loop # 178 / loop # 180 | loop Archiv #179 (16.8.-31.8.2003) | www.imloop.de |
summer of loop |
«Erstarrung. Nicht Ekel, bloss Kälte. [. . .] In den Boden versinken - so ist
das also.» Die Frauen werden in den nächsten Wochen so häufig missbraucht, dass
unter ihnen die Frage «Wie oft?» am Beginn jedes Gespräches steht.
(NZZ, Tagebuch einer Unbekannten)
«Am Wochentage bin ich Jurist und höchstens etwas Musiker, Sonntags am Tage
wird gezeichnet und Abends bin ich ein sehr witziger Autor bis spät in die Nacht.»
E.T.A. Hoffmann
Wenn ein Spiel ausgespielt ist, dann ist auch die größtmögliche Aussagemöglichkeit
erreicht.
Boshaftigkeit gehört zur dramaturgischen Pflicht jedes Schriftstellers. Wir
haben nicht positiv, wir haben ehrlich zu sein.
Humor ist in der deutschen Kultur etwas Zweitrangiges. Geist drückt sich entweder
pathetisch oder in einer merkwürdigen, nur in diesen Zonen zu findenden, vertrottelten
Witzelei aus, die offenbar Esprit sein soll. / In Deutschland ist die Kunst
etwas Blutig-Grausiges - es geht immer bitterernst zu-, oder sie artet in Bierulk
aus.
Der größte Teil der Kritiker macht den großen Fehler, daß er die Partie, die
er kritisiert, gar nicht nachspielt, gar nicht nachdenkt, er urteilt rein nach
Gefühl, geschmäcklerisch.
Mein Schreiben ist das absolute Diktat eines Stoffes, das heißt: Ich habe mich
dem Stoff zu unterwerfen, habe ihn in seiner letzten Konsequenz zu verfolgen.
Jede Kunst ist das Schaffen eines Gegenübers. Der Mensch lernt sich wahrscheinlich
in den Stoffen kennen.
Der Schriftsteller muß immer mit einer bestimmten List handeln.
Gerade der Romanschriftsteller benötigt eine sehr genaue Kenntnis der realen
Dinge.
In Deutschland ist eben noch alles in Entwicklung begriffen. Das geht nicht
so rasch.
[M: Kunst war Artistik. Wie Sportler ausgebildet wurden, so wurden auch Künstler
gezüchtet.]
Genau. Athleten, kraftstrotzende Jünglinge, eine Labsal für's Volk, 'Mens sana
in corpore sano' ... Kunst ist aber etwas anderes: Den Stoffen ist man ausgeliefert.
Der Stoff ist die Macht, die diktiert, und die Kunst ein anarchischer, elementarer
Vorgang, dem ich mich auszusetzen habe.
(Friedrich Dürrenmatt in Gesprächen von 1961)
GüTeE - 31.08.03 at 23:44:28
Leitlinien der Straßen
Führen mich
Bei Nachtfahrten
Immer in
Versuchung
Versuchen zu
Versuchen
Faustus Cassel - 31.08.03 at 23:39:09
@ Goldmund
...was für ein Bild. Was wäre es für ein Bild, wenn die Sehnsucht nicht noch weh tun würde. Oh, Canada.
Grüße an die blauen Himmel durch Polfilter
Grüße an die gelben Streifen auf endlos breiten und freien Straßen und die braun/gelben Straßenschilder
Grüße an die kleinen klaren Kieselsteine am Ufer und den Geruch von Kiefernnadeln im Herbst
Grüße an die gelben Lärchen, goldgelber als die Bettwäsche 2003 von IKEA
Grüße an sprudelnde Bläschen und weißen Schaum nach dem ansetzen, ersten Schluck, absetzen, schimmernd durch grünes Glas auf Holztischen - bitte ein Moosehead
Grüße an die kalten Nächte und den Rauhreif auf dem Geschirr, den Geruch nach Speck zum Frühstück, ein Rangercafé, schwarz und dunkel wie ein Bärenarsch, den Geruch nach Motorsägenöl und Benzin, das Gefühl von Kettenfeilen in den rauhen Händen, Lagerfeuer im Haar, in der Fleecehose Chipmunkkacke, Holzfeuertoast, Rosinen, getrocknete Früchte im Müsli, Wellen seicht am Ufer und da
fällt das erste rote Ahornblatt.
Grüße.
Anna Herbst L.E. - 31.08.03 at 23:10:54
ein neurotischer Nichtsnutz, ein alberner Affe, ein ernster Engel, ein krankes Kind, ein deprimierter Depp, ein anonymes Arschloch, ein ungläubiger Gatte, ein impotenter Idiot, ein echter Esel, ein Dämelack und Niemand:
"Mein Kopf ist leer so leer
und witzig bin ich schon lange nicht mehr."
GüTeE - 31.08.03 at 22:06:22
(Hier die korrigierte Version)
Anruf von Albert
A: "Den Schock überwunden?"
H: "Ja klar."
A: "Du warst ja total durcheinander, heute Vormittag."
H: "Schon. Ja. War eine richtige Überraschung."
A: "Keiner hat’s gesehen. KEINER. Sogar José hat einen Monat vorher noch nichts gemerkt."
H: "Dabei ist sie so schlank. Hätte auffallen müssen."
A: "Niemand hat was gesehen."
H: "Niklas geht jedenfalls, finde ich."
A: "Hab lange überlegt. Peter oder Niklas."
H: "Peter ist natürlich viel besser."
A: "Niklas war vor 2 Jahren mal in den Top Ten. Die Überlegung war: Nenn ich ihn nach Niklas Sundström oder nach Peter Forsberg."
H: "Oder Niklas Luhmann."
A: "Peter geht nur für Schwarzhaarige. Niklas ist ganz OK."
H: "Typischer "on bord"-Name."
A: "On Bord?"
H: "Von diesen Aufklebern. ‚Niklas on bord.’"
A: "Ich finde, das ist mir gut gelungen, das Kind."
H: "Sind ja alle süß, wenn sie klein sind."
A: "Nee, der ist hübscher. Ging schon auf der Säuglingsstation los. Habe mal in die anderen Bettchen geguckt, da kam sofort so’ne Alte an. Vollkommen hysterisch meinte die: ‚Sie wollen wohl gucken, welches Baby das Schönste ist?’"
H: "Gleich ertappt."
A: "Das fängt schon im Krankenhaus an, die Konkurrenz."
H: "Jeder hat das schönste Baby."
A: "Der ist wirklich hübscher. Die Schwestern immer gleich: ‚Ist der süß, den nehmen wir mit’. Das sind Profis. Wenn DIE das sagen."
H: " – "
A: " – "
H: "Was zahlste eigentlich?"
A: "650."
H: "Geht ja noch. Bist aber schon jeden Tag bei ihr?"
A: "Jeden Zweiten."
H: "Sie wollte Dich fangen mit dem Kind."
A: "Wir hätten es ja abtreiben lassen können."
H: "So was macht man nicht."
A: "So was macht man nicht. Einmal das. Man kann ja auch was anfangen mit einem Kind. Die ersten 3 Jahre weniger, aber dann schon."
H: "Glaubst Du, sie sieht das auch so, dass ihr nicht zusammen seid?"
A: "Ich hab mir nichts vorzuwerfen. Ich hab ihr alles gesagt."
H: "Etwas sagen heißt noch lange nicht etwas klar machen."
A: " – "
H: "Warste eigentlich dabei, bei der Geburt?"
A: "Jein."
H: "Jein?"
A: "War 8 Stunden im Kreißsaal. Dann bin ich mal kurz ins Schwimmbad gefahren. War ja verdammt heiß hier. Als ich zurückkam, war es schon da. Hab immer Pech bei so was. 1 Woche später war es genau so, als mein Vater gestorben ist."
H: " – "
A: "War die ganze Nacht bei ihm. Dann bin ich morgens kurz duschen und er ist gestorben."
H: " – "
A: "Bin dann noch rein zu ihm."
H: "Das muss ganz schwer sein."
A: "Das war gut für mich. Er war noch warm."
H: " – "
A: "Ja, war noch ganz warm."
