loop # 153 / loop # 155 | loop Archiv #154 (1.11.-8.11.2002) | www.imloop.de |
autumn of loop |
Lyrik 2002
Als es zu regnen begann und sie noch
fest schliefen auf dem Rücken des Krieger
Denkmals waren es nicht seine Lippen
die sie berührten nicht seine Finger
Kuppenhaut – die Einheiten ihrer Mund
Flüssigkeit tropften im Halbminutentakt
sozusagen in eine andere Zeittasse.
Dann aber hatten die dünnen beinahe
ausradierten Leute aus den Linienzügen
im Bahnhofsviertel alle ein Gesicht
und nur das Messer das den Uhrzeiger
Sinn durchschnitt war gestohlen und nur
der Nachtportier der kleinen Pension an der
Place de la France ging immer wieder auf
unglaublichen Füßen durch sie hindurch.
mb lux - 08.11.02 at 20:57:08
Lyrik 2002
Scheisse,
jetzt, fast schreiend vor Erregung,
kann ich nicht mehr -
und überhaupt: wie soll das statt finden,
unter Ozean vergraben, eh? -
zur gegenwärtigen Lyrikdiskussion einen sinnvollen Beitrag liefern, in dem das Kontrastieren und das gegenseitige Reflektieren
überm
Stehen steht,
gar einem Verstehen gleich,
mir enkommt kein -
sei er noch so gewitzt recherchiert -
Hinweis auf Ermland,
du verfluchte Landschaft im
ehem.
Ostpreußen.
Sasa - 08.11.02 at 20:13:36
Lyrik 2002
Wer kann leben ohne Liebe?
Geht,
Errektion führt ein Tagebuch,
in dem steht,
Herrlichkeit ist eine Frage
der -
Sehnsucht, weißt du noch Freund,
Frisur,
schlappe 14,90,
erschaffe mich neu,
Frisöse,
nach Gottabbild, geht das auch
computergeneriert,
geht.
Sasa - 08.11.02 at 20:07:49
Lyrik 2002
Lang und lang,
laßt, laßt, es wird sich -
die Stille wünschte ich Elektra detailliert -
ein Nenner finden,
jenseits der Grammatik
beim Frühstück vielleicht,
wer weiß,
laßt, laßt,
ich mach das schon,
es kann sich -
auch für dich Hugo -
ein Grundakkord anschlagen,
mit den Fäusten in die Saiten rein,
großkalibrig Verse rechnen
je nachdem
Telekom zahlen.
Sasa - 08.11.02 at 19:57:35
Lieber Martin,
das grauenvolle an sich war ja die schlechte Organisation der Amerikaner. Von den M16 will ich gar nicht erst sprechen! Sehr gut: das Essen und ein paar der Leute an sich (an dieser Stelle: Beste Grüsse an Specialist Hess!).
-
Sehr verwunderlich: Eine Panzerhaubitze die den ganzen Tag auf einer Ringstrasse hin und her fuhr. Ohne Sinn und Ziel.
-
Was trieb dich nach Baumholder, lieber Martin- die Artillerie?
Beste Grüsse,
RockdenLiterat am DF - 08.11.02 at 17:22:46
Ach, Herr Offermann ...
Lotos - 08.11.02 at 15:03:27
@ RockdenLiterat
Schlechte Nachrichten, fürwahr. Da denkt man Afghanistan, Kosovo, Äthiopien und dann sowas....
War am Dienstag dienstlich in Baumholder. Trostloses Nest. Naja, für Manöver geht's. Ich muss die Amerikaner auch immer gewinnen lassen. So ist das Leben. Gott sei Dank ahnen die nichts vom Ostermarsch '68.
Grüße an die Fronte Beckers.
Martin Wingerter in der Pfalz unterwegs - 08.11.02 at 14:40:49
off. - 8½ - 08.11.02 at 14:05:34
Damals wurde ... vom Panzer überfahren während eines Manövers.
Heute vor 35 Jahren verstarb mein Vater (abends gegen neun Uhr: ich höre noch die gedämpften Stimmen - der Arzt war gekommen? - und spürte die Unruhe.)
GüTeE - 08.11.02 at 13:00:25
Lieber Martin Wingerter,
gesiegt haben wir nicht. Besonders da ich nicht der Luftwaffe, sondern dem Heer angehöre. Graf Sponeck bleibt somit nahezu Tabu-
Das Manöver an sich: mit den Amerikanern in Baumholder.
Trauriges: Ein Rekrut wurde beim Fussballspiel am Kopf getroffen, er verstarb noch am Unfallort; Datum: 071500-A-Nov02. Ort: General-Graf-Sponeck-Kaserne, Germersheim.
Heute: Flaggen auf Halbmast, junge Flieger vor der evang. Kirche.
RockdenLiterat - 08.11.02 at 12:30:36
Das Schönste in R. ist nicht der Kanalkeller, sondern der Garten im Frühling und Sommer (mit Kürbis auf dem Komposthaufen hinter'm Haus.)
Kaltes Büfett. Ich setze mich an einen Tisch und esse, bin sehr müde und unausgeschlafen (es wurde spät am Abschiedsabend.) Plötzlich eine Vision: am Nebentisch sitzt Peter Bichsel mit seiner Kursgruppe.
