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loop Archiv #22 (1.12.-7.12.1999)

anders als im pool sind hier die neuesten einträge oben

loop Archiv #21,loop Archiv #23


loop



heidelberg, poetensitz bekommen, merkwürdige veranstaltung, aber sehr nett, in der kunsthalle unter wunderbaren bildern. erst drei reden, der kerl, der die bürgermeisterin vertreten hat, hats gut gemacht, schön kurz und fertig, der typ, der den geldgeber vertreten hat, saß neben mir, hat immer wieder lachen müssen, sehr freundlich, dann sehr schöne laudatio, hat textpassagen vorgetragen, wo ich ne gänsehaut bekommen hab, irreal, eigner text, dachte dann: scheiß drauf, der is halt gut, dann nach vorn, gelesen, langsam, anja immer im visier, das thermometer, obs gut kommt oder nicht. kam gut, applaus, hab mich sehr gefreut, dann wieder lange rede, dann auf den rotwein gestürzt. haben sie das selbst erlebt? ich guck die an, sag ja und dann: das ist ja traurig. o gott, was soll das. ja, ich bin halt das erste mal hier und wollt mal gucken.
dann mit anja in ne irische kneipe, live-musik, der kellner bringt lasagne mit pommes, sagt: macht achtzehn, hebt den kopf und schreit fuck off zu dem sänger. gutes gegenprogramm, sagt anja.
heidelberg im regen, hässlich, sehr dumpf, selbst das schloss bleibt fragmentarisch zurück.
gestern lit.-haus, crauss, jan, tom, terezia, POP würde ralf bönt schreiben. gestern bei jan ne neue prosa von ralf gelesen. man, ist das dick und fett und gut.

MEINE ANSICHT ZU DEUTSCHLAND: früher begann der tag mit einer rohrbombe, sagt tom


björn kuhligk berlin, - 07.12.99 at 23:33:53




werter melini aus hamburg,
ihr habt recht, arro ganz ist kein guter ratgeber, genauso wenig wie koks eine richtige heiztemperatur erzeugt im wintergarten der wörter. wart ihr, werter freund schon einmal mit jack london oder höchstpersönlich in alaska? es ist schöner als jedes cliché. wart ihr, werter freund, schon einmal mit george im "totgesagten park" oder mit hermann hesse im nebel? es ist schön jenseits aller clichés. warum wandert ihr nicht in den ziergärten der sprache und pflegt und betrachtet die blumen des bösen. beachtet die sprachlosigkeiten und die fünf freunde auf großer fahrt in berlin, und ihr werdet erkennen, dass kesse blicke und in champagner gewälzte worte auch zum rohrkrepierer werden können. mit stuckrad-barre zu sprechen, werter melini, wenn der dichter schlank bleiben will, muß er kotzen. aber er mache die flecken bitte nicht auf meiner bettdecke.


heinrich battling rotenburg, täuschland - 07.12.99 at 21:48:58




REAL.
niel mitra sagt:
- als ich am 1.1.1999 um 5:30 aus dem club war, wußte ich, wie ich meinen rückblick 99 beginnen würde:

1999 war ein seltsam krasses jahr.


alexander runte münchen, - 07.12.99 at 21:01:23




hübsches Gedicht, Andrea. Noch schöner wärs, würde der vierhebige
Jambus durchgehalten. Aber die "Trockenmilchkühe" fordern nun mal
ihren Tribut. Seis drum. Und danke für das Kompliment neulich.


helmut K. M., D. - 07.12.99 at 19:23:24




von drauss vom walde kommt er her, der heinrich, von dort, wo man noch
echte eintönigkeit erleben kann und eins wird mit der weite. Und wo man
still wird vor der größe der schöpfung und so. Und wo man dann die Worte
wiederfindet. Ja ja. Stille Tage in cliché. Heinrich, der Schlitten bricht.
So sprachlos find ich die hier alle gar nicht. Und das mit dem ende der welt
vor den füßen ist dann doch einigermaßen arrogant. Nicht motzen, machen.

ein einsamer loopus, auf der flucht vor jack london-battling


melini hamburg, D - 07.12.99 at 19:08:26




hallo elsbeth aus flensburg,
hätte auch mal gerne wasser unter den füssen, ungeahnte tiefen, und brisen im ohr. würde ins eismeer fahren und bei den bären einkaufen. es gibt dort regale voller träume und buchstaben. habe schon viele aus dem loop getroffen. sind immer so sprachlos. die grenzen ihrer welt sind nicht weit von ihren füssen. ja, auf einem mächtigen pott zu sitzen und nach alaska. dort umsteigen auf einen schlitten und wochenlang durch ddie stille des eises. anschliessend würde ich die wörter entladen und sie nicht verzollen.

grüsse aus dem regen


heinrich battling rotenburg, täuschland - 07.12.99 at 18:38:02




Perfekt World wird immer besser.


kathrin halle, sachsen-anhalt - 07.12.99 at 17:45:09




Perfekt World 2.6
'Entschuldigung.', sagte er etwas zu laut und korrigierte sich. 'Ich wollte nur nach dem Weg fragen.'
Sie lächelte und strich sich mit nassen Fingern ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
'Ich bin beim Abspülen.', sagte sie und wedelte mit beiden Händen in der Luft. Ihre Finger waren lang und schlank. Eiseisbaby sah ein Handtuch auf der Ofenbank liegen und hob es auf. Sie nickte und er warf es ihr zu.
*
Sagt an! Was sind denn das hier für Helden? Polizei? GSG9? Hey, wenn man was zu sagen hat, dann steht man auf und sagts. Alles andere ist für Camper, ihr Weicheier. Die Show könnt ihr dann auf der Love Parade abziehen. Haare buntsprühen, Bäume bepinkeln und Titten zeigen und sowas.


eiseisbaby münchen, bayern - 07.12.99 at 15:16:15




ein writer's block
ist ein leerer weisser stapel papier
ein notizblock
aus schweigen
---

Absurdes für Alle

Es ist dieses drama, wo die Frau nach und nach im boden versinkt
und ihr mann nur noch ab und zu vor sich hin grunzt. Premiere, und
gar nich mal schlecht, meinen wir. In der pause der eierkopf aus einer
vergessenen Welt, der ewige student, ein humpty dumpty, den sie einfach
auf seiner mauer sitzen liessen. Das akademische proletariat, sagt Herr
Schwafelnitz, und der muss es wissen. Auf der suche nach kaffee durch
ein riesiges schwarzes spiegelkabinett im foyer, das klicken von absätzen,
parfumreste, gemurmel.Dann der mann, der weiss, wo's langgeht. Er legt die
hohe stirn in falten. Naja, vorsicht, das stück setzt patina an, säuselt er in
einem tonfall, als müsse er gerade dem kollegium verkünden, die kaffeemaschine
sei defekt. Und diese manierismen. Ob er weiss, wie man das schreibt, frage ich
und gehe weiter. Das café ist voller selbstbemalter halstücher und norwegerpullis.
Olga und humpty dumpty trinken wasser. Ich will action im theater, meint er.
Am ende wird er uns fragen, was jetzt die message war und ob er sein
leben ändern soll. Wir werden stumm und fragend seinen blick erwidern.

Ich träume von der frau mit den warmen eisaugen aus einem früheren leben,
so scheint es. "Aber du regst dich immer noch so schön auf wie früher," lächelt sie.


melini hamburg, D - 07.12.99 at 15:16:09




Adventskalender

Schnell soll es gehen. Hemd, Schuhe, Kravatte, Schal, Wollmütze und raus. Zurück, Brille vergessen. In die Einkaufspassage. Dem Buchverkäufer muß ich meinen Namen fünfmal sagen, bis er zumindest den Vornamen hat. Beim Nachnamen fragt er wieder. Atmen, ruhig atmen. Im Fotobuchregal suche nach "Sibylle - 30 Jahre Modefotografie". Die Leute stehen herum, überall, drehen sich um, blicken in andere Richtungen und stehen im Weg, im Weg, im Weg. In der U-Bahn im Weg, im Kaufhaus im Weg, auf der Straße im Weg, vor dem Toreingang des Friedhofparks.

Auch vor dem schmalen Fotobuchregal braucht einer die ganze Breite. "Darf ich auch mal?". Empört, als habe er einfach nur recht. "Sie können sich ja auch ein Buch nehmen und gucken." Dass ich überhaupt nicht in den Latex-Büchern blättern will, dass ich ohnehin nicht einfach so Bücher herausnehme, um in ihnen zu blättern, sondern dass ich schnell, vor allem schnell ein Buch finden, es bezahlen, und dann nach Hause will: wäre ihm das zuviel? Verstünde er das überhaupt?

Schnell raus, schnell nach Hause, Bohrmaschine kaufen, 8er Dübel, 8er Haken und Bilderklemmen. Zuhause Mütze, Schal und Jacke weg, Bohrmaschine auspacken - warum kann ich nicht mehr eine Bohrmaschine in die Hand nehmen, ohne an Ellis zu denken? Hat er damals etwa auch die Marke genannt? Oh Gott wie abgeschmackt. "Ficken" sagen und schimpfen wie Heike. Ösen an die Bilder, Dübel in die Wände, im oberen Stock mit Stiefeln auf das Geländer. Der schönste Platz für ein Bild. Wenn die Löcher verbohrt werden, gibt es ein Problem. Die linke Hand an der Wand, die rechte an der Maschine, auf die Bleistiftmarkierungen ansetzen und einhändig wie Gary Oldman in Leon Professionel ansetzen. Prima Krach.

In den tiefen Lagen maunzt der Verstärker, als ob ein Astloch den Elektromotor einer Kreissäge abgewürgt. Dann gluckert und blubbert die Zerrung und schließlich federt das Feedback die Quartenschichtungen über das Stück hinweg wie Brise den Eissegler. Zoot Allures, stolz und klar, willkommen zu Hause.


Fernando Berlin, - 07.12.99 at 14:05:52




Nie im Leben ist M.v.U. ein Rocker!


GSG9 - 07.12.99 at 13:54:26




MORITZ VON USLAR mufft.
Immer alles Doppelpunkt klar. Immmer alles Comicwelt: Fotzen, Fotzis, Superhelden. Immer: here we go. Alles: Klassiker. Alles: ihr wisst schon. Alles: alte Männer an der Theke. Hier zieh ich lang und mache meinen Weg. In 80 Sätzen um die Welt: eh klar. Besser noch: logisch. Zweiwertig. Plus ein wenig Mengenlehre, Völkerkunde, Menschenkenntnis. Fette Thesen aus Küchenpsychologie. Hauptsache, es knallt. Let it gähn. Immer alles: gut und alt. Besser noch: lässig. So soll es bleiben, dann kenn ich mich aus. Eine Leier, ein Tonfall. Ob in Musik, Text oder Leben: we call it Alt-Rocker. Hihi: dann wieder ein Schelm. Bitte nicht für voll nehmen. Okay.