H: " – "
A: "Jetzt bist DU dran mit Kinderkriegen. Vielleicht hast Du mich auch angesteckt mit Deinem Ziel 2006 mit Sohn zum Finale zu gehen. Ich werde da sein."
H: "Ja, so langsam kann’s los gehen."
A: "Denk an die 70er-Regel. Bald bist Du drüber."
H: "70er-Regel?"
A: "Beide zusammen dürfen nicht über 70 sein."
H: "Ah so. Na da haben wir ja noch etwas Luft."
A: "Vor allem darf es dann keine Tochter werden."
H: "Warum?"
A: "Frauen mit alten Vätern haben einen Hau. Hab da so einige kennen gelernt. Ist Dir noch nicht aufgefallen?"
H: "Nö."
A: "Hast eben nicht meine Erfahrung."
H: " – "
A: "Ist mir gut gelungen das Kind, finde ich."
HalfManHalfBiscuit - 31.08.03 at 22:03:34
Anruf von Albert
A: "Den Schock überwunden?"
H: "Ja klar."
A: "Du warst ja total durcheinander, heute Vormittag."
H: "Schon. Ja. War eine richtige Überraschung."
A: "Keiner hat’s gesehen. KEINER. Sogar José hat einen Monat vorher noch nichts gemerkt."
H: "Dabei ist sie so schlank. Hätte auffallen müssen."
A: "Niemand hat was gesehen."
H: "Niklas geht jedenfalls, finde ich."
A: "Hab lange überlegt. Peter oder Niklas."
H: "Peter ist natürlich viel besser."
A: "Niklas war vor 2 Jahren mal in den Top Ten. Die Überlegung war: Nenn ich ihn nach Niklas Sundström oder nach Peter Forsberg."
H: "Oder Niklas Luhmann."
A: "Peter geht nur für Schwarzhaarige. Niklas ist ganz OK."
H: "Typischer "on bord"-Name."
A: "On Bord?"
H: "Von diesen Aufklebern. ‚Niklas on bord.’"
A: "Das meine ich nicht."
A: "Ich finde, das ist mir gut gelungen, das Kind."
H: "Sind ja alle süß, wenn sie klein sind."
A: "Nee, der ist hübscher. Ging schon auf der Säuglingsstation los. Habe mal in die anderen Bettchen geguckt, da kam sofort so’ne Alte an. Vollkommen hysterisch meinte die: ‚Sie wollen wohl gucken, welches Baby das Schönste ist?’"
H: "Gleich ertappt."
A: "Das fängt schon im Krankenhaus an, die Konkurrenz."
H: "Jeder hat das schönste Baby."
A: "Der ist wirklich hübscher. Die Schwestern immer gleich: ‚Ist der süß, den nehmen wir mit’. Das sind Profis. Wenn DIE das sagen."
H: " – "
A: " – "
H: "Was zahlste eigentlich?"
A: "650."
H: "Geht ja noch. Bist aber schon jeden Tag bei ihr?"
A: "Jeden Zweiten."
H: "Sie wollte Dich fangen mit dem Kind."
A: "Wir hätten es ja abtreiben lassen können."
H: "So was macht man nicht."
A: "So was macht man nicht. Einmal das. Man kann ja auch was anfangen mit einem Kind. Die ersten 3 Jahre weniger, aber dann schon."
H: "Glaubst Du, sie sieht das auch so, dass ihr nicht zusammen seid?"
A: "Ich hab mir nichts vorzuwerfen. Ich hab ihr alles gesagt."
H: "Etwas sagen heißt noch lange nicht etwas klar machen."
A: " – "
H: "Warste eigentlich dabei, bei der Geburt?"
A: "Jein."
H: "Jein?"
A: "War 8 Stunden im Kreißsaal. Dann bin ich mal kurz ins Schwimmbad gefahren. War ja verdammt heiß hier. Als ich zurückkam, war es schon da. Hab immer Pech bei so was. 1 Woche später war es genau so, als mein Vater gestorben ist."
H: " – "
A: "War die ganze Nacht bei ihm. Dann bin ich morgens kurz duschen und er ist gestorben."
H: " – "
A: "Bin dann noch rein zu ihm."
H: "Das muss ganz schwer sein."
A: "Das war gut für mich. Er war noch warm."
H: " – "
A: "Ja, war noch ganz warm."
H: " – "
A: "Jetzt bist DU dran mit Kinderkriegen. Vielleicht hast Du mich auch angesteckt mit Deinem Ziel 2006 mit Sohn zum Finale zu gehen. Ich werde da sein."
H: "Ja, so langsam kann’s los gehen."
A: "Denk an die 70er-Regel. Bald bist Du drüber."
H: "70er-Regel?"
A: "Beide zusammen dürfen nicht über 70 sein."
H: "Ah so. Na da haben wir ja noch etwas Luft."
A: "Vor allem darf es dann keine Tochter werden."
H: "Warum?"
A: "Frauen mit alten Vätern haben einen Hau. Hab da so einige kennen gelernt. Ist Dir noch nicht aufgefallen?"
H: "Nö."
A: "Hast eben nicht meine Erfahrung."
H: " – "
A: "Ist mir gut gelungen das Kind, finde ich."
HalfManHalfBiscuit - 31.08.03 at 22:01:13
off. - 31.08.03 at 17:23:07
Der Herbst ist der Schluessel!
Ami de Goethe Tulcia - 31.08.03 at 14:29:25
"love bytes"
buh - 31.08.03 at 10:33:26
listen to the music!:
"Kurtaxe? Was'n das für'n Scheiß! Wenn ich da nich mit fahre,
brauch ich se auch nich bezahln!"
lucie - 31.08.03 at 00:46:54
@ sasa:
hab ich gerade erst entdeckt- du hattest kürzlich einen text von mir
quasi beantwortet, mit einem text von dir, hier im loop
(ich habe hunger, rein magentechnisch)... --
gefällt mir sehr gut. muss grinsen. gefällt mir gut, zum grinsen gebracht zu werden.
das war's. liebe grüsse!
mone hartman - 30.08.03 at 17:42:10
man kann ihn schon riechen, den Herbst, in diesen SpätSommerTagen,
in früher Stunde, wenn der Tag sein helles Kleid über die Nacht wirft.
"ich kann es noch riechen", sagt Leonie, "ich kann es noch riechen:
das Blut, das geflossen ist, damals, und es war Herbst".
eine Mischung aus Herbst und Blut in der Nase, im Hirn,
sitzt Leonie einfach nur da und er-innert.
"ich habe getötet", sagt Leonie, "und ich kann es noch hören,
das Schreien. ich höre auch das Reden der Leute, die sagen:
nein, du hast nicht getötet, das war doch kein Töten".
HerbstBlut, ein seltsamer Geruch in der Luft, und Leonie will weinen.
"die das Eine nicht riechen", sagt Leonie,
"die riechen auch das Andere nicht. die können das nicht riechen".
HerbstGeruch, und Leonie steht am Fenster, hält ihre Augen geschlossen,
und sie sieht buntes Herbstlaub.
"es hatte noch keinen Namen, deshalb war es kein Töten", sagt Leonie.
jetzt kommt der Pfleger und fragt: "riechen sie's denn gar nicht, Leonie?
der Kaffee! der Kaffee ist fertig. wollen sie nicht frühstücken?"
den Kaffee, den Kaffee kann jeder riechen, denkt Leonie.
sie schüttelt den Kopf und bleibt am Fenster stehen.
sie wartet auf einen, der das Blut riechen kann,
das Blut und den Herbst.
sie wartet schon lange.
mone hartman - 30.08.03 at 17:09:59
Vögeln
Gelernt zu fliegen
Abzustürzen, wegzudriften
Aufzusteigen, sturzflugartig
Flügelschlag und großes
Flattern
Die luft trägt hinfort
Der wind, der wind
Wie phönix oder so
Und optimal ist
Raabenschwarz.
hardmate rheinbrohl - 30.08.03 at 16:00:06
Heute neues Wort gelernt I
Pleonasmus
Sasa - 30.08.03 at 14:20:25
Goldmund - 29.08.03 at 18:08:14
'Adjektive immer sparsam verwenden': richtig, ja, oder ganz streichen.
