loop # 175 / loop # 177 loop Archiv #176 (1.7.-15.7.2003) www.imloop.de
summer of loop

 



Sorry, sorry. Lottmann, Lager. Für mich ist das nur müdes Gequatsche. Das liest man so, man liest, tja und dann denkt man: warum liest du das eigentlich? Das ist so out, das ist so durch, das ist so Nineties. Das kann man heute nicht mehr so machen. Nee, nee. Da möchte man einen Flammenwerfer hinhalten, die ganze Buchstabensuppe einfach abfackeln. Mit Maus und Mann und allen kleinen, dummen Namen drin. Generation Golf 2. Sagt doch schon alles.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 15.07.03 at 22:47:13




http://oneofthose.com/shebang/images/girlsoutside.jpg



Goldmund - 15.07.03 at 21:56:05




Es ist ein häßliches Foto.


Sasa - 15.07.03 at 10:44:23




Jetzt sagt doch mal selbst - ist das jetzt wirklich ein häßlicher Vogel?

http://www.natur-gladbeck.de/eisvogel/a_eisvogel.jpg


Lana Hoff , Sicklingen - 15.07.03 at 09:04:07




Wildes Streichen #002 - Allein mit dem Pornokönig
Total tote Universität. Es sind Semesterferien und der Pöbel muß arbeiten. Für Geld, das bald sowieso europäisiert wird und dann nicht mehr existiert. Ich will kurz in die Institutsbibliothek. Aber erst noch in die Cafeteria. Dort sitzt der Pornokönig und quatscht mich sofort an. - "Hey, Sören! Haste eine Geschäftsidee? Brauche unbedingt Kohle! Am 11. September gingen die Aktien in den Keller. Bin aber auch Kriegsgewinnler: sofort nach dem Crash große Mengen aufgekauft. Kohle reicht aber zur Zeit nicht. Habe 6000 Mark pro Monat Fixkosten. Wegen dem Unternehmen und so. Und dann bin ich ja auch noch gescheiden. Frau und Kind kosten allein schon sechzehnhundert Mark im Monat. Doch jetzt bringe ich erstmal ne CD raus mit autohypnotischer Musik gegen Liebeskummer. Sagen zwar alle: das ist ne gute Idee, aber wer würde's wirklich kaufen? Du etwa? Siehste! Natürlich nicht. Die CD kostet mich Unmengen. Verkaufe die über ne 0180er Nummer. Muß dafür noch inserieren. Eine halbseitige, vierfarbige Anzeige in der Bravo macht allein schon 11.000 Euro! Inseriere ich halt in der Mädchen. Achtelseite. Nur drei- bis viertausend Mark. Wenn die CD läuft, schiebe ich gleich die nächste nach: Party-Flirt. Mut-mach-Hypnose. Ist auch schon fertig. Das funktioniert sogar bei mir selbst, noch nach dem x-ten Hören! Wenn du die CDs hörst, gehst du voll rappelig raus auf Jagd. Das ist kein Relax-Zeug, sondern Pep-Talk. Ich finanziere das ja alles mit meinem Erbe. Haste also wirklich keine Geschäftsidee? Würde sofort investieren. Dafür ist Geld da. Haste eigentlich viel Zeit? Könnte dir welche abkaufen! Haha, war ein Scherz. Ich kann gerade keinen einstellen, habe erst wen rausgeworfen. Mann, ist die Zeit knapp. Zeitgutscheine müßte man erfinden. Und dann habe ich noch das Film-Seminar über Porno am Arsch hängen. Mit mediendidaktatischer Übung. Darf die da alle durch das Studio führen und jeder kann mal ne Runde stöhnen. Werde einen spanischen Film laufen lassen. Die amerikanische Scheiße ist ja voll politisch korrekt. Diese Puritaner. Die Katholiken ficken wenigstens noch richtig. So! Muß jetzt weiter. Termine und so." - Es sprach ein Meister über seine Suche nach dem großen Geld. Eine freundliche Verabschiedung leitet mich zurück in die Normalität. Glücklicherweise brauche ich keine Geschäftsidee. Ich habe ein Stipendium und weder geldgeile Ex-Frau noch zu ernährende Kinder.
[Ebenfalls Septemberzweitausendeins]


apstrakt west western germany - 14.07.03 at 22:37:05




Ich hasse Gedichte
sie immer schon
weil's kübelweise besser klingt
wenn man nicht dichtet
der Luft freien Abzug gewährt
durch die Gedankentonsillen
und stattdessen seitlich
nach oben herabspuckt.


ALINIA New Ryhme upon T'aime - 13.07.03 at 20:48:19




Wildes Streichen #001 - König Ubus Rechenaufgabe
Nachdem ich schon stundenlang in einem riesigen Bücherkaufhaus die ganzen Neuerscheinungen durchgestöbert habe, aber nichts Interessantes finden konnte, steuere ich nun das Antiquariat Ubu nahe des Bahnhofs an. Ein lustiger Alt-Hippie betreibt den Laden. Hier findet man garantiert alles, was das Herz vor dreißig Jahren höher schlagen ließ. Etwa Materialismus und Empiriokritizismus oder Das Recht auf Faulheit oder Triebstruktur und Gesellschaft. Und ähnliches Zeug. An der Schaufensterscheibe prangt weit sichtbar das schwarz-weiße Wahlplakat der APPD: Arbeit ist Scheiße! Vor dem Laden steht gerade ein Ehepaar jenseits der 60. Der Mann empört sich lauthals. Seiner Frau ist das offensichtlich peinlich. Sie will ihn wegzerren. Warum Rentner immer so einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn haben müssen? Es sind auch immer Männer über 60, die sich in der U-Bahn über Kids aufregen, die ihre Füße auf die Sitze legen. Und diese anständigen Bürger mit Zivilcourage hören dann gar nicht mehr auf. Sie meckern und mosern und es ändert sich doch nichts. Sitzt man in der Nähe, so hat man verloren. Sofort wird ein Bekehrungsversuch gestartet:
"Ist doch so! Oder etwa nicht?"
Der Ton ist deutlich. Widerspruch wird nicht geduldet. Da kann man dann nur betreten aus dem Fenster schauen und hoffen, daß der Typ sich endlich wieder einkriegt.
"Kein Wunder, daß alles bergab geht. Früher hätte es sowas nicht gegeben."
Irgendwann steigt er dann aus und es ist endlich wieder Ruhe. Die Kiddies lachen sich jetzt tot und legen ihre Füße mit den dreckigen Turnschuhen wieder auf den Sitz. Und wenn der Kerl seine Frau dabei hat, so hat die sicher vor Scham einen hochroten Kopf bekommen. Draußen meckert sie dann über seine Zügellosigkeit. Selbstgefällig lautet es dann sinngemäß:
"Dem Gesocks muß man Manieren beibringen. Da darf man nicht lange fackeln."
Und es wird noch Stunden dauern, bis sich die ehelichen Gemüter wieder beruhigen. Wenn er dann vor der Glotze hockt und bei der Tagesschau erneut über die Mißstände in der Welt herzieht, wird sie wissen: Gleich ist es vorbei. Dann kommt endlich Wer wird Millionär? und er hält seine dumme Schnauze, weil er sowieso keine einzige Frage richtig beantworten kann. Aber bis dahin sind noch einige Stunden. Der Mann schaut mich an und wettert weiter:
"So eine Frechheit. In den Laden würde ich nicht einen Fuß setzen. Schließen sollte man den."
"Was ist denn los? Bin Laden erschießen? Das machen schon andere."
"Was los ist? Da! Das ist los. Langhaariges Gesindel."
Er zeigt auf einen Zettel, der an der Ladentür hängt:

  Rechenaufgabe
  Wenn ich wegen
  des Attentats vom 11.9.
  fünf Minuten lang
  die Arbeit niederlege,
  wie lange kann ich dann
  zu machen wegen der
  Verbrechen, die die USA
  auf dem Kerbholz haben?
"Ach so!" erwidere ich und lasse ihn stehen. Drinnen lache ich mich mit dem Ubu-Mann kaputt. Er weist auf einen weiteren Zettel hin. Vorne im Schaufenster.
  Sagen Sie den Amis,
  mit dem
          uneingeschränkt
                  wird nix,
  Mister Schröder,
  denn der
          Ubu-Mann
  macht nicht mit
Wir rauchen einen Joint und quatschen ein bißchen über die Betroffenheitshysterie. Aus reiner Solidarität mit dieser letzten Bastion des guten literarischen Geschmacks in der Stadt kaufe ich ihm ein winziges Sammelbändchen mit Theaterstücken von Heiner Müller ab. Für zwei Mark. Eingeschränkte Solidarität ist ja jetzt in.