Am nächsten Tag spreche ich ihn an und erzähle von der Lesung (seiner;) Meinen Buchhändler soll ich von ihm grüßen! Der hatte einen langen Vortrag gehalten, so dass er ... (s.o.)
(Ist nicht meiner: sah ihn zwar, war aber zu schüchtern, ihn anzusprechen. Angeblich muß er bald den Laden aufgeben.)
GüTeE - 07.11.02 at 23:22:01
Eiseis, Literaturtip:
Marlen Haushofer: Die Wand.
hawk - 07.11.02 at 21:45:15
'Alle wußten, dass man beim Ausbruch des Dritten Weltkriegs einen feuchten Waschlappen mit Backpulver bestreut und vor den Mund presst.' (Juli Zeh im Spiegel)
GüTeE - 07.11.02 at 21:31:51
The Eiseis Quotes
"Wenn der dritte Weltkrieg ausbricht, werde ich mir einen Jugendtraum erfüllen. Ein Blockhütte im Wald, meine Frau, ein paar Tiere. Schafe und Ziegen. Irgendwo, da in den bayerischen Alpen."
*
Eiseisbaby München, Bayern - 07.11.02 at 20:30:09
@ RockdenLiterat
Manöver? Graf Sponneck Kaserne? Junger Mann, das ist direkter Einzugsbereich des Büros Süd. Habt ihr gesiegt?
Martin Wingerter Jockgrim - 07.11.02 at 20:20:50
Ihr lärmenden Säufer, ihr lallenden Schnorrer, die Ihr ewig über meine
Schwelle kippt, denkt Ihr könntet hier einen Stempel bekommen für Euer
verschissenes Sozialamt, oder Geld für die Rauschaufrechterhaltung,
blöde Hausbesetzer mit idiotischen Kötern die sich den ganzen
verdammten Tag lang ununterbrochen anbellen und verdammte fette
Bullen, die hier täglich anrücken wegen Euch und den weissrussischen
Schwarzarbeitern, mit Blaulicht und scheppernden Rostlauben über das
Pflaster semmeln und dann hier direkt hinter meinem Rücken für Recht
und Ordnung sorgen, nicht ohne das nötige Gebrüll, versteht sich, die
BSR, die fünfzig Mal die Woche die Altglascontainer leert, ab morgens
um acht, dazwischen die Biotonnen, den grünen Punkt und den
Restmüll, überhaupt die Container, ganz neue sind da, für die frisch
abgerissenen Öfen, die mit Radau die Fallröhre runterrammeln, direkt in
meine Synapsen, alle viertausend zu allen zweitausend Baustellen
gehörenden Lastwagen, die bei laufendem Motor von ihrer Ladung
befreit werden. Und wenn keiner von Euch da ist, dann gibt es immer
noch meine Freunde die Elstern, die sich den ganzern Tag was zu
erzählen haben.
Ich hasse Euch.
Vielleicht fünf Minuten? Bitte fünf Minuten am Tag, ja? Und bitte vor
Mitternacht. Oder vielleicht zieh ich doch nach Grunewald.
Lotos - The Land Between - 07.11.02 at 19:35:44
Augstein ist tot.
RockdenLiterat zurück vom Manöver - 07.11.02 at 18:29:33
@leser: Hohn-verwöhnt nehme ich die schuld auf mich. Bedeckt hat, ich narr, mein blutend herz, eiseis und hohn.
Leonce - 07.11.02 at 13:27:56
Uhhh. Mir kommen gleich die Tränen.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 07.11.02 at 12:42:15
@ Leonce:
Zur Verabschiedung steht mir kein Kommentar zu.
Mein Dank war einer für die Texte.
Leser - 07.11.02 at 11:41:22
Ach, Herr GüTee, in welcher Tradition dichten Sie denn?
Oder haben's vergessen den Ursprung vom Reimen?
Geben's halt zu: der Zeilenfall und der Zufall sind blöde Geschwister, Mister! Vielleicht mögen's ja machen ein Reimweekend in der Höhenluft von Tirol. Zum Wohl!
pennthaus ngz - 07.11.02 at 01:02:09
den poeten
fehlen die moneten
die autoren
sitzen auf den ohren
schriftsteller sind
meist im keller, manchmal blind
dieser schreiber war geiger,
und er suchte nur eins: weiber!
elende skribenten
fuhren enten
hundert journalisten
standen an den pisten
zwanzig schülerinnen
wollten was gewinnen
schütze abc
wälzte sich im schnee
lehrer thorsten mit dem rotstift:
er schreibt täglich - bis er tot ist
ißt er brot statt gift und hat verehrer
karl, der unternehmer, denkt:
'ob ein gott das alles lenkt?'
günter, arbeitslos, entlassen:
er kann's immer noch nicht fassen
volker, dieser dachpoet,
wäre gerne ein prolet
iris, irgendwo im land,
ist uns allen wohl bekannt
thea zieht umher und horcht,
schreibt gedichte, schwer:
alle mögen's sehr
clemens kenn' ich nicht:
kein gesicht,
nur gedichte, texte, mails
hab' ich etwa wen vergessen?
ganz egal, ich muß was essen!
