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loop Archiv #21 (22.11.-30.11.1999)

anders als im pool sind hier die neuesten einträge oben

loop Archiv #20,loop Archiv #22


loop


Letzte Woche in Berlin: Vorabvorführung der Pläne für die Milleniumsfeier in der Bundeshauptstadt. Alles computer-vorabvorführ-generiert. Eine sogenannte "Art in Heaven light show" hatte in der Einladung von G.H., "light artist", gestanden und: "Computer simulated pictures shows Berlin's victory column standing in a sea of light beams depicting what it will look like on New Year's Eve as the city celebrates the millenium." Dazu gabs Mike Oldfield-Klänge vom Band, "wenn es erst soweit ist", wurde ihr erzählt, "selbstverständlich im Original.". Aber selbstverständlich doch. Irgendwie kamen ihr diese computer simulated pictures aber alle so bekannt vor. Erst nach der Vorführung fiel ihr jedoch ein, wo sie ähnliche Bilder schon mal gesehen hatte, genau, in "Triumph des Willens" natürlich. Natürlich.




Aspera, Bonn, Rheinathen - 30.11.99 at 23:50:17




Die spezifische Erregungsform, die bewusstem Erleben und Aufmerksamkeit zugrunde liegt, besteht in der synchronen Depolarisation der apikalen Dendriten des Neokortex. Die Verteilung der Erregbarkeit wird dabei von dem limitierten Kapazitätskontrollsystem realisiert. Während die verscheidenen Teile dieses Kontrollsystems selbst keine qualitativ unterschiedlichen Bewusstseinsakte hervorbringen, führt die Aktivierung hinreichend großer kortikaler Areale über die Schwelle zu psychisch unterschiedlich erlebten Bewusstseins- und Aufmerksamkeitsphänomenen.

Ich habe eine Sehnsucht nach dem Metaphysischen.


Triticea - 30.11.99 at 23:25:24




das zittern vorbei, mit anja essen gewesen, prüfung gut gelaufen, alles wird gut, sagte eine - alles wurde gut, also nicht aoa an kuhligkbestand sondern kuhligkbestand an aoa, ob jetzt vor- oder umsatzsteuer, scheiß drauf, kommt drauf an, wer hier wen kauft.
hippi, is ja wohl fast unmöglich, daß da noch jemand den guten, alten karsunke kennt. der jagger-text findet sich ja nun wirklich in fast jedem zweiten deutsch-buch - der achtziger jahre. und das meine ich. das ist kein pop. das ist alles andere. das ist lyrik 24 mal pro sekunde in die hirnwindungen. sehr fein.
ein treffen oder lieber virtuell daheim - ich weiß nicht. wer lust hat, mich anzugucken, komme am 6.12. ins lit.-haus (fasanenstr.) oder 18.12. (rot. salon d. volksbühne)- würde mich freuen.
mit jan gestern abend in all der aufregung telefoniert, gute worte, er redete, ich hörte. zitternde nerven. am tropf der prüfung. na, däs is een schlechtes bild.
thilos buch kommt endlich nächste woche raus - so hofft er. heyhey, freue mich schon riesig, endlich mal wieder einen gut-komponierten lyrikband zu lesen.
heidelberg kommt, alles gut, prima, danke, superduper. rauf auf den poetensitz und dann crauss in alsfeld fürs lit.-haus aufgabeln, sehr fein.

HEIDELBERG!!!! 4.12. 16:30 Kunsthalle - Poetensitz

22,2 grad hier drin. fenster auf. sekt mit mandarinensaft. geht gut, danke.


björn kuhligk berlin, - 30.11.99 at 23:18:21




mit freund bei zeil-mc-donalds. wegen hunger.
die zeil ist geil!
die zeil ist steil!
danach noch ein kaffee trinken in einem cafe. wegen ueblen geschmack im mund. wegen zeil-mc-donalds.
eine karin getrunken. sehr gut.
kommt ploetzlich ein maedel an unseren tisch und fragt:
"seid ihr singles?" ein maedel von PRINZ. bloede frage! es koennte ja auch nur einer von uns single sein.
ich antwortete aber auch bloed. (nicht absichtlich)
ich rief: "oh jaa!" das maedel freute sich und wollte mich fotografieren. schock - mich fotografieren an diesem abend? aber wie sonst hatte ich mir das vorgestellt. gluecklicherweise lehnte ich noch ab.
mit schrecken davon gekommen.
trotzdem ein schoener abend.
morgen ist ein neuer schoener tag!


felipe frankfurt, d - 30.11.99 at 22:33:25




Geht zum Beispiel gar nicht, jetzt über einen durchfallfarbenen Königspudel zu schreiben, dessen Krallen über das Laminat der Buchhandlung klicken; oder über die dezemberspezifische Stadtmöblierung; die Blockflöten im Hof, die ein schreiendes Kind beruhigen wollen; täglich Adventskalender machen geht auch nicht, ebenfalls nicht: das in Sekunden abgewimmelte Gespräch aus der Telephonzelle, in der jetzt der Hörer auf den Gelben Seiten liegt, Gesprächsguthaben: 4.70 DM.
Alinia gute Besserung wünschen, das würde ich gerne - und was, wenn die gebrochenen Knochen nur ein Bild sind, das ihr "Alinia schreibt persönlich" ankündigte? Aber jeden Text in einen Bedeutungszusammenhang zwängen?
Wolf Steinhardt nach seiner Kontonummer fragen, um ihm 3 DM zu überweisen, da er die Wissen/Fallen Texte so grausam fand und Zeit verschwendete. Oder Pfeifentabak?
An Suse in Deutschland denken. Vielleicht die Gebärde für 'USA' beschreiben, ein Wiegen, ein Becken, ein Rührteig. Ich will auch so eine Kuh.
Einmal im Jahr wird den Studenten der Literaturwissenschaft beigebracht, dass jegliches lebensgeschichtliches Hintergrundwissen für die Interpretation der Texte gänzlich unerheblich ist. Aber da bleibt er doch, der Hintergrund.


kathrin glosch - 30.11.99 at 21:24:11




Eigentlich finde ich Debatten lästig, ich will mich auch nicht zu Thomas Melles Pflichtverteidiger berufen, aber dass Frau Naters das Macht- und Schlußwort spricht und ihn ohne Begründung einen kranken Lügner nennt und ihm danach alle Möglichkeiten der Verteidigung genommen werden, finde ich, um nicht von Zensur sprechen zu müssen, Scheisse. Natürlich könnt Ihr hier Leute rausschmeissen, wies Euch gefällt, aber das sollte zumindest nach bekannten Regeln oder mit einer Erklärung geschehen. Vielleicht habe ich auch etwas falsch verstanden.
(Für die loop-party sollten wir uns in Disco verabreden, da fällt das Schweigen leichter. Zusätzlich müssen wir uns ohne ein gemeinsam festgelegtes Zeichen erkennen und lernen dabei toll viele Leute kennen, die nichts mit Lesen am Hut haben.)


