loop # 162 / loop # 164 | loop Archiv #163 (9.1.-16.1.2003) | www.imloop.de |
winter of loop |
na gut, herr wingerter mag recht haben (könnte sich nicht wenigstens EIN unparteiischer
dazu äußern, der die neue rs beherrscht?) dann hab' ich's halt immer falsch
gemacht, aber niemand von EUCH hat es beanstandet
hat herr wingerter denn auch mal was geschrieben? bis # 157 finde ich nichts,
nur kurze kommentare
sasa: also doch 'martins gans', 'marios buchladen' oder 'sasas maulesel' / liebe
grüße
GüTeE - 16.01.03 at 23:17:18
Ja, so war das, Eiseis, lang ists her, und man musste schon ganz schön aufpassen, in diesem loop. Merzi. Dein M.
mb rz - 16.01.03 at 20:46:41
hawk just like this - 16.01.03 at 20:41:24
Regenbogenfarben leuchten
Süß geträumt im Augenblick
Als wenn wir nur die Träume bräuchten
Um zu erlangen ewiges Glück.
hardmate rheinbrohl - 16.01.03 at 18:26:52
Nach nun zwei Wochen die Erkenntnis:
Paris ist nicht real - es existiert nur in unseren Koepfen.
RockdenLiterat in Neuilly / Paris - 16.01.03 at 16:45:13
Meinst du meinen Text oder GüTeEs Lektorat, Martin Wingerter?
Sasa - 16.01.03 at 15:41:07
Der EiseisKanon des Loop
Phantome der Wut morgens, Phantome einer Liebe den Tag über, Phantome, die du vergessen kannst, nachts. Vor dem Fenster Trompetenbäume und am kahlen Berg der Drillingsschornstein des Zementwerks. Ein Schlaf auf dem Rost, am Morgen betäubende Müdigkeit. Gras im Kopf, Bier und den dünnen roten Landwein der Nachbarn, ging in der Löwensonne die Post ab. Über die Schotterhalde, vorbei an den Marokkanern, die auf ihren versifften Matratzen dösten wie Tanzbären, nachdem sie vormittags, bis die Hitze auch ihnen zu viel wurde, an den Kreuzungen des Industriegürtels rund um die Vorstadt standen, während der Rotphasen der Ampeln die Windschutzscheiben der wartenden Wagen abzuwischen mit zerfledderten Schwämmen an Stielen, die hereinstanken durchs heruntergekurbelte Seitenfenster. Käptn, oh mein Käptn, ich hatte Fledermäuse beobachtet, die besser aussahen und obendrein die Balance halten konnten. Sie schossen abends dicht über den Kies der Auffahrt zur Ruine. Seit die Entführer mehr Lösegeld für den Sohn verlangt hatten, als die Familie aufbringen konnte, war der Gutshof verlassen, aber die Trompetenbäume im Garten blühten, die Marokkaner sammelten die Kelche ab, um sie an der Landstraße zu verkaufen.
Mirko Bonné junkets 03-10-99
*
Eiseisbaby München, Bayern - 16.01.03 at 15:16:07
He! Sag nichts gegen den Eggebeker Boten!
*
Eiseisbaby München, Bayern - 16.01.03 at 14:39:30
Lektor? Ich fürchte, das reicht nicht mal für den Eggebeker Boten.
Martin Wingerter - 16.01.03 at 13:01:15
= neue Rechtschreibung???
Martinsgans (gibt's nich' sowas?)
GüTeE - 16.01.03 at 11:21:58
Martin's Oma? Quatsch.
Martins Oma.