GüTeE - 06.11.02 at 23:28:19
@Leser
Ein dankbarere Leser ist ja eine tolle sache, doch ein Danke auf einen Abschied ist natürlich ein noch netteres Abschiedsgeschenk.
Leonce - 06.11.02 at 11:52:38
Mein Schreiben war immer assoziativ, tagebuchartig, eine reine Notwendigkeit und Spiel, um die arbeitslose Langeweile zu vertreiben und 'mich' zu finden, d.h. einen Sinn zu suchen, mich zu erinnern, zu 'vertiefen' usw.
Gedanken sortieren, Klärungsprozesse, Planen, Gehirngymnastik.
Wenn ich Schriftsteller wäre, würde ich schreiben wie James Joyce oder Marcel Proust: assoziativ einen Text 'anreichern'. Oder wie Kempowski, wie Arno Schmidt.
Aber eigentlich müßte ich was ganz Neues erfinden: eine 'Schreibmethode', eine 'Herangehensweise'.
Worum geht es denn? Die Welt darstellen, das Heute, 'alles'? Oder geschichtliche Bezüge erforschen, das Verhältnis von privat und öffentlich? Neues erfahren wollen über sich und andere, andere Kulturen.
Imagination, Vorstellungskraft, Bilder ausmalen, Handlung erfinden, Personen beschreiben: von außen sehen, von innen (Gedanken, Monologe). Zeitsprünge, von Ort zu Ort, Räume erfassen und wie sich vieles verändert hat. Genau hinsehen und -hören, fühlen, riechen, ertasten. Wer sagt was? Intensiv leben, konzentriert arbeiten, aufmerken.
Dann beginnst du zu schreiben und hörst Klänge, denkst in Rhythmen. Die Sprache zeugt sich fort und zeigt, benennt, was ist und war, was sein wird. Wir sind die Zeugen, die bezeugen, dass es so und nicht anders war.
\/Skorpion hardmate: alles Gute!/\
GüTeE - 05.11.02 at 23:26:23
Word up
Thanx @ RockdenLiterat & DeadlyMedicine
Is trotzdem irgendwie komisch alles momentan,
klar ich bin noch jung, RdL ist noch jünger.
Bin mittlerweile froh schon so viele Jahre
den Zwang zu haben vieles aufzuschreiben.
Das Buch "Verliebt" ist
in Sachen Umfang dem
Buch "Exzess"
mittlerweile
ebenbürtig.
hardmate rheinbrohl - 05.11.02 at 23:14:00
Küche
Herd: Eisenringe, Haken, unten ein rollbarer Untersatz mit Briketts? (kleiner beim E-Herd) Brot rösten!! (der Geruch)
AEG-Elektroherd: Kartoffelpuffer (iih) Beutelwurst gebraten mit Apfelstücken, abends Kartoffelreste mit Ei darüber
Gewürzregal: kaputte Einschübe, leere Fächer
Brotschneidemaschine
Holzkasten mit Wachstuch, die Zeitungsfrau/Postbotin, kleiner Unterteller mit Brief und Groschen für die Briefmarken
Leckbrett: schräg (Wasser läuft ab/ Ma wäscht ab) große Schublade mit Besteck ('Zwillingsmesser', 2 Gabeln, hinten mit 'eingravierten' Namens-Anfangsbuchstaben), unten die Töpfe (Pfanne(n)?)
Spiegel: alt, fleckig, dunkle Ecke hinter der Flurtür (2 junge Städter, ein Vertreterpärchen: sie betrachtet sich im Spiegel, kämmt sich und überprüft die Schminke)
Haarbürste, Kamm, Lautsprecher über der Tür zum Flur, Leinen-Handtücher neben der Tür zur Diele
Schrank: Brotfach mit Blech, rechts die Butter, Marmelade (naschen mit Fingern!), 2 Schubladen in der Mitte: in der einen das alte Dr. Oetker-Kochbuch und ein modernes mit festem, blauem Umschlag
2 Rasierapparate (2 Spucknäpfe) Küchenfenster (mit angebrochenem Zwetschgenglas) Lampe (: ?) 'Framus'-Kühlschrank (später)
Holzeckbank mit den Badetüchern (blau und klein, großes Tuch: im Winter auf der Bank stehen und abgetrocknet werden bzw. sich selbst abtrocknen) und Handtücher, Topflappen, Leinen-Geschirrtücher / de 'Trichinenkieker' mit seinem Mikroskop
Gerichte, Suppen (I.'s Aufläufe)
Mahlzeiten (mittags und abends gemeinsam)
Hund Purzel zwängt sich durch Tür und Beine und legt sich unter die Eckbank, unerreichbar
GüTeE - 05.11.02 at 22:25:20
Kinder - man ist immer so alt, wie man sich fühlt.
Trotzdem natürlich herzlichen Glückwunsch, hardy.
Ich selbst bin ja auch erst vor zwei Wochen 26 geworden, bei gefühlten 78 Lenzen. Mit 21 hatte ich übrigens noch volles Haar und die Absicht, mit 26 verheiratet und finanziell unabhängig zu sein. Fand den Begriff "finanzielle Unabhängigkeit" einfach so schick. Erreicht habe ich - wen wundert's - beides nicht.
Aber wie Oma immer sagt: Haupsache ist, man ist gesund.
