loop # 174 / loop # 176 | loop Archiv #175 (17.6.-30.6.2003) | www.imloop.de |
summer of loop |
Glück und Gesundheit
wünscht Günter dem Ludwig,
außerdem wünscht er
dem Karl noch im Alter
neue Erkenntnis'
und Weisheit wie Buddha.
Geld? Nein das wünsch' ich
Dir nicht, lieber schreibe
Prosa, Gedichte
und spannende Stories.
GüTeE - 30.06.03 at 23:26:18
es auf gelb machen
Goldmund - 30.06.03 at 20:55:40
Entschuldigung!
Die Namen Inka Parei und Feridun Zaimoglu kannte ich bereits, und die andern haben ja auch nix gewonnen, außer an Erfahrung.
GüTeE - 30.06.03 at 18:55:48
Huch. Welch Fäkalsprack! Aber nein, Gütee, alter Dichtersack. Klagenfurt ist nix für mich. Würde meinem Teint schaden.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 30.06.03 at 18:24:22
Wie ich gegen den franzoesischen Schuelermeister des Jahres 1969 Schach spielte, und knapp verlor. Trotz bester Aussichten und einer Dame Vorsprung...
Ami de Goethe Nach wie vor in Grasse - 30.06.03 at 13:11:49
Lieber Mario, liebe Mama von Paula, herzlichen Glückwunsch zur Geburt Eurer Tochter!
HalfManHalfBiscuit - 30.06.03 at 10:31:26
Vater unser,
Der Du bist im Himmel,
Geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe,
Wie im Himmel
So auch auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
Und vergib uns unsere Schuld,
Wie auch wir
Vergeben unser'n Schuldigern,
Und führe uns nicht in Versuchung
Sondern erlöse uns von dem Bösen,
Denn Dein ist das Reich
Und die Kraft und die Herrlichkeit
In Ewigkeit.
Vater unser,
Der Du bist im Himmel,
Geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe,
Wie im Himmel
So auch auf Erden.
Amen.
Goldmund Anstand,Takt, Triftigkeit - 30.06.03 at 02:20:09
'Ach Eisi, Du Übermenschzarathustrababy, bepiss Dich lieber selbst, anstatt den loop hier vollzukacken', würde Deadly gesagt haben. "Frau Oberförster, der Wilderer im Silberwald ..." Und vergiß nicht, Dich nächstes Jahr in Klagenfurt zu bewerben (zur Not als Kritiker oder Kameramann;) Danach übste halt das Fallschirmspringen.
GüTeE - 30.06.03 at 00:50:06
Wenn es dann so ins Leere läuft. Die Pupillen im Vorbeirauschen und
Abschied nehmen. Nichts wie vor einem Jahr, nichts wie auch noch vor
ein paar Tagen. Erstaunlich, was alles mitgenommen werden kann.
Hat einfach alles mitgenommen. G. findet ich sei eindrucksvoll langsam in
meiner emotionalen Wahrnehmung. Ich find ihn scharfsinnig, weil es ihm
gut tut.
Hat ein paar Lieder da gelassen immerhin. Und einen dessen Schloss
versinkt, in den rheinischen Apfelplantagen. Der meine Hand hält in der
Nacht und mir die englische Grammatik erklärt.
Lotos - 30.06.03 at 00:05:46
Hoffentlich nix angebufft, HouseMeistaMario. Saubere Arbeit. Weiter so.
*
Und ist das jetzt hier der Club der alten Flaschen? Das ist ja zum Gähnen, zum Heimgehen. Das ist ja halbleer, da hilft auch nix ichsagmal Daniel Positiveenergie Kübelböck. Wenn eure Nicks Bookmarks wären: Ich tät se löschen. Aber zakzak.
Eiseisbaby München, Bayern - 29.06.03 at 23:21:11
Für Mario & HMHB (aus unterschiedlichen Gründen)
Säuglingsschwester [blond, sehr hübsch, jung]: Hier oben schalten Sie die Heizröhre an ... und [Sie nimmt ein Stück Barchent* zur Hand] auf den Wickeltisch legen Sie eine Lure ...
Junger Vater [deutet auf das Tuch]: ... das da ... das ist eine ... Lure?
Säuglingsschwester: Ja, eine Lure. So nennen wir das hier.
Junger Vater: Aha. Mmh. Äh ... Schreibt man das mit 'h'?
Säuglingsschwester [wird rot bis hinter die Ohrläppchen, stotternd]: Nn ... nnein. Mit 'L'.
