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loop Archiv #96 (16.8.-22.8.2001)

loop Archiv #95, loop Archiv #97


hot summer of loop

 




D´Arcy und James: ..."lover when will you i´m so afraid that no one cares lover can´t find you i swear to god don´t leave me here now you know..."


lovely perfection - 22.08.01 at 23:08:05




@ Anna Luz: ganz groß.


Locken, nur Morgens * - 22.08.01 at 23:04:07




Wörter wie ungehörig sagte der Vater, die Mutter beschwichtigend, lass
doch ist eine andere Generation und stütz die Ellenbogen nicht auf, mein
Kind, und eine richtige Dame hält auch im Dunkeln die Hand vor den
Mund, wenn sie gähnt. Solange Du die Füsse noch und so weiter, das
kennt man aus Büchern, wie hätte er auch ahnen können, das das Kind
so werden würde. Wenn ich das gewusst hätte. Das ist lange her.
Kasimir solle die Douglasie absägen, hat er heute gesagt, sie habe
kaum noch Nadeln, ausserdem der Schatten. Und sie wachse sowieso
nicht mehr. Die Douglasie, die eigentlich gar keine ist, ist achzig Jahre alt.
Sie wurde von der Erbauerin des Hauses gepflanzt, einer
verschrobebnen Adligen, die sich mit dem letzten Rest des
Familienerbes dieses Stück Unland kaufte. Wenn ich den Kopf hebe,
sehe ich auf ihr Potrait, ein riesiges Bild, eine Dame von Welt mit
Zigarette in der Hand. Das Bild gab es zum Haus, ein wunderbares Bild.
Achtzig ist kein Alter für einen Baum, jedenfalls nicht für einen solchen.
Alles begann wie immer, der Patriarch, dem niemals widersprochen
wurde, zeitlebens, ich sage, der Baum bleibt, und er schäumt und ist nur
noch ein kleiner alter Mann und das wissen wir beide.


Schwalbenschwanz Stangenbohnen und stilles Wasser - 22.08.01 at 22:05:19




Einer meiner Lieblingslieder.


Radio Arcona - 22.08.01 at 19:23:04




@d'Arcy:

Ahoo Ahooh Ahooh Ahooh Ahooh Ahooh
Spitting in a wishing well
Blown to hell... crash
I'm the last splash
I know you, little libertine
I know you're a real koo koo

Hey now, hey now, ...
Want you, Koo Koo, Cannonball [2x]
In the shade [4x]

I know you, little libertine
I know you're a cannonball
I'll be you're whatever you want
The bong in this Reggae Song

Hey now, hey now, ...
Want you, Koo Koo, Cannonball [2x]
In the shade [4x]

Spitting in a wishing well
Blown to hell... crash
I'm the last splash
I'll be you're whatever you want
The bong in this Reggae Song

Hey now, hey now, ...
Want you, Koo Koo, Cannonball [2x]
In the shade [4x]


Jochen Berlin * - 22.08.01 at 16:07:17




die haare fallen ihr ins gesicht, als sie sich über das bett beugt, mit der rechten hand hält sie sie fest.
sie kennt diesen körper gut, der jetzt da liegt und schläft.
einen schritt nach hinten, da steht der sessel, auf dem sich die kleiderhaufen türmen, die sie in wut bringen, jeden jeden tag. sie setzt sich und schließt die augen.
gott, einfach ein traum zu sein, denkt sie, einfach nur ein schatten im leben dieses menschen.
sie öffnet die augen, sie beugt sich vor und schaut auf das gesicht in den kissen. träumst du, flüstert sie, sprichst du denn gar nicht im schlaf?
nacht für nacht hat sie in eben diesem bett gelegen, oft ist sie vom halbbewussten gestammel aufgewacht, aber jetzt -
sie steht auf und streckt die hand aus.
sie streichelt den haaransatz, den sie liebt, sie legt ihre finger an die lippen, die sie geküsst hat, sie lächelt.
alles verrät dich aber du bist unschuldig und du schläfst, sagt sie.
ich schleiche um das bett und sammele die bilder und die ängste ein, die splitter, ich suche sie zusammen und hebe sie auf.
als sie aufsteht und sich abwendet, entsteht im bett bewegung.
he, hört sie hinter sich, du hast versprochen, ich würde es nicht merken wenn du gehst, du hast gesagt, es tut dann nicht so weh.
sie dreht sich um. aus dem schlaf in die tränen, denkt sie, als sie die ausgestreckte hand sieht.
ich habe gelogen, sagt sie.


Anna Luz Exhauptstadt * - 22.08.01 at 14:45:34




Bass: Kim Deal
Gitarre: Kelly Deal
Bass: Kim Gordon
Gitarre: Joni Mitchell
Gitarre: P.J. Harvey
Gitarre: Bilinda Butcher


D'Arcy. Groove. Haare platinblond, Gesicht fahl, Lippen rot - 22.08.01 at 14:40:50




Rasmus?


Natacha NYC * - 22.08.01 at 13:04:25




Und Du, Du ziehst mir mit der Gitarre ein Horn. Und ich, ich reiße Dir ein Bein ab. Und Du, Du machst Dein dummes Gesicht, das ich so hasse. Und ich, ich rufe einen Krankenwagen. Und Du, Du stirbst. Und ich, ich spiele das Lied, das Du nie spielst und das ich, ich inzwischen selbst gelernt habe. Du totes Griffbrett. Du Joe Cocker in unserer Neubausiedlung. Du Radiohead. Du.


lila - 22.08.01 at 11:10:28




Abend. Wir sitzen in Deiner Küche am Tisch. Ein brauner, alter, einfacher Tisch. Tomaten, Oliven, Paprikastreifen, Brot, Butter. Die Messer auf den Tellern. In den Gläsern Wein. Wir haben schon gegessen und Du hältst die Gitarre im Arm. Ich sehe mich in der Fensterscheibe Dich betrachten. Der Hund kauert am Boden, seine Ohren zucken zuweilen, er hat die Augen geschlossen. Du siehst mich an, spielst eine lose Folge von Akkorden, summst eine Melodie. Dann fängst Du an zu spielen. Deine Finger umschließen das Griffbrett, die rechte Hand tanzt über die Saiten. Du schließt die Augen, singst das Lied, das ich so gerne höre und das Du so selten spielst, ich bitte Dich nicht darum. Ich sehe Dich an, Dein Gesicht, Deine Augen, fest verschlossen und fast schmerzvoll verzerrt die Züge. Du singst mit fester Stimme, rauh, sie taucht hinab und die Gitarre pendelt in Deinen Armen. Ich atme nicht mehr, alles steht still und ist Klang. Dein Gesicht: ein Buch in einer fremden Sprache, die Du in Töne übersetzt. Alles fließt, tönt, wiegt, das Pendel schwingt, langsamer, wieder Atem, Gleiten, bis Du die Augen öffnest und Dich in die Akkorde begiebst. Ich sehe Dich an, Du lächelst.


Rota - 21.08.01 at 22:28:52




I'm telling ou the others are dead as well. I don't know much but I know that for sure. Dude.


One of the Beatles - 21.08.01 at 17:54:31




Meine Nachbarin möchte gerne in den Urlaub fahren
kann Sie aber nicht weil erst ihr Badehosenloserafrikaurlauber
in den Urlaub fliegt. Schade Schade aber die Badehose
bleibt trotzdem hier und ich nicht!!!!!


verlorene Badehose - 21.08.01 at 16:52:28




so froh endlich keine kommandos oder niederträchtige kommentare
anhören zu müssen um diesen jenigen vor der eigenen schwäche zu
schützen...viel glück und werd gesund!


quelleacht - 21.08.01 at 16:51:48




mein nachbar fährt in ein paar tagen nach afrika, er läßt gleich seine
badehose zuhause, wundert sich dass seit drei tagen niemand mehr
anruft.


rocker - 21.08.01 at 16:47:54




I'm feeling sick! I call you sick.


Ne t'en fais pas... - 21.08.01 at 16:05:17




Radiohead - Knives Out

Jetzt habe ich dieses Video gesehen und das Lied gehört und bin ganz einfach nur erledigt, hinüber. Sowas unfassbares, so eine perfekte Visualisierung von (Alp)träumen, psychedelischem Wahn, so eine ergreifende Trauer, die sich wie ein leerer muffiger Postsack über einen wirft und doch gleichzeitig stärkt.

Die Gänsehaut ist immer noch nicht weg.



Jochen Berlin * - 21.08.01 at 15:39:15




bitte keine folgen mehr von hmhb´s Pennälerphantasien.....


Lucretia DD * - 21.08.01 at 15:38:34




Natürlich hab ich ihr Komplimente über ihr Kleid gemacht. Es war atemberaubend. Dank weniger quergelesener Mode-Artikel hatte ich ein paar krude Schlagwörter drauf. Weitere Kompetenz wurde mir durch meine Krawatte verliehen ("danke, hab ich selbst ausgesucht!"), an der mich später ein junger Accessoire-Designer auf die Tanzfläche zerren sollte. Was Suzy Menkes in ihren Artikeln nicht schrieb ist die Tatsache, dass das Kleid gar nicht genäht worden sein kann. Es muß durch ein besonderes Verfahren, für das Siemens glaube ich mehrere Patente angemeldet hat, auf den Körper aufgedampft worden sein. Um das Trägerobjekt nicht ganz schutzlos den Blicken der Beschauer auszusetzen, wurde zum Glück ein Muster, das in der Wildnis eine Tarnfunktion erfüllt ausgesucht. Allerdings ohne Erfolg!


HalfManHalfBiscuit - 21.08.01 at 13:04:30




Heute Teetassen von Bollhagen gekauft. Gleich ein Rabattbuch dazubekommen. Vier Tassen waren nicht mehr zu bekommen, denn gestern, sagt die Tante am Tresen, sei jemand gekommen und habe für 900 Mark Bollhagen gekauft. Imme erzählte von Klüntjes und dem speziell gebogenen Löffel, den die Ostfriesen haben. Damit legen sie eine Sahneblume in den Tee. Nicht rühren.


Fit for Bourgeoisie (1) - 21.08.01 at 10:42:55




Und dann sagt Leroy zu Julia, und wenn es zwei so richtig nicht auf die
Reihe kriegen, sich aber trotzdem lieben, wann ist dann der Punkt
erreicht, an dem Du Dich trennst? Sam, also Julia redet dann den
üblichen Scheiss, aber Brad weiss natürlich die richtige Antwort.
Und die wäre?
Niemals.
So ein Dreck.
Findest Du?
Ja allerdings. Warum schaust Dir bloss so einen Müll an?
Jaja, lieber was lesen, was Vernünftiges. Ich weiss schon. Und vom
vielen Schreibtischsitzen dann einen Arsch bekommen wie Du.
Und im Kino stehst Du?
Ich geh jetzt besser, glaub ich.


Lotos - Desenzano * - 21.08.01 at 10:28:03




glückzugreifen

sich vorzustellen, die welt stünde still.
wenn es nacht ist, selbst wenn es tintenschwarze nacht ist, ist diese straße nicht ruhig. jemand kommt nach hause und die holztreppe im nachbarhaus bebt unter den schritten. sitze ich bei geöffnetem fenster und höre die kneipe gegenüber schließen, noch das lachen von burkhard und stefan im hof, wenn sie die räder holen und nach hause fahren. höre wie die nachbarin von oben nicht schlafen kann und durch die wohnung geht, die dielen knarren.
noch während ich horche und feststelle, nein, niemals ist die welt ganz ruhig, nicht hier, greife ich zum telefon und wähle.
deine schlaflose stimme begrüßt mich und auch deine nacht steht nicht still. sich vorzustellen, die welt wäre ein ort der sich nicht dreht, sage ich. und dann: sich vorzustellen, die welt wäre ein ort, der sich nicht dreht - an so einem ort wären wir uns nie begegnet.
wir reden und dein kühlschrank brummt und du bist von einer wespe gestochen und gießt dir etwas zu trinken ein.



Anna Luz Exhauptstadt * - 21.08.01 at 09:20:43




ALso: ich geh gern in die Grossraumdisco!
jetzt, sofort.
Ist Heimatgefühl, bei uns gibt es noch grössere.
Für alle zum Mitkommen: jetzt rockt.
Auch wenn dies jetzt.de nicht ganz eindeutig ist, in der Navigation.
Umso besser tut die Layouterei, weils wahr ist -
was gibt es denn sonst,annähernd so gemacht????


