loop # 173 / loop # 175 | loop Archiv #174 (1.6.-16.6.2003) | www.imloop.de |
spring of loop |
erstmals seit jahren hat er nun wieder dope geraucht. das kratzen war anfangs ungewohnt, er unterdrücke ein husten, wollte er doch seinen kollegen, der schon lange damit prahlt, täglich zu haschen, nicht enttäuschen. mann, das ist so cool, pflegt sein kollege zu sagen, gestern wieder bis 4 uhr, hab echt nur dagesessen und fand alles cool. er reichte den joint zurück. seine lippen waren trocken, er goss sich kaffee ein. und tatsächlich. ein begann zu grinsen. erst spürte er es nur innerlich, komischerweise im bauch, von dort kroch das grinsen die speiseröhre hinauf, zwängte sich um die halskurve und kitzelte seine backenmuskeln. dann brach es völlig heraus. erst verzog sich sein mund, dann drehte er sich um, ließ den kollegen stehen, der gerade im immer gleichen coolen monolog verharrte, lachte laut los, ging auf die straße, und kam nie mehr zurück.
Leonce - 15.06.03 at 21:33:28
War das nicht der Junge, der den Springer über das Schachbrett laufen liess...?
Sasa - 15.06.03 at 21:08:23
mich wuerde im ernst immer noch interessieren, was die saalwette war, als jlo vorbei kam
Goldmund - 15.06.03 at 04:03:21
Der kalte Tod
im Brot
schon wohnt:
verschont niemanden!
Dort liegt die Leiche aufgebahrt
unter dem weißen Leinentuch,
entspannt und glücklich ihr Gesicht,
doch kalt die Haut.
Dann liegt im Sarg der tote Mann
und schwarze Männer tragen ihn,
sie schleppen schweigend ihn auf's Feld
und betten ihn in eine Grube.
GüTeE - 15.06.03 at 02:53:39
verzweifelte suche nach einem geeigneten foto für ne mixcd. google bildsuche: tänzerin. hölle, ist das alles unbrauchbar...
apstrakt west western germany - 14.06.03 at 16:22:39
Eben im Kaufland gelesen: Kleenex Dick & Durstig.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 14.06.03 at 16:07:21
Helga? Zurück?
Lotos in Salzlake - 14.06.03 at 14:47:16
Das Einzige, was ich laubsägetechnisch hingekriegt habe, ist ein Schlüsselbrett: drei Zwerge, bunt angemalt das Holz (nun etwa 40 Jahre alt;)
Lärm ist für Schriftsteller das größte Hindernis, oder? Deshalb schrieb Kafka abends/nachts. Hermann Kesten dagegen schrieb im Café, und Alfred Döblin hörte Musik (Radio) im Hintergrund. Peter Rühmkorff dichtet im Zug, und Wolfgang Koeppen brauchte ein großes Hotel in einer großen Stadt. Heinrich Böll (b)rauchte viele Zigaretten und mehrere Kannen Tee und Kaffee. Thomas Mann nutzte den Morgen und hielt sich die Familie, die Kinder vom Leibe.
Der Sommer, dieser brave Mann,
kommt jedes Jahr zu uns
und zeigt uns, was er alles kann,
vollendet seine Kunst.
Wenn
dein Vogel piept,
das Meerschweinchen quiekt,
scheinst Du besiegt
und bist wahrscheinlich verliebt:
nur in wen?
GüTeE - 14.06.03 at 14:08:59
nudossi ist besser
helga rät - 14.06.03 at 13:13:06
Nutella ist gut für die Zähne.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 14.06.03 at 11:43:48
Sommersonne,
Licht und Wonne,
Wasser in der
Regentonne,
auf der Straße
eine Nonne
find' ich klasse,
in der Masse.
Als Kind in der Großfamilie war ich witzig, in der Schule eher brav und fleißig, dann aufmüpfig ein ZuSpät68erHippieinderWG, schließlich ein Individuum, das trägt die Trauer, seine Unverwechselbarkeit. Nun bin ich sesshaft und fast schon wieder glücklich,
wenn
dein Vogel singt
und Briefe bringt,
der Kompost stinkt,
ein Hase hinkt,
zum Abschied winkt,
der Sommer bringt
Tomaten: toll!
und Kirschen, rot,
Erdbeeren, süß,
und Möhren, Dill -
dies finde ich
ein bißchen schrill.
GüTeE - 13.06.03 at 21:56:07
Und dann häng ich so immer noch in dieser Platte fest, in
dieser Rille, ein Sprung, und den ganzen Tag summ ich
ohne zu vergessen. Den einen so wenig wie den anderen.
