loop Archiv #91 (9.7.-15.7.2001)
loop Archiv #90, loop Archiv #92
summer of loop
Nein, Herr Off, eben nicht der Bedürftigkeit, sondern dem Verdienst gebührt
die Ehre. Hier hat der Teufel auf den größten Haufen geschissen, hat es sich
furchtbar einfach gemacht. Mit dem Kleist-Preis wird, anders als früher, ein
Werk geehrt, und selbst wenn das Bändchen jener Autorin hervorragend sein sollte,
wäre dem Begriff "Werk" damit ins Gesicht gespuckt worden. Das ist gelebte Spaßgesellschaft.
Hätte diese Autorin Anstand, würde sie den Preis ablehnen. Aber Anstand ist
ein Wort, das nur wir Älteren noch verstehen. Anders Intelligenz. Besäße diese
Autorin Intelligenz, würde sie, tief erschrocken, diesen Preis weit von sich
weisen. Aber sie wird ihn natürlich annehmen und untergehen, und niemand kann
sich deswegen freuen. Nicht die schlechte Literatur ist der Feind, nur der schlechte
Geschmack ist es, der einer hochgeredeten Talentprobe den Lorbeer aufsetzt.
Um Geld geht es nicht, vielmehr darum, was dem Ausland (wo Preise noch viel
zählen), was dem Lesewilligen, sogar was künftigen Schülern in den Gymnasien
als hervorragende deutsche zeitgenössische Prosa präsentiert wird. Wenn man
in dieser Sache nicht mehr kämpft, hat man auch sonst nichts verloren in der
Literatur.
anachronist bad r. * - 15.07.01 at 23:23:37
Eiseisbaby's dreiunddreißig glückliche Augenblicke
Es ist ein Morgen im August. Bornholm, Dänemark. Ich bin schon wach, die Sonne
noch nicht über dem Campingplatz aufgegangen. Wir atmen kühle Seeluft, kein
Klappern, kein Wort dringt aus den Zelten. Niemand in Badelatschen auf dem Weg
zum Klo. Ich spüre den Tau an meinen nackten Füßen und höre das Meer. Kein Windhauch,
kein leises Lüftchen will sich zeigen. Und diese Ahnung: Das wird ein heißer
Tag. Wir sitzen vor dem Klappfix, backen Fertigbrötchen auf dem kleinen Gasofen
und trinken Instantkaffee, frisch gebrüht. Danach Aufbruch im VW Santana, Baujahr
83, Scheiben nach unten gekurbelt. Fahrt über schmale, hügelige Straßen, dann
lassen wir das Auto stehen und laufen los, auf einem Pfad unter Bäumen, während
die ersten Sonnenstrahlen wie Lichtsäulen durch die Blätter fallen. Der Weg
geht vor uns hin, schlängelt sich durch hohes, trockenes Gras. Das Meer wird
wieder lauter, Vögel rufen. Eine Lichtung. Dahinter öffnen sich die Klippen
- helle Felder, dunkle Felsen wie Inseln und weit weg: Eine Burg. Und immer
noch der Pfad, menschenleer, soweit das Auge reicht. Ich bleibe stehen.
*
Eiseisbaby München, Bayern * - 15.07.01 at 23:16:55
Für Ana, wie immer.
La bonheur est dans le Pre
Sie schiebt den tiefhängenden Zweig einer Erle beiseite, da sieht sie ihn: Den
See, der keinen Namen hat, weil er zu klein ist; nicht normgerecht im Land der
Normen und Seen.
Ich gehe einige Meter hinter ihr, das junge Laub saust über meinen Kopf hinweg,
und das wenige Sonnenlicht, das gebündelt durch das dichte Blätterwerk fällt,
schafft ein Stilleben in meinem Kopf, ist gerade so real, dass ich nicht an
Caro-Kaffee, Hanuta oder Echt Rügenwälder denken muß.
Nachdem wir die Decke ausgebreitet haben, zieht sie ihre Leinenschuhe aus und
rennt durch das hohe Gras. "Vorsicht! Disteln-Hummeln-Wespen-Kreuzottern-Rote
Ameisen-Brennesseln!", rufe ich ihr hinterher, aber ihr Jauchzen übertönt meine
Ermahnung.
Ich drehe mich auf den Bauch und öffne eine Flasche Veuve Cliquot. Sie hat sich
ausgetobt; fügt jetzt Kornblumen, Klatschmohn und Margeriten zu einem bunten
Wiesenstrauß zusammen.
"Zeig mir ein Mädchen, das durch eine Wiese gehen kann, ohne Blumen zu pflücken,
und ich werde Florist", sage ich zu mir selbst und fülle zwei dickwandige Picknick-Gläser
mit Champagner.
Sie findet noch immer keine Ruhe, als sie wieder neben mir auf der Decke sitzt,
und hüpft, mit dem Glas in der Hand, zum Seeufer.
"Ich taufe dich auf den Namen`Silbersee´!" ruft sie und wirft das Glas im hohen
Bogen über die Schulter.
"Wow! Wie einfallsreich!" stichele ich, als sie wieder vor mir steht, und ehe
ich mir der Tragweite meiner Worte bewusst bin, landet auch mein Glas im Silbersee.
"O.K. – Dann taufe ich dich um in..."
"...Veuve Cliquot?"
"Blödmann. Dann trinken wir jetzt aus der Flasche, ja?"
Irgendwann, viel später, legt sie dann ihren Kopf auf meinen Bauch und fordert:
"Erzähl’ mir was, bitte!" Über uns fliegt ein Schwarm Graugänse hinweg. Ich
erinnere mich an den Film "Die Möwe Jonathan" und ändere das Skript kurzerhand
in "Das kleine Gänschen Phillip" um. Der Champagner hat seine Wirkung getan.
Sie lacht mich nicht aus, im Gegenteil. "Oh, wie schön!", kommentiert sie und
küsst meinen Bauchnabel.
Ich wünschte, man könne solche Augenblicke in einer Schneekugel bannen.
Einmal schütteln, und der kurze Moment der Vollkommenheit ist wieder da.
DeadlyMedicine Bielefeld * - 15.07.01 at 23:11:05
Lieber P.Aristide,
schweigen werde ich; denn es ist schön, Sie wieder hier zu haben.
Ist Ihnen übrigens Ulrich Vennäker vor dem Broke bekannt? Die Pferde seines
Vaters sind die schönsten im südoldenburgischen Land, sagen die Leute.
DeadlyMedicine Bielefeld * - 15.07.01 at 21:46:20
was für ein furchtbar schlechter, lächerlicher TATORT war das denn gerade ?
ganz fetter krieger - 15.07.01 at 21:40:47
Ach, bester Deadly,
mußten sie mir INSBESONDERE auch noch die Wunderbar ins Gedächtnis rufen?
Nein, wirklich! Sollten sie jetzt auch noch Absolventinnen einer Schule für
höhere Töchter (wie das ja mal so schön hieß) erwähnen, die dort immer gerne
ihre Zeit verbringen, bin ich ihnen ernstlich böse.
P. Aristide - 15.07.01 at 19:26:35
Sehr verehrter P.Aristide,
nur noch einmal, versprochen!
VEC diente mir als Mittel, um (für jeden verständlich) darzustellen, was einen
jungen Mann dazu veranlassen könnte, sein Glück und Seelenheil auf einer glück-
und seelenlosen Insel im Mittelmeer zu suchen.
Kennen Sie das Städtchen übrigens näher? Die Fachhochschule vielleicht, die
"Jeans-Tenne" oder das Café Wunderbar? Nein? Dann bestimmt Reckmanns Geflügel-
und Schweinemastbetrieb in Vechta-Oythe?
DeadlyMedicine Bielefeld * - 15.07.01 at 18:46:43
iLOVEyou - narzisstisch
»Ein Narzisst ist unfähig, jemand anderen als sich selbst
zu lieben. Er kann sich aber auch nicht lieben lassen, weil ihm keiner dafür
auserwählt scheint. Das habe ich schon als Jugendlicher in der Disco begriffen:
Die Mädchen, die nur ihre eigene Wirkung im Kopf hatten, waren immer die falschen.
Wer zu verliebt ist in seinen eigenen Körper, kann ihn nicht hingeben.«
Michel Houellebecq -
in: »Spiegel-Gespräch 'Es geht auch im Januar'«, Der Spiegel, Hamburg, 27.11.2000
/ H. 48
monik sos ffm * - 15.07.01 at 17:23:36
betr.: arme dichter und den erfolg
1. kleist bekam keinen kleistpreis.
2. kleiner wannsee.
3. aha: lieber off, seit wann beurteilen wir literatur nach ihren guten kritiken
und erfreulichen verkaufszahlen? oder als quizfrage: seit wann beurteilen wir
literatur nicht mehr nach ihren guten kritiken und erfreulichen verkaufszahlen?
4. seit 1995.
I.D. kleiner wannsee * - 15.07.01 at 16:30:32
Danke Anna, Helga!
~°~
unschlagbar aber: adore
Sasa - 15.07.01 at 16:20:17
yes, corr.
monsun_rave boomtown/sahara * - 15.07.01 at 14:39:04
Danke Alinia und 'nurmalso'.
Ich erinnere mich, als Kind wollte ich immer genau so ein Zimmer haben. Eines,
in dem ich fliegen könnte, und mich wie eine Fledermaus an den Rand meines Bettes
an der Decke hängen. Später habe ich mal in einer Altbauwohnung gelebt, die
fast vier Meter hohe Wände hatte. Da habe ich meine Bücherregale fast bis unter
die Decke gehängt. Ich mußte eine Leiter benutzen, wenn ich an sie ranwollte.
Perspektivenverschiebungen sind zuweilen sehr förderlich, wenn man sich des
Bodens unter den Füßen vergewissern will.
monsun_rave boomtown/sahara * - 15.07.01 at 14:37:02
siamese dream
corr. - 15.07.01 at 14:34:16
Soma ist toll. Überhaupt Gish.
Diese Ausstellung ereignete sich anders, und zwar 1966 oder 1967 in London.
Lennon ging durch Onos Ausstellung. Dort gab's eine Trittleiter, an der Decke
stand was. Musste man rauf, und Lennon erzählte später:
- Als ich dort hinaufgestiegen bin, fand ich oben an der Decke ganz klein das
Wort "Yes". Hätte dort "No" gestanden, wäre ich verschwunden.
nur mal so - 15.07.01 at 12:10:32
SOMA
John Lennon hatte ein Zimmer.
Da stand alles auf dem Kopf, es klebte an der Decke,
Tische, Stühle, Sofas, Teppiche. An den Wänden hingen die Bildervon unten nach
oben. Der Fussboden glanzweiss, man musste dei Schuhe ausziehen und auf Zehenspitzen
gehen. In der Mitte thronte ein Kristallleuchter,seine Gehänge mit Draht nach
oben steil in die Luft fixiert, die Birnen malten Punkte an die teppichbedeckte
Decke.
Yoko kicherte und sagte: "ALlright, you are not stoned."
(New York, Sommer 1974)
ALINIA alpencity,feeling soma * - 15.07.01 at 11:03:43
monsun_rave boomtown/sahara * - 15.07.01 at 09:25:12
@helga raucht * - 14.07.01 at 22:31:52
- quit smoking and experience the land of the free!!!
justusjonas meint es ernst in heidelberg * - 15.07.01 at 04:41:06
Ist es nicht toll? Zu leben, wo Dichterinnen, nicht nur einen beachteten,
sondern auch noch ein erfolgreichen Band mit Erzählungen herausbringen, nicht
auch noch Erfolg haben dürfen?
Großzügigerweise darf man diesen Erfolg wohl noch haben (was sollte
man dagegen auch tun? Genau: erfolgreichere Bücher schreiben) - Preise
hingegen möge man künftig bitte geben, verstehe ich daraus, wem sie gebühren.
Offenbar den Bedürftigen. Anerkennung bitte nicht mehr an Anerkannte. Zuviel
Glamour. Wie ungerecht, hört man da quengeln.
off. - 15.07.01 at 00:26:05
es wird wieder warm (1-2-3 ) werden
(1-2-3 ) es wird
(1-2-3 ) wieder
(1-2-3 ) warm
(1-2-3 ) werden
(1-2-3 ) es wird wieder warm werden (1-2-3 ) es wird wieder
(1-2-3 ) wird wieder (1-2-3 ) wird wieder (1-2-3 )
es wird wieder (1-2-3 ) warm werden
strawberry same town * - 14.07.01 at 23:06:31
es wird wieder warm (1-2-3 ) werden
(1-2-3 ) es wird
(1-2-3 ) wieder
(1-2-3 ) warm
(1-2-3 ) werden
(1-2-3 ) es wird wieder warm werden (1-2-3 ) es wird wieder
(1-2-3 ) wird wieder (1-2-3 ) wird wieder (1-2-3 )
es wird wieder (1-2-3 ) warm werden
strawberry same town * - 14.07.01 at 23:06:23
Ich plane anhand der Zigarettenmenge. Mit jedem Zug wird sie weniger. In der
Schachtel.
Es war wieder zu spät. Es mussten wieder sechse in den Automaten gesteckt werden.
Der in der Hälfte zählt. Weil schon in euro. Die Zigarettenmenge wird mich zwingen.
Zu Hause zu bleiben.
Ich kann dem Papierkorb noch ein paar Tabakkrümel entnehmen. Ich höre die Musik.
Noch viele Male. Tut es irgendwann wieder weh. In meiner Wohnung kocht die Frau
Ratatouille. Ich muß essen.
Was auf den Tisch kommt. Wird gegessen. Für Fragen gibt es kein Sparbuch. Dieses
Jahr sind viele Spatzen auf dem Dach. Auf Teufel. Komm raus. Steht das geschrieben.
Daß man auf Biegen und Brechen keine Antwort kriegt. Rarheit. Macht. Beliebtheit.
Zum Frühstück gibt es eine email.
Du liebst. Und der Name.
helga raucht * - 14.07.01 at 22:31:52
@sasa: idem
helga ist selig * - 14.07.01 at 22:30:56
What the Hades do they think they are doing?
serendipity - 14.07.01 at 21:31:02
@ sasa. kann man nicht meckern. bei allen nicht. get done's ... wirklich gut!
freu' mich auf die nächsten.
anna sommer capitol - 14.07.01 at 19:57:58
get done IX
Sie ruft an, lange schon beide stimmlos, nachtspät, wie es ihm ginge, ok, was
er, was machst du so, er soll doch erzählen, was läuft denn da bei dir, fragt
sie, er antwortet Musik und stellt das Lied, ein gar nicht mal so schönes, ist
die neue von Stereolab, lauter; achso, sie sagt: achso und: ich gebe viel lieber,
sie gäbe ihr Geld kaum noch für CDs aus, das sei ihr zu Schade, lieber mal mit
Freunden weg, er kann das natürlich nicht verstehen, stellt noch (ganz sachlich)
fest, man könne doch den Freunden die CD dann vorspielen, gerade Stereolab z.B.
wird z. Zt. wieder als toll befunden, sie erwidert draußen sei es aber so hübsch
in den Bars, Berlin sei eine große Stadt, erzählt auch von Lichtern und Plätzen
und Atmo. Ihm fällt dazu nur eine Gedichtzeile von Grünbein, aber dann heißt’s
wieder du zitierst dich durchs Leben bloß, das will er gar nicht:
Downtown Berlin hilft der Diva den Gürtel zu lösen. Und schmachtend macht sie,
Walküre, die Schenkel breit. Das Gehirn, in den hellsten Momenten, den bitterbösen,
wittert etwas, das nach Zerstörung schreit.
Ob sie genervt sei? Sie verneint beinahe.
Sasa - 14.07.01 at 19:27:55
Vechta, bester Deadly? Wie grauenhaft, wie vollkommen ....!
Bitte NIE wieder erwähnen, wollen Sie mir diesen Gefallen tun?
P. Aristide - 14.07.01 at 19:10:39
Grillen soll ja nicht gesund sein. Das hat mein Vater auch schon gesagt, als
ich noch ganz jung war und immer Würste grillen wollte, oder wenn ich zu einem
Freund auf eine Party eingeladen war. Er sagte immer, du darfst da hingehen,
aber bitte iss keine Würste vom Grill. Das bekommt dir nicht.
Ich weiß nicht mehr, was gestern nacht passiert ist. Ich weiß noch, daß mich
jemand anrief, ins Telefon schnaufte und dann auflegte. Ich weiß auch noch,
daß sofort danach noch einmal jemand anrief, aber dann war es Moritz, ein Freund.
Ich fragte ihn, ob er mich eben angerufen hätte, aber schon an seine Antwort
kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß, daß ich dann mittags neben meinem
Bett aufwachte. Der Fernseher lief ohne Ton, und in meiner Musikanlage, die
laut lief, war eine Kassette, auf der ganz alte Stücke drauf waren. Ich wachte
bei Damn I Wish I Was Your Lover von dieser Sophie B. Hawkins auf. Ich erinnerte
mich dann daran, daß ich noch ein Teenage war, älter als fünfzehn, als der Song
ganz oben in den Charts war, und ich war mit zwei Freunden im Urlaub gewesen,
in Frankreich, und wir hatten jeden Abend zu dem Lied im gesungen. Einer der
reiden hatte nämlich seinen Ghettoblaster mit, und das Lied lief immer und überall.
Als ich daran zurückdachte, mußte ich weinen. Aber vielleicht lag es auch nur
daran, dass es regnete, und es regnet ja jetzt auch noch. Und ich mag das überhaupt
nicht, wenn im Sommer ein ganzer Tag verregnet ist. Ich bin deshalb auch nicht
einkaufen gewesen. Und jetzt habe ich leichten Hunger, aber ich habe auch kein
Bargeld da, und ich will nicht extra zum Automaten gehen, um Geld abzuheben,
um mir etwas zu bestellen, denn ich habe in letzter Zeit zu oft etwas vom Chinesen
bestellt. Italienische Bringdienste gibt es keine guten, nicht in Hamburg.
Vielleicht sollte ich Jenny anrufen, um sie zu fragen, ob sie Lust hat, zu dem
Syrer zu gehen, dem am Jungfernstieg, Mezze essen.
Holger Speckhahn - 14.07.01 at 19:10:25
Boule
Das Schweinchen rollt.
Ein Kiesel lenkt es ab, nach links dann wieder gerade und wieder ein bisschen
nach links, bis es liegen bleibt.
Auf geht's. Douze-huit-neuf. Advantage K.!
Die silberne Kugel liegt schwer in der Hand. Kalt aber anschmiegsam. Meine Knie
wippen im Takt mit meiner Schulter und den Ellenbogen. Mein Handgelenkt schwingt
leise und bedächtig mit. Manchmal knackt es. Heute ist es zu schwül zum Knacken.
Es schwingt einfach nur. Konzentration. Und ... -
sie fliegt!
Etwas zu hoch, etwas zu viel Drall - zu kurz. Zwangzig Zentimeter vor dem Schweinchen
bleibt sie liegen.
K. nimmt die weltweit anerkannte Stellung eines langjährigen Boulespielers ein.
Es fehlt die Zigarre im Mundwinkel ... der Rest stimmt.
Die Kugel schwebt durch die Luft, umläuft die Meinige und schmiegt sich Wärme
suchend an das hölzerne Schweinchen.
"K., du Pisser!"
C. nimmt jetzt Stellung ein. Eher die eines Orang-Utans.
Körperspannung! Körperspannung! Aus einem völlig unkoordinierten Wollknäul mit
'Che-Front-Aufdruck' schwebte eine Kugel hervor. Sie schwebt wirklich. Erreicht
Ihr 'Maximum of Altitude' irgendwo zwischen Mond und Erde und bleibt mit einem
'Batdzz!'einen halben Meter neben meiner Kugel liegen. "Ich schätze, ich darf
gleich noch mal!" Und wieder fliegt die Kugel hoch -...- knallt mit der Präzision
eines Albatross auf die Kugel von K. und sprengt das Bild.