Nikolaus - 30.11.99 at 17:45:48




Perfect World 2.3

In der Mitte stand ein Taubenschlag, ziemlich heruntergekommen: aber er sah keine Tauben. Was ihm gleich auffiel, waren die blau gestrichenen Fensterläden, die sich frisch vom blättrigen Putz abhoben.
Eiseisbaby stieg aus und ging durch das weit geöffnete Holztor, vorbei an zwei verrosteten, bunt bemalten Autos. Dabei zog er seine Krawatte noch etwas weiter auf. Er konnte die Dinger eigentlich nicht leiden, aber der Chef bestand darauf. Meine Leute tragen Krawatte und jeden Tag ein frisches Hemd, sagte er. Das öffnet Türen: Vielleicht hatte er Recht.
Vor dem Haus war ein kleiner Gemüsegarten, darin ging ein Huhn spazieren. Sein Kamm hing seltsam schlapp herunter. Es musterte ihn mit kritischem Blick und ab und an pickte es ganz zufällig auf den Boden, aber er konnte dort wirklich nichts Essbares ausmachen. Dann ging das Huhn wieder einen Schritt oder zwei, legte den Kopf schief und guckte zu ihm hinüber.
*


eiseisbaby münchen , bayern - 30.11.99 at 17:35:59




1) Adventszeit, Zeit der Besinnung und der persönlichen Erklärungen. Britta, Thomas, Alinia, Eiseisbaby. Kein gemeinsamer Nenner.

2) Vor Wochen hatte ich hier mal eher beiläufig in die Runde gefragt, ob eigentlich noch irgend jemand mit dem Namen Yaak Karsunke etwas anzufangen wüsste. Und letzten Samstag steht doch scheinbar unvermittelt eins seiner schönsten Gedichte im loop. Von 1973. Zitiert von Björn Kuhligk. Loop, ich liebe dich.

3) Zeit der Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und Nähe, klar. Suse hätte gern eine Art Stammtisch, möchte gern mal mit den Menschen "dahinter" zusammensitzen. Björn hebt sofort den Arm, Eiseisbaby auch. Und ich ? Ich weiß nicht. Eigentlich sind wir doch alle nur im All, in dünner Silberhaut. Ich glaube, ich schaue lieber weiter auf der Straße nach euch aus. Bei der Kunstgewerbeschule im Stadtbezirk Mord oder am Popregal im Bahnhof. Euch erkenne ich garantiert : Charmante, geistreiche Plauderer, letztlich durchaus gutaussehend, wenn auch nicht unbedingt im Dandydress, tief fühlend, manchmal etwas melancholisch und höchstens aus Verletzlichkeit sarkastisch, aber goldenen Herzens. Quatsch, ich weiß so gut wie ihr, dass ihr in fremder Gesellschaft keinen zusammenhängenden Satz herausbringt, höchstens auf Fachchinesisch mit dem Systemadministrator, dass ihr in echt eher mickrig bis bucklig herumlauft und vor lauter Selbstmitleid ganz schön boshaft werden könnt. Genau wie ich.
Was wenn es auf unserer Adventsfeier plötzlich aus einem von uns einfach herausbricht, wie elend hier ständig Urheber- und Schamgefühle verletzt, Erwartungen und Liebe enttäuscht, Lob und Passwörter verweigert werden ? Handgreiflichkeiten ? Ich bin nicht unbedingt der Mutigste ! Gut, hatten wir alles auch schon online, zugegeben. Trotzdem, wie soll das life enden, wenn womöglich Eiseisbaby mit der Knarre seine 10000 Kröten verteidigt oder sich Triticea mit dem Tranchierskalpell gegen Zudringlichkeiten von Claus wehren muss ? Wissen wir denn wirklich, wie sich Alinia nun tatsächlich ihr Gipsbein zugezogen hat ? Thomas ist ein kranker Lügner, sagt Elke. Und wir, der Rest ? Wird nicht am Ende allein Robbe Lipsia den Kopf oben behalten und eher rhetorisch die Frage stellen, ob wir nicht besser aufhören sollten ?

4) Entschuldige, Alinia, dass jetzt auch ich noch persönlich werden muss : Gute Besserung !

5) Euch anderen schenke ich noch ein Kinderlied :

Morgen kommt der Weihnachtsmann,
kommt mit seinen Gaben
Trommel, Pfeifen und Gewehr,
Fahn´ und Säbel und noch mehr,
ja ein ganzes Kriegesheer
möcht´ ich gerne haben.

Na, von wem wohl ? Rudolf Scharping ? Volker Rühe ? Falsch, ganz falsch. Hoffmann natürlich, deutscher Nationaldichter, diesmal wirklich von Fallersleben. Und Grüße von


Hippi, Stuttgart, Deutschland - 30.11.99 at 16:56:15




inkonsequenz

zurueck zum loop.
deutschland ist zugeklebt.
zugeklebt mit loop*-plakaten.
bunte farben. farbiges buntes.
unter bruecken.
immer wieder unter bruecken.
frankfurter bruecken.
bruecken im pott.
entlang der bahnen.
nun wieder hier.

lockere uebereinkunft mit IHM: nie wieder loop!

doch inkosequent bin ich.
und das ist gut. fast immer gut.


felipe frankfurt, d - 30.11.99 at 14:50:36




Natuerlich mag ich Britta lieber. So laeufft das: alle mails von Melle ungelesen geloescht. Und Euch mag ich auch alle lieber, trage nie Anzuege, kein Geld, und weine selten. Meine Schwester hat kein Schloss. Und ich find Kathrin Glosch ueberhaupt nicht schnipselig. Speate Entschuldigung, Kathrin. Aus den Tropen.