Aufhören lernen.
Das Schloss versinkt. Was für eine alberne Metapher finde
ich, aber es liegt nur am Kohleabbau. Wir stehen da und
sehen zu, fünfhundert Jahre lang. Am Schlossteich. Und
dann sagt er sind wir endlich alles los (verdammter
Familienballast) und ich versuche ihm zu glauben.
Lotos - The Same Boy You've Always Known - 13.06.03 at 21:22:56
Ich würde natürlich auch gerne in die Weite sehn. Aber das ist schon wieder so unglaublich schön, das Lied, dass du es aufrecht pfeifen mußt!
Sasa - 13.06.03 at 20:21:47
Tatsächlich, HMHB - ganz großes Kino.
DeadlyMedicine - 13.06.03 at 19:32:31
LoglevelNULL:
- Ey Eggbert, paß mal auf Alter
Was gehtn ab?
- Kleiner Trick. Also ein Euro, ok!
Hm, was? Ein Euro?
- Yo, ein Euro. Kennst Du.
Ja unn?
- Also ein Euro hat wieviel Cent?
Na hundert
- Und wieviel Zwei Cent?
Fuffzich
- Und vieviel Fünf Cent?
Zwanzich
- Und vieviel Zwanzich Cent?
Zwanzich, äh fünf
- Yep
(genervt)
Samma, was solln der Scheiß?
- Fresse, hör halt zu. Und wieviel 10 Cent?
Was?
- Ein Euro!
Ja zehn verdammt. Samma hast Du was anna Waffel?
- Halt mal die Füße still, ok? Also 10 Cent mal 10 Cent
Was?
- N EURO MANN!
Ja, ja, schon gut.
- Also nullkommaeins Euro mal nullkommaeins Euro, oder?
Wieso das denn?
- Na zehn Cent sind nullkommaeins Euro, ok?
Klaro
- Ähm, dann ist doch aber 10 Cent mal 10 Cent das Gleiche wie nullkommaeins Euro mal
nullkommaeins Euro.
Bingo
- Aber nullkommaeins mal nullkommaeins gibt doch nullkommanulleins, also ein Cent.
Ja unn?
- Also wäre nun ein Euro ein Cent!
(Pause)
Hä, wie das denn?
- Na, denk halt mal nach Alter!
(Längere Pause)
Ach, leck mich doch am Arsch.
wch münchen - 13.06.03 at 15:33:41
Chapeaux HMHB!
Dieses Textchen hat mir den Tag gerettetet.
Lloyd sommerliches Niergolzingen - 13.06.03 at 10:16:26
Anruf bei einem Internet-Zahlungssystem
F: "Flashcash Service. Guten Morgen. Mein Name ist Ayse Aslan. Was kann ich für Sie tun?"
H: "Guten Morgen. Hier ist Peter Halbkeks. Ich wollte Ihnen meine neuen Kreditkartendaten geben."
F: "Wie ist Ihre Kundennummer bitte?"
H: "4668792."
F: "OK. Die Masterfrage lautet: "Wo hatten Sie Sex mit Katja?""
H: "Was?"
F: "Wo hatten Sie Sex mit Katja?"
H: "Ähm, Sie veräppeln mich jetzt."
F: (lächelnd) "Nein, die Masterfrage lautet: Wo hatten Sie Sex mit Katja?"
H: "Also, das KÖNNEN Sie nicht ernst meinen. Da steht sicher eine andere Frage. Ich hatte noch nie Sex mit einer Katja."
F: "Das steht hier wirklich."
H: "Gibt’s ja nicht. Das muss ein Hacker geändert haben. So was würde ich nie schreiben."
F: "Das steht hier so."
H: "Hm... Moment... Katja... Ähm. Ist die Antwort "Santorin"?"
F: "Richtig. Bis wann ist Ihre Kreditkarte gültig?"
H: " 06/06."
F: "OK, ich habe das jetzt gespeichert."
H: "Aber das andere vergessen Sie bitte ganz schnell wieder?"
F: "Das andere vergesse ich ganz schnell wieder."
H: "Danke. Tschüß dann und schönes Wochenende."
F: "Danke ebenso. Ciao."
HalfManHalfBiscuit - 13.06.03 at 09:46:38
flussabwärts
Heute kommt mir Salko vor, wie die Schnittmenge der bosnischen Geschichte. Deren größte Lüge immer schon Illusion war. Der Wunsch nach einfacher Wahrheit. Salko winkt ab mit der Hand. Eine schwere Hand. Eine Hand mit Furchen wie im Gesicht der Fischer. Ein Relikt: die vermeintliche Selbstbestimmung als Trugschluss aus missratener Fremdbestimmung.
