang an und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja wirklich eine Chance. Das ist ehrlich."
H: " – "
A: "Vielleicht wächst was zusammen."
H: " – "
A: "Nicht ganz auszuschließen kann man das nie."
H: " – "
A: "Hörst Du mir noch zu?"
H: "Ähm, ja. Habe gerade gedacht, was ich morgen anziehen soll. Man schläft nachts besser, wenn man beim Einschlafen schon weiß, was man am nächsten Morgen anziehen soll."
A: "Dann wird Rudi ja gut schlafen heute."
H: "Der schläft wahrscheinlich wirklich gut."
A: "Sehen wir uns morgen in der Halbzeit?"
H: "Mal gucken, je nachdem wo ich sitze."
HalfManHalfBiscuit - 09.09.03 at 21:38:24
In meiner Wohnung klopfen und scharren die Mäuse in den Wänden.
Klitzekleine, süße Biester, die machen, dass man Durchfall hat, wenn man nicht
aufpasst. Manchmal flitzt so eine Maus unter mein mühsam
zusammengebautes Bettgestell hindurch und mümmelt ein Stückchen
runtergefallenen Käse in der mühsam zusammengebastelten
Schlafzimmerwand, die ich noch nicht richtig gespachtelt hab.
Als ich heute heimkehrte, brachte ich mir zwei Mäusefallen mit. Es gibt zwei
Sorten von Fallen beim Heini unten an der Straße: die Klebefalle für die
Mäuseliebhaber (da kann man die Maus noch auf die Straße retten!) und den
Karacho-Genick-Crusher, der schnappt und uns alle erschreckt. Ich habe mir
natürlich das altmodische Modell besorgt und ein Stückchen vom warm
duftenden McDonald's Cheeseburger als Köder unter den Spangenhalter
drapiert. Jetzt laufe ich auf Zehenspitzen durch die Wohnung und freue mich
diebisch über meine Hinterlist.
*
Gütee, du bist doch vom Land, du weißt doch bestimmt, wie man mit den
Mäuschen verfährt... ?
*
Schön, der Sasa liest bald in meiner Heimatstadt vor. Gar nicht schön, ich kann
da nicht zuhören. Gruß an Sasa.
TAR NY - 09.09.03 at 18:40:41
Ein völlig normaler Vorgang, Mr. Sasa, man wird älter. 15 mal noch Weihnachten und Sie sind 40.
moonwalker - 09.09.03 at 17:45:19
Alpträume eines Deejays.
#001 - Komme kaum in der location an, soll ich auch schon auflegen,
dann muß ich aber dauernd wegen irgendwas rausrennen, komme daher mit dem auflegen
nicht nach, setze einfach am ende des tracks die nadel zurück auf's letzte break,
muß mit uralten dual-plattenspielern in holz-case auflegen, mitten im set wird
der ganze kram ab- und in einem anderen raum wieder aufgebaut, das kopfhörerkabel
ist viel zu kurz (hd
25-1 halt), muß das equipment daher nochmal umbauen, will dann mit einer
geilen richie hawtin-platte das ruder rumreißen, doch aus welchen
gründen auch immer befindet sich ein benutzter kaffeefilter voller kaffeemehl
im dj-bag und schüttet sich über die scheibe aus, so daß ich hektisch versuche,
sie wieder von dem kaffee zu reinigen, was natürlich sinnlos ist, außerdem habe
ich die plattenbürste vergessen...
#002 - im tanzpalast des grauens. viel zu viele und vor allem falsche platten dabei, finde in dem chaos meiner kiste nie die, die ich eigentlich auflegen will, darum enstehen immer pausen zwischen den stücken, zum mixen komme ich also gar nicht, aus verzweiflung spiele ich in dem noch leeren club plötzlich die besten scheiben (fuchsbau "null/eins (wasserman mix)" und the rapture "house of j. lovers (morgan geist mix")!!!), denke mir: "die kannste doch nicht spielen, wenn noch gar nichts los ist", suche wieder hektisch nach dem nächsten track, der mein set noch retten könnte, finde aber nur unglaublich schlechte platten, die ich gar nicht mag, wie the police, extrem viel clubuntaugliches zeug (riesige sammlerboxen mit experimental-elektronika) sowie frisch gekaufte 12inches, die ich noch gar nicht gehört habe, ziehe fast wahllos irgendne scheibe raus, adam & the ants' "stand and deliver", denke mir, daß das nicht schlimm ist, diesen schrott zu spielen, weil es ja bis 12 sowieso immer total leer ist, doch heute wird es rasant voll, werde dann auch kurzerhand von dem club in die bar bugsiert, dort sitzen alle wie in der schule vor mir und glotzen mich mit großen augen an, ich will beginnen, hämmer auf die start/stop-taste des technics und die fliegt einfach raus...
apstrakt west western germany - 09.09.03 at 11:51:21
HalfManHalfBiscuit - 09.09.03 at 01:26:30
sasas hohe flanke: Käse und Weizenbier
Gerhard
Delling: Spätestens jetzt ist klar: Die Samstagabend-Unterhaltung steckt in der
Krise.
Waldemar Hartmann (über Dellings Aussage, ohne Rudi
Völler, der sich gerade die Haare aus dem Nacken streicht überhaupt
begrüßt zu haben, in Rage, beschwingt lallend): Endlich
mal spricht hier einer mal aus, was Sache ist! Das ist es doch, worauf
der Zuschauer wartet und was dem deutschen Fußball fehlt! (Zu
Völler): Ich muss zur dazu einfach mal sagen, dass es eine Sauerei ist, was
deine Mannschaft so abliefert. Der Unterhaltungswert, den diese
Durchnittskicker haben, liegt unter dem Gefrierpunkt und gewinnen
können sie inzwischen höchstens noch gegen die Färöer! Und du
trägst immer noch die gleiche bescheuerte Frisur!
Rudi Völler:
Nun ja, in der ersten Hälfte hatten wir die Isländer noch ganz gut im Griff und haben uns auch die ein oder andere Torchance erarbeitet. In der zweiten Halbzeit kamen zu wenige Impulse aus dem Mittelfeld, im Sturm konnten wir uns kaum durchsetzen. Und wir haben uns eindeutig zu wenig bewegt. Am Mittwoch dürfen nur Spieler auflaufen, die mir versprechen, dass sie hundertprozentig für die Mannschaft arbeiten.
