loop # 152 / loop # 154 loop Archiv #153 (24.10.-31.10.2002) www.imloop.de
autumn of loop

 



http://img.web.de/c/00/1F/DD/FA.200.jpeg


GüTeE - 31.10.02 at 23:31:13




Ach, TomTom, bald schon bist du wieder da. Dramatischer
Abgang, jaja, aber schau doch wie wir alle mit den
Taschentuechern wedeln. Der Eiseis hat das auch
schonmal versucht, und jetzt schreibt er wieder.


TAR Nueva York - 31.10.02 at 21:35:21




Ja, TomTom, bleib. Bitte.


zak - 31.10.02 at 19:38:24




Tara! Die Heimat! Ich komme! Ich werde einen Weg zu ihm finden. Aber nicht heute. Verschieben wir es doch auf morgen.


Lotos - vom Winde verweht - 31.10.02 at 18:43:39




Patrick, bleib.


Sasa - 31.10.02 at 15:34:51




Schade TomTom, Deine BKK-Stories habe ich immer sehr gerne gelesen! Und herzlichen Glückwunsch! Immerhin hast Du ja jetzt Nachwuchs bekommen (den kleinen apstrakt). Laufen und Sprechen kann er schon und Schreiben lernt er bestimmt auch bald. Spätestens wenn das LUMEN wieder aufmacht.


HalfManHalfBiscuit - 31.10.02 at 14:50:03




Servus, TomTom. Halt die Ohren steif.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 31.10.02 at 14:11:51




Mit schweren schwarzen Gummistiefeln fällt es kaum leicht, nicht automatisch wie ein Bauer auszusehen, und das ist gut so. So wie es schwer ist, nicht am Schweriner Schloss vorbeizufahren, wenn man nicht die B321 verlässt. Meine Nachbarin sagt, sie trage im Gelände ein paar grüne, aber das ist nicht das gleiche.

Wir fahren also nach Holstein und im Staubboden der Scheune sind noch welche, und dort sind auch die Katzen, ein Marder und die Schleiereule. Mäuse wohl auch, aber die haben natürlich keinen leichten Stand. Spinnen noch. Staubsauger 3000 und dann hat sich die Sache.

Mit Lederstiefeln durchs Moor bedeutet nicht wie mit Gummistiefeln nämlich Moorstege, Schwingrasen und hektischer Jagdhund. Jetzt bei Regen in der Großstadt am Seeufer entlang. Oder Modefotos mit verschlammten Schuhen.


off. - 31.10.02 at 11:50:55




Bedauern.


apstrakt bochum - 31.10.02 at 11:15:23




Die letzten, doch:
- In Zürich. Und in Hamburg. Das letzte Mal, und das erste auch. Silvester.
- Die ersten Pilze. EXOTICA. Dicke Finger bluten. Und dann: die Mission beim Mafia-VIDEORING.
- ROSENSTOLZ. "Klar kenne ich das, kann ich sogar auswendig!" Nicht wirklich.
- Ein Bit, zwei Bit, zehn Bit: ein Byte!
- Im Auto auf dem Weg nach Bochum. Ich trage eine grosse Sonnenbrille. Du bist zurück aus Rejkjavik. Badezimmerverwüstung.
- Der Dreier mit dem kleinen Thomas: "Wenn ich störe, kann ich auch nach unten gehen." Und der Abend im RAUSCHEN mit ihm. No talking, just eating.
- Die Tanne im Wohnzimmer. Ingo. Silvester. Du: auf der Erde. Ich: Raketen abschiessen und treffen.
- Die Juden in Polen.
- MADONNA. BRITNEY SPEARS. S CLUB 7. RONAN KEATING. Musik auf Koh Samui. Ich trinke auch Tequila. Du redest. Mit zwei dicken Engländerinnen. In diesem Club in Chaweng. Dann: kotzen. Der Tuk-Tuk-Fahrer: Ewok-Sprache.
- HILTON. Kracht. Shoppen. Gin trinken am Flughafen. In die Bahn stossen.
- TOMTOM. ELOISE. LOOP.

**

Das ist es dann. Alles geht weiter. Alles fliesst. Ewige Fluktuation.
Da gibt es auch keine Gruende, keine dafuer, keine dagegen.
TomTom. Geht. Wuenscht allen alles, und davon nur das Beste.
Auf Wiedersehen im wahren Leben.
Ungeloopt.


TomTom Bangkok, Thailand - 31.10.02 at 04:34:42




Nils Petter Molvaer hörte ich live in Stuttgart. Ziemlich laut war's, sie zaubern eine eigenartige Stimmung! Bitches Brew + Techno-Einfluß + Norwegian Wood + Elektronik +

Mike Stern (zurückhaltend) und die Brecker-Brothers (wie immer irre fit) waren im TV zu neheshören (von 1992).

Pro Monat lese zwei bis vier Bücher ganz: mehr schaffe ich nicht (fang alles mögliche an). 'Die Stunde der wahren Empfindung' lieh ich mir aus der Bücherei und las es vom 9.-11. Mai 1997 (seh' ich gerade).


GüTeE - 30.10.02 at 23:39:21




It´s the music, just the music XVII

Sigur Ros: Track 6 der neuen LP
Justus Köhnke: Was ist Musik
Peaches: Lovertits
Squarepusher: My Red Hot Car
Beastie Boys vs. Ketchup Song (Bootleg)
Stereo Total: Liebe zu dritt (DJ Rabauke Remix)
Jefferson Airplane: White Rabit (incl. Fear & Loathing Intro)
Depeche Mode: Goodnight Lovers
DJ S.P.U.D.: Set it off


hardmate rheinbrohl - 30.10.02 at 22:51:25




0
Was für eine Location. Eine kuriose Mixtur aus Disco und Möbeldiscounter. Was für ein Event. Retrofuturistisch verkleidete DJs stolzieren zwischen Kühlschränken und -theken herum, machen Schabernack, bewegen sich rhythmisch. Könnte man als Tanz durchgehen lassen. Notfalls als Performance. Das Ende naht. Am Wachtposten. Beim Ausgang an einem großen biederen Wohnzimmerschrank sitzt SIE. Zusammen mit nem Typen. Händchenhaltend. Daneben IHRE Freundin, ebenfalls von der Organisation. Ohne mich mit dem Arsch anzugucken fragt SIE: "Aufräumen!?" - Ein Moment der Sprachlosigkeit. IHRE Freundin schaut mich erwartungsvoll an. "Das schafft ihr schon allein!" Ich gehe zurück zu M, berichte ihm von IHRER Dreistigkeit. Er meint: "Und? Was hast du geantwortet: Das schafft ihr schon allein!?" - Verblüffung. - "Ja, exakt, genau das!" - Wir wollen gehen und suchen unsere Jacken. Menschen strömen die Treppe runter. Wo liegen die scheiß Jacken bloß? Da ist meine. Und wo ist M jetzt? Ich finde M nicht wieder. - Realer Wecker.