Ich schreibe eine Liste von Wünschen auf und trage die Wiederholung ein, an erster Stelle. Dann lüge ich die Wünsche zu Wahrheiten um, wie ein anderer zu Geschichten käme. Und schichte mich zurück zum Jungen, der einen Schneebunker gerieben hat und einen Vorrat an Schnebällen aufgetürmt. Damit keine Zeit verloren wird mit bauen, wenn der Feind kommt.
Sasa - 13.06.03 at 01:01:51
im rinnstein
liegt die lust
und röchelt
ausgedörrt
das zungenfleisch
daneben sitzt
der trieb
und röchelt
durstige
kommen immer gleich
hardmate rheinbrohl - 12.06.03 at 22:14:31
Und dann wachten wir auf und sahen die zarten Traumweben der letzten Nacht zwischen Lampe und dem geöffneten Fenster. Vielleicht zwitscherten im Garten Vögel, ich konnte es nur erahnen, so tief war ich noch in den Kissen eingetaucht. Dein Hand nahe an meinem Kopf. Der Arm ein wenig gebeugt, wie schön er war. Wir hatten die Sorgen des Alltags vergessen, wieder für eine Nacht, eine Nacht nur für uns. Selten war es geworden in den Jahren. Nur war ich mir sicher, es waren die Vögel. Du öffnetest die Augen, sahst mich an. Schlaftrunken bewegten sich deine Lippen, was wolltest du mir sagen? Was durfte ich nicht mehr hören, obwohl ich es doch fühlen konnte. Starr wurde dein Blick, bewegungslos dein Gesicht. Dann hörtest du auf zu atmen. Nun erst bemerkte ich die vielen Falten in deinem Gesicht, die verbrauchte Haut, das graue Haar. Wir waren also alt geworden. Als ich dem Tod ins Gesicht sah, da wurde es mir bewusst.
Shoot - 31° - 12.06.03 at 11:31:15
karl der kater
war der vater
von luise,
aber diese
wusste nicht mal,
wer die katze
war von karl
.
.
Kater Karl, mit langer Nase,
war noch längst kein Osterhase:
dazu musste er studieren,
wie man Eier legt ins Nest
vor dem Frühlings-Osterfest.
GüTeE - 10.06.03 at 01:24:52
Eis, Köche mögen es sein, Schreiber nicht. Lass es dir schmecken.
Shoot - atmen durch Rohre - 09.06.03 at 22:28:07
Eis, Köche mögen es sein, Schreiber nicht. Lass es dir schmecken.
Shoot - atmen durch Rohre - 09.06.03 at 22:28:01
"die vergangenheit ist nicht tot. sie ist nicht einmal vergangen."
"ein schreiber hat keine feinde, ausser seinen schlechten texten."
"das würd schon allet."
buh - 09.06.03 at 19:30:36
Blödsinn. Die "Jungen Wilden" sind die coolsten, begabtesten Köche Deutschlands. Ich persönlich gehe zum Beispiel sehr gern ins Seehaus, direkt am Ammersee, gleich hinter Utting. An Silvester kann man da lockervomhocker 200 Euro verfressen. Pro Person. Ohne schlechtes Gewissen.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 09.06.03 at 18:33:04
Die einst "Jungen Wilden" sind heute nur handzahme Streicheltiger. Es ändert sich! Das Leben!
Shoot - an der oberfläche - 09.06.03 at 16:52:17
Betrug (hin und zurück)
Jerry (10) preist einen Fernseher auf dem Flohmarkt an -"ganz neu und prima". Schließlich kommt ein deal weit unter seiner Forderung zustande. Es wurmt ihn, und er berichtet, der Kasten sei nur Schrott und die Fernbedienung ginge nicht. Das sei sein Gegenbetrug.
l.barnes eppendorf - 09.06.03 at 13:56:16
ein eisiger Wind hindurch die Parkwege,
und über'n See-
es ist Sommer, knapp dreissig Grad im Schatten,
schwülwarm,
Leute steigend schwitzend von ihren Fahrrädern,
hier, am See, schleppen sich an einen der Tische
des Cafés und retten sich vor dem Verdursten.
ein eisiger Wind, über'n See und hindurch die Welt,
dreissig Grad im Schatten und mich friert.
(störende Befindlichkeiten)
mone hartman amsee - 09.06.03 at 13:48:24
leben stinkt
so verlinkt
trabt fort
von dort
wo die silben toben
und die menschen logen
wie die Balken brechen
wenn die Nornen lächeln
Du meine Güte, es ist schon wieder Blut in meinem Schuh, ruckedigu !