Praktisch, alles Projektion.
Von aussen, aufgedrückte Mutterphantasien.
Bin zu sehr Würfel, als rund, könnt versinken in Wörtern, Sprachorgien.
Surfen bis mein Haus zusammenbricht, bis mein Zehennagel zum Aschenbecher(Cola Dosen) gewachsen ist.


ALINIA alpencity * - 21.08.01 at 03:03:44




So gut sind selbst die besten Ärzte Deutschlands nicht. One Beatle is dead.


There's a light that never goes out - 21.08.01 at 00:14:12




Kneipen-Gespräche

Früher nannten sie ihn 'Apo', aber diese Zeiten sind vorbei: er will nicht mehr so genannt sein. "Schaffen, man muß schaffen." Überhaupt habe er nur noch wenig mit der hiesigen Szene zu tun. Er lebt, arbeitet und studiert in Braunschweig. Er ist Bildhauer. Kurzhaarig, durchdringende Augen, gestreiftes, dunkelblaues Hemd. "Manche Leute suchen ja 'das Ding'. Wenn es so gekommen ist: gut, aber vielleicht war's auch nur 'ne Marktlücke, das weiß man eben auch nich'. Roy Lichtenstein mit seinen Comics; die haben ja zum Teil schon Leute, die das für sie machen. Christo, Claes Oldenburg: ich will nicht sagen, daß ich das schlecht finde, im Gegenteil: das sind so alltägliche Sachen, nur eben verfremdet, vergrößert, verkleinert, als Kunst deklariert. Die Leute in den Steinzeithöhlen, die noch mit der Hand gemalt haben: das waren ja überhaupt die größten Künstler." Spritzpistole - "der Pinsel is' ja auch 'ne Maschine, aber eben doch nich' in dem Maße." "Das ist gerechtfertigt, sobald Du als Person dahinter stehst: dann ist alles gerechtfertigt."

"Na A..., haste viel zu tun? Wie kriste eigentlich die Aufträge: machste Werbung?"
"Nee, Werbung dürfen wir ja nicht machen; das spricht sich so rum."
"Haste schon 'ne Sekretärin?"
"Nee, aber es wird doch allmählich immer mehr Arbeit: das sind immer so kleine Geschichten, mal so um hundert Mark geht's da."
"Bis'de auch öfters beim Gericht?"
"Jo, so einmal die Woche mal, wenn man sich denn so nich' einigen kann. - Ich hab' auch schon überlegt: ich brauchte eigentlich so jemanden, der mir mal so Sachen tippt, wenn was anliegt, so stundenweise am besten."
P.: "Wenn ich noch hier wohnen würde - schade: das hätte ich ja gut machen können."
G.: "Kannst ihm ja die Sachen schicken."

22.12.82 / S. bei Bremen


GüTeE - 21.08.01 at 00:07:02




Ländliche Idylle

Die Gartenpforte war überwuchert von kleinen, wilden, roten Rosen. Der Blumengarten umrandete zwei Seiten des alten Hauses am Dorfrand. Am Zaun entlang ein schmaler Streifen mit den verschiedensten Blumen: mit dicken Dalien, von Bienen umsummt. Ein unebener Rasen.
Der grün-weiße Gartenpavillon wurde bewohnt von zwei kleinen Katzen, die auf dem Tisch und dem alten Sofa rumtobten. Knochen und Fleischreste lagen verstreut, einige Fensterscheiben fehlten. (Hier hatte ich einmal in 'Die toten Seelen' gelesen und war darüber eingeschlafen.)
An der Frontseite des Hauses stehen zwei Pflaumenbäume, eine Tanne und ein Apfelbaum. Nebenan ist der Gemüsegarten: eine große Fläche. Am Weg die Hecke. Hin zum Nachbarn gingen wir meistens durch den Garten.

Ein Feldweg mit tiefen Furchen führte hinunter zum Wald: ein kleiner, aber schöner Mischwald. Ein verwachsener Teich mit dunklem Wasser und mit Fischen lag im Schatten der alter Bäume oder in der prallen Sonne.
Nach links führt ein Hohlweg hinunter zur Quelle. Sumpfiges Gebiet, festgetretene Pfade, ein Wall und knorrige Buchen. Ein mächtiger Eichenstamm versperrte lange Zeit den Weg.
Es kamen Männer mit Motorsägen und lichteten den Wald, der an einigen Stellen vom letzten Orkan zerzaust war.


GüTeE - 20.08.01 at 23:30:38




OP ruft Dr. Bruckner!


all the beatles are alive - 20.08.01 at 23:18:45




Portraits 1982

Eine alte, dickliche Frau ('asozial') und ein alter, patziger Hund mit breitem Maul und kurzen, krummen Beinen; ein Kinder(=Hunde-)wagen.

Ein alter Mann sitzt im Café. Seine Bewegungen sind langsam. Er schaut in ein Heft oder liest die Zeitung. Müde sieht er aus und scheint sehr einsam zu sein. Weiße Gesichtsfarbe, Brille mit schwarzem, oberen Rand. Er nimmt seinen Mantel und geht hinaus.

Im Bahnhof der 'Penner': er raucht eine Zigarette, fühlt sich angesprochen von Schulkindern draußen. Er macht ein Theater: phantasiert laut vor sich hin und lacht wie verrückt leise in sich hinein. Er redet: das kommt von dem Alkohol, den er in sich hat. Spricht zu wildfremden Menschen wirres Zeug. Bei der Post trifft er Kollegen. Im Vorraum drehen sie sich Zigaretten. (Kleinstadt in Süd-Niedersachsen)

Ein Mann mit weißen Haaren: groß, schlank und krummrückig. Im hellen Mantel, den Blick gesenkt, beugt er sich über Abfalleimer. Mit einer Hand sucht er Zigarettenstummel und Essensreste. (Bremen, Sögestraße)


GüTeE - 20.08.01 at 22:55:58




für GüTeE:

1. Jan Kurve
2. Schneidsie
3. Brünjes, hat was angesetzt
4. wo is Johann?
5. Heike Tiedjen


Judith on the balcony with begonies * - 20.08.01 at 22:30:11




Ein Schmetterling aus Straßsteinen von Svarovski, da wo es auch für Kurzsichtige zu nah ist um die Augen auf zu lassen!


HMHB - 20.08.01 at 21:57:47




Aber Corvus, 'anterl' ist eine Frau, und sie steht auf sehr große, schlanke Männer. Na also ;)


GüTeE - 20.08.01 at 21:16:53




Standbilder eines Sommers (2)

(Especially for Jochen. Thanks for the warm welcome.)

Semesterferien. Tage. Vormittage. Abende. Kein Stundenplan. Und trotzdem erstaunt mich die fliehende Zeit. Die Tageszeiten zerfließen unmerklich ineinander. Ein Tag ähnelt dem nächsten. Ein Loop. Und es ist mir vollkommen gleichgültig. Vorgestern war ich am Rhein und habe mir die Lorelei angeguckt. Es ist ein Felsen. Am Abend zurück im Sauerland sehe ich am Horizont über den flachen Hügeln dieses wirre Dämmerlicht. Lamellierte Farbbänder im Westen, die unter zerwaschenen Wolken verbluten. Eine violette Kapuze über der Erde. Brennendes Zwielicht.
Bei meiner Ankunft zu Hause ist es bereits dunkel. Ich schließe die Haustür auf und höre auf die Geräusche. Irgendwo wird eine Spülung betätigt und Wasser fließt durch die Rohre, ein Stockwerk über mir höre ich Schritte, das Knarren des Parketts. Spuren vom Mittagessen sind noch in der Luft. Es brennt kein Licht, aber ich fühle die Enge der Mauern und beschließe hinaus auf die Terrasse zu gehen. Ich schaue in den Himmel und sehe auf einmal, was fehlt, was ich schon seit Wochen vermisse.

Es sind keine Sterne am Himmel. Nicht ein einziger. Was ist das für ein Sommer, der tagsüber einen bloß von wenigen weißen Faserwolken zerschlierten Schönwetterhimmel hervoraquarelliert, nachts aber eine dunkle Wolkenpaste über das Land schmiert? Wenn ich an frühere Sommer denke, dann ist doch gerade das, was Sommernächte ausmacht: die vielen glitzernden Krümmel am Firmament. Sternbilder, die sich allmählich wie glimmende Treibnetze über die Schwärze spannen. Und wenn man die Augen fest zukneift, dann sind sie immer noch da. Und es ist spannend zu sehen, ob sich der tatsächliche Sternenhimmel mit den weißblitzenden Punkten hinter den geschlossenen Lidern deckt.
Ich weiß noch genau: Stunden habe ich nachts in den Sommerferien mit meinem besten Freund auf dem Bürgersteig vor unserer Hauseinfahrt gesessen, in den Himmel gestarrt, rauchend, die Bierflasche wie ein senkrecht ragendes Messer in der linken Faust. Manchmal bis in den frühen Morgen, bis sich der tiefblaue Rasen allmählich grau färbte und die ersten Bäume im gelben Licht kupfern aufleuchteten.

Die Temperatur in diesen Nächten war angenehm, die klebrige Hitze einer angenehm feuchtkühlen Milde gewichen. Von fern war mitunter das Surren einzelner Autos auf der Schnellstraße zu hören, nur gelegentlich, kein stetiges Rauschen wie in größeren Städten. Ein paar Straßenlaternen warfen vereinzelte Lichtkegel auf den bleigrauen Asphalt, und manchmal fächerten sie schwarzhelle Klecksmuster auf den Gehsteig - wenn die Äste der großen Alleebäume um den Laternenhals reichten, und sich nun durch das gesprengselt grüne Licht merkwürdig pointillistische Teppiche über einem woben.
Sonst war es dunkel. In den meisten Häusern waren schon früh alle Lichter erloschen. Damals war es in unserer Gegend noch durchaus unüblich, die ganze Nacht mit einem Wandfluter den Garten und Treppenaufgang zu beleuchten. Das einzige Licht, das aus den Häusern drang, war nicht selten der kobaltblaue Schein von eingeschalteten Fernsehschirmen, deren Besitzer – ok, sentimental, ich weiß, aber so stellte ich mir das nun mal vor – mittlerweile eingeschlafen waren, so daß die kleinen Fenster zu glücklichen oder aufregenden Parallelwelten nun in fröhlicher Einsamkeit vor sich hin glühten.
Die blaue Glut meiner Kindheit.

Ich kannte das von meinem Vater. Der schlief auch häufig vor dem Fernsehgerät ein, so daß ich, wenn ich gegen drei oder vier Uhr morgens von irgendwoher heimkam, oft heimlich in sein Arbeitszimmer schlich - dort pflegte er einzuschlafen, seltener im Schlafzimmer neben meiner Mutter -, um den Fernsehapparat auszustellen. Meistens gab es zu diesem Zeitpunkt nur noch Autofahrten durch Deutschland oder Bilder vom Wattenmeer, früher auch das weiße Rauschen des Schneesturms, niemals aber, das würde ich erinnern: ein Testbild. Ich dachte immer, er müßte einmal wach werden, während ich mich leise und mit angehaltenem Atem durch den Raum tastete. Gelegentlich habe ich darauf gewartet. Es ist nie passiert.

Manchmal schlief er mit Kopfhörern auf den Ohren ein, den CD-Player auf random repeat gestellt oder irgendeine Endlosschleife programmiert, sein Gesicht vom grünen Display in ein gespenstisch ungesundes, ein fahles Phosphorlicht getaucht. Vielleicht hörte er die Cardigans oder die Carpenters oder irgendeine frühe Aufnahme von Charles Aznavour. Oder irgendetwas anderes. Etwa das gänzlich schwerelose Pop-Meisterwerk "Andromeda Heights" von Prefab Sprout, das ich ihm auf unserer ersten gemeinsamen Hong Kong-Reise in einer HMV-Filiale auf Kowloon gekauft habe. Die HMV-Filiale auf Kowloon sah in ihren Pastell- und Pinktönen aus, wie alle anderen HMV-Filialen auf diesem Planeten, gar nicht bleich und neonhell, sondern mit viel indirekter Beleuchtung, versteckten Sitzecken und einer Klassikabteilung, die durch eine kirschhölzerne Schwingtür betreten wird; einer Klassikabteilung, in der man selbst an Samstagvormittagen allein ist mit Musikstudentinnen und graumelierten Herren in Matlock-Anzügen. Genauso sieht mein Vater aus. Wie Matlock. Trotzdem würde er in seinem Leben keine Klassikabteilung betreten haben, hätte ich nicht irgendwann angefangen, ihn auf seinen Reisen mit genau ausgearbeiteten Beschaffungstabellen dazu zu nötigen.