Polizei - 07.12.99 at 12:31:14




Trüffelschweine

Aufgerauht mit Sinnes Wesen
Gefeilte Wörter, kopfverlesen

Von Trockenmilchkühen abgegrast
Die weiten Felder. Ich nur Gast.

Verpflügte Rasennarben kranken
An Grabungsversuchen nach Rohgedanken

Und Literatenschweinenasen
Wühlen im Humus, wo viele schon fraßen

Kaum deckt das dünne Stoffgewand
Mein Herzensblut im Kopfverband


andrea frankfurtgriesheimcity, - 07.12.99 at 12:15:11




Weihnachtsterror. Morgen, Münchner Innenstadt: Zwei schwerbewaffnete Weihnachtsmänner überfallen die Filiale der Deutschen Bank. Her mit den Mäusen! Anschliessend töten sie den Filialleiter mit drei gezielten Schüssen in den Kopf. Peng. Peng. Peng. Alles blutverschmiert, Kunden schreien. Hinlegen, Hände über den Kopf! Die Angestellten (verunsichert) stopfen alles in die Gabensäcke, was nicht nietundnagelfest. Banknoten, Münzen, Computerbildschirme, Bürostühle, Handys. Ein Zeuge berichtet: einer der Weihnachtsmänner habe unablässig-unmusikalisch gegrölt. Dschingellbells! Dschingellbells! Dschingellbells! Mit vier bis sieben Säcken und einer Gesamtbeute von über 12 Millionen Mark (grobe Schätzung), flüchten die Räuber in einem grünen Ford Taunus, Baujahr 1979, maschinenpistolenfeuernd, kleinkinderüberfahrend, hundekotplattwalzend. Die Polzei bittet um sachdienliche Hinweise. Ein Premiere World Abo wäre aber auch nicht schlecht. Dankeschön. Sehr freundlich.


eiseisbaby münchen, bayern - 07.12.99 at 10:43:11




Stuttgarter Westen, dichtbebautes Gründerzeitquartier mit einzelnen Nachkriegslückenfüllern. Wohnungen, Eckkneipen, Büroetagen, Hinterhofwerkstätten. Parkplatzsuche ziemlich aussichtslos. Wenigstens fahre ich immer noch diesen alten Panda und nicht so ein Schiff wie der Kerl da vor mir. Düsseldorfer Kennzeichen, na dann Helau ! Da eine Lücke, direkt vor dem Sozialgericht. Da passt der doch nie rein. Aber ich. Steigt der Kerl aus und fuchtelt wild mit den Armen herum. Aber das ist doch - das kann doch nicht wahr sein ! Ich steige auch aus, der scheint mich jetzt auch zu erkennen. Es ist B., tatsächlich. Alter Kumpel aus Dortmunder Schultagen. Damals in der Obersekunda musste ich für ihn und die halbe Klasse Liebesgedichte schreiben, und er hat derweil systematisch die andere Hälfte entjungfert. Na, ich bin ja nicht nachtragend.
Er : Was machst du denn hier ?
Ich : Du, ich bin hier zuhause, seit Urzeiten.
Er : Ich bin jetzt auch hier gelandet. Bei Siemens.
Ich : Sind die nicht jetzt draußen in Welimdorf ?
Er : Genau. Bürowüste auf der grünen Wiese. Immerhin S-Bahn direkt vor der Tür.
Ich : Und was machst du da so ?
Er : Verkaufsförderung für Südwestdeutschland.
Ich : ???
Er : Na ja, eigentlich komme ich ja von der Elektronik her. Erst in Erlangen ...
Ich : In Erlangen kenne ich auch jemand.
Er : Auch bei Siemens ?
Ich : Nöö.
Er : Eine Freundin ?
Ich : Nö. Das heißt, vielleicht doch. Ist ja ein weiter Begriff. Bei Siemens kenne ich übrigens auch jemand. In Frankfurt, glaube ich. Annegret Held, die Baumfresserin.
Er : Seltsame Bekannte hast du.
Ich : Quatsch. Eine Schriftstellerin. Und ihr neues Buch.
Er : Und du ? Schreibst du auch immer noch ?
Ich : Klar. Gedichte, die keiner haben will. Und Schriftsätze fürs Sozialgericht.
Er : Schriftsätze ? Bist du etwa unter die Juristen gefallen ? Oder (meckerndes Gelächter) hast du schon mal deine Rente eingereicht, und die machen jetzt eine sachverständige Gesichtskontrolle, ob du auch alt genug aussiehst ?
Ich : Du, das ist eine lange Geschichte. Erzähle ich dir ein anderes Mal. Stehst du schon im Telefonbuch ?
Er : Klar. In Sillenbuch oben.
Ich : Erzähl du doch mal. Was sollst du denn jetzt für die hier so verkaufen ?
Er : Ich war doch zuletzt oben in Düsseldorf. Siemens Verkehrstechnik, früher Duewag. Entwicklung von elektronischen Antriebs- und Lenksteuerungen für gleisbogengesteuerte Einzelradfahrwerke. Dazu eine Art ABS mit Bremsenergierückgewinnung. Alles als servicefreundliches Kompaktaggregat. Braucht man für Niederflurstraßenbahnen. Ein Verkaufshit.
Ich : In Stuttgart kaum. Wir haben hier Hochbahnsteige.
Er : Klar, Stadtbahnen verkaufen wir ja auch. Ist aber nicht so mein Ressort. Aber in Freiburg, Karlsruhe, Mannheim-Heidelberg, Ludwigshafen natürlich, Heilbronn, Ulm und so gibt´s für mich schon genug zu tun.
Ich : Du, ich muss jetzt hier rein. Mündliche Verhandlung. Ich ruf dich an.Grüß deine Frau, falls ich die noch kenne ! Du hast doch nicht schon wieder eine neue ?
Er : Tschüss ...


Hippi, Stuttgart, Schwaben international - 07.12.99 at 10:12:44




Stuttgarter Westen, dichtbebautes Gründerzeitquartier mit einzelnen Nachkriegslückenfüllern. Wohnungen, Eckkneipen, Büroetagen, Hinterhofwerkstätten. Parkplatzsuche ziemlich aussichtslos. Wenigstens fahre ich immer noch diesen alten Panda und nicht so ein Schiff wie der Kerl da vor mir. Düsseldorfer Kennzeichen, na dann Helau ! Da eine Lücke, direkt vor dem Sozialgericht. Da passt der doch nie rein. Aber ich. Steigt der Kerl aus und fuchtelt wild mit den Armen herum. Aber das ist doch - das kann doch nicht wahr sein ! Ich steige auch aus, der scheint mich jetzt auch zu erkennen. Es ist B., tatsächlich. Alter Kumpel aus Dortmunder Schultagen. Damals in der Obersekunda musste ich für ihn und die halbe Klasse Liebesgedichte schreiben, und er hat derweil systematisch die andere Hälfte entjungfert. Na, ich bin ja nicht nachtragend.
Er : Was machst du denn hier ?
Ich : Du, ich bin hier zuhause, seit Urzeiten.
Er : Ich bin jetzt auch hier gelandet. Bei Siemens.
Ich : Sind die nicht jetzt draußen in Welimdorf ?
Er : Genau. Bürowüste auf der grünen Wiese. Immerhin S-Bahn direkt vor der Tür.
Ich : Und was machst du da so ?
Er : Verkaufsförderung für Südwestdeutschland.
Ich : ???
Er : Na ja, eigentlich komme ich ja von der Elektronik her. Erst in Erlangen ...
Ich : In Erlangen kenne ich auch jemand.
Er : Auch bei Siemens ?
Ich : Nöö.
Er : Eine Freundin ?
Ich : Nö. Das heißt, vielleicht doch. Ist ja ein weiter Begriff. Bei Siemens kenne ich übrigens auch jemand. In Frankfurt, glaube ich. Annegret Held, die Baumfresserin.
Er : Seltsame Bekannte hast du.
Ich : Quatsch. Eine Schriftstellerin. Und ihr neues Buch.
Er : Und du ? Schreibst du auch immer noch ?
Ich : Klar. Gedichte, die keiner haben will. Und Schriftsätze fürs Sozialgericht.
Er : Schriftsätze ? Bist du etwa unter die Juristen gefallen ? Oder (meckerndes Gelächter) hast du schon mal deine Rente eingereicht, und die machen jetzt eine sachverständige Gesichtskontrolle, ob du auch alt genug aussiehst ?
Ich : Du, das ist eine lange Geschichte. Erzähle ich dir ein anderes Mal. Stehst du schon im Telefonbuch ?
Er : Klar. In Sillenbuch oben.
Ich : Erzähl du doch mal. Was sollst du denn jetzt für die hier so verkaufen ?
Er : Ich war doch zuletzt oben in Düsseldorf. Siemens Verkehrstechnik, früher Duewag. Entwicklung von elektronischen Antriebs- und Lenksteuerungen für gleisbogengesteuerte Einzelradfahrwerke. Dazu eine Art ABS mit Bremsenergierückgewinnung. Alles als servicefreundliches Kompaktaggregat. Braucht man für Niederflurstraßenbahnen. Ein Verkaufshit.
Ich : In Stuttgart kaum. Wir haben hier Hochbahnsteige.
Er : Klar, Stadtbahnen verkaufen wir ja auch. Ist aber nicht so mein Ressort. Aber in Freiburg, Karlsruhe, Mannheim-Heidelberg, Ludwigshafen natürlich, Heilbronn, Ulm und so gibt´s für mich schon genug zu tun.
Ich : Du, ich muss jetzt hier rein. Mündliche Verhandlung. Ich ruf dich an.Grüß deine Frau, falls ich die noch kenne ! Du hast doch nicht schon wieder eine neue ?
Er : Tschüss ...


Hippi, Stuttgart, Schwaben international - 07.12.99 at 10:11:26




Drama, Tragödie oder Komödie?