GüTeE - 29.08.03 at 12:11:37
Lieber Guetee,
uns unterscheidet der Geschmack; mit meinen Adjektiven experimentier ich gern. Offensichtliche Adjektive finde ich flach. Adjektive immer sparsam verwenden, es sei denn sie klatschen dich. Meine klatschen manchmal halt nicht, aber wenn ich Borges lese, dann finde ich Adjektive, wie du sie nie versucht hast: Adjektive, die ich ich so nicht vergesse.
Deine Gedichtchen klingen fuer mich wie Liedchen, die die Maetzchen in mueden Gassen von den Daechlein traellern. Zuweilen sehe ich ein formulaeisches Kinderreimformat, das hinter deiner "prolific loop performance" steht. Das kann ich mir natuerlich nicht leisten. Weiterhin moechte ich dich natuerlich dazu animieren, meine Prosa in Schach zu halten. Manchmal gefaellt mir das naemlich, regt mich an, wenn's mich nicht aufregt.
TAR NY - 29.08.03 at 01:48:00
der KOCH
ein goethe bin ich wahrlich nicht:
mich küßte keine muse
und mir gelang nicht ein gedicht
('heiß' ich beate uhse?')
bin auch nicht brecht: da habt ihr recht,
bin anders eben, weil mein leben,
die zeit war schlecht
bach oder mozart? nein,
trank wenig wein,
schrieb keine sinfonien,
obwohl sie danach schrien
schüler bin ich gewesen,
damals und gestern noch:
ich lernte langsam lesen
und heute bin ich koch
als koch da bin ich künstler
und mische wein mit schwein,
serviere suppen, süßes,
mit zucker oder salz gewürzt
nie hätte ich gedacht,
(darüber hätte ich gelacht)
daß ich mal in der küche steh'
und sehe zu, wie alles wird
schneide zucchini, weiße zwiebeln,
schäle kartoffeln, rote bete,
rühre den teig mit der maschine,
schlag sahne dann und eier auf
streich alles durch ein sieb:
den heißen brei,
das einerlei,
und alles hat mich lieb
doch manchmal koch' ich nur für mich,
weil niemand ist im haus
und alle gingen aus:
eß ich mein süppchen eben nicht
mit euch, sondern allein
GüTeE - 29.08.03 at 00:50:04
GOETHE zum Geburtstag
von goethe war ein dichterfürst,
er schrieb theaterstücke,
erfand gedichte sicherlich
für sich und uns zum glücke
ich kenne ihn nicht gut, was soll's,
denn ein theater gab es nicht
im dorf bei uns, doch in der stadt
war es nach ihm benannt
auch keine opern sahen wir,
hörten musik im radio,
kultur kam über bertelsmann
ins haus: bernstein und brahms
gern hätte ich gehört musik:
ein streichquartett oder orchester,
doch nein: das radio plärrte beat
oder, noch schlimmer, schlager, märsche!
und goethe gab es nicht im haus,
nur eine bibel irgendwo,
die zeitung immer nur von gestern
und ein kalender, eine chronik
im winter hat der bauer zeit,
muß nur die tiere füttern,
kann stühle reparieren, flechten
gedichte lernten wir zur weihnacht:
die standen im kalender
oder in einem schulbuch,
im liederbuch sind sie vertont
GüTeE - 28.08.03 at 22:33:53
Lieber TAR,
näm' säs mir nich' übel, aber...
distanter Greifbarkeit
marmorsteinigem Glas
unvermutbare Photokamara
mit meinem verblüfften Photo
undurchsichtbare Hochhäuser
: die Adjektive stimmen nicht, selbst als eigene Erfindungen fände ich sie etwas seltsam
vermutlich nicht vermuten (mh, wirkt 'doppelaffektiert';)
schwitzen die anderen Menschen derweil unter ... (is' besser, oder?)
Ciao, alles gute in der Weltstadt
Gü.
GüTeE - 28.08.03 at 21:47:14
"Chromatische Aberration oder Fokusdifferenz (Abb. 5/25).
Es gibt zwei verschiedene Arten chromatischer Aberration oder Farbfehler, aber beide entstehen dadurch, dass Licht verschiedener Wellenlängen (d.h. verschiedener Farben) beim Durchgang durchs Objektiv verschieden stark gebrochen wird."
Ansel Adams: Die Kamera.
--
Off to Berlin; 24 hours of drinking. No other way to survive.
RockdenLiterat FRA - 28.08.03 at 20:18:26
Unten am Schalter ist alles schwarz auf schwarzem Marmor. Die Rezeptionistin
bittet mich, auf den schwarzen Stein hinter ihr zu blicken. Was mir zuvor
unvorstellbar erschien, starrt mir in distanter Greifbarkeit entgegen: hinter
verdunkeltem, marmorsteinigem Glas visiert mich eine Kamara an. Ich schaue
auf diese unvermutbare Photokamara, und während ich noch an die Wand
schaue, druckt die Dame ein Etikett mit meinem verblüfften Photo drauf aus.
Ich darf mir dann das Etikett an meinen Anzug heften und in den Aufzug
steigen, der mich videoüberwacht auf einen höheren Stock zieht.
Auf diesem Stock tanzen kunterbunte Fische in einem strahlend klaren
Aquarium. Die Frauen sind jung und schön, und hier oben gibt es keine
Wände, die nicht aus Glas gemacht sind. Ich kann alle schönen Frauen sehen,
aber auch die Männer, die nicht unter den Achseln schwitzen, weil es
angenehm kühl ist. Mein Anzug versteckt meine feuchten Hemdsärmel ganz
geschickt vor den Menschen im Glashaus. Weit unterhalb, auf der Park Avenue,
schwitzen die anderen Menschen unter den Schirmen der Hotdogstände
derweil und schauen auf keine Fische, sondern auf undurchsichtbare
Hochhäuser, hinter denen sie die schönen Frauen und die kunterbunten Fische
vermutlich nicht vermuten.
TAR NY - 28.08.03 at 17:33:30
Selbstbildnis 1
Schreiende steine
der anderen weise
Knarzende Stufen
dem Abgrund hinweg
Dachte ich sollte
so oft ich es wollte
Ins Leben hinaus
wo liebe glück sei
Tränende Blicke
Hinter tristem Gemäuer
Keine wirklich keine
hat wissen darum.
hardmate rheinbrohl - 28.08.03 at 15:26:05
Die Oper ist ja wirklich fantastisch, 'mozartisch'!
Ich ist ein Anderer - A. Rimbaud
Ich bin anders - GüTeE
GüTeE - 28.08.03 at 11:47:04
Jungmännerpoesie/Altmännerprosa
"Ich bin nicht so wie ich bin" - PeterLicht, 14 Lieder, 04:00:47
"Ich bin nicht, der ich bin" - Martin Walser, Meßmers Reisen, S.56
l.barnes eppendorf - 28.08.03 at 09:39:19
Das Thermometer hat Quecksilber. Lass es nicht fallen. Quecksilber ist giftig,
es rollt überall hin und verdampft. Nimm dich in acht! Katzen schleichen
durch Pfefferminze. Sie pissen auch drauf. Die Pfefferminze kommt in
den Teetopf. Heisses Wasser drauf, die Katzenpisse und der grüne Saft
vermischen sich und das ist gut gegen Erkältung. Woher weisst du das?
Die Haushexe hat es mir gesagt, die hinter dem Hamsterkäfig wohnt.
Wieso ist sie nicht tot? Alle Hexen sind tot. Die nicht, die nicht, die Maus
hat sie gerettet. Die Maus brauchte einen Aufpasser für die Babies.
Die Haushexe ist eingezogen und hütet die kleinen Mäuse. Und wenn
sie husten, bringt sie ihnen Pfefferminz. Und der Prinz? Der ist tot.
Weisst du doch.
lucie - 27.08.03 at 22:29:32
augenblicke
sind wie stricke,
die uns trennen
noch vom tode
nein, nicht gut? na denn eben nich. übrigens kommt auf arte gleich die neue henze-oper l'upupa
GüTeE - 27.08.03 at 21:02:23
da hab ich's ja nicht so weit
zur zeit
GüTeE - 27.08.03 at 20:45:36
nie wieder lürik. güte zum mars
buh - 27.08.03 at 09:09:17
Am Gartenteich in seinem Reich
lebte ein Scheich, der war sehr bleich.