Hartmann: Dann wirst du also am Mittwoch gegen Schottland 11
völlig neue Spieler aufstellen müssen... Vor allem mal einen, der
noch Tore schießen kann. (schenkt sich ein Glas Asbach ein)
Völler:
Grundsätzlich ist es natürlich richtig, dass wir zu wenig Tore machen.
Ich kritisiere die Mannschaft, aber ich muss sie da natürlich auch in Schutz nehmen.
Hartmann: Wieso denn? Die Spiele gegen Litauen, die Schafzüchter von den Farü... Feröäh... Ferüern und jetzt auch
gegen die große Fußballnation Island haben gezeigt, dass diese
Gurkentruppe einen Scheißdreck zusammenspielt. Und die Aufstellung von
heute war für mich das allerletzte. Was du dir immer einbildest, mit
Ramelow und Kehl und Hartmann erreichen zu können?! Was für einen
Fußball man in Europa spielen muss, um erfolgreich zu sein... Was die Mannschaft um Günter Netzer früher gespielt hat, konnte man sich doch gar nicht anschauen. Das war doch Standfußball.
Das heute war dann aber in Vergleich dazu Liegefußball. Und du willst
diese Mannschaft in Schutz nehmen?
Völler: Isländer sind Tabellenführer, oder etwa nicht?
Hartmann: Das dauernde Gerede von schweren Gegnern, dann noch mal einem. Und dann noch einem schwierigeren Gegner. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören. Du und die Mannschaft müsst doch mal höhere Ansprüche stellen, als gegen Island eine Nullnummer von der Linie zu kratzen. Diese Einstellung ist für mich das allerletzte. Wenn ihr bisher nicht so einen Scheiß gespielt hätten, dann wären die Isländer kein Tabellenführer!
Völler: Suchen Sie sich da nicht den falschen Adressaten für Ihre Kritik aus?
Hartmann (nahm gerade einen tiefen Schluck Asbach. Als er zornrot antwortet, fliegen Spucketröpfchen aus seinem Mund): Nein, ich suche mir genau den richtigen aus. Ich sitze hier seit 24 Jahren und muss mir diesen Schwachsinn immer anhören.
Völler (hebt beschwichtigend die Hände): Aber der Ansprechpartner für Ihre Kritik muss doch die Mannschaft sein.
Hartmann: Die bekommt auch ihr Fett weg. Aber du bist derjenige, der die Mannschaft zusammenstellt, der die Strategie bestimmt, die Marschroute angibt. Wir sind Vize-Weltmeister, da muss einfach ein bisschen mehr kommen. Aber dann dieser Scheiß, der da immer gelabert wird... Und der Satz, du müsstest die Mannschaft in Schutz nehmen. Dann lös doch die Kallwass ab und mach statt "Zwei bei Kallwass", "11 bei Völler" in Sat1. Und keinen Sport, keinen Fußball. Die Jungs brauchen alle einen Tritt in den Arsch, das ist es, was sie brauchen!
Völler: Wir haben heute beim Tabellenführer 0:0 gespielt. Das ist für unsere Ansprüche sicherlich ein bisschen wenig...
Hartmann
(unterbricht Völler):
Ein bisschen wenig?! So'n Käse! Es ist das allerletzte, immer alles so
zu beschönigen. Ich lasse mir das nicht mehr so lange gefallen. (chenkt
sich noch einmal ein, trinkt dann aus der Flasche). Wir müssten doch als Vize-Weltmeister eine Mannschaft wie die Isländer klar beherrschen.
Völler: Es ist natürlich auch ein Gegner auf dem Platz. Und natürlich war das von dem ein oder anderen auch nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. In der Halbzeit habe ich auch gesagt, wir müssen noch einen Tick mehr bringen, aber es wurde dann eher weniger.
Ich kann jetzt nicht verstehen, warum da die Schärfe rein kommt.
Hartmann: Die Schärfe
bringst du doch rein mit diesem Käse! So einen Käse will ich nicht
mehr hören. So'n Scheiß! Müssen wir uns das als neutrale
Berichterstatter denn alles gefallen lassen? Das ist das Allerletzte, da
wechsle ich doch den Beruf.
Völler: Ich habe doch jetzt keine Schärfe hinein gebracht.
Hartmann: Du bist aber gemeint. Du sitzt hier locker und in aller Ruhe...
ähm... (schaut sich plötzlich schwerfällig um): Hey, wer hat
mein Weizenbier getrunken?
Eine verunsicherte Stimme aus der Regie: Äh, Waldemar, in Island gibt es kein Weizenbier. Hast du selbst behauptet. Deswegen haben wir... äh- Asbach...
Hartmann:
So'n Käse, ich lass' mir das nicht mehr bieten. Solche Sachen wie das
mit dem Weizen jetzt. (Versucht aufzustehen. Es gelingt nicht.
Schnauft) Ich bin doch Journalist! Ich stand mit dem Sepp Maier hinterm Tor die erste Halbzeit und wir waren uns einig, dass
Isländer gutes Bier brauen. (Zu Völler, vertraulich): Hörma,
Rudi, ich brauch das ja nicht: "Waldemar, du bist der Beste",
"Waldemar, du bist der Schönste" - das brauch ich alles nicht. (Döst
langsam weg)
Völler: Ich weiß nicht, ob wir jetzt in diesem Stil weitermachen sollen ... Wir können aber nachher auch gerne
zusammen in eine Kneipe gehen.
Hartmann (mit matter Stimme und schwankendem Oberkörper): Ich halte das nicht mehr aus. Ich bin keiner, der hier an seinem Sessel festklebt wie der Huberty oder Carmen Thomas damals. Ihr müsst euch doch mal endlich wieder den Zuschauer aufreißen für den Arsch. Äh...- (Hartmanns Stimme wird immer schwächer). Egal. Früher war alles besser... Standfußball aber Siege. Günter auf dem Platz und nicht im Studio... (kann den Kopf nicht mehr gerade halten, murmelt): Weizenbier... Käse... Günter... das ist für mich unterste Schublade... jetzt 'ne Pizza...