"Solche Veranstaltungen sind doch eigentlich Tragödien", flüsterte Sie ihm ins Ohr, als sie nach der Vernissage noch zu dem obligatorischen Stehempfang mit art-Palaver und Champus geladen wurden. "Nein, meine Liebe, eher Dramen", sagte er und deklamierte in unangemessener Lautstärke: "Denn das Drama ist die Tragödie Mensch und ihr Held ist der Sieger Wurm!" "Poe?", fragte Sie unschuldig. "Oh, gleich erkannt?" "Ja," log Sie, dabei hatte sie in Wirklichkeit nur erkannt, auf welchem ihrer Körperteile die ganze Zeit sein Blick ruhte.
*
Der letzte Streit war der Streit gewesen, der der eine zuviel ist. Es war eben kein besonders heftiger Streit, keine finale Offensive oder ein brachialer Gegenschlag, sondern nur einer der zahlreichen Grabenkämpfe, in denen sich beide Gegner ermüden, gegenseitig schwächen, aber ohne Raum zu gewinnen, ohne eine wie auch immer geartete Lösung zu erzielen. Ein Abnutzungskrieg - zwischen zwei ebenbürtigen Parteien. Ungewinnbar, kaum verlierbar. Kein Hoffen auf ein Cannae, aber auch keine Angst vor einem Zama. Lange Zeit hatten sie beide gedacht, ihre Auseinandersetzungen wären nur die Auseinandersetzungen, die "halt mal vorkommen". Beide hatten sich gefreut, dass diese Auseinandersetzungen immer auf einem schlauen Niveau stattfanden, nie persönlich werdend, nie verletzend. Beide jedoch hatten auch übersehen, dass die Auseinandersetzungen am Ende ein nicht mehr stoppbares Eigenleben entwickelt hatten, ein Selbstzweck geworden waren, der die Momente des Friedens immer weiter zurückdrängte, überschattete. Selbst die scheinbar friedlichen Momente wurden am Ende doch immer von einem guerre drôle überlagert.
"Eigentlich ist das ganze doch ein Drama, das Drama der Gescheiten!", sagte Er, als Er einen Koffer für seine Sachen suchte. "Eher eine Komödie!", sagte Sie, "die Komödie der Gescheiterten!" Inzwischen hatte Er einen Koffer gefunden und begann seine Hemden ordentlich aus dem Schrank zu heben und in dem Koffer zu verstauen. Er: " Wenn wir Selbstzerstörung im Namen der Sehnsucht betreiben?" Sie: "Oder Selbsttäuschung im Namen des Realismus?" Beide schwiegen, deutlich langsamer als vorhin räumte Er weiter den Kleiderschrank aus. "Können wir uns vielleicht auf Komödie der Gescheiten einigen?", fragte er überraschend schüchtern. Sie zögerte, nickte dann aber.
Fast eine Art Friedensschluß dachte Sie, während Sie ihm zusah, wie Er die Koffer in sein Auto verlud.


Aspera, Kennzeichen BN, Rainland - 07.12.99 at 01:07:02




Nikolaus

Regine

Olli

Mary

Bülent

Maya

Conny
Zora
Jenny
Steffi

Matthias:
übers Phonodrom geredet
er sagte, ein Mädchen habe gesagt,
er tanze, wie ein Flummi

und dann hat er mich,
auf dem Flur, so verschwörereisch
beiseite genommen,
das liege nämlich daran, dass er --

aber da wurde das Gespräch unterbrochen,
weil mich jemand anders begrüßte,
und mit mir sprach, und es mich
durch dieses Sprechen
in einen anderen Raum mitzog

Kianosh

Raquel
ihre Ultra

Agnieska
über Jeff Koons

Sven

Gesine

Henning

Marco


Andreas Praller Hamburg, - 06.12.99 at 22:22:49




ja hallo heinrich battling

der Kapitän fährt wieder auf der
ostseeligen See bei Windstärke
acht diesmal nicht die Fahrt von
Antverpen nach Casablanca er
schreibt Gedichte und mailt sie
mir mit Netscape Communicator
immerhin und immerher


elsbeth a. flensburg, de - 06.12.99 at 22:10:54




heute habe ich den Bus um
halb zehn genommen der fährt
über Tastrup und Sünderup
unterwegens stieg wie immer
der moin Sager ein steigt ein
und sagt was ich niemals sage
immer nur hallo sagt acht bis
dreizehn mal moin je nachdem
wieviele im Bus sitzen begrüßt
uns alle die wir uns doch nur
im Bus um halb zehn sehen


elsbeth a. flensburg, de - 06.12.99 at 21:58:29




eiseisbaby, lets go to lebenswert.
but first, muss das noch anders werden:

1. mein Fahrrad
2. mein Studium
3. meine CD-Sammlung
4. meine legalen Süchte
5. meine Polnisch-Fertigkeiten
6. meine 7 & 8 oder 9


seventh son - 06.12.99 at 19:01:37




Dein Nummerschild kenne ich nicht. Immer ist es dunkel, wenn ich die Wagentür öffne, mitten im Satz. Wenn ich keine Tasche habe, steige ich an einer Ampel aus, setze Schritte, bevor es grün wird. Andernfalls: eine Bushaltestelle, aus- und einsteigende Fahrgäste, dann nehme ich die Tasche von den Kindersitzen. Das aber ist fast schon ein Abschied, und oft findet sich kein Satz, in dem ich austeigen kann. Am Bahnhof kaufe ich Zigaretten, um Kleingeld zu haben. Heute stehen vier Japaner vor dem Passbildautomaten. Der mit der Brille muss hinter den Vorhang, das Mädchen hält seine Jacke, dann fällt das Geld durch, drei Sailor-Moon-Portemonnaies werden aus Rucksäcken gezogen, ich sehe auf die Uhr. Wie um den Vorgang nachträglich seine unweigerliche Peinlichkeit zu nehmen, fallen die Photos mit der weissen Seite nach vorne aus der 'Passbildausgabe'. Der mit der Brille steckt sie nicht verschämt in seinen Rucksack. Es wird beratschlagt. Zuviel Weiss. Das Mädchen, die Jacke noch immer unter dem Arm, stellt mit der linken Hand die Sitzhöhe neu ein. Wieder fällt das Geld durch. Den IR habe ich jetzt verpasst, will auch nicht zurück in diese montierten Geschichten ohne dich, immer sehe ich die Nahtstellen, den blanken Stahl der Konstruktionen, die Schweissnähte, die verbinden sollen, was sich unweigerlich selbst trennt. Über meinem Schreibtisch hängen 28 Photos, die Stecknadeln mitten durch den Mund. Das Mädchen reicht die Jacke, er putzt seine Brille. Doch, ja, die zweite Serie reicht also zum Dokument, wird behutsam in die Vordertasche des Rucksacks gesteckt, feucht sind sie nicht mehr, die Photos. Mein Geld fällt nicht durch. Ich muss nicht in den Spiegel sehen, die Perlenkette zeigt immer ihren Verschluss, eine Haarsträhne macht immer Krawall. Ich sage dem Automaten das 29. 'Ich möchte dich wiedersehen', dazu muss ich meinen Mantel nicht ausziehen. Die Bilder kommen schnell. Erst im IC ziehe ich sie aus der Manteltasche, eigentlich unnötig, dieser Blick, das ist wie aus dem Zugfenster zu sehen und die Kurve der Gleise vor sich zu haben, dort, dort wird man sein, gleich, unweigerlich. Meine Augen treffen mein rechtes Photoauge. Nur das rechte. Viermal ist meine linke Gesichtshälfte durch ein Weiss ersetzt. Viermal ein halbes Gesicht. Es gibt keine Geschichten ohne dich.


kathrin glosch - 06.12.99 at 17:28:49




Trauer muss ich tragen.
Adieu Traum, mein schöner Wurm.
Ich singe deinen schönen Tod
und flirte mit der Amsel,
die trägt auch schwarz.

Ich bin weise abgeklärt.
Oh wie gut, dass niemand weiß :
Ich heiße Rumpelstilzchen.
Ich liebe alles Schöne
und den Regenwurm
platonisch.

Respekt
vor der Amsel !
Sie pfeift einen Schlager :
Neapel sehen und dann den Tod
in Venedig.
Der Wurm schmeckt ihr.

Sieh jene Kraniche in großem Bogen !
Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,
Amsel, Drossel, Fink und Star.
Meine Amsel war schon da.
Ruhe in Frieden, Wurm :
Die Amsel wird dir schon pfeifen.




Hippi, Stuttgart, im Bedeckten - 06.12.99 at 16:24:01




Genau let's go lebenswert with eiseisbaby!

1. Quake3
2. Mein neuer Porsche 911
3. Christian Kracht
4. Absolute Beginners
5. Meine süsse Freundin
6. loop
7. Apocalypse now
8. Chevy Chase
9. Voodoo3
10. Das Finanzamt Ingolstadt



eiseisbaby münchen, bayern - 06.12.99 at 15:05:24




Hi glen venus out of space,

Fragen sind wirklich gut! Nie damit aufhören - sich allem stellen - erkennen - und dann auch nicht enttäuscht sein, wenn endlich Erkenntnis naht.

Aber es ist auch verdammt anstrengend. Manchmal ermüdend. Manchmal verwirrend. Wie einfach ist es hingegen, nicht zu hinterfragen. Einfach dahinzuleben. Kritiklos. Fragenlos. Aber dann bliebe man auch immer im Dunkeln. Keine Lichtblitze.

Da frage ich lieber. Du sicherlich auch!



K.-Der blaue Hummer München, - 06.12.99 at 12:14:39




In einer Jugendbeilage der SZ sind stets die Gründe zu lesen, warum das Leben lebenswert ist. Schokobrauner Kakao von Jürgen am MOrgen ans Bett gebracht - Knubbelfüße - Die Sahne vom EIs schlecken - Bambi - Tina Turner - Urlaub in der Karibik....

Ich fragte mich, was die Gründe bei mir sind.

Im Bett schmuckeln oder doch lieber gleich aufstehen und Power.
Schreiben oder doch lieber malen.
Faulenzen oder doch lieber auf den Stepper steigen.
Sündigen oder doch lieber diszipliniert sein.
Born to shop oder doch lieber born to save.
Zu jedem nett sein und Jedermanns DArling sein oder doch lieber nasty und unverblümt die Meinung sagen.
Karriere oder doch lieber Schöngeist.
Seinfeld oder lieber Mad about you sehen.
Spiegel oder lieber ART lesen.
Golf oder Tennis.

Ich bin mal wieder unzufrieden. Diese List ist sch..., sie bringt es nicht auf den Punkt.
Die Gegensätze sind es, die das LEben lebenswert machen. Heute so, morgen anders. Stimmungen folgen. Launen

In diesem Sinne - ich male jetzt.


K.-Der blaue Hummer München, - 06.12.99 at 12:04:21




0190 12345Wurzel6

Heiße Algorithmen, ungebändigte Primzahlen,
imaginäres Integrieren stetig gepaart mit lasziven Matrizen im Vektorraum der orthogonalen und unitären Homomorphismen,
nasse Spaltenvektoren und pi-pi-Transformationen bei indiskreter Verteilungsfunktion!

Egal, Ruf an!


korbinian, in Wallungen - 06.12.99 at 00:37:01




leichte Brise, 20 Grad, das Meer ist ruhig, von meinem Fenster herauf kann ich die Schiffe hören,brrr,macht mein Internetgefährte,die Luft riecht nach Salz,heute hat es in den Canadas geschneit, ein bischen weiss auf die schwarze Serpentinenstrasse nach El Cedro.
Ich arbeite,noch, an der Übersetzung deutscher Gedichte aus den 50gern ins Spanische, hartes Brot, die Worte so trocken gesetzt, Lakoonie, ich brauche liquido, etwas das die Seele beflügelt, halt - ich soll ja deutsch auf meiner Zunge haben, nicht schwelgen,nüchtern durch das Glas schauen:
"Der GIn schmeckt gleich um elf und drei,
das Soda wird nur schaler.
Wer will, der kann mich haben
für einen alten Taler.
Mein Bräutigam, mein Bräutigam
war einer von den sieben Raben,
tat einen dunklen Schrei
und wollte seinen süssen Schnabel
an meinem Herzen laben,
da spiesste ihn ein fremder Mann
auf eine Silbergabel.
Nun kann mich jeder haben..
Das Herz mein Freund
ist aber nicht dabei
bei diesem Preis,
dem Herzen, Freund, wird kalt und heiss
nur bei den Zärtlichkeiten eines Raben.
Darum haben
meine Freunde mich ertränkt..
Versprecht, dass ihr das Glas Chartreuse verschenkt,
in dem ich schwimme als ein gelbes Ei.