"Ich komme gleich!", rief er. "Ach schleich
di fort, du mieser Wicht,
auf dich bin ich nicht sehr erpicht."
(Das ist wohl seine Frau, die spricht.
Und dies ist schließlich ein Gedicht:
der Mann steht quasi vor Gericht.)
GüTeE - 27.08.03 at 00:17:13
Gartenteich
Fische. Wasser. Nass.
Feuchte Alte.
Am Teich ich kauernd,
im Gras dem knöchelhohen Balsam.
Schildkröte und Panzer und
Backfisch, nackisch.
Ich hasse Fisch, dich?
Ne, mich!
Igitt, würg, kotz. Galle.
Warum muss der Gedanke
an tolle Frauen den
Umweg übers Wasser nehmen?
Stille Wasser sind tief!
Ah ja. Und du?
- Hau ab!
Der Morgen graut und ihr -
vor mir.
Boyfriend. Scheußlich.
Sie hat da andere Pläne.
Algenfressen oder so.
Goldfische im Unterleib.
Männer sind blöd.
Sie geht.
Meerjungfrau?
Mehr Jungfrau oder so.
Ach ne.
Jetzt du: bitte geh!
hardmate rheinbrohl - 26.08.03 at 22:32:51
'die immerwiederkehrende vergewaltigung alles menschlichen' (Thorsten)
und für die wenigen Überlebenden wird es nie mehr hell. jeden Tag und mitten in der Nacht werden sie überfallen
diese Bilder, du wirst sie nicht los
.
auf dem Wagen lagen Kragen,
lagen leicht
und drückten schwer
die Räder in Teer
.
großer rest, frohes fest, schwarze pest, g. & guest, c. at his best schützenfest, vogelnest, tea goes west, or insist on inzest
GüTeE - 24.08.03 at 23:51:13
Lagen Leichen
unter Eichen,
ach so viele
sind verwest.
Waren Menschen,
junge Dichter,
schwule Juden,
Sozialisten,
Kommunisten,
Schweine, Ratten,
Ungeziefer.
's waren Menschen-
mörder, die ent-
kamen.
Schmerz und Hoffen
ist,
was bleibt.
GüTeE - 24.08.03 at 16:30:56
wollten eins werden
wie ein gemeinsamer blitz
der durch die wolkendecke
vom himmel schießt
geatmet die leere
dieser einsamen stadt
geblendet von den lichtern
aus toten häuserfenstern
hinaus in die welt
die wüste durchstreift
hielten wir uns an den händen
wie verhungernde
die sich kein essen stehlen wollten
lebten wir von der zweisamkeit allein
wollten eins werden
wie ein gemeinsames wasser
das durch den flusslauf kommt
wild und frei
dann fragte ich dich
bat dich mir in die augen zu sehen
wie kam es
dass wir uns entzweien konnten
dort in der welt
in unserer einsamkeit
trennten sich die wege
wir atmeten die leere
des jeweils anderen
und vergaßen so beinahe
dass wir selbst noch waren
befreit
wollten wir eins werden
doch es kam anders
denn jeder fand sein glück
nur in sich allein
Shoot - beastie inside - 24.08.03 at 13:38:46
True love waits - Christopher O'Riley plays Radiohead (2003 Sony Music/Odyssey)
#
Anna Luz.
zak - 23.08.03 at 13:42:22
Kant meinte, Kunst werde vor allem deshalb gebraucht, damit die Menschen sich über etwas unterhalten können.
off. - vor dem großen Finale im Lichtenberger Sommer - 23.08.03 at 12:15:28
Schiffe – genau wie Arbeit – dienen zur Dehnung der Zeit. Heute morgen, beim Frühstück auf dem Balkon, sahen wir einen Frachter westwaerts stampfen. Vermutlich hatte er 10000 Tonnen Haferflocken geladen. Oder Salep aus Kahramanmaraş für die Sommereiscrème. Oder auch nur angekokeltes irakisches Öl aus Yumurtalık. In jedem Fall braucht er Tage, um von Mersin nach Izmir zu gelangen. In dieser Zeit jetten Geschaeftsleute rund um die Welt. Auf dem Schiff wird die Weile und die Zeit lang. Ein Matrose streicht Stunden um Stunden die naechstliegenden Gelaender mit Rostschutzfarbe. Auf der Brücke döst der Steuermann. Ein Matrose liegt schweissgebadet unter Deck, er hat sich schon lange nicht mehr gewaschen, seine Füsse stinken unglaublich. Bald wird er sich einen runterholen und sein Sperma achtlos verspritzen. Der schwarze Schnauzer des Kochs pisst in die Fracht. Der Kapitaen aus Urfa hat schlaflose Tage. Niemand hier hat es eilig. Beim Anlegen in Izmir wird es eine kurze hektische Phase geben, dann wieder gestreckte Zeit.
buh _gaziantep - 23.08.03 at 10:27:43
Sie ist ganz ruhig. Nichts rührt sie mehr, und die Bewegungen vor dem Fenster nimmt sie nicht mehr als Störung wahr. Das Haar liegt in einem feuchten Knoten im Nacken, die Fingerspitzen fühlen sich kühl an. So hier zu sitzen, denkt sie, das ist das Einzige. Es ist laut um sie her, das ahnt sie, aber alle Stimmen und das Gläserklirren (und da ist noch was, etwas anderes) rauschen nur schwach an ihr vorbei. Es ist nichts weiter.
Nicht mal denken, nicht mal einen Menschen auf der Welt kennen – das könnte sie gut aushalten. Auf einmal scheint alles richtig zu sein, auch ihr nasses Kleid, von dem sie gar nicht mehr weiß, dass sie es angezogen hat, auch die zerrissenen Haare und auch der Blick in die Ferne, nach draußen, zu irgendjemandem, irgendjemandem, der... Sie legt einen Finger an die Lippen. Da ist noch was, etwas anderes. Die Geräusche schwellen an und sind für einen Augenblick fast unerträglich nah. Jemand will etwas von ihr, jemand legt eine Hand auf ihre Wange, schwer. Sie wendet sich ab und schließt die Augen. So ist es gut. Aber das Rauschen bläht sich weiter auf und lässt einzelne Laute frei – eine Stimme, ganz nah, eine Flasche, die zerbricht, ein Lachen, das nicht von ihr abperlt. Komm schon, sagt die Stimme, und es zischt unangenehm an ihrem Ohr, komm schschschooon. Sie öffnet die Augen, und alles ist wieder dicht und unerbittlich und nur eine Bewegung weit entfernt. Sie streckt die Hand aus, bloß so, und fasst einen Nacken. In ihrem Mund sammelt sich die Feuchtigkeit. Ein vertrauter Geruch hüllt sie ein, süß und schal. Suna. Beugt sich über sie, lacht, biegt sie, berührt sie, fasst sie an. Sie legt beide Arme um Sunas Hals und hält sich fest. Mit dem Rauschen ist alle Kraft verschwunden, sie schließt die Augen und sieht ein Gesicht und weiß einfach nicht.
Suna beißt sie. Ihr ist übel. Es ist nichts weiter, denkt sie.
Anna Luz *Hauptstadt - 23.08.03 at 09:38:22
Gut, Lucie. Gut!
moonwalker comment c'est - 23.08.03 at 05:42:10
hmhm moon was denn?
lucie - 22.08.03 at 20:34:54
in einer staubigen, steinigen ecke an der strasse zum krankenhaus steht eine datura, engelstrompete, gabriel ging seelen pflücken, sharon bricht den waffenstillstand - aber wie oft schon -, ich pflanze drei kohlkopfgrosse agaven, die ich auch dort fand
buh _botan - 22.08.03 at 17:35:09
Reprise:
Der Himmel ist blau und heiter, wie Dein Gesicht. (Ist das ein Erster Satz?) Du lächelst, während das Eis im Glas leise klimpert. Angenehm kühl berührt mich Deine sonnengebräunte Hand, streicht sanft über mein Haar. Die Kirchenglocken gegenüber beginnen monoton zu läuten, ein heller Ton, der uns schläfrig macht. "Sie schweben herüber, fallen leise, als wären sie aus Styropor, in unser Bett", sagst du. Und dann setzt Du Dich plötzlich (!) auf, schaust mich an und flüsterst: "Ich träume von einem Haus, mit wehenden Vorhängen, kitschig und voller Liebe". "Einverstanden", sage ich, "aber am Meer".