Martin Wingerter - 16.01.03 at 06:10:17
die häuser verlassen,
im haus sind gespenster
am haus die fenster
stehen offen
und herein
strömt regen
die bewohner sind fort
sie nahmen alles mit:
die möbel, den teppich,
tische und stühle,
die betten, das handtuch
nun weht der wind
durch die zimmer
und das haus
schlägt mit fensterflügeln:
noch kann es nicht fliegen
aber bald
nehme ich mein haus
auf die schulter
und reise als schnecke,
als blinder passagier
auf den schiffen der flüsse und meere
kriech' über's land
durch europa
und flieg' mit raketen zum mond,
umkreise den erdball
und lande in asien,
australien, amerika, afrika
hab' alles dabei:
rasierer, tischtuch,
hocker und feder,
schreibheft und schrank,
ein dach über'm kopf
so lad' ich mir gäste
und koche gerichte
nach neuen rezepten;
ich lerne die sprachen
verstehen und sprechen
ich höre musik
und arbeite ständig
und schlafe.
ich kaufe gemüse und früchte,
ich geh' auf den markt
und in die concert hall
nein, ich habe niemanden umgebracht
und bin doch voller schuld
und schwer beladen mit erinnerungen:
eingewickelt und verpackt in kisten,
verstaut, verstaubt in den kammern, im keller
wieder oben siehst du heller:
aus dem fenster
ziehen nachtgespenster,
verfliegen, verschwinden als fata morgana:
als hätte es sie nie gegeben
GüTeE - 16.01.03 at 01:46:37
Danke GüTeE!
Das mit Waage ohne Artikel war schon irgendwie absicht. Der Rest nicht;)
Sasa - 16.01.03 at 01:25:42
übertont klingt schön, wenn es auch übertönt heißen sollte
, rechts und links beladen wie eine Waage, und der Andere ...
Martin's Oma
(weg)geklaut reicht, oder weggenommen/mitgenommen
Dein Freund, der Lektor;)
Herzliche Grüße
Günter
GüTeE - 16.01.03 at 00:53:39
clown dood? nee: download
GüTeE - 16.01.03 at 00:44:04
flussabwärts
- Entschuldigung, wissen Sie wie man am besten zum Bahnhof kommt, von hier aus?
Ihre Antwort wird vom Bremsgeräusch eines Sattelschleppers übertont. Und schon gehen sie beide weiter und voneinander auseinander.
Als wäre niemals-
Als hätte es kein-
Und jetzt läuft sie Richtung Bahnhof mit Handelshof-Tüten rechts und links beladen, wie Waage und der andere setzt seinen Weg nach Norden fort. Er sucht Rat, einer, der endlich weg will hier. Man selbst steht in der Mitte, das Fahrrad an ein Stopschild gelehnt und pumpt den Reifen auf mit Eisnadeln.
Letzte Woche schenkte ich Martins Oma eine uralte Garbage-CD, die ich bei einer sogenannten Studentenparty weggeklaut hatte. Die Omas ist so um die 160 Jahre alt und als ich vorhin bei ihr klingle, höre ich schon was durch die Tür. Und muss natürlich krass subjektiv Glück empfinden.
Sasa - 14.01.03 at 20:15:07
Die Chinesen, die hier leben, müssen natürlich mit den Früchten vorlieb nehmen, die im Angebot sind, aber die Auslandschinesen, zum Beispiel aus Kanada, sind da angeblich ganz anderes gewöhnt, hab ich gehört. Mitte der Woche gäbe es da eine Möglichkeit, nähere Informationen einzuholen. Fräulein Bolles Abschied überschneitet sich aber mit dem Gesprächstermin, irgendwie.
Fräulein Bolle selbst hat geweissagt bekommen, dass ihr zukünftiger Mann aus einem fernen Land kommt. Sie solle ihn dann unbedingt heiraten, ihre nächste Chance gäb's erst mit 45. Auch solle sie nicht mehr als drei Stunden am Stück schwimmen, weil sie leicht Krämpfe in den Füßen bekomme. Wenn sie noch nicht abgesoffen ist, wird sie übrigens eines Tages für die Regierung arbeiten.
Fräulein Bolles Brüste sind etwas größer als meine, vielleicht sollte ich sie am Donnerstag dem Kanadachinesen vorstellen, sie könnten dann gleich heiraten, bevor sie abreist. Aber ihr englisch ist so schlecht. Yes wird sie aber wohl sagen können.