Hilfe, ich schwimme,bald auch borracio..


alinia santa cruz, europe - 05.12.99 at 22:31:24




hallo elsbeth aus flensburg,

je näher die küste, desto stärker der wind. schwalben fliegen auf dem rücken und auch möwen. bei euch kann man noch den kapten sehn, bei uns verdecken die feuchten nebel die lügen der leute. sie machen sie haltbar in alkohol, damit sie frisch bleiben. und morgen trinken sie aus dem selben glas. sie gehen spazieren und suchen sich - vergeblich. die sonne kam nicht durch. das wetter hatte einen schluckauf. ihre vergangenheit hatte kalte füße und ihre nase lief.


heinrich battling rotenburg, deutschland - 05.12.99 at 22:18:02




ihr Mann sei Meteorologe
sagt sie mir jedesmal wenn
wir uns wiedersehen hat
der Sturm in der Geschichte
den Schaden zu vergrößern
nicht aufgegeben am Abend
sich zu beruhigen und dem
Kapitän Lügen zu erzählen


elsbeth a. flensburg, de - 05.12.99 at 20:21:53




Heute ist Tag des Ehrenamtes, habe ich
gerade auf den Bildschirmen in den U-
Bahnen gelesen, deshalb schreibe ich
heute hier ganz ehrenamtlich, ohne Be-
zahlung. Habe aber, glaubs oder nicht,
heute trotzdem schon Geld verdient.
Dann kamen aber keine Daten mehr, und
ich bin nachhause gegangen. Und jetzt
sogar noch hier aufgekreuzt. Eine ost-
deutsche Kollegin hat meinen Humor
nicht verstanden. Als sie Zora zum
dritten Mal mit Cora angeredet hat,
habe ich laut überlegt, was man zur
Strafe aus ihrem Namen machen könnte:
Vielleicht Pannika? Darauf reagierte
sie kratzbürstig. Auch meine Bemerkung,
sie hätte meiner Meinung nach die typi-
sche Ost-Frisur (hinten hochtoupiert
und vorne platt), hatte sie ja schon
in den falschen Hals gekriegt. Sie kam
mir heute extrem bieder vor. Lag viel-
leicht daran, daß ich heute nacht im
Phonodrom mit zwei eher unbiederen neu-
en Kollegen (Mudi und Lars) unterwegs
gewesen war, die sich dann als recht
krasse Drogenkonsumenten rausgestellt
haben- -
Lars: Wir fahren mal eben zur Stern-
schanze und holen Koks...

Ich: Ich weiß nicht, wie lange ich
noch da bin
du brauchst nicht nach mir zu suchen




Andreas Praller, Hamburg, - 05.12.99 at 20:19:43




Entschuldigung für die Dopplung.
Nervöse Finger


A L, I - 05.12.99 at 16:11:26




Hey DJ, here we go.

Hab mit einem Freund meiner Schwester gesprochen, ein Autonomer. Der war gar nicht glücklich über Seattle, hat gesagt, dass waeren Reaktionäre, die da am Werk sind. Die wollen lauter verachtenswerte Sachen, nationale Arbeitsplätze, konservativer Naturschutz, Artenschutz, gegen Abtreibung.
Sagte, dass waere nicht unterstützenswert, voller Fehler.
Was mach ich nun mit meinem naiven Enthusiasmus?
Hatte gedacht, ich würde erstmals gleich mit ihm denken, wieder nichts.

Right here, right now.


A l i frankfurt, am meer - 05.12.99 at 16:10:18




Hey DJ, here we go.

Hab mit einem Freund meiner Schwester gesprochen, ein Autonomer. Der war gar nicht glücklich über Seattle, hat gesagt, dass waeren Reaktionäre, die da am Werk sind. Die wollen lauter verachtenswerte Sachen, nationale Arbeitsplätze, konservativer naturschutz, artenschutz, gegen abtreibung.
Sagte, dass waere nicht unterstützenswert, voller Fehler.
Was mach ich nun mit meinem naiven Enthusiasmus?
Hatte gedacht, ich würde erstmals gleich mit ihm denken, wieder nichts.

Right here, right now.


A l i frankfurt, am meer - 05.12.99 at 16:09:13




Ich hatte sie erst gar nicht bemerkt, starrte nur auf die Schienen. Als ich in den Schacht hinein sah, rückte sie in mein Blickfeld. Langsam kam sie auf mich zu und ging nur Zentimeter an mir vorüber. Ihre Augen waren noch müder als meine. Ich meinte, dahinter einen nur noch schwach glimmenden Wahnwitz zu erahnen. Sie hatte einmal sehr an etwas geglaubt, hatte Kraft und Schönheit dafür gegeben. Enttäuscht war sie nicht. Aber es war ihr immer schwerer geworden, die Glut neu zu entfachen. Wir stiegen an derselben Tür ein. Ich stellte mich schräg hinter sie und betrachtete ihre schlanke aufrechte Gestalt. Mit einer nicht zu schnellen aber schwungvollen Drehung des Halses warf sie ihre dunkelblonden Haare über ihre rechte Schulter. Sie sah von oben auf mich herab: "Frag einfach." - "Was denn?" - "Das, was du dich fragst." - "Ich frage mich, ob ich noch ein Bier trinken gehen soll." - "Du siehst so aus als, als solltest du." - "Du aber auch." Ich musste aussteigen.


nal, berlin, - 05.12.99 at 13:49:36




hey boy
ein taubstummer führte selbstgespräche in gebärdensprache. ich fragte warum, und er sagte, er weiß es nicht
hey girl
here we go


korbinian, kurz angebunden, - 05.12.99 at 01:25:02




landleben ist trist, sagte er und sprach mit an der theke an, als ich zwei weihnachtskugeln kaufte. wieso?, wollte ich wissen. nix los, viel natur, leute, die sich hinter dem fernseher verstecken, saufköppe, die auf der couch liegen und rauchen. kannst doch in die stadt fahren, sagte ich. ja, tu ich öfter, seine antwort. neulich fuhr ich nach bremen über verden. vor mir auf der straße hinter unterstedt eine kröte auf der straße. ich wich aus, um sie nicht ...du weißt schon. landete im graben. die kröte sprang auf mich zu. du hast mir das leben gerettet. ich war erstaunt, sagte er. und, was hast du geantwortet? nichts, bin eingestiegen und weitergefahren. warum? fragte ich ihn, findest du das landleben langweilig? weiß nicht, sagte er, kröten kreuzen nicht so häufig meinen weg. irgendwie hat er recht.


heinrich battling rotenburg (wümme), deutschland - 04.12.99 at 17:54:11




"Es tut mir leid, ich habe Ihren Hund überfahren."
"Aber das macht doch nichts."
"Sind Sie sich sicher?"
"Ich glaube schon."
"Vielleicht kann ich ihn ersetzen."
"Es war eine sie."
"Och."
"Das habe ich mir beim ersten Mal auch gedacht."
"Entschuldigen Sie bitte, aber haben Sie etwas gegen Frauen?"
"Nur wenn sie nicht so wollen wie ich."
"Sie Schwein."
"Elendige Hündin ... Au, beißen Sie mich nicht noch 'mal."

Stille ...

"Eigentlich könnten wir uns jetzt auch duzen."
"O.k."
"Hast du Lust mit zu mir ...?"
"Ich gehe normalerweise nie so schnell mit..."
"Das sagen die Weiber immer."
"Arschloch!"
"Was du lieber magst."
"Was haben Sie eigentlich für Probleme?"
"Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll."
"Vielleicht am Anfang?"

Und so ging es Jahre weiter.



glen - 04.12.99 at 04:11:44




knapp vor drei.
keine uni-party.
hausarbeit geschrieben. wenigstens einen grossteil.

deutschland im jahrhundertsturm.
die geile reiche insel wurde umweht.
umgarnt.
sylt. ist wunderbar.
zwei kutter in seenot. vor sylt.
aber egal - sylt bleibt geil und reich und schoen!
orkan. klingt verdammt tuerkisch.
der deutsche verbindet mit orkan nichts gutes.
ist da ein zusammenhang?
wenn ich tuerke waere, wuerde ich gerne orkan heissen.
passt gut zum nachnamen.

auch krass:
dieter baumann hatte anabolikum in der zahnpasta.
wo gibt es sowas? - in darmstadt!


felipe the city of the sickly euro, germany - 04.12.99 at 03:02:47




das allerschlimmste ist allerdings, dass ich mit einem wilhelmshavener da bin. und wundersamerweise hat er viele
alte freunde getroffen. ist schlimmer als celle. nur unwesentlich, aber immerhin.


seventh son - 04.12.99 at 01:10:01




kurze umziehpause. warum sind studiparties immer gleich ? scheiss musik & billig bier & billig frauen.
obwohl es schlimmeres als letzteres gibt.
warum tanzen die immer noch zu musik, die vor 5 jahren schon gnadenlos scheisse war ?
weiss denn keiner, dass britney gestern 18 wurde ???
muss das nicht angemessen gefeiert werden ?
naja, eben blaues prollhemd an....sind hauptsächlich bwler ladies am start....muss man ja irgendwie draufeingehen.
und martini aus der flasche trinken ist auch premiere. aber wirkt.


seventh son - 04.12.99 at 01:07:10




Die Sommersprossen waren von Altersflecken bedeckt. Der Greis lag in seinem blutigen Erbrochenen und atmete die Luft mit schweren Pfeifen ein und mit glucksenden Geräuschen wieder aus. Wie ein Geysir sprühte ihr Mund heißen Nebel roter kleiner Blutstropfen hervor. Das Mädchen, das uns die Tür geöffnet hatte stand mit großen Augen vor ihrer Großmutter (?) und blickte ungläubig. Die Szene, eine sterbende Frau, Alter, Erbrechen, Blut ohne Pflaster (heile-heile-Wunde), das alles existierte für sie nicht. Ich dachte: Bevor wir mit der alten Frau fahren (in den Himmel?), werde ich das Mädchen beiseite nehmen und es ihr erklären (was? den Tod? die Welt?) müssen. Ich werde sie anlügen.
Ich streichelte die alte Frau und sprach beruhigend auf sie ein. In ihren Tod wollte ich sie begleiten. Ihre Haut fühlte sich weich und überraschend wenig schrumpelig an. Ich konnte den Gedanken an Liebe nicht verdrängen. So als wäre sie um mich besorgt, schloß sich ihre Hand um meine und drückte zu.
Ich zog meine Hand (Gedanken?) schnell weg und brüllte den Sanitätern ein paar Fachwörter zu.
Beim Ausfüllen des Todesscheins (16:08, Suffocatio, München,...) kehrte meine Souveränität zurück.
***