apstrakt west western germany - 13.07.03 at 14:21:44




Bei St.Sulpice, wo die Venoge in den See fliesst, kamen wir nach gut zwei Stunden Fussmarsch endlich ans Ufer, zuletzt durch einen Pappelhain, in dem es bereits nach Tang und toten Fischen roch, dann kam der graue Sandstrand, mit Flusskieseln und Muschelschalen vermischt, das war unser Badeplatz. An die Pappeln erinnere ich mich, weil man sich hinter den schlanken Staemmen schlecht umziehen konnte, ich schon eher, aber die dicke Osna? Dann noch, weil einmal Roger wie eine Frucht aus einer von ihnen fiel. Er verfehlte mich nur knapp und brach sich den Arm. Dabei haben Pappeln nur Kaetzchen? Roger war auch sonst beweglich, sprach jede Sprache, die unter uns Internatsbewohnern vertreten war, schrieb aber keine davon, auch nicht seine eigene. So kam ihm damals der Splitterbruch am rechten Arm nicht ungelegen. Roger trug Elvislocke, war nie ruhig und hatte immer was vor, zumeist etwas Unerlaubtes, liebte Lautstaerke, wenn er auch nie solche Wutanfaelle wie Eric bekam. Eric war wieder eines unserer Opfer. Seitdem er einmal unvorsichtig auf die Frage nach seinem Wunschberuf mit "Pfarrer!" geantwortet hatte, nannten wir ihn nur noch "Luftpfarrer" – sein Hobby war die Fliegerei. "Liebe Luftgemeinde...." paraphrasierten wir, entwickelten eine mögliche Predigt in grosser Höhe. Sofort rastete er aus. Nachdem der Anfall vorbei war, erklaerte er uns weiter, ob das, was da am Himmel brummte, eine Vampire, eine Venom oder eine Mustang war. Von den Linienmaschinen mochte ich die "Super Constellation" mit den drei Schwanzflossen am liebsten.
Natürlich waren wir Freunde. Wir angelten anstatt zu schwimmen, bis zu den Hüften im Wasser stehend, dazu reichten 1.50m Angelschnur, ein paar Bleigewichte und ein roter Wollfaden am Haken. Die Eglis und die Silberlinge schwammen um unsere Füsse herum. Vom ersten gefangenen Fisch nahmen wir dann die Augen als Köder. Roger fing mehr als Eric, ich so dazwischen. Roger befestigte einfach vier Haken an seiner Schnur. Die Beute wurde an Ort und Stelle gebraten. Osna lag in der Sonne, aber ihre Haut blieb zwischen den Sommersprossen weiss. Wir wurden abends vom Bauern abgeholt und fuhren im offenen Pferdewagen nach Hause. Gab es dann Pudding oder Götterspeise, schüttelten wir die Schüssel, bis alles wabbelte und riefen: "Osna!"


buh - 13.07.03 at 08:10:45




'Die Archive des Schweigens' habe ich mir heute gekauft (G. Roth).
In einer Buchhandlung stand Kraussers 'UC' neben 'Fundbüro' von S. Lenz.
Ich lese weiterhin 'Höhere Welten' von H. Streicher (wenig 'action', aber es bleibt spannend; klar: vielleicht hätte frau auch einiges kürzen können. Dialoge, Briefe, Telefonate, eine Beziehungs-/Liebesgeschichte, verschiedene Schauplätze, Nebenfiguren.)





GüTeE - 13.07.03 at 01:57:35




Es ist Zeit, zu gehen. Ich muß ja auch mal wieder ein Buch schreiben.

Nur eines noch: Ich habe mir heute eine GUCCI-Brille gekauft. Ich trete ja so
im Schnitt alle 8 Wochen eine Brille zusammen, bin also eigentlich ein
versierter Brillenkäufer mit einem sicheren Griff für günstige Gestelle. Und der
ging heute daneben: Der Verkäufer teilte mir trocken mit, daß das von mir
gewählte Teil 800 Mark kostet, ohne Gläser versteht sich. Aber die ist ja auch
von GUCCI, fügte er hinzu.
Da konnte ich dann doch nicht nein sagen.

Also, ich danke Elke und Sven herzlich für die Einladung, grüße ebenso
herzlich in den loop hinüber und sage leise SERVUS.

Heiner Link GUCCI-FUZZI, - 09.06.00 at 14:49:22

Lieber Heiner Link,

ich habe mir eben gerade einen bodenlangen Herrenpelzmantel von Costume
National gekauft, aus der Winter/Frühjahrskollektion 2001, für 6800 Mark.
Aber ich habe ja auch viel mehr Geld als Sie.

Ihr

Christian Kracht München, Deutschland, - 09.06.00 at 20:21:16

Lieber Lorenz,

vorsorglich habe ich die Domain www.literaturen.de schützen lassen, als ich
davon hörte, daß die begabte & sympathische Sigrid Löffler eine
Literaturzeitschrift dieses Namens gründen will. Sie kann mir den Namen
jederzeit abkaufen. Der Preis: 6800 Mark. Der Bodenlange Herrenpelz, den ich
mir neulich wegen Norbert Niemann kaufen mußte, ist also längst wieder drin.

Christian Kracht Bangkok, Thailand - - 22.09.00 at 05:44:45


TAR im archiv der archaeologie - 13.07.03 at 00:43:29




Leonce kommt von LEONCE UND LENA, Sehnsucht und Suche, die am Ende nur scheinbar erfüllt wird. Denn die beiden finden nur als Maschinen zueinander, ferngesteuert, in einer Komödie, die das Drama ausgrenzt. In Wahrheit dürfen sie sich nur fern der Realität lieben, und selbst dort äußern sie mehr Zitate als echte Gefühle. Es ist einfacher, sich hinter bewährten Lettern zu verstecken. Auf Wiedersehen. Mal Wieder.