Zahnlose Omis aus dem Altersheim 'Sonnenuntergang' von nebenan, applaudieren
breitgrinsend aus ihren Rollstühlen.
"C., lass es einfach!"
K. kneift die Augen zusammen. Visiert das Schweinchen an. Die Falten auf der
Stirn drohen einen neuen Himalaya zu erschaffen. 'Bidtz' ... fünf Zentimeter
vom Schweinchen bleibt die letzte Kugel liegen. Und ich. Alles liegt an mir.
Wieder fühle ich die metallisch-kalte Kugel in meiner Hand. Das Ritual wiederholt
sich. Die Sonne kommt raus. Das Schweinchen lacht. Mit einem leisen 'knack'
verhilft mein Handgelenk der sich von mir lösenden Kugel zu einem leichten Drall.
Sie beschreibt eine Bogen in der Luft. Landet und rollt, rollt, rollt .... rollt
an K.'s Kugel vorbei ... 'touché schweinchen'... nur kurz, rollt weiter und
bleibt etwa sieben Zentimeter hinter dem Schweinchen liegen. Leicht links auch
noch. Treize-huit-neuf.
Das Spiel ist vorbei. K. bleibt König des Boule im Ammon Park.
Morgen gibt es Revenge!
anna sommer Capitol * - 14.07.01 at 19:04:11
Grill-Stories, Part 1.
Etwas abseits sitzend, bekomme ich folgende Unterhaltung mit unfassbarem Finale
geboten:
Der "Fette Krause" und Felix stehen, beide ausreichend alkoholisiert vorm gut
belegten, förmlich einem Höllenfeuer gleichenden, 29,95,-Supermarktgrill. Beide
schauen etwas glasig auf das mittlerweile knackende und brennende, Bauchfleisch.
"Ey Feijx (im Alkoholrausch ist des Name unseres "Freundes" nur noch bedingt
aussprechbar),
...das Fleisch brennt, lösch ma´ mit ornlich Pilsbier ab."
Felix scheint verstanden zu haben, lässt einen ordentlichen Hieb Krombacher
in seiner Mundhöhle verschwinden um ihn sogleich wieder über das Grillfleisch
zu prusten.
Der Fette Krause nickt anerkennend in Felix Richtung.
"Leude Fleisch´s ferdich", gröhlt Felix in Richtung der anderen Gäste.
"Ey Dutch, Bauchfleisch??"
"Ja nee, lass ma´ gut sein, ich ess mir nen Maiskolben, heute mal Fleischlos."
Angewiedert gehe ich in Richtung Salatbuffet, glaube aber aus dem Augenwinkel
noch erkennen zu können wie die Beiden sich "Five" geben.
FlyingDutchman HSK-Bielefeld-HSK * - 14.07.01 at 18:34:12
iLOVEyou - mütterlich
»Ihr Wesenszug ist Mütterlichkeit. Das Muttertum wurzelt
im Empfangen und Tragen; es reift zur opferfreudigen, sich nie versagenden Hingabe
[...] Die bessere Anpassungsfähigkeit und die größere Variationsbreite fraulicher
Möglichkeiten wird erkauft durch eine entsprechende Labilität und Wandlungsfähigkeit
des Wollens [...] Das Emotionale geht ihr über das Rationale, das Herz über
den Verstand, das Gute über das Wahre, die Sitte über das Recht [...] Sie fühlt
sich sicherer im ahnenden und intuitiven Erfassen als im schlußfolgernden Denken.«
Lexikon für Theologie
und Kirche - zitiert in »'Päpstin mit Recht auf Heirat'«, Der Spiegel, Hamburg,
21.12.1992 / H. 52
monik sos ffm * - 14.07.01 at 16:26:05
@ armer Dichter: Deine Wut ist ein Teil der gesamten Veranstaltung, du reagierst
wie erwartet.
Warum freust du dich nicht für die Autorin?
Leser - 14.07.01 at 15:41:30
Schätze, er hatte verdammt gute Gründe, sagt Charles Bronson. Jau,
jauchzt Goofy eilfertig. Schätze, die Scheine sind nummeriert, sagt
Charles Bronson. Nummeriert? Goofy kichert. Jemand was trinken, fragt
die Praktikantin. Red Bull will Goofy. Kommt sofort, ich weiss aber nicht,
wie die Kaffeemaschine funktioniert. Wie aus dem Nichts, Wolfgang Flatz,
eine Erscheinung in Camourflage und Tätowierung, schreit FLEEEIIISCH
und fährt mit einer Dampfwalze, einer winzigen Dampfwalze, über einen
Springerstiefel. Der Stiefel lacht, bringt seine Frisur in Ordnung und steht
da wie eine Eins. Goofy lacht auch, bis im Flatz ihm einen hübschen
Hankantenschlag verpasst, direkt auf die runde Lacknase. Goofy geht ab,
dazu Marschmusik. Charles Bronson trägt den selben karierten Anzug
wie die Praktikantin. Wenn ihr nicht gekommen wärt, hätte ich einen
anderen Schwarzen eingeladen. Aber super dass ihr da wart.
Ich hatte mir Radio ganz anders vorgestellt. Irgendwie professioneller.
Lotos Unter den Linden * - 14.07.01 at 11:26:52
"Mit dem rauchen aufhören möchte ich. Und zwar mit der stärksten filterlosen
Zigarette."
Wortlos hält der Tankwart mir eine Packung Rothändle vors Fenster.
"Ich hätte da eher an REVAL gedacht", erkläre ich ihm.
Er holt die Reval aus dem Regal, und hält sie vor mich. "1,1 vs. 1,0 mg Nikotin,
und 13 vs. 12 mg Teer. Nimm Rothändle."
"Nä, lass mal gut sein. Nehme die REVAL. Klingt irgendwie ekliger.
"Naja, ist eigentlich auch völlig egal, welche Marke Du rauchst. Musst bloß
viel zu viele Kippen rauchen. Ich habe es damals mit ERNTE23 gemacht, frei nach
Allan Kares (?): Endlich Nichtraucher.
Einfach rauchen und trinken bis zum Kotzen. Macht 5,30 DM. Viel Glück."
Zuhause beglücke ich meine Geschmackssinne mit einem Cabernet Sauvignon und
rauche die ersten Revals. Bei halbleerer Packung, gehe ich zum gut gekühlten
Söhnlein Brilliant über. Die REVAL sind alle. Gut, daß es WESTPOINT gibt. Eigentlich
noch schlimmer.
Mir ist schlecht. Sehr schlecht. Gegen 7:30 Uhr werfe ich eine Ephedrin nach,
um mich wach zu halten. Muß weitergehen.
Gieße mir ein helles Hefe ein, genießen ist nicht mehr.
Trotz starkem Brechreiz trinke und rauche ich weiter. Bitte, will endlich spucken,
und danach nie wieder rauchen.
Regungslos liege ich auf dem Sofa. Begreife nicht mehr soviel.
Öffne die nächste WESTPOINT-Schachtel, a 2,70DM. Widerlich! Mag nicht mehr.
9:20Uhr: Übergebe mich. Das kann nicht alles sein. Rauche eine allerletzte Kippe.
Glücksgefühle durchströmen mich, als ich begreife das dies unwiderruflich die
Letzte war. Ich spucke Galle.
Zufrieden schlafe ich ein.
justusjonas heidelberg * - 14.07.01 at 10:30:56
Man hat Dir in die Suppe gespuckt,
Höhstpersönlich, aus höchster Ebene.
sozusagen metaphysisch.
Dein Löffel ist ein SIEB
hast selbst jahrelang daran gebohrt.
Jetzt fällt alles durch, was DU gern hättst.
Man kann den Brei auch vor dem Essen loben.
madmini ulomenstadt * - 14.07.01 at 08:40:28
iLOVEyou - monogam
»»Ich will keinen anderen - ich komme ja kaum mit dir
aus!««
Kurt Tucholsky - Sudelbuch,
Rowohlt Verlag, S. 61 (Nr. 519), Reinbek bei Hamburg, 1993
monik sos ffm * - 13.07.01 at 22:28:52
Han, das ist wirklich gut. Und nicht nur das.
monsun_rave boomtown/sahara * - 13.07.01 at 22:19:05
@Alinia. Ist ein gutes Thema. Essen. Bin heute ein unsensibler Fettnäpfchentreter.
Zur Strafe gibt es jetzt wohl Geheimrezepte für Getreideküche und eine Menge
Mischgetränke.
Nur noch eins. Zwischen all den Trümmern hat er sich den Löffel ausgesucht.
Ein lieblos ausgestanztes Blechteil, scharfkantig genug um sich daran die Lippen
aufzureissen. Er klopft mit dem Metall gegen seine linke Handfläche, verzieht
die Lippen zu einem triumphierenden Lächeln, als hätte er eben eine einzigartige
Qualität des Löffels festgestellt, die sich nur durch diesen speziellen Vorgang
des Klopfens offenbart. Vor Tagen hat Traven damit begonnen, die Trümmer seines
Schiffs nach brauchbaren Stücken zu durchsuchen. Er hat keine Sekunde daran
verschwendet sich Illusionen hinzugeben. Die meisten Dinge sind zerschlagen
oder verbrannt. Der Löffel ist unbeschädigt, sieht noch genauso aus wie an dem
Nachmittag, als Lucilla das erste Mal fröhlich im Schiff herumspazierte. Sie
war durch die schmalen Gänge gelaufen, sich mal zur einen, dann zur anderen
Seite neigend, um etwas genauer zu betrachten. Den Löffel hatte sie lachend
vom Tisch genommen, leise mit ihm einen Takt in die Handfläche geklopft.
Han - 13.07.01 at 22:12:15
Hotel Paradies IV
Siamese dreams, ganz plötzlich, verwachsene Münder und die Arme und Beine tuende
Extremitäten, die nicht voneinander können, die sich ineinander schlingen und
machen. Teile fallen, nichts ist mehr gerade, mit geschlossenen Augen in die
schiefe Ebene sinken, sie kennt diesen Weg, sie kennt die Töne. Stickig ist
die Luft, die feuchten Geräusche Vakuum erzeugender Häute. Eine fremde Sprache
wächst im Rachen, Gräser und Blumen keimen im Zeitraffer aus den Poren, alles
wiederholt sich und sie drückt sich wie an Sandstein, der am Ende des Tages
von der Sonnenhitze glüht. Gleichzeitig wie in einer Glocke, taucht wieder auf,
schiebt das schwimmende Gras beiseite und blinzelt einen Moment lang in das
grelle Hell, taucht wieder, wie ein räuberisches Tier schluckt sie die Gehege
fremder Fische, wittert, schlingt, und wieder er, der sich unter ihren Händen
krümmt. Sie an den Händen packt und niederringt, in seinen Augen kein Bild,
das anderes zeigen würde als sie selbst, sich selbst, hundertfach gebrochen
durch ihren Spiegel. Sie weiß, daß er jetzt nicht mehr bei ihr ist, daß er eine
torkelnde Libelle ist, die von einer plötzlich aufklatschenden Welle auf den
Grund gezogen wird.
Matt küsst sie Tropfen von seinem Hals, legt die Handflächen auf die salzigen
Ränder der kleinen Kuhlen entlang der Wirbelsäule, presst die Schwere weiter
noch auf sich, nein, er wird sie nicht fragen, er atmet, kaum wahrnehmbar, kaum
wahrnehmbar auch das winzige Zucken in den Mundwinkeln, als sie den letzten
aufgeregten Atemstoß aus sich herauswirft. Sie möchte französisch sprechen,
rien rien, möchte in allen Sprachen sprechen, kleine unvernünftige und sinnlose
Satzfetzen, je te, you are, sempre, möchte zwitschern und gefiederte Arme um
ihn legen, mio, jamais, lachen, dolce, eine Feder in schwarze Tinte tauchen
und Namen auf das Schlüsselbein schreiben. Sie hofft, daß er schläft, ein wenig
nur, sie alleine läßt in seinen Armen, das Nass kühlt die Haut im Verdunsten
und sie blickt auf die fleckigen Tapetenstücke über der Tür. Wieder nicht denken,
nichts darf schöner sein, alles ist schöner und gerade schon vorbei.
Vorbei. Wie heißt vorbei auf französisch. Fini? Und wie noch, gone, finito,
und dieses Gedicht, einmal, gelesen im Vorbeigehen, sie erinnert eine Zeile,
eating strawberries in the necropolis, und noch, the flesh was tender, red as
cactusflower.
Er seufzt als ob er schliefe, sie weiß nicht genau, ob er dies wirklich tut,
zurückfließende Wasser, die sich wieder sammeln, in Gläsern, Schüsseln, Tellern,
Tropfen für Tropfen, leises Rinnen, draußen regnet es wie seit hundert Jahren,
die Wände atmen Feuchtigkeit, dunkle Ränder in der Decke.
monsun_rave boomtown/sahara * - 13.07.01 at 21:54:03
Nene, I say to Fred. Krawatte geht anders, nicht Kragen und Watte oder sowas.
Kommt vom Balkan und ist dann französisiert. Jetzt paß auf, wird bald abgeprüft:
Der Kroate ansich heißt altslavisch "Churvatinu". Daraus machte der Franzose
dann ohne viel Aufhebens "Cravate" und mischte dies mit "la cravate" zu einem
mehr oder weniger schicken Selbstbinder. Wörtlich übersetzt also einst "Halsbinde
auf kroatische Art". Recht hast Du freilich mit "Kravatte", allerdings ist diese
deutsche Schreibweise ("die Cravattes") jetzt genau 307 Jahre alt und gilt daher
nicht mehr als ganz aktuell. Alles klar? Dann weiter......
.....im Text *The girl who sold the world * - 13.07.01 at 21:30:35
Ich bin froh, daß es die weite Welt gibt.
Da weiß man, was man an Europa hat.
JJ.Maxx FRA * - 13.07.01 at 20:59:27
Europa ist Apfel.
Asien Kirsche
Südamerika Banane.
Amerika Tomate
und Afrika muschelt.
Han:Liebe geht durch den Magen. Deshalb mein Lieblingsthema:essen,essen,essen.
ALINIA alpenglühn, Feierwerk * - 13.07.01 at 20:51:30
Ja, wir leben wie Europaeer, wie arme Europaeer.
En el tren a las nubes.
TAR Buenos Aires * - 13.07.01 at 20:30:07
Ich glaube, jetzt habe ich es begriffen. Besser spät als nie, viel Vergnügen
dann also.
La Coquine - 13.07.01 at 20:10:26
@funk
und wenn du keine ID bekommst
bei //buch.atsites.de
bekommst du eine und
kannst dann immer drauf linken
(dann kriegen wir auch mehr leser )
wenn du lust hast
fredrik naked amnasty nationale * - 13.07.01 at 20:08:16
Heute habe ich ein Buch gelesen. Es war so schön, das es mich zum weinen brachte.
Und zum schreiben. Eine Hand voller Sterne hieß es und ich habe es verschlungen.
Es ist als ob es von einem Bruder von mir für mich geschrieben wurde. Wie viele
Menschen das wohl denken werden ?
Ich dachte es mir. So wie ich es mir bei guten Filmen denke. Wie schön wenn
es Menschen gibt, die viele Ideen haben und Arbeit leisten um dann so einen
Film zu machen, der mich tief in der Seele berührt. Das gibt mir Kraft, Hoffnung.
Wenn auch nur für eine kurze Zeit.
Ich war mit meinen Eltern Hochzeit Kleider einkaufen. Wir kauften sie in einem
Kaufhaus. Die verkäufer waren nett. Keiner von ihnen sagte, daß ich dick sei.
Obwohl ich es bin. Nei, sie suchten einfach einen schön geschnittenen Anzug
heraus der mir wie angegossen passte. Und nur einmal nahmen sie die Redewendung,
das ist jetzt modern, die ich sonst so oft höre.
Die Krawatten Verkäuferin sagte mir meine Kragenweite auf anhieb. 43. Sie maß
nach und tatsächlich. Auch bei meinem Vater traf sie auf Anhieb. Das Hemd wurde
rosa. Und es gab eine Krawatte dazu. Das, obwohl ich für die Arbeit keine Krawatte
mehr anziehen wollte. Sie ist ja auch für meine Hochzeit.
Ich hätte nie gedacht das man Krawatte mit w schreibt. Tut man aber, denn Word
unterstreicht Kravatte. Vielleicht kommt dieses Wort von Kragen Watte oder von
Stoff das KaRAWanen dabei hATTEn. Wer weiß. Aber es steckt viel Wissen in den
Wörtern. In manchen zumindest. Das erklärte mir ein Herr den ich in einer Autobahnraststätte
traf.
Ich kam aus Wien. War bei einem Kleinkunst Wettbewerb. Ich kam ins Finale. Das
Theater war ausverkauft. Ich spielte das gleiche Programm, das mich ins Finale
brachte und die Leute zwei Tage vorher begeisterte. Niemand lachte. 20 Minuten
lang. Niemand lachte und ich schämte mich. Vor einer Menge von Veranstaltern
und Kritikern habe ich kläglich versagt. Bin sogar auf die Knie gegangen. Danach
wollte ich mich betrinken. Doch das konnte ich mir nicht leisten. Da habe ich
mir gedacht, jetzt fahre ich erstmal heim, denn umbringen kann ich mich überall.
Dem Taxifahrer schüttete ich mein Herz aus und weinte. Denn ich wollte ein Clown
sein und es hat niemand gelacht. Außer der Taxifahrer. Ich trocknete mir die
Tränen und frage warum er lache. Er sagte, weil ich und meine Reaktion so menschlich
sei. Er lachte einfach. Damit rettete er mir das Leben. Ein Taxifahrer aus Wien.
Auf der Rückfahrt traf ich einen älteren Herren an einer Raststätte. Er erklärte
mir das Theater: Du gehst auf die Bühne und leuchtest und stahlst. Und zwar
so hell, daß du dein Publikum erleuchtest. Du nimmst eine Haltung an, sprichst
kraftvoll in den entlegensten Winkeln des Raumes, machst deinen ganzen Körper
zu einem Instrument. Sieh die Wörter und die Geschichten vor dir. Schaffe Spannung.
Wie bei einer Geigenseite. Erst die richtige Spannung läßt den Ton erklingen.
Und dann streiche mit Deinem Bogen über die gespannte Seite. Laß das Publikum
erklingen. In allen Farben. Mit allen Sehnsüchten.
Mir war als ob ich erst scheitern mußte, bevor mit jemand begegnete und von
meiner Arbeit erzählte. Eine Arbeit die ich arbeiten möchte, die ich erlernen
will und ausüben. Eine Arbeit die ich auch gerne genieße. Sei es wenn ich gute
Bücher lese, gute Filme ansehe oder im Theater unterhalten werde.
Eine Arbeit die man im Leben weiterträgt. In kleinen Gesprächen und Momenten,
wenn man sich Zeit nimmt, Menschen zum Lächeln bringt oder selber so reich ist,
das man sein Lächeln der Welt schenken kann.
Dieser Mann erzählte mir auch von der Weisheit in den Wörtern. Ich hatte bis
dahin schon einmal ein Wort in seine Bestandteile zerlegt um ein kleines Wortspiel
zu machen. Er jedoch erzählte mir vom Erfolg und von der Macht.
"Was steckt im Wort Erfolg ?" fragte er. "Oder was steckt im Wort Macht ?"
Die Acht. Das Symbol der Unendlichkeit. Das Symbol der AlCHemisTen und Magier.