Wiebke 02.12 18:48 fabelhaft.


korbinian - 03.12.99 at 21:08:36




Mail von einem Unbekannten. Wirr, Worte, wie ein Kind das, unablässig mit sich selbst redend, Hölzer auf die Wiese legt. Meine Augen im Text, irgendwo ein Obelisk, in dieser fremden Sprache das Bild einer Frau, die einen fremden Schrank öffnet und ein Röntgenbild findet, nur das. Ich drucke das aus, fade Hoffnung, dass sich der Inhalt über das Papier erschliesst, doch die Bürotür markiert Grenzüberschreitungen, Handwerker wollen Kabelstränge verlegen, 37 Kabel über meinem Kopf, schwarze Abdrücke von fremden Händen auf den Wänden, ich komme nicht zum Lesen, und als einer der Männer mit dem Werkzeugkasten den Schicksalsgott vom Drucker reisst und, mir den Rücken zuwendend, die zerbrochenen Teile wieder zusammenfügt, suchen meine Augen die zarteste Stelle in seinem Nacken und sagen ihr: Das bringt Unglück für den Zerstörer, nicht für den Besitzer. Hilflos legt er die tönernen Teile des Gottes neben das Telephon, meine Lügenaugen wollen lesen, wer ist das, was will der, was weiss der alles über mein Leben, Nachzeichnungen und Spekulationen, Leben im Netz, lassen Sie nur, ich mache selber sauber. Endlich die Handwerker weg, schliesse ich die Bürotür von innen ab, setze mich auf die Fensterbank und hätte gerne das Gesicht, das sich im Glas spiegelt, der verschwommene, weiche, eigentlich nur Augen, der Rest dem Licht anheimgegeben, gebrochen durch die Wasserstreifen zwischen den beiden Scheiben. Auf dem Papier stehen Drohungen, auch ein Werben, wie eine Kerze auf dem unebenen Boden einer Krypta, wie Maisketten, die an Fensterrahmen schlagen, fühle ich Flucht, IC Richtung Heimat-wo-ist-das. Wer hat da meinen Namen eingegeben, dann SUCHEN, klick. Schreibt mir, was ich weiss, auf dass ich es überprüfe. Ganz am Ende: Lebensdaten, irgendwo herauskopiert, andere Schrift. Lebensdaten. Da steht nur ein Geburtsdatum und dahinter - ein Bindestrich.


kathrin glosch - 03.12.99 at 12:27:34




Perfect World 2.5
'Hallo.', sagte er, aber es blieb still.
Er sah zurück in den Hof und ging ein paar Schritte durch den Garten.
Herta rannte aufgeregt um die Hausecke. Er dachte schon ans Auto, als eine Stimme sagte, aus dem Hauseingang heraus:
'Was wollen Sie?'
Er legte die Hand über die Augen.
'Ich habe mich verfahren und wollte...'
Irgendetwas klingelte.
'Einen Moment.', sagte die Stimme.
Zögernd trat er ein und musste sich unter dem Türstock bücken. Der Raum dahinter war gross, die hochgewölbten Wände und die Decke hell und dick ausgeweisselt. An schweren Holzbalken hingen getrocknete Pflanzen. Der Boden: mit Steinfliessen ausgelegt. Gleich neben der Türe stand ein Kachelofen, wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Dahinter eine, aus roten Backziegeln gemauerte Küchenzeile. Eiseisbaby räusperte sich. Von der Spüle her drehte sich eine junge Frau zu ihm um. Sie trug ihr langes, dunkles Haar glatt und offen.
*
Hihi, Aspera: Make my day. Du kannst ja auch komisch sein. Dankeschön. Sehr freundlich.


eiseisbaby münchen, bayern - 03.12.99 at 11:44:28




Warum mußt sie am Schluß noch etwas sagen? Zwei Stunden lang ließ sie ihr Haar schwarz in die Podiumsdiskussion schimmern. Hinter ihrer perfekten Brille versprachen Augen zu wissen. Doch hielten sie es nicht ein.
"Monty Python findet ja auch kein Deutscher wirklich lustig.", sprach's, lachte rum und freute sich.
Warum mußte sie bloß? Ich werde wohl nie verstehen warum es immer so ist. Stattdessen werde ich bald wieder draußen im Regen sein und tropfnass werden.


A.D. Fleisch Saarbrücken, - 03.12.99 at 11:03:28




- "Sie müssten eigentlich mehr Beifall spenden, weil ich zwischendurch trinken muss. Um meine Stimme zu schonen." - So sind wir nun einmal, wir Westfalen. Aus einer Rede zum 1. Mai 1966 von Heinrich Lübke, deutscher Bundespräsi 59-69, früher Bonn ( ! ), Rheinland ( ! ).
- "In Berlin sitzen die meisten." Schön wär´s. Die meisten sitzen immer noch nicht. Aber Zeit wird´s.
- Was soll´s. Lieber noch´n Gedicht :

Ich habe einen neuen Zug an ihr entdeckt.
Wir haben früher schon viel Schweiß vergossen,
doch dieses Mal hat sie´s ganz leis genossen.
Sie hat ganz leis gebebt, ihr Kinn gereckt,
einmal noch tief geatmet, alles hingestreckt,
und alle Wildheit ist wie Eis zerflossen.


Hippi, Stuttgart, ganz früher Westfalen, D - 03.12.99 at 09:41:52




Wahrhaftigkeit sei das Wichtigste, hat unser Bundespräsi gesagt, eben bei der 30 Jahre Jubelveranstaltung des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in der mißglückten Stadt Köln. Das Nussknackerkinn trutzig vorausstreckend, die Stimme ganz auf Ich-bin-Euer-Willy-Brandt-2000 moduliert, tolle Kunstpausen an den falschen Stellen, vielleicht auch an den richtigen Stellen, aber dann ohne Sinn. Wahrhaftigkeit sei eine "Moralische Pflicht des Schriftstellers", so Rau. Was er unter Wahrhaftigkeit versteht, verrät Bruder Johannes dem Auditorium freilich nicht. Vielleicht denkt er aber auch, leere Worte muß man Verbands-Schriftstellern, Politikern und Journalisten gar nicht erst erklären. Der zweite Teil dieser spektakulären Rede ist direkt an Günter Nobel Grass gerichtet, dessen Stuhl freilich nicht besetzt ist, weswegen Raus Worte noch tiefer in die Leere, bzw. in die weichen Polster des leeren Lehnstuhls fallen. Pünktlich zum Ende der Rede erscheint Grass. Verkehrsprobleme oder so. Leider aufgehalten worden. Macht nix, Günter.
Dann VS-Vorsitzender Breinersdorfer, genannt Fred. Viel Erinnerung an Böll, wg. Lokalkolorit und Mitgründer halt und natürlich: Bölls "Ende der Bescheidenheit". Aber dann, Pathos in der Stimme, Warnerzeigefinger in der Luft: "Angesicht rasanter Zusammenballung wirtschaftlicher Macht in den Händen weniger Verwerter (ein Ausrufezeichen) könnte es leicht geschehen, dass die Freiheit des Publizierens (zwei Ausrufezeichen) unter die Walzen neuer Monopole gerät (Finale Ausrufezeichenorgie)". So Fred Laokoon, in den Augen blitzt der Dann-sind-wir-bald-wieder-soweit-Blick.
Nach soviel Böll und Grass-Retro mach ich jetzt mal was für die Jugend, denkt sich Wolfgang Clement, also für die Enkel. Das nennt man Arbeitsteilung: Rau für die Oldies und Clement für...für wenn eigentlich? Ach ja, für die Zukunft, genau. Er muß ja auch bald seinen Posten gegen den Bundesminister der Zukunft a.D., Rüttgers, verteidigen. Daher sichert Clement flugs jungen Schriftstellern einen Zugang zum Internet zu. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel seien vorhanden. Und: Die neuen Medien seien keine Bedrohung, sie könnten vielmehr eine Bereicherung der Literaturszene werden. Dann das Übliche: Ungeahnte Möglichkeiten.....eigene Texte.....Verbreitung....neue Form. Viele Autoren, so Clement, verfügen sogar über eine eigene Homepage. Großes Staunen im Auditorium...gemurmelte Satzfetzen: "Homepage... eine eigene... gar...". Dann der epochale Satz zum Paukenschlagabschluß, den alle fein artig mitkritzeln: "Wenn ich es richtig sehe, wird Internet-Literatur schon als neue literarische Gattung gehandelt!" Ach so.


Aspera, Köln, Out of Rheinland - 03.12.99 at 03:51:38




jetzt bruckner: symphonie nr.7, berliner philharmoniker, eugen jochum, bombentrichergleiche höhepunkte, eine orgasmus-fieber, gut, sehr gut, der himmel, die hölle, das jauchzen, das fluchen, die welle, das zittern, der bigboombang, die musik, das sind die andren. mit den instrumenten, die sie wie zwei, drei jahrtausendfeiern bearbeiten. kein feuerwerk, keine sat 1-bühne. was bleibt, ist das zittern im schädel. alle nervenenden darauf ausgerichtet. die fenster geschlossen, nur diese eine reizperiode. sehr schön. der wunsch zu vergehen, wäre zu weit gefaßt. die ahnung, daß es bleibt, wie es wird. resonanzkörper. ich berühre den fenstergriff und er faßt mich. alles wird gut. der mondschein nicht sichtbar. die sicherheit, daß er da ist - zwischen den paar hundert metern wolken und den sieben kilometern atmosphäre, die uns begrenzen. alles gut. wenn wir gelitten haben, sagt doktor benn.


björn kuhligk berlin, - 02.12.99 at 23:08:42




Kurzer Nachtrag ...

nicht von mir, aber passt gut.

QUIETNESS

Inside this new love, die.
Your way begins on the other side.
Become the sky.
Take an axe to the prison wall.
Escape.
Walk out like someone suddenly born into color.
Do it now.
You're covered with thick cloud.
Slide out the side. Die,
and be quiet. Quietness is the surest sign
that you've died.
Your old life was a frantic running
from silence.

The speechless full moon
comes out now.


Rumi, Sufi Dichter (anno 1250)


glen - 02.12.99 at 22:46:40




Lieber blauer Hummer,

die Fragen sind der erste Schritt. Wenn man sie weiterverfolgt, kommt man ins Innere. 'Hilfe, ist so dunkel hier.', ruft der Schalk. Wirklich? Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Man reißt langsam die Mauer ein, die einem so lange die Sicht versperrt hat und am Ende sieht man dann diese Person. 'Oh Gott, die sieht so aus wie ich!', sagt dann der Schalk. 'Na, und? Ich finde mich eigentlich ganz o.k.', sagt das Selbst. Der Schalk zieht murrend ab und knurrt noch kurz:'Ich krieg Dich noch ... nächstes Mal.' Das Selbst lacht und stemmt die Arme in die Hüften. 'Toll, ich freue mich drauf!'