Recht hat sie, 93jährig, verwitwet - dafür immerhin finanziell unabhängig.
Cheers.
DeadlyMedicine Bielefeld - 05.11.02 at 19:47:11
Lieber hardmate rheinbrohl,
die Party ist vorbei- die Lautsprecher wieder an der richtigen Stelle. Mit meinen Glückwünschen ein kleiner Hinweis: 19 Jahre; Ich bin jünger. Aber ich zähle ja eigentlich auch nicht ;-).
Beste Grüsse,
RockdenLiterat - 05.11.02 at 18:06:25
Danke, Leonce!
Leser - 05.11.02 at 14:10:12
sasa,
wo du schon so einen Rabatz im loop machst, frag ich
mich, ob du mir nicht mal ein paar Zeilen schreiben
willst--nur so, der alten Zeiten wegen.
TAR New York - 05.11.02 at 02:59:50
Teenager Liebe
Hm. 5, November 2002.
Jetzt bin ich ungelogen
21 geworden. Enttarn mich
wahrscheinlich als jüngster Looper,
aber was soll´s? Die einen werden sagen:
"Hab ich doch immer gewusst, dass der noch so
jung ist!", den anderen wird es egal sein.
Es ist nur komisch, wenn man in eine 16jährige
verliebt ist, die einen aber zu alt findet.
Früher, als ich 16, 17 war, da standen die Mädels
nur auf ältere Typen. Weil die cooler waren.
Na toll. Und jetzt, mit 21 bin ich also alt.
tut mir leid für alle Seniorschreiber, die hier
tagtäglich veröffentlichen. "Gnadenschuss bitte", würd man gerne rufen, es hört aber keiner.
We are the youth - und ich kann nix dafür.
hardmate rheinbrohl - 05.11.02 at 00:48:41
Richtig, du meinst Feedback. Ich meine aber dieses Geräusch, nach dem Feedback. Nachdem die Instrumente zertrümmert wurden und die Band die Bühne verließ. Und das Feedback ausgefeedbackt, die Sanitäter am packen. Wenn das dann alles ineinander da liegt, gehörtes Geräusch, müde Kabeln.
Aus den Lautsprechern knarrt es, zerrt am Weggehen, zischt, furzt, schscht, knarzt, tzkt- für mich Statik eines immer wieder einmaligen Gefühls.
Sasa - 04.11.02 at 22:25:45
kein geiles FEEDBACK mehr seit jimi hendrix.
apstrakt bochum - 04.11.02 at 19:49:39
Lieber RdL, das ist nur Statik, jemand stellte die bescheuerten Lautsprecher zu nah an irgendwas anderes. Zieht.
Sasa - 04.11.02 at 18:48:49
RdL, im kleinen Pool hat nur mal jemand seinen Winden freien Lauf gelassen, das legt sich wieder, sicher ;)
Shoot - 04.11.02 at 17:58:06
Endlich ist es mal wieder laut hier!
RockdenLiterat - 04.11.02 at 17:46:42
Ach ne Lotos, dat war ein Spässken. Mönsch, sach das doch.
Und Eis, das war zu flach! Haste keenen Speicher, mein Bester?
Shoot - weich wie Pudding der Hals - 04.11.02 at 15:20:20
Nimms nicht übel, Lotos. Shoot geht zum Lachen in den Keller. Das Dumme ist: er hat gar keinen.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 04.11.02 at 14:26:31
Ne Shootie, Spass. Das ist Spass. Verstehst?
Lotos - 04.11.02 at 14:09:33
wer sich selbst als szene beschreit
ist MAINSTREAM! das scheint pop zu sein?
Shoot - Textebrochenes - 04.11.02 at 14:07:56
So soll es sein.
Lotos - 04.11.02 at 13:36:14
Genau. Und derweil plantschen in der Eider: die schönen Seehunde. Geh weider.
mb hh - 04.11.02 at 13:33:34
Genau. Ich bin ja sozusagen die Destillenz eines Szeneliteraten. Ich bin so underground, dass es schon wieder mainstream ist. Ich bin so berühmt, dass ich nur noch ganz selten aus dem Haus muss. Dann sitze ich gerne in einer VIPLesung von mb, angenehm umwölkt von der Aura des Unbekannten, in der zweiten Reihe, neben einer älteren Dame mit viel Gold an den Händen. Die lächelt mir zu. Und ich lächle zurück. Ichwärderperfekteschwiegersohn, versteht sich. Später dann, man kennt sich, steht mit dem Dichter zusammen, auf ein Glässchen, der Kanalkeller wartet, großes Kino: Lotos kommt, zu spät, küsst mich auf die Wangen. Etwas lange, etwas zu lange könnte man meinen. Aber eben doch nicht. In der Schickaria. Der Rest ist Raunen.
*
Eiseisbaby München, Bayern - 04.11.02 at 13:19:16
Warte, bis Du den Rendsburger Kanalkeller kennst, schmählich die 13 meidende Lotos. Dort kommt die Literaturszene zu sich: Sie wird quasi kanalisiert. Und dort wird Eiseisbaby zu Ontherocksontherocksbaby.
mb rd - 04.11.02 at 12:46:27
Kontakte zur Literaten- und Literaturszene (chronologisch)
1. M. : Mit M. ging ich zur Schule. Ausserdem hatte er schöne blaue
Augen und eine Augenbraue, die einmal um seinen Kopf herumwuchs.