Mir ist nie klar geworden, warum mein Vater seinen CD-Player vor dem Einschlafen immer auf repeat programmiert hat; was ich aber gerne wissen würde: ob die Musik, die einen in den Schlaf schallt, auf die Träume einwirkt. So ein Prefab Sprout-Traum muß toll sein. Das muß ein ganz weicher und angenehmer Traum sein, keine Brüche, nur sanfte Übergänge, gemächliche Blenden, schleppende Schnitte, gefüllt mit irgendwelchen surrealen Versatzstücken, zerfließende Uhren oder so etwas ähnlichem, weit entfernt von direkten Realitätsverweisen. Ein völlig unagestrengtes Schweben. Eigentlich also ein Weltraum-Traum.

Und irgendwo auf "Andromeda Heights" singt es ja auch Paddy McAloon: "Somewhere among the stars tonight / My heart floats like a russian satellite / Weightless - love is a pure sensation / Weightless - I feel like Yuri Gagarin". Oder: "We're building a home on the side of a mountain / Above the clouds, next to the sky / And after our labours the stars will be neighbours / We'll take our place with them in space". Ob man bei dieser Musik im Traum tatsächlich einen Schwebezustand erreicht?

Vielleicht war das der Grund, weshalb er die Kopfhörer beim Schlafen aufbehielt, die gleiche CD nach knapp 45 Minuten filigran-ätherischem Pop wieder bei Track 1 begann. Track 2, "A Prisoner of the Past" mit seinem erdenschweren Orchesterauftakt, blieb ausgespart. Jetzt, wo ich es mir überlege, wo ich beim Schreiben dieses Textes bemerke, wie leicht einen die Vergangheit einkapselt in ein kokonartiges Nest, dann vielleicht nicht nur wegen des erdenschweren Orchesterauftaktes, sondern auch wegen des Titels. Weil er in seinen Träumen gerade dies nicht sein wollte: ein "Prisoner of the Past".
Endlos wiederholte sich die CD, bis ich dann irgendwann zwischen Nacht und Morgen nach Hause kam, in sein Zimmer schlich und die Endlosschleife unterbrach, ihm schließlich vorsichtig die Kopfhörer von den Ohren zog, immerhin sauteure Sennheiser.

Ich schaue von der Terasse erneut in den Himmel. Die Sterne bleiben außer Sichtweite. Ich gehe in mein Zimmer und schaue auf mein Plattenregal. "Andromeda Heights" von Prefab Sprout ist in Sichtweite. Ich ziehe die dunkelblaue Plastikhülle aus dem Stapel, betrachte kurz das Cover und denke:

Kein schlechter Ersatz. Für eine Nacht.


jes schalksmühle, fairy land * - 20.08.01 at 19:20:34




...und das ist gut so!
Der Berliner(!) CDU(!)-Schatzmeister(!) Siegfried Helias hat Markenschutz in vier Varianten für den Spruch "....und das ist gut so" beim Deutschen Patentamt angemeldet. Es ist ebenderselbe Siegfried Helias, der vor einem Jahr erfolglos forderte, in Berlin sog. Grill-Tickets (10 Mark pro Tag) für das Grillen in Parks zu vergeben, in diesem Jahr hat er die Aufstellung von sog. Münzgrills vorgeschlagen. Und das Unglaublichste ist: all dies ist wahr.


Corvus Berlin * - 20.08.01 at 17:56:49




morgen ist das jetzt schon gestern
Die "Jetzt-Tagebücher" sind mir auch schon ins Auge gefallen. Ich halte es für das Unglaublichste, was derzeit im Netz veröffentlicht wird. Das Kettensägen-Massaker der Onlineschreibprojekte. Allenfalls die offensichtliche Jugend der Mitwirkenden mag noch als schwache Entschuldigung für die Erzeugnisse gelten, oder auch nicht. Der Respekt vor den elementaren Regeln Menschenwürde verbietet es, hier im Loop direkte Anspieltipps zu geben.

Jetzt (!) die Frage: Wie kamen Sie auf die Idee, geehrter anterl, dort mitmachen zu wollen?


Corvus Berlin * - 20.08.01 at 17:22:03




Mit Sch, Herr Halbkekshalbmann,

wie Sch, mein Straßstein, sei jetzt still.


Natacha NYC * - 20.08.01 at 17:06:51




Die Gucci-Sonnenbrille machte sie gewöhnlich. Ihre erstklassige Figur und das perfekte Kleid wurden zum Klischee. Nur der leichte blonde Flaum auf ihrem gebräunten Rücken weckte den Streichreflex. In der Kirche nahm sie die Brille ab und ihre wachen, großen Augen mit Wimpern von Meerbusch bis Willich-Schiefbahn kamen hervor. Ohne Sonnenbrille war sie ein anderer Mensch. Die Sitzordnungshüter spielten mit und wir saßen beim Abendessen nebeneinander.
Wirkliche Anstrengungen sie zu erobern wurden nicht unternommen, denn ich hörte, dass sie frisch liiert sei. Jeder weiß, dass man dann wie nach einer überstandenen Grippe für ein paar Wochen immun ist gegen neue Männer. Vielleicht gelingt es mir, durch intensives Schnüffeln am Fachblatt für Waschbrettbäuche für das sie scheiben wird, einen spirituellen Kontakt zu ihr aufzubauen.
Die andere Sitznachbarin zur Linken und ich hätten ein Traumpaar werden können wie Amoroso-Robinson oder Amoroso-Ricken. Ihr Freund hatte das Glück verdammt nett zu sein. Das hab ich aus seiner Perspektive gelernt: wenn Du siehst wie deine Freundin flirtet hilft nur eins: Du musst supersympathisch sein und den Gegner auch lieben. Das kann seine Angriffslust hemmen. Naja und wenn dann noch trotz Online-Beruf ihre aktuelle Mail-Adresse nicht aufzuspüren ist, haste echt Glück gehabt. Muß auch mal sein. Ich gönne es Euch von Herzen. Fuck!


HalfManHalfBiscuit - 20.08.01 at 17:00:19




was ích an die leute vom jetzt schrieb - für thorstel
hallo.
was mich ärgert? vieles. zum beispiel die lärmenden
italiener in meinem haus.
was mich noch ärgert? dass "jetzt" jetzt dieses tolle
tagebuch anbietet, bei dem man angeblich mitschreiben
kann. toll, dachte ich mir, da machst du mit.
ich schicke also meine
probetexte mal, zack, bei euch vorbei. und? keine
reaktion! nur ignorierende arroganz. nicht ein
bisschen feedback. als hätte es mich gar nicht
gegeben. macht mir das ganze unsympatisch.
was soll's. es sollte: ich wollte das mal loswerden.
und: das was christian ulmen im jetzt-tagebuch
abliefert kann ich allemal. auch mal arrogant bemerkt.
mit allerbesten und ärgerlichen grüßen,
das anterl

es kam sogar eine antwort mit dem versprechen, es würde geprüft und ich sei ganz bestimmt nicht besser als herr ulmen, ganz arrogant bemerkt.
aber unter ulmen gesagt: der kann mir viel erzählen. und schreiben tue ich im jetzt noch immer nicht. in zukunft werde ich es auch als leser umgehen!


's anterl - 20.08.01 at 14:50:05




Nicht alles was Du siehst, liest Du auch so wie Du es siehst!!!!


S / Z E B R A / W Cologne * - 20.08.01 at 14:43:27




...und da reißt doch tatsächlich ein kleines fettes arschloch eine pflanze
aus ihrer verankerung...für ihn ein tiefer schmerz andere wachsen zu
sehen...er wird vertrocknen, wenn er nicht gegossen wird, doch niemand
kümmert sich...


generalspecky - 20.08.01 at 14:38:29




Rugby. Rod tat sich in dem Sonntagsspiel dermaßen hervor, dass er kein Halten mehr kannte und sich bei immer rüderem Körpereinsatz in Verunglimpfungen und Verfluchungen auch seines deutschen Austauschpartners erging. Kein Problem. Nur war der blutige fickende deutsche Bastard, dem er den Ellbogen in den Brustkorb hieb, ich.
Nach Spielende kam Rod auf mich zu und entschuldigte sich. Ich sagte, es wäre okay, ich wisse ja, wie er den Sport liebe usw. Er versprach mir eines seines Airfix-Schiffsmodelle zu schenken (ohne einen Flugzeugträger würde er nicht davonkommen). Wir standen am Ford Transit seines Vereins, und als der Trainer kam, der scherzte und den Wagen aufschloss, stiegen wir ein.
Es hatte geregnet, die Scheiben des Transit beschlugen, kaum dass wir sechs oder sieben Jungs und der Rugby-Trainer auf den Plätzen saßen. Der Mann war ein stämmiger Kerl mit herbem Gesicht und schwitzigem Haar. Er drehte sich auf dem Fahrersitz um und langte stumm mit einer Pranke zwischen den Vordersitzen hindurch nach hinten, um sich Rod zu greifen. Mein Freund quiekte. Der Trainer zog Rod bis zu den Schultern zwischen den Sitzen hindurch, als wäre er ein Fisch, dessen Kopf abgeschlagen werden sollte, und hieb mit der Faust auf sein Gesicht ein. Die anderen Jungs brummten oder summten oder machten Geräusche wie Ferkel im Stall, ich auch, und ich habe dieses Geräusch nie wieder aus mir herauskommen hören.


Sid - 20.08.01 at 14:08:44




die JETZT-website der ES-ZETT im Netzerl unter dabbeljuhdabbeljuhdabbeljuhdotjetztdotdee ist zu einem spielbereich für verwöhnte und mediengehypte kinderschreiber geworden, die printausgabe des JETZT sollten sie nicht derart umkaputtdesignen. hochnäsig besonders die redaktbeschwörer. oh mein pott, kaputt, gott.


fürs anterl - 20.08.01 at 14:00:18




14 Tage Türkei - 14 Tage POP in Musik, Literatur, Leben, Nacht, Kultur. Das haben sie uns zur Zeit sichtlich vor der Naseweggeschnappt und halten es uns aber als Köder hin. Fette Beute. KEMER pop 2001.


Shoot - ZEIT 2 wochen rückstand * - 20.08.01 at 11:04:08




Die Mauer existiert nicht, sie nicht da. Man soll das licht am Ende des Tunnels suchen, aber es gibt keinen Tunnel, keine Struktur. die zugrundeliegende Ordnung ist Chaos. Alles ist fluktuierende Materie, konstante Veränderung. Jenseits der großen Quanten-Trennlinie liegt das neue Bewußtsein. Ich weiß nicht, wie es wird, aber wir sind ein Teil davon. Das ist neue Physik. Du kannst nichts ansehen ohne es zu verändern (s. Schrödingers Katze!; C.Geertz "Der balinesische Hahnenkampf" über die `Teilnehmende Beobachtung` (Anm. d. A.)). Nichts! Ich kanns mir kaum vorstellen. Ein Schmetterling flattert mit seinen Flügel und irgendwo entlang des Weges löst das in China den Monsun aus...
* put your warm little hands
where I can see them

* under the see
where I will be
no talk about the rain no more

* schließe ein Auge und gebe dich mittelprächtig hin!