Hör nie auf Fragen zu stellen. Fragen sind gut.

Peace.


glen venus, space - 02.12.99 at 22:37:33




ernest bloch: schelemo, da kommt so nach acht minuten eine steigung, eine aufgang/ - fall, wahnsinn, die bläser und los und jetzt abrupt sehr zögerlich und vorsichtig.
hippi: klar, wer sieht sich das an, die ollen schulbücher, meine ja nur. bis vor fünf jahren war die todesfuge noch hoch im kurs, was jetzt dran ist...keine ahnung...hey und geodäsie...solche verdammten termini mußt ich für die prüfung lernen, hey, da krieg ich hautausschlag, aber du wirst sie benötigen.
tasche für heidelberg gepackt, anja angerufen: alles klar? alles klar, na denn, los gehts, prima, morgen stundenlang auf der trasse, die durchs land gezogen, egal, weite, die weite, mehr nicht. hier muß man erst irgendwelche denkmäler oder berge, die aus weltkriegsresten bestehen, besteigen, um auch nur eine art von ahnung zu bekommen. die weite. weite. schönes wort.
benutze wibkes kleine dose von lucky strike als ascher, drauf eine holde jugenstil-jungfer, darüber "i do" drunter "it s toastet".

wie wärs irgendwo mit ner loop-lesung, kurz mal raus aus dem virtuellen. organisieren kann ichs nicht, da prüfung, jobsuche undsoweiter, schlag es aber vor. berlin würd sich anbieten. hier sitzen ja - glaub ich - die meisten. oder isses münchen?

MEINE KLEINE ANSICHT ZU DEUTSCHLAND: diese versteinerten verhältnisse dadurch zum tanzen bringen daß man liest


björn kuhligk berlin, - 02.12.99 at 21:42:39




18 vs. 40:
du bist unglaublich!!!

wollte heute ein millenium-hemd fuer silvester kaufen.
wollte richtig viel geld ausgeben.
habe ich dann doch nicht gemacht.
lieber zwei gekauft.
bleibt mir noch die moeglichkeit am 31-ten abends zu entscheiden.
es wird mir schwer fallen.
eins von h&m und eins von p&c.
eine rotgefaerbte mitsechziger-verkaeuferin bei p&c meinte zu meiner wahl:
"ist ja was flippiges, was jugendliches!"
ich glaube, ich habe das richtige hemd gekauft!


felipe frankfurt city, d - 02.12.99 at 19:31:53




huch,
ich bin aus dem
Himmel gefallen
jetzt schwebe ich dahin
so schwerelos

manchmal
zähle ich die Sterne
und merke
in diesen Augenblicken
dass ein trauriges Herz
eine miese Gegend ist


wiebke hamburg, - 02.12.99 at 18:48:55




Das Tübinger Oysterberg-Debakel aus der Sicht der Baukunst

"Bauen ist wirklich ja keine Kunst. Schon eher, dass das Ding auch stehenbleibt." Dieser langbärtige Ingenieurs-Schmäh (immer wieder Balthasar Neumann zugeschrieben, richtig aber Vitruv) ist wohl jedem eingefallen. als in der Presse scheibchenweise das ganze Ausmaß der Austern-Affäre durchsickerte : Beim Erweiterungsbau des Geologisch-Paläontologischen Instituts am Oysterberg (Toilettentrakt und Chefetage) hat das Universitätsbauamt wohl alle Fehler gemacht, zu denen beamteter Sachverstand fähig ist !
Zunächst - wo blieb eigentlich die Baugrunduntersuchung ? Aus welchem Grund wollte das Institut überhaupt bauen, und warum gerade hier und jetzt ?
Zweitens - wenn schon allgemein bekannt war, dass der Hang dort einen Hang zum Rutschen und darauf errichtete Bauwerke folgerichtig eine Neigung zur Schieflage haben, hätte man dann nicht zunächst den Baugrund gewissenhaft vermessen müssen ? Die Geodäsie verfügt doch heute über bessere Mittel als Maßbänder, Grenzsteine und Nivelliergeräte ! Gut möglich, dass der projektierte Bauplatz längst aufs Nachbargrundstück gerutscht war oder gar die geplanten Fundamente weit über dem inzwischen vorhandenen Geländeniveau zu liegen gekommen wären : Man hätte sich also womöglich den stets kritischen Aushub einer Baugrube sparen können. Aber an den Steuerzahler denkt ja nie jemand. Wieso man sich zur Vermessung dann auch noch ausgerechnet eines Wettersatelliten bediente, bleibt selbst bei angespannter Haushaltslage ein Geheimnis der Behörden.
Drittens - eine alte Architektenweisheit verlangt ja, den Bauherrn, mehr noch aber den künftigen Nutznießer eines Gebäudes so weit wie nur möglich von der Planung, erst recht aber von der Baustelle fernzuhalten. Aber nein, auch hier hat man alles laufen lassen und wurde erst aus Schaden klug, als die Auster längst in die Baugrube gefallen war. *)
Wenn man wenigstens jetzt wirklich klug geworden wäre ! Aber mit der Einsetzung der nunmehr unvermeidlichen Sachverständigen beginnt ja erst der konzeptioslose Kompetenzstreit, der unseres Erachtens den Rücktritt des halben Landeskabinettes verlangen würde. Klar war ja nur soviel : Es lag ein Fundstück vor, offenbar eine Auster. Unklar blieb aber : In welcher Eigenschaft lag sie vor ? Als herrenloses Diebesgut, als Altlast, als Lebensmittel, als Bodendenkmal -erdgeschichtlich oder kulturhistorisch- als Bodenschatz, als wiederverwertbares Wirtschaftsgut oder als geologische Störung, um nur einiges zu nennen ? Nur ein Jurist hätte diese Frage gerichtsfest klären können ! Aber wen zog man hinzu ? Geologen, Paläontologen, Umwelthygieniker, Biologen, Chemiker, Physiker, Architekten (!), Ethymologen, Historiker, Archäologen, Linguisten, Tierpsychologen, Humanmediziner, Meteorologen, Stratographen, Abfallwissenschaftler und Abfallwirtschaftwissenschaftler : Nur keine Juristen !
Obwohl damit nicht einmal die Eigentumsfrage geklärt ist, kann ich aus baukünstlerischer Sicht auf diesen dringenden Appell an die Verantwortlichen einfach nicht verzichten : Die Auster muss weg ! Oder können Sie einstürzende Neubauten verantworten ?
[ *) Anm. d.Verf.: Ein nicht leichthin ausgesprochener Verdacht ! In Wissenschaftskreisen ist ja das väterliche Verhältnis des sonst hochgeschätzten Dr. Oyster zu seiner Doktorandin Hedda R. Haylicks-Blächle kein Geheimnis. Der Austern- "Fund" am Oysterberg passt -welch Zufall- auffällig gut zum Tenor ihrer als Dissertation angenommenen Arbeit "Das Oysterei als Knollenmergel-Einschluss unter dem Aspekt des diluvialen Hasen" ! ]
Anschrift des Verfassers: Dr. Hyppolyt Gybbs-Kojper, apl. Prof., Reg.-BMstr. E.H., PD a.d. oysterr. Hochschule für das angewandte Bauwissen in Neusiedl a. See

BJÖRN : Klar hat Karsunkes Lyrik Klasse. Deshalb habe ich mich ja so gefreut. Wahrscheinlich hast du auch recht mit den Schul-Lesebüchern aus den 80-ern. Aber mal im Ernst, welcher halbwegs normale Mensch schaut je wieder in ein altes Schulbuch, wenn er nicht mehr muss ?


Hippi, Stuttgart, Deutschland GmbH, G7/G8, WTO - 02.12.99 at 17:37:43




Perfect World 2.4
"Das ist Herta und wer bist Du?"
Eiseisbaby sah über seine Brille nach unten. Vor ihm stand ein kleines Mädchen mit kurzen Haaren. Sie stemmte die Arme in die Hüfte und schaute ihn an.
"Sag mal, was pickt Herta da eigentlich?", fragte er.
"Steine.", sagte sie, ohne einen Blick auf die Henne zu werfen.
"Ach so.", sagte er und nahm die Brille ab.
"Hast Du Hunger? Wir haben einen Kuchen gebacken..."
Sie drehte sich um und rannte ins Haus. Eiseisbaby suchte nach einer Klingel, fand aber keine. Also ging er durch den Gemüsegarten und klopfte an die offene Eingangstüre. Drinnen war es kühl und dunkel, denn die Fenster im Erdgeschoß waren klein und die Mauern dick.
*
Kinners, Kinners. Macht euch mal locker und hört das neue Lied von den Absoluten. Denn: ich warte nicht mehr lang! Die Jungs haben es drauf, die haben es geschafft, die machen ihr Ding, da läuft es absolut eiskalt den Rücken runter. Dankeschön. Sehr freundlich. Heute klappt alles. Ich liebe euch alle.


eiseisbaby münchen, bayern - 02.12.99 at 17:21:24




heute ist ein ganz besonderer tag.
britney spears wird 18.
und der zivildienst 40.


seventh son - 02.12.99 at 14:20:00




Lieber Hippi- ich wünschte mein Gips wäre ein virtueller, dann könnte ich heute abend auf der Teresitas zum" Bailamos el Cedro" gehen und einfach vergessen, dass es Autos und Stehende Objekte gibt.