Leonce - 12.07.03 at 22:16:12




Oh Zauber. Mädchen zaudern. Wahnsinnstorten. Wolkenweiß schwebt KonW. Herbei, vom
Wind getragen. Sandige Bläue am Himmel über graue Hügelfelder. Äcker. Erde.
Sandgrauklar und hellbeschienen. Farben färben Formen. Farben formen Formen. Formen
formen Farben. Selbstvergessen. Wie besessen. Zirpset die Natur. Ich leist' keinen Schwur.
Ostpreußenblues. To hus. Whau. jippi. Diese dunklen Träume: Eckige Raumvorstellung. Ein
Gesicht das du kennst. Quader. Sie war wie eine 2. Mutter zu uns. Er teilte mit mir diegleiche
Art von Agression. Dieses Nichtangepaßt sein wollen. Dabei versteh' ich's garnicht. Er war
doch der jüngste von den Zwillingen, und also meistgeliebt. Ja na, bei Zwillingen vielleicht
doch anders. Wahrscheinlich Zufall. Damals am Feuer neben dem Maisfeld, in Frankreich
oder so, mit Zelt und dickem Wagen durch sieben Länder. Oh Zauber. Wie behext von
Rotwein und Haschischgedanken. Übersinnliche Realitäten. Hinein in die Flut der
abendfüllenden Bilder. Tief dunkelroter Wein vor hellem Feuerschein. Abgestanden. Glut
wärmt unsere Köpfe. Dieser vaterlose Buddhatyp, mit schwarzen Haaren, Brille,
braungebrannt, kam damals spät zu uns, Absteiger, ließ sich das Zeug aus dem Bimmelzug
reichen, drehte sich dann in Ruhe seine Zigarette, braunes Zeug in Silberpapier aufgewärmt,
offen ausgebreitet auf dem Tisch im Hinterzimmer der Bahnhofskneipe mit Flipper- und
Billardtischen; Suspicious Mind im Lautsprecher und rötlicher Flamingo auf den Lippen,
sitzend auf Barkockern in der Kneipe nebenan. Wir kauften Gold vor Rom. Ein Fieber brach
aus. Nervös. Hitzig überkandidelt. Der Zeltplatz war kaum zu finden. Diese Monsterstadt.
Monumentaler Größenwahn. Kunst. Römisches Reich. Kollosseum. Engelsburg, Vatikan,
Sixtinische Kapelle. Die Pinien von Rom der Villa Borghese. Ganz in Weiß im Sonnenlicht
und abends Jazz in der Ruine der Basilika de Marenzio. Flügelmusik. Ganz frei gespielt. Das
Neuste vom Jetzt. Cecil Taylor. Und jetzt. Eine lange Schlange war da dada. Jetzt. Diese
Stunde glühend befreit. Italienisches Licht auf Bildern des Barock. Videoüberwachung.
Lebendig wirkende Plastik wirkt wie Plastik. Echt lebendig, atmend, sehr erotisch.
Im Traume machen, unbesehen, und für gut befinden. Delirium. Düfte der Natur.
Schmetterling. Ein Igel watschelt lang dahin. Unter der Sonne. Im Gemüsegarten. Versteckt
sich unter Reihen von Möhrenwucherspreiz. Schattig. Wie wir im Wald. Denkt sich weit
voraus. So tun, als ob man schon tot wär' oder vom andern Stern oder so. Da fragst Du
dich... und siehst ganz klar. Holst alles herbei: Gott, Jesus, Moses. Zu den Urgründen.
Erinnerst dich der Worte, die da standen geschrieben, der Sätze, die Du vernommen aus
erfahrenem Munde. Ältere Menschen. Ein dankbares Pu. Es geschieht im Kopf. Denken?
Inneres Bild von sich. Liebe deinen Nächsten und dich selbst. Der Urgrund ist Liebe. Der
Weg, die Wahrheit und das Leben. Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde. Was
sagen eure stummen, lachenden Gesichter? Vom anderen Stern. Du siehst rot und alle
Farben. Nichts denken um tiefer zu denken. Ernährung. Verdauung. Der Mitstreiter.
Miteinander lieben und leiden. Zweifel und wer bist Du? Man hätte noch mehr geben können.
Das fängt schon beim Stimmen an, hörste nichts! Die Vorstellung, das Mitdenken, inneres
Mitsingen, Konzentration. Damit man mal sieht, wie sowas abläuft. Urkomisch. Der spielt
Kontrabass. Free. Auftritt. Dort auf dem schmalen Steg sitzend. Links herrlich warmes,
braunes, tiefes Moorwasser. Zurückgelehnt, die Füße im Wasser über der Eisschicht rechts.
Ein fremder Mensch steigt lächelnd von links über den Steg. Traumsprache. Im Schlaf denkst
du genauso. Assoziierst weiter und weiter. Man müßte den logischen Schluß daraus. Nie
denken gelernt. Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten. A ist nich Nicht-A. These = Samen.
Antithese = Negation der Thes = Keimen. Synthes = Negation der Negation = Pflanze. Wie
Mathematik das Ganze. Nur da gibt es Wahrheit. Unbezweifelbar. Ausschließend. Axiome.
Sonst nur Vermutungen. Irgendwo in einem fremden Land, vielleicht Albanien. Staatsbesuch.
Dieses unfaßbare: die Liebe. Irgendwas hat mich abgestoßen: dieser Geruch des Alleinseins,
die persönliche Sprache des Zimmers drückt doch 'ne Menge aus, dieses Gebärmutterbild,
dicker Dampf der dicken Bäuche, riesenrunde Lampioninsekten über dem Küchentisch als
Mobilé.
Irgendwas hat mich angezogen: dies Schweigen und soviel sagen, das Bild einer Schönheit
(Leben) in Freiheit, Situationsschwung, Bewegung, spielerisch-neckische Verfolgung,
Schönheit aus Verzauberung und Phantasie, Geschichten der Kinder.
Er hielt logisches Denken für das Wichtigste. Vernunft. Techniker. Ich Traum,
Übersinnliches, LSD, Gefühl. Zusammengehörigkeit, Unbewußtes, Surreales auch. Mangel
an Kenntnissen: Unerklärbares. Austauschbare Bilder. Im übertragenen Sinn: die Gleichnisse
der Bibel. Die Rakete steht schon im alten Testament. Wissenschaftler haben das
ausgerechnet. Moses ging durchs geteilte Wasser. Alle, die nicht wußten, ertranken. Jetzt
erklärbar. Wie konnte er wissen? Das eiserne Pferd der Indianer. Im übertragenem Sinne.
Benutzen ihr bekannte Worte um es auszudrücken. Eisenbahn. Gesetze dem Leben
anpassen. Mais zur Fastenzeit gegessen. Jesus. Du sollst nicht Ehebrechen bedeutete damals
etwas ganz anderes. Frauen waren... Kann man nicht einfach so auf heute übertragen. Diese
unkritische (undistanzierte) Pedanterie der Institutionen. Zu wörtlich genommen. Sagt nichts.
Was, was steht da? Ich versteh' nicht, was..? Prostitution in der Bibel. Fremdgehen. Das
steht auch in der Bibel, wörtlich. Das sagt einem Keiner. Wie sah's denn damals aus? Man
weiß zu wenig. Man, man, man. Oh Mann. Wieso denn diese Mann in dem Namen? Tep,
Tippel(Bruder), Tempel (schon besser), Bauern, soweit man zurückdenken kann. Der
Tempel-Mann. Könnt' ich mir was drunter vorstellen: fegt das Gotteshaus, Priester, dein
Körper ist dein Tempel, oh heiliger Geist, Buddha. Tempelmeier, Timmi, Tippi, Tibbi, Tübi,
Th... Eh Thübbie (der Ton kam tiefer aus der Nase, Motzerdeutsch, unklar geformte
Gummiworte, bäckrig-teigig, unabgegrenzt, whhaamm, tief hinten aus der Nase direkt aus
dem Kopf. Reicher Typ. Konnte sich's leisten. Mein Bruder. (Mercedes. Sein Vater
Viehhändler und Verwandter.) Sie standen da vor dem Krämerladen nach der Schule mit
dem Fahrrad an der Stange, dort wo jetzt der Platz ist mit dem Denkmal: ein 'iron-horse' auf
dem Sockel, altes Dampfding. Müssen se alle fünf-sechs Jahre total auseinander nehmen und
seh'n, ob noch alles heil ist, so'ne Art TÜV für Museums-Eisenbahnen. Wenn der wichtigste
Mann dabei krank wird, muß man halt sehen, wie man das Ding wieder zusammenkriegt. Gar
nich so einfach. Sich alles zu merken, wo was nun hin kommt und wie war das denn bloß
noch? Das Ganze ist eben doch was anderes, als die Summe seiner Teile. Schon beim
Mopedmotor nich' so einfach. Sich alles zu merken. Dann praktisch rückwärts denken: was
zuletzt war, kommt zuerst wieder ran. Scheiß Mechanik, hat alles seinen Sinn, jedes Teil
seine Funktion. Leute sind da erst nach und nach drauf gekommen. Wollten irgendwas
erreichen damit. Die Idee. Das Ganze und welche Funktion es haben soll. 'N eisernes Pferd.
Die's nicht verstanden, damals, dachten, es wär der Teufel. So'n schneller Tausendfüßler auf
Rädern. Überhaupt, das Rad. Rundes Ding mit Speichen. Tolle Erfindung. Das ist vielleicht
'ne Idee, Mensch. Wie der junge da wohl drauf gekommen is', wa'? Unterm Rad: is' auch
so'ne Art Tolter (in der Schule und so) mit gemeint. Wie gerädert sein. So'n Steinzeitmensch,
glaub' ich, erfunden. Wichtige Erfindung. Etwas anders benutzen, als normalerweise üblich.
Was kann man damit machen? Man kann eigentlich alles benutzen, alles heranziehen, was du
brauchst. Mittel, die 'ne Funktion haben, sinngebende, in dieser Kette von Werkzeugen. Erst
hinterher versteht man. Was wäre der Nagel ohne den Hammer? Was der Nagel ohne die
Wand? Was wohl zuerst da war? Gott erfand den Menschen. Eins ohne das andere nicht zu
denken. Ich weiß jetzt nicht ob das stimmt. Hüte deine Zunge. Des Ikarus Flug. Fortschritt
nur durch Überwindung des Widerstands, Negation. Geistiger. Alles abgegriffene Wörter.
Nimmt's so hin, ohne sich weiter groß Gedanken zu machen.
°die> die.da diie, die die.da die - abwärts- wogend im Wellental der Muse. Aufwärts.
Geometriesches Gestänge einer ausgewogenen Architektur. Überbleibsel. Das Natürlichste
von der Welt verkommt zu... Die Natürlichkeit der Töne in Einklang mit der eigenen Natur.
Atmen, verkümmert zu bloßer Mechanik. Pumpe. Der Mensch, wie 'ne Maschine: immer
dasselbe. Gewohnheit, leiert aus. Lebensdauer. Gefühl wie Weihnachten. Untangiert von der
offiziellen Öffentlichkeit. Lebensqualität. Recht. Geschichte. Sich erstmal warmschreiben. Ich
ist nicht ich. Das eine ist das andere. Natürlich differenzieren. Phantasie ist manchmal besser
als Wissen. Das geht ihm nicht aus dem Kopf voller Gedanken. Arm aber gedankenvoll.
"Nicht die Hirnmasse ist entscheidend, sonder... Ameisen, die intelligentesten... Der Garten
Eden soll ja dort gewesen sein. Erosion. Erdverschiebungen. Spekulationen." Ein breites
Spektrum. "So, jetzt können wir Lust haben." "Iltis: Brauchst keine Angst zu haben, die halten
das Haus rein." Eine reine Gitarrenstunde? - "So rein wie möglich, ha." "Können wir das
nochmal machen, ja?" Die ganze Palette. Noch tief rein gelangt in den Gehirnkasten. Da wäre
viel zu bedenken. Sprung von Einem zum Andern. Ich möchte wissen, ob... Fallenlassen. Ein
rundes Bild. Hatte eine Sache vor Augen und schrieb darüber ein ganzes Buch. Immer
anders formuliert, umschrieben. Wollte etwas (mit einem Wort oder Satz) unsagbares
ausdrücken. Von verschiedenen Seiten beleuchtet. Blickrichtung geändert. Liberaler.
Toleranz. Die Freiheit des Anderen. Muß wahrscheinlich auch schon das Nächste im Auge
haben. "Lust zu erfinden. Lust, alles in Frage zu stellen." Probleme im Recht und Wirtschaft.
Lehrlingsfête in einer Gartenlaube der Stadt. Die Leute der Qualitätsweinfirma zechen ihren
Wein, Bacardi mit Kola, Weinbrand, einige Spezialitäten. Leere und volle 6er-Kartons
stehen herum, Gebäcke (Salzstangen, Chips) überfluten die runden Partytische. Charley's
Mädchen redet von Bumsen und so. Bei dunkel gedämpftem Licht sitzt man auf Sofas in der
Halbrunde. Eine Pfeife geht um. Vorsichtig nippt man dran. Geheimnisvoller Inhalt. Rausch.
Mädchen. Treppen. Ein erstes sich profilieren in der Gesellschaft der Vorgänger. Ein liberaler