(Hartmann
nickt ein. Völler sitzt noch da, regungslos. Im Hintergrund scheppert
etwas. Völler legt das Mikro neben die Asbach-Flasche, steht
auf und geht aus dem Bild. Hartmann schnarcht, sonst ist nichts zu
hören. Nach drei Sekunden wird auf Werbung geschaltet.
Sasa - 09.09.03 at 00:30:20
buh - 08.09.03 at 14:02:41
Die einmalige Form ist nicht wählbar, sondern muß ergriffen werden als das Rettende, das Notwendige.
Das Dorf war häßlich, eine Anhäufung von Gebäuden im Kleinbürgerstil, wie man das überall im Mittelland findet, aber schön waren die umliegenden Bauerndörfer mit den großen Dächern und den sorgfältig geschichteten Misthaufen, geheimnisvoll die dunklen Tannenwälder ringsherum, und voller Abenteuer war die Ebene mit dem sauren Klee in den Wiesen und mit den großen Kornfeldern, in denen wir herumschlichen, tief innen unsere Nester bauend, während die Bauern an den Rändern standen und fluchend hineinspähten. Doch noch geheimnisvoller waren die dunklen Gänge im Heu, das die Bauern in ihren Tennen aufgeschichtet hatten, stundenlang krochen wir in der warmen, staubigen Finsternis herum und spähten von den Ausgängen in den Stall hinunter, wo in langen Reihen die Kühe standen.
(Dürrenmatt: Literatur und Kunst)
Die Handdienste der Köter beim Haushalte waren Säen, Mähen, Dreschen, Misten, Futterschneiden, Holzhauen, Graben, Zäunen, Grabenziehen, Mist- und Maulwurfhaufen streuen, Weideköpfen, Gartengewächse ausroden, Kohlbekacken, Bierbrauenhelfen, Früchtebinden, Hockenbansen, Kornumstechen, Flachsjäten, Braken, Schwingen, Ribben, Gestütfohlen wegbringen, Floßholz ins Wasser werfen und wieder herausziehen, Briefetragen.
Reelse von saurer Milch und Mehl gemacht
1 Quartier Muten (aus Milch und Mehl gekocht)
auf Befehl des Königs: (1796 abgestellt)
ordinäre Wochendienste
ungemessene Dienste
Burgfesten(dienste)
Wochentage
Übertage / mit dem Spann, mit der Hand
Pflichtdienste
[Pflugdienste
Köterpferdedienst]
güste Kühe (milchende)
"Wenn der Bauer nicht muß,
so rührt er weder Hand noch Fuß."
1 Schock Wellen
Kofent (Getränk)
2 Lot Butter
Schafkotten ?
Pröven
1 Sette dicke Milch
GüTeE - 07.09.03 at 23:41:12
drum ist der mensch so bänglich:
alles bleibt vergänglich!
denn er hat angst vor dem vergehen:
kann dann nicht mehr sehen.
"alles bleibt vergänglich!"
"sogar die liebe, einmal frisch,
welkt sie dahin im alter?"
"nun ja, das kommt drauf an."
GüTeE - 07.09.03 at 23:02:51
Ein fahler Lichtstrahl fällt auf die wandhohe Tafel in der Wohnung und Richard
sitzt dort auf einem kleinen grünen Stuhl und starrt sie an, die Tafel. Von
ihrem Schwarz heben sich Kreidebuchstaben in weiß, türkis und magenta ab
und tanzen vor Richards Gesicht herum. Die Buchstaben setzen sich zu vom
Schwammstrich gebrochenen Gedichten und Sinnsprüchen zusammen.
Manches ist auf Französich geschrieben
(Je me souviens
jour anciens et je...),
anderes auf Spanisch
(sabe si alguna vez tus labios rojos...
Quema la invisible atmósfera).
Auf Englisch steht dort "a tickle giggle" und "Wishes are Horses" in blauen
Lettern. Zuerst liest Richard das alles nicht, sondern denkt an eine vergangene
Nacht.
In jener Nacht ging Richard in einen Kellerpub—einer dieser Pubs in
Universitätsnähe—und hoffte darauf, ihm vertraute Gesichter zu erkennen.
Seine Begleiterin trank Gin und Bier und zupfte ihm stets am Ärmel herum.
Richard unterhielt sich mit den Menschen, die er dort traf; zuweilen besänftigte
er seine ungeduldige Begleiterin mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Seine
Begleiterin, seine Gefährtin, betrank sich und verlangte nach Zuwendung—eine
größere Geste, die man ihr nicht gewährte. Schließlich kippte sie Richard ihr
Getränk ins Gesicht.
In jener Nacht verließ Richard den Pub anders als er ihn betrat. Er lief allein
durch die Nacht und ging in den Park, wo er blieb, und erst am Morgen hörte
er sich die Nachrichten an, die ihm seine Begleiterin vom Vorabend am Telefon
hinterließ. Es waren mehr als zwanzig Nachrichten, die unter dem Deckmantel
verzweifelter Tränen eine Spur hinterließen und in kurzem Takt den jeweiligen
Aufenthaltsort und Zustand der Begleitering preisgaben. Sie hatte Teile der
Nacht in seiner Wohnung verbracht, lag in seinem Bett neben der Tafel, schlief
vermutlich nicht, sondern weinte bis in die Morgendämmerung, als sie die
Besatzung aufgab und in ihre eigene Wohnung zurückkehrte. In ihrer letzten
Nachricht seufzte sie, "You broke my heart."