Sven Lager mae Nam, - 30.11.99 at 14:30:23




so ein kaffee im juridicum hat schon was.
ich zähle mehr wachsjacken als adidasstreifen in polen.
ich zähle mehr akurate seitenscheitel als baseballcaps in amerika.
ich zähle mehr halstücher als junkies am bahnhof zoo.
ich zähle mehr schnittchen als beim billigbuffet eines frisch-promovierten.
und ich sehe tocotronic. eigentlich sehen die ja richtig scheisse aus.
aber in der umgebung ist es geil.
und meine hose sitzt scheisse. ich brauche dringend einen neuen gürtel.


seventh son - 30.11.99 at 14:13:06




POOL auf und das erste:
Der Herr Krausser schreibt wieder Tagebuch.
Hoffentlich hört der nie auf zu schreiben.
Lieber hör ich auf.


andrea frankfurt, - 30.11.99 at 13:23:06




Suse, Björn: Ich bin dabei. Wenn Schweigen = Nichtüberliteraturreden, sowieso. Was bleibt, ist die räumliche und zeitliche Trennung. The challenge, sozusagen. Wir könnten ins Kino gehen oder was Essen oder beides. Das erinnert mich an eine alte 68er Kinderplatte, die mir meine Eltern immer vorgespielt haben: "Einer, ist keiner. Zwei sind mehr als einer. Sind wir aber erst zu dritt, machen alle anderen mit..." Dankeschön. Sehr freundlich.


eiseisbaby münchen, bayern - 30.11.99 at 11:55:27




Höchstwahrscheinlich kranke Bäume stehen zitternd am Straßenrand. Das Auto fährt an, und die Landschaft verschwimmt grau im Nieselregen. Die Wolke als Metapher für den präsignifizierten Gedanken. Der Blitz als Metapher für den überraschenden Einfall. Die Landschaft als Metapher für den Eindruck. Der Nieselregen als Nieselregen als Ausdruck kindlichen Vokabulars. Sven sitzt am Steuer und summt zur Musik aus dem Radio. Wir haben Airbag. Meine Angst vor Gemütlichkeit ist ähnlich abgedroschen wie Claras Bemühen um geregelte Zweisamkeit.


Claus - 30.11.99 at 11:48:55




lieber Architekt was tun nun
haben sie wer frag ich mich
also sie haben Weihnachts
männer aus Bastelkarton in
das Fenster gehängt hinter
dem meine Bilder nicht aus
reichen scheinbar überall


elsbeth a. flensburg, de - 30.11.99 at 10:22:19




sitzt einfach in meiner küche und erzählt mir von ihren neuen schuhen. und dass ruth die gleichen hat.
achso, und dass sie mit ruth und reiner letztens doko gespielt hat. wer ist ruth ? wer ist reiner ? was ist doko
und warum erzählt sie mir das ? aber sie hat ein nettes lächeln, doch ich bin nicht besoffen und mache
eh nix klar.


seventh son - 30.11.99 at 02:05:08




ich muss es nur noch irgendwie schaffen, es auf tape aufzuzeichen und im autoradio abzuspielen.
und dazu aldi-zigaretten "no.7" zu rauchen.
und es muss regnen.


seventh son - 30.11.99 at 00:43:45




das gute an polischem radio via internet ist, dass auch bekannte "hits" aufgrund
der schlechten übertragungsqualität und der verzerrten stimmen wie polnische folklore klingen.


seventh son - 30.11.99 at 00:41:10




Bei der Arbeit:
Wie Steffi und ihre Bande da ihr Projekt
vorgestellt haben, kam mir das so in den
Sinn: Andere waren also auch nicht taten-
los inzwischen. Da kann man dann nur ahnen,
was da so alles abgelaufen sein könnte.
Man sieht ja nur das Ergebnis: Fünf Frauen
und ein gutgelaunter SympathoProll-Olli,
die stolz sind auf etwas, was sie sich auf-
gebaut haben und damit auch ganz schön hau-
sieren gehen - Da fällt mir natürlich auch
all das wieder ein, was ich so über Steffi
gehört hab in den letzten Wochen und Mona-
ten, in denen sie dieses Projekt aufgebaut
hat, dass ich eben, vor allem von anderen
Frauen, fast nur Negatives über sie gehört
hab. Und das hat mich natürlich neugierig
gemacht.
Und am Tag der Einarbeitung wurde mir auch
immer deutlicher, wie diese negativen Urtei-
le zustande kommen. Dass die ihre Art einfach
nicht ab können.
Ich hab sie mal aufmerksam angeguckt, während
sie auf mich eingeredet hat, und hab bei die-
sem Angucken immer so versucht, den Mensch in
dieser Person zu finden. Aber es kam mir vor,
als ob da gerade niemand zuhause wär, in die-
ser Arbeitsmaschine, die nur sprudelnd Text
erzeugt, fahrig von einem zum anderen sprin-
gend, Sätze nicht zuende bringend, weil ihr
schon wieder was anderes auf- oder eingefallen
ist. Und dass diese wahnsinnige Maschine wahr-
scheinlich durch den Ehrgeiz am laufen gehalten
wird, das ganze Projekt in Gang zu halten, den
Überblick und die Oberhand zu behalten, das
Ganze möglichst straff einigermaßen terminge-
recht über die Bühne zu bringen. Und ich sah
die anderen, mit denen sie sich umgeben hatte,
die vier anderen Frauen und Olli, und dass das
alles kein Zufall ist, wer in diesen Kreis auf-
genommen wurde. Sondern alles totale Konsequenz
und kühle Kalkulation dieser rasenden Arbeiterin.

Man hat das ganze Entstehen immer nur mal ab und
zu so aus dem Augenwinkel heraus wahr genommen,
wenn man mal im vierten Stock war, es noch nicht
mal als Entstehen von irgendwas begriffen.

Und dann plötzlich mit einem Paukenschlag
das fertige Werk so vorgesetzt zu bekommen. Wie
der ganze Plan dann plötzlich so in Aktion
tritt...

Innerlich selber schon total überdreht durch
diese ganzen Redeschwalle hier jetzt hemmungs-
los alles ausgeplaudert, egal, ich lass' es jetzt
stehn, wird schon zu irgendwas gut sein. Und geh'
jetzt schlafen.

What have I done to deserve this



Andreas Praller Hamburg, - 29.11.99 at 23:57:32




seit langem zittrige nerven. morgen vorbei -
suse - gute idee, ich heb den arm - wer noch?



björn kuhligk berlin, - 29.11.99 at 23:27:26




Ihr lieben AutorInnen-Ichs.
Am Ende des Netzes steht immer noch die Sehnsucht nach der Physis.
Bald möcht ich Euch mal sehen. Wir könnten auch schweigen dabei.


Suse - I-Net powered by Gott, Right here - 29.11.99 at 23:23:13




"Ich schaute die Kühe an. Die meisten schliefen nicht, sie hatten bereits zu grasen begonnen. Ich sagte mir, daß sie ganz recht hätten; ihnen mußte kalt sein, da war ein bißchen Bewegung nötig. Ich betrachtete sie mit Wohlwollen, ohne die leisteste Absicht, ihren Morgenfrieden zu stören. Einige kamen bis an den Zaun zu mir her, ohne zu muhen, und schauten mich an. Auch sie ließen mich in Frieden. Das war gut.