Nach dem Abitur lebte er in Paris und Wien, bis er dann in die
Milastrasse gezogen ist. Er trug wirklich schwarze Rollkragenpullover
und konnte fein Eishockey spielen. Manchmal hat er mir aus einem
seiner Romane vorgelesen, es ging immer um Tod und Säufer, die von
keinem verstanden wurden. Ich glaube, er studiert jetzt doch noch was
Vernünftiges.
2. F. : In Fs Wohnung haben wir ein paar Monate zur Untermiete
gewohnt. Bevor wir einziehen konnten, mussten wir in etwa vier Tonnen
Scheisse rausschaffen. Der letzte Untermieter war ein Junkie, der
haushaltliche Belange etwas vernachlässigt hatte. Wir hatten kein Bad
und keine Dusche, dafür fliessend kaltes Wasser, kaputte Kachelöfen
und ebenerdigen Blick auf die Müllcontainer. Beim Ausräumen haben wir
ausser den Spritzen ein paar interessante Dinge gefunden, so zum
Beispiel eine winzige Spiegelreflex, in der ein Schwarz-Weissfilm
eingelegt war. Den sollte ich endlich mal entwickeln lassen. F. war
übrigens auch der mit den Neutronen. Manchmal kommt er zu Besuch
und heitert uns ein bisschen auf. Er hat zwei Kinder und ein
funkelnagelneue Freundin.
3. G. : G. hat mit meiner besten Freundin ein paar Jahre Bardienst in
einer Traditionsrgaststätte in Berlin-Mitte gehabt. Sie hat sehr schönes
wildes Haar und ist gegen ihren Willen in Boulevardblättern abgebildet.
Sagt sie.
4. J.: J. war mal die Freundin von P., der mit meiner besten Freundin
Bardienst in einer Traditionsrgaststätte in Berlin-Mitte gehabt hat. J.
konnte eindrucksvoll viel Whisky trinken, ohne vom Barhocker zu fallen.
5. Diverse flüchtige.
Lotos - The Golden Age - 04.11.02 at 12:32:19
Das wird auch nichts mehr, wenn immer sofort nach jedem Satz rumgestänkert wird. Kein Freiraum zum Ausprobieren, ohne dass jemand gleich Sabotage brüllt, wenn mal das Wort Brüste fällt.
The Crab - 04.11.02 at 11:30:58
@ Sasa. Nö, keine Lust.
Lotos - 04.11.02 at 10:19:51
ein tristesse royal ts sparmenü maxi mit cola light, bitte!
apstrakt bochum - 04.11.02 at 09:45:44
@Half Man Half Biscuit / Tristesse
Falls 'tristesse', dann stets die eigene. Der Rest sind Projektionen oder die Einsicht, dass man doch noch nicht so großartig ist, wie man sich das angezogen hatte. - Und dann noch diese zähen Herbstnebel überm See..
anton ngz - 04.11.02 at 08:58:41
Tristesse? Nur weil anonymes Querulantentum fehlt? Wo sind wir denn hier? Ach so, in Deutschland.
HalfManHalfBiscuit - 04.11.02 at 08:20:44
vier stunden operation. ich kannte einen teil der pfleger und schwestern, den leitenden chirurgen. vier tage brutto nach dem eingriff soweit genesungsfortschritte, sie konnten entlassen. die stimme ist heiser, kälter, nicht mehr das warme, vertraute und gekannte in ihr, wird wieder kommen, sagen sie. schonzeit verordnet, drei wochen. eins komma fünf auf vier komma null zentimeter circa, direkt oberhalb der narbe, die befreit wurde von sechzehn klammern, jetzt noch bedeckt durch zwei helle pflaster, beinahe durchsichtig, man sieht den roten wulst, das schwarze verkrustete blut an den rändern, kein gefühl. durch die abwehrhaltung des kopfes, das kinn nach unten gerichtet, seit tagen. vielleicht. oder nerven getroffen, das risiko bestünde immer, auf nachfrage, es wurde mir erklärt. die zeit wird es zeigen. dieser gedanke bestimmt den alltag. kosmetik ist egal, nach zwei wochen wäre es besser, nach einigen wochen würde man die narbe schon bald nicht mehr sehen, innerlich dauere der heilungsprozess länger. doch das gefühl, die haut zu streicheln, das fleisch zu erahnen am druck, kommt es wieder. lasse die fragezeichen weg, es muss wieder kommen, daran denken, vielleicht hilft es. doch: ich habe angst.
Shoot - 1,5 auf 4 cm - kein gefühl - 03.11.02 at 22:40:11
welche farbe
hat die narbe
am hals?
rot-schwarz!
du wurdest also nicht skalpiert? schön schön: gute besserung, shoot! (kauf dir halt 'n schal für den herbst und winter)
GüTeE - 03.11.02 at 22:17:12
HALSNARBE
Shoot -rot-schwarz-wulst - 03.11.02 at 21:29:17
Machs bessa Pflanze.
Sasa - 03.11.02 at 19:01:20
Machs bessa Pflanze.