*auf der linken Seite aufgerauter Baumwollflanell
l.barnes eppendorf - 29.06.03 at 16:24:10
Einmal sah ich eine Leiche:
hoch aufgebahrt lag sie entspannt,
mir war der Typ recht wohl bekannt;
das Gesicht war kreidebleiche.
Kränze, Blumen um den Sarg,
der Pfarrer steht am Mikrophon,
erzählt vom Leben und Leiden schon,
dass es manch Geheimnis barg.
Mit der Schaufel warf ich Erde,
auch eine Blume fiel ins Grab
wie eine Träne, tief hinab.
So, dass wieder Leben werde.
GüTeE - 29.06.03 at 01:28:34
ES
Es ist in mir
und weiß Alles.
Viele Tropfen, jedes Rinnsaal,
jeder Bach und jeder Fluss,
alle Wasser versammeln sich
und bilden ein ICH,
doch das ist nur die Oberfläche,
in der sich die Welt spiegelt.
Tief unten ist es,
unter Hochdruck und Spannung,
ein Vulkan.
Tief unten sind Bodenschätze,
alte Ablagerungen:
erhalten, verwandelt.
Unten sind Fische, Korallen,
ist buntes Gewächs
und keine Luft zum Atmen.
Wir tauchen im Traum,
gleiten durch den Raum,
der unendlich nicht ist,
nur so scheint.
Es ist dunkel,
ich tauche hinab,
bringe Licht mit der Lampe.
Es schläft, ist ein Tiger,
ein Tier, dass Dich überfällt
bei Tag und bei Nacht.
Es ist lebendig, ein großer Behälter,
eine Zisterne,
ich tauche und tauche.
Es ist Gott und alles, was war:
übermächtig, mächtig.
Es ist das Tier in uns,
das göttliche Tier.
Wir sind die Menschen,
ich bin ein Mensch, (der sich quält,
der nicht wählt?),
ich arbeite, singe, träume.
"Dein Wille geschehe!"
(Na, meinetwegen.)
Es ist ein bunter Schmetterling,
eine Fata Morgana,
ein Felsen.
Es ist alles, was war:
eine Geröllhalde, eine Rumpelkammer,
der Abfallhaufen, die Mülltonne,
eine Zwiebel,
das Materiallager, die Vorratskammer,
eine Bibliothek, das Magazin,
alle gelesenen Zeitungen und Bücher,
alle Gefühle, Orte und Zeiten.
Ich bin alles, was ist.
GüTeE - 29.06.03 at 00:37:36
Wenn Paula pupt und pinkelt,
der Papi mit Hut sie neu wickelt;)
Babies sind beschissen und bescheissen Dich Stefan, lass es Dir gesagt sein. Sie können nerven: das laute Schreien kann sehr stressig sein! Und Du kannst so viel falsch machen in den ersten Wochen und Monaten.
Deshalb wäre es gut, möglichst viel richtig zu machen. Mir hat geholfen, die Fehler in der Verwandschaft hautnah mit zu erleben (mh). Frederic Vester's Buch 'Denken, Lernen, Vergessen' war nützlich und jenes Buch über sanfte Geburt war einfach schön (die Realität sah anders aus.)
Das junge Gehirn braucht vor allem vielfältige Anregungen unterschiedlichster Art (aber es darf natürlich nicht überreizt werden) Liebe, ein warmes Nest: klar.
Man ist gebunden und muß auf Freiheiten verzichten. Mit den Jahren wirst Du nach und nach wieder in die Unabhängigkeit entlassen:)
In der Aula: Baby Paula.
'Und wer is' diese Frau da?'
GüTeE - 28.06.03 at 23:39:18
Ich habe noch niemals einem Vater via Internet gratuliert.
Heute tu ich's. Von ganzem Herzen. Babys sind klasse.
Stefan Nitzsche Stuttgart - 28.06.03 at 22:19:41
"Wenn sie ins Freie ging, liessen sich Vögel auf ihrem Kopf nieder."
buh - 28.06.03 at 19:37:56
Nitendo-King
Carlotta (5) und Franziska (3) sind zu Besuch mit Giacomo (1) und ihren Eltern. Jerry (11) paradiert vor den Mädchen, wiegt sich in den Hüften, zeigt sein deck Monsterkarten vor wie der Lude die Rolex, protzt mit Preisen. Er schlägt mir vor, wir sollten vor den Gästen den Kampf Klitschko/Lewis nachstellen. Ich soll kurz mal die Deckung sinken lassen, dann will er mir voll aufs Auge geben. Das stellt er sich sehr beeindruckend vor. Ich habe aber keine Lust, als Klitschko verdroschen zu werden. Dagegen wendet Jerry ein: (a) das sei eh nur show gewesen, (b) blutende Augenbrauen täten gar nicht weh, (c) Klitschko habe vorne gelegen und hätte ohne den Ringarzt weitergespielt.