ALINIA tomorrownevercomes - 08.06.03 at 22:33:17
die jungen autoren,
sie schreiben nicht mehr,
nur noch auf den foren:
die lieben sie sehr!
die junge autorin
hält ihr manuskript
verborgen. sie tippt:
im lotto gewinnt sie!
der alte herr im anzug
schreibt nun sein letztes buch:
das ist für ihn nichts neues,
doch immer ein versuch.
ein schriftsteller im kino sitzt;
anstatt zu schreiben,
um zu bleiben,
isst er in dunkelheit und schwitzt.
der junge autor ist erst zehn,
er kann zwar schon 'ne weile geh'n
und schrieb kalender voll mit acht,
doch alle welt über ihn lacht!
luise schrieb ihr erstes buch
bereits mit fünfzehn jahren,
sie trug damals ein grünes tuch.
herbei zog an den haaren sie
eine geschichte, frei erzählt;
die handelte von hoffnung, liebe,
von glaubenszweifel jener diebe,
die niemand wählt und keiner liebt.
schriftstellerinnen: holde wesen?
so manche mag am text genesen,
die andre wird erst richtig krank,
dann schreibt sie wieder: gott sei dank!
schriftstellerfrauen ham's nicht gut;
selbst wenn sie ziert ein modisch' hut,
ist der des mannes angesehen
und sie darf gehen.
die dichterinnen darf es geben:
das lehrt doch schon geschichte,
und manche frau aus ihrem leben
mehr macht als nur gerichte.
beschreibt und phantasiert sehr frei,
auch männer lesen's gerne,
doch halten sie sich ferne:
ihnen behagt das alles nicht,
weshalb sie schreiben ein gedicht,
das ausdrückt ihren schrei nach liebe,
den sie schon kannten in der wiege.
GüTeE - 07.06.03 at 23:30:03
Der Loop ist ein gefräßiges Tier,
verlangt nach mehr;
er wartet, lauert und schlägt dann zu,
braucht Nahrung jetzt!
Wir füttern ihn, so gut es geht,
mit Buchstaben;
die schütteln wir so lange, bis
es Sinn ergibt.
Geschichten frißt das Tier am liebsten,
nur die sind rar!
Meistens begnügt es sich mit Abfällen:
zerstreute Reste vom Tage
erfreuen den Leser.
Der Loop ist zickig und unberechenbar:
das macht ihn interessant;
ansonsten ist er wunderbar,
auch langweilig zuweilen.
Ich wünsch' ihn mir noch viel direkter,
lebendiger und fördernd.
Kritische Leser wünsch' ich mir,
die das Maul aufreißen.
Nicht so viel Mißgunst und Tadel,
sondern ehrliche Fragen.
Der Loop ist kein Buch, kein fester Klotz,
nein: lebendig.
Es lebt der Loop, dies treue Tier
und kotzt gelegentlich.
Gehobelt wird, es fallen Späne;
es wächst ein Text,
die Saat geht auf so oder so:
wir ernten
und bauen, hämmern, nageln fest,
erfinden neu,
wir planen, kritzeln und sinieren,
mancher schläft ein
vergißt das Tier zu füttern mit
Ideen.
Fast starb es uns, dann war's lebendig,
noch ist es, finde ich, nicht alt.
Ausgereizt ist die Idee
'Abfall für Alle'
nicht.
Nur wenig lukrativ für Profis
und gar nicht anerkannt.
'Respekt!' ihr Rotznasen und Literaturgralshüter:
eine neue Form wird einmal alt
und stirbt.
Fernsehen ist flüchtig, der Ton im Radio
verklingt.
Der Satz im Buch wird neu bewertet,
neu verstanden - oder nicht,
zerstreut überlesen.
Tausende Bücher mit millionen Seiten
warten in den kühlen Kellern
der Weltbibliotheken,
warten, dass Du kommst
und sie entdeckst.
Hundert Autoren schreiben milliarden Wörter
in zehn verschiedenen Sprachen,
und keiner versteht sie zu lesen.
Wir lernen lesen und schreiben in der Schule,
dann geht's in den Beruf.
Bücher lesen, Horizont erweitern, Buchmarkt:
jeder darf kaufen und den Schreiber damit unterstützen.
Verlage vermarkten den Geist,
der weht wo er will.