Aus der Nähe klingelt die monotone Musik eines Eiscremewagens, die die
Kinder anlockt und Richard zum Träumen animiert. "sabe si alguna vez tus
labios rojos"— "weiß, ob manchmal deine roten Lippen", bemerkt Richard
diesen Satz, der nach Vervollständigung verlangt. Richard dreht den Satz im
Kopf, entgliedert ihn und fügt ihn erneut zusammen, reimt sich hier einen
Anfang und dort ein Ende auf der Suche dem Gemüt des Autors, den er nicht
kennt. (Die Tafel stand in der Wohnung, als er einzog—samt all der
kunterbunten Buchstaben; der Autor wird ihm ein Geheimnis bleiben). Dort
steht die Tafel, wie ein großes Rätsel, das einem Motiv entbehrt, sich gegen
jegliches Motiv sogar wehrt, wie ein tibetanisches Sandbild im Augenblick
seiner Zerstörung durch die Hand seines Künstlers. Als die Sonne untergeht
und denn Himmel verbrennt, greift Richard zum Telefon und ruft einen
automatischen Beantworter an, dem er erzählt: "You broke my heart, too, you
know. Wishes are horses."
TAR NY - 07.09.03 at 21:38:39
alles schläft, einsam lacht:
lucie - 07.09.03 at 17:33:36
alles schläft, einsam lacht:
lucie - 07.09.03 at 17:32:59
alles schläft, einsam lacht:
lucie - 07.09.03 at 17:31:57
Lotos, Sasa. Der 20igste ist doch erst übernächste Woche, oder hänge ich jetzt wieder in so einer verfluchten Zeitschleife fest?
Also zwei Wochen später. Wie ist das?
Han - 05.09.03 at 18:50:49
Der Tag war blond und blauäugig, dann nahm er ein Tönungsbad,
spinnwebengrau. Jetzt lauern die Rettungswagen in Nebenstrassen, bevor sie auf
die Kreuzung rasen um die Menschheit zu retten.
lucie - 05.09.03 at 16:20:33
buh - 05.09.03 at 16:10:34
Geht nicht. Leider leider.
Lotos - 05.09.03 at 10:38:30
Du ne Woche später!
Sasa - 05.09.03 at 04:01:08
Und wenn der feine Nieselregen auf mich fällt
und wenn der Ostwind wieder weht
Und wenn die alten grauen Nebel zu uns ziehn
weiß ich was ich an dir hab Berlin
Bestimmt das schönste Konzert des Jahres. Fräulein Höper, Sie können
stolz sein, dass so eine wunderbare Band sich nach Ihnen benannt hat:
Britta: Record Release 04/09/03 im Maria: Lichtjahre voraus!
war ganz gross.
Und gemein, bin dieses Wochenende in D-dorf. Möchte auch mit Sasa,
HMHB, Han und Monsieur Zak was trinken gehn. Wollt Ihr nich früher
kommen?
Lotos - 05.09.03 at 02:04:50
Williamsburg liegt links vom East River-Lauf, oberhalb Brooklyn Mitte und
westlich von Bushwick und Südqueens. Bis in die zweite Hälfte des
zwanzigsten Jahrhunderts war Williamsburg eine sehr jüdisches Viertel, heute
findet man nur noch eine Hassidenklave in einem streng definierten Distrikt
südlich der Williamsburg Bridge. Dort tragen alle Männer (ausgenommen die
mexikanischen Bauarbeiter) schwarze Mäntel und Hüte, unter deren Krempe
Lockenwicklerlocken hin- und herbaumeln. Die Frauen schieben Kinderwagen
vor ihren prallschwangeren Bäuchen her: sie sehen schon komisch aus in ihren
gestreiften Kleidern und adretten Hüten, wie aus den Fünfzigern. Auch sieht
man dort öfters in hebräischen Lettern bemalte Schulbusse in denen viele
disziplinierte Buben ihre Yarmulkes auf den Köpfen tragen und mich an Inzucht
denken lassen: bleich und blutarm wie der britische Adel.
Jedoch erinnert mich die Nachbarschaft ansonsten nur selten an ihre
osteuropäische oder auch panjüdische Vergangenheit. In den letzten
Jahrzehnten überrannten mexikanische und spanisch-karibische Immigranten
das Viertel, niesteten sich um Bedford Avenue ein und drückten das schwarze
und kriminelle Bushwick weiter nach Süden und Osten. Auf diesen Moment
haben die jungen weißen Liberal Arts Absolventen lange gewartet. Denn sind
die Mieten im Keller und die Straßen sicher, ist dort eine Ubahnstation für den
Transfer nach Manhatten, dann machen die jungen Weißen sich breit und Cafes
auf, in denen sie jamaikanische Musik von MP3-Dateien abspielen. Diese
Menschen, oft auch Hipster genannt, lungern mit aus dem Französischen
übersetzten Büchern in den jetzt ganz gemütlichen Straßen, suchen
Wohnungen und feiern wilde Parties. Sie kaufen Kleidung bei H&M und in
Vintage Stores und zerschnibbeln sie anschließend. Sie schneiden auch
ungekonnt an ihren eigenen Haaren rum: der Anblick der Hipster-Haarschnitte
regt oft die Phantasie an und stellt zuweilen die Regeln der Geometrie in Frage.
Am gestrigen Abend klingelte Adolfo an der Türe, während Richard und ich uns
Pulp Fiction anschauten und Bier tranken. Ich öffnete ihm und er fragte mich,
ob ich eine Tüte mit abgebrochenen Regipsteilen in den Mülschacht
geschmissen hatte. Ich zeigte mit dem Daumen hinter mich und auf Richard
und sagte, Él lo hizo. Adolfo schaute mich mit einem wehleidigen Ausdruck
an, erzählte mir, wie gefährlich es sei, in den Müllzerkleinerer zu klettern, um
den im Schacht verklemmten Müllsack zu entfernen. Seit vier Jahren arbeitet
Adolfo nun als Hausmeister in meinem Gebäude, das vor wenigen Jahren noch
ein jüdischer sweat shop war. In Mexiko besitzt er drei Häuser. Er spricht
immer noch kein Englisch.
TAR NY - 04.09.03 at 21:51:40
"kommst Du mit heut' abend, Drachen jagen?",
hatte Sanne gefragt, und Leonie hatte keine Antwort gegeben,
sondern war schweigend und starren Blickes in Gedanken gefallen.
sie konnte nicht erinnern, bei dieser Jagd
jemals eine wirkliche Beute gemacht zu haben.