Gespielt sagt Jerry, nicht gekämpft.
l.barnes eppendorf - 28.06.03 at 12:01:21
Herzlichen Glückwunsch und liebe Grüße
Han - 27.06.03 at 22:15:52
M@rio, warst Du live dabei?
GüTeE - 27.06.03 at 22:07:31
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute der kleinen Paula und ihren Eltern, ganz herzliche Grüße von hier nach da von
hawk im Nest - 27.06.03 at 21:29:02
Ein gaaanz liebes Busserl an die liebe Paula und meine Empfehlungen an die
Frau Mama.
TAR NYC - 27.06.03 at 20:43:29
Herzlichen Glückwunsch, bester Mario!
RockdenLiterat in Klausur - 27.06.03 at 20:15:33
(Das hätte ich jetzt nicht erwartet) Herzlichen Glückwunsch, Mario, junger Vater (Ich war damals jedenfalls älter, und meine Eltern waren auch schon 32.)
Bin gerade furchtbar krank, (aber es wird schon wieder.) Kempowski's 'Gold' beifällig beendet, lese ich nun 'Höhere Welten' von Hella Streicher: heavy stuff, aber ich find's spannend und gut geschrieben.
GüTeE - 27.06.03 at 15:09:40
Dem kann ich mich nur anschließen!
Lana Hoff , Sicklingen - 27.06.03 at 13:55:45
Na, aber Hallo. Glückwunsch, Mario. Nur das Beste.
zak - 27.06.03 at 11:09:18
YAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAY!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Go MarIo!!! Alles, alles Beste für die Kleine und für euch beide!!!!
*Champagnerkorkenknall*
Sasa freut sich total - 27.06.03 at 11:01:37
Paula, * 26.6.2003 , 2970g 48cm. :)
mario @imloop.de - 27.06.03 at 10:57:22
Es gab keinen Plan. Die Stadt und die Luft und die Hunde und die Morgenkaffees vertrugen mich nicht mehr. Also packte ich meine Sachen und ging weg. Begann zu gehen, 25 Jahre nachdem ich zu laufen gelernt hatte. Das Einfachste war, nicht Auf Wiedersehen zu sagen. Das Schwierigste war, den 7.56 Bus nach Louisville, Colorado zu erwischen. Und so endete das erste Aufbäumen meines Lebens hinter dem Busparkplatz von Buford, meiner Geburtsstadt, dieser elenden, um Gnade winselnden Crackhure. Ich rauchte eine nach der anderen und blickte immer wieder die Straße hinab. Jederzeit könnte dort der alte Ford von Mr. Wilson auftauchen und ich malte mir aus, wie Mr. Wilson aussteigen und mich hier hinten abholen würde. Wortlos würde ich dann am Beifahrersitz meine Unterlippe mit Daumen und Zeigefinger bearbeiten, bis alles wieder eins wird - Stadt, Luft Hunde, Morgenkaffees.
Und da der nächste Bus nach Louisville erst am Nachmittag fuhr, sah ich keine andere Lösung, als Johnstone meine 9mm gegen die Schläfe zu drücken, nur um festzustellen, dass sein Chrysler dann doch nicht anspringen wollte.
Also begann ich zu gehen.
Sasa - 26.06.03 at 10:42:00
Goldmund - 26.06.03 at 04:30:25
Warum nicht?
Ami de Goethe langsam aber sicher gluecklich in GRASSE, ville des parfums - 25.06.03 at 13:21:54
Fall Y2
...
Das aber nützte ihr rein gar nichts,
denn nun war sie allein,
tief unten stand sie da auf einem Bein
und bibberte.
Rot färbt das Blut den weißen Schnee,
sie ruft, doch niemand hört,
sie friert und ist gar bald erfroren.
Im nächsten Frühjahr findet man die Knochen auf der Alm.