Jesus hat abgesagt ! - 20.08.01 at 03:17:25




Gerd sagt: "Willst du besser spielen als der Meister?" und liegt schon 5:0 hinten. Wer oft Recht hat, hat wenig Freunde, und wohl auch, wer oft gewinnt. "Jetzt kommt die Wende", sagt Gerd, und das wär's doch mal. Schon ein ganz schlechtes Gewissen. Möglichst zu zweit spielen, soll ja Laune machen. Also mehr gefährliche Situationen suchen, Raum geben, spielen und Ideen zeigen lassen. Reicht nicht. Dann endlich das 5:1. "Für jeden Verwundeten einen Hingerichteten", sagt Gerd. Ich sage: "Für jeden Muskelfaserriss einen elegischen Sechsheber." Irgendwann zählt er nicht mehr. Ist er schon Königsinder und Sizilianer und spielt dann auf Materialgewinne oder langweilige offene Linien. Oder wickelt in Endspiele ab, für die man keine Bedenkzeit braucht. Mensch Gerd.


off. - am Magnetresonanztomographen * - 20.08.01 at 02:44:15




Laura Palmer, müssen Sie sich, nachdem Sie sich schon namentlich an Twin Paks anlehnen auch noch bei Heiner Müller bedienen? Das sieht doch dumm aus, meinen Sie nicht?

Woher eigentlich, liebe LOTOS der Wechsel von melancholischer Süße (denken Sie bitte nicht, dies sei ironisch gemeint, das Gegenteil ist der Fall) zu ungewohnter Schärfe? Wollen Sie mir das schreiben ?


P. Aristide - Albutat@gmx.de * - 20.08.01 at 01:21:44




Manchmal frag ich mich, warum wir eigentlich dauernd zusammen
rumhängen...
Wahrscheinlich weil wir nix besseres zu tun haben. Und wegen Sex.
...und dann muss ich an diese komischen Bilder denken, die aussehen
wie gebatikt, diese Hochformate, so zweigeteilt, wo überhaupt nix drauf
ist, ausser Farbe.
Rothko. Mark Rothko.
Ja genau, und ich frage mich, was man daran eigentlich toll findet, wo
das doch nur quadratmeterweise Langeweile ist. Genau wie bei uns.
Erinnerst Du Dich an die Wände in diesem Zumtor-Bau? Man hat sich
erschreckt, bei der ersten Berührung, erstaunlich, dass Beton so glatt
sein kann.
Was Du bloss wieder redest .

@Laura Palmer, das Gras ausreissen, alles klar.


Lotos -Sirmione * - 20.08.01 at 01:08:20




Spank thru

Nach dem Ende des POOL führt der LOOP, dieses merkwürdige Spiegelbid, sein Dasein weiter... Trotzdem sind die Schatten unübersehbar und es wird wohl nicht mehr lang gutgehen: das Gras noch müssen wir ausreissen, damit es grün bleibt


Laura Palmer Rio Palace * - 20.08.01 at 00:43:26




de kenn ik ale nich, bloß de nummern fîbe kômt mi bekannt vör


GüTeE snakt plad, ôber seltn * - 19.08.01 at 23:50:38




1.dilek
2.nuran
3.mevlude
4.ayshe
5.emine


Judith on the balcony_ with begonies * - 19.08.01 at 22:53:38




1. choskun
2. ayan
3. süleyman
4. murrat
5. görkan


Shoot - Kemer 2001 * - 19.08.01 at 22:42:02




Interessantes Gespraech ueber zwergwuechsige Menschen in Woddy's Tavern gefuehrt.
Bis zum Ende verteidigte ich meine These, dass Liliputaner in Playmobilgroesse geboren werden, und so bis zum Alter von 6 Monaten bequem in einem Puppenhaus untergebracht werden koennen.
Prozentual gesehen, also gemessen an ihrer Koerpergroesse bei Geburt, wachsen sie exakt soviel wie jeder durchschnittliche Mensch.
Mein Gegenueber beharrte auf auf seinem Standpunkt:
Zwerge weisen eine voellig durchschnittliche Koepergroesse bei Geburt auf, stoppen aber jegliches Wachstum mit exakt 6 Jahren. Nur ihr Kopf waechst bis zum Lebensende weiter.

Warum weiss ich so etwas nicht?


justusjonas moab, utah * - 19.08.01 at 19:41:53




Fernweh:

Im Jahre des Herrn 1948 schickte ihn seine Mutter auf eine Nordseeinsel. Eine Art bezuschusste Kinderkur für Kinder mit Atemwegserkrankungen.
In den ärmlichen Nachkriegsjahren ein prägendes Ereignis für das Kind dass bis zu diesem Zeitpunkt nur die Romantik seiner Mittelgebirgsheimat kannte. Das flache, weite Land, der niemals zu blasen aufhörende, beißende Nordwind und die am Horizont vorbeifahrenden Handelsschiffe faszinierten den Jungen. Irgendwo da draußen, in der dunklen Meerestiefe lag auch der Vater in seinem Nassen Heldengrab. –einem deutschen U-Boot der Kriegsmariene.
Von dem Tag an packte den Jungen das Fernweh. Er wollte die Welt sehen, Abstand von den zerbomten Hausruinen seiner Heimat bekommen.

"War dass der Tag an dem Du dir überlegt hast zur See zu fahren?"
"Ja, vielleicht ein bisschen. Es gab ja keine andere Möglichkeit. Urlaubsreisen in andere Länder? Reisebüros? Das gab es einfach nicht."
"Fernsehen gab es ja auch nicht. Ich habe viel gelesen über fremde Länder, Gerüche, Wüsten, Urwälder. –so bekam ich dann ein stetiges Fernweh."

Mit sechzehn Jahren verließ er dann sein Elternhaus, packte einen großen Leinensack mit seiner Habe zusammen, kehrte der Elterlichen Alm den Rücken und fuhr nach Hamburg.
Für Kost und Unterbringung (eine muffige Schiffskabine) und ein Taschengeld heuerte er auf einem Handelsschiff an. Schuften, schwitzen, Knochenarbeit. Sein wahrer Lohn: Unbeschreibliche Sonnenuntergänge, fremde Eindrücke, Menschen mit dunkler Haut, Schlitzaugen, Gerüche nach Fremdartigem Essen, Palmen und türkisfarbenes Wasser.
Alles noch viel Bunter und intensiver als in den Büchern beschrieben.
Es dauerte fünf Jahre um sein Fernweh, seinen Hunger nach der Fremde zu stillen.

"Und danach bist du dann Polizist geworden?"
Seine vorher beim Erzählen, blitzenden Augen verdunkeln sich. Er dreht den Schlüssel um startet den Wagen.
"Noch 222 Tage bis zur Pensionierung."
Seine Mine hellt sich wieder auf:
"...Und dann mache ich eine Weltreise auf einem Containerschiff."
Er zieht einen zerschlissenen, offensichtlich schon oft gelesenen Werbezettel einer Reederei aus seiner Brusttasche. "In 88 Tagen um die Welt."


FlyingDutchman hoChsauErlanKReiS * - 19.08.01 at 19:02:46




Vermissen ist toll!


Sasa - 19.08.01 at 12:46:30




Holgi wir kennen uns doch, schon vergessen? Grüß mir mal die großartige Juristin von Deiner Party!


HMHB - 19.08.01 at 12:17:43




holger, der typ, der dir immer von "sonnendeck" erzählt hat, hiess bestimmt olaf und ihr wart zusammen auf malle und seid immer mit diesem boot in der gegend rumgefahren, deswegen passte SONNENDECK auch so gut.
oder irre ich mich da jetzt irgendwie ?


JDM - 19.08.01 at 10:30:59




Pop ist überall. Pop ist tot.
... als ob sämtliche Sehnsuchtsräume verstellt sind.
SZ_ O. Fuchs

Denn mit Büchern ist es wie mit Hühnern: Am besten gedeihen sie in kleinen Betrieben, ohne Wachstumshormone.
SZ_ A. Rühle


GüTeE - 19.08.01 at 00:43:59




Beim gesunden Menschen ist der Harn klar und bernsteingelb.


Fakten, Fakten, Fakten, Pipiverrat * - 18.08.01 at 23:29:36




a / e

Lager: ... Der klassische Typus des Schriftstellers ist ja einer, der immer allein arbeitet, der allein sein muss, und aber auch sich irrt in seinem Wahn und Fehler macht, die ein guter Lektor vielleicht wieder ausbügelt. Was wir probiert haben, war etwas, das in der Öffentlichkeit stattfand, wo Schriftsteller und Künstler zusammen arbeiten und dadurch eine gegenseitige Kritik stattfinden kann, oder durch gemeinsame Stilentwicklungen oder Erzählformen irgendwie ein Abgleich hergestellt wird. Denn üblicherweise ist es doch so: Jeder schreibt für sich alleine, und niemand liest die Texte der anderen. Das ist ja das normale, vollkommen Asoziale am Schreiben.

Blanke: ..., zu viel kompakter Text auf dem Bildschirm erzeugt anscheinend schnell Unlust, selbst wenn der Text spannend ist.

Naters: Text muss den Internet-Leser sofort packen, oder er wird nicht gelesen.

B.: - ein anderer Realismus.

N.: - ein mehr oder weniger immer krankeres Zusammenleben und das Alleingelassensein, Auseinandergerissensein.

.

"Es gibt kaum Zweifel, dass die Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe schon jetzt Millionen Menschen in aller Welt krank macht und tötet" SZ


GüTeE - 18.08.01 at 23:18:44




Eiseisbaby's 33 glückliche Augenblicke

Lange muss ich mit dem übelsten Kunden der Firma zusammenarbeiten. Er ist der schäbigste und berechnendste Kerl den ich kenne. Er quält mich mit seinen Launen und verleidet mir jeden Tag. Eines Morgens komme ich ins Büro und höre Kollegen reden, dass jemand bankrott gegangen sei. Ich erkundige mich sofort, wer es ist, und höre, dass es sich um genau jenen Kunden handelt.
*


Eiseisbaby München, Bayern * - 18.08.01 at 13:46:52




Sommerreise 18
Reka

Überm Donauufer – wieder einmal in Zemun – liegt das Lokal "Reka" (River), wir bekommen noch einen Tisch neben den Musikern, einem lieben Hippie,der Gitarre spielt und singt, einem traurigen leichenblassen Flötisten- und Mandolinenspieler mit dicken konkaven Brillengläsern, der sich beim Backgroundsingen das linke Ohr mit der flachen Hand zuhält, und einem stoischen Hühnen und Nasenriesen am Bass, sie spielen Simon & Garfunkel, "Boxer"und "Going for America", dann alte Beatles- Stones- und Dylan-Lieder.
Der Raum ist bunt gefleckt mit Ölbildern, meist Gesichtern, eine Frau mit Elefantenschürze, eine steht Kopf, sie schauen einen an, anders als die Chefin mit ihrem Gesicht einer KGB-Oberen aus "Der Spion, der mich liebte" und den Brüsten von der Größe von Wassermelonen.. Die Stimmen der fröhlichen Partygänger sind laut, die Musik gerade richtig, einige Paare tanzen zwischen den Tischen. "Wiener Schule", sagt Ljubica bewundernd. Nena kommt gegen Mitternacht auch, und bei den serbischen Liedern, die die Band jetzt spielt, funkeln ihre Augen wie die aller Frauen im Raum und sie singen hingegeben mit. Wir reden wieder über allerlei, über Schnaps, über Trunkenheit – ich mag keine betrunkenen Männer, sagt Ljubica -, dann singt auch sie mit. Wovon handelt das Lied? frage ich. Ljubica übersetzt begeistert: "Die Bäume tanzen und die Häuser singen/ sind die Straßen betrunken?/ und wie bloß komme ich nach Haus?" Viele unserer Lieder handeln von Betrunkenen, meint Nena. Die Atmosphäre ist anrührend.. Wo ist der Krieg? Welche dieser Leute könnten jemandem ein Haar krümmen? Die Dinge geschehen, die schrecklichen und die guten Taten, die Unterlassungen, die Wünsche sind da, die vergessenen Tage werden uns im Traum und auch im Alp hochkommen, aber jetzt treibt alles ziemlich unwirklich den wie Satin fließenden Strom hinunter. Unsichtbar werden in der Gegenrichtung neue Impulse und Motive für den Morgen anlangen. Wir gehen sehr spät im Mondlicht nach Hause und von jenseits aus dem Dunkel des andern Ufer leuchtet golden das Licht eines Fischerboots.