Aber auch die ACHTung und ACHTsamkeit, genau so wie das MACHen und das GeMACH.
Wer folgt dir ? Vor allem wohin ? Wenn du weißt wohin du willst, dann folgt
er dir. In Dein Reich, das auch seins ist.
Jetzt können Wörter aus dem Verstand kommen und Wörter im Verstand enden. Wörter
können aber auch aus dem herzen kommen. Aus der Seele. Langsam, zart, unlesbar
und unhörbar. Doch Wenn sich die Kraft der Seele, mit der Kraft des Herzens
und des Verstandes, sowie die animalische Kraft in uns vereinen, das ist die
Dreifaltigkeit Gottes die in jedem von uns steckt. Kinder, Kinder sind ihr ganz
nah. Und Erwachsene, Erwachsene wollen ihr immer wieder nah sein.
fredrik grafing * - 13.07.01 at 20:00:27
Es gibt Kartoffel-Gratin und Pilsener Urquell. Daß will heißen: Viel kann nicht
mehr schief gehen. Zwei pickelige Blondschopfe sitzen etwas abseits, spielen
Songs auf ihren teuren Akkustikgitarren, wie es der Gastgeber sich gewünscht
hat. Obwohl sowas normalerweise in totalem Krampf ausartet, die Masse sich genervt
fühlt und aus mangelnder musikalischer Etikette noch ein paar Dezibel lauter
über das alltägliche Gähnen plaudert, trotz alledem scheinen sie spaß daran
zu haben. Sie gucken sich ab und an kurz in die Augen, oder aufs Griffbrett,
grinsen sich an, wenn gerade keiner der beiden Singen muß. Sie sind nicht so
gut wie die Originale, schaffen es aber, eine lässige Interpretation dessen
hinzulegen, ohne dabei auch nur im geringsten auf positive Publikumsreaktionen
zu warten. Das imponiert mir. Ich greife am Büffet einen Teller ab, fülle ihn
ordentlich, aber nicht gierig mit schmatzend heißem Gratin und lege zwei Parmesanschnitzel
daneben. Dann nippe ich an meinem Bier und drücke mich an menschlichen Konglomeraten
vorbei, bis ich zum Gartentisch gelange. Dort tanzt gerade ein Verbindungsbruder.
Keiner weiß, von woher der auf einmal aufgetaucht ist, aber er scheint eingeladen
worden zu sein. Die Gitarristen machen Pause und der Tänzer mit der Schärpe
intoniert einen Adriano Celentano Hit, ich glaube der heißt "Una festa sui prati".
Nach dem Essen werde ich die beiden Jungs so mit Lob überschütten, daß sie nie
wieder auf solchen Gartenfesten spielen müssen.
Klaas Tigchelaar BuGa Bonn * - 13.07.01 at 19:14:33
Zum Gericht des Tage, Grünkernbratling an Rahmpfifferling, empfiehlt der
Küchenchef heute den Watermelonman, oder wie der Schlamm heisst. Garantiert
nicht demi-sec.
5 cl Wodka Moskovskaja
5 cl Watermelon-liquer Marie Bizard
5 cl Zitronensaft
8 cl Orangensaft
2,5 cl Grenadine
Garnierung: Halbe Scheibe Gallia-Melone, Melisseblatt
Also ich bleib beim Bier.
Lotos fragt sich ob und wo * - 13.07.01 at 19:13:24
alles schön hier, alles wie immer!
das wollte ich sehen.
folgende musikalische empfehlungen möchte ich aussprechen:
eva kane - rock musique
sona fariq - me & mescalito
spiritualized - shine a light
eva kane - elektra
docgonzo ludwigshafen * - 13.07.01 at 18:33:16
Was ich für einen Skandal halte:
Daß dieser geschmacksarme Politikseiteneinsteiger, ehemals erfolglose Verlagsleiter,
Naumann, einer Newcomerin für ihr mittelmäßiges, schmales Erzählungsbändchen
den mittlerweile dritten Preis (Kleist) spendiert, da hat sie schon 300.000
verkaufte Exemplare und bekommt noch 40.000 Steine dazu.
Da kocht in mir etwas.
armer dichter bad r. * - 13.07.01 at 18:18:59
"Volltanken", hatte Montenbruck gesagt und die Werbung leiser gedreht. Jepsens
Nachricht blinkte beim Hochschalten grün auf. "Also heute." "Du oder ich?" "Ich."
off. - 160 Zeichen * - 13.07.01 at 16:51:57
Irgendwo. Getreidekaffee. Würstchen, Ketchup. Nervt mich bloß nicht mit Essen
zwischen Trash und Ök. Ist widerlich. Und vorbei. Endkommuniziert.
Han - 13.07.01 at 16:45:43
Thomas heisst er. Immer am labbern.
Ebenso die Alte aus Freiburg. Genau die Generation Wir-können-doch-drüber-reden.
Kauft im Naturkostladen, und aufm Wochenmarkt und bei Ismeth.
Und er sitzt da und trinkt ihren Getreidekaffee, und lässt seine seichte Denkerrepro
ab.
Aber jetzt ist er selten da, er hat son Zeugs im Gesicht und auf der Haut.
Aussatz.Die Akne der glutenfreien Antiallergenernährung.
Seit er Aussatz hat, ist Ruhe in der Küche.
Keine Stories mehr und Selbstausschüttungen, G. die Alte brüht ihren Feigenkaffee
alleine auf und übt dabei mit den Zehen zuerst auftreten.
Wenn ich in die Küche gehe, haue ich mir erst mal ein paar Würstchen in die
Pfanne. Fett,klein und stinkig.
Sie setzt an, ich streue versehentlich den Pfeffer über den Tisch.
Keuch, ich klopfe ihre den Rücken.
Ketchup, schnell, Senf, getoastete Scheiben, Salatblatt drunter, Würstchen druff.
Da hat sie sich schon erholt. MIst.
"85% der Bevölkerung leidet an ernährungsbedingten Herz und Kreislaufstörungen,
Fett spielt da eine Rolle, auch das Salz ist wichtig."
Stop.Schnitt.Sie ist süss, nett, menschlich.
Beste WG Frau der Woche, aber wieso muss ich denn wissen, warum sie sich solch
viele Gedanken macht, laut und liebevoll, weshalb müssen wir überhaupt übers
Essen sprechen?
Salz. Stichwort. Sie wird es gleich sagen, würg, meine Würstlwitches, ne Dose
Becks hinterher.Gulp.
"Ursalz, das ist das Geheimnis. Das Salz der Erde, für unser Bewusstsein."
Sie schwenkt ein Tütchen Ursalz vor meinen Augen, grins, meine Liebe, ich hab
schon, danke, vielen Dank.
"Also, schön, sehr lieb, ich muss jetzt wirklich, hab nämlich, ehm, genau, einen
Date."
Tütchen hat die Übergabe verpasst. Schwebt eine Sekunde zu lange in der Luft.
Stürzt.Platzt.Hebt unser Küchenbodenbewusstsein.
Sie holt den Staubsauger.
ALINIA alpencity * - 13.07.01 at 15:33:58
Happy Birthday oder Der Kopf meiner Schwester
Du bist so sorglos. Schau dich an. An deinen Wangen zarte Patina, rote
Gebärmutter.
Fast trocken. Du willst da raus, wie? Mutter, gebär! Vater, schäm´ dich.
Sorgfältig zerknittert. So muss ein neuer Mensch aussehen. Von klein auf.
Mutter, gebär!
Du bist ein neues Bild. Oder Bildnis. In der Galerie wo all die anderen hängen
-
jetzt schon ein Passepartout. Vermessen, deine winzigen Millimeter passen
hinein. Wie Gips auf den gebrochenen Fuß. Kleine Schwester.
Blutrot bist du im Gesicht, Vater. Deine Adern treten aus deinen Schläfen und
fast habe ich Angst. Du hast Glück. Pressen! Mutter! Mama! Oh dein Gott, sie
kommt! Und wehrt sich. Ich sehe es genau. Ihre kleinen Finger greifen die Venus.
Der Frust eines Menschenlebens, ein einziger Klimmzug. Drücken, zurück drücken,
vorbei an der saftigen Spalte. Hinein in die warme, unendliche Weite
mütterlicher Schleimwelten, rot und braun.
Harmonie aussen und innen. Schäm´ dich, Vater. Danke
Xaver Berlin * - 13.07.01 at 15:23:33
Zuerst fing der Tag ja an wie immer - schlechte Laune, keine Zigaretten, Regen.
Also schnell runter zum Kisok, Süddeutsche und Gauloises holen. Ein kleines
Mädchen, vielleicht 3 Jahre alt, versperrte mir den schmalen Durchgang zu dem
kleinen Fenster, in dem immer die gleiche dicke Frau fast unsichtbar hinter
dicken Stapeln Bunte, Stern und Spiegel sitzt. Als Münz-Teller dient ihr dabei
schon immer die neueste Playboy-Ausgabe, und so lege ich meine 5 Mark 30 gewöhnlich
auf die Brüste von irgednwelchen nackten schönen Hochglanz-Püppchen ab, auch
ein Grund, warum ich lieber zum Kiosk als zum Automaten gehe. Aber heute komme
ich nicht durch, die Mutter steht vor der Zeitungsfrau, mit dem Rücken zu uns,
also zu mir und dem kleinen Mädchen, das mich kurz anblickt um sofort wieder
wegzugucken, als wäre ich ein böser Zauberer, den man am besten mit Nichtachtung
straft. Plötzlich zieht die Kleine ihre Hose runter, hockt sich mitten zwischen
den Geo- und den Financial-Times-Deutschland-Stapel, und beginnt, auf die Pflastersteine
zu pinkeln. Einfach so. Dabei schaut sie nicht auf, konzentriert sich anscheinend
so sehr auf die erleichternde Tätigkeit, dass sie ihr Umwelt gar nicht mehr
wahrzunehmen scheint. Die Mutter sieht natürlich auch nichts, geschweige denn
meine Kisokfrau. Schon hat der Urin die Geo-Hefte erreicht, fließt entlang der
untersten Hefte und biegt dann, der Bodenunebenheit folgend, Richtung FAZ ab.
Ich trete einen Schritt zurück. Im selben Moment will auch die Mutter gehen,
dreht sich um und erblickt ihre Tochter, die anscheinend zum Frühstück schon
mehrere Liter Fruchtsaft getrunken haben muss - der Strahl will und will einfach
nicht enden. Jetzt wird sie knallrot, die Mutter, und hebt zu einer Schimpftirade
an: "Du kannst doch nicht überall einfach hinbieseln!" Hinbieseln sagte sie,
mit einem weichen b, hinbieseln. Das Wort klang im Vergelich zu ihrer Tonart,
nahe dem ganz Hohen C, so wie der Fruchtsaft der Tochter, richtig freundlich.
Hinbieseln. Und schon waren die beiden verschwunden. Ich machte einen großen
Schritt über die Pfütze, kaufte meine Zigaretten, und ließ die Münchner Zeitungsfrau
alleine. Sie lachte, und das hat mich am meisten überrascht.
Leonce - 13.07.01 at 15:18:54
@anna
Danke. Die sieben ist bereits online. Jetzt erst mal 3 Wochen Sommerpause. Urlaub.
Offline. Schick email an jochenloop@snafu.de,
wenn Du informiert werden möchtest, sobald es weitergeht.
Jochen Berlin * - 13.07.01 at 14:30:51
@ Jochen: Frühere Freunde ... ! Super genial! Warte ungeduldig auf die 7.
Anna Sommer Capitol * - 13.07.01 at 14:09:14
Jochen , ich komme in 3 Wochen wieder, Berlin * - 13.07.01 at 13:38:26
als von der gesellschaft verstossener bekommt man keine id, auch nicht nach
zweimaligem, wohlgemerkt höflichen, nachfragen an den oberguru. dabei hat man
bereits den verlangten beweis, dass man ja auch schreiben kann, angetreten (vgl.
hierzu loop 89, "affairs" komissar schneider * auf pirsch * - 29.06.01 at 16:10:03).
zu mehr lasse ich mich dann aber doch nicht hinreissen. wo leben wir denn? es
gibt auch ein leben ohne loop. kein html ist quasi kastration und um eine beschissene
id zu -betteln- ist mir zu blöd. danke für die mühe mario. netter versuch. ich
verzichte. @all: HAVE FUN(K).
funk * f*** off * - 13.07.01 at 12:55:56
als von der gesellschaft verstossener bekommt man keine id, auch nicht nach
zweimaligem, wohlgemerkt höflichen, nachfragen. dabei hat man bereits den verlangten
beweis, dass man ja auch schreiben kann, angetreten (vgl. hierzu loop 89, "affairs"
komissar schneider * auf pirsch * - 29.06.01 at 16:10:03). zu mehr lasse ich
mich dann aber doch nicht hinreissen. wo leben wir denn? es gibt auch ein leben
ohne loop. kein html ist quasi kastration und um eine beschissene id zu -betteln-
ist mir zu blöd. danke für die mühe mario. netter versuch. ich verzichte. @all:
HAVE FUN(K).
funk * f*** off * - 13.07.01 at 12:55:45
KRANKENHAUS SICKLINGEN -Kapitel 25-
"He, halt mal!" - Cloudy Rekermann muß ihren Eberhard fast mit Gewalt am Ärmel
festhalten. Der zerrt sie wie ein fündig gewordener Hund an der Leine durch
die Fußgängerpassage am Hauptbahnhof zum Zweiundvierziger-Bus. Zur Rotenbergstraße,
Haltestelle Urachplatz, zur KPGS: Krankenhausplanungsgesellschaft Stuttgart.
Aber sie sind doch noch viel zu früh dran. Und Cloudy hat gerade einen tollen
Laden entdeckt. Mit Echthaarperücken. Neulich hat sie mal ganz scheinheilig
ihren Jochen ausgehorcht, welche Haarfarbe ihm denn noch so gefallen würde,
außer blond natürlich: Rot hat er gesagt, nach einigem Zögern. Rot, ja, warum
nicht, könnte sie sich auch vorstellen. Ebbe Klenk anscheinend auch. Hatte dann
aber sofort Bedenken, als sie gleich ans Einfärben gehen wollte. Wenn da mal
seine Frau so ein rotes Haar auf seiner Jacke fände, wäre alles aus. Alter Routinier.
Aber dieses Ding da im Schaufenster, tizianrot, leicht naturgekräuselt und mindestens
so lang, wie Cloudy ihr Haar noch bis zum Abi getragen hatte: Das wäre doch
die Lösung. Da würde sie glatt noch einmal fünf Jahre jünger aussehen. Und könnte
noch ganz andere Männer haben, kichert sie innerlich vor Vergnügen. - "Das dauert
jetzt zu lange. Können wir doch auf dem Rückweg machen." - Auch wahr.
Heute nach dem Seminar in Karlsruhe hat Cloudy ihren Gönner einfach gefragt,
ob er nicht mal eine mehr oder weniger reale Bauaufgabe für sie hätte, für ihre
Diplomarbeit. Er säße doch an der Quelle in Sicklingen. Irgendetwas Größeres,
Komplizierteres, vielleicht mit stadtplanerischen Aspekten, nutzersoziologischen
Untersuchungen oder so. So sind sie eben auf das Krankenhaus gekommen. Eberhard
bereitet da ja gerade ein Raumprogramm vor, Bedarfsanalysen, Flächenrichtwerte
und so, damit man mal eine Übersicht bekommt über die Kosten, mit denen die
Stadt zu rechnen haben wird. Das macht er natürlich nicht selbst, da fehlt im
Rathaus einfach der Sachverstand, und für so ein einmaliges Vorhaben lohnt es
sich auch nicht, ihn ins Haus zu holen. Bei der Oberfinanzdirektion, Krankenhausberatung
-die spielen später die entscheidende Rolle bei der Bezuschussung durch das
Land- hat man ihm die KPGS empfohlen für das externe Consulting. Später vielleicht
auch für die Vorbereitung und Auswertung eines Architektenwettbewerbs. Müßte
man bei dieser Größenordnung wohl machen, da gibt es einfach Richtlinien vom
Ministerium.
Heute also soll das erste Konzept eines Raumprogramms vorgestellt werden, noch
mit Alternativen, welche Abteilungen man überhaupt fortführt, dazu ein Gutachten,
ob das alles überhaupt auf dem alten Grundstück als Anbau zu realisieren ist.
Bei KPGS sitzt er immer mindestens fünf Leuten gegenüber, das ist so ihre Gesprächstaktik.
Schafft automatisch eine gewisse überlegene Kompetenz durch simple Überzahl.
Immer auch eine oder zwei hübsche junge Frauen dabei, die in erster Linie visuell
ablenken sollen, von allzu kritischen Zwischenfragen. Die Experten kochen schließlich
auch bloß mit Wasser. Einmal hat er die kleine Babsi mitgenommen zur Verstärkung,
zum Protokollführen, aber das hat auch nicht so arg viel gebracht. Jedenfalls
ist es kein Fehler, mal mit einer ernstzunehmenden und wirklich attraktiven
Assistentin an seiner Seite zu demonstrieren, daß er auf diesem Gebiet durchaus
Selbstversorger ist. Und daß er ihre Tricks durchschaut. Außerdem für Cloudy
sicher ein guter Einstieg in den Teil der Berufspraxis, den man an keiner Hochschule
lernt.
Im Interregio zurück nach Karlsruhe. Dort hat Klenk seinen Dienstdaimler stehen
gelassen. Cloudy hat ihr vorläufiges Raumprogramm in der Tasche. Kataster- und
Bestandspläne kriegt sie noch direkt von ihrem Ebbe, als Mutterpausen. Und die
Perücke hat sie natürlich auch, auf dem Kopf. Sie könnte ihn knutschen dafür,
aber er ist schon vor Pforzheim eingeschlafen. Flirtet sie eben mit dem jungen
Mann gegenüber. Die roten Haare kommen gut an anscheinend, und ihre Flirttechnik
auch immer noch. Irgendwie beruhigend. Aber in Karlsruhe kriegt Eberhard seine
Belohnung. Bei ihr auf der Bude, weil er sonst sicher gleich heim will und keine
Zeit mehr hat für Baden-Baden. Ihr Reich kennt er noch gar nicht. Schließlich
hat da auch Jochen seinen Schlüssel. Egal heute.
FORTSETZUNG FOLGT
Lana Hoff , Sicklingen * - 13.07.01 at 11:51:23
Abgesehen davon, daß einer Mitvierzigerin mit genannten Accessoires ein paar
Portionen Wassermelone vermutlich besser bekommen als ein geschmacksverstärkter
Sahnejoghurt, ist das eine billige Retour. Ausgerechnet Wassermelone. Echt.
Es geht um Wahrnehmung. Nicht um Gemache. Eine kalte Dose Ravioli morgens 5.00
im nassen Gras. Essen Sie Ihre Wassermelone schön auf. Sie schmeckt gut.
Irgendwo zwischen Mel Ramos und Rafael.
Han - 13.07.01 at 11:49:04
boah HMHB..... nen halben Riesen? You've cured me of my cosmic Weltschmerz afflicting
even the noblest spirits from time to time.
Judith - 13.07.01 at 11:11:46
Jochen Berlin * - 13.07.01 at 10:30:45
Sorry. verschwimmen nicht verschimmeln.
Han - 13.07.01 at 10:06:51
Demi-Sec. Das ist ein Trauerspiel. Ich sehe dickwandige Gläser, oder noch schlimmer
Strohhalme. Limonenschmodder und Rohrzucker verschimmen vor meinem inneren Auge
zu einem brodelnden Gebräu. Ohne jetzt kleinlich werden zu wollen, er ist nicht
unbedingt so wie man vermutet. Alles eine Frage der Abstimmung. Ort. Zeit. Der
Zweite. Sphäre. Der Stand des Saturns. Die Dichte des Lichts. Was weiß ich.