The Crab - 14.01.03 at 04:00:14
O danke, Deadly! Ich kenne die 'Chinesenproblematik' aus ureigenster (naja, so eigen auch wieder nich') Erfahrung, deshalb möchte ich mich nicht dazu äußern;)
Bireli Lagrene? Große Klasse war der schon mit dreizehn Jahren, Zigeuner.
:
Warum bin ich hier?
Reiner Zufall oder göttliche Vorsehung! Ich könnte ja schon tot sein wie mein Cousin, mein Vater oder ein Freund. Hätte es meinen Vater im zweiten Weltkrieg gleich hundert Prozent erwischt, statt dreimal schwer getroffen zu werden, gäbe es nur meinen ältesten Bruder.
Der Lehrer empfahl mich für die Realschule. Hätte ich auf's Gymnasium gehen können? Ich wusste nicht, dass sowas existierte! Die Fahrverbindungen wären sehr schlecht gewesen. Aber soo gut ich war wohl auch nicht in der Schule, obwohl mir die 'geistige Arbeit' zusagte (die körperliche kannte ich zur Genüge!)
Die Hippies und meine Liebe zur Musik bewahrten mich vor einer langweiligen Büroexistenz. Die Suche nach Arbeit trieb mich in die Stadt: ich war sechzehn Jahre alt. Der Zufall oder meine Dummheit wollte, dass ich nicht sterbe in der Stadteinsamkeit.
Es dauerte lange, bis ich wusste, was ich wollte. Es war ein langer Prozess mit schmerzhaften Erfahrungen.
Es dauerte sehr lange, bis ich wußte: ja, du willst ein Kind! Nun ist das Kind nicht mein Kind, aber okay.
Es hätte ja die Frisöse sein können (ein Traum, immer noch mein Engel) - aber nein, warum wollte ich auch so hoch hinaus (sie war begehrt.) Vielleicht hätte I. wirklich ganz gut zu mir gepasst? Nur war sie damals leicht hysterisch (durchgedreht war ich auch zuweilen) und schön war sie nicht.
Es hätte alles anders kommen können und kann es jeden Tag auf's Neue.
GüTeE - 14.01.03 at 00:01:29
Also, GüTeE:
1. Road Song
2. A day in the live (Beatles-Cover, mutig!)
3. Bumpin' on sunset
Und Bireli Lagrene - kenne ich nicht. Gut?
Was sagst Du denn eigentlich zu der Chinesen-Problematik?
DeadlyMedicine Bielefeld - 13.01.03 at 23:16:12
Deadly, da Du gerade hier bist: nenn' mir noch mal (etwa) 3 deiner liebsten Wes Montgomery-Aufnahmen. Danke!
Kennst Du Bireli Lagrene: A Foggy Day?
(nice to meet you in the bathroom;)
GüTeE - 13.01.03 at 22:44:41
Steht der Chinese als solcher, also so pauschal, eigentlich generell eher auf große Brüste? Wie man so hört, haben Chinesinnen ja eher kleine Brüste. Und man will ja immer das, was man gerade NICHT bekommt, so als Mann, pauschal.
Gehe ich also recht in der Annahme, daß Chinesinnen tricksen? So mit Küchen-Krepp im Push-Up? Oder subtiler, mit vor der Brust zusammengeknotetem Pulli?
Dann liegt - im Schulterschluss, sozusagen - natürlich die Vermutung nahe, daß auch die männlichen Chinesen tricksen...müssen. Nochmaliger Griff in die muffige Schublade mit den Vorurteilen:
Socken in der Unterhose.
DeadlyMedicine Bielefeld - 13.01.03 at 22:10:34
Ach und Crabbie, was denn für Tricks?
Lotos - 13.01.03 at 16:25:13
Frau Montez (eigentlich ja noch Fräulein Montez) bekommt
schon eine Spitzmäusegesicht. Hungern, hat sie mir heute
erklärt, nach dem sie neben dem Stuhl auf den Fussboden
gekracht war, hungern sei viel geiler als dieses blöde LSD
(billiger auch). Sie unterhält mich tatsächlich prächtig mit
ihren Halluzinationen. Mit Halluzinationen kenne ich mich
inzwischen gut aus, biete im rechten Moment den Arm zur
Stütze, und meist klappt es dann auch mit dem Hinsetzen.