"People disagreeing on all just about everything, yeah,/ Makes you stop and all wonder why./ Why only yesterday I saw somebody on the street/ who just could not help but cry./ People disagreeing everywhere you look,/ Makes you wanna stop and read a book./ Why only yesterday I saw somebody on the street/ that was really shook./ But this ol' river keeps on rolling, though,/ no matter what gets in the way and which way the wind does blow/ and as long as it does I'll just sit here/ watching the river flow...."

10.8.01

Fast hätte ich den Zug verpasst, denn Nena und Ljubica besprachen auf offener Straße unterschiedliche Verkehrsaufassungen mit einem zum Fürchten großen Rollerfahrer, der sein Gefährt quer vor unsern Wagen abstellte und zum Fenster hineinbrüllte, wir sollten unsere Mutter ficken, während Nena und Ljubica unterstützt von lebhaften Handbewegungen an der Gesundheit seiner Hirnmasse zweifelten. Dann ging es normal weiter. Der Abschied kurz, der Zug wieder überfüllt. Ich hatte mich auf die Klimaanlage gefreut, aber heute war sie defekt.... An der Peripherie jenseits der Savebrücke seh ich, was ich all die Tage nicht gesehen hatte, Bidonvilles für Roma, braune Decken anstatt der Tür und die Männer auf der Suche nach dem nächsten Stück Sperrmüll, eine Wand oder das Dach abzudichten, und große Containersiedlungen für die Kriegsflüchtlinge. Wir fahren durchs bräunliche Grün der Vojvodina, ich späh nach Blumen am Schottergleis. Das letzte Foto heb ich für die zerbombte Donaubrücke auf.

Zwei Tage später gehe ich wieder durch Stuttgart. Ich höre die Leute "dobro" sagen. Alles existiert nebeneinander. Während Hikmeta mir Salat bringt, wird auch in Zemun serviert.


Podrósnik_ Schlossplatz * - 18.08.01 at 11:41:49




Als ich drinnen bei Kati etwas bestellte und sie fragte, ob sie mir sagen könne, was ein Tequila-Shot ist, zickte sie mich an. Sie könne mich nicht verstehen. Frag noch mal. Nein, sie wisse nicht, was das ist. Fragte dann einen Typ am Tresen, der zusammenzuckte, als stritten sich Mami und Papi. Sagte dann aber, das sei Sekt im Glas mit Tequila und ein Deckel oben drauf. Ah, sagte ich, dann schütteln und alles klar. Ich habe Kati immer angehimmelt - von der Ferne. Bis gestern. Und dass sie mich so angepöbelt hat, lässt mich darauf hindeuten, dass sie vielleicht böse war wegen dem, was draußen passierte.


conspiracy: the day after - 18.08.01 at 06:34:38




Seltsam all das. Wer ist denn jetzt HalfManHalfBiscuit? Er kann doch nicht mit uns weg gewesen sein. Seltsam. Denn der Typ, mit dem ich vor zwei Tagen weg war, der erzählte auch ständig vob diesem Lied Sonnendeck, und dabei ist es doch dieses Lied, das ich immer auf diesen anonym geschickten Kassetten hören konnte, und auf den Kassetten stand manchmal der Name Meinrad Jungblut. Dieses Lied hat mir ja immer gefallen. Und dann sagte mir der Typ, der so wichtig ist, daß der Mann sich jetzt Peter Licht nennt.
Aber all das ist egal. Es ist nicht so wichtig. Weil es ist jetzt Nacht , und ich fühle mich gut. Der Fernseher läuft nebenher, einfach so, ich schaue da gar nicht hin, Fernsehen ist nicht schön, besser anderes machen, aber ich weiß gar nicht was. Also, ich könnte jetzt auch irgendwo hingehen, aber das ist auch langweilig. Ich kenne nicht die richtigen Leute zum Weggehen. Und die, die ich kenne, die wollen dann immer ganz viel trinken, aber trinken sollte man immer nur im Winter, denn der Sommer ist zu schön dafür. Im Sommer sollte man immer nüchtern bleiben, damit man den Sommer nicht verpasst. Das sind ja jetzt bestimmt die letzten Sommertage, die leztzten richtigen, das denke ich jeden Morgen. Ich schaue immer nach draußen, jeden Morgen, durch das Fenster, vom Bett aus, und dann sehe ich da immer einen Baum, der noch ganz grün ist, und ich sehe auch den Himmel, der jetzt noch toll blau ist. Aber ich kann mich darüber gar nicht so richtig freuen, denn ich weiß, der Herbst ist schon fast da, er wartet, so hinter dem Sommer, und am lebsten würde ich in Urlaub fahren, sobald der erste richtig herbstliche Tag kommt, ganz egal wohin, vielleicht nach Portugal, aber ich kann kein Portugiesisch, oder vielleicht auch weiter weg, ja, Amerika, das wäre schon was, aber was soll ich da allein? Vielleicht will ja auch jemand mit. Aber Urlaub zu zweit, das hat immer so seine Tücken, naja, nicht immer, aber meistens, und was ich gar nicht will, ist sich im Urlaub mit jemandem streiten, also, von mir könnte im Urlaub auch Schlimmes passieren, man könnte sogar im Gefängnis landen, weil man irgendwelche Sitten nicht versteht, aber das ist besser als sich zu streiten. Im Urlaub.


Holger Speckhahn - 18.08.01 at 02:18:48




Liebe ist also eine Art Wunder, fast eine Unmöglichkeit? Denn wieviele Insekten/Falter befreien sich schon aus diesem Spinnennetz.
Tod/Liebe - ja, die Themen in der Literatur.
Die Liebe ist das Netz und nimmt gefangen? Nein, sie befreit doch, sonst ist es keine Liebe, sondern Hörigkeit, Abhängigkeit.
Aber die Liebe zu einem Kind/Baby nimmt natürlich 'gefangen': vorbei ist's mit Deiner Unabhängigkeit. Lange dauert es, bis man sich daran gewöhnt. Dann wird das Kind immer selbstständiger und läßt Dich los, nach und nach, unmerklich.
Was stirbt? Das 'ich', und das ist gut so.


Agieren - Reagieren, was ist der Unterschied? Reagieren ist etwas negativer besetzt, finde ich: man/der Autor ist nicht souverän, er ist 'abhängig'.
Andrerseits findet 'reagieren' in jedem Gespräch statt.
Motor - Motiv: was veranlaßt mich, so zu handeln? Warum schreibe ich (z.B. eine Antwort), warum melde ich mich zu Wort? Was will ich ausdrücken und darstellen, warum MUß ich reagieren? Es muß eine NOTwendigkeit bestehen.
'Agieren' könnte zwecklos sein? Etwas 'um seiner selbst willen' tun, Autonomie.

Handeln. Der Mensch, das Tier, bewegt sich, muß handeln, muß nachdenken, sich vorsehen und planen (Seele, Geist)









GüTeE - 18.08.01 at 02:03:08




dort stand der alte zecher,
trank letzte lebensglut,
und warf den heiligen becher,
hinunter in die flut

maybe I don´t really wanna know,
enough of beeing fucked up in the morning rain
sommer, sommer, sommer, sommer


ole - 18.08.01 at 01:18:11




Sommerreise 17
9.8.01

Dann ist das Holzboot doch wieder heil, wir tuckern an der großen und an der kleinen Hureninsel vorbei – niemand weß, sagt die Führerin, warum die so heißen, auf der großen gibt es viele Arten von Vögeln, auf der kleinen nur Enten, Möwen und Ibisse – mitten in den Zusammenfluß von Save und Donau fast wie auf einen großen See hinaus und die Ufer dunkelgrün und undurchdringlich, nur Fischer fahren mit ihren Booten heran, wenn da ein Fleck Sand zwischen überhängendem Geäst frei ist, und der Mississippi, so ich ihn sehen werde, wird diesen Eindruck erst einmal übertreffen müssen. 1170 km sind es von hier aus bis zum schwarzen Meer. Jason mit der Argo fuhr hier den Strom hinauf, das goldene Vließ gut verwahrt. Nach zuverlässigen Quellen ist die Dunav einer der vier Flüsse die im Paradies entspringen, an ihr liegen die vier himmelsschönen Städte mit "B", Bec (Wien), Bratislava, Budimpest, Beograd. Aus der Entfernung ist der Blick auf die Stadt prächtig. Ich sag Vasko Popas Gedicht:

Beograd

Weißer Knochen zwischen den Wolken
sprießt du aus deinem Scheiterhaufen
aus dem gepflügten Grabhügel

Sprießt aus deinem Schwinden

Die Sonne hütet dich
in ihrem goldenen Schrein
hoch über dem Bellen der Jahrhunderte

und trägt dich zur Trauung
des vierten himmlischen Flusses
mit dem sechsunddreißigsten irdischen Fluss

Weißer Knochen zwischen den Wolken
Knochen unserer Knochen

Wir fahren die Save hinauf, hier ist die Großstadt, der Hafen, sind die Badeplätze, die Inseln mit Wochenendhäusern. Ljubica übersetzt. Zwischen beiden Strömen war früher Sumpf, dann ein Konzentrationslager, wo unter den Faschisten mehr als 40000 Menschen getötet wurden. Ein gebrochenens Kreuz für gebrochene Leben. Jetzt die riesige Schlafstadt, "das große Schlafzimmer".


Podrósnik_ Dva jelena * - 17.08.01 at 23:49:20




Question of time

Wirklich aufregend an diesem Clip, in dem sich eine blonde Vespa-Fahrerin die Küstenstraße entlangträllert ist eigentlich die strassbesetzte Sonnenbrille von Versace, dabei war auch der Song schon vor einem Jahr in den belgischen Charts. Merkwürdigerweise trug Andreas Baader übrigends ein ganz ähnliches Modell in Stammheim, nur eben ohne Herzchen, doch die schwarz-weiß Photos unterschlagen die Melodramatik Blau zu Rot. Yoko Ono hatte da mehr Glück und selbst das böse Holz, zu dem Katholiken in der Osterzeit beten, verhängt violetter Samt: es wird eine der Trendfarben des Winters sein.


P. Aristide - 17.08.01 at 21:42:15




free queasy tower
clanks, mangy aching moon strokes
piglet reflects, chaste







http://www.selendy.com/haiku/ - 17.08.01 at 20:47:34




http://www.damme.de/images/duemmer2.gif


FlyingDutchman ...so ähnlich * - 17.08.01 at 20:18:05




Enjoy The Silence:

Die Jolle gleitet durch das braungrüne Seewasser. Die Segel weit, in beide Schiffseiten aufgefiert, wirkt das altersschwache Holzboot noch einmal anmutig wie ein Schmetterling. Die untergehende, rote Abendsonne tut ihr übriges und färbt die vom Gilb befallenen Segel in ein warmes Orange. Ich sitze am Ruder, lasse den Blick immer wieder schweifen. Mal in Richtung des Leuchtfeuers um den Kurs beizubehalten, dann wieder in Richtung Horizont am dem die Sonne wie ein riesiger Feuerball (was sie ja auch ist) hinter den Stemweder Bergen versinkt.
Doch immer wieder kehren meine Augen in ihre Richtung zurück. Nackt liegt sie auf dem noch angenehm warmen Holzdeck, eine Hand lässt sie locker ins Wasser hängen. Das leichte Plätschern ist neben dem Surren der Hoch über dem Boot tanzenden Mücken das einzige Geräusch. Ihr ohnehin schon perfekter Körper wirkt durch das warme Orange der untergehenden Sonne schon beinahe kitschig, wie eine dieser nachretuschierten Fotos amerikanischer Hochglanzmagazine.
Ich nehme einen Schluck trockenen Rotwein aus meinem Glas, schnalze nach dem Schlucken mit der Zunge. Wieder und wieder denke ich diesen immer wiederkehrenden Gedanken.
-auch wenn immer nur für ein Wochenende:

Urlaub ist eine Stunde von Zuhause entfernt.