Hat man im Gefühl. Die typischen Vorurteile gegen alles was halbtrocken daherkommt
stimmen mich schwer nachdenklich. Freiheit für den Geschmacksnerv. Schlagt die
Strohhalme nieder. Ein Test mit verbundenen Augen.
"Kenn ich alles." Commandant Turbo.
Han - 13.07.01 at 10:05:25
Freitag der 13.
Der todkranke Arnold Schönberg war so abergläubisch, daß er verlangte, daß am
Freitag, dem 13. Juli 1951, ein Arzt unentwegt an seinem Bett wachen müsse.
Trotz seiner Besorgnisse schlief er schließlich ein. Später in der Nacht richtete
er sich auf, röchelte noch einmal und starb, eine Viertelstunde vor Mitternacht.
Corvus Berlin * - 13.07.01 at 09:46:46
ALINIA: Super.
HIPPI , Stuttgart * - 13.07.01 at 09:38:07
Mist!
Kühlschranktürknallen.
Schon wieder das Hachée vergessen.
Jetzt hat es einen weisslichen Überzug bekommen, ist glitschig und riecht wie
eine alte Monatsbinde.
G.,25 Jahre, Handballfan, an der FH, mag B.B,King, Marihuana, Hawai Gang, Vierwerk,
manchmal seine Freundin.
Eier.Es müssen doch noch Eier da sein.
Datum:von gestern, riechen okay.
Das Messer, wo war das noch gleich?
Nich aufm Küchentisch, nich im Geschirrberg, nich aufm Sofatisch.
Ach ja, spickern.
Sie wollten eigentlich zum Atzinger gehen, aber dann haben A. und F. ein paar
Tüten gebaut und Bier gebracht. Also, alte Zeiten.
Wer trifft Saddam Husein in die Schnauze. Abendzeitung.
Kleiderschrank, genau, das wars, dort steckt das Messer.
Eine rote Zwiebel in Scheiben schneiden, etwas durchwachsenen Bauchspeck kleinhacken.
Öl in der Pfanne erhitzen, Speck und Zwiebelteile hineingeben, anschwenken.Inzwischen
die aufgeschlagenen Eier mit etwas Cognac, Sahne und gemahlenem Pfeffer verquirlen.
Schnittlauch, und zwei Oliven feinhacken, mit etwas Curcuma bestäuben. Die Eiermasse
über die Zwieblen und den Speck geben und auf mittlerer Hitze anziehen lassen.Schnittlauch
einstreuen, Tortilladeckel aufsetzen und die Tortilla nach einer Minute stürzen.
Mit geriebenem Käse bestreuen und im vorgeheizten Ofen, auf 180 °Grad 7 Minuten
garen lassen.
Heiss servieren mit einem Schuss Tabasco.
Zwiebel, wächst schon. Schinken tuts auch.
Mist, kein Cognac. Wodka lieber in die Kehle.
Next:Salz statt Pfeffer. Schnittlauch hasst er.
Also: Petersilie, deutsche Version.
Curcuma klingt nach Couscous und das ist ätzend fieselig, nee, das lass ma mal.
G. wühlt den Geschirrberg durch, keine Pfanne.
Mist. Die Jeans. Die war gestern noch so verkrüppelt.
Hat irgendwie den falschen Schalter an der Wasche erwischt. 100°.
Billigscheiss. Also, kein Bügeleisen.
Was tun? Bratpfanne putzen, genau, heiss machen und rauf auf die Jeans.
Dann aber weiter Sport gekuckt, da ist sie ja, klebt ein bisschen, Pfanne gut,
alles gut.
Pfanne bringts, prima Rührei geowrden,mit Schinken,Petersilie und Geruch 501.
ALINIA alpencity * - 13.07.01 at 08:51:00
Judith, das hat mich ne halbe Mille für den Türsteher gekostet. Würde mich freuen,
wenn Du jetzt wieder schreibst...
*
20 ungemogelte Punkte beim SZ Magazin-Länder-Raten-Spiel! Schwer war: No.1 und
No.16, das Einfachste No. 22 und No. 25. War jemand besser?
HMHB - 13.07.01 at 08:22:21
get done VIII
Schau mal, jetzt regnet's richtig, sie steht am Fensterrahmen der Straße zugewandt,
vor der Brust verschränkt die Arme, es ist kurz vor Mitternacht und sie erzählt
noch wie gut die Luft immer riechen würde in solchen Nächten, wie ruhig das
alles usw., auch, dass die Straßenlichter in Frankreich, sie nennt z.B. eine
eher kleine Stadt in der Bretagne, wie dort also das Licht viel softer, irgendwie
anders, gemütlich einfach... sie seufzt. Juliregen, es donnert und blitzt trotzdem
oder gerade deswegen nicht, einmal geht ein völlig durchnässtes Pärchen vorbei,
der großgewachsene Mann fragt seine schwer wankende Begleiterin wie war noch
mal, wie ihr Name doch wäre, sie sagt Doris und fügt etwas hinzu, das aber leise.
Dann lachen sie beide in ihre Schuhe.
Ich mag wie sich das Wasser in diesem Licht da, sagt sie nun von neuem, diesmal
zu ihm gedreht, widerspiegelt; bricht. Unten an den Pflastersteinen, erklärt
sie, sei es richtig hübsch nass und auf einmal ist alles gesagt, sie sucht im
halbdunkel noch nach einem Feuerzeug, läuft ins Bad und zurück. Raucht. Das
aber leise. Dann lacht sie am Bettrand.
Sasa - 13.07.01 at 01:43:00
"Weshalb ich den Sommer nicht mag: davon abgesehen, dass ich wirklich leicht
ermüde und Kopfschmerzen bekomme, viel weniger Arbeit schaffe als im Winter,
gibt es eine tiefere Ursache, mutmaße ich jetzt einmal: der Sommer verlangt
etwas. Sommer müssen besonders werden, damit sie sich in der Erinnerung ins
Großartig-Unendliche auftürmen können. Man muss also mit Freunden an die Nordsee
fahren, oder zumindest mit ein paar Bierkästen und Transistorradio an den Baggersee.
Man muss sich verlieben und gleich wieder trennen, aber im Guten, so dass man
dieser Liebe in Wehmut verhaftet bleibt. Man muss Schottland, diese Mixtur aus
Walter Scott-Waverley-Romantik und Highland-Glen-Fiddich-Welt mit dem besten
Freund durchwandern, vorbei an wenig Menschen und vielen Schafen, die auf naßgrünen`Hügelkämmen
herumstehen; die Kleidung mittlerweile feucht vom zähen Nebelfilm, der frühmorgens
über dem Land liegt.
Man muss aber auch, um kein schlechtes Gewissen zu bekommen, irgendetwas "Nützliches"
tun, also Praktika machen, bei Zeitungen jobben, oder eben die erste Symphonie
oder den ersten Roman schreiben. Man muss unter allen Umständen eine gute Zeit
haben. Der Winter stellt solche Ansprüche nicht, einzig Silvester ist ein kritisches
Datum."
"Bei "Selfless, Cold and Composed" wurde es auf einmal ganz leise im Auto, man
hörte nur noch ein klackendes Wippgeräusch auf der Fußabtretermatte, zwei Zeigefinger
das Schlagzeug auf dem Türplastik imitieren, und darunter den brummenden Motororgelpunkt.
Sonst wurden die Blicke meiner Mitreisenden merkwürdig zivilisationsmilde: Sie
schauten entrückt auf das letzte weinrote Licht über dem Pfälzerwald, das dort,
wo es von den wenigen Faserwolken des Schönwetterhimmels überlagert wurde, zu
einem dunklen Violett verschwamm, auf die epochenverschleppten Jugendstilhäuser
an der gegenüberliegenden Uferstraße und die V-förmigen Spurwellen der letzten
einsamen Ruderer auf dem Neckar. In manchen Minuten ist Heidelberg eine sehr
schöne Stadt. Aber diese Schönheit hat ein doppeltes Antlitz. Es eine unheimliche
Schönheit, im wahrsten Sinn des Wortes, meint: eine Schönheit, die mir auch
unheimlich ist."
Lieber Oliver,
vielen Dank dafür, wenn ich auch nicht weiss, warum Du mir das nicht übers Telefon
hättest sagen können.
Ich habe bis vorhin mit einem Freund diesen Lost Highway gesehen. Ich konnte
mich nicht entscheiden, ob Bill Pullman oder die Arquette besser aussehen. Ich
habe den Film verstanden, und das ist schon erstaunlich. Ich weiß genau, was
es damit auf sich hat. Der Mann ist so eifersüchtig, daß er fantasiert: er bringt
seine Frau um, der Teufel, das ist sein schizophrenes Ich, er schickt sich auch
die Filme selber. Und er erwacht erst wieder auf dem Highway, als er von Polizisten
gejagt. Ich glaube, das ist meiner neuer Lieblingsfilm, nach Die große Tiefe.
Ich fühle mich jetzt wirklich gut.
Holger Speckhahn - 13.07.01 at 00:42:42
Jochen Berlin * - 13.07.01 at 00:04:37
jetzt laufen? eigentlich will ich nicht. kein bock. der asphalt ist nicht naß
genug. draußen ist es zu warm. ein grad oder zwei vielleicht. außerdem habe
ich keine kraft mehr. alles in der klausur von vor 4 stunden hängen geblieben.
und über ihn nachdenken kann ich auch zu hause.
ich ziehe mir ein altes schlabber shirt und kurze hosen an. socken von vorgestern.
schuhe. schlüssel unter die matte. macy gray im ohr. "...i believe that love
has brought us here, and we will be together babe, or will we not ...". die
strasse, der asphalt, der schotter, der waldweg, sprünge, umgestürzte bäume,
ein lächeln auf meinem gesicht, die beine laufen, jeder schritt dahin, wo er
hingehört. ich fühle mich gut, besser sogar noch und er ... . weg! kann mich
mal!
zwei lieder weiter, seitenstechen. hätte nicht über diese alberne brennessel
springen sollen, gleich zu anfang. pause. und weiter. muskulöse o-beine mit
skaterschuhen überholen mich aus dem nichts. proll! ärger. grummel.
laufe schneller. dickes mädel joggt vor mir. überhole sie. lasse sie links liegen.
mache sie fertig. ziehe mit den federnsten sprüngen des universums vorbei. sie
bleibt zurück ... nass wie ein begossener pudel.
die federnsten sprünge des universums verebben hinter der nächsten kurve. meine
roten blutkörperchen protestieren, wollen mehr sauerstoff haben. na und? sollen
sie doch verdammt noch mal!
dann... ein anderer weg als sonst, warum?, keine ahnung. und wieder asphalt.
nur noch heim. zwei fahrräder überholen. eins mit ihm. oder? doch!
mist!
und ich? schlurfe mit dem schlabberigsten t-shirt, den ausgetretensten schuhen
und den sterbendsten schritten des universums, vor, neben, hinter ihm. weit
hinter ihm.
weg!
hat er geklingelt?
einmaldurchdiemitteundzurück leipzig * - 12.07.01 at 23:47:47
Ja endlich. Jetzt geht der Mist wieder.
Holger, du erzählst nur Blödsinn. Aber die anderen sind nicht besser.
Holger, du kannst mich anrufen, wann immer du willst. Und meine Frau kannst
du demnächst auch kennenlernen, meinen Hund auch, mit Anhang. Nur: hör auf mit
dem Schwachsinn. Vor allem mit deinem gesponnenen Dreier. Also wirklich. Schämen
würde ich mich. Aber ich bin ja auch Oliver und nicht Holger.
Oliver Geissen Köln * - 12.07.01 at 23:09:52
und plötzlich ist es abend.
rettet erstmal über die leere: kings of convenience "toxic girl". dann:
beschäftigung mit sich selbst - ernüchterung und schockierende
einsichten. auch wenn man die am nächtsten tag vergessen hat. alles ist
so aus dem leben gegriffen. total realistisch eben. deshalb: listen retten
leben. also: die hits der woche:
1. ahs - shining light
2. jimmy eat world - lucky denver mint
3. manic street preachers - ocean spray
4. shakira - si te vas
5. weezer - hashpipe
6. kings of convenience - toxic girl
7. nikka - like a feather
8. badly drawn boy - spitting in the wind
9. vivid - easy
10. münchner freiheit - herz aus glas.
may kasahara im garten * - 12.07.01 at 22:58:19
Der Mieterverein feiert, mit Bigband, sie dagegen sitzen auf dem Fensterbrett
und kichern, während sie zählen, bis die Sonne wiederkommt. Und dann war da
noch die Sphinx, bisschen pornographisch und abgebochen am Hintern und das Gesicht.
Andere würden sagen, kleine blasse Wolke, fast verblichen. Geht auch. Einkreisen
wird abgelehnt, genauso wie Vereinbarungen, dennoch scheint Konsens erkennbar,
aber erst drinnen, wenn sie die Füsse hochlegen, auf dem Sofa am Fenster. Bei
Veuve Cliquot, trocken und Limonenschmodder, mit braunem Zucker, bestimmt kein
richtiger aus Zuckerrohr, ersetzt er Erwartung durch Wunsch, recht hat er, allerdings
hat er es in sich, der Wunsch. Wir werden sehen. Was denkst Du sagt sie, sie
kann nicht anders, ich schaue nur, Tarnung, ausgereifte, die Antwort so gut,
wie die Frage schlecht. Findest Du, dass ich oft über Geld rede, nee, über Deinen
Job, dann höre ich jetzt auf, muss ja nicht sein, und sie sind sich einig, dass
Sehnsucht durch Leidenschaft ersetzt wird. Gorillas. Das war supi. Genau richtig.
Bis Montag, spätestens.
Lotos - 12.07.01 at 22:34:53
MARiO @imloop.de * - 12.07.01 at 21:41:58
iLOVEyou -
monetär
»Frauen scheinen mit viel Geld nicht klarzukommen, weil sie immer
noch zu gut mit wenig Geld klarkommen.«
Uta Brandes (Frauenforscherin) - zitiert in »Reichtum - Glück als
Schicksalsschlag«, Der Spiegel, Hamburg,
01.06.1998 / H. 23
monik sos ffm * - 12.07.01 at 21:40:02
Die beiden Satanisten aus der Universitätsstadt Witten haben mit ihrem 6er- Fimmel (06. Juli, 66 Verletzungen, Autokennzeichen mit 6en drinne) nur Unheil angerichtet. Viel schöner war es da eine 19-jährige genuine Prenzlbergerin (ja, die gibts wirklich!) dort im Jahre 1999 leider nur einmal und es war auch nicht der 19. zu verführen.
HalfManHalfBiscuit - 12.07.01 at 20:49:50
@FlyingDutchman
Um Ihnen Enttäuschungen zu ersparen: Was ich über das "Come in" schrieb, ist circa 12 Jahre her. Aber ich freue mich trotzdem über einen Erlebnisbericht.
Jochen Berlin * - 12.07.01 at 20:28:00
@ Flying Du Chemin:
Betr.: Promi-Treff
Lass uns da morgen mal wirklich ein Bier feat. Wacholder ziehen.
Die 20 Minuten sind drin. Vielleicht noch kurz die Beine bei den Saurierspuren vertreten...
Du fährst?
DeadlyMedicine Bielefeld * - 12.07.01 at 20:13:42
es ist kalt, und der mond leuchtet fett und gesund über der glyptothek des königsplatzes. ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin, ist auch egal. ich weiß nur noch, dass ich morgen keinen job mehr haben werde, und das erklärt wohl auch meine gedächtnislücken. die dunkle seite des tempels lockt mich an, und ich habe keine lust, mich weiter dagegenzustemmen. was heißt keine lust, ich habe es satt. das tüpfelchen auf dem i? ich hasse diesen euphemismus, diese diminuitive Phrase, die das erreichen des abgrunds so alltäglich, nett und harmlos erscheinen lässt. mein hunger nach leben ist gestillt, der schoß ist nicht mehr fruchtbar. ich krieche zurück, verschließe die augen, stelle mich taub. ein beschissenes liebespaar läuft vorbei, und ich fühle den neid, der in mir aufsteigt und mich an leichtigkeit erinnert, die zurückliegt, lichtjahre entfernt, eine fremde galaxy, die von klingonen vernichtet wurde. der neid redet auf mich ein, flüstert, summt, umgarnt mich, steigt auf wie ein schwarm todbringender hornissen und lähmt. er ist das letzte stück lebendigkeit. ich will mich endlich abwenden, das gesicht aus dem sturm drehen, mich setzen - stehen bleiben. und alles, was zurückbleiben wird, ist ein flüchtiger gedanke, den ich auch noch verscheuchen werde. kommentare sind nicht erwünscht. vielen dank.
Leonce - 12.07.01 at 18:17:35
Meine Herren HMHB und Jochen, sie haben mich einigermaßen stutzig gemacht!!!
Sollten sich in dem zwischen Meesdorf und Barkhausen (Kreis Osnabrück), inmitten des Wiehengebirges gelegenem:
"PROMI-TREFF", etwa nicht bekannte Größen aus Film und Fernsehen zum allabendlichen Besäufnis versammeln???
Bisher war ich in meiner Gutgläubigkeit immer davon ausgegangen, dass sich bei meinen Vorbeifahrten an dieser Örtlichkeit, Klaus Löwitsch, Manfred Krug und Michael Douglas zufrieden zuprosten.
Ich werde voraussichtlich den morgigen Vorabend zu einer Exkursion nutzen, um gegebenenfalls den Schwindel aufzudecken.
Sollte ihrerseits Interesse bestehen, folgt eine ausgiebige Berichterstattung.
FlyingDutchman -Hochsauerlandkreis- * - 12.07.01 at 17:59:00
@HMHB: (Kal)aua!
Das kalte Risotto auf Pumpernickel dort ist in der Tat nicht übel. Nur das Geschwuchtel mit den blauen Kartoffeln und der roten Kresse ist etwas anstrengend.
Jochen Berlin * - 12.07.01 at 16:10:12
Aber im Düsseldorfer "Malkasten" sind viele Künstler... naa nanana naa naaa!
HalfManHalfBiscuit - 12.07.01 at 16:02:49
Berlin-Berlin ZWEI
Der sicherste Weg, eine Kneipe künstlerfrei zu halten, ist sie "Künstlerkneipe" zu nennen. Vergleichbares gilt für Lokalitäten mit dem Namen "Mediencafé"
Jochen Berlin * - 12.07.01 at 13:54:45
Perfekt World Remixed
14.01 Uhr. Der Dampfer legt ab, es geht über den See, eine Glocke klingt. Die Schulklasse stürmt das Oberdeck. Ich gehe nach hinten, setze mich an einen Tisch unter blauen Zeltplanen und ziehe meine Jacke zu, denn der Himmel ist grau und es beginnt wieder zu regnen. Ich höre, wie die die Schaufelräder Wasser graben. Maschinen stop. Volle Fahrt voraus. Die Mädchen fotografieren sich und die Jungen packen ihren Proviant aus. Ich erinnere mich an Wandertage und belegte Graubrote, hartgekochte Eier und Tomaten, die ich mit Salz und Pfeffer aus Plastiktütchen bestreute. Zwei Mädchen stehen am Bug, wie Gallionsfiguren, die Arme ausgebreitet. Eine Kleine, in rotem Anorak stellt sich vor mich hin: Ich hab' auch schon Titanic gespielt, sagt sie. Aber ohne Eisberg. Woher, frage ich, willst Du das wissen. Große Augen. Wir sind noch nicht da.