Meine Lieblingssätze aus Michael Hullebecks Kampfzone, Wagenbach 1999. Mehr muss man da nicht von lesen (siehe Kathrins Kurzkritik vom 24.11.).

@@@@@@

Eben bei Tristesse Royale: Alles sehr traurig. Wirklich. Außer der Entscheidung, öffentlich sprechen zu wollen, ist da nicht viel bei diesen ortlosen jungen Männern. Nur Alexander von Schönburg schafft eine Identität. Er ist adlig, muss nicht erst Post-Ironic-Dandy werden und spricht vom Schloss seiner Schwester Gloria (v. Thurn & Taxis).
Christian Kracht trägt als einziger keinen Anzug, sagt, dass er oft weint, wirkt dabei auch weinerlich, so ganz schäbig unpassend unadelig.
Vorher aber lustig in einer der Logen: "Ich bin Nicolaus Sombart." - "Henryk Broder, guten Abend." - "Wer sind Sie??"
Sonst alles traurig. Ich auch. Ich will Kühe. Kühe, die schweigen.


Suse - Kack-Kau Royale, mit Rum - 29.11.99 at 23:15:56




Liebe Kathrin Glosch,
für einen Moment werde ich beim Lesen unterbrochen. "Hast Du auch getrennt? Du weißt doch, eine Stunde kostet 3 Mark!" Das ist Rebekka. Ich kann sie von hier aus sehen, weil sie nicht allein in ihrem Buch lesen kann, wenn alle Türen geschlossen sind, und ich kann auch nicht allein sein und habe darum auch nichts gegen offene Türen. Natürlich gehe ich bei solchen Sachen immer offline; ich kann dann mal eine Pause machen im Text und mir eine Pfeife stopfen, oder einfach mal kurz aufstehen und ein paar Schritte tun, damit sich die Aufregung setzt, vielleicht ist das auch alles nur Methode, um sich den Text in kleine Portionen einzuteilen, wie etwas, das man nicht einfach so runterschlingen will. Immerhin ist der Text fast wie zum einteilen gemacht. Ich bin jetzt bei der kreuzwortlösenden Oma, und ich sehe mit Entsetzen, wie es weiß wird hinter den letzten Worten. Mein Gott, dafür hätte ich nun wirklich nicht zu trennen brauchen. Aber vielleicht lohnt es sich beim nächsten Mal, offline zu gehen. trotzdem, danke.


Wolf Steinhardt Flensburg, Deutschland - 29.11.99 at 19:48:41




Eiseisbaby ist heute nachdenklich. Frage mich, wohin die Reise geht mit Pool & Loop und uns, die wir uns nicht mal erkennen würden. Auf der Strasse, meine ich. Bewegen wir etwas? Rebecca hat vielleicht Recht: Auf einer Website? Ich notiere: Es findet etwas statt: Gedankenaustausch. Eiseisbaby hat gelernt. Ich sauge eure Worte, gefriere sie Schock, zerstäube sie und tau sie auf, bau sie ein und um. Und wenn ich zwischen und in den Zeilen lese, dann denkt ihr manchmal auch an mich, wie ich über euch und eure Gedanken. Namen, nur in meinem Kopf. Oh my God, erschreckend, manchmal: Wie verschieden wir sind, wie wenig wir verstehen. Ich atme Cyberspace, kalte Luft, kalt aber klar und manchmal: falsch. Wie Neonlichter in Las Vegas, falsch, schön falsch, falsch und schön. Oh my God, erschreckend: Wie wir uns gleichen. Ich ziehe meine Stüssymütze vom Kopf, hole tief Luft und seh in die Morgensonne, gleich hinter der Bushaltestelle: Jetzt fühlt es sich an wie - Freundschaft. Dankeschön. Sehr freundlich.


eiseisbaby münchen, bayern - 29.11.99 at 18:11:28




Mein letzter Beitrag zur Melle / Britta - Soap : Ich bin froh, dass ERNST (zuerst am 26.11., 00.59) uns Überspontanen hier ein wenig den Kopf gewaschen hat, und beuge zu diesem Zweck reuig mein Haupt. In Scheidungsverfahren hat man ja seit ein paar Jahren aus guten Gründen das Schuldprinzip abgeschafft und sich darauf beschränkt, zerrüttete Verhältnisse festzustellen. Zu mehr sind Außenstehende wie wir wohl auch hier weder in der Lage noch berufen. Außerdem: Eigentlich soll (hier) ja nur der Text zählen. Und in dieser Disziplin haben hier schließlich beide Kontrahenten Bemerkenswertes abgeliefert. Deshalb auch für dich, Thomas Melle : Mach´s gut ! Und wenn erst der Pulverrauch verzogen ist und beiderseits die Wunden ausreichend geleckt, könnte ja auch für dich mein Vorschlag an Britta (vom 24.11., 15.51) in Betracht kommen. So long, Hippi.

Und weil ja hier nur der Text zählt, weiter im Text :

Ich lese vor, aber du prüfst nicht nach. Du schlägst nicht nach, wenn ich vorschlage. Zuhörer kommen sich vereinzelt vor. Ich bin groß und du bist klein, fein. Dies ist dein Jahrhundert. Ich spiele vor und du bist kein Spielverderber. Wenn du nicht mitspielst, hat das ein Nachspiel. Ich habe den Eindruck und du hast noch keinen. Das macht mich neidisch. Ich habe dir etwas voraus, aber mir mache ich nichts vor. Ich nehme nur vorweg, wie du Vorschriften lesen wirst, die Andere verfasst haben. Wehr dich nur, so lange du noch kannst. Wenn du beeindruckt bist, beunruhigt, frag ruhig, wer Druck ausübt und Vorschläge druckt, schlag doch zu, wenn sie schreiben Notbremse !
Bei Gefahr : Scheibe ! Einschlagen, linke Hand am Griff bevor der Wagen hält. Missbrauch strafbar, bitte abgezählt bereithalten und gut festhalten. Nichtraucher, die Unterhaltung mit dem Wagenführer ist verboten ! Die Schwimmwesten befinden sich unter den Sitzen der Ersten Klasse, Pool Position. Beim Aufleuchten der Schrift Nothammer ohne Panik durchgehen. Eine weitergehende Haftung und der Rechtsweg sind seit Beginn des Winterfahrplans ausgeschlossen. E pericoloso sporgersi oder wie damals auf niederländisch an der Strecke von Surabaja nach Djakarta auf der Talbrücke bei Tjiamis : Deren Stahlfachwerk soll ja den sonst üblichen, sogar vorgeschriebenen Abstand von den Schiebefenstern durchfahrender Züge nicht einhalten, was dort unten ohne weiteres möglich erscheint, kaum aber hier und heute zwischen Hamburg und Batavia. Das heißt jetzt übrigens auch anders. Also was sollen die warnenden Trompetenstöße, auch für musikalische Kunstwerke lässt sich ja wohl eine wesentliche gesellschaftliche Funktion in unserer Lage kaum angeben !