Ausser heute halt. Wenn sie mir dann erzählt, sie schildert
sehr detailert, höre ich genau zu, und verwende einige der
Motive für meine Hinterglasmalerei.
Ob denn das gut wäre, in ihren Zustand, hab ich sie gefragt,
und schon brummte das Telefon auf dem Resopaltisch wie
eine lebensmüde Stubenfliege. Der Chemieerbe wünschte
viel Spass beim Hochzeitsshopping. Den hatten wir dann
auch. Ich habe ein tolles Kleid gefunden, von All about Eve,
mit einer pinkfarbenen Schleife über dem Arsch.
Das ist wirklich ganz rührend von Euch, wie Ihr mir zuhört.
Ich hab ja sonst keinen. Und wenn Montez jetzt heiratet, ach
ich mag gar nich daran denken. Die beiden haben mich
gefragt, ob ich mit ihnen in die Flitterwochen fahre. Ins Les
Bains, das mag ich ja so. Natürlich habe ich abgelehnt,
aber ich werde sie sicherlich besuchen, denn ich werde ja
wie immer den März in Padua verbringen. Die Überreste
meines zweitliebsten Heiligen besuchen, um ihm ein
stattliches Sümmchen zu spendieren. Er hat mir sogar
schon mal meinen geklauten Karmann Ghia
zurückgebracht, aber das ist eine andere Geschichte, und
die soll auch ein andermal erzählt werden, oder wie das
heisst.
Keine Angst M. Eis, wir haben alles im Griff. Und
Scheidungen sind ja unproblematisch heutzutage.
Küsschen nach Munique.
Lotos - Smallvieille - 13.01.03 at 16:22:58
Na, Lotosliebe. Gib nur schön auf dich acht. Klingt gefährlich nach Toni Buddenbrook.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 13.01.03 at 11:28:56
Oder vielleicht doch nach chinesisch Kanada auswandern und kahlköpfigen Männern mit dicken, lächelnden Lippen und Mandelaugen auf den neuesten Stand deutscher Kultur bringen. Da wird dann täglich mindestens ein Glas Rotwein getrunken, dann klappts auch mit dem englisch besser. Wir sind kosmopolitisch und reden über die effektivste Helmform seit WW2 und über große Brüste. Hab ich leider nicht, macht aber nichts. Ich bin nämlich schlauer und kenn ein paar gute Tricks.
The Crab HK - 13.01.03 at 03:54:57
zurück aus dem motorhorst-exil.
apstrakt bochum - 12.01.03 at 22:18:57
Es ist schön, dass du da bist Frau Montez.
Es hallt nämlich hier so unheimlich.
Jean Daville, Des Fossés, D'Avenat.
So kurz vor dem sogenannten End.
Steht das gequälte And.
Und dazwischen.
Konserviert
man bloß
noch.
LöP.
Sasa - 12.01.03 at 20:06:59
Ach, und wenn wir schon dabei sind, besser einen
Chemieerben heiraten, als auf einen Spinner warten, der
sich in einer Davoser Berghütte einschneien lässt. Da
muss sich Frau Montez gar nicht rechtfertigen, auch wenn
es ein klitzekleines bisschen nicht zu dem Leben passt,
das zu führen sie gepflegt hatte. Ihr wisst schon,
Friedensbewegung und der ganze Frühachzigerkäse. Naja,
schliesslich ist er kein Chemiewaffenerbe. Aber vielleicht
interessiert Euch das ja auch alles gar nicht.
Und was den Spinner in der Berghütte angeht, der soll um
Gotteswillen auf die Schneebretter achten. Bitte immer mit
Piepser und Airbag, ja? Nicht, dass ihm was zustösst.
Lotos - Im Nachtrag - 12.01.03 at 19:17:56
Das mit dem Schreiben war dann doch nichts, ich mach
jetzt Hinterglasmalerei, solltet Ihr auch mal probieren. Das
entspannt mich wirklich sehr, und das Gruppengefühl, wir
sind da zu mehreren, auch Männer, ist eine völlig neue
Erfahrung.