Geist, ein wenig Kritik. Kaum aufmüpfig. Wenig Aussicht. Ein Verbundensein in der neuen
Einheit. Gefahren lauern. Gefahren der Stadt. Werfen Samen aus in der nächstkleineren
Kreisstadt. Fäden ziehen sich weiter. Hin zum nächsten Flecken bis hinein in kleinste Dörfer.
Überall so kleine Zellen, die sich teilen und weiterentwickeln. Schlechter Samen gibt Unkraut.
Das ist nur natürlich. So hat alles angefangen. Verheerende Folgen. Das Gift frißt sich durch.
Die besten Geister. Daß die das nicht packen? Überwinden! Glückszustand, in dem nichts
mehr angestrebt wird. Illusion. Mangelndes Wissen. Wagnis. Wohlwissend, daß... Es ist
schwer. Halt zu hart Sachen.
Verwandlungskünstler. Erinnert an Gogol. Spricht Sätze wie Handke. Und so viel Realität.
Der Narr gilt noch immer soviel, wie im Mittelalter, Mittelalter, Alter. Die Menschen sind
aggressiv, stoßen ihn herum, es bringt sie auf, ernimmt sich zuviel heraus, können es nicht
vertragen, diese Narrenfreiheit, fühlen sich verletzt, verarscht, angegriffen, handeln wie Tiere,
verteidigen sich, verstehen keinen Spaß, sind aufgebracht, kein Humor, kein Sinn für
Schauspiel, Spiel...
Den Gedanden zu Ende denken. Könnte man. Mit ein bißchen Phantasie... Mit wem redet
er? Mit wem reden wir? Mit ihren Augen möchte er schauen. Es ist gut, manchmal mit.. 7
Uhr aufstehen, Frühstück, Straßenbahn, Arbeit, abends Fernsehen, Flasche B, Einflaschen -
nee: Einschlafen. Tschschuldigung. Den Gedanken, daß wir nicht denken, zuende denken. Zu
Ende? Um zu denken. Immer wieder um um. Rums, dort wären wir. Bewußtsein, im Andern
zu sein. Abgelatscht. Abgefuckt. Nicht mehr elastisch genug. Starr - Manchmal... Sie sagte
es, es hallte wider. Zum erstenmal war sie ein bißchen wie ihre Schwester. Sich an dem Kopf
kratzen, müde, fragend im Andern, verhalten.
Soviel Unzusammengebrachtes. Wird jedoch immer klarer. So scheint es. Heh, Fremder, ein
Fremder grüßt. Leute auf Straßen der Städte. Zahme Wölfe in dieser Ordnung. Gewachsen
in der Zeit. Wie sonst? Dressiert. Freie Übereinkunft. Wer wen? Gewachsen. Alle
Menschen, Menschheit, Wir. Wer kann das sagen? Müßte alle ein bißchen kennen. Den
Menschen an sich. Gibt's gar nicht. Die Art. Wir, wir, wir, - Und die andern? Überleben für
wen oder was. Gegen wen. Alle Menschen werden Brüder. Mensch sein, lebendig sein, frei
sein, die Andern sein, tot sein, nicht sein, Matereie sein, Schwingung sein, natürlich sein,
entspannt sein, sein, leben, handeln, denken. Phantasie (arm sein) ist der Größste aller
Reichtümer. Träume verlängern das Leben (Relativ). Alles Relativ. Hat alles seine
Beziehungen. Kombination ist ales. Relativ. Entschlüsselung ist... "Wenn du so durch die Welt
wanderst, fragst Du dich manchmal: wer bist du eigentlich, ja wer...?" Ob ich zu was tauge?
chh. Künstler sein, heißt Konkretes schaffen. Mensch sein heißt denken. Klar werden,
erweitern, Wahrheit, schaffen, sein oder nicht-sein. Klang und Nicht-Klang, das ist hier die
Frage?
Wodurch ist der Mensch? Ist er was er tut? Tut, Tuut, Tutut. BrrmmBrm. Siäer. Jum.
Aufdringliche Musik: du mußt hinhören, dich besudeln lassen. Tak-tak-hämmernd. Tausend
Skizzen eines nie zu Ende gehenden Prozesses. Bilder aus der Unfreiheit. Eingespannt in
diesen. Sich aufdrängende Erinnerung, noch weiter zurück, noch größer und klarer, nur das
Wichtigste, das nach kurzem Augenaufschlag widerhallt, irgendwo im Kopf, Seel.
Nachgeplappert. Eigener Gedanke. Idee. Worum geht es mir? - Alles sofort auf's Papier
niederhauen, weil der Geist das Schnellste ist, so stell ich mir Dada und Zen vor. Knack: der
Ast bricht, die Wahrheit tritt zu Tage, nichts ist. Was sollen wir mit dem ganzen Sumpf aus
Bildern angangen, der sich dort im Hinterkopf sammelt: Abfälle die irgendwann... Was ist der
Kopf für eine Maschine? Jesus, Gott, Buddha lächelten. Ob solcher Torheiten. Die Anmut
des Unfertigen. Bitte keinen Kommentar. Natur u. Musik sind Werden und Vergehen und
Werden und. Mensch ist Erinnerung an dieses... nein, jenes, tiefschürfend noch tiefer bohren.
Typisch. Das Kasseler Loch: ein fertiges Werk, größtenteils unsichtbar, brauchen wir fertige
Werke?
Erfinden heißt neue Beziehungen herstellen, andere Konstellationen, Kombinationen des
schon Vorhandenen. Die alten Bahnen verlassen und Suchen einer Sprache. Experimentieren.
Das Normale in Frage stellen, anders verwenden ("Du kannst eigentlich alles benutzen.")
Durch anderes Aneinanderfügen entsteht neuer Sinn. Kontext. Das klingende Buch.
Geräusche, die mit Papier möglich sind: Reißen, Zerknüllen, reiben auf (Stein-)boden.
Schreibmaschine als Rhythmusgerät. Der Papierkrieg: Orchester aus 10 Leuten erzeugt
Geräuschkollagen. Papier - Holz - Holzklangkörper 1.) durchblättert langsam ein Buch (sch)
2.) durchblättert schnell ein Buch (ssrr) 3.) schlägt es zu (große, kleine TB, elastischer +
fester Deckel) Reißverschluß wird auf- und zugerisssen (Manikürtasche grün) - von der Hose
- Jacke.
Fuck the universe. Uuaah. Von einer Lüger zur anderen. Hat nichts damit zu tun. Das
Griechische muß wie'n Morsealphabet gewesen sein: kurz, lang, lang. Du schreibst nicht
Unwesentliches, nachdem sie zwei Seiten gelesen hatte. Werd' mir heut'n schönen Tag
machen. 7.10. Die Tage ziehen sich so durchs Heft. Und: das sollte eigentlich jeder machen
(Versehentlich 'ne Fliege, mickrig, totgedrückt): Übersicht. Ja, wie war's denn? Es war
Markt. Die Lehrzeit war zu Ende, und ich suchte ein Haus. Dieser Scheinheilige da im
Schneidersitz oben in der holzverkleideten Dachkammer schaute zu mir auf, flehte mich an.
Was sollte ich denn von dem halten? Wir sind seit nunmehr vier Jahren unzertrennlich.
Freunde. Ein Versprechen in stillschweigender Übereinkunft. Von den beiden Häusern
zusammengehalten. Ausbruchsübergangszeit. War unser Weg der richtige? Was ist heute
schon an Freiheit möglich? Mut zur Freiheit. Man kann mit uns einfach nicht mehr alles
machen. Aber es gibt da Dinge, gegen die wir uns machtlos fühlen. Es sollte ein Austausch
stattfinden.
Was ich bin, bin ich durch mich und durch Andere.
Ich wollte denken, was ein Dichter denkt, wenn er hinter seiner Feder sitzt. Natürlich wollen
wir alle nur Menschen sein. Phantasievolle Gebilde erschaffen, machen, herstellen, neu
kombinieren. Den Detektiv hab' ich immer belächelt, bewundert. Nur das ist nicht das
eigentliche Denken. Menschen, die den Mut haben, eigene Wege zu gehen. Das müßte so
besser von der Hand gehen. Sich ständig wiederholen, ist das nicht'n Unding? So Ideen
produzieren und einfach bei dem belassen, was sie sind. Eine Reise planen. Über den weißen
Sand des Plage de Napoleon bis ans Wasser gefahren, raus aus dem Commodore, Hose
runter, Strändige schauen verwundert, Badehose an und rein ins salzige Mittelmeer.
Blau-lila-Muscheln leuchten. Am langen Strand, leer, im Wind. Himmelsbänder, weites Blau.
Das Zelt war nachher voller Sand. Scheißen mußtes du irgendwo, ich weiß nicht mehr. Vor
dieser Kneipe sitzend, Briefe schreibend, schaumiges Bier vor dir auf rundem Tisch. Brief ins
Jugendgefängnis der Pferdestadt. Und Rotwein, natürlich Rotwein abends, Baguette und
Käse. In der Familie des Schlachters hauptsächlich Fleisch, halb durchgebraten, noch blutig,
und Eierspeisen. Mehr Bier als Wein und dicke Bände Napoleons standen hinter Glas.
Fernseh in der Küche, oben, Willy Brandt gerade drinne, wird übersetzt. Und Charley am
ersten Abend (bierfröhlich) mit uns. Verstand natürlich nur die Hälfte. Das Zimmer oben;
dachte schon französisch. In dem Mauerweg spielte der Kleine (auch mal mit uns Karten).
Schule in altem Schloßgemäuer. Eiffelturm ragt rostig auf. Die Jugendherberge nahe Paris, die
Berge, die Außenseiter. Der Filmer vom Amtsgutssitz. Der dickbeglaste D. Der
klein-gewitzte R.B. Die, ja dieeeie Liebe. Mit schwarzer Lederjacke auf St. Malo (diese
Insel) in beblumten Steintreppen-Mauergassen aufwärts, rechts die Läden. Am Atlantik
Steine schießend (Überrest vom alten Jäger) nachjagend. Kurzes Gespräch, stilles
Zusammensitzen auf langwierigen Busfahrten. Haben wir eigentlich gebadet da in dem
Hallenbad? Später dann zu Haus, in der Diskothek war sie erwachsener. Wir kamen in
dünner Dunkelheit mit Mopeds zum Erstenmal. Ich konnte nicht drinnen mit ihr reden, sie
mußte mit raus und auch da konnte ich's nicht klarkriegen. Drinnen war so'n ungewohnter
Krach. Draußen neonbeleuchtet: Gespenster. Nach mir unbekannten Gesetzen sich
bewegende Gestalten, von mächtigen Fäden magnetisch hin un quer gezogen.
Immer wieder neue kleine Befreiungsideen. Hört sich dumm an. Querfeldein den nächsten
Freund besuchen. Ein kleines Heft schafft eher 'ne Einheit. Form und Stil ändern, worin sich
andere Sachen besser ausdrücken. Geschichten entstehen durch Menschen. Welche
Perspektiven ergeben sich? Ihr ist das bei mir aufgefallen, so wie es mir bei ihm auffiel. Ich
einfach weglassen. Es gibt tausend ich's. Nein, es hat sich so ergeben. Das schwarze Brett als
lebendige Kommunikationsebene (für Leute, die sich lieber schriftlich ausdrücken). Sie
meinte damals, das seien utopisch-weltfremde Ideen, jedenfalls nicht das Wesentlich, das
man erreichen müsse.
Sich selbst beim Denken überraschen. Assoziationskette zurückverfolgen. Zufällige
Beziehungen aufdecken. Das Ganze vor Augen. Stichwörter, die 'ne Geschichte beinhalten.
Lebensbejahendes-förderndes. Lebensglück. Befriedung. Frieden. Aggression.
Schöngeistiges Sonntagfeeling.
Was ist denn richtiges Handeln? Aufdringliche Worte gehen mir nicht aus dem Kopf.
'Denken macht Spaß' mit weißer Kreide auf schwarzer Tafel. Jeden Tag einen anderen Satz.
Oder Gedicht ans Schwarze Brett. Anonym? Mit Pseudonym? Eine Möglichkeit. Wieso
unter fremdem Namen? Das ist wie ein zusätzliches Bild, eine zusätzliche Ebene, Abstraktion
im 'Drama'. Aber es ist nicht üblich. Richtig. Das geht gegen die Konventionen (etwas so
Unnützes ans schwarze Brett!) Ein Gedicht kann man nicht essen. Ein Gedicht muß wahr
sein. Es sollte einem das Wasser im Munde zusammenlaufen, auf der Zunge sollte es
zergehen, rund, lutschig und süß. Kinder mögen Süßes. Wie gebannt. 'Arbeiten wir, um 2
Pfund Käse mehr in der Woche essen zu können?' Was sollte kultiviert werden?
Bächerhandwerk, Weinbau? Die dicken, großen Häuser der Kultur. Stadtcollage aus lauter
Hochhausfenstern. Buchstabenbilder. Ideen und Politik. Kann schon nicht mehr schlafen.
Hiermit habe ich ein Mittel gefunden. Die tausend Anreg- und Begeisterungen verschütten
das Tor. Von allen Seiten fliegt es auf mich ein. Es muß hindurch durchs Scheunentor, Sieb.
Reichlich.