1
Reales Telefon. Das wird T sein wegen des Quasistammtisches im INTERSHOP oder so. Nee, scheiße, ist er nicht. "Was machst du denn morgen?" - Üble Frage, ganz hinterhältig, da kommt gleich bestimmt ein dicker Klops, überhaupt eine Unverschämtheit solch eine Frage, nicht sagen, was man will, sondern den anderen voll ins offene Messer laufen lassen, also erstmal lavieren: "Ähh, bin mir da noch nicht ganz sicher." - "Komm vorbei, ich mach ne Halloweenparty." - Oh nee, scheiße, nur das nicht, was für eine Horrorvorstellung. - "Ja, hm, mal gucken, ich wollte eigentlich kein Halloween feiern, is nich so mein Ding, weißte ja, und außerdem muß ich mein leeres Konto schonen." - "Ja, dann komm doch einfach vorbei, wir haben hier was zu trinken und auch was zu essen, Chili." - Was anderes können die auch nicht kochen. Jedesmal Chili. - "Mal gucken." - "Was heißt denn hier: mal gucken!?" - "Aber ich will doch ins COSMOTOPIA, da ist Funk oder so." - Voller Ironie: "Oh, Funk!", dann hinterhältig: "Mit wem willste denn da hin?" ... Eine Telefonnummer weniger.


apstrakt bochum - 30.10.02 at 21:48:34




Das hatte ich mal, brauchte aber dringend ein Geschenk...


GüTeE - 30.10.02 at 18:38:05




Zweifellos noch eines seiner besten! "... klappte die Lider auf wie ein Vampir." Danke.


mb hh - 30.10.02 at 17:07:17




"Die Stunde der wahren Empfindung"

Für mb


off. - 30.10.02 at 16:55:06




PETER GABRIEL: Solsbury Hill
UNDERWORLD: Two Months Off
DAVID SYLVIAN: Mother and Child feat. Nils Petter Molvaer

Für Anna Luz.


mb hh - 30.10.02 at 16:37:44




http://www.nouvelles.ch/2001/Components/anmacasp.jpg

Der untröstliche Engel - für the crab mit Küssen nach HK



Anna Luz *Exhauptstadt - 30.10.02 at 10:13:35




Die zweite Hälfte des eingeschmuggelten, selbstgebackenen Brotes liegt zum Auftauen bereit. Sie werden große Schwierigkeiten am Zoll bekommen, denn Lebensmittel dürfen nicht eingeführt werden. Oh nein, mein Brot, jammere ich, und selbst beschwichtigend, ach was, das merkt doch keiner. Wie sieht denn wohl ein Brot auf den Durchleuchtungsbildschirmen aus? Wie ein Handtuch? Oder ein Wollmantel? Was macht jemand in den Subtropen mit einem Wollmantel, fragt sich auch der allerletzte Zollbeamte, schlitzäugig auf den Monitor linsend, das ist bestimmt ein Brot, raus damit, das essen wir!

Warum ist das deutsche Brot so sauer? fragt Frau Chong, mit ungezügelter Lust auf frische Informationen und auch sonst. Ich sach, das kommt vom Sauerteig, wühle nach dem englischen Begriff, leaven übrigens, nee, wusst ich auch nicht, der verdaut praktisch das Korn vor und ist dann bekömmlicher, eine traditionelle Art der Brotherstellung seit Jahrtausenden. Hier aber besteht das Brot aus Luft, wie in so vielen anderen Ländern, insbesondere Holland. Wir haben heute Morgen zum Frühstück fast ein ganzes Päckchen verdrückt – 380 Gramm Luft mit allem möglichen Krempel, zum Beispiel Milk Solid, Brown Sugar, Melasses und sonstnochwas. Und ein bisschen Weizen.

Sie hat so ihre Art, die körperliche Anwesenheit in fremdem Land und Klima und überhaupt. Auf fremdem Planeten. Man muss ständig um Erhalt von Gesundheit und Speckring kämpfen. Der Geist funktioniert ja bekanntlich von allein, er stößt fortwährend dümmliche Einsichten und Vergleiche aus, die ihresgleichen suchen. Zum Beispiel, dass Schlangen aus dem Norden einen ganz anderen Dialekt sprechen, bei ihnen hört sich das ungefähr so an: tschh. Wer soll da noch durchfinden.