FlyingDutchman Dümmerlohhausen -> Hüde * - 17.08.01 at 20:09:24




Und schreibst Du auch Gedichte? Nö, ich schreib überhaupt nix.
Aber hast Du nicht mal... Quatsch, was auch, von meinem Blödleben oder
was?
Malst Du denn Bilder? Wie kommst Du denn darauf?
Naja, ich dachte Du seist so eine Art Künstlerin? Soso, und woran sieht
man das, an den Farbklecksen auf meinem Oberhemd, an den fettigen
Haaren und an der hintersohrgeklemmten Selbstgedrehten,
Schlauberger?
Ich mein ja nur. Ey warte mal, vielleicht doch Künstlerin, hab so ne Rolle
Holzfurnierklebefolie gekauft gestern, alles beklebt damit, kommt voll
bonanzamässig. So Sauna-Style.
Du bist saublöd. Wollte ja bloss nett sein. Jaja, nett, genau, Du bist so
nett wie Deine casual Hush-Puppie-Freunde.


Lotos -Riva * - 17.08.01 at 18:28:43




Sommerreise 16
8.8.02

Der Tageslauf bisher: wir frühstücken gegen neun, Nena ist schon zur Arbeit gegangen, Wassermelonen und türkischen Kaffee, Ljubica erledigt dann ihre Sachen, ich sitze am Küchentisch, schreibe, denke nach, schaue über die Hochäuser. Gegen zwölf oder eins gehen wir aus in die Hitze, um fünf sind wir zurück, ich sitze am Küchentisch. Leben "wie Gott in Frankreich" heißt hier: "leben wie die Niere im Fett". Ich sitze am Küchentisch wie die Niere im Fett, beide Schwestern kochen: Heute serbischen Bohnentopf, Tomatensalat, Schnaps, Zilavka. Abends spät gehen wir nochmal aus, zum Donauquai oder in die Skadarlja, dort reden wir beim Essen über Treue, Ehrlichsein oder Lügen, Malerei, Dostojewski, Dusan Matic, von serbischer Politik, von Katholiken, Exkommunisten, Juden, Roma und so weiter.
Einmal, wir wollten mit dem Sightseeing-Boot eine Runde machen, aber es war kaputt, saßen wir am Donauufer unter einer riesigen Pappel, die von Eisenträgern gestüzt ein Lokal überwölbt. Die letzten zehn Jahre? Ljubica seufzt. Am schlimmsten war es zuletzt, als keine Hoffnung mehr war, als auch noch unsere Sparkonten weg waren, als ob die Politiker uns nicht schon genug betrogen hätten, und die Inflation und dann die Bomben. Nicht reisen können. Es war hart. Mit jemandem zusammenleben? Ja, klar, "but I’ll never be somebodys nurse".
Davor, nachmittags, sahen wir das Museum für moderne Kunst, mitten im Park der Völkerfreundschaft gelegen, ein Reh kreuzt unsern Weg, der Betonpfad ist brüchig, eine riesige steinerne Fackel, gestiftet von Mila Markovic, ragt schon vegessen auf, die Bäume wissen nicht mehr, welcher Diplomat oder Parteisekretär sie einst pflanzte, die Gegend wie auch der große Bau des Museums wirken verlassen. Ich sehe Bilder serbischer Malerinnen und Maler, deren Namen ich nicht kenne. Ljubicas Lieblingsbild: "drunken boat" von Sumanovi, stürmische See, drei angezogene Matrosen und drei nackte Huren ebenso stürmisch in der schwankenden Nussschale. Es gibt doch ein Gedicht... ah, mir fällt der Name nicht ein.... Rimbaud, sagt Ljubica.




Podrósnik_ znak pitanja * - 17.08.01 at 17:16:36




@Mirjana, sag bloß du spirchst auch umJetnost :-))


Pod - 17.08.01 at 17:14:50




znak pitanja - Fragezeichen


Mirjana - 17.08.01 at 14:02:22




@jes. Sehr schön.


Jochen Berlin * - 17.08.01 at 13:45:24




vergessene Filme, Part 4


http://images.amazon.com/images/P/6300216039.01.MZZZZZZZ.jpg


satz des tages: "habe meine letzte beziehung noch nicht bewältigt"


susee schüttelt sich, traurig * - 17.08.01 at 13:32:58




@Mirjana: danke für fäkale Ergänzungen....


na pitanje - 17.08.01 at 12:40:05




Sommerreise 15

Von den Bussen (und Trams)

Es kommt meistens einer, auch private Gesellschaften haben parallel Linien eröffnet,
sie sind blau, rot, grün und andersfarben, innen steht: "Fahrgäste ohne gültigen Ausweis....60.-FR", oder "Achtern uitstappen" oder "Bergbus Chiemgau", eine junge Frau hält ein Banknotenbündel und verkauft Fahrscheine zu zehn Dinar, Gedränge, der Schweiß läuft uns über Gesicht und in T-Shirts und Blusen hinein. Beulen, kaputte Scheiben, geklebte Teile, aber es geht flott! Der Fahrer hat seine Freundin neben sich rücklings aufs Armaturenbrett gesetzt, sie reden und lachen, WRHAAMM! fährt der Bus ins Schlagloch, und mblbm! tanzt ihr Busen vor seiner Nase. Manche Leute haben Schußwunden am Bein und Schädelnarben. Es geht vorbei an der ausgebrannten Hochhausruine, dann über die hohe Savebrücke – schon da. Die Tram aber, ein Blechhaufen auf welligen Schienen – ich erkenne eine Hamburger, vielleicht die alte drei nach Schnelsen?-, quält sich den Berg hoch.

Ihr wollt wohl nicht brav sein? sagen die Amerikaner? OK, wir werden Euch schon bravbomben. Ah, ihr seid gesittet? nun gut: hier habt ihr Coca-Cola und McDonalds. Bringt ja Umsatz.


Podrósnik_ na PITANJE * - 17.08.01 at 12:37:46




Als Vorspeise beim Abendessen in der Metropole gab’s eine thailändische Hühnersuppe. Wir Provinzler haben natürlich schon zu Hause beim Gyros-Pita-Stand den Hunger bekämpft (später gab’s Sushi!), so dass die Nahrungsaufnahme ganz dem Genuß galt. Die Suppe duftete nach Zitronengras. M. meinte, "den Duft kenne ich irgendwo her." – "Klar", erklärte ich ihm, "schmieren wir uns jeden Morgen im Sommer nach dem Rasieren ins Gesicht.. Eau Sauvage". – "Jau, stimmt, Eau Sauvage". Das hat er dann noch ca. 67 Mal wiederholt, was nicht gerade seinen Appetit förderte.
Mir gegenüber saß eine sehr sympathische, hübsche, relaxt-zentrierte junge Frau. Sie erklärte mir, dass man das Zitronengras eigentlich nicht isst und dass "Sonnendeck" schon über ein Jahr alt ist. Sie mache selber "so ein bisschen Musik". Punkt. Mehr sagte sie nicht. Man musste ihr alles aus der Nase ziehen. Es fiel dann auch von anderer Seite der Name eines schwergewichtigen britischen Produzenten, sozusagen dem Rainer Calmund der Produzentenszene. Später wurde eins ihrer Lieder gespielt. Einige Wochen später las ich dann im Internet, dass es "nur ganz ganz wenige kennen, aber es alle lieben, die es dann hören. Und es wäre ein Sommerhit wie (...) Groovejet, nur besser." Das gefiel mir. Und vorher ging es um Zitrongras.


HalfManHalfBiscuit - 17.08.01 at 09:10:36




the hypnotic spectre of wake
I scream locked in depths of suicidal dreams


norm the virus - 17.08.01 at 04:12:17




Standbilder eines Sommers (1)

(Especially for TomTom. Paraphrasing the Regulators.)

Sommer war da im Sauerland. Nicht einfach Sommer. Oh nein. Der Sommer. Die Apotheose, die vom Bronchialasthmatiker Antonio Vivaldi in seinen "Vier Jahreszeiten" evozierte venezianische Brutal-Inkarnation eines Sommers. High Noon. Am Himmel, vor einem unendlichen ausgewaschenen Jeansblau, nichts als ein weißrauchig gleißender, bedrohlich flirrender Ball, der die Luft über den kaum befahrenen und mit schleimiger Hitze vollgepumpten Straßen unwirklich schimmern ließ; der die Bilder, die flimmernd darüber lagen, zu unwahrscheinlichen Phantasmagorien verklärte; der der Hügellandschaft, die für uns schon seit Jahren kaum mehr als eine langweilige Kulisse war, eine unheimliche Ambivalenz verlieh. Ein Sommer, der den schwachen Wind nicht wie weiche warme Tücher auf die Haut legte, sondern wie einen stechenden Hitzeatem ausstieß, so daß selbst die leichteste Kleidung innerhalb von Sekunden naß und schwer am Körper klebte.

Es war Sommer hier im Sauerland, und was für ein Sommer; ein Sommer in dem möglich war, was sonst nur in Südstaaten-Roadmovies möglich ist: Spiegeleier auf der Motorhaube braten. Natürlich nicht auf den mythenschweren Motorhauben von rostroten Chevys oder Ford Pickups, nein, wir sind hier im Sauerland, sondern den prosaisch nüchternen, ganz und gar sachlichen Motorhauben von anthrazitfarbenen Opel Vectras oder bordeauxroten Audi A4s. Klar, kein Bewohner unserer Straße wäre jemals auf den Gedanken gekommen, ein solches Experiment tatsächlich zu versuchen. Obgleich all diese Bilder natürlich seit langem internalisiert waren. Das Kabelfernsehen war in unserer Straße von Beginn an sehr beliebt. Das konnte man leicht feststellen. Man mußte sich nur die Mühe machen und die Satellitenschüsseln auf den Dächern zählen.

Es war das Gegenteil eines perfekten grünen Liegestuhlsommers mit Vogelgezwitscher und trägen trunkenen Nachmittagen auf der Veranda. Es war vielmehr ein Sommer, der die Natur in einen lähmenden Fieberzustand versetzte, der die Blätter lange vor dem Herbst gelb von den Bäumen hängen ließ und Wiesen zu erdig braunen Flächen verdorrte. Und das, obwohl am späten Nachmittag sämtliche Rasensprenger unserer Straße in merkwürdiger Synchronität zu rotieren begannen (die wenigen Nachbarn, die auch diese Woche das Baumarktgangebot ausgelassen hatten, bewässerten noch manuell aus Gartenschläuchen, und selbst wenn es hier in unserer Straße niemand zugeben würde: das markierte ein Statusgefälle), eine mechanische Bewässerungschoreographie formten, von der ich allerdings kaum etwas mitbekam: Nur das metallisch quietschende Klicken, das in meiner videospielgeschädigten Phantasie nach und nach zum unheimlichen Gesang einer futuristischen Grillenarmada anwuchs, brannte sich, wie dieser Sommer, auf ewig in mein Hirn. Und es teilte mir an diesen Sommernachmittagen mit, wann es Zeit wurde aufzuwachen aus den strandhellen Träumen in das stickige Dunkel meines Zimmers.

Es war der heißeste Sommer, an den sich die Bewohner unserer Straße erinnern konnten; ein Sommer, der die Freibäder nicht füllte, sondern leerfegte, der die Menschen nicht in die Gärten, sondern in die Häuser, in schattige Küchen, nicht vor geöffnete Fenster, sondern vor geöffnete Kühlschränke trieb; sie Eisvorräte anlegen und ein Gewitter mit der angespannten Erwartung herbeisehnen ließ, die sonst nur samstags den Fußballergebnissen vorbehalten war. Besonders denen des Lieblingsvereins. Bei uns in aller Regel Borussia Dortmund, aber auch anderes wurde toleriert.
Erst am späten Abend stellten sich in diesem Sommer die vertrauten Gerüche und Klänge ein: das Knarren und Knarzen von Planschbecken, das hustende Aufheulen und sich gleich danach zu einem ebenmäßigen Brummen beruhigende Geräusch von Benzinrasenmähern, das Stunden später noch in der Luft liegende und für mich wegen meines Heuschnupfens quälende Aroma von frischgemähtem Gras, und der nach und nach von der Hauptstraße her anschwellende und auf dem Niveau eines gedämpften Rauschens stagnierende Verkehrsorgelpunkt, nur gelegentlich gestört durch das gutturale Röhren übermotorisierter Cabrios.
Jungs in Baggypants, die mit ihren Inline-Skatern über den Asphalt schaben. Das Bimmeln des Eiswagens. Der aus der Ferne von einem Transistorradio freigesetzte Elton John-Hit "Sad Songs say so much" (und gleich würde auch "The Boys of Summer" folgen), herübergeweht von jenseits der Tannenhecke, die unser Grundstück vom Nachbargrundstück abschied (mein Vater wollte eigentlich einen Jägerzaun, aber das war meiner Mutter zu kleinbürgerlich, als ob wir hier, in dieser Straße, nicht alle kleinbürgerlich waren). Dazu der Geruch von Holzkohle und verbranntem Grillfleisch, das direkt aus der Styroporplastikverschweißung noch tropfend auf dem Rost landete, so daß sich immer ein kurzes "Pffft" von verzischendem Fett anschloß (hätte man damals vorgeschlagen, Aluminiumfolie unterzulegen, man wäre ausgelacht worden).