In den 70ern geschrieben: da war ich etwa 24 Jahre alt und hatte vielleicht schon den Ulysses
gelesen?


GüTeE - 05.05.01 at 03:04:50


Goldmund , stoeberte in den archiven - 12.07.03 at 04:47:17




Weihnachten

Wir fuhren zur 12 km entfernten Kirche (sonst nur zu Konfirmationen, Hochzeiten etc.)
Im Kerzenschein neben dem Tannenbaum sagten wir die auswendig gelernten Gedichte auf (von Storm, Eichendorf, RA Schröder: 'Von Drauß vom Walde komm ich her...' 'Markt und Straßen steh'n verlassen...') und spielten auf unseren Blockflöten (selten zweistimmig). Die Großeltern, Eltern und Geschwister lauschten und sangen mit uns Weihnachtslieder.


GüTeE - 11.07.03 at 23:20:24




Meine Tante hatte eine Musiktruhe mit einem Philips-Fernseher. Nach der Sturmflut am 16.2.1962 mußten sie umziehen. Ihnen blieb eine Parzelle mit einem Häuschen ohne Wasseranschluß. Im Garten wuchs ein Mirabellenbaum. Im nahen Werdersee ('Flutrinne' hieß es damals) lernten wir schwimmen.
Mein musikalischer Cousin hatte einen kleinen Cassetten-Rekorder von Philips: EIN Schalter zum Starten, schneller Vorlauf nach rechts usw.
Später war ich einmal in Eindhoven: der Konzertsaal ist von Philips gesponsort.


GüTeE danke Eiby - 11.07.03 at 22:12:47




Das erste Mal, Gütee, dass ich hier einen guten Text von dir lese. Erstaunlich.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 11.07.03 at 12:55:47




"Et ainsi sur le fond du continu, le monstre raconte, comme en caricature, la genèse des différences, et le fossile rappelle, dans l’incertitude de ses ressemblances, les premiers entêtements de l’identité…"


buh - 11.07.03 at 10:31:18




Dreschtag

Ein älterer Bruder wirft Garben auf die Rutsche zur Dreschmaschine. Mein Vater steht in der Maschine vor der breiten, gefräßigen Trommel, eine Messerklinge am Lederarmband, mit der er die Bindfäden durchschneidet.
Meine Mutter bindet das Stroh mit Strohbändern zu Garben, die wir Kinder auf dem Hof stapeln. Von Zeit zu Zeit läuft sie nach hinten, klemmt leere Kornsäcke fest und rückt die vollen zur Seite. Der Motorwagen, der breite Antriebsriemen, den ein Balken in Spannung hält, das schwarze, schwere Starkstromkabel, die neue Kornmühle. Abends liegt der Hof voller Stoh: hoch aufgestapelt.


GüTeE - 11.07.03 at 02:40:28




Fakt ist: du kannst es 1000mal besser ;o)


Sasa - 11.07.03 at 01:10:54




http://www.angelfire.com/nv/fuji/images/maximumheat2.jpg

die vorstellungskopfmaschine



Goldmund , und noch mehr blumen - 10.07.03 at 23:45:47




Sasa, danke für Deinen ehrlichen Kommentar! (MIR gefällt dieser 4Zeiler, weil ich gerne an diese Zeit vor etwa 30 Jahren zurück denke. Rein formal und gedichthistorisch magst Du recht haben;)


GüTeE - 10.07.03 at 17:37:22




Das war brutal, ich geb' es zu:
das mit der brust,
hätt' ich's gewußt,
war ein verlust,
erzeugt' nur frust,
jedoch manchmal die queen bist Du.