Zeitungen: das tägliche Futter;
small talk, Klatsch und Diskussion,
Vortrag, Predigt, Schulstunde,
die Vorlesung im Hörsaal,
der Kommentar im Radio,
Bericht, Erörterung und Feature,
Stellungnahme, Leserbrief;
die SMS, der Brief, die Mail,
die Unterredung, das Gespräch,
der Plausch, der Tausch von Nachrichten,
die Weitergabe der News,
das Interview, die Talkshow,
die Tageschau, Essay, Theater,
Zeitschriften und Kinofilm,
Stammtischgelaber und Tresengerücht,
das Verarbeiten und Verwursten
der Tages-news:
Schlagzeile, Bild und Überschrift,
Geschrei und Lüge, Wahrheit,
die Rede vor dem Parlament,
Zitat aus dem Pamphlet,
Kommunikation
mit Gott, dem Allmächtigen.
GüTeE - 06.06.03 at 22:10:06
es ist die DoppelRichtung, aus dem Dunkel-
so empfindet's die ... 'Seele'..., jetzt.
dem Geist fehlt eine Hebamme, vielleicht:
krümmt sich allein in der Nacht,
wirft unter Schmerzen in die Welt seine Freaks.
zerrissene Schnüre. und Nabel. Welt.
auch das Herz will zerreissen,
so dunkel die Nacht und keine Kreatur-
mone hartman - 06.06.03 at 11:20:08
Glückwunsch an alle Schulabgänger.
Zweitens: Manchmal können Nachrichten nicht stimmen, und dann tun sie es doch. Zwölf Zeilen in der Zeitung. Christoph Schlingensief wird im kommenden Jahr auf Einladung Wolfgang Wagners den "Parsifal" inszenieren. Kann nicht sein, aber wird wohl.
off. - Der diskrete Charme der Bourgeoisie - 06.06.03 at 10:31:21
Theresa
Ich erkannte Theresa meist von Weitem an rotem Haar und manchmal an ihren
Sachen. So ein rotkarrierter Burberrymustermantel, zum Beispiel. Oder eine
weisse Eskimomuetze mit Fellimitatskorona. Oder ein 5? Minifaltenrock mit
Sicherheitsnadeln. Halt Dinge, die von Weitem sehr gut sichtbar waren, und
dann waren da noch die langen Haare, die man nicht uebersehen konnte.
Natuerlich hatte sie eine fucked-up mom, die ihr Koks per Post aus San
Francisco schickte. Was sie denn davon halte, von so einer Mutti, frage ich. My
mom and I are best friends. Einmal war sie mit einem aelteren Herrn aus der
Plattenladenindustrie zusammen. Die hatten ausser Musik nichts gemein, aber
da war ja Indierock. He knew he was a pervert, he was into little girls. Spaeter
habe ich sie nach ihrer Nummer gefragt. Schliesslich kam sie und holte mich
ab in ihrem sedan, aufn Kaffee, und wir sassen nur auf ihrer Veranda und
tranken Bud light und redeten ueber Musik, die ich nicht kannte und Koks, das
ich unbedingt wollte. Sie schaute mir nie in die Augen, liess den goldroten
Scheitel ins Gesicht fallen, verbrannte sich manchmal Haarspitzen beim
Zigarettenanzuenden.
Mina
Ich kannte da ein Maedchen, pass auf, die hatte immer eine Frisur. Wie Pulp
Fictions Mia Wallace. Vier Jahre lang schwarz gefaerbt, die banks
kurzgeschnitten, erfuhr ich erst letztens von der falschen Farbe. Wir lagen auf
dem Bett und haben uns zur Uebung gekuesst. Ihr weisse Haut stand den
schwarzen Haaren so gut. Und gross und rund war sie: wie ein Pornostar aus
den 50ern. Sie wohnte mal in Berlin im Plattenbau und bestimmt mag sie
Ladytron. Von allen habe ich vielleicht die laengste Zeit an sie gedacht.
TAR NYC - 06.06.03 at 06:37:04
am dreizehnten ist schluss,
du nuss
am zwölften gab ich dir
'nen kuss
am elften trank ich bier -
na hier!
am zehnten fuhr ich weg
auf's land
am neunten war ich geck
an bord
am achten kaufte ich
'nen ford
am siebten tag ich frag'
marie,
ob sie am sechsten war
verreist
oder am fünften gar
nicht da
am vierten tag mag er
sie seh'n
am dritten war sie wun-
derschön
der zweite tag, ich sag
es jetzt,
war wie der erste fest
vernetzt
doch vor dem ersten tag
mag es
wohl alles anders sein:
so rein,
so fein gewebt der text,
unscharf
vor jenem ersten tag
die nacht,
da alles schlief im mief;
er lacht
über den niemandstag:
vorbei
noch eh er war, ist er
vorher
ist früher noch und un-
gebor'n
verlor'n, verloren, ganz
hinweg
ist quasi dieser tag
ein leck
der tag ist eine run-
de null
ein nichts, noch vor dem An-
fang hier
vielleicht ein gott sitzt in
der zahl
und feiert heute a-
bendmahl
mit alten göttern aus
olymp
und sie beschließen, dass
die eins
soll sein der tagbeginn,
der start:
da fängt das leben an,
hau ran!