Die geläuterte Frau Montez wird den Chemieerben mit der
goldenen Kreditkarte heiraten, zur Feier des Tages, hat sie
mir im Vertrauen geflüstert, wird sie sich sogar Perlen in die
Ohren stecken. Weil er das so gewöhnt ist. Ausserdem trägt
sie einen Turban aus Teerosenfarbener Seide, den einer
ihrer kenianischen Kammerdiener binden wird. Nach einer
uralten kenianischen Turbanbindetechnik, die seit Millionen
von Jahren von Vati zu Sohn und von Sohn zu Vati
weitervererbt wird.
Frau Montez isst nicht mehr. Wegen der anstehenden
Hochzeit. Ihre Schwiegereltern, also die
Chemieimperatoren, verlangen, dass sie ein Kleid trägt.
Montez in einem Kleid, das ich nicht lache. Gut dass sie
nicht wissen, dass sie bereits schwanger ist, Frau Montez
vergisst das ja selber gerne mal. Meistens fällt es ihr
wieder ein, wenn sie ihre trockene Kehle gerade mit einem
doppelten Stoli befeuchtet hat. Zutiefst wirklich
verantwortungslos. Aber was red ich mir da den Mund
fusselich, auf mich hört sie sowieso nicht.
Der Chemieerbe ist ganz in Ordnung, bis auf die dämlichen
Kurznachrichten, die er ihr schickt. Allerdings, wenn man
mich fragt, ein Windhund. Nun, vielleicht ändert sich das ja,
wenn er erst mal den Bund der Ehe usw. usf.
Lotos - Smallville - 12.01.03 at 19:04:31
Der EiseisKanon des Loop
Ich stehe an der Ecke der Straße unter den gelben Lichtern der Straßenlaterne und warte darauf, daß er, mein Freund, herunterkommt. Es ist etwa drei Uhr morgens, und er ist mit seiner Arbeit fertig. Ich stehe mit dieser schwarzen Esprit-Handtasche und einer noch-vollen Flasche der Witwe Click auf der Friedrichstraße und fühle mich völlig leergefegt und allein. Dann kam er endlich runter.
Fast den ganzen Abend haben wir uns dann über Strindberg unterhalten, über eine seiner Gestalten namens Henriette. Ich hörte mit so gespannter Aufmerksamkeit zu, daß ich fast in Trance verfiel. Es war, als ob wir mit den ersten Sätzen ein Rennen in entgegengesetzter Richtung begonnen hätten. Henriette! Kaum war der Name gefallen, begann er über mich zu sprechen, ohne Henriette je ganz fallen zu lassen. Henriette war durch einen langen, unsichtbaren Faden mit ihm und durch seine und Strindbergs Erzählung auch mit mir verbunden, einem Faden, an dem er unmerklich mit einem Finger zog, ähnlich wie ein Straßengaukler, der ein wenig abseits von dem schwarzen Tuch auf dem Gehsteig steht und scheinbar nichts mit dem mechanischem Spielzeug zu tun hat, welches auf dem Tuch herumhüpft, sich aber durch die zuckende Bewegung seines kleinen Fingers verrät, an dem der schwarze Faden befestigt ist. Er schien zu sagen: Henriette, das bist Du, sie ist Dein wahres Ich. Ich sollte glauben Henriette sei wirklich die Verkörperung des Bösen. Er sagte es so natürlich, so unschuldig, mit einer fast übermenschlichen Offenheit - wie konnte ich glauben, daß er es wirklich meinte? Ich konnte nur lächeln, um ihm zu zeigen, daß ich überzeugt war.