*
Eiseisbaby München, Bayern * - 12.07.01 at 13:54:23
Sie schloß die Wohnungstüre von innen ab, obwohl ich nur noch "auf einen Tee" mit rauf kommen wollte. Wir redeten von ihrer bevorstehenden Hochzeit. Sie deckte in der Küche. "Bleib doch hier, Du kannst doch morgen zurückfahren". "Nee, unrasiert ins Büro, das geht gar nicht." - "Hey, ich kann Dir meinen neuen Epilady leihen" sagte sie lachend und erklärte mir, dass man damit sehr vorsichtig bei der Bikinizonenpflege sein muß, weil sich sonst mehr Haare darin verfangen als gewollt und dass das Ding viel zu laut ist. "Damit man die Schmerzschreie nicht hört", war meine Vermutung. Kurze Zeit später tippe ich auf "Nach Hause", höre zum Wachbleiben 4 mal hintereinander Stück No.8 auf der neuen Cafe del Mar und freute mich über die gesampleten Tür-Sounds vom Raumschiff Enterprise und dachte an früher als Kind vor dem Fernseher im Womb-Chair unterwegs zu fernen Galaxien. Die Entscheidung war richtig.
HalfManHalfBiscuit - 12.07.01 at 08:40:04
get done VII
Ich will dir nur gutes, merk dir: jeder Schritt im Leben ist ein tieferer; er verbreitet das nebenbei, wie andere Fußballergebnisse von Cottbus oder Rostock, nickt sich zu und nippt noch mal an seiner Schorle, wie kannst du, wie er so was überhaupt trinken kann, sie sei also ein völlig minderwertiges Getränk, echt no style, schmeckt auch gar nicht, mit verstelltem Mund dann die Antwort, was sie das anginge, sie trinke sie schließlich nicht selbst, dein Strohhalmzeug ist mir einfach, er sagt einfach, zu teuer; hier ist alles still: zitierst du wieder?, sie zündet sich doch noch eine an, spielt mit der Schachtel. Siehst du, er sagt: siehst du ohne aufzublicken, oder zu verraten, was da zu sehen wäre. Vier mal bläst der Wind die Kerze aus, am Ende lassen sie das.
Es sollte heute nacht Gewicht gegeben werden dem schon bekannten. Stattdessen werden gemeinsame Freunde begrüßt - hier trifft man sich öfters mal so, nicht alles muss Gründe haben, die wiegen. An einem Spielplatz sich aber um drei nach Mitternacht im Wind selbst, kleiner geworden die Schaukeln, vom Boden ab verhaltenes Abstoßen, ein hin und her.
Sasa - 12.07.01 at 04:19:57
König der Fischer
Die Ruhe kehrt dann zurück, wenn er das Fahrwasser verlassen und die offene See erreicht hat. Dann schaltet Kai den Autopiloten ein, wirft einen prüfenden Blick auf das Echolot und zündet sich eine Prince an. Es regnet in Strömen; das ärgert seinen Gast, der einen "kapitalen Burschen rauszieh’n" will und sich nun leicht benommen an der Bugspriet festklammert. "Die Welle steht verdammt kurz" denkt Kai, zieht ein letztes Mal an der Zigarette und dreht den Kutter in den Wind, um das Stützsegel zu setzen.
Der Gast kommt auf den Steuerstand zugetorkelt; "Balzer" steht auf seinem Sweatshirt, "Kotzer" währe wohl treffender, denkt Kai, bittet ihn aber herein und bietet Tee aus der verbeulten Thermoskanne seines Vaters an.
Die Teekanne ist nicht das einzige Vermächtnis seines Vaters; im Gegenteil, es ist eines der kleinsten Teile des Inventars seines Erbes, dem Fischkutter "Inge II", Heimathafen Pellworm.
Eigentlich wollte Kai Ingenieur werden, 5 Semester an der FH Kiel, dann bekam der Alte seinen ersten Infarkt.
Auf dem "Sterbebett" (so nannte seine Tante Ingeborg das Bett, in dem seine Eltern ihn gezeugt hatten und in dem seine Mutter heute noch schlief: Sterbebett!) hatte der Alte ihn angeschrieen: "Zünd´ die alte Schlampe an! Sie stinkt nach Fisch und hat uns nie anständig versorgt!". Das war damals Ansporn genug für Kai, es selbst einmal zu versuchen, "Scheiß auf ein Semester", hatte er zu seinen Freunden gesagt, seiner Mutter musste er versprechen, ES immer als Hobby zu betrachten: "Wirf Dein Leben nicht einfach weg, Junge, wofür haben wir so hart gearbeitet?"
Kai läuft jetzt schon seit drei Jahren jeden Morgen pünktlich um 5:30 Uhr aus; Mittags muss das Granat in den Kisten sein, um 17:00 zapft er Bier bei Hauke in der Kneipe, wo er auch seine Angelgäste anwirbt.
Anfangs hat es Spaß gemacht; in den Semesterferien kamen die Jungs mit nach draußen, halfen mit, tranken mit, genossen die Seeluft. Eines nachts kam Ana mit; sie ankerten im Watt, und nachdem sie eine Flasche Wodka geleert hatten, zweckentfremdete Kai ein Netz zur Hängematte, das er in Lee zwischen Steuerstand und Achterliek bändselte. Sie hatten nicht gevögelt in der Nacht, es hätte alles kaputt gemacht, und so zeigte Kai Ana den Polarstern und erzählte ihr die Geschichte von der versunkenen Stadt Rungholt, deren Bewohner zwar reich, aber habgierig und neidisch gewesen sein sollen.
An dem Abend dachte Kai: "Komisch, mir geht es genau anders!"
Das Gekreische einer Möwe reißt Kai aus seinen Gedanken. Drei Jahre, wird ihm klar, sind eine verdammt kurze Zeit, wenn Stürme und Salzwasser an ihnen nagen. Die Jungs sind längst fertig mit ihrem Studium, und Ana, das hat Frau Hansen seiner Mutter neulich vorm "Spar" erzählt, ist inzwischen in Hamburg. Er aber, Kai, König der Fischer, sucht noch immer seinen Vater, der viel zu früh starb, mit 56, arm und in dem unbeirrbaren Glauben eines jeden Fischers, dass der große Fang tags darauf anstünde.
Manchmal spürt Kai seinen Vater; wenn der 140 PS-M.A.N.-Diesel nicht so will wie er ("Dat is´der Schiet-Filter, sitzt wedder zu!") oder wenn er bei Roland längsseits geht und einen Schnaps als Wegegeld austun muss.
An den wenigen Tagen, an denen Hauke seinen "Klimperkasten" nicht öffnet, sitzt Kai oft zwischen Schafen und Champignons auf den Deich und starrt über die endlose grau-grüne Fläche hinweg, die sich je nach Tidenhub als Schlick oder Wasser zwischen Pellworm und Festland erstreckt.
Er ist der Inselarsch, denkt er dann oft, "bald kann ich `Inge II´ in ´Subvention II´ umtaufen." Nur manchmal, wenn seine Mutter ihn wegen seines Mutes und seiner Ausdauer gelobt hat und sich mehr Dorsch als als Seesterne sich in seinen Netzten verfängt, dann ist Kai der König der Fischer, dann sind die Möwen Begleiter,
und der Wind ruft leise "Ana".
DeadlyMedicine Bielefeld * - 11.07.01 at 22:09:54
Jochen Berlin * - 11.07.01 at 20:57:55
iLOVEyou -
metaphysisch
»Für mich sind Frauen in der Praxis unberechenbar, wie diese
masselosen Teilchen in der Quantentheorie: Sie tauchen immer da auf,
wo man sie sucht, und stellen stets das vor, was man in ihnen sehen
möchte. Wenn man allerdings glaubt, genau das in ihnen gefunden zu
haben, und es festhalten will, stellt sich postwendend heraus, daß alles
nur eine Projektion war, eine flüchtige Illusion, materialisiert am
zufälligen Schnittpunkt einer Beobachtung und einer Lichtwelle.«
Bernd Eilert - Ein Liebesdienst • In: Windige Passagen, Haffmans Verlag, S.
21, Zürich, 1991
monik sos ffm * - 11.07.01 at 20:49:27
Die beiden Männer gehen langsam über einen schmalen, aus Waschbetonplatten gelegten Weg, in Richtung des alten, unbeleuchteten Leicheschauhauses hinter der Friedhofkapelle.
Es ist tiefste Nacht, kein Stern am Himmel, die kühle Luft riecht nach Moosen und Feuchtigkeit, eben nach Friedhof. Mit jedem weiteren Schritt in Richtung der Leichenhalle schnürt sich die Kehle der beiden uniformierten Männer weiter zu. Der dritte Mann, er ist Totengräber von Beruf, geht, eine filterlose Zigarette rauchend, vor den Männern her. Für ihn ist diese Situation alltäglich, er muss die Toten sogar waschen, noch einmal "schick machen" bevor sie ihr letztes Geleit bekommen.
In dem wenigen Licht, die einzige Lichtquelle ist eine zum Boden gerichtete Maglite-Taschenlampe, sieht dieser Totengräber mit seiner aschfahlen, mit tiefen Furchen versetzten Haut, selbst aus wie einer der Aufgebahrten.
Was sollen sie hier überhaupt??? Warum nur hat der Staatsanwalt bei dem jungen Unfalltoten eine Blutprobe angeordnet? War er vor seinem jähen Ende an einem Eichenbaum einer Allestraße alkoholisiert, stand er vielleicht sogar unter Drogeneinfluss? Für diesen Staatanwalt war es nur ein Kreuz auf einem Formular ("Blutprobe wird angeordnet"). Er muss den Sargdeckel ja nicht anheben und diesen jungen Menschen, der vor drei Stunden noch in der Blüte seines Lebens stand, anblicken.
Vor der schweren Außentür der Leichhalle steht ein wartender Schatten. Ah, der Arzt der die Blutprobe entnehmen muss. Der Totengräber dreht den Schlüssel der Leichenhalle im Schloss herum, quitschend öffnet sich die Tür und den vier Männern schlägt der typische Geruch der Leichenhalle entgegen. Es ist eine Mischung aus Tod und einem strengen, blumigen Raumparfüm. Durch die Nase atmen will man nicht, durch den Mund jedoch auch nicht. Zu groß der Ekel diese Luft ungefiltert in die Lungen zu saugen. Vielleicht deshalb die filterlosen Zigaretten des Totengräbers die er in Kette konsumiert.
Dann der befürchtete Moment: Gemeinsam heben die vier Männer den schweren Deckel des Zinksarges hoch und wuchten ihn bei Seite. Es sieht schlimmer aus als er befürchtet hatte. Der starke Aufprall des PKW mit geschätzten 120 Km/h, das hatten sie über Funk von der Unfallstelle gehört, hatte seine Spuren auf dem Körper dieses jungen Mannes hinterlassen.
Die geöffneten Augen des Toten und der aufgerissene Mund sind das eingefrorene Bild der Todessekunde, eine Maske des Schreckens. Er muss ein gutaussehender Mann gewesen sein, hinterlässt bestimmt eine Frau oder zumindest eine Freundin.
Dem Arzt stehen Schweißperlen auf der Stirn während er seine Arbeit verrichtet. Er flucht, er ist ein Arzt für die Lebenden, will genau wie wir nicht hier sein, muss aber, genau wie wir seine Arbeit machen. Irgendjemand muss sie ja machen.
Nach einer langen halben Stunde verlässt die Gruppe wieder das Leichenhaus, sichtlich erleichtert diese Örtlichkeit hinter sich zu lassen.
Ich kannte diesen Mann oder sein Leben nicht, lernte ihn nur kurz als Toten kennen.
R.I.P
FlyingDutchman -Hochsauerlandkreis- * - 11.07.01 at 19:33:49
Geboren bin ich in einer westfälischen Provinzhauptstadt mit so umdendreh dreihunderttausend Einwohnern, die ihre Stadt allerdings lieber als Großstadt bezeichnen. Was war das für ein Pressespektakel als neulich das erste Autokennzeichen mit unglaublichen VIER Ziffern am Ende herausgegeben wurde - damit fährt jetzt wahrscheinlich der Z3 der Tochter des größten Fabrikanten von B. herum; oder der Schwager des Oberbürgermeisters. Habe mal irgendwo gelesen, ein Kriterium für eine Großstadt sei die Existenz einer stadteigenen Straßenbahn - demnach wäre B. sogar wirklich eine echte Großstadt. Ich ging auf dieselbe Grundschule wie Ingolf Lück, habe ich später erfahren. Und meine Oma kannte die Mutter von dem Ingolf. Der war aber immer nur selten da zu Besuch und Oma hat den auch nie richtig zu Gesicht bekommen (obwohl sie sich, dessen bin ich mir sicher, alle Mühe gegeben hat!) - der hatte ja auch immer soviel zutun, da im Fernsehen.
Dann war meine Kindheit irgendwann zuende und wir zogen ein paar Kilometer weiter nach Norden, in ein - und da gibt es keine Definitionsschwierigkeiten - KAFF. Eigentlich war es mehr der Vorort des Kaffs. Man kennt das ja: Bundesstrasse und dann 70, 50, Ortseingangsschild, Ortsausgangsschild und dann wieder 100. Eine Telefonzelle. Eine Bushaltestelle. Hakenkreuze. Falschrum. Das mit den Hakenkreuzen ist so lustig nicht. Es gibt nirgends mehr Nazi-Deppen als in Vororten von Käffern. Das Pack, organisiert in Kreisverbänden, rottet sich dann sonntags, nach dem Warmtrinken beim Fussballgucken auf dem Bolzplatz von TUS-Grün-Weiß-Sielenhausen, in einer Kneipe im nächstgrößeren Kaff zusammen und singt Lieder auf das Vaterland, auf das sie so stolz sind und das andere für sie geschaffen haben. Ein Tipp: Den Bereich dieser Kneipen möglichst meiden. Vor allem mit ortsfremdem Kennzeichen. Da fliegt schon mal ein Bierglas.
Ich musste zum einzigen Gymnasium im Umkreis von achtzig Kilometern, dass natürlich von einigen intelligenteren der genannten Deppen und all ihren Sympathisanten reichlich frequentiert wurde. Für meine Freunde aus B. war ich nur noch das Landei, für die Landeier der aussätzige Großstädter.
Dass meine Kindheit in B. zu Ende gegangen ist, weiß ich daher so genau, weil ich meinen ersten feuchten Traum schon im neuen Haus hatte. Geträumt habe ich aber noch von einem Mädchen aus der Grundschule - Tanja hieß sie, glaube ich.
Das Haus, das meine Eltern gekauft hatten, lag in einem verkehrsberuhigtem Bereich, dessen Beruhigung durch sogenannte Pflanzinseln, abgegrenzt durch Bordsteine, unterstützt werden sollte. Sie dienen heute noch den Halbstarken in ihren schäbbigen, getunten Polos, Baujahr ´86, als Slalomstrecke. Auch ich habe damals einmal, das muss ich zu meiner Schande gestehen, an einer dieser Inseln den linken Vorderreifen, samt Felge, des Golfs meiner Mutter zerlegt. Gruppenzwang? Mit den Wölfen heulen.
Als mein Vater eines Tages seinen neuen Daimler abgeholt hatte und ihn in die Garage fahren wollte, sah man überall hasserfüllte Blicke hinter halb zurückgezogenen Vorhängen. Frau Walkenhorst, die Nachbarin zwei weiter zur linken, kam sofort nach draußen gewetzt und kreischte: "Der quiiiiiiiiiietscht ja noch...!" Frau Walkenhorst. Meine Eltern fuhren in Urlaub, das Auto stand gepackt vor der Tür, das Segelboot auf dem Hänger und sie schrie unerbittlich von ihrem Grundstück aus meinen Vater an: "ACH, FAHR`N SIE IN URLAUB?" - "Mgrjaa...!" - "DAS`JA SCHÖÖÖN! UND WO SOLL`S HINGEHEN?" - "Mecklenburgische Seenplatte." - "HÄÄ?" - "De-De-Er!" - "Ah……ACH GUCK !…..UND FÜR WIE LANGE ?" Worauf mein Vater nur antwortete: "Wir sind bald zurück...!", um den beiden Polen, die im Garten des Herrn Hönerhoff von schräg gegenüber Unkraut jäteten und schon verdächtig nahe an den Zaun herangekommen waren, die Hoffnung zu nehmen. Herr Hönerhoff gehört zu den Phrasendreschern. Als ich ihn einmal fragte wie es ihm und seiner Familie denn ginge (seine Frau ist Alkoholikerin und er wurde von allen bemitleidet), antwortete er: "Jau, muss ja! Der Älteste hat getz´ auch schon meine Schuhgröße!" - Hat er lange für geübt und bei seinen Kumpels wahrscheinlich den einen oder anderen Lacher landen können....
Jetzt bin ich da weg. Tut gut.
spoon - BO * - 11.07.01 at 18:41:18
"Der Helmholtzplatz ist die einzige Grünfläche für 15 000 Einwohner und nicht ganz so viele Hunde, und er ist Trinkern zur Heimat geworden. Allein auf der Lychenerstrasse gibt es ungefähr 20 Kneipen, die diesen Leuten zur Auswahl stehen, wenn sie sich überlegen, wo sie sich heute kein Bier leisten können. Sie gehen zu Spar, zählen Messing- und Kupfermünzen in die Hände der Kassiererin und tragen ihre Dosen über die Raumerstrasse. Die Bezirksstadträtin Ines Sager (CDU) will ihnen die Grenzen zeigen. Stündliche Polizeikontrollen sollen das Alkoholverbot durchsetzen und frisch Ertappte des Platzes verweisen. Bei Zuwiderhandlungen droht Kürzung der Sozialhilfe."
Berliner Zeitung, 11.07.01
Lotos to whom it may concern * - 11.07.01 at 18:04:24
@FlyingDutchman:
Ist sowieso kritisch, copyrightbelegte Pics zu referenzieren.
Danke für die Blumen. Morgen geht es weiter.
Jochen Berlin * - 11.07.01 at 17:04:27
@ Mario & Jochen:
Das war so nicht geplant. Die HTML-Vorschau suggestierte mir noch den Sieg.
Die Loop-Ansicht die schmerzliche Niederlage. Wieder einmal die Maschine Sieger
über den Menschen. Mein gewünschtes Bild war ein gänzlich anderes.
Das sieht gut aus, MARiO 12.7.2001
FlyingDutchman -verärgert * - 11.07.01 at 16:50:13
@ Jochen: Wir warten alle auf ihren nächtsten Text! Das wären dann fünf (frühere)
Freunde.
FlyingDutchman -HSK- * - 11.07.01 at 16:41:47
Supi.
Und: Can I sit next to you girl. Immer schon.
off. - Boogie Down Productions * - 11.07.01 at 16:30:10
Hey Joe, sage ich ohne mit der Wimper zu zucken, das kann ich prima
inzwischen, gut ist doch, dass man sich manchmal so gründlich irrt.
Hmmm, hinein in das senfgelbe Zimmer der Amerikanerin, die endlich da
ist wo sie hingehört, und Joe singt in mein Ohr
I met this girl for the first time on Saturday night
Standing in the queue at the Odeon alright
Then I took her by surprise
When I threw her one of my lines
She started smiling and being real fine
In Utah, bei ihrer mormonischen Grossfamilie. Can I sit next to you, girl,
wir lieben AC DC, dabei ist es gelogen, for God's sake. Ein heller
Laternenstreifen auf zerdrücktem Samt, mit Kontrabass. Wie
tschechisches Kino.
Lotos - 11.07.01 at 14:42:24
COMMERCIAL BREAK:
Astrolounge - Home of the fabulous Beat Band Astrophil.