Hippi, Stuttgart, BW, D, EU, UN - 29.11.99 at 11:20:55




Dann wieder will ich nur, dass Ruhe ist. Jedes Geräusch schmerzt. In der Küche klappert Geschirr, und ich kann nicht anderes tun als hören. Von Klappern zu Klappern steigert sich mein Ärger zur Wut. Hinter der Küchentür wird gegen mich gearbeitet. Und ich stelle mir Clara vor, wie sie dort in der Küche spült, lächelnd, entspannt, pfeifend womöglich, nur dass ich das Pfeifen nicht höre, weil das Klappern lauter ist. Später öffnet sich die Tür und Clara fragt, ob ich Kaffee trinken möge. Ich schüttele den Kopf, der vorher starr auf die Tür gestarrt hat. Ob ich nicht richtig vorankäme, fragt Clara. Ihre Mine schwankt undeutlich zwischen Besorgnis und mütterlicher Überlegenheit. Nein, sage ich, ich weiss auch nicht warum. Die Wohnung riecht nach Kaffee und ich gehe in die Küche, um Claras Rest zu trinken. Sie bittet mich, sie ganz fest zu drücken. Ich will schon deshalb nicht, weil es schrecklich klingt.


Claus - 29.11.99 at 10:51:13




kleinstadtleben, würgegriff
vermoderte freunde
trotzdem ruft man an
wird angerufen
dabei gibt's nichts zu sagen,
jedenfalls nichts neues
und wenn es etwas neues gäbe,
wärst du die letzte,
die es zu hören bekäme.

neue freunde, gleichgesinnte
keine vorgeschichte, keine erinnerungen
sugar-free, nostalgie-frei
keine hemmungen

vater, mutter
au, mann!

distanz, entfernung
aufatmen
staub abschütteln

will ich wieder zurück?

nie




glen land, fluss - 29.11.99 at 04:41:13




Sven kommt und erzählt, was er in den letzten Tagen gesehen und gehört hat: Kunst. Mehr als ich, der ich die Wohnung aufgeräumt und meine Beziehung gepflegt habe: Leben. Von einem kommt er aufs andere. Das hat er also auch noch erlebt.
Draussen ist einiges neu. Noch nie gesehene Gesichter lachen, Frauen tragen Schuhe ohne Absätze mit wellenförmigen Sohlen, ein Dachgeschoss ist ausgebaut. Als ich vor dem Arsenal ankomme, steht dort ein Pulk. Im ersten Eindruck gehören alle zusammen und sehen beängstigend super aus. In eine Gruppe junger Frauen in schwarz entdecke ich Anna, die mich nicht erkennt wegen ihrer Kurzsichtigkeit oder weil sie mich nicht erkennen will. Die jungen Frauen tragen lagen Haare, die meisten sind groß gewachsen, einige tragen Stiefel zu kurzen Röcken. Aus dem Gespräch höre ich Namen heraus, Titel, Verächtliches, Tonfälle. Einmal lacht Anna und ich meine ihrem Lachen anzuhören, dass es als intelligenter Beitrag zur Diskussion verstanden werden will. So nenne ich diese Situation, das Lachen der Anna Ragatti.


Claus - 29.11.99 at 01:32:22




"Beuse und Link tun es", stand auf der Eintrittskarte.
Beuse war völlig krank, erkältet, und hat sich nur auf die Bühne geschleppt, damit Heiner Link keine Beuse-Texte mit bayerischem Dialekt vorliest. Bei einem der Linkschen Texte wurde im Publikum so viel gelacht, dass er selbst auch mitlachen musste und nicht mehr weiterlesen konnte.
Zum Schluss Stephan Beuse: jetzt hätten wir etwa drei Minuten Zeit, ihnen Fragen zu stellen. Dann Link: Ihre Lieblingsfragen seien ob das alles autobiographisch sei, weshalb sie schrieben und ob sie davon leben könnten. Er lebe von seiner Frau.
Irgendwie machte sich allgemein Erleichterung breit, als sie die Bühne nach diesem Schlusssatz sofort verließen und nicht diskutiert werden musste.



Triticea - 29.11.99 at 01:08:37





Ihre Augen wurden leicht gesalzwässert, als die lange, zu lange vergessenen Idole ihrer Kindheit vor Sie traten, das starke Mädchen mit den roten Zöpfen und der kleine blonde Junge, der sich immer schnitzend in der Scheune versteckte und die beiden Halbstarken, die statt zur Sonntagsschule zu gehen, lieber mit einem Floss auf dem großen Fluß fuhren.
Und die Erinnerungen an diese Figuren und die Geschichten, die Sie um sie gesponnen hatte, umwirbelten Sie, teils dunkel und drohend, wie der Alp, der sich im Kleiderschrank versteckt, teils verführerisch lockend, kaleidoskopisch glitzernd, gipsybunt und niemals endend, einige Wirbel bargen Wege, die vom erlköniglichen Hüter der falschen Hoffnung mit kunstvollen Arabesken aus jadefarbenen Eitelkeitsperlen verziert worden waren. Einladende und leicht zu erreichende Wege, die endlose Mäander waren, schön und anziehend, aber in ein unbekanntes und kaltes Nichts führend. Wieder spürte Sie den dunklen Magnetismus, die verlockende Anziehungskraft, die ausgerechnet diese Wege auf Sie hatten und abrupt wandte Sie sich den anderen Wirbeln zu, hinter denen sie die ungestüme Kraft und Reinheit ihrer Kindheitsidole vermutete.
Doch fiel es ihr schwer, die um Sie gischtenden Wirbel mosesartig zu zerteilen, um auch diese selten beschrittenen Pfade vor sich zu sehen. Erst nachdem Sie mühsam Schicht um Schicht der von den ungreifbaren Wirbeln zusammengetragenen grauen Findlingen vor den stets rostfreien Portalen weggeräumt hatte, konnte Sie auch diese Wege wieder sehen und jeder Schritt auf ihnen war wie das liebkosende Schmeicheln der ersten Frühlingssonnenstrahlen auf nackter Haut, wärmend und stärkend, kräftigend und zugleich reinigend.
*
Genau: Tjolahopp tjolahej tjolahoppsassa!!!
*
Rasches Knochenzusammenwachsen wünscht Dir, liebe Alinia