GüTeE - 23.06.03 at 23:57:16
"Und als der Arzt mich im Nebel meines Deliriums fragte: ‘Haben Sie mit chinesischen Bauern oder mit Schwertwalen verkehrt?’ konnte ich nur schwach flüstern:’Mit Bauern’."
buh - 23.06.03 at 22:28:00
Neues von der Achse des Öden... Erstmal sollte Langeweile in die Liste der verabscheuungswürdigsten Verbrechen an der Menschheit aufgenommen werden: schleichender Tod, dabei in der Wahl seiner Mittel konsensfähig. Sowas kann einfach nicht gut sein. Nur wenig hilfreich im Kampf gegen die weltweite Langeweile erweist sich übrigens NEON. Der Nachfolger von JETZT im Hause Stern ist zwar recht dick ausgefallen, was man für Zweifünfzig ja auch erwarten darf, aber vom Layout kann es mich nun überhaupt nicht überzeugen: viel zu STERNy, also schlicht und einfach ZU BILLIG. Und inhaltich? Genauso plöd wie JETZT: spät- bis postjugendliche Journalisten erklären den lieben deutschen Mittelstandskindern, was Jugendlich-Sein bedeutet und wie anstrengend ein Leben im Zeichen der Jugend ist. Angewandte Hipnesskunde für Professorentöchter und Nachhilfeunterricht in Popkultur, denn über 50 Jahre Popkultur gut informiert zu sein ist nun wirklich kein leichteres Geschäft als ein gründliches Studium der Mediävistik... Halt eine dämliche Illustrierte für junge Leute: per definitionem alle, die nicht erwachsen werden wollen. Denn wenn man als guter Preuße, also geschulter Kantianer den Untertitel von NEON mit der Titelstory kurzschließt, so kann man nur zu dieser Definition kommen: "Eigentlich sollten wir erwachsen werden" + "Die 100 wichtigsten jungen Deutschen" = "Ein Magazin für junge Leute". Wir müssen bekanntlich lernen zu wollen, was wir sollen. Nur: Was sollen wir tun? Ist es mit dem kategorischen Imperativ wirklich unvereinbar, nicht erwachsen werden zu wollen? Wie auch immer. Da mich NEON nicht anspricht, hat sich die Frage für mich sowieso erledigt. Ich fühle mich nach Lektüre der NEON jedenfalls sehr erwachsen, auch wenn ich noch immer nicht still sitzen und ruhig zuhören kann, etwa wenn wie heute der Großíntellektuelle Klaus Theweleit im Schauspielhaus seinen Senf zum MedienKriegsGeschehen abgibt. Da ist ein Biergarten doch der angenehmere Ort... ;)
apstrakt west western germany - 23.06.03 at 22:07:10
"When Tamara never comes...."
buh _singend - 23.06.03 at 19:08:14
"Archaeologie übt eine Anziehung auf Depressive aus ... so dass es eine glorreiche Vollendung ihrer Laufbahn sein könnte, ihr eigenes Grab zu schaufeln."
buh - 23.06.03 at 19:07:33
Lémanitude
Wer kann Sommerwiesen mit Mohn und Skabiosen so filmen wie Jean-Luc Godard? Und wer Kornfelder und Eichbaumalleen? Dazu die abfallende Kurve einer Landstrasse am Genfer See, auf der ein gelbes Sportcoupé entlangfaehrt, als wolle es die Mille Miglia gewinnen? Eigentlich, wurde mir klar, als ich neulich "Hélas pour moi" wieder anschaute, will er das Licht, den Wind und den Regen damit zeigen – meine Tochter sagte als ganz kleines Kind: ohne Baeume gibt es ja keinen Wind, gell? – und sucht ausdauernd die Sprache einer menschenleeren Landschaft. Mich lenkt die "Lémanitude" seiner Filme von solcher Analyse ab. Mich berührt viel mehr das weisse Dampfschiff "Italie", das auf der Leinwand schwerfaellig elegant auf mich zusteuert. Ich bin als Junge damit gefahren und auch mit den Schwestern "Simplon", "Suisse" und "General Dufour", und damals fuhren diese Schaufelradschiffe mit dem schöngeschwungenen Rumpf sogar noch wirklich mit Dampf. Im Innern konnte man die Kolbenmotoren sehen, die Wellen schwangen ganz dicht an einem vorbei und glaenzten, und wie Krönlein trugen sie Ölglaeser an ihren Spitzen, die sich immer aufrecht im Kreise drehten und in denen das Öl wie in einer Wasserwaage tanzte. "Spirit level" heisst das auf Englisch; haette ichs damals gewusst, waer mir gewiss der Geist in der Flasche eingefallen. Bald aber rannten wir an die Reling, denn die naechste Anlegestelle kam in Sicht, das Schiff tutete die Schwimmer und die Boote aus dem Weg, der Kapitaen betrat seitlich seiner