Über Nacht kamen die Wolken. Und was tief im Herzen noch von diesem Sommer, dieser Liebe, nachklang, ist nun verloren. Schatten liegen auf Deinem Fensterbrett, auf Deinem Gesicht. In vollen Zügen wollte ich das Leben kosten, aufsaugen das wärmende Gefühl, und umschließen. Jetzt verblassen die Bilder in mir. Das ist das schlimmste. Dein Bild verschwimmt langsam, unaufhaltsam, noch mehr aber verschwinde ich selbst. Ohnmacht verdunkelt das Gewesene. Und das zur Gewissheit werdende Gefühl, Dich nicht mehr zu kennen. Wer ahnt, wie wir uns in jenem Sommer kannten, wie wir ineinander lebten, der weiß, dass dieses Verkennen die bitterste Wahrheit ist.
Leonce - 22.08.03 at 16:18:36
lucie!
moonwalker ... - 22.08.03 at 16:05:19
ich muss sagen das war eine richtige last die geistige energie und es ist die reine arbeit wo ich
meine zeit abreissen muss und das war wirklich eine gute entscheidung und jetzt muss ich
nächste woche meine steuer machen und meine arbeit muss ich zu ende schreiben ein drittel
hab ich ja schon jaja man schiebts halt immer bis zum letzten jaja ach weisst du die
die hat so eine soziale ader ja ich sag dir's und dann hat sie gemerkt naja und jetzt
ist sie schon wieder mit dem mann aber nix positives ganz schlechte weibliche energie
und dass ihre moralischen wertvorstellungen ihr massiv im weg stehen und dass das eigentlich
der grund ist und sie scheint den jetzt voll zu protegieren zeig das mal simon na da
muss man einfach mal abwarten ich will eigentlich nicht dass du soviel schokolade
isst kind jetzt lass das doch mal sie ist eben einfach naja sie kommt am donnerstag und
sie
lucie - 22.08.03 at 15:21:07
Pergament
Plebiszit
Vajangfiguren
Katafalk
verpäppelt
pejorativ
Disposition
Epigramm
Hexameter
Schranzen
Fisematenten
Walachei
Konkordat
Kairos
Sylphe
Eidetik
Entelechie
Heraldik
enkomiastisch
Revenants
Sarkophag
Matrone
Mätresse
Amazone
Lende
Phlox
Ammer
Unken
Schlehen
Torsen
Basilien
Immortellen
GüTeE - 21.08.03 at 23:02:41
Eiseisbaby,
du bist der größte Dödel von allen
du bist ein kleiner, wichteliger Parasit
um es mit Deinen eigenen Worten zu sagen / eiseisbaby in his own words / grammatisch korrekt, wirklich hervorragend ausgedrückt, nur: / den Leser beleidigend / frag mal Deinen Freund, den Oswald, der berät Dich sicher gern
GüTeE - 21.08.03 at 22:07:24
sie lesen einander laut die speisekarte vor und diskutieren über den geschmack der speisen
lucie - 21.08.03 at 18:42:29
ERSCHÜTTERND: die letzten zweieinhalb Jahre des GüTeE, wie er sie im Loop schrieb.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 21.08.03 at 17:11:17
ERSCHÜTTERND: die letzten zweieinhalb jahre des robert schumann, wie sie clara wieck in ihrem tagebuch schildert (das ich aber nicht vollständig kenne)
GüTeE - 20.08.03 at 23:37:27
In den alten Zeiten, als die Leute noch in Schwarzweissfilmen wohnten und auf Underwood-Schreibmaschinen, die wie mehrstöckige Fabriken aussahen schrieben, als die Hunde noch Fleisch assen und die Menschen Kürbis, da lebte einmal ein Zöllner am Rand des Waldes, hinter dem das feindliche Gelaende begann. Er war eben dabei, sich die Haende zu waschen, als mit einemmal das Wasser versiegte. Das war noch zu den Zeiten des Waffenstillstandes, man hatte sich noch immer nicht verfrieden können, und auch der vorlaeufige Zustand schwebte auf Teufels Schnurrbarthaaren. Dies alles ging dem Mann durch den Kopf, WAHEREND er nach einem Handtuch griff ...
buh _lummerland - 20.08.03 at 16:23:00
Donnerstag, 4. April 1985
Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein den ganzen Tag, Frühling. Mit der Mofa bin ich weit rausgefahren, bergab lasse ich den Motor ausgehen. Das Vorderrad eiert bedenklich. Ein schöner Wald, ein Rinnsal im Tal. Übernachtung im Hotel.
Eis-Cortina, auf roten Plastikstühlen draußen sitzen. Zwei Musiker mit Rucksäcken, Geige und Mandoline. Sie trauen sich nicht so recht zu spielen. Ein Stück klang sehr schön. Zwei Mädchen setzen sich zu ihnen.
Ich setze mich zu einem Mann an den Tisch und denke: 'Den hast du doch schon mal gesehen. Woher kenne ich den bloß?' Mir fällt es nicht ein.
Ein alter Mann mit Krücken sitzt einsam und raucht seine Pfeife. Er lächelt einem Mädchen zu - Walkman, den Kopfhörer abgenommen, als 'Halsband', braunes Gesicht mit Falten.
Ich trinke einen Kaffee und gehe dann eine Pizza Hawai essen bei 'Pizza da L.' Der 'Chef' ist 24 Jahre alt, Fußballfan. Er wettet mit einem Kunden um eine Flasche Bacardi. Witziger, ironischer Typ. Impulsiv-hitzige Reaktion (südländisches Temperament), als ein Junge draußen an's Schaufenster geschubst wird und drinnen die Flaschen zu wackeln beginnen. "Er ist alt genug. Silke, komm mal!" Die bestellte Pizza hat er vergessen.
Der Kunde aus einer 'Verbrechergegend' ('Rückscheibe vom Auto herausgenommen...: wo gibt's denn sowas?') klopft heiße Sprüche (ist wohl schon leicht besoffen), sein Kollege ist ruhig und besonnen ('So, wenn de mit willst: ich geh').
'Müller?' "Ja wieso? Solche Leute muß es auch geben. Abstaubertore, aus der Drehung. Und... Beckenbauer. Ich denke: vielleicht gibt es ja mal wieder solche Stars. Die haben das ja von sich aus gewollt, da brauchte kein Trainer dahinter stehen." Zu mir: "Ich hab dieselbe Pfeife, aber anderen Tabak: meiner riecht, deiner stinkt!" Ich lache kurz und knapp und mach' mich wieder zu. Das eine Fußballspiel hat L. auf Video. Er glaubt, daß die Italiener gewinnen. "Ah, Patriot." - ein dicklicher Junge. 'Du willst auch 'ne Pizza?!'
Geh rum, such 'ne Discothek, finde aber keine, alles 'tote Hose', geh wieder zum Eiscafé: Milchmix-Banane, Cappuccino. Zwei Mädchen, schläfriger Bankangestellter mit Brille: nächsten Dienstag ausgelernt, im Oktober zum Bund, dann FOS. Der ihn fragt, bärtig, mit Brille, ist umgezogen: verrufene Straße ('Ja wieso: da hast du ja nichts mit zu tun.') Er will dann studieren, erst mal Jura, 2-3 Semester, dann Wirtschafts... in Emden (oder evtl. Oldenburg).
Die lustige Type mit Brille und weitem Pullover (und irgendwie traurigen Augen) ißt bei jedem Eis, schmarotzt sich durch in witzig-charmanter Weise: alle mögen sie, sie ist komisch, bringt die Leute zum Lachen und das verbindet. Als Kind in der Familie konnte ich manchmal sehr komisch sein. Ein einsamer Mensch ist ernst.
Um 18 Uhr, gerade hatten die Geschäfte geschlossen, waren die Straßen sehr belebt. An der Kirche vorbei zum Kornmarkt: spielende Kinder, ein großer gepflegter Platz, Ausländer.
3.11.85
Mit trüben Sinnen Du erwachst:
auf und hinaus, den Sonnenschein gegrüßet!