Aspera i Söderhavet, Taka-Tuka-Land, - 29.11.99 at 00:18:31




nachdem alle Bilder ent
fernt ein Anfang gefunden
schaffte ich mir eine einwand
frei glatte Oberfläche fuhr
mit den Händen darüber
trug mehrere Überlegungen
in einem Arbeitsgang auf
nur dein Husten verwischte
am Ende die Bedeutungen


elsbeth a. flensburg, de - 28.11.99 at 20:28:53




Timo ruft an und fragt, wie das Pet Shop
Boys Konzert war. Ich versuche, es ihm
möglichst differenziert wiederzugeben,
und über seine Entgegnung: Also ich hör
da so raus, daß es eher mittelmäßig war,
ärgere ich mich total, weil mich dabei
ein Gedanke durchzuckt, wie: Ja, ja, ER
mag ja die Pet Shop Boys nicht, also WILL
er, daß das Konzert schlecht war. Wahr-
scheinlich total ungerechtfertigter
Reflexgedanke.

And the next song is called
Always on my mind


Andreas Praller Hamburg, - 28.11.99 at 18:15:35




Heringsdorf

Der Strand als Ort für ein Trauerspiel,
warum auch nicht, wo in den Thatern
nicht nur die Kostüme
aufgegeben werden, da gilt es,
zu retten, was noch
zu retten ist;
die Badeanzüge beispielsweise,
wirklich schade wäre es um sie gewesen.

Ein Videofilmer aus Leidenschaft
unternimmt alles,
um die Szene auf den Film
zu bekommen, zu gern hätte er
die Augen des Kindes, das reglos
in den Armen der Retter liegt,
in Großaufnahme, doch nur
die der Mutter sind weit
aufgerissen, und ihr Mund stößt
den Urschrei des Meeres aus,
der Hubscharauber, der das Kind,
wie ein lebendgebärender
Zahnkarpfen seine Jungen schluckt,
darf auf den Film.
Das mit dem Hubschrauber
macht Sinn, denn nun
können alle weiter
im Sand liegen bleiben,
in dem Glauben, daß
noch etwas getan wird.

Der Videofilmer wird abends
verträumt die Kassette einlegen
und den telegenen
Mund der Frau
vor Augen haben.

Alle anderen werden sich im Bett
hin und her wälzen,
weil sie wieder einmal
den falschen Sonnenschutz-
faktor gekauft haben.

Ja, ich weiß, schon wieder das Meer; ich krieg's einfach nicht aus dem Kopf: der geringste Anstoß und schon rauscht und plätschert es wieder, vielleicht aber kann die erste Adventskerze etwas an den Zustand ändern.


Wolf Steinhardt Flensburg, Deutschland - 28.11.99 at 15:03:19




Alinia schreibt persönlich.

Als ich das erste Mal pooloop las, habe ich zwischen und in den Zeilen eine Menge persönlichen Austausch gefunden und den Eindruck, es sei eine feste Gruppe.
Für jemand der aus dem off kommt scheint dies ein wenig undurchdringlicher Who is Who Dschungel zu sein, und ich habe mich auf die Texte beschränkt, die mich interessierten, gleichwohl dazwischen das Geplänkel als eine weitere Farbe im Bild war.
Schade um Britta, aber auch manchmal schade um Thomas, die Gemüter zu erhitzen scheint von Nöten zu sein. Zu einem Fuck you sich hinreissen lassen , bedarf einiger Verquickung mit dem Ganzen sowieso.
Die ganze Frage mit dem ICHICH und es schützen, wovor? Jeder Liebesbrief ist eine Art Hülle, in schöne Briefe kann man sich verlieben, obwohl der Mensch, der sie schreibt vielleicht einen Buckel hat. Worte sind doch immer nur fragmentarisch über die Echtheit von etwas oder jemand.

"die Welt schreibend neu erfinden" für einen Journalisten kaum, aber für einen Dichter ja, sie zu beschreiben wie sie ist wird wohl niemand gelingen, es sei denn jemand könnte einen Betrachtungspunkt für das ist setzen.
Nicht nur die Welt erfinden , nein darüber hinaus erschliessen, hineinfühlen in das was sich vom jemals Gewesenen und Erlebten unterscheidet, Sprache als Bilder, sicher , hier gibt es weniger Dichter als in meiner Heimat. Da ist ein Sprung um die Welt, da gibt es eine Welt, die dieser hier sehr fremd ist, höchstens Pipi Langstrumpf könnte das noch verstehen.

Ich bin eine Kinderbuchschreiberin, jawohl und ich bearbeite Gedichte und schreibe auch welche, aber nicht in Deutsch. Es gibt keine deutsche Ausgabe meiner Bücher, ich arbeite daran einen Kurzgeschichtenband über das "neue Europa" herauszugeben, in Deutsch.
Das heisst für mich sich kulturell davon machen aus meinen ohnehin nomadenhaftigen Wurzeln, und wirklich zu empfinden wie ich mit deutschen Fühlern die Spanier finde oder die Griechen oder die Belgier.
Ohne Wirtschaftsgipfel, und ohne Blair, sondern mit Obelix und Pinocchio oder Bacchus.
Dabei ist für mich Wien die europäischte Stadt, aus meiner Perspektive, der Mittelschnitt, Wien wird eine Wiege sein für die Identität.

Genug jetzt auch. Mein Gips juckt, er gibt mir Zeit zu Schreiben.
und Lesen.
BÜCHER:
Werner Koch Seeleben
Sir Galahad Kegelschnitte Gottes
Fernando Pessoa Buch der Unruhe
Rosendorfer Ruinenbaumeister
L.Caroll Abenteuer im Wandschrank





alinia wyler santa cruz, europe - 28.11.99 at 09:32:41




Ärger. Krieg ihn nicht raus aus mir. Krieg! Flimmern vor meinen Augen, Blut darin. Schreie einfach los, mach mich lächerlich, schreie bis ich versage - hab ich doch schon lange. Wut und Machtlosigkeit, Geschehen ist geschehen, na und? Mich zerreißt es, könnte kotzen.


korbinian, muc, - 27.11.99 at 23:39:55




Zärtlich streichelte er den Rücken des weißen Buches. Das rote Lesebändchen lag noch gefaltet in der Mitte. Er zog es heraus, glättete es und legte es auf die erste Seite. Das Buch war leer, nicht ein Wort war zu lesen. Verwundert versuchte er sich an den Titel des Buches zu erinnern, es gab keinen, das Buch war außen wie innen weiß. Jede einzelne Seite jungfräulich weiß. Er legte das Buch auf den Tisch und schlug seinen Kopf dagegen. Mit aller Kraft. Der Kopf barst, einer Windschutzscheibe gleich zersprang er in unendlich viele Teile. Langsam wie in Zeitlupe flogen die Bruchstücke durch die Luft, wandelten sich zu Buchstaben und füllten das Buch. Der kopflose Körper fiel vorn über und rutschte leblos vom Tisch auf den Boden, wo er geräuschlos verschwand.