José Algade Ruiz

Schon als Kind weigerte sich José auf dem Feld zu arbeiten, er lief weg, wollte zur Schule, und landete schliesslich im Casa Infantil in Cabo Blanco einem Vorort von Carracas. Dort lernte er lesen und schreiben und beten. Mit zwölf Jahren verschwand er.
Ende der siebziger Jahre machte ein Mann von sich reden, der sich ALGADE nannte, Algade der poeta, er sass in der Bodega Rincon und rezitierte Gedichte, erzählte Geschichten und die Kinder liebten ihn. Man liess ihn gewähren und allmählich lud man ihn ein, in den Kleinstädten auf Feste, Tauffeiern und zu Beerdigungen. Er fand Worte für jede Gelegenheit, er sprach süss und leidenschaftlich, und immer aus voller Seele.
Senor Lopez, der Bibliothekar von Eleron lud ihn zum Tee und befragte ihn nach seiner Herkunft, und wie er zum Dichten gekommen sei.
N´importa, no tengo madre ni padre ni hermanos, soy yo, solo. Immer habe er schon dichten wollen, erzählen, von allem könne er die besten Worte finden, über die Liebe, die Schönheit der Natur, den Schmerz und die Einsamkeit, alles kann man finden in den Worten des Lebens, sie sprechen zu dürfen ist Gnade.
Sehr gebildet ist er nicht, sagte Senor Lopez, und sehr gut auch nicht, aber er ist ein guter Mensch.
Und er liess ihn gewähren und erzählen, und jedermann gab ihm Suppe und Brot, und hörte ihm zu. Am Abend verschwand er zum Fluss, dort schlief er in einer Hängematte, nichts besass er, keine Papiere,keine Habe ausser einer Bibel, die niemals öffnete.
Eine alte Frau starb, die nie gesprochen hatte, er wurde eingeladen und schenkte ihr seine Worte.
Über die Liebe, sie ist voller Licht, siebenfältig, jede Mutter gibt sie in die Wiege, man muss sie hüten, sie wiegen, sanft erlösen. so spricht sie aus uns, die Blumen wissen, ja sogar ein Skorpion weiss es, das Leben ist ein Fluss, beständiges Werden und einsam gehen wir zurück, ohne Reste dieser Liebe gibt es kein Lachen, doch auch Lächeln ist ein Schimmer dieses Glücks.
Er sass wieder einmal am Riu und er musste wohl eingenickt sein, da er nicht bemerkte wie er ins Wasser glitt, am nächsten Morgen fanden sie ihn an der Reuse hängen- lächelnd.
Keine Worte, keine Musik, die Menge schweigend, der Pfarrer zierte sich, und wenn er nun nicht getauft war?, die Menge murmelt, er war unser Freund, er war doch gläubig, er hatte doch eine Bibel, eh, bueno, im Namen der Vaters, des Sohnes und des.....
Auf dem Grabstein steht: ALGADE (vagabondo) Hüter der Worte wir gedenken Deiner


alinia santa cruz, europe - 02.12.99 at 13:32:03




W T O * S e h n s u c h t

Ich bin eine Flamme


Ali ffm, - 02.12.99 at 11:46:39




Und dann waren da noch die verdammten Fragen:

Absurd viele Fragen.
Fragen, die beängstigende Eigendynamik entwickeln.
Fragen, die ins Innerste gehen.
Fragen, die lang verlorene Visionen wieder zum Leben erwecken.
Fragen, die in ihrer verblüffenden Einfachheit Geschichten kreieren.
Fragen, die neue Fragen aufwerfen.

Jeder hat seine eigenen Fragen. Sie sind so individuell, wie facettenreich die Menschheit ist.

Doch wir haben Angst vor diesen Fragen. Sie könnten die Wahrheit zeigen. Eien Wahrheit, die ein anderes Bild von uns zeigen. Identität paßt nicht mehr zum Image.

Eines Tages wagt man es. Man stellt sie sich. Die Fragen.
Das heißt nicht, daß man darauf ANtworten hätte. Diese Eigenschaft sollte dazu führen, sich diese Fragen nicht zu stellen. Eigenbetrug. Denn die Fragen sind da!

HAbe ich es jemals geschafft, über meine Grenzen zu springen?
Will ich diese Grenzen, die mich in bekanntem Terrain gefangenhalten, überhaupt sprengen?
Wann und wie sterbe ich?
Was kommt danach?
Fängt das Leben nach dem Tod erst an?
Für was lebe ich?
Habe ich eine Aufgabe hier zu erfüllen?
Was will ich?

Die Fragen sind unendlich...
Wage es einfach.


K.-Der blaue Hummer München, - 02.12.99 at 10:41:19




Am Freitag, den 3. und am Samstag, den 4. Dezember jeweils um 20 Uhr sind die letzten Vorstellungen meines Stücks "Ich möchte dich vielleicht berühren" im Stadttheater Herford zu sehen. Suse und Ernst werden am Samstag auch da sein. Unter dem Kennwort loop gibt es ein Freigetränk im Westfälischen Hof, wo angeblich schon Andreas Baader ein Bier getrunken hat. Karten gibt es unter 05221-189666. Ich würde mich freuen.


Martin Heckmanns - 02.12.99 at 09:29:50




habe mir heute ne aidsschleife andrehen lassen.
hatte mangels kleinem kleingeld nur ein fünfmarkstück. dafür habe ich
sogar so eine plastikschleife bekommen, nicht nur so´n stoffding.
und der schwule verteiler hat mir ein lächeln geschenkt. sogar 2 stunden
danach, als ich ihn wiedersah, hat er noch so seltsam gelächelt.
warum ist er keine frau ???
die aidsschleife schmeiss ich weg.
no 8 interessiert das eh nen scheiss.
und ich werde irgendwann aus langeweile & verzweifelung noch schwul.
naja, nicht wirklich.


seventh son (am weltaidstag) - 02.12.99 at 03:21:23




nummer 8 heisst mareike. sie ist süss, sie ist kaputt. süss-kaputt.
die letzten 3 tequilas gingen auf mich. nicht, dass das was gebracht hätte.
das bringt ja nie was. aber nun kennt sie mich wenigstens. frau nachbarin.
so zierlich, so süss. 10 m luftlinie. wenn ich wenigstens wüsste, was sie für
musik mag. das nächste mal spiele ich nur ihre musik, scheissegal was die
anderen sagen. sollen sie doch alle gehen. wäre gar nicht mal schlecht.


seventh son (looking for eight) - 02.12.99 at 03:14:50




David: WOW!


Mimi - 02.12.99 at 00:51:40




Mischwaldspaziergang mit Clara. Die Eiche ist eine Metapher für Beständigkeit. Die Pappel steht einfach so hier rum. Die Pappel ist abgeleitet vom lateinischen populus, da das Spiel ihrer Blätter mit der Volksbewegung verglichen wurde. Als Verb bedeutet pappeln in bestimmten Gebieten soviel wie schwatzen. Davon abgeleitet sind auch die Redewendungen "papperlapapp" und "nicht mehr papp sagen können". So ähnlich stand es auf einem Schild bei einem Spaziergang mit meiner damaligen Freundin entlang eines Baumlehrpfads in Niederschönhausen. So führt mich die Pappel aus dem Wald in meine Erinnerung.
"Es ist ein untrügliches Zeichen, war es immer. Wenn die Zungenspitze hektisch über die Oberlippe fährt, wenn der routinierte Schluck Wasser aus dem Glas Wasser vor ihm dieses merkwürdige Gefühl der Trockenheit nicht aus dem Mund spült, wenn die Augenlider flattern und der Kopf sich eine Spur schräg neigt- dann ist Helmut Kohl angespannt." (Tagesspiegel)
Bei 2001 gibt es eine Jörg Fauser Ausgabe für 33 Mark. Beim Durchblättern bleibe ich bei Heroin hängen (bei dem Wort). Am Abend höre ich zufällig Nico und denke an den Film, in dem gesagt wurde, sie habe ihren Sohn angefixt (so heisst das in dieser Sprache). Dann erinnere ich an die Phillipe Garrel Nacht, in der mich Sven von der Großartigkeit dieser Filme überzeugen konnte. Phillipe Garrel war lange Nicos Lebensgefährte und hat in dieser Zeit und über sie seine besten Filme gemacht. Sie zeichnen sich durch unermüdliches, aussichtsloses Reden und betonfarbene Bilder aus (in meinen Augen).
Chromosom 22 entschlüsselt.
Als ich den Schlüssel im Schloss höre, weiss ich, dass es Clara ist. Niemand sonst hat den Schlüssel für unsere Wohnung. Vertrauen. Reduktion von Komplexität
"In einer Stadt des äußersten Süddeutschland wollte ich, als Geschenk, 'A l'ombre des jeunes filles en fleurs' kaufen. Nach der neuen deutschen Übersetzung heißt das 'Im Schatten junger Mädchenblüte'. Ich bedaure, das haben wir leider nicht vorrätig, sagte die junge Verkäuferin, aber wenn Ihnen mit 'Mädchen im Mai' gedient ist- (Adorno)
Claras Unterwäsche ist blutig. Ich packe sie mit meiner zusammen in die Waschmaschine, und wir schwören, dass es immer auf und ab gehen wird mit uns.

Claus ist raus. Der Rest erscheint demnächst in der Erzählung "Ich, Clara und der Esel". God bless you. Good night.


Claus - 01.12.99 at 23:55:38




Menschen kommen in einer Stadt an. Sie packen
aus, machen Pläne. Gestelle stehen da, Kartons,
eine Kiste, Holz, an den Wänden. Sie reden mit-
einander.
Ein Typ, der gerade aus einem Auto steigt, auf
der anderen Straßenseite, ruft den Bauarbeitern,
die gerade vor mir den Bürgersteig betreten, zu,
es solle doch immer einer auf der Baustelle blei-
ben, hätte der Olaf gesagt, damit er da immer ei-
nen Ansprechpartner hätte, falls er mal vorbei
käme. Der würde doch aber heute gar nicht kommen,
hätte der gesagt, der Olaf, ruft einer der Bau-
arbeiter zurück. Und danach dann, im Flink-Mini-
Markt, sagt einer von denen noch: Dem seine Sprü-
che immer.
Erquickendes Telefonat mit Olaf, er hat einfach
eine lustige Art. Darüber habe ich mich beim Te-
lefonieren gefreut. Aus der schlimmen Trägheit
kann man manchmal wirklich nur durch eine UNVOR-
HERGESEHENE Einwirkung von AUSSEN her befreit
werden, in diesem Fall also das Olaftelefonat,
seine Art, wie er bei diesem Gespräch eben war.
Aber! So wahr wie die wirkKraft solcher zuFälle,
die ja keine wären, wenn man sie er-wartet hätte,
so wichtig ist auch, dass man sich dazu überhaupt
bereit zeigt, sich ihnen auszusetzen. Nicht ihnen
so hinterherzujagen, aber auch nicht sich vor ih-
nen zu verbarrikadieren.
Lars Treu (heisst eigentlich Schuller, aber ich
nenne ihn so, weil er fast immer einen grünen Pul-
li anhat, auf dem TREU steht) im U Bahn Eingang,
ihm noch zugerufen, am Feierabend, und er ganz er-
staunt: Ich hab dich gar nicht gesehn heute. Ja,
ich war ja auch die ganze Zeit im vierten Stock
oben. Da werd ich jetzt auch den ganzen Dezember
sein. Er: Dann sehn wir uns ja gar nicht. Und ich:
Spätestens am FeierAbend.
He!
Die Rose sollte länger sein,
als die Geldblume, sie ist aber kürzer!,
rief ich im Traum aus. Denn ich hatte mir immer
Blumen bringen lassen, von denen jede länger sein
sollte, als die davor. Dann war diese Steigerung
aber unterbrochen worden, daher die Beschwerde...

Du stehst auf,
gehst hin,
schaust nach

Es war aber nichts
Du setzt dich wieder
Zu deinen Füßen steht
eine Flasche
Und dort drüben der Fernseher

Die Erneuerung
Der frische Wind im Kopf
Worüber lachst du gerade?