Klaas Tigchelaar Rockerstadt Bonn * - 11.07.01 at 13:15:17
Lanas Opus Drei:
KRANKENHAUS SICKLINGEN -Kapitel 24-
Klinikum Sicklingen - Pathologisches Institut
Ltd. Oberarzt: Dr. med. Hotz, Facharzt für Pathologie
Herrn Chefarzt Prof. Dr. med. Walter
Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe
- im Hause -
Patientin: Carmen Suescun Orderiz, geb. 11.07.1963
Aufnahme-Nr. 9735700, Station K
Klinische Angaben: PAP IV A, liegendes IUD entfernt
Makroskopie: Wir erhielten:
I. einen bei 9 Uhr eröffneten, im Umfang 3,5 cm messenden, in der Längsachse bis 2,5 cm langen und bis zu 1,5 cm breiten Portiokonus mit Koagulationseffekten im inneren Rand (A). Ganze orientierte Einbettung im Uhrzeigersinn.
II. Abrasionsmaterial von insgesamt Haselnußgröße (Dr. Weinbrenner).
Jochen Klapproth versucht sich auf seine Patientenakte zu konzentrieren. Nachts im Bereitschaftsdienst geht das normalerweise am besten, weil da in all der Hektik doch schon mal eine Pause bleibt. Heute allerdings ist es schwer: Schwester Melanie, die quirlige kleine Blonde von seiner Station, hat sich mit auf sein winziges Arztkabuff geschlichen, hoch oben unterm Dach. Jetzt kniet sie hinter seinem Drehstuhl auf dem Boden, hat ihre Arme um die Lehne geschlungen und bohrt ihm ihr Näschen in den Rücken. Sie will ja nicht stören, tut aber alles, um ihn abzulenken.
Mikroskopie:
I. Histologisch zeigt sich auf orientierten Schnitten der Portiokonus oberflächlich bedeckt von gut differenziertem und regelrecht stratefiziertem nicht verhornendem Plattenepithel, das sich partiell über Cervikaldrüsen hinweggeschoben hat, mit Schleimretentionszysten und Entzündung der Übergangszone. Zirkulär hier schwere Epitheldysplasien vom Plattenepitheltyp mit Schichtungsstörungen bis an die Oberfläche, hier Abflachung. Erhebliche Störung der Kern-Plasma-Relation mit Dyskaryosen. Verklumpung der Reteleisten, die Basalmembran erhalten. Die Veränderung jetzt sowohl nach außen als auch nach innen im Gesunden entfernt. Nach innen schließt sich regelrechte Cervikalschleimhaut an. Kein Malignitätshinweis.
II. Hier zeigt sich dann im Abrasionsmaterial regelrechte Cervikalschleimhaut und fibromuskuläres Bindegewebe eingebettet in Blutkoagel. Das Endometrium unterwertig proliferiert mit englumigen, leicht geschlängelten Drüsenschläuchen fokal mit beginnender retronukleär gelegener Sekretvakuolenbildung im Sinne einer frühen Sekretionsphase. Das Stroma indifferent. Kein Malignitätshinweis.
Jochen kämpft tapfer mit seiner Erektion. Die kleine Jasmin neulich hatte ja nach einer ersten Inspektion eigensinnig darauf bestanden, "ihn" doch noch "Spargel" zu nennen. So wie Claudia den ganzen Mann. Jetzt bloß nicht auch noch an die Geschichte mit Melanie im Fahrstuhl und anschließend im Saunakeller denken!
Kritischer Befundbericht:
I. Partiell überhäutete Portioektopie mit Schleimretentionszysten im orientiert untersuchten Konisationspräparat. Zirkulär im Bereich der Übergangszone schwere Epitheldysplasien vom Plattenepitheltyp im Sinne einer cervikalen intraepithelialen Neoplasie Grad III (CIN Grad III), die sowohl nach innen als auch nach außen im Gesunden entfernt ist. Regelrechte Cervikalschleimhaut.
II. Regelrechte Cervikalschleimhaut. Unterwertig proliferiertes, lokal frühsezemierendes Endometrium.
I. und II.: Kein Malignitätshinweis.
Empfehlung: weiter engmaschige zytologische Kontrolle.
Mit freundlichen Grüßen gez. Dr. med. Uwe Hotz
Jetzt ist es doch passiert, mußte ja so kommen. Das kleine Luder hat ihr Händchen einfach immer weiter vorgeschoben, schließlich ihr Ziel und seinen Zustand entdeckt und sich mit einem Triumphschrei auf Jochens Schoß geschwungen. - "Was liest du denn da?" - "Siehst du doch. Befundberichte." - "Du, die Frau kenne ich. Carmen Suescun. Freundin von meiner Mutter. Und ihre Tochter ist die beste Freundin von meiner kleinen Schwester. Sandra." - "Wie alt ist denn die Kleine?" - "Sandra? Wieso? Sechzehn, glaube ich." - "Weil sie dann früh angefangen hat mit dem Kinderkriegen. Die Mutter, meine ich. Warte mal, 2001, 1985, 1963...: mit 22 Jahren. Heute kommen doch die Frauen meist erst mit Ende dreißig auf solche Gedanken." - "Du, ich bin auch erst 22. Und Sandra hat sogar noch einen großen Bruder, auch ein ganz lieber Kerl. Und meine Mutter ist auch nicht älter als ihre." - "Deine Mutter? Dann kann die da doch höchstens sechzehn gewesen sein damals." - "Also rechnen kannst du. Muß hart gewesen sein damals. Ist dann erst einmal in einem Heim gelandet, für schwererziehbare minderjährige Mütter. Aber an ihrem achtzehnten Geburtstag hat mein Vater sie geheiratet. Vorher hat es das Jugendamt nicht erlaubt."- "Was macht dein Vater eigentlich?" - "Tot. Verkehrsunfall. Ich war gerade fünf, und Babsie noch kurz vor der Geburt." - "Ach, Melanie..." : Da muß Jochen sie doch einmal richtig in die Arme nehmen. Und die Kleine schnurrt wie ein Kätzchen, während sie seine Hand unter ihren Kittel führt, als wäre das ganz selbstverständlich. - "Jetzt verstehe ich alles." - "Wieso? Was denn?" - Die Sache mit Weinbrenner. So ein alter Knochen. Aber ein Mädchen ohne Vater..." - "Jetzt halt den Mund und..." - Aber da, wie immer im passendsten Moment, geht der Alarmpiepser. Erst seiner und zehn Sekunden später auch ihrer.
FORTSETZUNG FOLGT!
Lana Hoff , Sicklingen * - 11.07.01 at 12:43:10
Jochen Berlin * - 11.07.01 at 10:09:15
Arno wird das Ding an die Wand fahren. Das ist schon ganz klar. Bei der Vossischen halten sich alle die Köpfe, wenn sie über ihn reden, die vom Corriere winken nur noch ab. Schön, dass er weg ist. Arno reicht an die Decke, nicht weil er so groß ist, sondern weil sein Ego nichts anderes zulässt. Geht er durchs Büro, schwenkt er die Arme wie ein aufziehbarer Soldat hin und her. Oder wie Terry Jones als Sergeant in "Der Sinn des Lebens": "Atkinson?" Oder: "Na schön! Dann werde ich eben allein den Kasernenhof ein bisschen hinauf- und wieder hinuntermarschieren!"
off. - Berlin, Mar del Plata * - 11.07.01 at 06:48:33
ein kuss auf deinen scheitel, denkt sie, ein keuscher kuss.
aber darunter ist die idee von deiner haut und deinem geruch.
...
als er vor ihr steht, schaut sie in das gesicht, das sie nicht kennt und sagt ihren namen. ich bin das, sagt sie, wir haben uns noch nicht getroffen.
und sieht in seinem lächeln die ähnlichkeit, die sie sofort zu tränen rührt. er greift ihre hand und hält sie kurz fest, naklar, hab doch schon mal ein foto gesehen, und er stellt sie seiner frau vor.
die lächelt und legt eine hand auf ihren bauch, jaja, dritter monat, alles noch ein wenig schwierig. sie lächelt zurück und findet sie blass.
hier draußen ist der sommer.
als er vom bierholen zurück ist und die musik durch die geöffnete tür schwappt, bleibt sie noch einen augenblick stehen. nur lange genug um sich davon zu überzeugen, es ist der gleiche haaransatz, die gleiche oberlippe, und um die augen-
sie öffnet die tür und sucht die menge ab. wo bist du, wo sind deine hände, wo dein mund.
die letzten stunden bis zum morgen verbringen sie auf dem fußboden im kinderzimmer.
nimm den letzten schluck aus der flasche, mein engel, sie drehen die gesichter einander zu und verharren.
willst du trinken, fragt sie und beugt ihren mund über das gesicht der anderen.
ich will nicht erschöpft sein, sagt die stimme aus dem dunkel, und hat dir mein fest gefallen?
sie spürt eine hand auf ihrer kehle als sie antwortet, du hast mir gefallen, du gefällst mir immer, immer.
als sie sich küssen, macht ihre eigene gier sie verlegen.
deine hände zittern, gib sie her, sagt der mund, der alles schuld ist.
dein bruder hat mich umarmt, sagt sie und überlässt ihre hände dem wohlbekannten schicksal.
Anna Luz Exhauptstadt * - 11.07.01 at 03:41:52
"ich verstehe jetzt langsam, dass du so einer bist, mit dem ich sofort was anfangen kann, und das war in hd auch der fall, denn manche m,enschen haben gewisse ähnlichkeiten auf krassesten gebieten vorzuweisen. das mit dem sommer geht mir genauso, obwohl es erst seit drei jahren so ist: vorher hatte ich immer versucht, den sommer mit ihn charakterisierenden taten auszufüllen, aber habe ich erfahren, dass es grosser schwachsinn ist, denn genau dadurch entstand meine sehnsucht nach dem noch nicht zu-ende-gegangenen, und daraus entwickelten sich die angst vor dem herbst und die depressionen im winter; nur wenn ich mich von zeit zu zeit abschotte vom sommer-treiben, dann erst kann ich erkennen, dass der sommer da ist. wenn ich also mal zuhause bleibe beim besten tag, wenn ich nicht ins freibad, aber ins kino gehe, wenn ich am computer sitze anstatt im park zu grillen."
"> Ob ich alle Bücher, die ich bis jetzt schon gekauft habe, jemals lesen werde,
> weiß ich nicht.
es gibt dazu auch etwas interessantes, von reclam diesmal, ein kanon der wichtigsten werke, und zwar der wichtigsten 600 aus allen epochen; zu anfang wird da eine rechnung aufgestellt, dass jeder mensch in seinem leben zeit hat für circa 600 bücher... das ist mithin ein deprimierender gedanke, und ich glaube, dass das auch mehr sein können. ich habe aber nie mitgezählt."
Holger Speckhahn - 11.07.01 at 03:18:19
Sasa: ohne worte.
Anna Luz Exhauptstadt * - 11.07.01 at 03:11:35
get done VI
Er ruft an, das muss er sein, es ist nach neun und der Wein zum dritten Mal kühlgestellt, der weiße, beschlagen die Flasche, das Abendessen mikrowellenwarm, Hunger habe ich jetzt nicht mehr, sie hat keinen Hunger mehr und geht nach dem sechsten Läuten dran, hallo, räuspert sich, vor Schweigen die Stimme ganz rau, will doch gar nicht müde klingen, das ist sie nicht, ob sie müde sei, fragt er, sie sagt das Essen sei jetzt kalt und das, sie sagt, das ist echt dumm und lauter als beabsichtigt seinen Namen, das ist echt dumm, weil man so was nicht immer wieder erwärmen kann, was es denn gibt, will er wissen und ob sie müde sei. Ja, kommst du dann bald?
Sie hatte Milch gekauft, Trauben und Waschpulver. Im Bad singt sie noch und die Fenster beschlagen alle so, dass sie nicht in die Welt schauen kann und in den Spiegel nicht. So, dass sie mit der Handfläche über das Glas fährt, um gesehen werden zu können, schön, mit Handtuch im Haar.
Sasa - 11.07.01 at 02:52:34
eins zwei drei vier bezugsperson.
im rausche der diplomverteidgungen war mir so
wie: den magen voll haben, ein stueck unverdauliches zeug
geschluckt zu haben. dann der schluck
der das fass zum überlaufen bringt
kotz in the spotlight.
does not work. why not?
because i did not eat enough
helga macht eins zwei drei * - 11.07.01 at 02:29:40
Bei S. und S. dehnt sich die Zeit. Es ist einer jener Haushalte, in denen es so entspannt zugeht, und so viel geraucht wird.
Eine Uhr gibt es eigentlich nur im Schlafzimmer. Das ist gut so. Muß man aber doch einmal über die genaue UhrZeit informiert sein, so betätigt man die rechte Taste des Anrufbeantworters. Eine angenehme und wohltuend uncomputerisierte Frauenstimme benennt daraufhin präzise Wochentag und eben Uhrzeit.
Jedes Mal bin ich überrascht. Dann lehne ich mich noch einmal bequem auf dem Sofa zurück, lege eine andere LP auf, und greife zum Aschenbecher.
justusjonas heidelberg * - 11.07.01 at 01:34:19
iLOVEyou -
literarisch
»In Deutschland sind Literatinnen doch nur verhuschte Wesen, die
ständig in Ohnmacht fallen und Lyrisch-Märchenhaftes von sich geben.
Gräßlich!«
Marcel Reich-Ranicki - zitiert in »Der Herr der Bücher«, Der Spiegel, Hamburg,
04.10.1993 / H. 40
monik sos ffm * - 10.07.01 at 23:38:53
Liebe Triticea,
ich hatte eigentlich anderes im Sinn, aber ich freue mich natürlich, dass meine kleine - zugegeben eigenartige Geschichte (war sie tatsächlich so provozierend schlimm?)- Dich in die Lage gebracht hat, Deine Meinung zu äussern! Ich werde mir für Dich beim nächsten Mal mehr Mühe geben.
Hier noch etwas für FlyingDutchman, der glaube ich gerne wissen würde, wie HalfManHalfBiscuit aussehen könnte, für HMHB himself (alter Rabauke!) und natürlich für Triticea, damit sie wieder lachen kann...
spoon - BO * - 10.07.01 at 23:35:10
Lieber spoon,
ich mochte einfach den ganzen Text überhaupt nicht und gestern nacht war ich in der Laune, das auch mal zu sagen. Beim Lesen dieses Textes haben sich mir, um ehrlich zu sein, sämtliche Nackenhaare aufgestellt und die Zehennägel hochgerollt. Deshalb mein Kommentar, auch wenn das natürlich Geschmackssache ist.
~
Triticea ~ triticea@gmx.de * - 10.07.01 at 22:55:14
Allein
"Ich bin fast den ganzen Weg gerannt! Könnt ihr euch das vorstellen? Mindestens 20, ach was sag´ ich, 30 Kilometer! Ja ja, mit dem ganzen Gepäck. Wo Fellmer ist? Tja, den hat´s ganz zu Anfang erwischt, er wollte kurz pissen, in einem Hauseingang bei Poltawa. Bamm! Da saß noch irgendein stolzer Hausbesitzer in seinem Scheiß-Wohnzimmer neben seiner scheißtoten Frau und hatte sich vorgenommen, sie in Ruhe zu verbuddeln, und seinen russischen Plunder dazu.
Mann, dem haben wir eingeheizt! Gehring hat wie ein irrer mit dem MG draufgehalten, der Idiot, hat aber nichts gebracht. Wir haben die Bude dann angezündet, und irgendwann hat die feige Sau dann am Fenster gestanden, mit seinem Balg in den Armen. Hat irgendwas russisches `rübergeschrieen, Reckmann meinte, irgendwas von wegen "Lasst mein Kind am Leben!" verstanden zu haben, aber das hat der sich ausgedacht, sag´ ich euch, das war ja jedem klar, dass der nicht gesagt hat: "Kommt doch `rein, wir trinken `nen Wodka zusammen.". Na ja, ging schnell dann, Unteroffizier Wölke gab Schießbefehl, alle haben losgeballert, war nicht so schön. Becker, der Scheißstudent, die schwule Sau, hat dann angefangen zu heulen und Wölke hat ihn angeschrieen und ihm befohlen, das Balg zu verbuddeln, wenn ihm das Russenpack so verdammt leid tue!
Wir sind dann weiter, die Stimmung war natürlich im Arsch, und Becker, die Schwuchtel, die Träne, hat dann irgendwann schlapp gemacht. "Mein Kreislauf, oooh, mir ist so schlecht!", mein Gott, der hat rumgememmt, kann ich euch sagen, Kameraden! Ich hab´ ihn mir dann mitsamt seinem Kram auf die Schulter geladen; war zwar `ne Schwuchtel, aber immerhin auch ein Kamerad.
Er hat dann angefangen, von seiner Verlobten zu erzählen, sie soll ihn ermahnt haben, "Auf sein Herz zu hören, was immer auch passiere", und er habe bis eben versucht, ihrer Bitte Folge zu leisten. Ich sag´s doch, kein Wunder dass der zur Schwuchtel geworden ist. Na ja gut, ich hatte halt irgendwie das Gefühl, du musst dem Kameraden jetzt was aufmunterndes erzählen, sonst geht der vor die Hunde oder der haut in´n Sack, wisst ihr?
Ich hab ihm dann von Anette erzählt, ich weiß, dass das Weiberzeug nicht in´s Feld gehört, aber er hörte auf zu heulen, und ehrlich: Mir tat´s auch irgendwie ganz gut.
Na ja, ich hab ihm halt erzählt, wie wir uns kennen gelernt haben, in Posen, und von unserer heimlichen Hochzeit in Danzig habe ich ihm auch erzählt. Was ich denn meinte; ob ich sie noch lieben würde, wenn ich wieder zuhause wär´, und ob ich denn noch irgendeinen Sinn in dieser Scheiße erkennen würde, und so weiter und so fort... Mir war das ein bisschen peinlich und natürlich viel zu intim. Ich mein´, ich wollte die Schwuchtel ein bisschen aufmuntern, und da spielt der sich mit einem Mal zum Psychiater auf, ja?
Ich hab ihm dann gesagt: "Alter Junge, das lass´ aber den Führer nicht hören, klar?" Haha!
Er ist dann in Kursk auf `ne Mine gelatscht, der Idiot. Es hat noch `ne Stunde gedauert, bis er abgekratzt ist. Ich hab´ dann mal wieder versucht, das Kerlchen aufzuheitern; hab´ ihm gesagt, dass er sich zusammenreissen soll, weil doch zuhause seine Alte auf ihn warten würde, aber die Schwuchtel hat nur noch geflennt. Kurz bevor er abgetreten ist, ist er nochmal erstaunlich klar geworden; nur um seine Alte nochmal zu zitieren: "Immer mit dem Herz denken, Brinkmann, klar?" Dann ist er abgeschissen.
Wo die anderen geblieben sind? Die hat´s bei Woronesh erwischt, Flugzeug, der Kerl war abgeschmiert, Maschinenschaden oder so, und als er halt gesehen hat, wie 15 zackige deutsche Jungs auf ihn zulatschen, da hat er halt draufgehalten, mit der Bordkanone. Hat halt keiner mit gerechnet, dass das Ding noch funktionierte. Wo ich war? Na genau hier, im Graben. War `ne hellrote Wolke, in die ich mit dem Scheiß-MG `reingehalten habe! Hat sein kleines Russenleben teuer verkauft, der Kerl. Warum ich nicht abhaue, nach Hause laufe?
Unsinn, ich mein´, das hier ist Krieg! Ich sag´ immer: Krieg ist Krieg, und Schnaps ist Schnaps! Klar? Ist doch klar, oder? Seht ihr doch auch so, Jungs? Jungs!?