Sasa - 03.11.02 at 18:59:43
Ach und heute, 20.15 gibt es meine wunderbare und begabte Freundin
Justine zu sehen, in einem leider vermutlich nicht besonders
herausragenden Tatort. Eva Mattes spielt auch mit.
Lotos - 03.11.02 at 18:49:36
Genauso hatte ich es mir vorgestellt.
Bonjour Tristesse.
Der neue Loop.
Einziger Lichtblick: Frau Annemarie Krabke. Juhu!
Der erfolgreiche Jungschriftsteller (Naja, zum Leben reicht es)
behauptet, in seinem Hirn würden sich Neutronen bekämpen.
Neutronen frag ich? Sein Mädchen reisst dazu die Augen auf und findet
das superinteressant. Aha.
Lotos - Remind Me - 03.11.02 at 18:42:38
hawk * mit leica auf der lauer - 03.11.02 at 15:24:33
Cox Orange: Fein. Mehr davon.
zak - 03.11.02 at 12:45:58
TANZPALAST unter Tage. Folge 13. [Auszug]
1. Am Eingang verkündet ein handgeschriebener Zettel eine Programmänderung. DIKE live war ja angekündigt. Aber wer oder was ist DIKE? Der Ersatz-Act interessiert noch weniger. Einfach rein.
Der Zigarettenrauch stinkt mir nicht nur, er beißt mir auch in den Augen. Komisch, daß einem geübtem Passivraucher sowas noch passiert. Eigentlich ein Anfängerfehler.
2. Sie kommt in Begleitung einer Schauspielerin, freut sich und knuddelwuddelt mich. Dann quatschen und quatschen und quatschen die beiden. Endlich kommt er. Mit drei vollständig alkoholisierten Vereinsgenossen, die ihre Mitwelt aus ihren versoffenen und stinkenden Fressen komplett zumüllen. Vornehmlich die Frauen. Welch ein Glück für mich. Wir vermuten, daß eine Rauferei im Laufe der Nacht nicht auszuschließen ist.
3. Auch die Brünette ist wieder da. Sie kommt an. Sie trinkt Rotwein. Sie raucht. Und sie redet. Auch sie träumt von Thailand. Doch erstmal eine Woche Last Minute in die Türkei.
Zum Glück ist es diese Woche nicht so scheiße voll.
Sie hängt an meinem Ohr und redet. Ich gucke über ihre Schulter und halte Ausschau. Schon wieder. Diese Frau jenseits der 40 da bietet sich sowas von würdelos an. Ekelhaft. Schnell weggucken. Oder doch nur 35?
Das LUMEN würde uns finanziell endgültig ruinieren, bemerkt er treffend. Hoffen wir also nur das Beste für die lokale Clublandschaft. Er trinkt aus und geht. Voll fertig der Typ. Ich beneide ihn.
Spät in der Nacht sind mal richtig gute DJs dran. Nicht gelangweilt, hochgradig insipirert. Die Jungs rocken gut mit, fummeln wild am Mixer rum. Mehr als nur auflegen. Großartig. Magie. Verführung der Massen. Der gerockte Dancefloor bedankt sich. Yeah! Stille. Ein vereinzelter Beat. Noch einer. Pfeifen und Gröhlen und Jubeln und Jauchzen. Dann. Weiter. Stampf-stampf, zuck-zuck. Ziemlich Techno. Ich habe jedoch nicht nur die gute Laune, sondern auch mein Tanzbein zuhause gelassen...
Grenzen der Do-it-yourself-Gesellschaft. 10 Minuten an der nicht bewachten Garderobe das Treiben zu beobachten reicht völlig aus, um endgültig jeglichen Glauben an Fortschritt und den ewigen Frieden zu verlieren. In immensem Tempo wächst der Berg aus Jacken, Mänteln und Taschen auf dem Boden. Soviel Spießigkeit muß sein: die Jacken von Fremden respektieren. Vor allem bei dem scheiß Wetter da draußen.
Die Brünette redet über Kinderkriegen. Das habe ich mir schon so gedacht. Deutsche Kinder und in Thailand leben, oder was? Verklärte Fernostromantik gegen abgeklärten Eurozentrismus. Dann muß sie mal eben Pipi machen gehen.
4. Die eine Blonde da, von der ich kürzlich mal einfach so aus Langeweile geträumt habe, daß wir übereinander herfallen, kommt rüber und erzählt mir von einer Party morgen in der Bar. Ein DJ-Geburtstag. Fragt sich nur, ob man da so ohne weiteres reinkommt. Ist dumm, das nicht zu klären. Sie würde mich bestimmt als Begleitung mitnehmen. Das ist es: mitgenommen. Voll mitgenommen. Von allem und vor allem von nichts. Einfach so. Apsolut grundlose Herbstdepression. Friedhofsstimmung. Feiertagslaune. Allerheiligen. Es bleibt unklar.
Dann kommt die Brünette schon wieder zurück und ist pikiert. Es bietet sich ihr jedoch schnell eine neue Kommunikationsoption. Die nutzt sie auch sofort. Gut so. Dann geht sie tanzen. Auch gut. Es wird Zeit zu gehen.
Also raus.