und als er kam zur drei,
zur zehn,
zur dreizehn gar, war schluss,
du nuss
der teufel nämlich hat
das g'wollt
GüTeE - 06.06.03 at 00:38:18
Roman Bucheli's paradoxe poetische Unschärferelation: 'Manches verstehen wir nur und so lange, wie wir es nicht vollends verstehen' (NZZ) wird wohl wahr sein (vielleicht könnte man das erst 'verstehen' durch 'mögen' ersetzen.)
Robert Walser: «Ich halte gegenüber Büchern sowohl wie Menschen ein lückenloses Verstehen eher für ein wenig uninteressant als erspriesslich.»
GüTeE - 05.06.03 at 21:50:04
Fast achthundertmal ist er aus einem Flugzeug gesprungen. Neu ist nur, dass der Fallschirm nicht aufging. Trotzdem schade.
Martin Wingerter Pfalz - 05.06.03 at 19:05:13
Oh ja, das kommt mitunter vor.
Lotos - 05.06.03 at 18:25:58
Eines Tages gehen wir in die Universität - wachen auf - und stellen fest, dass Jürgen W. Möllemann aus einem Flugzeug gesprungen ist.
RockdenLiterat - 05.06.03 at 18:20:31
Wer schon?
Fruchtzwergemütter selbstverständlich.
Martin Wingerter Sommerpfalz - 05.06.03 at 18:14:25
Genau. Und wer erfindet Sätze wie: "..und Nutella ist gut für die Seele."?
*
Eiseisbaby München, Bayern - 05.06.03 at 11:42:32
Und ich wundere mich dauernd, wer bloß an diesen SMS Chats teilnimmt. Eine SMS für 1,99 Euro? Krank.
The Crab - 05.06.03 at 08:16:39
Was anderes: kennt ihr diesen Sender, wo tagein, tagaus ein sprechender Toast moderiert? Wer schaut sich sowas an? Wer denkt sich sowas aus?
*
Eiseisbaby München, Bayern - 04.06.03 at 23:23:30
Voix
Heute seine Musik gekauft. In dem Moment hab ich mich verliebt, als er
damit aufhörte. Vielleicht einen kleinen Moment davor. Vermeidung
nennt Ginster das und findet, ich sei zu alt für sowas: Erwachsen
werden. (Und ausserdem noch die Surfer und Snowboarder aufgeben.)
Bei offenem Visier hat er gesagt, auf Augenhöhe. Jetzt ist er fort.
Gescheitert glaubt er. Gescheitert?
Wie er schlief, wenn ich ging, wie er grinste über den verhuschten
Schreck, wenn er noch da war, als ich wieder kam, von der Flucht. Die
Milch war angebrannt und die Zeitung zerlesen, und er blieb noch eine
Nacht. Hat mich überrumpelt, ausgelacht und geküsst. Nach Monaten
schlief ich in seinem Arm. Ich sei wie er, er wie ich, ich hatte meine
Zweifel.
Jahrelang hat er gewartet, dass du bleibst sagt Ginster, lang genug,
und hat sich an deine Spielregeln gehalten. Ich wippe mit dem Kopf zu
seiner Musik. Meine Musik. Ohne Heulen fast.
Lotos , I don't say anything doesn't mean I don't like you, moldy peaches - 04.06.03 at 22:39:10
und nachTmittags die Gü-Tee-Stunde
im Gü-Teer-Zug, in trauter Runde,
(Baby serviert den Tee mit Eis,
die Lady trinkt ihn gerne heiß.)
GüTeE - 04.06.03 at 22:35:48
Bald auch hier, gleicher Ort, gleiche Zeit:
Boulevard Gütee (mit prominenten Gästen aus Film und Fernsehen)
Gütee's Kochstudio (natürlich auch mit prominenten Gästen aus Film und Fernsehen)
Bei aller Gütee (Stammtischgespräche mit vollkommen unprominenten Gästen wie du & ich)
Ach du meine Gütee (Kabarett)
*
Eiseisbaby München, Bayern - 04.06.03 at 18:47:06
Das Leben ist schoen und gleich werde ich es umarmen
Ami de Goethe Bad Honnef am Rhein - 04.06.03 at 15:58:45
"Und dann war da noch der Citroën 2CV, den ich eines Tages in einer leeren Straße meiner Heimatstadt geparkt sah, bei dem karyatidengeschmückten Portikus der Hermitage. Er sah wie ein zarter, doch selbstgenügsamer Schmetterling aus mit seinen zusammengefalteten Flügeln aus Wellblech: wie es die Flugzeughangars des Zweiten Weltkriegs waren und die französischen Polizeitransporter immer noch sind.