DeadlyMedicine Bielefeld * - 10.07.01 at 22:03:36
Sehr geehrter SPOON,
sind Sie nun Anhänger der Rechtschreibreform oder nicht ?
ausser, muß, heissen... etc.
wohnungspurist , near duden - Duden - dudden ??? * - 10.07.01 at 21:50:40
Ups, kleiner Vertipper. Es muß natürlich heissen: Liebe Triticea!
spoon - 10.07.01 at 20:18:22
Liebe Tricitea,
Ich würde mir nie anmaßen über die Welt zu schreiben - außer über meine eigene kleine, die keineswegs schlecht ist; im Gegenteil.
Der Rest ist durchaus Ansichtssache...und sicherlich eine Frage des Blickwinkels.
Ich hätte natürlich auch schreiben können: "den Siff von dort, wo die Sonne niemals scheint"!
spoon - 10.07.01 at 20:13:56
nur um eher zu schreiben als " deadly" - und um zwei,drei Leuten gewahr werden zu lassen, daß ich dieses Medium gelegentlich noch frequentiere.
@fliegenderholländer
nette Geschichte
@greatpartsoftherest
have a nice evening
wohnungspurist imloop (nur kurz) * - 10.07.01 at 19:58:33
Der Sohn überlegt krampfhaft was er bloss schreiben soll ohne die anspruchsvolle
Loopstergemeinde zu langweilen. Was druckst sich der Vadder eigenlich in seinem
Rücken herum? Der Alte will sich doch wohl nicht hier einmischen und z.B. mit
einer Geschichte von seiner ersten Urlaubsreise in den sechziger Jahren nerven?
("...mit sechs Leuten, über 2000 km, in nem´ gammeligen VW Käfer) "Hör doch
mal Sohn, schreib doch mal ne´ Geschichte über unsere Jugendzeit in den Sechzigern.
Da war ordentlich was geboten. Sexuelle Revolution, Drogen u.s.w." -Janaguterzähldochmal.
Eine Geschichte formiert sich, der Vater scheint zufrieden, er hat alle Register
gezogen und findet sich vielleicht auch nach Jahren mal wieder "hip". Nun müssen
die zusammen formulierten, geistigen Ergüsse des Vaters, die zugegeben im Grenzbereich
des geduldeten liegen, noch durch die "Zensur" der Leser. Durchgefallen Vaddi,
sechs setzen. "-Schreib du mal lieber wieder im Parsimoniforum für Taubenzüchter!"
FlyingDutchman -HSK- * - 10.07.01 at 16:53:04
off. - The Lounge Lizards * - 10.07.01 at 15:33:46
Jochen Berlin * - 10.07.01 at 11:58:42
Die Blume
Sie stand alleine auf einem großen Feld aus Steinen. Es war nicht ihre Idee hier zu wachsen. Sie vermißte andere Blumen und Pflanzen. So weit sie blicken konnte sah sie nur Steine.
Es war die Langweile, die sie eines Tages mit den Steinen sprechen lies. "Und wie geht es euch hier ?". "Ganz gut." antworteten die Steine.
Da war die Blume sehr erstaunt. Die Steine konnten sprechen. Und sie erzählte den Steinen, das sie sich einsam und verloren fühlte. Die Steine hörten ihr zu.
Es war das erste mal, das eine Blume zu ihnen sprach.
Am Abend sangen sie ihr ein kleines Lied. So sanft wie es eben nur Steine können. Die großen Steine sangen tief und mächtig, das es die Wurzeln der Blume kitzelte. Die mittleren stimmten ruhig und kraftvolle Melodien an, über die der Gesang der kleinen Kiesel fast wie Vogelstimmen klang. Die Blume schloß ihre Blüte und lauschte dem zu Musik gewordenen Feld aus Steinen.
In dieser Nacht träumte sie von anderen Blumen. Blumen die von der Musik angelockt wurden und zu ihr ins Steinfeld kamen um dort gemeinsam zu tanzen. Am Himmel lachten die Wolken. Überall schwebten farbige Blütenblätter zu Bode, so daß nach einer Weile ein buntes, wunderbares Bild entstand. In der Mitte blühte die Blume und es fiel eine Träne auf den Boden. Eine Träne die sie vor Glück weinte.
fredrik ebersberg * - 10.07.01 at 11:13:17
Hallo Jochen, dann werde ich das mal versuchen. Zum Zippen bin ich zu blöd, ich schaffe das ja kaum mit dem Zappen. Mal gucken, ob ich (und mein Provider) das mit der Mammutmail packen. Falls du bis morgen nichts hast, meldest du dich noch einmal, ok?
Lana Hoff , z.Zt. Stuttgart * - 10.07.01 at 10:43:26
Ich bin heute 80 geworden.
80 Jahre. Manchmal sehe ich mich im Spiegel - wenn ich den Mut aufbringe - und es blickt mich der junge Kerl von damals an, der so verzweifelt war, der nicht mehr weiter wollte, der jeden Morgen mit einem Seufzer aufstand, und der von Tag zu Tag kälter und kälter wurde, gleichgültiger und hoffnungsloser. Damals habe ich mich nicht umgebracht, weil ein Versprechen mich daran hinderte, das ich leichtsinnigerweise gegeben habe. Natürlich hätte ich mich auch ohne Versprechen nicht umgebracht, denke ich, aber die Erinnerung verschwimmt, verblasst, ich sehe nur noch das, was ich sehen will, und das ist der Luxus, den man sich mit 80 leisten kann. Die nächsten 50 Jahre mache ich keine Dummheiten, versprochen, so oder so ähnlich war es wohl. Alles, was meine Seele vor 50 Jahren eingefroren hat, wärmt mich heute, an meinem Geburtstag, leuchtet von Innen heraus und hält mich am Leben. Auch wenn es nur die Gewissheit ist, ich habe geliebt, bin ich dankbar für jeden blick von dir, für jedes kleine zucken deiner lider, für jede kleine berührung, jeden tanz, für jedes wort, jedes lächeln, jede träne, für unseren himmel, den ich noch heute klar sehen kann, nachts. Der Schmerz, der mein Leben bestimmt hat, ist genauso alt wie ich und deshalb genauso schwach. er hat falten wie ich, flecken wie ich, sieht verschleiert, schleicht langsam über die straßen, und ist einsam. ich belächle meinen schmerz, wie er mich belächelt. so leben wir seite an seite, wie ein altes ehepaar, und wir sind uns genug...
Leonce - 10.07.01 at 10:22:47
Vorher regnete es heftig. Er lag da. Es war ein Mann, bedeckt mit einem weißen Tuch. Es reichte nur bis zum Knie. Es war viel zu klein für diesen großen Mann. Es sah fast lächerlich aus. Das Gesicht war zugedeckt. Die Kolonne schleicht vorbei. Wir schweigen. Beim Beschleunigen zittern mir die Knie. Gestern hat Goran ihm seinen Sieg gewidmet: der kroatischen Basketball-Legende Drazen Petrovic.
HalfManHalfBiscuit - 10.07.01 at 09:37:13
Ich hätte gern viel mehr als ich habe. Ich habe nicht so wenig, aber das reicht nicht.
Ich hätte gern ein neues Handy, aber ich könnte mich für keins unterscheiden. Ich könnte auch nicht einfach in einen dieser Handyläden gehen und mir welche zeigen lassen. Das machen doch immer nur Ausländer und solche, die sich dafür halten. Ich sehe ganz deutsch aus.
Ich hätte gern das Album von Prince von 1992 als Film, aber der kleine Mann aus Minneapolis sollte nicht mitspielen, und es sollte auch nicht so ein schwülstiger Film sein.
Ich hätte gern ein Buch, einen Roman muss man ja sagen, einen Roman über einen menstruierenden Mann. Männer sollen ja auch so eine Art Menstruation haben, nur daß die dann im Innern abläuft.
Ich hätte gern einen Bodyguard. Ich weiß nicht, ob ich wichtig genug dafür bin, aber vom Geld her würde es gerade für einen reichen.
Ich habe gestern wieder anonyme Post bekommen, und das ist merkwürdig, denn ich bekomme diese Post immer nur, wenn ich hier was hineinschreibe. In dieser Post sind Kassetten, mit komischer Musik drauf. Es gibt widerliche Menschen. Wer kann nur so einen absurden Geschmack haben? Eine Kassette ist voll mit Reden berühmter Nazis, und diese Reden sind dann mit einem Beat unterlegt. Ich kenne gar keine Rechten, aber es kann auch sein, daß ich das falsch verstehe, und vielleicht drückt der Absender mit der Musik nichts Politisches aus. Aber dann verstehe ich das alles noch weniger.
Ich habe auch gemerkt, daß ich mich wieder an vieles nicht erinnern kann, so wie im letzten Winter. Aber das ist immer nur nachts, daß ich mich an Sachen nicht erinnern kann, und die Nächte werden jetzt wieder länger, aber sie sind noch kurz genug, um mir keine größeren Sorgen machen zu müssen. Ich habe letzte Woche Oliver Geissen angerufen und ihm davon erzählt, aber er war sehr schlecht gelaunt, und er hat mich übers Telefon angeschrieen, daß ich doch bitte mal endlich was dagegen tun soll, und ich habe ihn gefragt, gegen was, aber da hat er auf einmal aufgelegt. Ich verstehe das nicht. Früher, da haben wir uns gut verstanden, und wir sind zusammen weggegangen. Jetzt hat er immer weniger Zeit für mich. Dabei waren wir noch vor zwei Wochen weg, als er in Hamburg war. Er hat mir erzählt, was er da machen mußte, aber ich habe vergessen, was es war. Jedenfalls waren wir in einer ganz neuen Bar, und wir haben uns darüber unterhalten, daß es wirklich Männer gibt, die ihren Schwänzen Namen geben. Oliver sagt nicht einmal Schwanz, er sagt immer Pillermann, und dann habe ich ihn gefragt, ob seine Frau das auch sagt, wenn die so Sex miteinander haben. Er hat aber gesagt, daß er mit ihr beim Sex nicht redet. Ich habe versucht, mir das vorzustellen, aber ich fühlte mich nicht wohl dabei, denn es ist komisch, sich einen Freund beim Sex vorzustellen, und als ich dann auf einmal in Gedanken zusammen mit den beiden in ihrem Bett war, da mußte ich schnell was trinken, und wir haben einen afrikanischen Schnaps bestellt, und dann ging es mir wieder besser. Dieser afrikanische Schnaps schmeckt ganz gut, aber Oliver sagte dann, er würde das nicht gern trinken, denn er wüßte nicht, was die Leute da so hineintun. Er sagte nicht Leute, er sagte ein anderes Wort, aber das Wort sollte man nicht öffentlich benutzen, deshalb sage ich jetzt Leute. Manchmal denke ich, daß Oliver von vielen ganz falsch eingeschätzt wird. Und manchmal glaube ich, daß ich ihn auch nicht gut kenne. Aber wir sind bis jetzt immer nur abends zusammen weggegangen. Ich kenne auch seine Familie gar nicht. Er kennt meine auch nicht, aber ich habe ja auch niemanden. Aber ich bin nicht einsam.
Jetzt ist das hier ganz viel geworden. Eigentlich wollte ich das nur mit dem menstruierenden Mann sagen, weil mir das, was Spoon geschrieben hat, gefallen hat. Mir gefällt hier sowieso ganz viel. Aber ich bin ja auch nur so einer, der das liest. Meistens eben.
Holger Speckhahn - 10.07.01 at 03:57:36
"... das Blut ihrer Lenden... "
~
Die Welt ist schlecht und viele Texte über sie noch schlechter.
Triticea ~ mit leisem Grauen * - 10.07.01 at 03:09:53
Stefan Nitzsche Stuttgart * - 10.07.01 at 02:00:51
Zum zehnten Mal wiederholt, wird es gefallen.
Horaz
10.07.01 München, Muffathalle
the Buch* Andreas Neumeister, Tom Kummer, Eva Munz, Elke Naters, Sven Lager,
11.07.01 Zürich, Swiss and famous
the Buch* Tom Kummer, Eva Munz, Sven Lager, Elke Naters
12.07.01 Konstanz, Universität
Sven Lager und Elke Naters, G.L.A.M. und the Buch
16.07.01 Hamburg, Abaton Kino
the Buch* Britta Höper, Sabine Weber, Eva Munz, Sven Lager, Elke Naters
26.07.01 Berlin, Kulturkaufhaus Dussmann
the Buch* Lorenz Schröter, Carmen v. Samson, Tom Kummer, Elke Naters, Sven Lager
27.07.01 Leipzig, Schaubühne im Lindenfels
the Buch* Carmen v. Samson, Lorenz Schröter, Moritz von Uslar, Elke Naters, Sven Lager
**the Buch Lesungen mit Bildern von Ursula Döbereiner, Antje Dorn, Marc Brandenburg und Oliver Koerner (und anderen)
GüTeE - 10.07.01 at 00:32:48
african unity gibt es bereits seit jahrzehnten.
man hat nur die neustrukturierung und anlehnung an die EU beschlossen und eine namensänderung in:
AFRICAN UNION.
(schöner traum, völlig unrealistisch)
göttingensis - 10.07.01 at 00:26:07
iLOVEyou -
leichter
»Frauen geben Fehler leichter zu als Männer. Deshalb sieht es so aus,
als machten sie mehr.«
Gina Lollobrigida - Zitat unter »Perspektiven«, WirtschaftsWoche,
Düsseldorf, 11.12.1997 / H.51
monik sos ffm * - 09.07.01 at 23:04:01
Hotel Paradies III
monsun_rave boomtown/sahara * - 09.07.01 at 22:43:43
Es wollen sich keine Gedanken einfinden. Wozu auch, sie braucht sie sich nicht zu machen. Sie will sie nicht und greift in die Handtasche, sie hat sie mit zu sich aufs Bett genommen. Kippt den Inhalt heraus, Lippenstift, Notizbuch, Münzen, Zigaretten, Streichhölzer, anderes. Öffnet die Schachtel, nimmt und gibt sich Feuer, fällt zurück auf das Kissen und bläst Wolken in den Raum.
Noch nie hat sie in Erwartung gelegen. Von Anfang an hastig und ohne wirklich darüber nachzudenken. Manchmal innehalten und einen Fleck auf der Haut betrachten, eine Narbe berühren, aber nur zufällig, und sie wartet nicht darauf, daß er erzählt. Auch sie erzählt nicht. Das kleine Muttermal am rechten Mittelfinger. Die Falten und Erinnerungen, die Augen, wenn sie dunkel werden und davonschwimmen. Wenn sein Finger wieder und wieder Spiralen in ihr Haar dreht, sie auf der Schulbank, die langen Strähnen vor das Gesicht gelegt und der Blick untendurch auf das Blatt der Nachbarin. Kein Weg, die Hand versperrt die Sicht, sie entwirrt die Knoten und lächelt. Sie will ihn, weil er nicht fragt.
Die Tür geht, sie möchte aufspringen, fragt sich für den Bruchteil einer Sekunde, ob dies eine Fluchtbewegung war, ein plötzliches Erschrecken, ein freudiges Hochfahren? Diesmal tritt er nach ihr ein, erstaunt, du bist schon hier, du rauchst, sie drückt die halbe Zigarette in den Aschenbecher. Er fängt wieder an zu sprechen. Er fragt nie, aber er spricht viel. Spricht viel von seinen Wegen, von all dem, was ihn schließlich zu ihr führt, damit sie ihn ansieht und immer wieder kleine Geräusche von sich gibt, hm, ja, so. Sie legt sich in sein Erzählen und findet ihre eigenen Gedanken wieder. Wartet auf den langen Kuß, damit sie an seine Knöpfe greifen kann, damit er seine Hand zwischen ihre Stoffe schiebt, damit eine Hand und zwei Hände und vier Hände sich wieder an die fremde Form gewöhnen, die sich nur hinter den Demarkationslinien zeigt. Sind sie Krieger, daß sie solcherart Gedanken hegt, während er noch lächelnd und im auf sie Zugehen beteuert, wie schön er sie doch fände. Sie erinnert sich nicht, es einmal nicht von ihm gehört zu haben, die Versicherungen der Verfügbarkeit, des an sich Heranholens, die List der Picadores, der Matadores, der Toreros, alles eine Frage des Heranlockens.
monsun_rave boomtown/sahara * - 09.07.01 at 22:42:17
@Güte; Deadly:
Hier gibt es das Miele-Auto
Jochen Berlin * - 09.07.01 at 22:38:58
Jochen Berlin * - 09.07.01 at 22:33:24
@lana: schick ruhig eine Mammut-Mail. Kannst ja zippen.
Jochen Berlin * - 09.07.01 at 22:24:41
@ GüTeE:
Jepp.
DeadlyMedicine - 09.07.01 at 21:53:59
Man with the fun
Der Winter ist das Beschissenste", denkt Weitkamp, der neben "Bahia-Man" an der Bar steht und einen Gin Tonic schlürft. Bahia Man verkauft in der Mittagshitze Bananen und Kokosnüsse an barbusige Pauschaltouristinnen aus Olpe und dehydrierte Jet-Ski-Entleiher aus Wolfenbüttel. Bahia Man ist schwarz und durchtrainiert; Garantie für mindestens 200 Flocken pro Tag. Ganz anders Weitkamp, er muss rackern für das Geld; Geld, auf das man im Sommer am ehesten verzichten kann, dessen Stellenwert sich im mallorquinischen Winter allerdings potenziert, und zwar gewaltig.
Es fing eigentlich gar nicht so übel an, damals, warte mal...1984? 10 Fiat Uno, ein paar Samurai und eine handvoll Vespa´s. Zwei Jahre später kam Rainer mit reichlich UV-Röhren und Idealismus nach; "Palma-Sun" wurde eröffnet und exakt 14 Monate später wieder geschlossen.
"Scheiß Idee!", sagte Weitkamp zu Rainer, als er das Schild mit der Aufschrift "SE VENDRE" in die mit einer gelben Palme beklebte Eingangstür hing. Funkstille seitdem; irgendwer hat ihm letztens erzählt, dass Rainer jetzt eine deutsche Videothek in Buenos Aires betreibe. "Jede Menge dankbare Abnehmer von Riefenstahl-Doku´s und Rühmann-Schmonzetten. Durchschnittsalter round about 80, Alter!" mutmaßte der Informant.
Weitkamp wäre jetzt gerne in Buenos Aires, denn da gibt es keine Banken, die seinen Briefkasten vollmüllen und keinen Hasso Schützendorf, den alle nur den "Mietwagen-Millionär" nennen.
Derweil hat der Bahia Man hat ein neues Opfer erspäht und grinst siegessicher zu Weitkamp rüber. Das alte Spiel: Verkaufen, verführen, vernaschen, verarschen. Hat Weitkamp auch eine zeitlang mitgemacht, das Spiel. Es half ihm, Ana zu vergessen; und außerdem, so glaubt er zu wissen, "erwartet man das von einem wie ihm".
"Macher", "Self-Made-Man", "Mallorquinischer Hengst"; das hat Weitkamp immer gerne gehört – in letzter Zeit seltener, das muss er zugeben. Die Bierwampe ist Schuld und natürlich Rainer; wer soviel malocht wie er, der kann sich halt nicht in die Sonne legen oder Beachvolleyball spielen wie die anderen, verdammt.
Ob er Drews kenne? "Logisch der Jürgen, Mensch!" Ist ja auch ein Inselkönig, genau wie er.
Im Frühling war seine Schwester da. Seine Eltern hatte sie geschickt, als Botin, mit zehntausend Mark und der Bitte (oder war es ein guter Rat?), doch schleunigst Vernunft anzunehmen und den Vater in der Firma abzulösen. ("Es geht ihm echt nicht gut, Parkinson oder so´n Zeug..."). Einen kurzen Moment – von der Bestellung des dritten Gin Tonic bis zu dessen prompter Lieferung – denkt Weitkamp darüber nach: Wie es wohl wäre, Aluminium zu eloxieren, in Vechta, die Schützenkönigin zu vögeln und mit dem Alten Karpfen zu angeln.