Vor dem Schauspielhaus fragt mich die Schauspielerin: "Hast du was zu kiffen dabei?" - "Sehe ich so aus? Das macht doch nur langsam." - In meiner körpereigenen Speedproduktionsanlage wird sowieso gerade gestreikt. Oder warum diese superbe Leistung, mich komplett gar nicht amüsiert zu haben heute Nacht? Auch nicht betrunken.
Zu viele. Vollständige Verwirrung.
Morgen wird ein Geburtstag gefeiert. Das ist klar.
apstrakt bochum - 02.11.02 at 20:47:50
sanduhr
durch die enge
fällt der sand
rieselt lautlos
feiner strahl
tropfen wasser
werden meer
die sekunde
wird zur stunde
(nach volker e.: 'am puls der zeit')
GüTeE - 02.11.02 at 12:22:20
Du willst einmal die beste sein? Du willst den Stolz fühlen,
etwas besonderes zu sein? Sehe mit meinen sinnen: sehe die kraft
in mir. und sage mir nicht, subjektivität verfälscht die wahrheit.
Denn wahrheit ist das, was andere sehen, was du bewirkst. Ich
sehe das Leben, lebendige Strahlen, die mich blenden ohne zu
schmerzen. Warm, umfassend, fordernd. Du forderst das Leben auf,
bei dir zu verweilen. So wie ich es tat. Und mit den Masken fällt
die schuld. du vergibst mit jedem wort, du vergibst ohne zu
fragen, und wenn du meinen kopf hieltest, kam ein schweigen, eine
stille, wie sie nur im traum herrscht. Natürlich musst du dich
verstecken, dein innerstes schützen, auch vor mir. Gerade vor
mir, denn ich kenne die verletzungen, die schmach, den stolz.
Ich sehe dein lächeln, weit und offen wie das meer, unnahbar,
unergründlich und zugleich einladend. ich sehe deine augen, ewig
und klar wie der himmel am morgen, der schönste himmel, der an
die erde reicht, sie berührt, eins wird. deine freude am moment,
am leben, an den kleinen dingen, von denen du am liebsten jede
sekunde neue entdeckst und neue erfindest, deine freude ist die
eines kindes, das die mutter erreichen kann, nach den ersten
schritten. dein gesicht erzählt ein märchen, und ich höre zu mit
offenen augen und schweige ob dieser ständig neuen schönheit.
deinen körper können nur blinde verstehen, denn augen vermögen
nicht zu fühlen, sie spiegeln nur das wider, was hinter ihnen
verborgen brodelt, kocht, fliegt. Du nahmst mir das augenlicht,
um mich das fühlen zu lehren, du nahmst mir den atem, nahmst mir
die sprache, und ich hörte dich. glaubte an die liebe. Du kannst
fliegen.
einen wunderbaren gedanken braucht peter pan zum fliegen. du bist
mein wunderbarer gedanke, mein flug durch das Leben. Du hast mich
an der Hand genommen um zu laufen, zu rennen, zu schwimmen...
es gab keinen hass, kein misstrauen, keine zweifel, die reine
Liebe, die pure Liebe, die alles vereint, verlangen, begehren,
vertrauen, schweiß und gänsehaut, wellen und sand, hitze und eis,
mich und dich, ein siamesischer zwilling, der an keiner stelle
den anderen entbehren muss, verwachsen an jedem millimeter der
haut, immer - und - jetzt rufst du an - als gäbe es einen gott -
als wäre das ein gebet - und es liegt wieder einmal an mir, alles
zu ändern. das glück ist eine sehr flinke beute, manchmal glaube
ich, zu schnell für mich.
Leonce finale und schluss - 01.11.02 at 18:16:03
Da kam sie. Er konnte es nicht glauben, monatelang zog es ihn an
die Orte, wo er ihr einst nahe sein durfte, wo sie sich geküsst
hatten, umarmt hatten, wo sie sich getrennt hatten. Längst hatte
er aufgehört, nur die vertrauten Orte aufzusuchen. Wie eine
Spinne hatte er seine Kreise gezogen, seine Suche erweitert. Bis
er schließlich überall nervös um sich blickte, verschreckt von
seinem Buch aufsah, sich umdrehte, kurz wartete, bevor er weiterzog.
Jeder Gang schien verdächtig, jeder Körper musste verglichen
werden, jeder Hinterkopf versprach Erlösung. Und jetzt saß er
hier. Und sie näherte sich. Es bestand kein Zweifel. Er erkannte
sogar den Rock wieder. Es war der blaue, lange, weiche. Genau
diesen Rock hatte sie einmal mit beiden Händen gepackt, auf
Kniehöhe, ihn langsam hochgeschoben, um sich auf seinen Schoß zu
setzen. Und er hatte ihre Fesseln umfasst, seine Hände
hochgeschoben bis zu ihren weichen, kühlen Schenkeln, den Duft
ihrer Haare geatmet, die leicht nach Sonnencreme rochen, ihren
Schweiß küssend empfangen, bis seine Lippen ganz trocken waren.