Des Waldes Düfte hängen schwer,
es weht ein leiser Wind,
streicht kühl mir durch's Gesicht
und über die Handhaut.
Des Vogels Laut malt sich leicht auf die Stille.
Das Rauscheln der Blätter mischt sich mit Motorensummsumm.
Eine stille Musik, kein Aufschrei, keine Hektik.
Mein Schritt bricht krachend Zweige entzwei.
Der Laubteppich schützt meine Schuhe vor Dreck.
Ein Dichter müßte so leben: tagsüber draußen im Wald.
Oh Welt, oh Einsamkeit: kühler Morgen.
In der, mit der Natur arbeiten.
Wir sind Teil der Natur.
Auch wir leben in diesem (brutalem?) Kreislauf.
Höre doch: die Klänge der Natur.
Der Wind komponiert seine 1. Sinfonie. Spieler sind die Bäume des Waldes mit ihren trockenen Blättern als Instrumente.
Wer vermag diese leise Musik zu hören? Sie ist da. Nimme es wahr, doch laß dich nicht aufhalten, gefangennehmen: ruh aus, laß dich fallen, die Erde trägt Dich, warte auf Sonne, daß sie Dich wärme.
Auf Wegen zu wandeln ist langweilig und bequem.
Wo nur ein Einzelner ging, ist kein Weg.
13.11.85
Am Gartenzaun
ein Pflaumenbaum.
In weißem Wolkenlicht steht die Sonne. Sie zeichnet Baumschatten auf die Straße.
20.11.
Große Tanne
Mit mächtigen Wurzelfingern krallt sie sich fest an der Erde.
GüTeE Pizza & Co. - 20.08.03 at 01:18:44
Heute morgen im Auto. Auf dem Weg zur Arbeit kein Bock auf electronic
beats. Da! Eine Hörbuchkassette. Rainald Goetz: Heute Morgen. Zunächst sind
ein paar Takte von Westbam zu ertragen. hundelunge. Dann die angenehme Stimme
mit bajuwarischem Akzent. Rave 190 ff. Seine Stimme macht seine Prosa so richtig
lebendig. "Schütte..." Immer wieder. "Schütte." Wer ist Schütte? Jedenfalls
kokst Schütte in dem Text ziemlich viel. Nach 10 Minuten 55 wieder ein nerviger
Westbamtrack. Gut nur der Titel. megarave. Ausmachen. +++ Im Büro. Die Süddeutsche
zumindest mal überfliegen. Da! Razzia bei einer Sexparty von Immendorf in einem
Nobelhotel an der Düsseldorfer Königsallee bringt 21,6 g Kokain zum Vorschein.
Das sei keine geringfügige Menge. +++ Und Friedmann haben wir schon längst vergessen.
+++ Genau zum richtigen Zeitpunkt also Goetz gehört. Mal wieder Lesen? Nein.
Das individuelle Ende der Schriftkultur hat längst begonnen. Mein Buchregal
dominiert den Raum. Alles verstaubt nur. Ist mal wieder eine Ausräumaktion fällig.
Die marxistischen Bücher landen endlich da, wo sie schon lange hingehören: in
die zweite Reihe. Aber auch nur, weil es keine dritte gibt. Oder doch in den
Keller wie die Kursbücher? Die Papiertüten von Marktkauf
eignen sich bestens zum Altpapiersammeln, weil man die gleich direkt mitwegwerfen
kann. Billigen Remittenden und noch billigeren Dubletten aus Bibliotheksflohmärkten
geht es nun endgültig an den Kragen. Aber nicht weitersagen: Bücher wegschmeißen
ist geil, befreit. Besser als jede Therapie. Saubere Entsorgung aller Spuren
eines überflüssigen Langzeitstudiums. Hm. Auch Wilhelm Reich: Die sexuelle Revolution
wegschmeißen? Hat ja nur 20 Pfennig gekostet. Nein. Ist Kult. Also erstmal in
den Keller. Den Orgonakkumulator werde ich auch gleich noch bei ebay
reinsetzen. Bücher, die im Keller landen, werden beim nächsten Umzug sowieso
weggeschmissen. Der rote Meter mit Sartre und Camus als Rotationsromane Rowohlts
landet ebenfalls in der zweiten Reihe. Damit ist der ganze für die 68er so wichtige
Theoriekram auch aus meinem Blickfeld verschwunden. Weil es sich so gut damit
angeben läßt, bleibt das poststrukturalistische Zeug vorne. Freilich nur gut
erhaltene Bücher, weil ja bislang nichts davon gelesen wurde. Fertig. Die neue
Ordnung. Denn Ordnung muß sein. +++ Wer ist eigentlich Schütte? "Laarmann
hatte sich sofort die Filmrechte an der Schütte-Saga gesichert...". Rave 1.
Dieser Satz ist der einzige, den ich von dem Buch nie vergessen werde. Wer Laarmann
ist, hat mir albert
freundlicherweise irgendwann mal gesagt.
apstrakt west western germany - 19.08.03 at 19:54:44
Ja, Lotos, und: "Wer was anderes sagt, hat recht."
l.barnes eppendorf - 19.08.03 at 18:20:45
Ja, ja, streu du nur Salz in die Wunden...
Sasa - 19.08.03 at 16:32:55
Märchen
und Poesie (m/d-ein Ebook PDF 333 KB)
fredrik wer sonst - 19.08.03 at 15:34:37
Nochmal nachgelesen? Bittesehr.
60
2:1! Der VfL hat den Spieß umgedreht - vorerst. Petrov ist nach langem Pass von Thiam an der Mittellinie durch und auch nicht mehr zu stoppen. Aus zwölf Metern halbrechte Position vollendet er platziert ins linke untere Eck.
67
Der VfL jetzt auf Hochtouren! Müller mit feinem Zuspiel auf den rechts durchstartenden Thiam. Dessen Hereingabe lässt Petrov passieren. Klimowicz kommt zum Schuss - links vorbei.
70
War das die Vorentscheidung? D'Alessandro steckt den Ball mit viel Übersicht durch zu Müller. Der Joker tunnelt Pieckenhagen zum 3:1.
75
Erstes Ligator für Andres D'Alessandro. Der kleine Wirbelwind kommt nach einem Fehler Beinlichs an den Ball und tanzt sich durch. Sein Rechtsschuss schlägt links unten ein. 4:1!
77
Grün-Weiß im Spielrausch! Petrov vernascht Ujfalusi und zieht satt ab. Pieckenhagen reißt die Fäuste hoch und verhindert Schlimmeres.
86
Jetzt ist das Debakel für den HSV perfekt! Petrov knallt aus spitzem Wechsel aufs Tor, Pieckenhagen mit Glanzparade. Doch Klimowicz ist da, überspringt Jacobsen locker und leicht und nickt ein. 5:1!
*
Eiseisbaby München, Schlusspfiff - 19.08.03 at 13:41:39
Dieses Schiff sinkt. Ich brauch ein neues.
Wie recht er wieder hat.
Lotos singt mit - 19.08.03 at 12:30:23
Im Kopf: Thomas Bernhard, "Frost".
In den Händen: Lufthansa, "There's no better way to fly".
Den Rotwein nicht vergessen!
Unbedingt "Die Kamera" von Ansel Adams - keine Zeit.
TomTom seems to have returned from his part of reality.
RockdenLiterat // Sammatz // - 19.08.03 at 12:13:14
Perompt bericht wieder dieses Scheluchzen aus mir hervor.
Leser - 19.08.03 at 11:29:28
Der Makaay, der trifft schon irgendwann. Auch ein blindes Huhn und so weiter.
Nächsten Sonntag noch nicht allerdings. Übrigens, wo wir bei Käse sind: schon
gelesen?