GüTeE - 10.07.03 at 17:30:40




Es ist sehr platt. Sabine - dufte Biene, das ist sehr ausgelatscht, auf Reim-komm-raus getrimmt und weckt kein Gefühl oder Assoziationen, außer vielleicht einem na, und?

Schwarzes Haar. Auch so was. Ich seh tagtäglich hunderte von Frauen mit schwarzem/dunklem Haar. Das ist schlicht und einfach zu wenig, es entsteht weder Bild, noch Abbild, die Vorstellungskopfmaschine bleibt aus.

Auch die Betonung auf die "Wahrheit" - weswegen? Es gibt weder der duften Biene mehr Leben, noch löst es ein Hinterfragen, ein Nachdenken, einen Genussimpuls aus, es ist einfach da, um den Reim zu vollziehen.

Ich bin kein Lyriker. Und wenn ich mal ein Gedicht schreibe, dann um Lyrik zu parodieren, oder weil ich sehr verliebt bin. Aber dieser Christine Vierzeiler war nicht der Mühe wert, er ist leider einfach nur überflüssig.

Freundlichst,


Sasa - 10.07.03 at 17:20:29




wieso, sasa?


GüTeE - 10.07.03 at 17:12:30




Lieber GüTeE,

das war jetzt natürlich äußerst brutal - die christine -.

Grüße,


Sasa - 10.07.03 at 16:54:29




meine freundin hieß christine
(das ist wirklich wahr)
sie war schon 'ne dufte biene
(hatte dunkles haar)


GüTeE - 10.07.03 at 16:28:33




Was nützt der Stift oder die Taste,
wenn Dichter spricht: "Kein Bock, ich raste!"

Weisses Papier der Dichter braucht,
wenn auch der Schornstein nicht mehr raucht.

Der Dichter muss nur schreiben können,
dann darf er sich auch Weine gönnen,

raucht beim Schreiben Zigaretten,
die ihn aber auch nicht retten.

Heinrich Böll trank schwarzen Tee
oder kannenweis' Kaffee.


GüTeE 2_Zeiler - 10.07.03 at 15:47:57




Heise News-Ticker, Meldung vom 10.07.2003 12:54

Software warnt vor potenziellen Selbstmördern

Die Londoner U-Bahn testet in zwei Stationen die Computer-Auswertung ihrer Videoüberwachung. Das System, das laut New Scientist für sechs Monate in den Stationen Mile End und Liverpool Street getestet werden soll, kann auffälliges Verhalten in Menschenmengen erkennen und so beispielsweise das Wachpersonal auf potenzielle Selbstmörder aufmerksam machen.


wch - Jahreskarte - - 10.07.03 at 13:15:12




Blumen sind wunderschön, nur verblühen sie immer so furchtbar schnell.
Naturschönheit / Kunstschönheit / Ästhetik
und das nützliche, nahrhafte Gemüse/Obst 'zwischen Weizen und Korn'.


GüTeE - 09.07.03 at 18:47:51




Hier ist er, der Schwalbenwurz-Enzian:
http://www.miramis.de/plants/enzian/pix/gentiana_asclepiadea.jpg


Lana Hoff , Sicklingen - 09.07.03 at 15:11:19




fass du dir selber an die brust
und spür die lust,
mir bricht das herz
vor lauter schmerz!
- die nonne sonne fällt vor wonne
("ich komme!") in eine regentonne -


GüTeE herzschmerzscherz - 09.07.03 at 12:00:48




Föhn

"Wie lange bleiben Sie ?", fragte Fabian. - "Eigentlich nur eine Nacht." - "Schade", meinte Lana, "es ist himmlisch hier, und bis Fabian seine nächste Fortsetzung fertig hat..." - "Sorry, da fehlt mir das Sitzfleisch. Über was schreiben Sie?" - "Über den See." - "Den Sylvensteinspeicher?" - "Richtig. Aber nicht nur über den See, auch über die Tierwelt und die Alpenflora. Schwalbenwurz-Enzian, falls Ihnen das was sagt. Könnte ich auch nicht so ohne weiteres übersetzen. Und über die Leute." - "Really?" - "Hier hatten sich die letzten Aufrechten verschanzt im Zweiten Weltkrieg. Alpenfestung. Wehrwolf. Schon gewusst?" - "Nein", antwortete der Ami fast ohne Akzent, - "Ihr seid ja mit den Jungs auch nicht fertig geworden. Schon 1950 waren die wieder Landräte. Und dann haben sie die Bergpfade hier zu Autobahnen ausgebaut." - "Da hat sich ja nichts geändert. Es lebe der ADAC, correct?" - "Der See wurde nach dem Krieg aufgestaut. Damit die Münchner nicht bei jeder Schneeschmelze nasse Füße kriegen." Lana unterbrach ihn: "Und mich lässt du austrocknen!" - "Oh, tut mir leid! Ich langweile dich." - "Wie kommst du denn darauf? Nein! Nein! Nein! Nein!.........." (Fortsetzung folgt)


Lana Hoff , Sicklingen - 09.07.03 at 11:29:26




Gibt's doch: Papa Mario und der König der Rechtsüberholer:


HalfManHalfBiscuit - 09.07.03 at 10:26:19




Lamento

Er kommt zwar immer noch auch unter Schmerzen
einmal abends und einmal morgens
mit verstauchtem Fuß
weil er bei mir sein Futter kriegt
auf meiner Veranda
Erdnusssplitter
mein Buchfink

Aber
jetzt passt seine Frau auf ihn auf
der Kinder wegen
früher war das andersrum
er oben sie unten
beim Futter

Und ich
ich fahr jetzt Straßenbahn
ich Straßenbahn
vier Wochen lang
bloß weil ein blöder Oberlehrer
in seinem blöden Van
sich überholen lassen muss
rechts natürlich

Soll ich etwa stundenlang
seine blöden Blagen bewundern
hinter seiner Heckscheibe

Und überhaupt

Und außerdem gibt`s nirgendwo mehr
richtige Männer


Lana Hoff , Sicklingen - 08.07.03 at 09:01:35




Hallo Sasa,
so lange ist's her (ich schaute mir grade Photos aus Heidelberg an)--Nostalgie.
Da muss ich Dir jetzt eine späte Jugendsünde von mir beichten: gute Musik von
Belle & Sebastian. Ehrlich gut. Nicht wie Bjørk, aber gut.


TAR NYC - 08.07.03 at 06:14:30




Björk: ja, mag ich auch. Sie ist mit Punkmusik aufgewachsen.


GüTeE - 08.07.03 at 00:09:55




Krass, was gehtn? Oder wie mein großes Idol sagen würde:

"Ruuhich, Männer, Ruuhich...!"

Aber was ich eigentlich schreiben wollte. Mir ist gerade wahnsinnig klar geworden, welche gute Musik von Björk gesungen wird! Das muss man sich mal vorstellen, nach all dieser Zeit!



Sasa - 07.07.03 at 23:55:55





s       t       u        m       m        e       r

schrei

verhallt ungehört ungehört s schr tummer ei
stummerschreistummerschreistummerschreistummerschrei
                              ver
                        hallt
                       hallt
                      hallt         ungeh
                   ungeh
                   ungeh
                   ungeh
                   ungeh

             ört hört ehört gehört 


stummer schmerz
       stummer schrei
             schrei
                           schmerz
                     schmerz
                  schmerz
        schmerz                      schrei
schrei                 stummer
                 schmerz
                                    stummer
stummer
       schrei
              stummer
                      schmerz



erlösung
                     erbarmen   
            ruhe
                                        frieden

s       t       u        m       m        e       r

schrei

verhallt ungehört ungehört s schr tummer ei
stummerschreistummerschreistummerschreistummerschrei
                              ver
                        hallt
                       hallt
                      hallt         ungeh
                   ungeh
                   ungeh
                   ungeh
                   ungeh

             ört hört ehört gehört 

             stummer
                  schrei

stumm

stumm

stumm

stumm

stumm


Shoot - wirf rosen hinein! - 07.07.03 at 23:21:15




es kann nur einen weg geben, die quasifortsetzung von "diskursjockeys" zu beenden: das bisherige konzept für "#002" [arbeitstitel geheim] umwerfen und sinnnlose pseudotheoretische ergüsse über moraltheorie und pseudointeressante episoden über fickende, saufende und/oder nervende nachbarn herausstreichen, wieder auf jeglichen sozialen bodenkontakt des protagonisten verzichten [nein, kein schwuler vater, nein, keine alkoholkranke mutter, nein, kein verbeamteter bruder mit frau und kindern, nein, kein gelsenkirchner barock] und auch sonst überall wild streichen, um dem ganzen scheiß möglichst schnell doch noch eine form geben zu können. ABSPECKEN!!!!