Die Sonne stand damals tief und tauchte das Zimmer in ein
unwirkliches, sanftes und zärtliches Licht, das auf ihrer Haut
leuchtete wie Sand in der Sonne, und ihre Augen zogen die seinen
hinein, wie eine Mutter ihrem kleinen Jungen die Hand reicht und
dieser selbstverständlich zwei weiche und warme Finger umschließt
und sich zu Hause fühlt. Später sollte sie in der Küche stehen,
vom Bett aus sah er ihr verschwitzt zu. Sie war nackt und schämte
sich nicht. Sie kochte Kaffee, und etwas in ihm drückte auf den
Auslöser. Wie ein Hologramm begleitet ihn dieses Bild fortan, er
kramt es immer wieder hervor. Es ist sein Schrein, seine
Religion, sein Allerheiligstes, seine Zehn Gebote.
Du sollst keine andere Göttin haben neben Dir. Du sollst nicht
ehebrechen. Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Weib. Du
sollst nicht töten, morden, Du sollst nicht falsch Zeugnis reden.
Ja, ich habe gesündigt, dachte er. Die Strafe dafür ist die
Verbannung, sein Name stand auf der Scherbe, die gezogen wurde.
Den Glauben hat er verloren, nur die Liebe nicht. Deshalb blickte
er jetzt nach unten. Er starrte in sein Buch, zog die Schultern
hoch, und im Augenwinkel sah er sie vorbeigehen, spürte sie in
seinem Rücken, roch ihren Duft in der Nase. Kurz blieb die Welt
stehen, die Menschen um ihn verharrten in ihrer Bewegung, ein
Garten voller Statuen, Götterbilder, und er saß mittendrin, schon
selbst wie toter Stein. Schon war sie vorüber. Er wagte es nicht,
sich umzudrehen, sie von hinten verschwinden zu sehen. Morgen
würde er sich wieder auf die Suche machen. Das Leben ausmalen,
Gespräche erfinden und hoffen, ihr in seinen Träumen zu begegnen
und sich dort mit ihr zu vereinen. Für immer.
Leonce intermezzo - 01.11.02 at 18:10:36
Hab ich ja jetzt schon tausendmal gesagt, die Stadt besteht aus Licht, auch aus Beton und Eisen, da ist kein Zweifel. Aber oben drüber, da ist der Urwald. Es schängelt sich ein schmaler Pfad unterm Peak am Nordhang, mit Informationstafeln aus Edelstahl, subtropischer Regenwald, da braucht man ein Metall, das nicht rostet. Der Betonweg ist mosig und seit Äonen nicht betreten worden. Es gibt Neandertalerfußabdrücke, ach nein, es sind nur Kindergummistiefel. Lianen schlingen sich sehnsüchtig um rotbraune Baumstämme, kleinblättrige Pflanzen liegen breitflächig auf hohen Büschen, ein Bach plätschert lautmalerisch, Zikaden zirpen.
Die Wanderung hat mich ermüdet, bald dämmert es, ich möchte ruhen. Der Weg teilt sich nach links, frische gelbe Schriftzeichen im Gestein, sie könnten mich warnen wollen, vor Sprengung oder Tollwut, aber ich bin neugierig. Gewaltsam bohre ich mir meinen Weg ins feuchte... quatsch, vorsichtig setze ich meine Schritte, eine Art Laube ist zu erkennen. Als ich näher komme, ist die Laube ein bunter Schrein. Mit Gebetsfahnen geschmückt, Tiegel und Töpfe für Räucherstäbchen, diverse Statuen beiderlei Geschlechts sitzen in backofenartigen Steinschränkchen oder direkt auf Felsvorsprüngen. Ein paar Edelstahlbänke zum Knieen, Stühle auch, und von oben plätschert's direkt in einen merkwürdigen Altar an der Seite.
Ich gehe näher heran, eine Miniaturlandschaft tut sich vor meiner Linse auf, in den Stein sind Gebäude und Pagoden geklebt, Brücken aus Porzellan, zarte Farne als Bäume, Figuren von lachenden Buddhas und Menschen, die zu Besuch sind oder angeln. Ich habe das unheimliche Gefühl, einem Mönch auf der Spur zu sein, der hier seine frühkindlichen Traumata ausagiert, mit Freuds Spielfiguren für Chinesen oder so. Dort hängen Handtücher, Seife liegt in einer Dose. Ein Glaskasten mit religiösen Büchern. Zum Trocknen umgedrehte rote Eimer. Palmenstücke in Vasen haben frische Triebe. Ich stehe da, als würde ich in sein unverständliches Leben eindringen und seinen höchst intimen Altar entweihen. Und ja, da kommt er auch schon, der rote Mönch, mit einem Messer aus dem Gebüsch gestürzt. Er will mich konvertieren.
Ich lass es geschehen, wozu bin ich sonst hier. Der Mönch ist hübsch, im gleichen Alter und knutscht gut. Wir bauen den Schrein aus und sonntags laden wir Mama und Papa zum Tee.
The Crab - 01.11.02 at 14:29:40
Nur das Beste, lieber TomTom-
und doch:
- Ein Bit, zwei Bit, acht Bit: ein Byte!
Nicht zehn.
-
Welcome back to reality.
RockdenLiterat an der Fronte Beckers - 01.11.02 at 12:11:03
im dezember eine runde im FREIBAD schwimmen. was will man mehr?
apstrakt bochum - 01.11.02 at 01:39:35