An manchen Tagen konnte man auch ganz entfernt am Horizont ein paar dunkle plateauartige Gebilde erkennen. Dann hoffte man, daß das nicht bloß Schönwettergebirge waren, die sich dort auftürmten; und manchmal, wenn man ganz genau hinhörte, dann vernahm man auch ein dumpfes Donnergrollen aus dieser Richtung. Natürlich nie so laut wie das zermürbend monotone "PlockKlack!", das allabendlich durch den blütendurchwölkten Rhododendron den wahngetriebenen Eifer unserer Nachbarn belegte, so daß mir dieses "Plockklack!" mehr und mehr, auch weil ich das Bild unserer Nachbarn danach nie mehr vom Tischtennisspiel lösen konnte, wie die Klang gewordene Hieroglyphe einer sinnlosen Existenz erschien. Allerdings, um ehrlich zu sein: In diesem Sommer nahm ich von diesem Geräusch noch kaum Notiz. Ich, meine Freunde, wir alle hatten kein Ohr für solche Geräusche in diesem Sommer. In diesem Sommer lebten wir anders, anders als unsere Eltern und anders als unsere Nachbarn.
Wir lebten wie Millionäre.


jes lüdenscheid * - 17.08.01 at 03:26:03




müde ist er, geht zur ruh
schließt mittags die äuglein zu
träumte einen bunten traum
wie er sitzt in jenem raum
neben sich die schönste frau
leider ist er wirklich blau
sieht sie deshalb gar nicht an
ist ein müder alter mann
hat geliebt, gelebt, gelacht
und so manchen plan bedacht

doch schläft er nun
ist nicht mehr müde

ruht aus vom tun
sieht volle züge

plötzlich ist er wieder wach
springt umher: daß ich nicht lach
und die müdigkeit ist weg
alles hat doch seinen zweck

sogar die zwecke
und die schnecke
und die zecken
ums verrecken
wollen mir
nicht schmecken






GüTeE - 17.08.01 at 02:05:05




..."lese ich schon ewig nicht mehr, wegen sowas, die sind doch alle irre..."


Laura, Berlin * - 17.08.01 at 01:43:02




sorry die tags....

"weil sie bei >br< immer stehenbleiben müssen"


Judei - 17.08.01 at 01:23:37




Judies Volksbildungskurse

Aus der Geschichte der Technik:

Der Stuttgarter Wochenblattwagen:
Er ist aus alten Kinderwagen - sog. "Sportwagen" mit vier Holzrädern plus Hartgummireifen - weiterentwickelt, hat denselben komischen Schiebebügel, aber eine rechteckige Mulde, wo die Stapel der Wochenblätter genau hineinpassen. Er ist blau, auch die Plastikbedeckung für Schlechtwetterdonnerstage ist blau, etwa wie Wachstuch. Mürrisch schauende türkische Jungendliche mit Null Bock schieben ihn durch die Straßen. Vor jedem Haus schmeißen sie einen Stapel Zeitungen (blauer Titelbalken) auf die Vortreppe. Drinnen hat der Hausverwalter einen Zettel angepinnt, des Inhalts, die Mieter möchten doch die Eingänge sauberhalten. Aber der Wind hats schon für sie erledigt.

FAQ html:

Frage: warum mögen Pferde html nicht?
Antwort: weil sie bei immer stehnbleiben müssen


Judith on the balcony_ with begonies * - 17.08.01 at 01:22:08




Sie ist nicht schön: hat dicke Beine mit Krampfadern und glatte Haare, oft stufig geschnitten (was ich nicht mag). Groß ist sie spricht laut und lacht am Telefon. Ich liebe ihren Körper, er ist wunderschön.

.

Hürlihürli, lustiglustig:

Aus Konflikten, zumal mit Verwandten, denen er dichtend die Sippenloyalität aufkündigt, kommen seine Geschichten.
Hatte die Familie nicht triumphierend seinen "Untergang in der Gastwirtschaft" prophezeit?
Väter erziehen und sind streng, Onkel fabulieren und sind lustig.



GüTeE - 17.08.01 at 00:49:45




Immer das Telefon. Fünf Minuten Takt. Graues Licht von oben. Versager, denk ich mir. Du bist ein Versager. Hast es nicht hingekriegt, obwohl du die besten Voraussetzungen hast. Alle sagen das. Die besten Voraussetzungen. Läuft doch alles. Keine Frage. Training. Nicht denken, die Spur sehen ohne zu denken. Das hat bisher immer funktioniert. Der Regen verdunstet noch bevor er am Boden auftrifft. Dann die linke Hemisphäre. Schalt ein man.


* - 16.08.01 at 23:10:26




Im Kanal schwimmen gewesen. Frachter simulieren Wellengang. Wasser: kalt und dreckig, zukunftsweisend. Jugendliche werfen mit Ball. Prallt wie ein flacher Stein vom Wasser ab und springt weiter. Arbeiter kommen aus einer hinter uns liegenden Fabrik. Scherzen, würden jetzt auch lieber faul in der Sonne liegen anstatt zu malochen. In Hörweite, eine Gruppe. Lang höre ich zu, ein Mittevierzieger monologisiert pausenlos. Spricht über Deutschland, seine Zeit und Arbeit in Portugal und sonstwo, noch vor der EG-Zeit, und den Steuern dort und der Arbeit hier und den Nazis und Adolf Hitler. Viel Blödsinn, schon betrunken, mehr ein Lallen. Verliert sich in Plattheiten, verspüre den Drang einzugreifen und ihm Dinge mal zu erklären. Lasse es natürlich. Eine andere Gruppe, jünger, junge Leute, drei Jungen (einer mir interessanten Tätowierungen an Bein und Schulter) und ein Mädchen. Sie kenne ich, Kassiererin in einem HL-Markt wo ich gelegentlich einkaufe. Wir erkennen uns, kein Gruß. Sie tollen am Kanalrand. Als sie heraussteigen, springe ich rein. Vorher höre ich noch von dem Deutschland-Erklärer: "Natürlich ist das Kinderkacke, aber der Unterbegriff ist `das Leben`."
Schwimmen. Tauchen. Beobachte Jugendlich, die auf einen vorbeikommenden Frachter zu klettern versuch. Ein gleichaltriger "an Deck" läuft ihnen mit einer Stange, oder sowas" bewaffnet entgegen um sie zu vertreiben. Hat Erfolg. Kinderarbeit, denke ich, und dann, es wird ihm wohl Spaß machen.
Wieder an Land schreibe ich ein trauriges Gedicht und beginne eine Pro und Contra – Liste über meine "Beziehung" (Oder was immer es ist). Verliere mich aber dabei, weil ich da genau einen wesentlichen Punkt entdeck: Rechtfertigen die Pro-Punkte die Contra-Punkte? Ist es das wert? Ich habe mich halt irgendwann in sie verliebt, auch weil sie halt nicht so ist wie alle anderen, und das hat halt Pro- wie auch Contra - Punkte.

If I was a rolling stone, I roll until I glew
And if I was a ###, I would glew in black for you!

Andere Jugendliche kommen mit einem Ghetto-Blaster und so einer riesigen Wasserpfeil. Sowas haben wir meinerzeit "braindead" genannt. Hunde bellen. Ich trinke Bier und betrachte das äußerst gelungene Dali – Graffiti und denke plötzlich an diese andere Freundin von mir, die neulich Schore/H geraucht hat. Sie sprach schon davon, daß sie es mal probieren wolle. Aber dann kam es doch ziemlich plötzlich. Ich war schon irgendwie schockiert.


zimmer 41 * blue lines * - 16.08.01 at 22:52:28




Die ganzen Menschen, denen ich auf den heißen Straßen begegne, die kenne ich nicht. Und trotzdem sehen sie so vertraut aus. Ich weiß nicht, was das soll. Manche von denen, die will ich sogar grüßen, aber dann hält mich im letzten Moment etwas davon ab.
Vielleicht auch deshalb bleibe ich lieber zu Hause. Ich kann aber auch den Anblick dieses ganzen Nacktseins nicht so gut ertragen. Zum Glück ziehen jetzt dicke Wolken auf. In der Nähe meiner Wohnung ist nämlich ein kleiner Park, und da haben sich in den letzten drei Tagen immer so Frauen gesonnt, fast ganz nackt. Das ist nicht so appetitlich. Ich sitze dann ja lieber drinnen, aber so den ganzen Tag in der Wohnung zu bleiben, das geht auch nicht. Bekannte, die bei mir anrufen, die wundern sich dann, warum ich soviel Zeit habe, daß ich immer zu erreichen bin. Deshalb lasse ich jetzt immer meinen Anrfbeantworter laufen. Und ich gehe auch nicht ans Telefon, selbst wenn jemand anruft, den ich vielleicht sprechen will. Lieber koche ich mir etwas. Ich koche in der letzten Zeit viel mit Andrea, einer Freundin. Die bringt immer Sachen mit, die ich vorher nie gesehen habe. Letztens zum Beispiel, da habe ich zum ersten Mal Zitronengras gegessen. Das Gras war in kleine dünne Pfannkuchen verbacken. Andrea meinte, sie hätte das immer in Vietnam gegessen. Da war sie nämlich mal für längere Zeit. Sie ist so eine Aussteigerin.
Gestern abend war ich mit einem was trinken, mit so einem, der viel macht, aber der wahrscheinlich selbst nicht weiß, was es genau ist. Jedenfalls stellte er mir diese Sophie vor, Sophie Ellis-Baxter, und diese Frau ist so seltsam wie ihr Name. Sie trank die ganze Zeit, sehr viel, und sie erzählte mir die ganze Zeit so Sachen. Sie hätte Depressionen, weil sie niemand kennt, obwohl doch jeder das Lied kennt, bei dem sie letzten Sommer mitgesungen hat, also bei diesem Groovejet von Christiano Spiller. Sie würde weiter singen wollen, aber niemand bietet ihr was an. Und dann hatte sie auf einmal Tränen in den Augen, weil in der Bar, in der wir saßen, nämlich so ein schönes Lied lief, und ich fragte sie, ob sie das kennen würde, und Sophie wußte da ganz viel drüber, nämlich daß es von einem Marc Nikolai ist und Bushes heißt, und es wäre so schön wie Groovejet, nur daß Groovejet jetzt selbst bei furchtbaren TV-Magazinen laufen würde, während dieses Bushes nur ganz ganz wenige kennen, aber es alle lieben, die es dann hören. Und es wäre ein Sommerhit wie ihr Groovejet, nur besser, nicht so blöd wie dieses Romeo von Basement Jaxx, das jetzt jeder mitsingen kann wie letzten Sommer halt jeder Grovvejet. Das war mir alles ein bißchen zuviel, denn ich hatte schon einiges getrunken, aber sie hörte dann auch auf zu erzählen und trank immer nur ihren Orangensaft mit Gin und schaute mich seltsam an, weil ich herausfinden wollte, ob Christiano Spiller wirklich so gut aussieht wie im Video zu Groovejet. Ich glaube, sie war dann ein bißchen genervt von mir. Aber wenigstens hat sie nicht gedacht, ich wollte sie anmachen. Naja, vielleicht hat sie das doch gedacht, aber dann ist sie selbst schuld.
Jeder ist an allem selbst schuld.


Holger Speckhahn - 16.08.01 at 20:17:37




Amelie ist leider nicht so toll, wie viele sagen.
Verliert sich in Beliebigkeit. Dennoch sehenswert.
Hanebüchen allerdings der Satz: "Das menschliche Gehirn
hat mehr Synapsen als es Atome im Weltall gibt."
Synapsen bestehen ja auch nur aus Atomen. C'est ca.