**

oh, shoot, SCHÖN, konkrete poesie. ist in der text+link-wüste INTERNET eine richtige wohltat für die augen. gelesen habe ich es freilich nicht. ;)


apstrakt west western germany - 07.07.03 at 19:33:01




post it
post it
post it

restposten post kostet keine kosten sondern klebt wie ein kaugummi an den erinnerungen zukünftiger erfolge.

lost it
lost it
lost it



fredrik it branche - 07.07.03 at 16:11:49




a u f           aus diesen
    gewacht        furchtbaren
                   schrecklichen
                   

TRÄUMEN

die briefe von dir gesehen in den sand ge sc hr doch mit nur ie einer träne be aus dem meer n meiner seele fort ge ül sp t auf g e w a c h t aus schrecklichen träumen die welt machte p u e r m z u e äbl um mich herum stiLL stand ich in der mitte und fragte mich stimmhaft

stumm

wieso ich noch lebe e u n bis ich SAH e r r m e aus dem m w e s t a s p l s ü sand wachsen rosen


Shoot t-mode - 06.07.03 at 17:03:00




Der Dichter

Spät steht er auf am Wochenschluss;
weil er doch noch was dichten muss,
sitzt er nach Toast und schwarzem Tee
nachdenklich sinnend am PC.

Dann kocht er gleich das Mittagessen
und hat die Verse bald vergessen;
drum setzt er sich, es ist schon spät,
an seinen Schreibtisch: "Ja, es geht!"


GüTeE - 06.07.03 at 16:15:39




Es brennt der Wald, es brennt die Stadt,
es explodiert die Tankstelle,
der Fallschirm sich nicht geöffnet hat,
ein Zug rast durch die Nacht.

Es regnet Hunde und Katzen:
der Pegel steigt,
das Wasser kommt
und überschwemmt die Massen.

Sprengstoff am Gürtel: "Ich will rein!"
"Oh nein, sie sind verdächtig."
"Ich finde Rock sehr mächtig!",
schreit sie und wirft die Bombe, klein.

Drei Kriege hab' ich miterlebt
zu Haus am Fernseher,
der zeigte mir, dass nichts mehr geht,
wenn alles droht und die Fäuste hebt.

Die Erde spuckt gelegentlich
Feuer und Lava aus,
begräbt Straße und Haus,
und Menschen, Dörfer unter sich.

Ein Tanker auf dem Ozean
schwimmt lustig wie ein weißer Schwan,
dann kracht es schrecklich: er zerbirst
und schwarzes Oel bedeckt den Strand.









GüTeE - 06.07.03 at 14:09:47




In meiner Brust
ich spüre Lust
und Wonne gar.
Mein Herz bricht: "Schmerz
der Sonne war!"

.

Der Strom fällt aus,
die Welt geht unter,
der kleine Klaus jedoch
bleibt munter.




GüTeE - 06.07.03 at 13:15:48




"Ich schreibe einen Satz. Du liest ihn. Du raetselst, was ich mit ihm wohl sagen will. Du versuchst, zwischen den Zeilen zu lesen. Du schreibst ein Kommentar dazu. Buh schreibt vom Ort aus, spontan, das Tagesgeschehen erscheint prismatisch. Du schreibst eine Kritik. Mit seinem kasualen Stil versucht Buh, Worte und Saetze auf Hochglanz zu bringen. Du zitierst Foucault. "Wissen bedeutet, die richtige Sprache zu haben". Du leitest meine Aussage zusaetzlich aus meiner Vergangenheit ab, waegst dabei sorgfaeltig Abstammungs- gegen Umwelttheorie ab. Du führst ein Interview mit mir, und versuchst, mehr über die Hintergründe meiner Statements aus mir hervorzulocken. Du bist Dir darüber im Klaren, dass jede Aussage die Welt ordnet und gliedert. Du fühlst Deine Erkenntnis abgerundet, wenn Ding und Wort, das heisst Begriff, sich zum Ganzen des Weltinhalts fügen.
Meinen Satz las ich am Frankfurter Flughafen, auf eine Glasplatte mit blauem Marker geschrieben: "Diese Schrift ist blau". Unsere Sprache reicht offensichtlich über die objektive Wahrnehmung hinaus und jedes Wort erzeugt zugleich mit der nackten Aussage ein Bedürfnis nach Interpretation. Die simpelste Aussage noch enthaelt im Metatext ein kompliziertes Geflecht von konditionalen und imperativen Zeichen. Die Welt ist wahrlich eine Enzyklopaedie! Oder ist sie ein Kommentar? Manche freilich laufen diagonal durch sie hindurch, nicht Bücher- sondern Weltwürmer, und scheren sich keinen Deut um die semiologischen und literarischen Folgerungen, die sie mit ihren in rührender Naivitaet als Information gedachten Worten hinterlassen. Eben klingelt Ali, ich öffne die Haustür und er streckt mir einen Laib Brot aus seiner gefüllten Plastiktasche hin, fragt dazu: eins oder zwei?"


buh _kemer - 06.07.03 at 10:32:35




aus faellt der stroom
doch brennt das gras
und vom balkoon her
seh ich das


buh - 06.07.03 at 09:39:14




Der Wolf die sieben Geißlein fraß?
Nein, eines steckte in der Uhr:
"Was mach' ich nur?"

Der böse Wolf fiel in den Brunnen,
die schweren Steine zogen ihn
hinab.

Dann fraß der Wolf die Großmama
und vergewaltigte Rotkäppchen.

Es kam der wilde Jägersmann
und legte seine Flinte an,
erschoss den Wolf:
nun ist er tot.


GüTeE - 06.07.03 at 01:46:01




Hallo Welt!


Sasa - 06.07.03 at 00:35:23




Es schläft ein dicker Elephant
des sonntags früh am Meeresstrand.


GüTeE - 05.07.03 at 17:45:23




Erotisch unsubtiles Anbaggern, Teil 1

Ich geh ohne Brille dahin, kühl der Abend und grau, der Sommer fort für eine Weile, jemand kommt auf dem Fahrrad mir entgegen und anstatt mir auszuweichen, bleibt er in meiner Bahn stehen, eine Frechheit, ich weich aus, aber dann erkenne ich Lutz, einen Ex, 15 Jahre ago. Wir umarmen uns knuddelnd, sicherlich lasse ich eine gewisse Wiedersehensfreude erkennen, das können Frauen schon mal machen. Beim aus den Armen wieder heraus fallen, entweicht ihm ein, deine Brüste sind ja viel größer heute, mal sind sie groß, mal klein, und eh ich's mich versehe, reicht er zu mir rüber, schon liegt seine Hand förmchenartig auf meiner rechten, durch zwei Pullover in ihrer Größe proportional verfälschten Titte und presst, ob sanft, ob grob, ich hab's vergessen, zu spät der Schritt zurück und in die Akasha-Chronik auf ewig eingraviert der hoffnungsfrohe Übergriff.

Weiter führt er aus, dass seine Lust, wenn nicht unendlich, so doch täglich sei, aber auf keine besondere Freude bei seiner aktuellen Partnerin stieße, woraufhin er gerne mal Hand an sich legte. Mein schallendes Lachen durchdringt den Park, rechts begrenzt durchs Straßenbahndepot, links verstärkt von Böschung mit anschließendem Wasserlauf. Es folgt eine Aufforderung, demnächst geschlechtlich zu verkehren. Gemeinsam. Danke, sag ich, als sich unsere Wege trennen, ich bin ausgelastet, und reise ab.

Ich muss mein Leben ändern. Die Erklärung sexuellen Notstands incl. Ficknachfrage war bereits einige Tage zuvor von einer anderen Person mit ähnlichem Wortlaut, aber größerer Unbescheidenheit an mich herangetragen worden (s. erotisch unsubtiles Anbaggern, Teil 2). Ich muss mich fragen, warum. Die Sonne zu strahlend, das T-Shirt zu knapp? Zu viel gelacht, zu wenig? Das Haar zu kurz, zu lang, zu braun, der Geist zu fein, zu grob, zu dick zu dünnzublöd? Mist.


The Crab - 05.07.03 at 16:49:04




Ein Schmutzfink auf dem Zaune saß,
die Kuh daneben fraß
gemütlich Gras.


(Kann Toll.er mir noch mal verzeihen?
Ich werd' ihm mal 'ne Pfeife leihen.)

Was raucht ein Toll.er in der Pfeife?
Gras, nehm' ich an, und keine Seife.


Der Spielverderber gerne bricht
die Regel nicht.

Spiel mit dem Ball, nicht mit dem Leben,
brich das Gesetz nicht, uns gegeben.