Aspera 26-09-99
*
Eiseisbaby München, Bayern - 12.01.03 at 12:04:51
Der EiseisKanon des Loop
Wir rücken uns ein paar Schemel ganz dicht an die Bühne und lassen uns von fetten Gitarrenwänden überrollen. Die Haare hängen uns Gesicht wie dem Gitarristen und die Bässe wirbeln uns den Mageninhalt durcheinander. Die Fluppe klebt an der Lippe fest und reißt ein Stück Haut raus. Blut schmeckt wie Rock schmeckt wie Liebe, süß und brutal. Zwischen den Stücken ist es ganz still bis auf das Zischen der Nebelmaschine, die den leeren Raum hinter uns verschwinden läßt. Wir im Nichts mit Soundtrack. Irgendwann gehe ich auf die Bühne und hauche ins Mikrophon: "Danke Spalt." Ich weiß, daß meine Lider auf Halbmast hängen mit weißem Lidstrich drauf. Ich küsse dem Drummer die Hand und verschwinde im Nebel.
Britta 20-09-99
*
Eiseisbaby München, Bayern - 11.01.03 at 11:36:36
Schön, Goldmund! Irgendwie musste ich bei dem Bild sofort an das Wort "stülpen" denken. Assoziationskette, verstehe das Einer...
Sasa - 10.01.03 at 23:41:22
Goldmund - 10.01.03 at 23:24:38
ernüchtert dasitzen und nachdenken. sich wünschen, man könte in diesem moment auf pause drücken, die gedanken anhalten, dann zurückspulen, es nochmal als beobachter durchlaufen, dann wieder pause, momentaufnahme, innehalten, zermürbt werden, um schließlich schnell vorzuspulen, weg von diesem punkt, ohne gedanken an abschied, einfach ans ende des bandes, ein neues einlegen und dem rauschen der leere zuhören.
Shoot - tape of shoot - 10.01.03 at 23:04:23
flussabwärts
Edin, der längste von uns, stieg deswegen auf die Zehenspitzen und malte ein Tor auf die nackten Ziegeln, natürlich Fußball. Mit Kreide zog er die Pfosten hoch, verband sie mit einem buckeligen Querlattenstrich. Zwischendurch musste er zwei Mal den Arm absetzen und die Hand durchschütteln, so hoch brachte er die Latte an.
Sasa - 10.01.03 at 22:41:04
ICE 1616
Der Zug nach Hamburg fährt in Berlin mit 25 Minuten Verspätung los. 25 Minuten habe ich auf dem Bahnsteig gestanden bei -9°C. Jetzt sitze ich vorne im ersten Wagen der neuesten ICE-Generation und lasse gemächlich meine Füße auftauen. Die Trennwand zum Zugführerraum ist aus Glas, ich kann dem Zugführer über die Schulter schauen. Wird aber schnell langweilig.
Man muss beim Zugfahren aus dem Fenster kucken, aber ganz normal, durch die Seitenfenster. Muss sich an dem Tanz der Stromleitungen erfreuen, wie sie hüpf-hüpf machen. Draußen ist es frostig, und als wir Falkensee passiert haben, kommt eine Winterlandschaft, wie sie schöner kaum denkbar ist. Alles ist mit einer eisigen Puderzuckerschicht überzogen. Perfekt. Ich sitze gegen die Fahrtrichtung und die Sonne strahlt mir direkt durch das Zugfenster ins Gesicht. Manchmal kommt Nebel auf, dann sieht es aus, als verwandele sich die Sonne in einen Vollmond. Der Wechsel vollzieht sich manchmal so schnell, dass ich wirklich irritiert bin. Ist das jetzt vielleicht wirklich ein Vollmond? Kann doch nicht sein.
Vorbei an majestätischen stehenden Windrädern. Wind gibt es heute nicht. Vorbei an Mobilfunkmasten, an Wassertürmen, vorbei an zugenagelten Bahnhöfen und restlos vergammelten Orten mit Namen wie "Barsikow" oder "Brunau-Packebusch".
Wir fahren jetzt 300 km/h. Wann wird wohl mal wieder ein ICE so richtig schön entgleisen? Ich finde, rein statistisch könnte das jetzt bald mal wieder passieren. Meines Erachtens ist das auch überhaupt nichts Schlimmes. Jeder entgleisende Zug macht das Zugfahren für die kommende Generation wieder etwas sicherer. Die Welt ist ja inzwischen randvoll mit rückversicherten Vollkasko-Idioten Was ich da denke, ist natürlich ziemlicher Quatsch, aber denken darf man das ja.