Die ausführenden Organe
Die Orange
eine Seelenruhe
und eine Truhe

jetzt wirds ernst

Die Vorbereitungen werden getroffen

zugeflüstert
beiseite genommen
ins Bild gesetzt
ins rechte Licht gerückt

und hier sehen Sie den Zaun,
von dem der Streit gebrochen wurde

Würden Sie mir bitte folgen

SONNEN
SYSTEM
HARMONIE

Die Spannung steigt

wie wird es ausgehen

Die Zuschauer erheben sich
aus ihren Rängen und Tribünen





Andreas Praller, Hamburg, - 01.12.99 at 22:17:20




ich bin doch frau, selbst wenn ich mich verberge hinter diesem pseudonym, dass sich mir aufdrängte und passte. ich bin so froh, dass auch du jetzt zu den erleuchteten gehörst. auch wenn die glühbirne in der stirn nur erst matt leuchtet, viel hat sich schon geändert.

plötzlich fliegen keine bananenschalen mehr. ich fühle keinen drang, meine frustration mit zerbrochenen tassen zu kompensieren. da hattest sogar du respekt, du grosser, starker mann.

jetzt ist es dein lächeln, dass hinter dem kissen hervorlugt. dein wunderschönes gesicht.

einst warst du meine tochter und ich dein sohn. alte seelen, die sich immer wieder treffen.

glen meets glen.


glen hier, dort - 01.12.99 at 22:07:27




im norden gibt es einen pol
und der ist aus magnet
damit das wasser weiss wohin
wenn sich die erde dreht

_ j. willsdorf

ist nicht von mir. beeindruckend.
moechte jetzt nicht hier sein.
nicht hier in dieser stadt.
der schwarzen stadt. mit den friedhoefen.
mit der dicken einkaufsstrasse.
habe schon den roten krimsekt gekauft. fuer das naechste jahrtausend.
irgendjemand hat gesagt man solle den jahrtausendwechsel so feiern, als ob es der letzte waere. ich halte mich daran.
moechte jetzt in moskau oder prag sein. auch wenn noch kaelter.

aber ...


felipe frankfurt city, oppositions-suedschienenland hessen - 01.12.99 at 21:11:45




Rolling Stone Roadshow, Köln, 29.11.1999:
Gay Dad sind genauso schwul wie ihr Name. Ich konnte ihre Musik noch nie leiden. Bis jetzt konnte mich der Plattenfirmen-Promoter
nicht davon überzeugen, ein Interview mit ihnen zu machen. Live sind sie noch eine Spur schlimmer, und dicke, dauergewellte
Background-Sängerinnen sind sowieso suspekt. Gay Dad haben zu meinem Glück das Pech, die erste Band auf der Bühne zu
sein. Auf zu:
Ben Folds Five. Sind aber nur zu dritt, dafür mit einem eher seltsamen Line-Up: Klavier, Bass, Schlagzeug. Aber sie sind großartig.
Viele Gänsehaut-Momente, und sie beweisen, daß man auch ohne Gitarren rocken kann. By the way: Verehrtes popkulturelle
Quintett, der Rock ist der einzige Ausweg. Verschwinden ist feige. Weiter im Text mit:
Travis. Schotten, gar nicht geizig mit Gitarren, wunderbaren Melodien und Texten. Fran, der Sänger, scheint besoffen, ist aber eher
naturbreit. Beim Mundharmonika-Bob-Dylan-Moment hatte ich diesen einzigartigen Geschmack im Mund: Diese Mischung aus
Metall und alter, getrockneter Spucke. Beim Song "Writing To Reach You" mußte ich fast weinen, hätte gerne jemanden umarmt,
aber da standen nur Kerle, und so richtig schwul habe ich mich dann doch nicht gefühlt.
Fazit des Abends: Zwei von drei Bands waren magisch, die Verhäßlichung der Bandmitglieder schreitet unaufhaltsam voran (bei
Gay Dad sind alle Mitglieder häßlich und absolut fake), Playmobil-Figuren-Frisuren sind hipper denn je. Für dieses Konzert hätte
ich sogar Geld bezahlt: Value for money. Aber ich bin ja von der Plattenfirma eingeladen worden.
***
Auf dem Rückweg, irgendwo zwischen Köln und Leverkusen: Es ist mein Geburtstag. Irgendwann bin ich dann zu Hause. Es hat mir
noch niemand gratuliert. Bastards!


David Dortmund, Deutschland - 01.12.99 at 20:52:37




Die Leiche war keine vierundzwanzig Stunden alt. Die Todesursache: Herzkreislaufversagen und Atemstillstand durch Erhängen. In den Isarauen. Nasse Blätter hingen noch am Rücken und ein Stück Strick um den Hals. Wir obduzierten.
In der U-Bahn, auf dem Weg nach Hause, erwischte ich zufällig den gleichen Zug, das gleiche Abteil und den gleichen Sitz, wie auf der Hinfahrt: Das Buch, das ich vergessen hatte, lag vor mir. Ich hatte es mit all seinen Figuren und Bildern schon aufgegeben. Und nun: eine Wiedergeburt. So einfach ist das, murmelte ich und ich dachte an das Geräusch der entweichenden Luft, als ich den Strick vom Hals der Leiche löste.


korbinian, münchen, - 01.12.99 at 18:50:38




C E G C
(bim bim bim bim)
loop. Jetzt überall im Handel.


amadé sssalzbuag, AU - 01.12.99 at 17:34:35




suse, hippie, eiseisbaby, björn und überhaupt:
auch ich sähe gern einmal Eure Gesichter.
ich bin wieder hier - an meinem klavier.
besoffen, befleckt - hab mich nur verschluckt, äh versteckt.
Seventh Son: Juridicum: gut. sehr gut. find ich.


melini, hinterarschvonwelt, D - 01.12.99 at 17:23:37




flatliners

Es ist nicht schön, vom deutschlandfunk geweckt zu werden. Es ist unangenehm,
mit steinewerfern und krawallen im schönen Seattle konfrontiert zu werden. Da denken
wir lieber an Meg und Tom.Was wollen diese leute? Wie unruhig. Es ist peinlich, über
die belanglosen kleingeldgeschichten unseres so souveränen Helmut "Buddha" Kohl
zu hoeren. Buddha ist kult, eingereiht irgendwo zwischen Anke "f-word" Engelke und
Verona. Peanuts. Es langweilt uns. Wie bedrückend, von AIDSkranken Negerkindern
zu hören. UNSERE zahlen stagnieren. Wir testen regelmäßig und gehen nie ohne gummi
aus dem haus. Und mit SOLCHEN leuten haben wir sowieso gar nichts zu tun. Man kennt
sich doch. Wir lieben frisch gepressten Valensina, lauwarme terracotta-fliesen, den festen
massagestrahl des Grohe-duschkopfs auf unseren durchtrainiert muskulierten und sorgfältig
gebräunten IsoStar-schulterblättern, flauschige jasminduftende Fendi-handtücher, aber bitte in
anthrazit, diese saison. Wir mögen heitere Viva-ohrwürmer, lauten, harten Sex und knusprige
Croissants. Joop-duschgel. The body ritual. Floss. Moisturizer, Gilette, für den herrn. Haartrockner
von der größe eines 747triebwerks. Wir lächeln uns im spiegel an, im coolen halogen, über unserem
so angenehm retro-country-gestylten Habitat-doppelwaschbecken. Makellos. Ein klasse Tag,
erfolgreichbis zum anschlag, da sind wir ganz sicher. Die A-C-E-Pille. Der mellower. Schwartau extra,
zuckerfrei. Die mailbox checken. We didn't start the fire. Lavazza latte macchiato. Keine Streichfette.
Dollar, sodbrennen, Holzmann, strompreise, Vodaphone.Und ingrid läßt das Biogerm-Ei anbrennen.
Nasdaq runter. So geht das nicht weiter. Morgen schenk ich ihr diesen 60 seconds Lancaster-nagellack.
Tornadorot. So wie ich es mag,
aber schön lang.

Ich träume
von einem jungen
reichen toten mann in der
mitte eines petrolblauen pools auf long
island.


melini, boomtown, Kennzeichen D - 01.12.99 at 17:01:06




Gute Nacht.

Mein bester Freund und ich in der Nacht.
Wir liegen froh im grossen Bett.
Und sagen:"Ja,wir mögen uns so sehr,dass wir uns die Hände halten."
Vor uns im Fernseher flackert das Super-RTL-Kaminfeuer.
"Ohje",flüstern wir,"wir dürfen nicht einschlafen bei offenem Feuer."
Und lachen uns kaputt darüber.


wiebke köln, - 01.12.99 at 16:01:18




danke für den link, björn. Naja, Regeln 1-3 sollten ja für die meisten Texte gelten. Thomas-Mann-Sätze zu vermeiden ist Ehrensache. Der Rest, also Verwendung des Präsens, Erzählperspektive etc. ist wohl Textabhängig. Alles in allem ist so eine Dogma-Angelegenheit ja eine feine Sache, da sie zu Experimenten anstachelt, auffordert, bewußt mit Erzähltechniken umzugehen. Aber die Regeln dieser Hamburger sind dermaßen lasch, daß ich denen knapp die Hälfte meiner Texte einschicken könnte, und es tät passen: "Dieser Text entstand vor Aufstellung der Regeln des Hamburger Dogmas".
Ich glaub, ich mach mal was ganz progressives, schreib einen Text, bei dem sich jeder einzelne Satz an KEINE der Regeln hält... das ist wohl das größere Experiment.


andrea frankfurt, - 01.12.99 at 09:11:55




schaut mal rein unter: http://www.probsthayn.de/termine.html.
hamburger dogma. kapiere den grund nicht. warum/wozu diese einschränkung. warum etwas reglementieren, was so oder so immer gehemmt ist/wird? schon wieder pop oder was. langsam wirds zu poppig in deutschen landen, da brauch ma ne starke hand oder wad?
zur nacht die besten wünsche von


björn kuhligk berlin, - 01.12.99 at 02:02:20




das fenster.
die jalousien.
das glas.
drei pflanzen.
der tisch.
musik.
nie im einklang sein mit dieser stadt.


björn kuhligk berlin, - 01.12.99 at 01:42:13




Der erste Schlag ist mehr ein Zucken, der zweite Schlag will Missverständnisse verhindern, der dritte Schlag ist für die Galerie, er trifft mit dem Handrücken auf ihre Wangenknochen. Clara schaut mich entgeistert an. Ihre Unterlippe zittert. Sie starrt ins Leere. Erst stumm, dann lauter als zuvor setzt das Weinen wieder ein, und sie verbirgt ihr Gesicht hinter ihren Händen. Ich bin erschöpft und verlasse das Zimmer. Ich höre Clara noch schluchzen, als ich mich nebenan in den Sessel fallen lasse. Ich muss eingeschlafen sein, als sie die Tür öffnet, denn ihr Blick reisst mich aus flackernder Dunkelheit. Ihr Blick zuckt, einmal scheint sie versöhnlich lächeln zu wollen, entschuldigend, dann ist er stolz, dann müde. Für eine Entschuldigung reicht meine Aufmerksamkeit nicht.


Claus - 01.12.99 at 01:21:54