The Crab - 30.10.02 at 08:43:04




Anruf von Albert

A: "Bist Du alleine?"
H: "Ja bin ich. Da!, siehste auch gerade die Hochzeit von Montoya?"
A: "Nein. Wo?"
H: "DSF. Seine Frau sieht aus wie Anni?"
A: "Moment... Was DIE? Du hast überhaupt keine Ahnung!"
H: "Naja... OK, aber Anni sieht beinahe so gut aus."
A: "Zum Verzweifeln mit Dir! Anni sieht hundert Mal besser aus als die Alte von Montoya."
H: "Hm, ich werd’s ihr ausrichten."
A: "Mach das."
H: "Ach ja, Du wolltest mir noch sagen, wer noch Schuld an Deiner Misere hat. Du meintest ja die Erklärung dauert länger."
A: "Ja, da ist noch jemand Schuld an meiner Misere. Nicht nur meine Eltern."
H: "Wer denn?"
A: "Nur zu 10 %. Aber er ist Schuld."
H: "Sag schon. Wer ist es?"
A: "Das ist eine längere Geschichte. Das wirst Du nicht so leicht verstehen."
H: "Ey, jetzt mach’s nicht so spannend. Rück raus damit. Wer ist noch Schuld?"
A: " – "
H: "Na?"
A: "Adolf Hitler."
H: "Jetzt übertreibst Du aber. Der Mann kann nicht für jede Misere Schuld sein."
A: "Doch er ist Schuld. Nur zu 10 %. Aber er ist Schuld."
H: "10 %."
A: "Ja 10 %."
H: "Wie kommt’s dazu?"
A: "Denk mal an damals. Was da alles passiert ist. Keiner kann jetzt mehr sagen, dass er stolz auf Deutschland ist."
H: "Ist mir schon klar, was damals passiert ist."
A: "Meine Eltern haben alles verloren. Alles. Du hörst von denen kein schlechtes Wort über Hitler."
H: "Naja, aber auch kein Positives."
A: "Das ist ja das Problem. Du hörst gar kein Wort. Es darf nicht darüber gesprochen werden. Es darf nicht getrauert werden."
H: "So kenne ich Dich gar nicht. Ist das von Dir?"
A: "Teils teils."
H: "Von Susi?"
A: "Auch. Hab da ein Buch. Von einem Grun oder Grün oder wie der heißt. Ein ganz schlauer Mann. Was DER alles weiss!"
H: "Hat Dir das Susi empfohlen?"
A: "Hab ich mir selbst gekauft."
H: "Ob so was das Richtige für Dich ist?"
A: "Ein ganz schweres Buch. Sogar Susi als Expertin ist da schon fast überfordert."
H: "Kannste mir ja mal geben, wenn Du es durch hast."
A: "Das werde ich noch 2-3 Mal lesen. Das dauert."
H: "Mir ist noch nicht klar, was Hitler nun mit Deinen Problemen zu tun hat."
A: "Die haben damals alle mitgemacht. Die wussten was los war mit den Juden und so. Trotzdem haben sie mitgemacht. "
H: "Ja, richtig."
A: "Diese Destruktivität wurde weitergegeben an die nächste Generation. Manchen haben es aufgefangen. Andere haben es weitergegeben."
H: "Und Du...?"
A: "Ich hab’s aufgefangen. Deswegen bin ich so destruktiv."
H: "Was sagt Susi dazu?"
A: "Susi parzipiert mittlerweile von mir. Ich hab der auch schon einiges beigebracht."
H: "Du kannst froh sein, dass Du zu ihr gegangen bist."
A: "Ich verdanke der mein Leben. Susi sagt, es gibt so viele Leute die Geld haben und Hilfe brauchen und zu geizig sind."
H: "Kann ich mir vorstellen."
A: "Ich war früher genauso. Hätte nie eine Therapie selbst bezahlt. Dabei geht es doch um das Leben."
H: "Stattdessen hättest Du lieber... "
A: "...4.000 € hätte ich für eine AMG-Verspoilerung ausgegeben. Ohne mit der Wimper zu zucken."
H: "Was macht die Farbwahl?"
A: "Dunkelblaumetallic geht doch nicht. Rentnerfarbe."
H: "Ich wollt’s ja nicht sagen."
A: "Hab mich jetzt entschieden. Ich nehme eine Sonderfarbe. Lolithblau. Ist was von meinen Augen drin."
H: "Lolitablau, passt ja."
A: "Lolitablau, wie Deine Badehose."
H: "Wie meine Badehose und wie Deine Augen."
A: "Hab neulich bei Mercedes einen getroffen, der seinen SL schon hat. Auch so ein Verrückter wie ich, hat sich 20-Zoll-Felgen anpassen lassen. Der fand Lolithblau auch klasse .Konnte mit dem ganz gut reden. Neurosen ziehen sich an."
H: "Neurosen ziehen sich an."
A: " – "
H: " – "
A: " – "
H: "Vielleicht..."
A: "Ich weiss, was Du sagen willst."
H: "Du meinst auch, dass wir deswegen...?"
A: "Was dachtest Du denn? Klar!"
H: "Hm"
A: "Neurosen ziehen sich an."


HalfManHalfBiscuit - 30.10.02 at 08:03:34




"... Im Juni 1939 startete Annemarie Schwarzenbach zusammen mit der aus Genf stammenden Reiseschriftstellerin Ella Maillart mit dem Auto nach Afghanistan." Wir haben ja keine Ahnung, ich will den Film sehen wegen der Frauenfreundschaft, Frau Chong hat kein Geld mehr für's Kino, deshalb wird sie eingeladen. Ihr entgeht viel, die Untertitel sind schnell und Annemaries Gefühle schwer zugänglich.

Wir beobachten die beiden Frauen bei ihrer Reise durch steinige Wüsten und orientalische Städte mit tiefen Schatten und flirrender Luft draußen bis zum Horizont. Annemarie raucht ununterbrochen. Abends sitzt sie an ihrer Reiseschreibmaschine mitten in der kargen Landschaft und tippt konzentriert. Die weißen Moskitonetze wehen schwach im Wind. Die beiden tanzen, sie reden, sie steuern den kleinen Ford, der vollgepackt ist mit Büchern, abwechselnd durch die farblose Ödnis. Sie treffen kaum Menschen.

Annemarie ist zerrissen von Drogen und unerfüllter Liebe, sie versucht, sich selbst zu entkommen, Ella umfängt sie mit vorsichtiger Nähe, es ist mir nicht klar, welche Bedeutung sie wirklich für Annemarie hat, vielleicht nur eine weitere ferne Person, die von ihrer ungewöhnlichen Persönlichkeit fasziniert ist, genauso wie wir in ihren Bann gezogen werden von der ersten Minute an.

Ihre Sucht nach Leben und Unglück ist stärker. In Kabul trennen sich ihre Wege, der Krieg bricht aus, Annemarie geht zurück in die Schweiz und Ella flüchtet nach Indien.

Ella, du erstaunst mich, ich begreife nicht, weshalb du mich liebst.


The Crab - 30.10.02 at 06:28:03




feuer im winter = wasser im sommer
holz im kamin, vitamin, hält dich warm und gesund

ein feuer brennt im ofen,
erhitzt am herd die platte

.

ein feuer in der ferne, abends:
zu ostern steigt rauch, und es flackert ein licht;
trockene zweige und gummireifen:
alles, was brennt, wird vernichtet,
der winter vertrieben


im herbst frisst ein feuer das kraut der kartoffeln
wir werfen knollen in asche und glut:
sie schmecken gar gut,
heiß dampfend am stock


GüTeE )eine /mißglückte/ rekonstruktion: das osterfeuer war anders:( - 29.10.02 at 01:41:08




Meine Eltern spitzten ihre Bleistifte mit einem Zwillingsmesser an.

Peter Handke schreibt seine Manuskripte mit Bleistiften. Sie anzuspitzen ist für ihn ein morgendliches Ritual. Je kürzer die Stifte am Abend, desto mehr hat er geschafft.
'Mit Kuli zu schreiben, verdirbt die Handschrift!' wurde behauptet. Deshalb benutzte ich in der Schule einen grünen Geha-Füller. Eine Kugel wurde in die Patrone gedrückt (Pelikan-Patronen funktionierten anders).
Als Erwachsener leiste ich mir einen Füllfederhalter für 80,- DM und kaufe mir Tinte im Fass. Das Aussehen fand ich nicht so toll, aber die ältere Verkäuferin überredete mich geschickt. Später war das Geschäft geschlossen.

Feinmotorik: viele AutorInnen schrieben mit mit Maschine; nun benutzen die meisten den Computer. Typoskript und Druckvorlage. Wie ein Gitarrist oder Pianist bewegen sie die Finger, wie ein Tablaspieler.
Grobmotorik: mit der Hand zu schreiben, ist mit Geige, Cello oder Schlagzeug spielen zu vergleichen. Manuskript: persönliche Handschrift, oft unleserlich.