Der Gin vertreibt die Heimat; dafür holt er Ana zurück. Sie war eines Morgens einfach weg; wie in einem dieser Filme, nur ohne den obligatorischen Abschiedszettel auf dem Kopfkissen.
Im Badezimmer steht noch die Tampon-Packung und in der Kammer liegen noch ihre Scheiß- Zeitungen, Berge. Er kann sie nicht wegwerfen und verflucht sich dafür; zu sentimental für den Vizekönig von Mallorca, der, wenn man ihn auf Ana anspricht, immer nur mit: "Die Scheißfotze?" nachhakt. Neulich, im Suff, hat er bei ihren Eltern angerufen, hatte sich einen Zettel zurechtgelegt, ein Skript: "Ja Mensch, wie geht´s euch, ihr Lieben? Oooch, nee, super! Du, sach ma, wie geht´s der Kleinen?...
Weitkamp hatte den Hörer eingehängt, bevor das Freizeichen ertönte. Wenn er so schwach war, dann könnte er ja gleich in Vechta die Hosen runterlassen.
Der Barkeeper dreht die Musik lauter: "Man With The Fun" von Maxi Priest. Der Bahia-Man steckt einer Blonden, die schwer nach Thüringen aussieht, seine obszön-rosa Zunge in den Hals. Weitkamp wischt den Gedanken beiseite wie ein Insekt, bemerkt eine Erektion und bestellt noch zwei Gin Tonic für sich und den Bahia-Man, den alten Womanizer, den Neger.
"Gut, wenn man Freunde hat", denkt Weitkamp.
Wenn nur der Winter nicht so beschissen wäre.
DeadlyMedicine Bielefeld * - 09.07.01 at 21:52:58
Die Firma Miele hat auch Autos gebaut: wußtet ihr das?
GüTeE - 09.07.01 at 21:52:57
Frühere Feunde, inspired by Jochen.
Er kam mir schon, als wir beide noch kleine Jungen waren, immer etwas tumb vor.
Wir waren zusammen in den Kindergarten gegangen. -Er war immer einer der wildesten
Typen der "Eichhörnchengruppe" der, da bin ich mir auch ziemlich sicher, sogar
mal einen kleinen Brand im Spielzimmer gelegt hat. Der Täter wurde niemals ermittelt,
aber mir waren sogar als fünfjährigem seine angesengten Augenbrauen aufgefallen.
Nach der Kindergartezeit zog er dann in einen anderen Stadtteil und wir verloren
uns zunächst aus den Augen.
Ein paar Jahre später meinte meine Mutter, ich sollte doch den M. mal einladen
mit zu unserem Wochenendhaus an den See zu fahren, dass wäre doch ein guter
für Spielkamerad mich. Für mich hörte es sich nach Abenteuer an mit diesem Rabauken
durch die Gegend zu stromern, Baumbuden und Flitzebögen zu bauen und vielleicht
eines Tages mal verbotener Weise eine Zigarette zu paffen. Von da an nahmen
wir M. ein paar Jahre lang fast jedes Wochenende mit an den See. Meine kindheitlichen
Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt. Für M. gab es nur eine Freizeitbeschäftigung.
Angeln. Angeln Angeln Angeln. Also Angeln. Für diesen Jungen gab es wirklich
nichts anderes als Angeln. Das ging schon morgens um halb sechs los. Wir mussten
uns ein Zimmer teilen, das Wochenendhaus war klein und rustikal. Jedenfalls
kroch M. immer gegen halb sechs, also mitten in der Nacht unter seiner Matratze
hervor (M. schlief grundsätzlich unter der Matratze auf dem harten Holzboden).
"Fld, bist du schon wach?, Ey, lass ma´ Angeln gehen", hauchte er mir seinen
stinkigen Atem entgegen. Jetzt in der Nachbetrachtung der Dinge meine ich dass
sogar sein Atem, besonders morgens, einen leicht fischigen Einschlag hatte.
Von dem Augenblick an wo er bereit und willens war seine Angelrute und den alten
Eimer zu schultern, blieb mir nur noch wenig Nachtruhe, denn nach meinem ersten
morgendlichen "bistdu bescheuert? is noch mitten in der Nacht", sorgte er stets
durch übertrieben lautes Comicgeraschel dafür, dass ich auch ja nicht wieder
einschlafen konnte. Meine Güte, dieser Typ aß sogar diese grätenverseuchten
Brackwasserfische, wärend ich, in einem der wenigen Fälle in denen ein Fisch
anbiss, diesem stets wieder die Freiheit schenkte. Es kam dann irgendwann aber
die Zeit in denen mein Angelinteresse in Richtung Nullpunkt sank. M. fuhr dann
also nicht mehr mit zum See. Ich fuhr zu dieser Zeit lieber zusammen mit deadly
auf meinem roten BMX-Rad, auf der Suche nach Mädchen, über die Deichpromenade.
Vor einiger Zeit traf ich dann mal einen alten und gemeinsamen Bekannten. Im
verlauf unseres Smalltalks fragte ich diesen dann mal ob er etwas über M. wisse.
Ich war mir eingentlich sicher aus ihm sei ein Fischer oder irgendwas in dieser
Richtung geworden. Um so erstaunlicher für mich sein tatsächlicher Werdegang.
Er hat mitlerweile zwei Kinder, ist verheiratet und arbeitet bei Miele wo er
Waschautomaten zusammenschraubt. So So, zwei Kinder?, denke ich. Hat er also
doch noch ein paar andere Interessen entwickelt.
FlyingDutchman -HSK- * - 09.07.01 at 19:33:39
Immer wenn es regnet. Obwohl es sich hier nicht einregnet, wie man sagt, wo er
geboren wurde, wo es sich einregnet, weil die Alpen den Wolken im Weg stehen.
Kann er nicht glauben, dass es jemals wieder aufhören wird und sagt das mit dem
seltsamen Singsang, den er mitgebracht hat, von dort, wo er herkommt. Barfuss
auf Nacktschnecken, die sich schnell vermehren, so fühlt er sich, wenn es
regnet. Der Regen wird wie der Schleim, der an den Fusssohlen klebt, Schlamm
klebt im Schleim und lässt sich nicht mehr abstreifen, an den nassen Grashalmen.
Weicht den Boden auf, so dass er den Halt verliert, sagt er, wenn es regnet
rutsche ich noch mehr als sonst.
Lotos - 09.07.01 at 19:30:03
Die Staats- und Regierungschefs von 50 afrikanischen Staaten haben am Montag formell die Gründung der Afrikanischen Union (AU) beschlossen.
GüTeE - 09.07.01 at 18:23:56
Je häufiger sie im gleichen Satz ein DU verwendet, um so mehr geht es ihr um das ICH.
*
Susee, Aussehen zählt angeblich in der Beziehung nicht (mehr). Deswegen hört man sowas mal ganz gerne, auch wenn es ein klitzekleinesbissi übertrieben ist. Das mit dem Glanz war nicht schwer zu erraten. Ohne Glanz geht gar nix. Jetzt sag nicht, Du hast sie WIRKLICH getroffen.
HalfManHalfBiscuit - 09.07.01 at 18:12:30
Hallo, Jochen R., das Krankenhaus ist schon so gut wie ausgedruckt in allen (bisher) 23 Kapiteln. Jetzt fehlt mir bloß noch die Adresse, wo ich es hinschicken soll. Oder willst du etwa eine Mammut-Mail-Anlage?
Lana Hoff , Sicklingen * - 09.07.01 at 18:06:30
Ende der Wut -Ende des Tollwood.
München ist die Kulturstadt von morgen.
Sagte der Pressesprecher der LHM.
München ist enorm interessant, was Kultur betrifft, so ungemein vielseitig und vor allem aufgeschlossen.
So ist auch das Tollwood. Ein Festival, das Ende der Achtziger als ursprüngliches Umwelt und Ökofestival begann.
Als noch Improvisation und Umwelt sich in die Wiesen vorm Olympiaberg für 2 Wochen festsetzte, ein Zelt noch von der Stadt München mit einem Betrag von DM 2000.- gesponsert wurde und ausschliesslich Ökobier ausgeschenkt wurde.
Die ersten Jahre waren immer noch von der Stadt mit Kulturzuschuss bedacht worden, längst waren die Künstler nur die Aussenbeigabe um diesen Zuschuss einzustreichen.
Aber immerhin, es gab Ausstellungen, Performances und regelmässige musikalische Improvisationen live und gratis.
Nun, wir wissen ja, was das Tollwood nun geworden ist, nachdem der Initiator Uwe das Zepter an seine Lebensgefährtin Rita abgegeben hat:
das erfolgreichste Musik und Theaterfest in ganz Bayern, mit heuer sogar nahezu einer Million Besucher.
Mit einem Wintertollwood auf der Theresienwiese(Oktoberfest) und natürlich mit über 300 Anbietern aus dem Sammelsurium Kunsthandwerkelei, Dritte-Welt-Touch oder Festivalzubehör. Ebenso geschmackvoll auch die stets wachsende kulinarische Vielfalt, alles garantiert über 8.- ob Döner,Falafel, Flammbrot oder Pakora.
Und natürlich das Bier: jetzt gibts nur noch die erfolgreichsten Biere des Landes Bayern, Andechser und Paulaner, Spaten und sogar Dorada.
Ist ja klar, dass nun sogar ein Wiesenwirt sich hier in die tolerante Welt der tollwütigen Münchner gedrängelt hat. Er hat nun ein Originalholzhaus aus BAyern da stehen und verkauft Schweinswürstl und Bier und spielt die Hitparade rauf und runter. Caipies gibts auch, multicockti!
Sein Ausspruch in der Presse: "Saufen däan di do genauso wia olle, Öko hin oda häa. Bloss gibts weniga Schlägarein"
Ein Prosit also!!
Und falls noch einer mal die ungesunde Angewohnheit hat sich einen Sargnagel in die Fresse stecken zu müssen, auf einem Ökofestival!, der wird durch die absolut herrschaftliche Sponsorenschaft von Philipp Morris daran erinnert, dass es hier in erster Linie um Kultur geht und nicht um Anbieterfreiheit:
auf dem ganzen Gelände, bis zu einem Umkreis von 1,5 km gibts es ausschliesslich nur die gesunden Zigaretten von Phillip, auch in den Automaten.
Das nennnt man stille Beteiligung.
Und die Umwelt? Ach ja, die wird repräsentiert in Holzskulpturen, die am Rande des Sperrenzaunes stehen und "in diesen ist alles möglich", wenn wer will kann er einfach spontan und so. Aber der Sturm hat sie leider letzte Nacht aus der Bahn geworfen, diese Kunstjungfrauen. Und heute werden sie abtransportiert.
Übrigens: wer auch mitmachen will, bei diesem Kulturzirkus, der kann sich jetzt bewerben: Standgebühr für 3 Wochen DM 4000.-. Es werden wieder 20 neue aufgenommen.
Wenn das nicht die Kultur von morgen ist.
ALINIA alpencity,Weltkulturstadt * - 09.07.01 at 17:24:20
@hippi: danke, herr lehrer. ohne menschen wie dich wäre ich total aufgeschmissen. bin nämlich zu blond zum geradeauslaufen.
@hmhb: ich habs gesehen, das spiegelbild. du bist tatsächlich wunderschön. estelle war verwundert, sagte, sie erinnre sich an nichts. ich hab ihr nicht ganz geglaubt. sie hatte diesen verdächtigen glanz in den augen...
@deadly: du rührst mich zu tränen. echt.
susee weichgekocht, zurück aus den bergen * - 09.07.01 at 16:01:42
Er schloss die Tür auf und betrat seine Wohnung. Die Stille begrüßte ihn schon auf der Schwelle, wie jeden Sonntag schlug sie ihm entgegen, gefolgt von der eigenartigen Leere. Er hatte sie zum Bahnhof gebracht und nun, hier im Flur, die Haustür noch nicht hinter ihm zugefallen, lag Ihr Geruch unverkennbar in der schwülen Abendluft. Er schloss die Augen und sog ihren Duft tief durch seine Nase ein. Sein Blick fiel auf die beiden Weißweingläser, die, das eine noch halbvoll mit einem halbtrockenen Riesling (er schätzte die lieblichen Weine nicht sehr, doch er hatte sich ihrem Geschmack gefügt - zumindest wenn sie zu Besuch war, hatte er immer wenigstens einen halbtrockenen im Kühlschrank), auf dem Küchentisch standen. Er hob das halbvolle Glas und ging die paar Schritte in Richtung des viel zu kleinen Wohnzimmers. Er nahm einen tiefen Schluck, verzog leicht die Mundwinkel und setzte sich lächelnd auf seine Couch. Er betrachtete die zerknautschte Sofadecke auf dem Boden vor dem Fernseher. Sie hatten ein angenehmes Wochenende verbracht. Viel Wein, viel Nikotin und zuviel Kopfschmerzen. Der Sex hatte die Kopfschmerzen erträglicher gemacht, doch nun, da sie gefahren war, kamen sie in abgeschwächter Form zurück. Er beschloss nicht unnötig zu leiden und ging ins Bad, um sich eine weitere Paracetamol holen. Beim Anblick seines Spiegelbildes stellte er sich wieder einmal die Frage, was ihr an ihm eigentlich gefiel. Er war nicht der Mensch, der sich selbst als hässlich bezeichnen würde, doch fiel es ihm manchmal schwer zu glauben, dass sie ihn wirklich liebte. Beim Verlassen des Bades wurde er eines kleinen roten Punktes, nicht viel größer als der berühmte Stecknadelkopf, auf den weißen Bodenfliesen gewahr. Er riss ein Stück Toilettenpapier von der Rolle, befeuchtete es unter dem Wasserhahn und wischte damit über den Fleck. Er setzte sich auf den heruntergeklappten Klodeckel und sah sich das Papier an. Der rote Fleck, an den Rändern venezianisch-rot auslaufend, hatte seine runde Form verloren. Ein Komet. Ein blutiger Komet. Blut.
Blutung, Hämorrhagie [grch], der Austritt von Blut aus der Blutbahn; je nach Menge und Schnelligkeit unterscheidet man Bluttröpfeln, Blutfluß, bedrohliche B. sowie Blutsturz (plötzliche Massenblutung).
Menstruation [lat.], grch. Menorrhöe, auch Monatsfluß, Periode, Regel, die bei der geschlechtsreifen Frau in etwa 28tägigen Abständen (Zyklus) auftretende Blutung aus der Gebärmutter.
Sie war etwas unachtsam gewesen. Fasziniert betrachtete er das bisschen Rot, das Blut ihrer Lenden. Er würde es ihr nicht erzählen, denn es wäre ihr peinlich, dafür kannte er sie gut genug. Er lächelte bei dem Gedanken. Er faltete das Papier ordentlich zusammen und überlegte, dann plötzlich stand er kopfschüttelnd auf, klappte den Deckel hoch und spülte das Papier hinunter. Er putzte sich die Zähne, zog sich aus und ging ins Bett. Schmunzelnd schlief er ein.
spoon Bochum * - 09.07.01 at 15:36:47
Ich nenne Dich A.
Wie Anfang, oder hättest Du lieber Adam geheissen?
Das Cafe mit der Terasse zum Südosten des Brunnenplatzes,kühl, morgens.
Zwei andere Gäste sinken, ihre Gesichter wechseln die Zeitung.
"Ich verabscheue Routine. Diese tagein tagaus gleichen Scheinhandlungen."
""Ich liebe Rythmus. Sich wiederholende Prodezuren, Tag und Nacht."
A. giesst sich einen Pastis ein, rührt mit dem Löffel geistesabwesend im Eis.
"Wie kanst DU so leben?Ich erkenne Dich nicht wieder."
"Wie kannst DU so etwas fragen. Hast Du mich icht einmal gekannt?"
Willy, der WInd grinst. Er fegt sie leer die Tische, in 10 Sekunden.
Der Pastis leert sich, mein Cafe au lait verendet im Tischtuch.
A.krallt meinen Arm und wir drücken uns unter einen Dachvorsprung, mein Arm wehrt einen fliegenden Unterteller ab.
"Siehst Du, soetwas hätten wir sonst nie erleben können," sagt er und nimmt mich in die Arme.
ALINIA alpencity * - 09.07.01 at 12:43:18
Jochen Berlin * - 09.07.01 at 11:46:57
ich zumindest liebe deine texte
monsun_rave boomtown/sahara * - 09.07.01 at 11:03:42
klara, sagt sie, als sie die wohnungstür öffnet, ich weiß auf einmal nicht mehr,
was liebe ist.
klara lacht und zieht ihre jacke aus.
das ist wieder typisch du, mir so die tür aufzumachen.
sie gehen arm in arm in die küche und klara legt die wange an ihre schulter.
kaffeetrinken mit dir und darüber reden, was das mit der liebe so ist, sagt
klara und setzt sich.
was fragst du mich denn überhaupt, du weisst doch, davon weiss ich nichts.
sie stellt einen topf mit milch auf den herd.
klara schaut sie an, du lebst mit ihm und es geht euch gut zusammen. ist das
nicht liebe?
gutgehen ist nicht liebe, antwortet sie. soviel ich weiss.
klara lächelt und streckt ihr die hand entgegen. schwestern, sagt sie, das ist
liebe.
jaja, das mein ich aber nicht.
die milch kocht und sie schaltet die platte ab.
klara gießt kaffee in die tassen und hält sie ihr beide hin.
tja, sagt sie, zusammenleben. gutgehen. sanella ist backen.
die heiße milch läuft ihr über die hand.
kinder, sagt klara und stellt die tassen auf den tisch.
als sie sich setzen lächeln sie nicht mehr und sie sagt, ich habe am wochenende
einen einem menschen geküsst, der mir das herz zerreisst.
ist das denn liebe, fragt klara und nimmt einen schluck.
ich weiß eben nicht mehr, wasliebeverdammtnochmalist.
zu viel schlechte songs, sagt klara.
du liebst die hände, die dich berühren, so warst du schon immer.
beim aufstehen stolpert sie.
Anna Luz Exhauptstadt * - 09.07.01 at 10:31:41
get done V
Du erzählst allen die gleichen Geschichten, sie sagt stories, du erzählst allen immer das gleiche, ob er nicht mal etwas anderes, sie sagt geh doch raus, Mensch! geh doch raus, erleb was, es sei so einfach - das, und warum er nur klagt, nennt ihn pietätlos, ein Stripper, für dich ist Stress ein Kabinettstück, Stress im Ensamble mit dem Zynismus des Schwarzsehers, des Immerjammernden! du erzählst immer von dir nur, du du du und dein Scheißjob, jetzt schreit sie ihn an, du kannst Schwäche nicht wie, sie sucht nach dem passenden Ausdruck, nicht wie so einen verfickten Kontrabaß vor die Eier halten, sich immer verstecken! er zuckt leicht zusammen; vor Luftzug, alle Fenster geöffnet, tänzeln die Kerzen, vieles auf dem Tisch ist kalt geworden, schmeckt nicht mehr.
Während sie in seinen Rotwein flucht, läuft im Hintergrund Craig Davids Rendezvous auf repeat. Er sagt einmal mitten durch ihr Geschrei wie gern er das Lied doch hört, reibt sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger dann über die fest verschlossenen Augen, erst von innen nach außen, dann in kreisender Bewegung zurück die Nasenwurzel hinab und am Schluß seitlich langsam über die Wangenknochen bis er mit der Handfläche den Mund verdeckt hat, als sei ihm dort am kältesten.
Sasa * - 09.07.01 at 02:58:09