Komandobrücke einen kleinen Balkon, von wo aus er wie ein Papst im richtigen Moment den Maschinentelegraphen auf "Volle Kraft zurück" kippte, worauf das Wasser nahe den Schaufelraedern grün aufwallte und das Schiff die Poller berührte. Taue wurden geworfen, ein Passerelle auf Rollen ausgefahren, Leute strömten erst hinaus dann hinein und schon ging es weiter. Manchmal schlichen wir so weit wie möglich nach vorne und beugten uns über Bord um die Bugwelle anzustarren. Wir liebten diese Schiffe (Heute weiss ich, dass Istambuls Faehren über den Bosporus ganz aehnlich aussehen). Wir hatten Proviant dabei, Chlöpfer, Brot und Kaese und etwas zu trinken, wir fuhren nach Le Bouveret, um dann den Grammont zu besteigen, wir fuhren nach Evian hinüber. Der Algerienkrieg war voll entbrannt und bis zum dortigen Friedensschluss sollten noch ein- zwei Jahre vergehen. Oder wir machten die Rundfahrt, wenn wir faul waren. Auf dem Schiff konnte keiner der "Montolieu"-Schüler verlorengehen. Die Orte am Ufer kannten wir so genau wie die Schiffe, das Schloss Chillon mit dem aufgemalten Wappen der Berner Besatzungsmacht, "Baeremutz", für uns schmachtete der von Byron besungene Gefangene noch immer in seinen Verliesen, die Insel mit der klassizistischen weissen Villa, Schauplatz einer Dürrenmatt-Verfilmung, die ebenso weisse Statue der Kaiserin Sissy, der auf einem dieser Schiffe eine Feile in die Rippe gerammt wurde, so dass sie lautlos und langsam verschied, die Châtelard-School, wo die Maedchen in den Uniformen wohnten, die Röcke waren braun und die Blusen grün und wir seufzten, da wir wussten, dass sie sie nachts auszogen, das Grand Hotel Palace, das Beau-Rivage und das Hotel Nuss, dessen Name uns nachdenklich machte, die Weinbergterrassen und jedes winzige Dorf bis Lausanne hinüber. Gegenüber die Savoyer Alpen, der Grammont, die Jumelles, die Cornets de Bise und die Dent d’Oche. Weiter gegen Genf zu erschien dann seine Hoheit der Mont Blanc. Auf der Schweizer Seite war die Gegend ein riesiges gen Süden offenes Theaterhaus, daran Höhenorte klebten: Glion und Caux, wo die "Moralische Aufrüstung" hauste, und unser Chamby fast ebensogross, ehemaliges Hotel, erbaut 1907, sieben Stockwerke hoch und mit unzaehligen Balkonen behangen.
Etwas niedriger über Vevey der Mont Pélérin. Dahin kamen wir in einem Sommer, in dem wir uns ausdauernd mit Geheimschriften beschaeftigten, ganze Tage hatten wir mit dem Chiffrieren einer Botschaft verbracht. Als erstes verschoben wir die Buchstaben innerhalb des Alphabets, so dass etwa aus "Liebe" "Ifbyb" wurde, usw. Dann schrieben wir den entstandenen Text mittels einer quadratischen Schablone in z.B. 8x8 Felder, die Schablone war raffiniert und schön zugleich so ausgeschnitten, dass nach viermaligem Drehen um 90 Grad jedes Feld einen Buchstaben zeigte. Doch an dem Tag war uns selbst das noch nicht sicher genug, so verbrannten wir das Ganze und vergruben die Asche, sorgfaeltig in eine leere Sardinendose gebettet, am Fusse einer Mauer dieses Berges. Denselben Abend lagen wir schlaflos und überdachten, ob wirklich nichts entziffert werden konnte....
Aber die Schiffe zuerst. So wie wir an Land zuerst die Wege und Strassen erinnern, den trockenen Geruch gemaehter Dinkelfelder und den glattgetretenen Lehmstaub, die Wegwarten und die abgebrannten Böschungen, schwarz mit weissen Schleiern, und erst dann die Orte und erst dann die Menschen.
buh _st.saphorin - 23.06.03 at 12:36:25
"James pflegte die Tür zu schließen, die in das Dunkel eines unbekannten Raumes führte. Ihn machten nur die Möglichkeiten trunken. "
buh - 23.06.03 at 12:19:44
Ein Spinner bin ich nicht,
weder ein falscher noch ganz richtig;)
Bin ein Familienclown
und manchmal ganz schön down:
dann rappel ich mich auf
und lauf, und lauf (und sauf;)
und kauf Klamotten, die verotten,
und klau Karotten, Gänseschmalz:
wat schalz, auch Salz und Zucker,
bin schließlich Mucker,
you damned serious motherfucker
(oh, excuse me!)
reiner und feiner, kleiner ist keiner als Reiner der Schreiner.