Korbinian, München, - 27.11.99 at 17:23:08




Dein Passwort ist da, sagt Simone am Telefon.
Richtig:"Das Telefon...Jahre waren ver-.." Na
gut. Sicher wird irgendwann jemand eine Musik
schreiben können, die das ausdrückt.

Später, als sie sogar schon seinen Kumpel da-
rauf angesprochen hatte, er solle doch mal auf
ihn einwirken, schrieb ich an einem Stehtisch
an der Tanzfläche direkt ihren Wortlaut mit:
"Er erzählt mir jedesmal was anderes, mal sagt
er, er hätte es gar nicht umgestoßen, mal sagt
er, es war ja nur halb voll, dann wieder, er
würde mir ja gleich ein Neues holen, aber er
macht es ja DOCH nicht, ja, ich find das auch
total witzig"(ich bog mich nämlich schon vor
Lachen)"aber andererseits hab ich Durst!"

Achtung Autofahrer
Zwischen Volkspark und Bahrenfeld
eine verwirrte Person auf der Fahrbahn
Gute Unterhaltung mit Robbie Williams
She's the one

good morning world
it's so nice to be
a beautiful girl


Andreas Praller, Hamburg, 27.11.99


Andreas Praller Hamburg, Deutschland - 27.11.99 at 16:54:58




"diese versteinerten
verhältnisse dadurch
zum tanzen zwingen
daß man ihnen ihre eigne
melodie vorspielt"
Jagger jault auf der Bühne
You Can t Always Get What You Want
:& dieses Schwein (sagt Andreas)
wiederholt das solange
bis wir zu tanzen anfangen

Yaak Karsunke, 1973




björn kuhligk olympiastadion, - 27.11.99 at 15:06:46




es ist mehr als gut, das manchmal, will sagen öfters, goetz den pool des tages schließt.


björn kuhligk berlin - 27.11.99 at 01:54:14




Sie hört nicht mehr zu, weint, ich rede für mich, seltsam starr und klar und als wüßte ich den Ausweg. Nein, hör auf, du willst mich nicht verstehen, was soll ich denn noch machen? Ich rede weiter. Ich höre nichts mehr, will nichts mehr von ihr hören, ihre Stimme verschwimmt, ertrinkt im Weinen. Ich ahme sie nach, nein, nein, ich kann nicht mehr, was soll ich denn machen, und höre die Frage. Mein Schreien regt mich noch mehr auf. Ich will nur das, nichts, kann sie das nicht hören, nichts Bestimmtes, das, ist das so schwer? Ruhe. Ich schreie noch einmal gegen ihr Weinen an und höre mich entsetzt, weg hier, nur weg will ich. Dann geh doch. Jetzt ist ihre Stimme klar, als habe sie auf diesen Moment gewartet. Ich stehe hastig auf, kopflos, wobei sie vor mir zurückweicht, als hätte sie Angst, geschlagen zu werden.


Claus - 26.11.99 at 18:06:57




Georg M. Oswald wrote: "Ernst, ich urteile nicht, ich habe einen Standpunkt. Wenn Britta sagt, sie hört wegen Melle auf, dann ist das ein Faktum."
Sehr gehrter Herr Oswald, ich bin kein Richter, aber dass ist doch wohl eher eine Aussage als ein Faktum, und Brittas Begründung müsste doch zuerst einmal geprüft werden, bevor Sie den Beschuldigten mit Verbalinjurien und Verachtung strafen, die ein Urteil voraussetzen, zu dem Sie sich vorschnell haben verleiten lassen. Selbst als Brittas Anwalt könnte Ihrem Standpunkt in diesem Fall ein wenig mehr an Vor- und Übersicht nicht schaden.
Schade, dass die beiden nicht mehr da sind, sie hätten sich hier streiten können (Debatte in Watte). Am Ende hat Frau Casati Recht aus der Perspektive der Toten: alles Kunst.
Herzlichst


Ernst oder Heinz (nicht mit sich eins) - 26.11.99 at 18:05:46




Perfect World 2.2
Eiseisbaby verpasste die Abfahrt. Eine später bog er raus und musste umdrehen. Er fuhr jetzt Landstrasse, über die kleinen Dörfer mit seltsamen Namen. Er kam nicht oft heraus aus der Stadt, dann und wann, wenn es einen Auftrag gab, so wie heute. Das Landleben war nichts für ihn. Er brauchte die Kneipe nebenan und das Kino um die Ecke. Auf den Dörfern gab es das nicht. Gut, dachte er, es gab Wirtshäuser. Aber die Jugend kam in die Stadt, jedes Wochenende. Und wenn man aufmerksam die Strassenränder beobachtete, konnte man kleine Kreuze entdecken, geschmückt, manche mit frischen Blumen. In der Nacht flackerten kleine, rote Lichter. Die Schilder: durchsiebt. Weil er keine Karte dabei hatte, hielt er an einem Hof gleich neben der Straße, um nach dem Weg zu fragen. Ein mächtiges altes Haus, umgeben von zwei großen, hölzernen Scheunen und einer schönen, steinbrüchigen Mauer.
*