Sasa - 19.08.03 at 10:16:49
In Plueschgewittern - W. Herrndorf
P. Aristide - 19.08.03 at 09:39:11
Lektüre
Helmut Krausser: Schmerznovelle
Peter Stamm: Blitzeis
Wolfgang Hildesheimer: Zeiten in Cornwall
Robert Schumann: Aus Kunst und Leben (Basel 1945)
GüTeE - 19.08.03 at 01:34:30
Obra - Werk, Arbeit, Schrift, Bauwerk
obrar - arbeiten, bauen, wirken
obrero /ra - Arbeiter /in
und was heißt 'Obrigado'? keine Ahnung, hab' nur das kleine span. Wörterbuch, seit 1971
34 A6er-Seiten in 2-3 Stunden
GüTeE - 19.08.03 at 00:37:58
Dochdoch, Sasa. Ich kann dir das nachempfinden. Unser bester Makaay hat ja auch noch nicht getroffen. Aber der Pass auf Jeremis, der war gar nicht übel. Zugegeben?
*
Eiseisbaby München, Bayern - 18.08.03 at 22:54:10
off late.
became a rose off the ball
reaching out to fluster
with a stroke of heart
I grew into a moon
time for revolution
softly humming
me as a born bird
ALINIA santa city, molienda noche - 18.08.03 at 21:24:04
Obrigado
TAR Williamsburg - 18.08.03 at 19:58:51
Im Badezimmer spülte ich mein Obstmesser. Während das Wasser aus dem Hahn sprudelte, ging plötzlich das Licht aus.
GüTeE - 18.08.03 at 19:41:51
zumindest lucie versteht mich...
Sasa - 18.08.03 at 19:24:45
Das Attentat
Am Flügel sitzt der Freund mit der Sonate.
Fred reizt indes die Kili-Kili-Schlange.
Dann klemmt er sie mit einer Christbaumzange
In einen Rosenstrauß zum Attentate.
Als sich der Großfürst breit im Wagen nahte
Streift ihn der Strauß an seiner rechten Wange.
Im Séparé stirbt er beim zweiten Gange,
Miß Lily zieht entsetzt den Wirt zu Rate.
Die Polizei stellt sorgsam ihre Netze.
Scheinwerfer nachts bei wilder Dächerhetze.
Die Freunde flüchten in die Kohlenzechen.
Dort trifft man sich zu heimlicher Verschwörung.
Die Nihilisten feiern das Verbrechen.
Im Lande schwelt die Flamme der Empörung.
Ludwig Rubiner (1861-1920)
Lloyd im Archiv ... - 18.08.03 at 16:47:18
Zwei Wildschweine gesehen, die rascheln im Laub unten im Tal und suchen Futter, bemerken uns nicht.
Ein flüchtiger Rotfuchs huscht über'n Weg. Pferde grasen, Kühe mampfen. Mit meiner ersten Kamera fotografiere ich Hochsitze und bizarre Gebilde. Die meisten Fotos lösche ich wieder.
[hallo TomTom, schön
]
GüTeE - 18.08.03 at 14:30:51
ooooooooochhhhhh!
lucie - 18.08.03 at 13:13:55
Wonderful.
TomTom - 18.08.03 at 12:54:06
Ja, man fühlt sich gleich irgendwie zu Hause und denkt, hachja, damals als noch alle dachten, was sie sagten. Aber das war ja nie so.
Und tatsächlich dachte ich wie P. im ersten Augenblick, aber Hallo, der GüTeE! Das wäre, wenn der Eisy plötzlich Streicheleinheiten zu verteilen hätte. ;)
Aber wißt ihr alle was. Auch wenns euch nicht interessiert: HSV hat gestern 5:1 gegen Wolfsburg verloren und ich bin so deprimiert, jetzt mal bitte ein kollektives oooh, aber das kann ich ja von euch eh nicht erwarten, ihr Schweine, weil ihr ja ehe besser seid als Fussball.
Sasa super Beitrach, geh duschen - 18.08.03 at 10:17:08
War das jetzt wirklich Guetee, der da einfach mal frech reingerotzt hat ? Das passt ja gar nicht zu ihm, also sowas von. Wissen Sie was, das war gut - irgendwie war das richtig gut. Sie sollten diese 'hot pants' oefter tragen. Sicher, die zwicken im Schritt (man wird ja nicht juenger) und sehen ueberdies wohl verboten aus aber Sie sitzen ja am Rechner und da sehen wir Sie nicht.
Ich finde jedenfalls, das ihnen die hot pants gut stehen, die machen maechtig was her. Tatsache.
P. Aristide - 18.08.03 at 00:49:31
hot pants
GüTeE - 17.08.03 at 22:14:09
Hach, ich mag das.
Lotos - BMZ - 17.08.03 at 21:43:31
change your pants
P. Aristide - 17.08.03 at 16:29:48
An das ob seines lauten Geschreies nervende Eiseisbaby:
lächerliche Verbesserungsnummer, die anderen kleinkorrigieren : wenn Du das so siehst, verstehst Du nicht im geringsten, warum ich das mache
und dann brach ein Schluchzen hervor ist wirklich nicht so toll und zweimal 'Tränen' hintereinander? Dein Text ist an der Grenze zum Kitsch.
Der Künstler als Verbrecher: Du (oder wer?) willst mir also Rattengift ins Futter streuen? Dann weiterhin viel Spaß beim Romane schreiben hinter Gittern und Grüße von da oben!
Dein Text ist Dein 'heißer Ofen'? d.h. Du hast ihn teuer bezahlt, aber nicht selbst erfunden und gebaut: er gehört Dir! Das sagt alles.
Ich glaube kaum, daß Kritisieren und Persiflieren verboten ist. Wenn Du Deinen Text veröffentlichst, mußt Du mit Reaktionen rechnen. Als Plagiat würde ich jedenfalls nicht bezeichnen, was ich da unten betrieben habe.
Lieber TAR
Waehrend das Wasser sprudelte, ging das Licht aus. : So ist es gut, SO hast Du es aber nicht geschrieben.
pedantische Frechheit : mh, gar nicht nett. Das Komma sei Dir gestattet, da schwanke ich;) 'während das Wasser weitersprudelte' (=noch 'ne Möglichkeit)
Die TARsche Replik ist okay (von der frechen Ohrfeige mal abgesehen), weil sachlich motiviert. Die emotionalen, persönlichen Angriffe von Eiseisbaby finde ich nicht in Ordnung (obwohl sie, vielleicht zurecht, ein Warnendes enthalten). Ich möchte hier nicht ständig mit dem Hackebeil bedroht werden, nur weil ich gelegentlich als Lektor fungiere, bzw. selbst lernen will, wie gute Sätze zu bauen wären (das übe ich an eigenen oder fremden Texten: ist doch völlig schnurzegal.)
GüTeE - 17.08.03 at 15:24:24
"und alle fassen sich nun an den händen, schließen die augen, entspannen sich, und beten," tönte es aus dem lautsprecher direkt über ihm. die dicke rechts neben ihm streckte tasächlich die hand aus. "wenn ich die halten soll, muss ich kotzen", du fette wurst," sagte er. die frau sackte in sich zusammen und bekam einen heulkrampf. erst ein hoher leiser ton, der dann in eine schrille sirene aus rotz überging. von allen seiten kamen besorgte evangelische freizeitgläubige und halfen ihr auf. ein mann rief aus einiger entfernung "verpiss dich" zu ihm, kam aber nicht näher. die frau ließ sich nicht aufhelfen, krümmte sich wie ein überdimensionales silberfischlein. ein silberwal sozusagen. er zog seine hose runter: "das einzige, was sich hier entspannt ist mein schließmuskel", sagte er, machte einen haufen auf den Steinboden, zog die hose über seinen verschmierten arsch wieder nach oben und verpisste sich...
Leonce unpassend, gell - 17.08.03 at 14:13:38
Leser, du bist der größte Dödel von allen. Was treibst du eigentlich hier? Du machst nichts, du schnorrst nur, du bist ein kleiner, wichteliger Parasit, der sich hier einen runterholt und alles vollspritzt. So einen wie dich schau ich in Realitas nicht mal an, du bist Luft, du bist weniger als Luft: du bist ein ranziger Wind, ein kleiner grüner Wicht, der sich für was besonderes hält. Aber dafür muss man was bringen, und du bringst nicht mal Messer & Gabel mit. Also friss weiter mit den Fingern.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 17.08.03 at 13:18:04
Es brach ein Schluchzen hervor? Oh Herr, lies das nicht!