GüTeE - 05.07.03 at 02:22:03




Es fehle einem nichts sagt Herr Carr, wenn man aufhört zu rauchen, viel mehr hätte man, jaja. Hat man. Man fühlt sich frisch am Morgen, bisschen wenigstens, mehr Geld (theoretisch) und erwachsen. Der Sport führt zu was. Und dann Schwangerschaft ohne Entbehrungen.
Ich geh jetzt schlafen, obwohl meine Freunde noch in der Küche trinken. Schmacht wegschlafen. Man dachte ja, nach der ersten Woche sei das Schlimmste überstanden. Sechseinhalbwochen. Es ist einen Zentimeter besser als am Anfang. Isses wert. Bestimmt. Und andere Drogen gibts auch noch.


Lotos - 04.07.03 at 23:49:06




Ihr habt wohl alle zuviel Safarinachmittag gehört.


HalfManHalfBiscuit - 04.07.03 at 17:27:45




Verandaglück


Lotos - Reichpietschufer 20 - 04.07.03 at 17:19:13




Mit Hibiskuss hinterm Ohr
bist du glücklich wie zuvor.
Wirf die alte Mütze weg,
setzt dich wieder an den Mac.

Die schwebenden Gärten von Astrakhan'


Han - 04.07.03 at 14:46:15




Ach, wenn wir schon bei schön sind:

Daedalus - Quiet now (with Busdriver)

gibts bei Epitonic.com. Absolut gut!


Sasa rappt - 04.07.03 at 14:01:31




Schwuppidupp

Immer diese Drogen
pfft
wer braucht schon dummmachende Drogen,
wenn man eine Veranda hat,
die schön ist
wie was Schönes.

Wie z.B. knusprige Polizeisirenen,
oder je nachdem.



Sasa - 04.07.03 at 13:57:55




Ich bade hier in einer Pfütze
hoch oben auf dem Luftbalkon;
es hängt an meiner Schlabbermütze
zur Sicherheit ein Luftballon,
damit ich nicht versinke
und noch mehr trinke.


GüTeE - 04.07.03 at 12:08:46




Rührend aber

Dennoch hab ich
Samen verstreut
Pflanzen vertäut

Nachts dann
gerotzt in meine
kleine Mütze

Und Hunnen
hingeworfen
weil sie schtonk

Die gerebweint
dann im Regen
sangen

Unter dem Balkonk





zak - 04.07.03 at 10:51:25




Schütteln bringt auch nix

Ich lalle vergammelt
auf meiner Veranda zwischen
Mondviolen und Duftnelken
die duften nicht die Hunde
nicht auf Streicheln nicht auf Schütteln
und der wilde Wein wird
auch kein Spätburgunder
auf die Schnelle


Lana Hoff , Sicklingen - 04.07.03 at 10:20:10




Schütteln wie nasse Tiere

Ich trabe versammelt
auf meinem Balkong zwischen
den pitschnassen Sonneblumen mit Hanf
der wächst voll lahm
der Hunt



Lotos - 03.07.03 at 23:09:47




Im Regen

Ich trabe gesammelt
und dennoch zerstreut
durch den Regen

Ohne Schirm,
denn Schirm verheisst
Mitleid und Abscheu

Ich werde nass.
Mein Shirt, die Jeans
und Schuhe auch nicht wasserdicht.

Von der Magie der Gleichgültigkeit
durchfahren und erfreut
Gehe ich so da herum

Soll er mich,
den einst so Trockenen
doch boshaft nässen

Und die nächste
Pfütze
durchschwimm ich auch


hardmate rheinbrohl - 03.07.03 at 23:04:58




Berühmt-berüchtigt, ja, aber ohne Drum&dran und nach meinem Tode.
Noch lieber wäre ich aber ein anerkannt, wertvoller Mensch, körperlich-psychisch stabil: einer, der verantwortungsbewußt und wohltätig handelt; einer, der weiß, was zu tun ist; einer, der seine Berufung erkennt und danach handelt; einer, der sich nicht verzettelt; einer, der seine Anlagen entwickelt und zufrieden ist.
Doch nein, ich bin entwurzelt.
Eisi, Mann lebt sein Leben und wirkt (Du doch auch). Mann mußte sich anpassen, um zu überleben. Mann brauchte Futter und Kohle. Mann hatte viel Freizeit. Mann ist was geworden (für die Leute im Dorf bin ich was Exotisches - seit ich dort weg bin mit 16 Jahren, andrerseits aber'n ganz normaler Mensch. Aber wie gesagt: es gibt so gut wie keine Beziehungen, alte Bekannte: ja; ich wohne 2 1/2 Autostunden entfernt, existiere also nicht.)
Mann hat nicht das erreicht, was einem vorschwebte: (die Wertigkeiten ändern sich aber ständig) Komponist, Dirigent (L. Bernstein als Vorbild), Gitarrist (klassisch, Rock oder/und Jazz?!), Schriftsteller (so 'frei' sein wie ein Autor - und so berühmt: jaja, das wollte ich), Jazzmusiker (ich übe nämlich so gerne wie Albert Mangelsdorf und kann improvisieren). Ein guter Kameramann wäre ich wahrscheinlich.
Volker Kriegel ist gestorben. Ich sah und hörte ihn ganz früh im neuen Fernseher (ca. 1968) an der Jazzgitarre, mit dem Dave Pike Set, später dann in Bremen im Zelt auf dem Marktplatz, wo auch Floh de Cologne spielte (DKP womöglich?). Auch in dieser Stadt mit dem Jazz&Rock-Ensemble (von Barbara Thompson war ich begeistert, von ihren Kompositionen!). Der Mann ist nur 10 Jahre älter als ich. So gehen sie hin, und auch Eiseis wird nicht ewig leben, es sei denn, die nächste Eiszeit...


GüTeE - 02.07.03 at 23:28:54




Echt? Du willst berühmt werden, Gütee? So richtig, mit allem drum&dran? Drogen, Weiber, Fernsehauftritte? Stark.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 02.07.03 at 20:23:07




Der Dichtersack

Wieder mal die weiße Leere:
nichts passiert, der Abend still,
nach der Arbeit in sich kehre,
wer noch schreiben kann und will.

Dichter schlägt die Tasten an:
ja er zeigt uns, was er kann,
schneller haut er in die Tasten,
morgen wird er wieder fasten.

Heute sitzt er auf dem Stuhle:
ungesund ist das, ich weiß,
doch er dichtet Texte, coole,
und ihm wird allmählich heiß.

Niemand stört den Hauspoeten:
er kann walten, wie er will,
zwar verdient er no Moneten,
doch zuweilen schweigt er still.

Andre Dichter waren Denker,
unser Freund ist faul und alt,
zu bequem, sich aufzureffen,
bleibt der Zauber seltsam kalt.

Scheißegal, er ist kein Dichter,
kann nur gut Maschine schreiben,
und das übt er: "Ich will bleiben,
werd' einmal berühmt!", so spricht er.



GüTeE - 01.07.03 at 23:27:06




Lieber Mario, liebe Mareen,
wie schön
... wie etwas, von dem man weiß, es kommt -
irgendwann - aber mit Sicherheit :o)
Meine allerherzlichsten Glückwünsche!!!
und alles weitere per Briefträger.





leuchtfeuer - 01.07.03 at 20:20:51




"Dort bleiben die meisten Mütter zu Hause."


buh - 01.07.03 at 10:51:50




Meister Mozart war vergessen,
Beethoven: der lebte noch,
Haydn wurde furchtbar alt und
Giacomo Rossini Koch.

Bach liegt längst im Grabe still,
keiner seine Noten will,
bis Herrn Mendelssohn sie weckt,
ist sein göttlich' Werk verdeckt.

Heute gibt's den Wolfgang Rihm,
wenige nur kennen ihn,
er schuf längst ein Lebenswerk,
ist ein Riese neben Zwerg'.

Er ist nicht der Einzige,
der noch komponieren kann,
aber diese Fähigkeit,
sie stirbt aus: Mann o Mann.

Wer kann heut' noch Bilder malen
wie die Alten, sag es mir?!
Jackson Pollock spritzt mit Farben
und trinkt hauptberuflich Bier.

Hochmoderne Bilder mag ich:
Emil Schumacher und Penck.
Foto, Film und Fernsehen
waren wunderbar und herrlich.

Jazz, das ist die neue Richtung:
niemand dirigiert die Band,
Musiker und Publikum
unterhalten sich vorzüglich.

Eric Dolphy in Berlin
stirbt zu früh: warum? Ist tot!
Coltrane, John, wird auch nur vierzig,
litt er keine große Not?

Charlie Parker lacht sich tot:
er sitzt vor dem Fernseher
bei der Gräfin Sowieso;
fünfundreißig wurde er.

Hölderlin und Novalis,
Kleist und Günderode, Woolf
(ach, ich weiß es nicht, was hülf)
starben jedenfalls gewiss!


GüTeE - 01.07.03 at 00:27:34