Deepluzie m * - 16.08.01 at 19:39:51




Was haste denn da? Nix.
Zeig doch mal. Ey, ne, die Lady liest Lyrik, sowas, passt gar nicht zu Dir.
Ja genau deswegen. Was, weswegen? Weil ich wusste, Du würdest
genau das sagen, passt gar nicht zu Dir, deswegen weisst Du das nicht.
Auf dem Land ist mir immer so nach Lyrik.
Dafür gibst Du Geld aus? Ne, hab ich geklaut gestern.
Liest Du mir was vor? Na gut.

Ruf

Steck dir dein Schweifchen an glitzernder Stern, komm
unter mein Dach kriegst auch Bier

Aha. War das für mich? Spinnst Du, schon für einen, aber der ist gerade
verreist.
Das war echt bescheuert, weisst Du. Ja genau, weil ich wusste, du
würdest das sagen, Du Penner.


Lotos Salo * - 16.08.01 at 18:33:21




Anruf von Andreas. "Ich soll Dich anrufen." - "Ja? Ich habe nichts ausrichten lassen." - "Nein, stand in meinem heutigen Horoskop im Anzeiger." - "Dass Du mich anrufen sollst?" - "Ja, hier steht: "Sie haben gestern einem Freund keinen Mut gemacht, rufen Sie ihn heute an."" - "Erstaunlich. Das stimmt. Du meintest gestern, dass ich noch unter Schock stehe und deswegen die Trennung noch nicht weh tut und hast das verglichen damit, wenn einem im Krieg der Arm weggeschossen wird. Da käme der Schmerz auch später". - "Ja, stimmt ja auch." - "Na klasse."


HalfManHalfBiscuit - 16.08.01 at 15:25:09




Übrigens: pitanje und nicht "pritanje"


mirjana - 16.08.01 at 14:42:11




Podrósnik:
jedi govna - friß Schei...
jebem te u guzicu - ich f... deinen Arsch
idi un govna - hau ab, bzw. begebe dich direkt in die Schei...
govno jedno - Du bist vielleicht eine Schei...!
govance - Scheißerchen


Mirjana - 16.08.01 at 14:40:59




Jacqueline war weiß und schmal und hoch und sanft und wenn sie etwas zu mir sagte, wusste ich sogleich, weshalb ich Claudia nicht mehr mochte. Goldenbaum, sagte ich zu Goldenbaum, du nimmst Claudia, kapisk?
Wir legten uns im Wald hinter dem Freibad von Arosa auf ein Handtuch. Wir hörten unten den Kindern zu, wie sie im Wasser tobten. Oben den Vögeln, sicherlich Adler, beim Kreisverkehr. Motorsägenphobiker, der ich bin, trieb es uns in mein uh! braunes Zweimannzelt (das noch immer im seit zwei Jahren überschwemmten Keller meines Bruders schwimmt und sich bläht je nach Luftdruck).
Lieber Gott, Schacklin, Schacklinzelt, was ist aus dir geworden, denke ich, wenn ich eine Stunde schöpfen gehe in meines Bruders Keller.
Ich weiß noch, wie sie schmeckte. Bilde mir ein noch immer zu wissen, wie sich ihr kleiner Busch anfasste. Und höre sie noch: Mein Freund. Mein Freund! Das soll meinem Freund bleiben, sei bitte nicht wütend.


Sid - 16.08.01 at 13:53:15




Sommerreise 14
7.8.01

Über Flüche. jebo te! (es möge dich ficken), pi"tsch"ka, pizda! (Fotze, Möse), pu"sh"li kurac! (Rauchschwanz), picka ti materina! (Fotze dir Mutters). Das heißt aber tatsächlich: Ey Alder! Pass auf! Ach wie blöd! und: Park doch nicht so bescheuert.... Soweit ich’s mitkriege keinerlei Ausdrücke aus dem Fäkalbereich.
Über Liebespaare. Es gibt viele. Vor allem in den Parks von Kalemegdan. Krude Steinfestungen und technischen Tötungsanlagen mutieren also irgendwann zu Liegewiesen im Lindenschatten. Bloß dürfte das nicht Jahrhunderte dauern. In Kafanas sind sie zu sehen, die Zärtlichen, zwischen Müllcontainern und auf Brunnenrändern, auf der Straße gehen sie, tragen ihr Entzücken spazieren, haben wohl oft kein Zimmer und keine Bett, ihrer Bestimmung nachzukommen, aber keine Sorge, sie wissen sich zu helfen.

Ich warte in der Kafana "Na Pritanje" – zum Fragezeichen – auf Ljubica, die ein Vorstellungsgespräch für einen neuen Job hat. Das geduckte, fein weißgeputzte Haus mit schwarzbraunen geschwungenen Holzfenstern ist im Innern mit niederen Tischen und Hockern bestückt, ein alter türkischer "Han"? Vom goldverzierten Zwiebelturm gegenüber seilt sich gerade einer der Restaurateure ab. Ich pfeife "sinking ships – crashing planes" vor mich hin, betrachte die Vorübergehenden, schreibe meine Notizen. Und von hier aus eine Postkarte für Dilek nach Istanbul.

Morgens waren wir in Zemun gewesen, es grenzt an Ljubicas Wohnblock, und bald zeigt sie mir ihre Grundschule, ihr Gymnasium - "ich liebe Alexandra!" steht (in Deutsch) auf den neoklassizistischen Pfeilern -, die zerbombte Fliegerschule und ihre sonntägliche Kirche Sveti Gavrilo, wo sie mehrere Kerzen entzündet, darunter eine für mich und eine für meine Gesundheit. Die für die Lebenden kommen in die obere Etage des Schreins, die für die Toten in die untere. Wieder küsst sie die Ikonen. Dann gehen wir über den Markt, kaufen etwas Teig für Käseauflauf – kochst du ihm auch genug? fragt ihre Mutter täglich am Telefon – steigen durch die winzigen Häuserreihen zum Turm hinauf. Wir sind die einzigen Besucher weit und breit auf der großen Terrasse, trinken Jelen-Pivo, Hirsch-Bier. Do you believe in angels? fragt Ljubica. Of course. Vom Hirsch als Symbol. Die Geweihe als Antennen für SMS der höheren Art. Ich erzähl ihr von Beuys. Nun liegt Belgrad gegenüber in der Ferne, und die Donau weiter hinuntergelangen wär schön!


Podrósnik_ Na pritanje * - 16.08.01 at 13:27:47




Jay-O sagt: "What I like very much about this place is the name. It means 'The farmer under the stars.'"

Imme sagt: "Manchmal kamen Holländer zu uns nach Friesland um Stroh zu kaufen. Sie sprachen kein Deutsch und wir kein Holländisch, doch auf Friesisch unterhielten sie sich fließend."

Saskia sagt: "In Poland the fairy markets are completly quiet. Not that noise you have here or in Amsterdam. Sometimes you can hear something. But that's when somebody is playing the violin or something like this."

Clara sagt: "We had been completly drunk, but when she explained the stars to me it worked, because it's an abstract imagination you need for it. Somehow geometrical."

Paula sagt: "Jetzt Bergstübl. Schau mal vorbei."


off. - sotto le stelle * - 16.08.01 at 00:56:29




@Alinia: ich erröte unter Deinen html-Befehlen, tztz


Judie - 16.08.01 at 00:40:54




No one works at the Happy Burger for very long, so it's a
Sisyphean task for the manager just to keep the place adequately
staffed.



Judith..... with Begonies * - 16.08.01 at 00:25:22




@Sasa und GüTeE: hvala :-))
ja Tisma... kommen viele DichterInnen aus dem Banat.
Lesetip: Belgrad, inder Reihe "Europa erlesen", (Wieser-Verlag), mit u.a. Tisma, Velicic, Kusturica, Popa, Andric, Magris, West, Durell, Handke uva.


Podrósnik_ Cevapcinica * - 16.08.01 at 00:07:34




Sommerreise 13
6.8.01

Mit Sveti Sava oben auf dem Hügel soll die größte orthodoxe Kirche des Balkans entstehen, der Rohbau steht, sieht von fern aus wie die Hagia Sophia aus, von nahem sind es Betonfertigteile. Ganz traditionell, Säulen und Kapitelle im byzantinischen Stil des 7.Jahrhunderts, ein massives goldenes Kreuz ziert die Kuppel, Fresken sollen her und Mosaiken. Der Bau wird vollständig durch Privatspenden finanziert.
Dann gegen abend in der Zaborna crkva just zum täglichen Gottesdienst des Patriarchen. Wir sehen ihn über die Straße kommen, ein kleiner alter bärtiger Mann im schwarzen Rock. Mit Wanderstock, begleitet von einem anderen Popen kommte er aus dem gegenüberliegenden Palast. In der Kirche nicht viele Gläubige, aber sie fassen den Erdboden, bekreuzigen sich, küssen die Ikone. Der Gottesdienst ist ausschließlich a capella gesungen..

Ich hatte morgens mit Nena geredet. Die Leute hier sind offen, laut, nun endlich nach den vielen Kriegen sehr politisiert. An jeder Ecke wird die Zukunft diskutiert, und selbstverständlich weiß jeder am besten, wie es weiterzugehen hätte. Jeder kennt seine Nachbarn, ein kleines Fest sollte doch noch zu schaffen sein, man besucht sich. Musik! tanzen....
Mir fällt auf, dass es viel weniger Hunde als in Deutschland gibt, eigentlich außer einigen verwilderten kaum welche. Vielleicht sind die Menschen bei euch einsamer, sagt Nena.
Die Siesta nehmen wir im weitläufigen Park von Kalemegdan, zwischen der Statue des Siegers, dem Grab Ali Paschas und dem türkischen Uhrturm. Die Aussicht geht auf Save und Donau und über die Blöcke Novi Beograds am anderen Save-Ufer bis zum Hügel von Zemun. Hier oben wechselten die Herren häufig, wurde – wie in der ganzen Stadt - ein steter Rhythmus von Zerstörung und Aufbau eingehalten. Und doch, sagt Ljubica, galt Belgrad – die weiße Stadt – lange als pazifistisches intellektuelles Zentrum, wo Serben, Moslems, Juden und Armenier auskömmlch zusammenlebten. Wird sie’s wieder?
"He who wants to conquer the fortress must first conquer his own soul. The path through the soul leads us to Belgrade, one of the oldest, most battered cities in the world. When Le Corbusier said, that Belgrade was the ugliest city with the most beautiful location, he was looking at the result of centuries of destruction. Those who love and know this city today. know it not from what they have seen or touched. Ist greater, perhaps finest part has disappeared without a trace and we shall never see. photograph or touch it again. But the part of it that is gone, that can never be reconstructed, belongs to history too, the history that is inside us." (Milorad Pavi)

Die Beschriftung von Ljubicas Radioapparat:

A/E Lautstärke Klang Sender

Pristina Beograd Titograd SWF DLF
Luxemburg Zagreb1 Ljubliana SDR
Wien Novi Sad Brno
Nizza Lille Skopje Sarajewo

Abends spät, aber es war kaum einen Hauch kühler geworden, gingen wir über den Donauquai nach Zemun. Mit uns Tausende. Ein Bootrestaurant reihte sich ans andere, auf Pontons und Terrassen weitere Bars und Cafés, dazwischen fliegende Händler, die heiße Maiskolben verkaufen oder Hennatatoos applizieren. Lichterketten, Geruch gegrillten Fisches, Housemusik, der Sommerabendwunschtraum eines jeden Städters, aber welche Menschenmengen und welche Kulisse! Der ruhige Strom diesseits Marina, Bootegewimmel, und drüben undurchdringlicher dunkler Wald. An Ufern wird’s lebendig? Doch auf dem Weg nach Hause, durch Schlaglöcher und die Steppe unter ausgefallenen Straßenlampen, heißts aufpassen. Die Zikaden singen im Baum. Ein stolzer Autobesitzer läßt die sieben Versionen seiner Alarmanlage erklingen. Ljubica schwört ihm, sie werde demnächst seinen Wagen aufbrechen! Im Jugo oder Zastava daneben döst bei offenem Fenster ein Betrunkener. Es ist fast Vollmond.


Podrósnik_ Trg Republike * - 16.08.01 at 00:02:14