Der junge schlanke Zugbegleiter überprüft mein Onlineticket. Dazu muss er einen sogenannte Zertifikat in sein Computerchen tippen. Das Zertifikat auf meinem Ticket heißt "0QQM 82CNCQANV". Er liest das Zertifikat beim Tippen halblaut vor. Jeden Buchstaben ersetzt er durch ein Getränk. "Null Quellwasser Quellwasser Malzbier Acht Zwei Champagner Nordhäuser Champagner" undsoweiter. Ein unfasslicher Spaßvogel. Verzweifelt schaut er mich an, er möchte mit mir reden. Er möchte, dass ich ihn lustig finde, irgendwas entgegne. Aber ich schweige. Ich bin bahn comfort-Kunde, ich darf das. In zwanzig Jahren wird er solche Späße nicht mehr machen. Wird von hastig hereingeschlungenen Mahlzeitsimulationen wie Gulaschsuppe, Sandwiches, Nürnberger Würstchen und Bier eine gute Wampe vor sich herschieben und schwitzend nud ächzend Fahrscheine überprüfen, ohne Späße, ohne Witze, ganz wie sich das gehört.
Ich mache Musik an. Ben Harper. I want to be ready. Rechtes Ohr: Leicht verzerrte Tremologitarre. Linkes Ohr: Akustikgitarre. Der Bass geht ohne Umweg direkt in den Arsch, wo er hingehört. Und die Drums sind so direkt gemischt, dass man bei den knackigen Rimshots hört, wie die Holzspäne von den Sticks fliegen. Dann singt Ben Harper.
How I am strong
is to know what makes me weak
how I am found
is to know just whom I seek
the gift of a blessing
the burden of a sin
turn to him
Plötzlich muss ich heulen. Es läuft einfach und ich lass es laufen. Dauert so circa drei Minuten. Heulen ist wie Kotzen, man muss es einfach machen, und danach ist einem richtig prima zumute. Die schräg gegenübersitzende Frau kuckt ganz erschreckt und fragt, ob es mir nicht gut gehe. Doch doch, geht schon, sage ich und putze mir die Nase.
Jochen Berlin - 10.01.03 at 13:08:01
Ja, Gütee. Das ist einfach nur noch wunderbar. Ich weiß gar nicht mehr ob ich hier weiterschreiben darf, deine Brillianz, deine Größe. Du strahlst so klar, so hell wie ein Wintermond...oder wie mb sagen würde: mon dieu, mon capitain! On y va.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 10.01.03 at 10:51:26
Grandios, GüteE!
Jochen Berlin - 10.01.03 at 10:43:52
Kalender 1963
7. Okober - Montag
Mit Rübenernte angefangen
8.10.
Gedrescht. Äpfel gepflügt
9.10.
K. Kartoffeln geholt
Mama und I. ... gewesen
[A... haben einen Traktor bekommen]
10.10.
I. ist bis heute bei Sch. gebliben
11.10.
Sauerkraut geschnibbel.
12.10.
K. Kartoffel geholt. G. ist hier
gebliben. Mama u. Papa nach Sch. gefahren.
13.10.
K. sind bis heute geblieben.
M. sind dagewesen.
Mo. 14.10.63
Letzter Ferien Tag. L. Achsen
mitgenommen. Rüben eingefahren.
15.10.
Rüben eingefahren. Torf gebracht.
16.10.
[L. Strohbinder gebracht und
Wagen gb] Oma M. u. Oma
Sch. sind dagewesen
17.10.
Zum letzten Rübengefahren.
Blättergefahren
18.10.
R.'s Oma bei uns geblieben
19.10.
A.'s Oma bei uns geblieben
20.10.
Rübenernte beendet. A.'s Oma
weggefahren. M. Geburtstag
gefeiert W. und Ich
Mo. 21.10.63
R.'s Oma weggefahren. L.
dagewesen. Oma nach N. aus
Sch. gewesen.
22.10.
Kürbis und Äpfel
von A. bekommen
23.10.
Gedrescht.
24.10.