GüTeE - 23.06.03 at 00:48:49
Ah so, es funktioniert,
ich hab's einmal probiert,
es leider nicht studiert:
wer nicht den mut verliert,
ist niemals angeschmiert.
GüTeE - 23.06.03 at 00:26:32
Fall Z
Na gut, ich mach' Schluss:
da reicht ein Schuss ;-)
Fall Y
Andreas fiel in eine Spalte
und traf dort seine Alte :-)
GüTeE - 23.06.03 at 00:08:04
das grosse Ganze sinn ergibig zu erklaeren
Goldmund - 22.06.03 at 22:50:59
Fall D
Die Trauerweide Tränen weint,
(Haare wie Strähnen: sie muß mal zum Friseur,
hat kein Couleur mehr),
steht vor dem Küchenfenster,
vertreibt zwei Nachtgespenster
und sieh': die Kinder gähnen!
Der Wind fährt ihr ins Haar
und dann nach Haus:
deshalb ist aus
diese Geschichte,
falls nicht noch eine Nichte
(na klar!)
kommt um die Ecke,
dass sie verrecke.
GüTeE - 22.06.03 at 18:18:46
Fall C
Der Tote unter'm Bett
ist fett,
deshalb lässt Du ihn liegen,
zerfällt zu Staub
und mit Verlaub:
roch nicht sehr angenehm!
GüTeE - 22.06.03 at 01:03:53
Der Herbst war zu Ende ( ) und der Himmel über dem Bahnhof war dunkel. : so fände ich es besser, aber egal, is' Dein Bier: Prost!
GüTeE - 22.06.03 at 00:49:04
Einmal fragten die Ameisen:
"He, kommt ihr mit, verreisen?"
"Na klar!", rief da ein Krokophant,
der war im Land bekannt.
"Och nee!", sagte das Eledil,
ich schwimm am liebsten hier im Nil.
"Wir wollen nach Amerika,
mein Bruder ist schon lange da!"
Dies teilte mit ein Gürteltier,
das trank gemütlich ein Glas Bier.
"Ich möchte mal nach Afrika",
flüstert' die Katze Erika.
"Auf dem Balkon, in Nachbar's Garten
ich mache Urlaub: ich kann warten!"
Behauptete, im schwarzen Frack,
ein Pinguin mit Namen Jack.
GüTeE - 22.06.03 at 00:36:31
Sasa - 21.06.03 at 23:20:56
144000 engel tanzen auf einer nadelspitze
Goldmund - 21.06.03 at 22:43:05
No time for losers
James Last und Freddy Mercury kennt Jerry (11) nicht. Natürlich. Trotzdem findet er, vorpubertär lachbereit und aufgelegt zu jeder Albernheit, schon den Namen "James Blast Orchester" sehr zum schießen und er kugelt sich schier bei der Hymne "Wir sind die Champignons, mein Freund". Statt "Angie" versteht er immer nur "Angel", aber lacht sich schlapp, wie in der cover-Version Pathos und Weh in Winseln und Wehleidigkeit kippen.
Der Gestus der Verkackeierung funktioniert, noch wo sich der Gegenstand der Parodie längst verdünnisiert hat. (Das dürfte auch der Grund sein für die Popularität von Kabarett und comedy.)
Ich hüte mich übrigens, Jerry mit Hintergrundinformationen zu behelligen - eingedenk der kleinen Lelia (4), die mich vor gar nicht langer Zeit sehr von oben herab zurechtwies, in der von mir vorgelesenen, angeblich doch originalen, Geschichte stimme ja nicht einmal der Name der kleinen Meerjungfrau: Arielle.
l.barnes eppendorf - 21.06.03 at 16:25:14
Fall B
Ein Mann ging in den Wald,
er war noch nicht sehr alt -
er hatte viel' Geschwister,
spritzte sich Heroin
oder, was billiger,
auch Hustensaft: Codein -
er hängte sich verzweifelt
an einen Ast,
der leider nicht brach.
GüTeE - 21.06.03 at 13:56:38
Goldmund: Günter Grass habe ich noch so gut wie gar nicht gelesen, nicht mal die Blechtrommel. Als Künstler, als Mensch und couragierter Bürger, der sich einmischt, finde ich ihn sympathisch.