GüTeE - 28.10.02 at 23:41:50




Popliteratur aus BOCHUM müßte die Existenz von Orten wie BANGKOK und BERLIN in Frage stellen. Also. So'was wie'n Anfang machen.

Wo zum Teufel liegt Bangkok?

Zurück ins Hier-und-Jetzt.

Blick aus der Bahn, Linie 306, auf die Straße, die wie jede andere in der City auch zur Dauerbaustelle umfunktioniert wurde. Draußen in der Kälte, auf einem hippen Bike, in der trendy Kluft eines Fahrradkuriers, um BALANCE bemüht... - radelt DJ HI SPIN. Entsetzen. Wie profan ist das denn? Kein Grafikdesigner, kein Webdesigner, kein Narrationsdesigner... - sondern ein Bote!?

Ich kenne doch gar keine Bangkokreisenden. Nein.

Es bleibt nur noch eine Frage. Warum war das LONDONTOKYOPARIS Samstagnacht um 1:15h bereits geschlossen? Samstag war ne scheiß Nacht.


apstrakt bochum - 28.10.02 at 18:29:04




München, Cosimabad. Ich sitze im Schwimmbadrestaurant, nachdem ich ein paar Bahnen geschwommen bin. Bewegung muß sein. Die Bedienung klatscht ein weiteres Glas Bier auf diesen pissvergilbten Bierdeckel, macht einen weiteren Strich drauf und tippelt zurück hinter den Tresen. Sieht aus wie ein windschiefer Lattenzaun, die Striche auf dem Bierdeckel natürlich und auch nur dann, wenn ich mir ein Auge zuhalte. Ich setze das Glas an, ein bißchen Bier topft auf meine Badehose. Aber die ist ja sowieso schon naß. Plötzlich ein Riesenknall, eine heftige Explosion drüben im Saunabereich. War wohl ein defekter Saunaofen denke ich mir, als gerade ungefähr 40 vermummte Männer in olivgrünen Kampfanzügen ins Bad stürmen. Einige ballern mit Schrotflinten rum, vereinzelte lautstarke Anweisungen vermischen sich mit hellen, verzweifelten Schreien der Schwinmmbadbesucher. Sau laut hier, immer wieder Schüsse und Schreie. Grausiges Kreischen. Scheiße. Ein heller Pfeifton piekst sich spitz in mein Gehirn und auf einmal schmeckt das Bier gar nicht mehr. Ein Junge wird im Wasser von einem Vermummten erschossen, nachdem er, den Anweisungen trotzend, noch rasch eine Wasserbombe vom Sprungbrett in den Pool gesetzt hatte. Vom Kinderbecken her strömt zischend ein gelbliches Gas in die Halle. Überall Tote. Verletzte wimmern um Hilfe, wälzen sich wie Würmer in ihrem Blut, das langsam ins Becken rinnt und das Wasser rot färbt. Ein Vermummter rollt eine blauweiße Fahne auf und rennt damit wie bekloppt durch die Halle. Wieder halte ich mir ein Auge zu, um zu lesen, was da drauf steht: "Freie Alpenrepublik Oberallgäu". Das ist ja ein Ding, denke ich mir, aber warum eigentlich nicht. Ich trinke mein Bier aus, zahle und wanke in Richtung Umkleidekabinen. Stürmische Zeiten.


wch muenchen - 28.10.02 at 10:10:33




Bester Apstrakt,
ich lese Dich selbstverstaendlich gern. Das Wissen, wer da so dahinter steht, hinter einem Namen, das macht kribbelig. Auch bist Du ja eine Art Satellit nach Bochum. Lese ich ueber Personen, ueber 'ihn' oder 'sie', dann bastele ich stets Namen hinein in Deine Texte, obwohl ich mir sicher bin, dass ich die Menschen alle gar nicht kenne.
Das hier jetzt: eine Massnahme, da ich Deine Mail bisher nicht beantwortet habe.
Das liegt daran, dass wir zur Zeit tief im Sueden Thailands, im muslimischen Teil des Landes, sind, und wir kommen kaum dazu, Internetcafes aufzustoebern, was wir auch nicht wollen, da die ueberstroemt werden von stinkigen Backpackern. Mehr davon aber nach unserer Rueckkehr nach Bangkok. Keine Zeit also, weil wir uns einsame Straende anschauen und ruinierte Buddha-Statuen in den Bergen und eigenartige Dinge essen und nie Alkohol trinken. Denn Alkohol ist hier ueberall verboten. Der Kopf bleibt bedeckt. Der Rest ist frei.
Ein Gedanke, der uns beschaeftigt: wie diffizil es doch sein muss, gleichzeitig Thai und Muslime zu sein. Beachtung doppelter Regeln. Zweifach kompliziertes Sozialverstaendnis.
Einen lieben Gruss.

**

4x.
Dauerpartynaechte.


TomTom Trang - Yala - Betong - 28.10.02 at 08:32:09




Im toten Winkel. Der Abspann läuft. Hitlers Sekretärin hat alles erzählt. Manche bleiben, um mit dem Regisseur zu sprechen, aber wir gehen, denn es ist genug passiert in unseren Köpfen. Die letzten engen Tage im Bunker mit gezählten Bombeneinschlägen, bevor sich Hitler und seine Gefährten das Leben nehmen, er spielt mit Goldie, heiratet Eva, die Goebbels-Kinder werden getötet, Goldie wirft, man trinkt Tee wie immer und bespricht die Methoden des Selbstmordes, man darf sich nicht von der Seite in den Kopf schießen, sonst ist man nur blind und nicht tot, Traudl Junge beschreibt den Galgenhumor der Gemeinschaft, Kopf hoch, solange er noch dran ist, das Publikum lacht. Oder vielleicht lache ich auch nur. Eine seltsame Gemeinschaft von Mördern, die lieb tun, zwischen ihnen eine wohl etwas dümmliche Traudl, Hitler nennt sie mein Kind oder Kindchen. Sie verliert sich in erzählerischen Details, beim Abtippen des Stenogramms von Hitlers Letztem Willen hätte sie sich kaum verschrieben, nur zwei kleine Fehler, üblicherweise viel mehr.

Sie mochte ihn, ihre Naivität hat sie sich nie verziehen. Sie stirbt einen Tag nach der Weltpremiere dieses Film.

Draußen ist Hong Kong. Kein Bunker, keine 13-Meter Betonschicht über uns, sondern ein klarer Abendhimmel. Eine fast verräterische Ruhe und Weite, ich vergesse beinahe, dass das alles schon so lange her ist. Ich gehe still neben Frau Chong über die Fußgängerbrücke und frage mich, was sie denken mag. Ich fühle mich verantwortlich, wenn auch nur deshalb, weil ich sie in solch einen Film schleppe.