Ich betrachtete ihn ohne jedes Eigeninteresse. Ich war damals gerade zwanzig, und weder fuhr ich Auto, noch hatte ich den Ehrgeiz, es zu tun. Um in jenen Tagen in Rußland sein eigenes Auto zu besitzen, mußte man wirklicher Abschaum sein oder das Kind eines solchen Abschaums: ein Parteigenosse, ein Akademiker, ein berühmter Athlet. Doch auch dann wäre dein Auto nur Produkt lokaler Fabrikation gewesen, trotz all seiner gestohlenen Blaupausen und des abgeguckten Know-hows.
Das Gefährt stand da, leicht und wehrlos und völlig der Bedrohung ermangelnd, die normalerweise mit Automobilen verbunden ist. Es sah aus, als könne es eher von einem Menschen verletzt werden als umgekehrt. Ich habe niemals ein Metallprodukt gesehen, da so unemphatisch war. Es wirkte menschlicher als manche der Passanten, und in seiner atemberaubenden Einfachheit ähnelte es irgendwie jenen Cornedbeef-Dosen des Zweiten Weltkriegs, die immer noch auf meinem Fenstersims standen. Es hatte keine Geheimnisse. Ich wollte einsteigen und auf und davon fahren - nicht weil ich emigrieren wollte, sondern weil das Einsteigen so gewesen sein mußte, als ziehe man ein Jackett an - nein, einen Regenmantel - und begebe sich auf einen Spaziergang. Allein schon seine seitlichen Fensterklappen sahen nach einem kurzsichtigen, bebrillten Mann mit hochgeschlagenem Kragen aus. Wenn ich mich richtig erinnere, dann war, was ich beim Anblick dieses Autos empfand, das Glück."
(Joseph Brodsky spricht mir aus der Seele:)
buh - 04.06.03 at 06:23:17
"Maenner dafür praesenter." (Amanda Kiu)
buh - 04.06.03 at 06:19:06
Hui,
da hat sie's ihm aber gegeben,
doch Ludwig, Karl kann damit leben!
Ist er auch von der sanften Sorte,
(kein Matcho: Frauenheld!)
schmeißt sie die Torte
ihm vor die Pforte,
die reißt er auf:
sie schmeckt;)
.
Laut war er ja schon früher
als Sänger einer Band,
steht zwischen den Kulturen,
ist krank und süchtig nach...,
glaubt nicht an Gott und Teufel.
Er lebt ein freies Leben:
was für ein Job ist das?
Er wäre doch gern Sänger,
und Dichter, Texter, Autor,
ist es sogar, jedenfalls hier!
Nein, aber das zählt noch nicht.
Er könnte wohl auch keinen
Roman, ich meine: ernsthaft, schreiben.
Doch les' ich seine Sachen gern,
weil die sind echt
und aus dem Leben gegriffen,
nicht immer schön, das geb' ich zu,
doch ehrlich und ausdrucksstark,
kräftig in den Farben.
GüTeE - 04.06.03 at 00:07:08
"Frauen sind meist perfekter" (Mousli Bouhrov)
buh - 02.06.03 at 16:01:22
Freundschaft: schwierig genug! Was aber Liebe ist: ich weiß es nicht. (Das Vertrauen ist weg, ich bin traurig.)
Und wieder finde ich mich einsam unter Menschen. Höre den Dialekt und verstehe rein gar nichts! Die Leute lachen, doch nein: sie verstehen nicht. Sie verstehen diesen Menschen nicht! Der singt und spielt. Und nervt, ist ironisch, witzig.
Das war der Gipfel: wir waren fröhlich und ausgelassen! Schwarzafrikaner bedienten uns. Wir tranken und aßen, knabberten Nüsse und saßen auf der Straße. Dunkel die Nacht, Sekt und Colade. Mit dem Auto durch die Großstadt.
Suche Schlaf und finde Träume. Die beunruhigen. Was ist das Leben? Ein kleiner Unfall auf der Autobahn! Mit 120 km/h gegen die Leitplanke, nichts weiter. Man lebt. Und erträgt den Schmerz, betäubt ihn. Man erwartet das Glück. Ich erwarte das Glück und lasse mir kein X für ein U vormachen.