"du wolltest doch", hatte Sanne nachgehakt,
aber Leonie war in ihren Gedanken geblieben:
niemals eine wirkliche Beute, niemals.
also warum?- der Ausdruck allerdings, der Ausdruck: Drachen jagen-
ich bin eine Drachenjägerin, hatte sie früher gern
laut in die Welt gesagt. das hatte sich schön angehört,
in ihren Ohren. schön gewesen ist es eigentlich nie,
niemals wirklich, niemals für länger.
immer nur ein kurzer Moment, zwei bis drei Stunden vielleicht.
"Drachenjagen ist gefährlich", hatte Leonie irgendwann zu Sanne gesagt,
"das ist verdammt gefährlich", hatte sie gesagt, leise.
Sanne hatte nur gelacht: "Ja na und?".
Ein paar Monate später ist sie gestorben.
"das ist doch gefährlich", flüstert Leonie jetzt;
sie steht allein, am Fenster, Septembersonne,
ein paar Tränen ganz nass noch auf den Wangen.
mone hartman - 04.09.03 at 15:40:04
la fumee d'incendie a rougie le ciel et jauni le soleil,
les etoiles du nord nous rapellent le mort et tu m'appelles encore.
tu dormais sur le banc tandis que je conduisais et j'espere ne jamais arriver
regardes...les etoiles!
tant qu'il y aura les etoiles sur le bord de la route nous devrons nous arreter, tant qui'il y aura des rivieres, nous pourrons nous baigner, et tant qu'il y aura le feu nous irons peu a peu,...l'ete comme hiver;
vagabond, millionaire...., amoureux, zilliardaire
le temps passe et un jour on est vieux et rien ne reste plus que la fierte d'avoir aime correctement, ou la honte et le tourment de n'avoir pas compris correctement en temps,
attend , j'ai quelque chose a te dire:
tant qu'il y aura les etoiles sur le bord de la route nous devrons nous arreter, tant qui'il y aura des rivieres, nous pourrons nous baigner, et tant qu'il y aura le feu nous irons peu a peu,...l'ete comme hiver;
vagabond, millionaire...., amoureux, zilliardaire
Ami de Goethe in Bukarest bei bester Laune - 04.09.03 at 14:39:18
Goldmund - 04.09.03 at 02:38:56
Gütee: Sehr schön!
RockdenLiterat - 03.09.03 at 10:59:49
If music be the food of love, play on
Gestern war wieder einmal ?Blue moon? dran. Es war nun der dritte Film, in dem das Lied mitmischt, in Barry Levinsons? ?Diner?, und der junge Mickye Rourke tanzt mit der jungen Ellen Barkin. Die andern beiden, ich erinnere mich: ?Remains of the day?, dort tanzt (einmalig) Emma Thompson mit Anthony Hopkins. Im dritten Film, Jim Yarmuschs ?Mystery train?, wird nicht getanzt; der schwarze Rezeptionist in dem billigen Motel in Memphis schaltet das late-night-radio ein, schlaftrunken hört der schwarze Page zu, sein schachtelartiges rotes Kaeppchen faellt ihm dabei fast vom Kopf, das Lied verbindet alle drei Episoden des Streifens. Blue mooooooon...
buh - 03.09.03 at 10:53:31
Tante nannte Kant und meinte, Heine weine. "Schmidt kommt mit, und Hesse treffe ich auf der Messe besser ohne Messer." Schiller oder Maxim Biller; stiller der Schiller, dafür mit Brille der Biller: ein ganz wilder, doch milder Mensch. Rilke mit Nelke im Knopfloch, verschwunden in einer LP-Rille. Bernhard oder Gernhardt, beinhart oder Tankwart, Tankred: Horst oder Dorst? Goethe spielte Flöte, Kästner saß im Orchester neben Brecht, der blies ins Blech nicht schlecht. Über seinem Bett hing eine Gitarre, keine Knarre, und er kochte keine Gerichte, sondern schrieb Gedichte und Dramen für die Damen, wenn sie kamen.
GüTeE - 02.09.03 at 23:18:46
versuch
pennthaus ngz - 02.09.03 at 13:53:14
ein Geschenk, für mich! -zeichnet sich ab,
kann's jetzt schon seh'n, dort hinten am Horizont-
die Nacht durchwacht / I'm tired out und:
FrühStücksFernSeh'n blablabla / das Wetter heute kühl
Fenster auf und frisch die Luft, kühl die Luft ach schön
es zeichnet sich sehr deutlich ab: ein Geschenk.
ah / look-a-yonder / well, look-a-yonder:
/yonder under horizon // yonder under horizon
für mich für mich FÜR MICH!
es zeichnet sich sehr deutlich ab: der Streifen dort am Horizont
ist reichlich breit geworden. ach Himmel / Himmel / Himmel [blau]
steck' schon mittendrin im Geschenk,
steck' schon mittendrin!
die Nacht durchwacht / I'm tired out und:
FrühStücksFernSeh'n blablabla / das Wetter heute kühl
to all intents and purposes, I'm fuckin' overjoyed -
mein Herz ist Jauchzen / Jubilier'n!
"ganz ohne Scheiss jetzt", würd' Harry nun ergänzend formulier'n:
"ganz ohne Scheiss jetz Alter, hörma, aehrlich".
mein Herz ist Jauchzen / Jubilier'n!
dort am Horizont, der schmale Streifen Hell-
ausgebreitet und ein Grosses geworden, ein Ganzes:
ein Tag. neuer Tag. schöner neuer Tag.
Geschenk!
und Mowgli, der Kater, kam eben vom nächtlichen Streifzug.
ne Schale Milch für ihn, für mich 'ne Tasse Kaffee,
die übliche Zigarette, mein Blick durch's Fenster:
Da lacht es mich an, mein Geschenk,
die Sonne ein KussMund und rund,
mein Herz ein Jauchzen / Jubilier'n-
ach Mowgli der Kater singt grinsend ein Lied:
I'm happy so happy slaphappy yep yep
I'm happy so happy slaphappy yep yep
happy slaphappy slaphappy yep yep
and me, indeed: I'm fuckin' overjoyed
---
mone hartman - 02.09.03 at 10:48:11
ACHTUNG: Der letzte Beitrag stammte nicht von mir.
fredrik impact 1 - 02.09.03 at 10:36:28
die frau mit dem kinn wie ein nadelkissen
lucie - 02.09.03 at 08:41:06
Ich habe Dich gefragt, ob ich Darf
Und Du hast
ja Gesagt.
da Habe ich Es geMacht.