Aber erst im Restaurant erzählen wir uns von den Eindrücken. Bei gebratenem Reis und Nudeln mit einem Hauch Zimt. Wir haben nichts mehr zu befürchten.


The Crab - 28.10.02 at 03:26:47




Er las damals jeden Abend ein paar Seiten in 'Der Traum der roten Kammer' (2 Autoren? 18. Jh.)

Auf diversen Holzflöten und auf dem geliehenen Altsaxophon übte ich in der großen Küche im ersten Stock. In der Glastür zum großen Balkon sah ich mich abends gespiegelt. Der geliehene E-Baß wurde über die Schallplatten-Anlage verstärkt. Dreist hämmerte er zwei Nägel in die Lautsprecher und hängte sie schräg an die Balken. Ich hörte Ravel's 'Gaspard de la Nuit', 'Le Tombeau de Couperin' mit Orchester und Ornette Coleman's 'The Shape of Jazz to come'. Die Platte hatte ich auf Besuch in Bremen bei Horten entdeckt.

Er baute einen kleinen Röhrenverstärker, und wir hörten, wie Friedrich Gulda die Beethoven-Sonaten spielt.
Die Fachwerkbalken in der Küche wurden freigelegt: eine staubige Angelegenheit! Lehmwände.
Er saß nächtelang am Computer (in den 80ern, mich interessierte das noch nicht.)
In der Kneipe zeichnete er Porträts und verkaufte sie für zehn Mark - wenn möglich. Wir tranken Kakao mit Sahne. Freitag und Samstag war der Laden voll. Toiletten-Sitze an der Theke und Trödel an den Wänden, hinten spielten sie Billard.

Ein paar Bücher hatte ich erst: ein kleines Regal hing neben dem Sofa. Der Rest lag in großen, flachen Kartons. Kein Schrank, kein Bett, nur der gelbe Schreibtisch am Fenster und ein Ofen in der Ecke. Unten spielten die Nachbarkinder 'Himmel und Hölle'. Abends tranken die Alten einige Flaschen Bier und unterhielten sich. Vor Wut stieß einer ein leeres Bierfass die Dorfstraße hinunter: alle lachten und waren angetrunken. Der Hausherr sprach mit bayrischem Akzent.

Hinter'm Dorf ging ich spazieren - fast täglich, schrieb und komponierte, improvisierte und fuhr mit dem Bus in die Stadt zur Arbeit.


GüTeE - 27.10.02 at 23:05:40




So kann man auch mit kleinen Sachen, großen Kindern eine Freude machen. (frei nach Ringelnatz)


anton niergolzingen - 27.10.02 at 19:34:08




Und unglaublich, aber sogar das Gedicht über Kot war spannender, als alles, was ich von der Niergolz-Truppe bisher las.


Sasa - 27.10.02 at 19:13:31




Die Zukunft beginnt

Wir sprechen über das Buch 'Der Traum der roten Kammer'. Jemand schenkt uns nach, also stoßen wir an und obwohl das Eine nichts mit dem Anderen zu tun hat, fliegt plötzlich ein Krähenschwarm auf. Wie eine Wolke kreisen die Vögel für eine kurze Zeit um die Stadt der Maschine, dann drehen sie nach Westen hin ab, wo die Häuser der teilweise Erfolgreichen stehen.
Ich sage etwas wie 'lass uns bitte wieder reingehen', sie missversteht mich, nickt mir zu und meint, dass ihr auch kalt sei


P. Aristide - 27.10.02 at 18:47:13




Außerdem spielt er gut Klavier, dieser Mark A. Thomas.


hawk - 27.10.02 at 15:37:42




De nada, eiseisbaby, ist aber nicht von mir, sondern von einer verrückten Fotoseite, wenn Du magst, sieh Dich mal hier um. Da läuft einer täglich mit seiner Kamera durch New York oder durch Restamerika, fotografiert und stellt jeden Tag ein Bild ins Netz, und das seit mindestens 2000. Eine Seite zum drin versinken.


hawk im Bilderrausch - 27.10.02 at 15:23:29





Immer wieder rührend, wie sich nach Phasen der Säuberung zwangsläufig die Gefühle von Schuld und Langeweile einstellen. Die Säuberer beginnen, ihrem schlechten Gewissen Luft zu machen, und sie bemerken, dass ihre Projektionen, die sie zur Säuberung drängen, nicht abzustellen sind. So bleiben sie tragisch gefangen in dem Zwang, andere abwerten zu müssen, in der trügerischen Hoffnung, dem eigenen geistigen KZ entrinnen zu können - ein wenig friedfertiges Geschäft.

Die Gesäuberten treten indessen klug den Rückzug an, um nicht weiter die Wut der Säuberer ertagen zu müssen oder von den Todesdämpfen ihrer Peiniger kontaminiert zu werden. Enzensberger hat besagte Prozesse in den 70iger Jahren in seiner kleinen Schrift "Versuch über den Schmutz" überzeugend dargelegt.

Gottseidank bin ich kein Querulant. Oder ?


anton niergolzingen - 27.10.02 at 13:43:57




SMAGhafte Gerüchte besagen, das LUMEN öffne im November wieder seine Pforten.


apstrakt bochum - 27.10.02 at 12:36:21




War ja nicht meine Idee, den Loop zum Release zu machen. Ich habe lediglich zu Selbstdisziplin aufgerufen. Der Witz ist, dass die ach so interessanten Querulanten sich in Luft aufgelöst haben, und zwar von heut auf morgen. Wenn es sie wirklich gäbe, würden sie auch unter wannabe schreiben, nur hab ich schon immer den Verdacht, dass es sie überhaupt nicht gibt. Nix weiter als feige, multiple Persönlichkeiten. Ich für meinen Teil kann gut auf einen Anusdeppen verzichten und auch auf die ganzen anderen, falschen Freunde. Schreibt lieber mal was Ordentliches. Besser als rumjammern.
*
Thxs hawk. Cooles Foto.


Eiseisbaby München, Bayern - 27.10.02 at 12:25:01




Ich bevorzuge überhaupt keine Querulanten.


Lloyd , unterwegs - 27.10.02 at 12:20:34




Also ich bevorzuge die langweiligen Querulanten.


Lotos - 27.10.02 at 12:08:49




Aber unterhaltsam sollten sie sein.


The Crab - 27.10.02 at 11:42:30




Ich habe auch Sehnsucht nach Querulanten.


Lotos - 27.10.02 at 11:22:59




Eifersucht als Angst vor dem Vergleich.