Plötzlich wieder einsam unter fremden Menschen. Mit Freunden dann: ich schweige, ich habe keine Stimme, ich erzähle nichts, ich kann nichts erzählen. Ich frage nicht: mir fallen keine Fragen ein. Ich kenne meine Mutter nicht, sie erzählt mir nichts. Ich kenne meinen Vater nicht: er ist längst tot. Meinen Geschwistern habe ich (und sie haben mir) nichts zu sagen.
Das ist übertrieben, ich weiß. Dann gibt es Tage, wo ich allen alles sage und mich gut unterhalte.
Schwierige Freundschaft: wir sind zu verschieden, wir mögen uns. Respekt! Ich rebelliere, nur: ich lebe nicht. Bin abgeschrieben, war nie vorgesehen, nicht eingeplant. Dann wurde es geliebt, das Kind. Es schweigen still die Kleinen. Stimmen bei Tisch: Ping Pong, Ideentausch, Witz, geistreich, ein Rhythmus. Ich komme nicht mit, spiele nicht mit. Ich spiele zwar, doch nicht für Euch, nur noch für den da oben. Das ist traurig, unmenschlich. Meine Trauer ist ein einziger Witz, der bald seinen 36. Geburtstag feiert!
Wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Ich stehe draußen vor der Tür. Der Alte sitzt draußen neben der Tür.
Ein Spiel ist die Sprache. Ach, ihr klugen Köpfe, ihr wißt ja nicht... Die Sprache verloren, die Mutter. Und längst den Vater. Und das Land, die Geschichte. Geblieben ist ein ramponiertes Selbst, eine Ruine. Das Haus begrub unschuldige Menschen. Und die Mörder leben noch? Und ich bin, der ich bin.
Heilig, heilig die Hoffnung! Selig, die darnieder liegen und nicht verzweifeln. Selig die Sanftmütigen, die den Frieden bringen und die Freude. Die Erlösten uns trösten. Frei der Mensch, gut und böse: offen darf er hoffen.
GüTeE - 02.06.03 at 12:11:24
Ulex Europaeus sieben oder so
Der Nachbar, zertifizierter Verschwörungstheoretiker hält mich für
gefährlich. Vorsicht sei geboten raunt er zu Ginster und die lächelt
freundlich. Im Moment besonders, denn alle können sehen wohin die
Reise geht. Völlig verrückt raunt der Nachbar, er kenne sich da aus, die
Zeichen seien offensichtlich, das mit mir sei sonnenklar.
Über den Tisch, sehr günstig wirklich, ein echter Freundschaftspreis, er
zieht und zieht, Schnäppchen, klar, aber so blöd sind wir nicht, auch
wenn manch einer das denkt. Ginster hat mengenweise Fakten und
sogar eine Kalkulation mit schwarzen Zahlen. Denkste, Arschloch.
Der braucht auch Geld der Nachbar, denn Berühmtsein macht nicht ewig
satt, und gerade kommt nix nach, die Krise, wie man weiss, lässt keinen
ungeschoren. Also kein kurz nach Toronto, kleiner Vortrag, Hotelzimmer,
ach wisst ihr, die sind ja gleich überall auf dieser Welt, Polaroids,
Sonnenuntergang durch das dumpfe Glas eines nicht zu öffnenden
Fensters. Sonne geht unter hinter Hafen. Für mehr war keine Zeit.
Gegen Bares natürlich.
Lotos - sechseinhalb Kilometer in der Stunde - 01.06.03 at 23:14:17
Manchmal riecht die eigene Stadt nach einer anderen, die U2 für einen
Augenblick nach Metro, wenn man morgens rauskommt aus der bleichen
Bar die Sommerluft wie Palma, links hinter dem königlichen Hafen wo die
englischen Matrosen wohnen. Ich hab den Schlüssel noch, das Boot ist
längst vekauft und zurück am IJsselmeer, mir ist nix übrig als sechs
Worte spanisch und die Marktfrau, die weiss, dass ich Tüte voll mit
Kapern möchte. Die grossen.
Ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Bitte.
Merkst Du nichts fragt Ginster, nichts merk ich, du merkst das nicht
mehr, ich merk nichts sag ich, das ist ein Irrtum. Nicht mehr meine Stadt,
mit einem Bein bereits davon und dann, kurz mal wenn sie anders riecht
als sonst, vielleicht ein bisschen noch. Nach Fisch zum Beispiel oder
Kiefernzapfen.
Lotos - kater im hotel 3 - 01.06.03 at 02:06:05