Nach 'Tadellöser & Wolff' lese ich nun 'Uns geht's ja noch gold', das mir noch besser gefällt.
Die Leiche? Nun ja, ich hätte erwartet, dass Du (oder wer) den Fall B übernimmst;)
buh: ja, neue Projekt-Ideen könnten nur nützen (später den Namen hinzufügen?)
GüTeE - 21.06.03 at 13:40:44
" ‘Wir werden nicht über Religion sprechen, Poacher.’ ‘Weiss Gott nicht, Lieutenant, Liebste!’"
buh - 21.06.03 at 10:57:40
Es geht darum, fremde Texte wie eigene zu lesen, und eigene wie fremde. Darum mache ich vorlaeufig Gaensefüsschen an alle. Interessant waere auch (Mario!) mal eine zeitlang alle Beitraege ohne Namen zu posten. Das Ende der Repraesentation ist dann erreicht, wenn Benennen nicht mehr vorkommt oder wenn es dem Ding keinen eindeutigen Platz im System mehr vermittelt. NurText!
buh - 21.06.03 at 10:56:39
und: http://www.thesmokinggun.com
Goldmund - 21.06.03 at 06:32:29
guete, ich verstehe dich nicht ganz, was fuer eine leiche meinst du genau?
liest du eigentlich gerne guenther grass?
Goldmund - 21.06.03 at 01:56:58
Fall A
Im Wald liegt eine Leiche:
wie kommt sie da nur hin?
Das ist der reinste Wahnsinn:
grad' unter einer Eiche!
arbeitslos
war ich mal: war nicht so toll
aber :
ich lernte lesen, ging täglich spazieren im Wald und über die Felder und begann ein Tagebuch, in dem ich mir eine Geschichte erfand
lese
Weinlese,
Traubenlese,
lange Nese,
Blankenese,
Langnese-Eis
++
esel else - seel
GüTeE - 20.06.03 at 22:24:11
Die Sonne bringt es an den Tag:
nicht jeder Schokolade mag,
weil die wird klebrig in der Hitze;
oder wenn sie liegt auf dem Sitze
und einer setzt sich drauf: dann lauf
und lass die lade liegen.
GüTeE - 20.06.03 at 00:10:16
in summertime
the girl is mine,
don't need a gun,
have so much fun
i don't know much
about the kongo,
i play the bongo
and try to touch
your eyes are closed,
i try to see
just you and me,
am overdosed
reality
and sympathy
is what we need:
a lot of feed
so many times
we lost the rhymes,
we loose our heads,
black people went dead
they suffer from hunger,
but i just don't know,
what's up in the kongo:
do they eat the mangos?
black people i love,
because they know
what's all about,
they manage the show
they were slaves and were beaten,
they just sing the blues,
wanting to hear the news:
i am free from your chains!
but i am a white man,
the son of a farmer,
we children worked hard
in every summer
and i sang the blues
with my cousin, real' young,
my father had died
and his father'd cancer
oh yes, we were poor,
but not beaten by parents,
as the children nearby
on the neighbourhood's farm
we were driving to school
on our bicycles: cool,
and later by bus
to the teacher's room
oh i am so sick
and i am so tired,
so give me a kick,
want to be admired
GüTeE - 19.06.03 at 00:54:56
Der Sommer hat noch nicht begonnen,
und es ist schon so heiß wie im August!
Gefüllt sind nicht die Regentonnen
und auf dem Lande überall nur Frust.
Es ist bei uns jetzt wie im Süden:
schnell wachsen Früchte und Gemüse,
sogar den Urlaub wir verbringen
daheim auf dem Balkon und singen.
Ich find' das gut, mich stört das nicht,
ich mag die laue Wärme sehr;
ich setz' mich in den Schatten, denk' an's Meer
und schreibe ein Gedicht.
Ach, schön ist die Natur im Sommer,
wenn alles blüht und Blätter trägt,
wenn Ferien sind, kein Nachbar sägt,
und alle Menschen scheinen frommer.