RockdenLiterat - 27.10.02 at 11:21:51




Kahle rotbraune Berge, Bahngleise, die sich kreuzen, ein Gewirr aus Schienen, die Sonne sticht, ein Stürzen, man verliert die, die man liebt, Züge versperren die Sicht, die Stufen herunter, immer tiefer in die Berge, die innen gelb und sandig sind, bergab, denn das ist der einzige Weg. Keiner weiss, wovor er flüchtet, nur, dass es gewaltig sein wird, und stark genug, die engsten Verbindungen zu zerreissen. Flugzeugmotoren, hallt durch, von hinten lauter.

Am besten ist es nicht zu lieben. Wenn man nichts hat kann man nichts verlieren. Sie sind schuld. Ich schreie, Sie sind schuld, hatte ich nicht gesagt, Sie sollten acht geben, wie soll ich sie jemals wieder finden?

Eigentlich ist es nichts weiter als ein bisschen Auf dem Sofa sitzen. Ein bisschen kein Begehren. Der Spiegel mit der eigenen Fratze mit dem eingegrabenen Grinsen, Nein, Dich brauch ich auch nicht, keinen brauch ich, denk an die Schienen und die vielen, die da überfahren wurden. Langsam geht die Luft aus, der Rauch, Sie wissen schon. Ich öffne mal das Fenster. Und hasse ein bisschen.


Lotos - Sonntag - 27.10.02 at 11:21:44




Ich hab Sehnsucht nach den Querulanten. Ist mir zu brav hier.


Leser - 27.10.02 at 10:58:21




http://216.71.20.204/2002/07_29.jpg

B A B Y


hawk * konnte nicht daran vorbei gehen - 27.10.02 at 09:18:42




Größenwahn ist der beste Schutz gegen Selbstzweifel.


apstrakt bochum - 27.10.02 at 03:38:11




ich


zak - 26.10.02 at 14:23:14




Ja, "Die Freunde der Freunde"; zufällig sah die letzte halbe Stunde am Abend der Ausstrahlung, nach allzu langer Zeit endlich mal wieder gefesselt von etwas, das im Fernsehen gezeigt wird. Dann Ärger über das Verpassen des Anfangs, dann Blättern im Programmheft, dann Freude über die Wiederholung am nächsten Morgen. Aufgenommen, ganz gesehen, glücklich. Es ist selten, dass etwas wirklich perfekt ist, in sich selbst, stimmend und passend. Dieser Film ist es. Ich bin beeindruckt, wirklich.


zak - 26.10.02 at 14:22:23




Die ganze Belegschaft im Kino. McAngel nervt immerzu. Er hat keinen eigenen Sitzplatz, weil er zu klein ist und fliegt von Schoß zu Schoß und will kuscheln. Derweil pesten die süßlich duftenden Blumen das Labor zu, wir erreichen spätnachts auf lahmen Beinen unser beige-braunes Kachelgebäude. Das Traumlabor Manchester meldet sich auch mal wieder. Zum Frühstück gibt's Reisbrei ohne Gespräch, Noel hat vergessen einzukaufen und Vokabeln zu lernen.

Wir denken nochmal über alles nach, die Insel Lamma, große Bananenbaumblätter, kleine Gemüsebeete, lauwarmes Meerwasser mit messerscharfen Mikroben und Haifischwarnung, unterdurchschnittlich schlechte Fischbälle, romantischer Sonnenuntergang überm Kraftwerk und eine sehr merkwürdige Kolonie europäischer Aussteiger auf der Suche nach dem Glück. Dem echten und dem wahren selbstverständlich.

Jetzt hör mal auf, McAngel, brülle ich. Ich muss mich konzentrieren. Auf was eigentlich, ruft er. Ich fange ihn und knabbere ein bisschen an seinen Flügeln. Noel lacht in englisch, die Pferdeliebhaberin wiehert und Graham Coxon singt Bitter Tears. Ein schöner Tag.


The Crab - 26.10.02 at 07:28:43




netz-werke

wir weben ein netz
aus wörtern
und fangen gedanken
die kranken
und nähren uns redlich

wir bauen und meißeln
an sätzen
und schleifen sie glatt
wir feilen
und schichten, berichten

die welt wird uns klarer
durchsichtig
wir planen und rechnen
erfinden
uns neu

ich sag' dir, du findest
es dort!
ich schreibe gedichte
und denke geschichte
und führe sie fort

du fühlst dich versponnen
und zögerst
ein spurenleser bist du
den menschen willkommen

verfolge den faden
und spinne dein netz
zu halten die beute
verknüpfe die fäden
zum teppich und webe

geflochten die körbe
verkauft
wie hemden und hosen
die rosen
verwelken, zerblättern

wir graben die erde
und wälzen
den stein mit beschwerde
und lesen
weintrauben und bücher
von büchner

wir trinken den wein
vergoren
und süß wie die feigen
im sommer
im winter und frühling

wir pflanzen und ernten
erwarten
das neue geduldig
und heilen
wir leben und sterben

wir reden und werben
beschimpfen
uns, streiten und reiten
erleichtert
und fröhlich nach haus

wir essen, vergessen
erinnern
und schreiben uns briefe
erzählen
und wählen vertreter

wie wäre die welt
in zukunft
wenn länder sind gleich
wir menschen
gesättigt und frei?

die alten verschwinden
wir folgen

den schwulen und juden
gekillt von den nazis
den deutschen

unschuldige menschen
in türmen
und häusern, auf straßen
und plätzen
beim tanzen, am strand

ermordet von brutalen terroristen
unschuldig' blut vergießen mörder
fanatisch bis zur selbstauslöschung
sie werfen bomben

warum?


GüTeE für volker - 25.10.02 at 23:36:01




kein interesse mehr. will auch keine antwort mehr hören. gruessen sie bitte herzlichst ihre frau.


Lloyd - 25.10.02 at 21:35:31




SIND SIE SICHER, DASS SIE DEN AUSGEWÄHLTEN ORDNER IN DEN PAPIERKORB VERSCHIEBEN WOLLEN? - ja, ich will. vergangenheitsbewältigung. ein ordner mit dem vornamen einer frau. wie schnell das alles ging. 588 mails. nein, virtuellen verkehr zu archivieren bringt's nicht. weg damit. tabula rasa als conditio sine qua non einer glücklichen zukunft. haha. in worten: FÜNFHUNDERTACHTUNDACHTZIG. ohne die mühe auf sich genommen zu haben, diese zahl auf die denkbar umständlichste weise, als wort, in seiner vollen länge aus- und aufzuschreiben, weiß man die bedeutung einer solchen DELETE-aktion gar nicht richtig zu würdigen. auslöschung. frage mich allerdings, ob ich nicht noch schnell hätte zählen sollen, ob sie mehr mails an mich oder umgekehrt ich an sie...


apstrakt bochum - 25.10.02 at 19:05:58




Anfänge / für Lloyd


Die Sprache trennt uns.