Leser - 17.08.03 at 12:39:30
Gütee, reiß dich mal wieder zusammen. Deine lächerliche Verbesserungsnummer nervt einfach nur noch. Halt dich an deine eigenen Eier und mach nicht aus jedem guten Text einen mittelprächtigen Schulaufsatz. Sonst muss ich dich wieder ärgern und das willst du doch nicht. Du stehst hier unter Artenschutz, mag sein. Aber auch dem buntesten, schrillsten und albernsten Vogel streut irgendwer mal Rattengift ins Futter, nur ne Frage der Zeit. Und dann ist Schluss mit lustig. Du gehst hier doch immer mit deiner Lebenserfahrung, deinen tollen Erkenntnissen hausieren - aber ich sag dir was, Mann: einer der was aus seinem Leben gelernt und gemacht hat, muss nicht die anderen kleinkorrigieren damit er sich ein bisschen besser fühlt! Es gibt da so eine Regel unter Bikern: wenn du meinen Ofen berührst setzt es. Diese Regel gilt auch für meine Texte. Mach das nochmal und du hast sehr, sehr viel Ärger. Mein Bester.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 17.08.03 at 10:19:36
Ich weigere mich, Ausrufungszeichen zu benutzen. Sogar da, wo es die Ordnung vorsieht, weil das gewoehnlich wirkt. Viel mehr moechte ich dazu nicht sagen. TAR weiss ja, dass ich einen soft spot fuer seine Texte habe.
Coisa tão certa.
P. Aristide - 17.08.03 at 06:20:30
lebenskäs!
ALINIA - 17.08.03 at 02:14:20
Weißwurst?
Sasa - 17.08.03 at 02:10:23
"oh, u cunt, fuckin cunt ya r"
he slammed the fuckin butter in my face and the more I asked him why he was freakin the more he punched me through the apartement. Nose bleeding, hand ripped open I screamed in his face:
"goddam cocksuckin farth u r, I dint do no nothin wrong, ya wee geeza dig earth!"
His shirt torn, trousers stained with blood in his sick face a trembling lip was merely unheared as it whispered:
"love has to be painful, told u, now decide"
Out on the street again I made my way to the beach, las teresitas, and rolled into my starlighted jacket to sleep.
ALINIA last town on earth - 17.08.03 at 02:00:54
Lieber Gütee,
Es liegt mir nicht, meine sporadischen Texte mit Editorialen zu
komplementieren. Vielmehr weiss ich gute Kritik zu schaetzen und sie auch
nachdenklich aufzunehmen. Aber hier handelt es sich um eine mir implizit
unterstellte Unterschriftt, die deinen Komentar billige. Ich kann in deinem
Fuenfpunkteplan nur die Eins gutheissen.
Ueber Punkt drei kann man sich streiten, zu Punkt fuenf faellt mir ueberhaupt
nichts ein. Aber zwei und vier sind eine pedantische Frechheit. Waehrend das
Wasser sprudelte, ging das Licht aus. Wie lang muss das denn sprudeln (oder
plaetschern, quellen, laufen, tropfen, wasduwillst) um ein Waehrend zu
verdienen? Wenn ueberhaupt kann deine Punktzweikritik auf einen spaeteren
Satz angewandt werden: "Waehrend der Junge
von Examen erzaehlte und die Frau fiel, bildete sich eine zivilisierte Schlange
vor dem Laden mit dem Hausrat." Hier handelt es sich nicht nur um eine
literarische Verzerrung der Zeit (deine Kritik), sondern in jedem Fall, wie auch
im oben genannten, um eine Kreation der temporaeren Abfolge. Die
genehmige ich mir in demuetiger Imitation des Garcia-Marquez-Zeitgefuehls.
Und vor allem in kuenstlerischer Freiheit. Mein Text hat seine stilistischen
Unfeinheiten, wie zu erwarten. Dein Punkt zwei (genauso wie Punkt vier, den
ich aehnlich zurueckweise) suggeriert jedoch mehr den Wunsch nach einer
ganz anderen Geschichte, die ich niemals schreiben sollte. Mein Text kann dir
gefallen, misfallen, scheissegal sein. Aber einen anderen Text kann ich dir
nicht geben.
Und ploetzlich faellt mir wieder etwas zu Punkt fuenf ein: "ploetzlich" kann in
meiner Geschichte bestimmt nichts zu suchen haben. Schon gar nicht mit
Ausrufezeichen!
Gruss,
TAR - 16.08.03 at 23:25:04
undund abab, eiseis
Seine Brust lag wie in Ketten. Er schluchzte: Tränen rollten über seine Backen und es schüttelte ihn. Er drehte sich zur Wand, stützte sich ab und wischte die Wangen, immer wieder.
In 4 Stunden 60 kleine A6-Seiten geschrieben, dann lahmte die Hand, und ich versuchte es mit der linken. Erinnerungen: alles schon einmal durchgekaut. Neue Fragen.
GüTeE - 16.08.03 at 22:11:24
Nochmal für Sasa und Eiseisbaby (den Autor habe ich ja schon überzeugt):
'Ich ging ins Bad und spuelte mein Obstmesser und das Licht ging aus, waehrend das Wasser weiter aus dem Hahn sprudelte. Ich stiess meinen Ellbogen an etwas, tastete mich zurueck in mein Zimmer.'
1. dreimal das UND ist unschön
2. WAEHREND bezieht sich normalerweise auf einen längeren Zeitraum, und nicht auf diesen Augenblitz, in dem das Licht ausgeht
3. SPRUDELTE gefällt mir nicht, da gäbe es einen präziseren Ausdruck
4. in den zweiten Satz würde ich kein Komma setzen, sondern ein UND schreiben (eins aus dem ersten Satz;)
5. Sasa: auf das PLÖTZLICH kommt mir nun wirklich nicht an
Ich ging ins Bad und spülte mein Obstmesser, als plötzlich [oder überraschend: warum nicht?] das Licht ausging. Das Wasser ... (daß es nicht aus 'ner Pumpe kommt ist UNS eigentlich klar, fernen Jahrhunderten aber vielleicht nicht mehr) Ich stiess meinen Ellbogen an etwas und tastete mich zurueck in mein Zimmer.
GüTeE - 16.08.03 at 21:38:26
Ein Zittern durchlief ihn. In einem Moment lag seine Brust wie in Eisen und dann brach ein Schluchzen hervor. Tränen rollten über seine Backen und er drehte sich zur Wand. Es schüttelte ihn und er stützte sich ab und wischte sich die Tränen ab, immer wieder, aber er konnte nichts dagegen tun. Es war, als habe man das Ventil aus etwas sehr Großem, sehr Traurigem gezogen und jetzt lief es über. In seinem Kopf war nichts mehr Klares an dem er hätte Halt finden können. Ein Gefühl, als ob jeder entstehende Gedanke sofort und mit aller Kraft gegen die Innenseite des Schädels flog und sich dort zusammenpresste. Wie in einer Waschtrommel, wo sich die Kleidungsstücke zu einer Masse drückten. Und in der Mitte: da war nichts mehr und doch alles, der größte Raum, nur Namen, Begriffe und Lügen und Gesichter, immer wieder Gesichter. Er sah seine Mutter, Vater, Suna und Frank und Lulu und wirklich alle anderen Menschen, von denen er wusste und es war nicht zu fassen, ein Wirbel. Und dann gab es einen Stop. Die plattgepressten Gedanken fielen in das Innere zurück und fielen weiter, immer weiter und bevor er etwas dagegen tun konnte, sprang die Trommel wieder an.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 16.08.03 at 13:45:20
Lieber GüTeE,
Deine Version des Anfangssatzes liest sich wie aus einem Thriller, bemüht Spannung
zu erzeugen, wo keine ist, wirkt abgestückelt und - setzst du sie in den Zusammenhang
mit dem Rest - völlig stilfremd.
TARs Amerika-Bilder waren in ihrem Gesamten immer schon so damn right, da braucht
man keine Kommas zu streichen und allemal keine 'Plötzlichs' reinzudrängen.
Sasa - 16.08.03 at 12:04:34
Quatsch. Der erste Satz ist wunderbar.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 16.08.03 at 08:35:59
Goldmund - 16.08.03 at 02:42:46
Dank an Sasa, Eiseisbaby und GüTeE. Der erste Satz ist tatsaechlich nicht der
schoenste.
TAR - 16.08.03 at 00:30:37