GüTeE - 18.06.03 at 21:05:42
"Ein Soldat mit Namen Thomas, als Invalide aus Saloniki repatriiert, der eine Zeit taubstumm war, fand die Sprache wieder, als er dem Hissen der Flagge beiwohnte."
buh - 18.06.03 at 19:37:11
Mit einem abgeflachten gelben Mond am Himmel gestern sozusagen Mitternacht in Antalya gelandet, nach einem Bogen hinaus aufs Meer. Grosse Stadt! und nach dem letzten Zöllner kostete ich das Gefühl aus, wieder in der unkontrollierbaren Menge unauffindbar zu sein: im Taxi, im Bus, auf den Rastplaetzen, die isoliert im Dunkeln einer mir nicht bekannten Landschaft haengen, immer ich selbst.
buh -back in kemer - 18.06.03 at 19:30:15
"Das erste, was man übernahm, war natürlich die Haartracht."
buh - 18.06.03 at 19:10:40
Schenk mir lieber einen;)
GüTeE - 17.06.03 at 20:39:21
Mein lieber GueTeE,
wie schreibst du den Chrysler?
Martin Wingerter Dahn - 17.06.03 at 12:44:31
Kreisler
Ziemlich genial der Mann, nur hat das Publikum ihn nie verstanden. War als Jude im Exil (in New York). Hat er nicht auch Opern geschrieben und inszeniert? Guter Dichter, Pianist, Sänger, Komponist, Entertainer, Kabarettist ...
'Taubenschlachten im Park'. Makaber, bizarr und schwarzhumorig. Der satte Bürger mag sowas nicht.
Sänger
im Chor, Sängerinnen: je besser Du singst, desto mehr verschwindet Deine Stimme im Gesamtklang und bestimmt ihn mit, trägt ihn.
Der klassische Opernsänger ist ein Virtuose im Notenlesen. Er spielt eine Rolle im Ensemble und hat minimales Schauspieltalent.
Der Rocksänger und die Rocksängerin sollten sehr individuell singen: schmutzig-manieriert, mit Geräuschanteilen, Kehlkopfschnarren usw. Oft schreibt er seine und sie ihre Texte selbst. Er (oder sie) agiert als eine Art Schauspieler auf der Bühne.
Die Jazzsängerin sollte improvisieren können und ihr Lied sehr eigenartig ausdeuten! Sie ist Teil der Gruppe und keine Solistin. Sie unterhält sich mit den Spielern, evtl. bezieht sie das Publikum ein (eher selten, da sie sich voll auf die Sache, die offene Stegreif-Erfindung, konzentrieren muss.)
Sprache
Vaterlos und ohne Muttersprache bin ich unfähig, mich in der Hochsprache zu unterhalten: irgendwie bin ich immer zu langsam und finde mich nicht in diesem Rhythmus.
Ausdrücken kann ich mich schriftlich und in der Musik.
Odysseus
Hab' ich im Winter 1981/82 gelesen, also im letzten Studienjahr. Kein Auto hatte ich damals und teilte mir in einem Neubau eine Etage mit einer Rentnerin. Der Nachbar stellte in den Garten ein erstes Windrad. Ich war oft zu Besuch in der Nachbar-WG. Einmal wurde in der Küche über Politik diskutiert (der SPD-Vater mit dem potenziell grünen Sohn). Hesse, Mahler-Sinfonien und Heine, der 2001-Verlag, Liedersänger, die klassische Gitarre.
Mit dem Fahrrad fuhr ich durch wunderschöne, leicht hügelige Landschaft zur ländlichen Bahnstation, zu jeder Jahreszeit.
Grundschule
Ein Mitschülerin war schon zwei- oder dreimal sitzen geblieben, viel größer und älter. Von den drei oder vier Jungs meiner Klasse konnte ich am besten lernen und kam auf die Realschule. Zur Grundschule waren es zweieinhalb Kilometer mit dem Fahrrad, auf holprigem Kopfsteinpflaster, Birnbäume am Straßenrand. In der Schule gab es zwei Räume. In einem Raum saßen mindestens zwei Schulklassen, früher sogar noch mehr. Auf dem Schulhof gab es ein Klettergerüst und Turnstangen. Die Mädchen spielten Völkerball gelegentlich und die älteren Jungs Prellball. Zum Weihnachtstheater fuhren wir mit dem Bus nach Bremen und sahen dort den 'Räuber Hotzenplotz', 'Aladin und die Wunderlampe' und vielleicht 'Der gestiefelte Kater'. Vorher Rolltreppe fahren bei Karstadt in der Obernstraße. Schokoplätzchen, Knistertüten, das Licht wird 'ausgeblendet', die Mutter ist mit dabei.
Bei einem Lehrer sangen wir immer zu Beginn ein Lied und bei Schulschluß. Sein Geige gab den Ton an. Später soll er, ein Hugenotte, leicht wunderlich geworden sein.
GüTeE - 17.06.03 at 00:38:26