Faustus lessaC - 02.09.03 at 01:56:18
Berlin, Bahnhof Wannsee, ein Tag nach Ostern. E. holt mich ab. Kurzgeschoren, grauhaarig. 17 Uhr. Wir stehen. Szenen am Bahnhof. Begrüßung, Wiedersehensfreude, Abschiedswinken. An der Havel wär er spazieren gewesen. Häuser wie im Märchen. "Gehen wir einen Kaffee trinken?" "Ja. Dorthinten kann man auf den Wannsee schauen." Wie im Wilden Westen ist es dort. Vorher verstauen wir das Gepäck in dem alten VW. Parkplatz. Bräunlich-orangener Käfer.
Ich stopf' mir 'ne Pfeife, seine Pfeife. Ist er sauer? Nee. "Es wird wieder kühl." "Et wa jetz och lange jenuuch schön."
Dann zur Schwester gefahren. "Na, wie jeet et?" Zu Abend essen. Sie hat Nachtschicht, im Krankenhaus. Die Sonne steht im Fenster. Blühende Bäume, gelbe Forsitien. Gartenblick. "Das soll Berlin sein?"
V. ist auch da, ein Student, der Arzt werden will. 12 Semester. Ich begleite ihn am nächsten Tag. Oben sitzen wir im Doppeldeckerbus. 'Outpost, Chaos' steht an einem Sitz. "Sind Diskotheken bei uns." Viele Bäume, Frühlingsgrün, Sonnenschein, buntes Stadtleben. Vierzig Minuten Fahrt. Zur Untermiete wohnt er bei einem Zahnarzt, gegenüber vom Wartezimmer. Kein Betrieb, da Mittwoch ist. Sein Vater sei Jurist. Hohes Zimmer, Stuckarbeiten, Schreibtisch. Er will zur Bibliothek, geht mit mir zum Kudamm. Ich suche im Schallplattenangebot, geh' dann zum Zoo.
Elefanten:"Kuck mal, der lacht." Schlappohren. Nur Sand und nichts. Ein E. möchte ich hier nicht sein. Für sie wird gesammelt. Diverse Affen: Orang Utang, King-Kong. Die glotzen dich an und denken: "Was glotzt ihr denn so blöd." Die beiden da küssen sich. Richtig menschlich so. Deine Vorfahren. Nichts mit Monster und so. Giraffe und Zebras.
Lange Nacht in Kreuzberg. Im Theater am Halleschen Ufer, Kneipe. Das Mädchen guck ich an, guckt mich an. E. zeichnet mich. Bin ganz entspannt. Die Wände hängen voll mit Plakaten. Sie legt 'ne Cassette ein. Was Außereuropäisch-Folkloristisches.
An der Buswartestell: die Frau turnt mit ihrem Mann, Rücken auf Rücken. Die Jüngeren: ob er uns was empfehlen könne? "Ja, da geht man zuerst hin, da sind mehr so Intellektuelle." Weib: "Ach nee, ich bin mehr für die andere."
Ein Klavier steht in der Ecke. "Mensch sehen die aber alt aus." Ein Mädchen: total down, schlaff und out. Muß jeden Moment Selbstmord begehen. Na wir gehen. Sie sitzt bei dem Alten da, raucht. Gesellschaft am Tisch, Insider, ein Japaner, der ab und zu mal lacht. Ein Bärtiger am Tresen, ein langhaarig 'Alter'.
Auf ins 'Wirtschaftswunder', gleich um die Ecke. Nierentische, Cocktailsessel, Stil der 50er Jahre, Erhardt mit Zigarre an die Wand gemalt. Nebenan wird gekifft. Süßlicher Geruch dringt herüber. Ein Ausländer, gefälschte Papiere. E. zeichnet. Der Wirt mit Elvis-Frisur. Bedienung à la Marlene Dietrich. Ein humpelnder Alter mit zu kurzem rechten Bein und Klumpschuhen leert die Aschenbecher und grinst.
Punker setzen sich an unseren Tisch. Es werden immer mehr. Der eine nimmt einen Schluck Bier aus seinem Glas, glotzt mich mit aufgerissenen Augen an und will es mir ins Gesicht.. "Bää." - "Oh, das is'ne geile Gruppe, eih." Gefühlskalt. "Und was machst du so?" Er wär' meistens zu Haus. Sieht auch gleich anners aus, so'n Dicker. Mit dem Spitznamen is' er eben der, der er ist.
"Vor denen kann man ja echt Angst kriegen." "Die wollen ja die Leute auch chocen." "Einige sind ja ganz friedlich." "Freundlich? 'N Gespräch suchen sie gerade nicht."
E. steckt seinen Malblock in die Tasche. "Öi, zeig mal!" Das Mädchen schaut lange auf das Bild, würde wohl am liebsten heulen. "Die andere mußte ja ihren dummen Kommentar ablassen."
Diverse Typen noch trudeln ein, lassen sich nieder. Schon vier Uhr. Ein Mädchen ganz in weiß, gut aussehend, mit Punkfreundin und älterem Herren. Zwei Pärchen, Dicker mit Pumphosen und Stirnband. Das Mädchen schau' ich an, schaut mich an.
Erster Abend: Klimbim. Billardtisch, E.'s pariser Roman. "Der hat das bestimmt selbst erlebt. "Sokrates' Zimmer", S. war ein Maler. Aufgrund der einen Geschichte, deren Anfang ich las, dachte ich mehr an Erfindung. "Da passieren aber so Sachen. Der eine Pianist soll den und den erstochen haben, hat H. mal erzählt."