Steckrüben von A. bekommen.
25.10.
Rüben zugedeckt.
26.10.
Gebadet. M. Fernseh
gekuckt. Gedrescht.
27.10.
Papa und Mama nach A.
gefahren. W. und Ich nach
K. gewesen. Kühe rein-
gelassen. W. nach R. und
I. nach St. gewesen.
Mo. 28.10.63
Beton in der Scheune gemacht
29.10.
Beton in der Scheune gemacht
30.10.
Papa u. Mama heute Abend nach
M. gewesen
31.10.
Schulfrei. E. Hühnerfutter gebracht
M.G. und S.M. dagewesen. W., I. u. Ge.
nach der Kirche gewesen.
1.11.
-
2.11.
G. ist nach K.'s Geburtstag
gewesen (D.)
3.11.
I., We., W. und Ich sind
nach Sch. gewesen.
G. nach R. Geburtstag
gewesen.
Mo. 4.11.
Im Garten Mist gestreut.
5.11.
Kartoffel in Säcke gemacht (70 Säcke)
6.11.
Steiner aufgestapelt. Mama und
Papa nach G. Geburtstag
gefeiert.
7.11.
Oma und Opa nach G.'s Sch.
D. Kartoffeln geholt (70 Säcke)
8.11.
Mama nach Frisör und M.
gewesen. Heksel geschnitten. (6 Säcke)
Mama, G., C. und Papa nach Ah.
9.11.
Gebadet. C. und W. vom
Schuster Schuhe geholt.
10.11.
A.'s Kinder dagewesen.
C. u. Papa Fensterscheiben
eingesetzt. Mama und I.
nach E. gewesen
...usw. bis
1.1.1964
Ferkel gekrigt.
GüTeE 9 Jahre :-) - 09.01.03 at 23:20:27
From the heart
Ich war immer auf der Suche
nach dem nächsten Exzess,
immer bereit bis zum Ende zu feiern
Woche für Woche
Fast nur Frohsinn und Glück
Ohne je über Gefühle
wirklich nachzudenken.
Doch dann wurde es dunkel
Und mein Herz wurde so schwer.
Ich fühlte mich allein, ganz allein.
Ich hatte angst durchzudrehen,
schrieb total traurige Texte,
war bei Lovesongs, den Tränen nicht fern
Die Abende daheim plötzlich anders
Da voll verzweifelter Sehnsucht
Der Wunsch nach Liebe immer stärker.
An den Wochenenden anfangs heiter,
später immer mehr kaputt und depressiv.
Ist es das, was man Verliebstsein nun nennt?
hardmate rheinbrohl - 09.01.03 at 21:29:41
Das böse
*
Eiseisbaby München, Bayern - 09.01.03 at 18:56:50
Oh. Da bin ich aber bbbetroffen, du bbböser Bommel, du.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 09.01.03 at 18:27:55
Mo. 16.6.97 - 8.45
1. Ich gelange in eine Straßenbahn in Bremen, Höhe Osterdeich. Eng gegenüber sitzen eine Frau und ein Junge. Sie reden so vor sich hin oder freundlich mit mir: eine große Familie, die Bremer. "Ich hab' ja gar keine Fahrkarte!", bemerke ich und stehe auf; drüben ist schon der Kontrolleur. Wie weit sie wohl noch fährt, die Bahn? Doch da dreht sie schon, dort ist der Schienen-Halbkreis: mitten in der Natur zwischen den Feldern, drüben die Berge. Also zurück in die Innenstadt. Jungen hantieren an der Tür, öffnen sie während der Fahrt. Es ist dunkel. Ein Mann im Mantel geht hinaus zur Tür, in voller Fahrt, stolpert über die Schienen zum Bordstein und schimpft.
2. Ich gehe an einem Mercedes-Lieferwagen vorbei: die rechte Seitentür steht offen. Der junge Fahrer hat ein Tenor-Saxophon umgehängt und guckt mißmutig. Er übt wohl während der Wartezeiten und träumt von einer Jazzmusiker-Karriere!
GüTeE - 09.01.03 at 00:47:50