Du suchst nach den Anfängen, was alle andern auch tun,
ohne Rücksicht.
Du trittst mir gegenüber,
und ich betrachte die Linie,
die von deiner Nasenwurzel mitten ins Herz führt.

Dabei wollte ich dir zuhören.

Genau dies nimmst du mir übel,
und ich muss schweigen -
das habe ich mir angewöhnt.

Meine Freunde meiden mich zusehends;
sie mögen diese Marotte nicht.
Früher waren die Abende mit mir unbeschwert;
man konnte mit mir Pferde stehlen.

Wenn ich so weitermache,
muss ich bald verstummen.
Werde ich den Lärm aushalten ?

Ich liebe meine Freunde.
Ich brauche sie,
wie die Luft zum Atmen -

doch die Sprache trennt uns.


anton ngz. - 25.10.02 at 18:17:54




H!!!!


Sasa s Lieblingsmorgenlektüre - 25.10.02 at 13:15:32




Anruf von Albert

A: "Wo warste den ganzen Tag?"
H: "In Castrop-Rauxel auf einem Seminar."
A: "Aus Castrop kommt die Hörige."
H: "Wusste ich gar nicht."
A: "Die Hörige bekommt ein Kind."
H: "Von Lecki?"
A: "Haha, Lecki, den haste Dir gemerkt!"
H: "Klar. Ich hab mir alle Deine Geschichten gemerkt. Ich habe ein Buch drüber geschrieben."
A: "Ja, hast ein Buch drüber geschrieben. Ist nicht Lecki. Oh, da ist meine neue Traumfrau."
H: "Wo? Wer?"
A: "Pro 7. Die aus der Ford-Werbung mit dem Flugzeug."
H: "Die ist hübsch."
A: "Hab mir die Limburg noch mal angesehen. Echt keine Traumfrau. Die gefällt mir gar nicht mehr. Die hat so einen komischen Mund und wenn die dann noch raucht..."
H: "Rauchende Frauen sind immer furchtbar. Damals hatte ich ja mal von ihr geträumt. Da fand ich sie fantastisch."
A: "Hab Dir damals schon gesagt, das geht schnell wieder weg."
H: "Ja weiss ich noch. Kommt auch in meinem Buch vor."
A: "In Deinem Buch."
H: " – "
A: "Hast Du echt ein Buch geschrieben?"
H: "Ja hab ich."
A: "Nur über mich?"
H: "Nicht nur. Ich komme auch am Rande drin vor."
A: "Wie haste das denn geschrieben? Auf dem Computer?"
H: "Ja klar. Brauch nur noch einen Verlag."
A: "Heyne druckt alles. Haste schon einen Titel?"
H: "Nee, hast Du eine Idee?"
A: "Anal-Trio am Kamin."
H: "Naja."
A: "Muss ich mal drauf achten. Wenn ich "Anal-Trio am Kamin" irgendwo sehe, dann ist das Buch über mich."
H: "Bestimmt."
A: "ICH könnte ein Buch schreiben. Ein Fachbuch."
H: "Aha?"
A: "Susi sagt, ich werde mal sehr weise werden."
H: "Glaub ich auch."
A: "Susi sagt, ich habe ein Problem. Ich kann nicht konstruktiv und logisch denken. Ich denke immer nur destruktiv. Das gleiche ich aus durch meine Intuition. So wie man kaputte Knie mit der Hüfte ausgleicht."
H: "Kenne niemanden der so eine Intuition hat wie Du."
A: "Ist schon zirkusreif, was ich alles vorher weiss."
H: "Stimmt."
A: "Ich hab auch eine neue Theorie, warum die Frau Dich genommen hat. Hab ich mir neulich mal überlegt."
H: "Da bin ich aber gespannt."
A: "Nee, kann ich Dir nicht sagen."
H: "Komm sag’ schon. Ich habe da kein Problem mit. Erzähl ruhig."
A: "Nee, das wird Dich belasten."
H: "Unsinn. Schieß los."
A: "Na gut. Du hältst das aus."
H: "Ich halt’s aus."
A: "Sie sucht ein Opfer."
H: "Ich soll das Opfer sein?"
A: "Du bist das Opfer."
H: "Anni hat ein Herz so groß wie ein..."
A: "Actros."
H: "Mit Hänger."
A: "Du wirst den Preis zahlen müssen für Sie."
H: "Klar. Umsonst ist eh scheiße."
A: "Du wirst Dein Portemonnaie aufmachen müssen."
H: "Nix drin im Portemonnaie."
A: "Sie wird was finden. Die finden immer was."
H: "Kann es sein, dass dies Dein destruktives Denken ist?"
A: "Das kann natürlich sein."
H: "Wie läuft’s eigentlich mit Claudia?"
A: "Sexuell sehr gut. Orgasmusfähig die Frau. Fange schon an ihr dabei Geschichten zu erzählen."
H: "Was für Geschichten?"
A: "Versaute Geschichten."
H: "Du erzählst ihr Geschichten beim Vögeln?"
A: "Klar. Das Feuer geht ja irgendwann aus. Dann muss man es anpusten."
H: "So was wie: ‚Du kleines Ferkel, ich besorg’s Dir!’?"
A: "Nein richtige Geschichten. Niemand hat so eine Fantasie wie ich. Das kennen die Frauen gar nicht, wenn man denen Geschichten erzählt. Kein Mann traut sich das."
H: "Sag mal ein Beispiel."
A: "Zum Beispiel erzähle ich, dass ich jemand ganz anders bin."
H: "Verstehe, Du sagst ihr dabei, Du bist ihr Chef."
A: "Hätteste wohl gerne. Die steht nicht auf Dich."
H: "Naja."
A: "Die Hörige konnte zuletzt nicht mehr ohne meine Geschichten. Die ist nur vom Geschichtenerzählen gekommen."
H: "Nur vom Reden? Ohne Fummeln?"
A: "Nur vom Reden!"
H: "Respekt."
A: "Meine Fantasie ist ein eigener Wert."
H: "Ich komme jedenfalls nicht vom Telefonieren mit Dir."
A: "Aber Du bist aber auch schon süchtig..."
H: " – "
A: "...auf eine Art."


HalfManHalfBiscuit - 25.10.02 at 07:59:46




[...]

"Ich war meiner Rolle des Außenseiters voll gerecht geworden. Schließlich stand der Horror, in die Schule gehen zu müssen, jeden Morgen an meinem Bett, so dass mir regelmäßig schlecht war. Wenn andere frühstückten, übergab ich mich."

[...]

"Da stand er in der Tür, der junge Mann mit Namen Klaus. Na ja,dachte ich, für seinen Namen kann er ja nix, sieht aber irgendwie nett aus. [...] Noch am selben Abend begaben wir uns in seine Küche, sein sinnliches Domizil und liebten uns."