Im Doppelbus oben vorne, gespiegelt, schön entspannt, nicht reden jetzt. Von unten kann der Fahrer per Spiegel und Guckfenster uns sehen. Wat quatschen die beiden da hinten? Is egal. Es knallt. "Na, das war wohl 'n Kaugummi." Ich seh's nich'. Stadtdunkel. Auf nach Tegel. Nicht sehr scharfsichtig heut' Abend. Das Schweregefühl is' mir wichtiger. Luftbrückendenkmal. "Care-Pakete: war's nich das?" "'N Flugzeug hab' ich hier noch nicht gesehen-hört. Ob der stillgelegt is'?
Zwei Mark will der da haben früh morgens, Junggeselle an der Bushaltestelle, muß zur Post. "Umsonst nehm' se ein' ja nich mit, die Brüder; guck mal, ik hab och 'ne Überraschung für euch." Plastikbeutel. "Hier: Zwei Shawls könnt ihr haben oder Bücher." "Ja, zeig doch mal die Bücher." Rumpelstilzchen, ein Russisch-Lehrgang, Kinderbuch in deutscher Schrift. "Schreiben kann ik et och nich mehr." Er wär drüben im Knast gesessen. "Und die Weiber bei de Vopos: auf, nieder, auf nieder." Er lacht, der Bärtige, drüben wohnt er. "Könnt mich mal besuchen. Meine Mama wollt' mir ja kein Geld geben."
Im Café 'Kaputt' war'n w'r jesessen. Ganz jut geredet, über Kunst. "Das Kunstereignis herbeiführen: das kann nur ein Gottbegnadeter. Das läßt sich nicht planen." "Ich finde es nicht gut, daß andauernd Musik läuft in diesen Kneipen." Wie ich es gut fände: darüber reden wir. Der Eine will das hören, der Andere das. Immer Pausen zwischen den Stücken. Oder montags Jazz, dienstags Klassik usw. Zu klassischer Musik tanzen könnte ich mir auch vorstellen. 'Klassik-Disco' (Wieso eigentlich nicht?) Im Ballett gibt's das ja auch. Schöpferisch tanzen, nicht maschinell! "Man muß ein Ziel haben. Wenn man den Gipfel erreichen will.., man muß es erstmal versucht haben."
Ich lese ein wenig im Laokoon. E. zeichnet den Schriftsteller gegenüber und mich lesend, was ich gar nicht bemerkte. "Hier sind mehr so die gemäßigten Punks." Oh welch Gedudel im Café Nudel.
Die Frau hinter uns im Fünfuhrbus morgens kommt gerade von der Arbeit, servieren., am Kudamm oder Dingsda 135. "Aber nich 35, sondern 135." Is die aufgedreht und lacht die, is ganz heiser. "Kann's bei mir einziehn, nebenan is 'n Zimmer frei, Radio kannste mithören, Fernseher kriegen wir och bald." "Kuck mal hat Hochwasser."
"Wat? Feuerwehr steht da? Für'n Besoffenen, der torkelt da denn jegen."
"Wat? habt ihr kein' Mund. Denn seid ihr bestimmt keene Berliner. Westdeutsche. Woher? Aus Hamburg. -
Ah, endlich mal 'n waschechten Berliner mit dem man sich unterhalten kann." Nüdelt vor sich hin, kricht kaum noch 'n Ton raus. Einmal wär ik ja beinahe eingeschlafen. 96E. Fußmarsch. Gärten. Blühendes: Apfel-Birnbaum. Sträucher, gelbe Forsitien (weißer Schimmel?) in morgendlicher Kühle, frische Stille und kaputte Füße, nur der rechte. Das gehört zu Berlin (für mich). / Jaja: die neuen Sandalen. Im Hotelzimmer mit Bruder und Freundin. Schokolade hätte sie auf die Bettdecke gelegt und ich, so spät, natürlich kein Licht angemacht.../ Mit Bus in Nîmes, auf dem Weg nach Spanien, Caldetas. Hotel, zu spät 2. Frühstück. Abends an einer Kreuzung draußen gesessen, Café.
Ein Abend in Barcelona. Disco oder Nachtclub. Mit M. geredet, der aus Hannover kommt und sich später beim Tischtennis auf dem Hoteldach verletzt. Telefonieren in Spanien: schwierig. Lamumba an der Bar: Kakao mit Whiskey oder Rum. Blues-Platte (John Lee Hooker: Grinder Man) mitgehen lassen, P. holt sie raus: "Hier, will's haben?" Der Hamburger Elektriker hat 5000 Volt Starkstrom überlebt, ab ins Krankenhaus. Am Strand die Mädchen, kleine schwarzhaarige Spanierin. In der Disko die Schweizerin. Mich mit der unterhalten, ganz frei gefühlt. Sie redet über's Trampen. "Que sera, que sera, que sera..." Schönheitswettbewerb: "Ih, seh'n die häßlich aus." Mit Schärpe und so. Ich rauche kleine gebogene Pfeife. P. ist auch ganz verliebt. Wir springen von Autodach zu Autodach nach Haus, leicht angeheitert.
Auf dem Felsen 'in See' beschmiert er sich mit Sonnenöl seine weiße Haut, der Blondschopf, besseres Oel, als es zu Hause gibt. / Die Siebenländerfahrt mit dem Opel-Admiral. Zelt, Lagerfeuer, Weinberge. Bücher: Hesse, Tucholsky - 'Von Tigern und Panthern' o.ä. Rotwein. Über Haschisch geredet. W. hatte wahrscheinlich schon erste Erfahrungen. / Das war im ersten Lehrjahr 1971. Studentenreisen (zu meiner Überraschung fuhren viele ältere Frauen mit. Der Buscassettenrecorder spielte immer wieder von den Beatles 'Let it be'(?): das Lied fand ich damals zu sentimental. /
Berlin: det is dat, wat de noch nich wees. "4 Brötchen und 2 Roggenbrötchen." Wat, wat? 4 Schrippen, so und 2 Schusterjungs." Der Herr kauft ein. Schräg jegenüber is' der Laden. 50 Meter nur. Und es blühen Bäume und Sträucher am Weg und junges Grün zeigen die Bäumchen, zartes Geblatt. Sonne steht schon hoch am Himmel, und kühl ist es nicht mehr, aber auch noch nicht sehr warm.
V. setzt schon Tee auf und deckt den Tisch. E. schläft in der Stube auf dem zusammengesetzten Sofa und muß nun endlich aufsteh'n. Da kommt auch schon gegen Acht sie von der Nachtschicht, legt sich gleich schlafen. Wir hätten gestern auch 'ne Nachtschicht eingelegt. Um sechs Uhr ins Bett an zwei Tagen. "Dann hat man nichts vom Tag. Einmal kann man das mal machen, wenn das nicht zur Gewohnheit wird. Man kann ja nachts Einiges erleben, das sieht man ja sonst gar nicht so. Heute ist es schon wieder so spät."
Am letzten Tag mit dem Fahrrad zwei Stunden durch Berlin. Nach einiger Zeit guck ich auf den Stadtplan. Fast bin ich 'zu Haus', also im Kreis gefahren. Tennis spielten se da. Ich stieg ab, glotzte und zündete mir eine Zigarette an. Steglitz, ach ja. Am Klinikum vorbei.
Abends zu Haus gelesen: Metaphysik. Mich nicht am Gespräch beteiligt. E. schwärmt von der Gropiusstadt. Immer hat man eine andere Aussicht auf die Häuser, mehr Spielplätze. Er ißt kein Fleisch. Schafskäse (mag er nicht?) Ziegen: irgendwie intelligenter wie Kühe. "Kühe sehn irgendwie dumm aus."
V. und K. wollen noch nicht zusammenziehen. "Wir kennen uns ja erst zwei Jahre", sagt V. "Ja wieso, andere Leute, Studenten, die in Wohngemeinschaften ziehen, kennen sich oft überhaupt nicht." Ja, das wüßte er wohl. Sein Cousin in Hamburg habe in einer Wohngemeinschaft gewohnt. Ihm habe es überhaupt nicht gefallen. Er wollte es mal ausprobieren. V. könne das auch nicht: mit so vielen Leuten, da müsse man sich immer nach den Anderen richten. Der Abwasch und Essen machen: das müsse gut geregelt sein, sonst läuft das nicht. "Mein Cousin konnte z.B. gut kochen. Dann kamen sie an: 'Gib mir mal was ab.' Und wenn man abends allein sein wolle und arbeiten, dann kommt Besuch: rausschmeißen könne er die dann auch nicht. "Wieso, na klar, das muß schon gehen. Da hat doch jeder sein Zimmer, außer bei einigen 'Verrückten', die auch noch zusammen schlafen wollen." Ich: "Hast du Geschwister?" "Nein." "Vielleicht ist auch das ein Grund: weil du es nicht gewohnt bist, mit Gleichaltrigen auf engem Raum zusammenzuleben." "Ja, vielleicht."
Im 'Wirtschaftswunder' kam noch ein Engländer an, der sich für E.'s Zeichnungen interessierte. "Ah, you are a painter?" Sehr freundlich, groß, lange Haare. Er war aber aus Dänemark. Er möchte E. gern zeichnen. Macht er. Zwei Bekannte von ihm setzen sich dazu, einer umarmt ihn. Später: "Das war ein Transvestit, soll's hier ja viele geben in Berlin." Er verabschiedete sich freundlich, 'weltgewandt'. In der U-Bahn zwei Mädchen uns gegenüber. "So, wo war'n wir denn noch nicht: in New York, London, Wien, Rom..." "Doch, in Rom war ich schon mal."
Vor der Oper 'Pelleas & Melisande' von C. Debussy war ich in einem neu eröffneten Restaurant in einer Seitenstraße, ein Peruaner oder so. "Dufte Salate gibt's da. Ich hab Palmherzensalat gegessen: schmeckte sehr gut." "Ach, ist das vielleicht das ... da gibt's auch 'besoffenes Schwein'." "Ja, genau."
4.5.84
GüTeE - 02.09.03 at 01:13:57
Charles B. war der elfte unter fünfzehn Geschwistern. So viel filmmörderische Totschüsse wie in der heutigen Tagesschau habe ich lange nicht gesehen.
GüTeE - 01.09.03 at 21:38:06
"jetzt und in der stunde unseres."
buh - 01.09.03 at 16:07:04
es geht nicht weiter
(es geht immer weiter)
es geht nicht weiter
(es geht immer weiter)
Leonie sitzt, ein Fenster ist geöffnet, auf Kippe, kühle ErstSeptemberLuft.
es geht nicht weiter
(es geht immer weiter)
Leonie sitzt und starrt aus dem Fenster und sonst: Gar nichts.
es geht nicht weiter
(es geht immer weiter)
hab' mein Leben in Schutt und Asche gelegt,
hatte Leonie erzählt, nachdem sie eingeliefert worden war.
jetzt Gedanken an den Trümmerhaufen da draussen,
Blick aus dem Fenster und frische Luft,
der Trümmerhaufen da draussen-
es geht nicht weiter
(es geht immer weiter)
dann musst Du ein Phoenix werden, hatte Aslan gesagt,
Phoenix aus der Asche, Du weisst schon-
Leonie sitzt und starrt und sonst: Gar nichts.
der Trümmerhaufen da draussen und wo denn anfangen
und wie denn überhaupt und-
es geht nicht weiter
(es geht immer weiter)
- und warum?
ein Vogel zwitschert. harmlos, denkt Leonie, und friedlich.
sie sitzt und starrt und jetzt noch ein paar Tränen-
es geht nicht weiter
(es geht immer weiter)
mone hartman - 01.09.03 at 15:34:29
Ausgehöhlt; ausgebrannt
Ausgemerzt; ausgedrückt
Ausgetreten; ausgemacht
Ausgespuckt; ausgelacht
Ausgescholten; ausgenommen:
Wehen, dem Singsang folgend,
erklimmen immer weiter
eine regenfinstere Nacht
Voller sinistrer
Gedankenhöllen
Faustus Cassel - 01.09.03 at 13:35:07
Charles Bronson! Ist tot!
Sasa - 01.09.03 at 09:42:27
"mein kopf ist ein leerer tanzsaal"
Leonce - 01.09.03 at 09:05:45
Goldmund - 01.09.03 at 04:18:36