[...]


" Wir reden einfach über Sexualität weil sie stattfindet, im Leben eines hoffentlich jeden. Sicher sind unsere Texte und Geschichten insofern auch ein bißchen politisch. Wenn ich in Statistiken lese, daß 70% der Frauen behaupten, nicht zu masturbieren, so ein Unsinn!"

[...]


Shoot upgrade - 25.10.02 at 05:56:14




Mikael Niemi: Populärmusik aus Vittula
Jurga Ivanauskaitė: Die Regenhexe
Moritz Baßler: Der deutsche Pop-Roman Die neuen Archivisten


GüTeE - 24.10.02 at 22:12:38




quasistammtisch im INTERSHOP. sagt sie einfach so: und bei der premierenfeier meines stückes legst DU auf. wow, denke ich. nein, WIR legen auf, korrigiert sie. auch okay, denke ich. minimal sissdah & maximal apstrakt. und das equipment, denke ich so. und das equipment, sagt sie so. ja, das alte leidige equipmentproblem, denke ich so. bis dahin alles kein problem, sagt sie, einfach so, lapidar. bis januar keine problem?, frage ich mich, nicht einfach so, ganz und gar nicht lapidar. vielleicht doch. ratenkauf, nur 46 euro im monat, sagt sie. nee, nee, jetzt wird's unprofessionell, denke ich. dann ergreift ER das wort: ich leihe dir die kohle, scheiß auf die banken. wow, denke ich, das wird doch noch was mit uns. aber bis dahin gilt es noch viele feiern zu überstehen.


apstrakt bochum - 24.10.02 at 21:55:54




Sasa, keine Ahnung, was das soll, jetzt zu schreiben, aber ich kanns ja mal machen. Finde ich auch nicht mehr so interessant, aber mir ist Kiroslav Mose aufgefallen.


off. - now we like - 24.10.02 at 18:44:30




@ Martin

Trotzdem besten Dank und nette Grüsse aus der pfälzischen Provinz.


RockdenLiterat - 24.10.02 at 18:22:48




Die gleiche Lichtstimmung, die Deutschland dazu benutzt, seine Rasenflächen zu mähen. Angenehme Luft treibt die Nachbarn nacktbeinig hinaus, man hängt ein wenig Wäsche am Geländer auf und zupft daran herum, spielt mit dem Kind und sitzt auf winzigen Schemeln. Die Schritte werden langsamer, eine Reisegruppe steht am Schönen Rad und blickt hinunter, und lässt sich was erzählen, von den ersten Weißen, die arm und nackt in Central ans Ufer krochen und anderen Unsinn.

Sogar der stete Strom der Taxis auf der Hollywood Road wirkt wie eine Erweiterung des Wohnzimmers, zwischen den Vordersitzen klemmt bestimmt das Schraubdeckelglas mit grünem Tee, in dem die ausgelaugten Blätter wie kleine Fische in der Dünung schwabbeln. Im Radio gibt es romantisch-hysterischen Kantonpop oder Zahlenkolonnen mit den neuesten Pferdewetten, während das Taxameter die hügeligen Knie beleuchtet.


The Crab - 24.10.02 at 15:59:22




JEUNESSE DOREE

Und Langeweile ist ja bekanntlich: tödlich. Gar nicht langweilig war hingegen Britta Höper mit ihrem Hörspiel STÖRUNG und anschließender Smirn & Gratze Lesung, gestern Abend in der Blumenbar. Katja Huber und Kathrin Röggla sahen alt aus, richtig alt. This girl rocks. Dankeschön. Sehr freundlich.
*



Eiseisbaby München, Bayern - 24.10.02 at 12:44:37




Ich finde die ganze Sache mit Niergolzingen nicht so spannend, ich weiß gar nicht, was das alles soll. Ich las die ersten Geschichten/Gespräche noch einmal und finde sie bloß langweilig.


Sasa - 24.10.02 at 10:37:36




@ Halfman
Na, prima, sonst noch irgendwelche Drogen? Ich bin von Natur aus unbescholten, nur damit du's weißt.

Someday ist übrigens mein Lieblingsstück von jenem Album.


The Crab - 24.10.02 at 10:35:17




Du fragst, ob ich glücklich bin. Ich glaube, Glück ist eine Fähigkeit, nichts was einem zustößt, wenn es nicht schon da ist. Die Frage ist außerdem, ob ich hier glücklicher bin als sonst, aber das ist nicht der Fall. Ich bin äußerst glücklich hier zu sein, weil die Stadt aufregend ist, und wahrscheinlich wäre ich nicht so glücklich, wenn ich sechs Monate nackt allein im Regenwald rumirren müsste, mit ein bisschen Sülzwurst im Gepäck und einer Maschine, die die Käfer aus dem brackigen Wasser filtert.

Es ist die Frage nach der persönlichen Idee von Glück. Meines macht sich an ein paar schicken CDs und bewegenden Büchern fest, einer bestimmten Sorte grünen Tees, dem gefüllten Kühlschrank, einer warmen Decke, unter der außer mir eine kleine Freundin liegt, warm und gut riechend und dem blöden Laptop, der den ganzen Tag online ist in Richtung Westen, um zu arbeiten oder Ideen zu tauschen. Abends duschen. Und ein Dach über allem und drumherum die einladende Stadt.

Gleichzeitig ein Experiment, wie wenig man braucht, oder was überhaupt. Einige Lieblingstshirts, die olle Jeans und ein paar Laufschuhe. Das passt in einen Koffer, erstaunlich. Manchmal überlege ich, was ich alles wegwerfe, wenn ich wieder zurück bin. Oder 'wen' ich alles wegwerfe, das hört sich gemein an, ich weiß. Wahrscheinlich aber keinen von euch.

Ich bereue nicht eine Sekunde, vielleicht die, in denen ich unaufmerksam diesem Ort und dem Moment gegenüber bin, in denen ich nicht richtig hinsehe, oder das Geschehen nicht begreife. Ich wünschte, ich könnte mein Bewusstsein immer derart festhalten. Und dass ich weit weg bin, spielt kaum eine Rolle, das merke ich nicht so. Ich bin ja hier.


The Crab - 24.10.02 at 10:32:10




Wie wird Albert reagieren, wenn ich ihm sage, dass ich ein "Buch" über ihn geschrieben habe? Welchen Titel würde er spontan diesem Buch geben? Was macht eigentlich "die Hörige"? Warum bezeichnet sich Albert selbst als "zirkusreif"? Diese und andere spannende Fragen werden morgen oder übermorgen an dieser Stelle beantwortet, wenn es wieder heißt:

Anruf von Albert


HalfManHalfBiscuit - 24.10.02 at 08:57:47