eiseisbaby münchen, bayern - 26.11.99 at 17:50:04




Klar, vom Sich-Erschießen hatte er oft geredet. Die Chose zu Ende bringen, hatte er Freunden gesagt. Das wäre genau der richtige Weg, sein Weg. Nach ein paar Monaten traf er diese Freunde wieder und wurde prompt gefragt, warum er denn noch immer lebe. Ach, das sei doch mehr symbolisch gemeint gewesen. Er hätte nur verbal ein Zeichen setzen wollen, und wenn man Zeichen setze, müsse man noch lange nicht die Konsequenz daraus ziehen. Genau deswegen gäbe es ja Symbole. Zeichen halt für etwas anderes. Die Freunde lachten nur über die oft gehörte Leier. Aber ein Ding hebt das andere immer noch auf, fragten sie. Klar doch, sagte er. Warum hebst Du dann nicht die Farce des Lebens mit dem Tod auf? Ach, das funktioniert nicht, antwortete er nach einigem Überlegen. Nur unterschiedliche Sachen heben sich auf, aber die Farce des Lebens mit der Farce des Todes aufzuheben... nein, das geht wohl nicht. Doch die Freunde ließen nicht locker, wäre das denn nicht ein würdiges Ende der Farce? Er jedoch, setzte die Brille auf der Nase gerade und bereitete in einer theatralischen Geste die Arme aus. So stand er da, minutenlang, wie die Corcovado-Statue und mit einem Seufzen, das selbst in einem Provinztheater für mindestens zwei Balkonszenen gereicht hätte: Ach Freunde, Ihr wißt doch, meine Farce ist eine Komödie, ihr sucht jedoch den Schluß der Tragödie!
Die Freunde johlten und spendeten Szenenapplaus. Und wie immer wähnte er die Lacher auf seiner Seite.
###
Durch die Straßen ihrer Stadt schlendernd, kommt sie an einem Bauzaun vorbei, an dem ein Bettler hockt. Sofort fällt ihr seine Haltung auf: In soviel Armut doch noch soviel Ernst und krampfhaftes Bemühen um Würde. Trotzdem will Sie weitergehen, doch da fällt ihr Blick auf das obligatorische Schild neben dem Geldsammelhut. Dort stehen nicht die üblichen Sätze wie "Arm, Arbeitslos, aber ehrlich" oder so etwas, sondern ganz schlicht: "Immer betroffen - und doch gerecht". Na gut, sagt sie sich, dies ist mir jetzt mal ne Mark wert.
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Schon als Sie den Hörer des Telefons abnimmt, ahnt Sie, wer dran ist. Das laute Schniefen, das aus der Muschel kommt, verrät die Anruferin. Es ist diese etwas nervige Freundin, die mit dem Dauerliebeskummer, die sich 10mal im Jahr neu verliebt, immer Himmel hoch jauchzend, versteht sich, und jetzt mal wieder zu Tode betrübt, versteht sich auch. 10mal im Jahr: Das isser jetzt aber! 10mal im Jahr: Das wars dann wohl. Nachdem sich die Anruferin einige routinierte Worte des Trostes abgeholt hat, sagt Sie weinend: "Ach, mein Gefühlshaushalt ist ja soo durcheinander!" Prustend antwortet die Angerufene: "Ach, Du weißt doch, der nächste Nachtragshaushalt kommt bestimmt bald!"



Aspera, Bonn, Rheinland - 26.11.99 at 17:46:49




I. Er faucht durch das Büro, zerdrückt den Plastikbecher, Kaffee auf Händen und Kopien, zackt mit dem Buchrücken die Holzkuh vom Schreibtisch, da liegt sie, starr die Holzbeine gen Deckenplatten, er geht ans Fenster, drückt dem Panorama von Halle-Neustadt die Hände hin. "Ja, grosse Geste. Ist egal, dass alle meine Texte veröffentlicht werden, ohne dass ich einen Pfennig dafür sehe, ist egal. Is halt so in dieser Zunft. Aber weisst du, was sie für meinen Balzac haben wollen? Weisst du, was sie sehen wollen? 12 000 Schlotten. Für einen toten Autor und einen kaputten Verfasser. Soviel hat nichtmals der Anwalt genommen, als Svannis wegen immer nur Balzac die Scheidung eingereicht hat. 12 000 - ich hab denen gesagt, ich hätte nicht an Goldschnitt und Kaschmirziegenleder gedacht. Sie auch nicht, kam da ganz trocken. Ich hätte eben viel geschrieben. Kunststück, und Balzac erst. Was denken die denn - 'Literatur' kommt von 'Liter'?" Das Panorama steht unbewegt vor dem Aluminiumfenster, er reisst das grösste Blatt vom Orangenbaum und wischt sich den Kaffee von den Händen.

II. Mein Bruder, der Systemadministrator, am Telephon, wie immer.
- Das ist doch nun wirklich nicht schwer. Ich schicke dir die Festplatte, du machst das Gehäuse auf, schiebst die da rein, die passt nur an eine einzige Stelle, das siehst sogar du, dann drückst du ein paar Tasten und tacko is. Kacke, dafür muss ich doch wirklich nicht extra 400 Kilometer fahren. Das kannst du doch echt selber machen.
-Ich schick dir dann den Duden, da nimmst du dann einfach ein paar schöne Wörter raus, fixierst die von links nach rechts auf einem Stück Papier und dann kannst du das ganz alleine: deine Liebesbriefe schreiben. -Donnerstag?
-Is tacko.

III. Ich weiss schon, dass sie dran ist, bevor sie ein einziges Wort gesprochen hat. So laut ist nur ein einziges Fernsehen meiner Welt. Wahrscheinlich eines ihrer Matula-Videos. Sie ist in Matula verliebt, wenn man so etwas mit 80 noch kann, ich krieg das ja jetzt schon nicht mehr hin, das mit den Gefühlen. Sitzt in ihrem Fernsehsessel, eine Zigarette nach der anderen rauchend, die Zähne in der Tasche der Strickjacke. Um Matula, sagt sie immer, braucht man sich keine Sorgen zu machen.
-Hallo, hallo, bist du das jetzt oder ist das wieder die Maschine? Hallo?
- Ich bin's, Oma. Alles in Ordnung?
-Du, jaja, was soll auch sein, ich komme hier nicht weiter: "Französischer Schriftsteller" mit sieben Buchstaben, der erste ist D, hört mit T auf.
-Diderot?
-Passt. Man soll seine Enkel nicht totschlagen, man weiss nie, wozu man sie noch mal brauchen kann.
-Grüss Matula von mir.
Aber da hat sie schon aufgelegt.

IV. Im Fahrstuhl hängt ein Plakat und wirbt für sakrale Weihnachtsmusik. Sieben Mönche des Heiligen Wladimir stehen vor einem Holzhaus. Mit einem zentimeterbreiten Schnitt hat jemand ihre Köpfe herausgetrennt. Ich sehe auf das Fakeholz der Fahrstuhlwand zwischen ihren Hälsen und dem Giebel des Hauses und bin versucht, mit dem Finger darüberzustreichen, aber mein Chef steht neben mir und wartet auf eine Antwort. Ich schwanke zwischen der Ehrlichkeit und ihren Folgen und sage dann, dass ich Teile seines neuen Aufsatzes nicht verstanden hätte. Die Bestrafung erfolgt in der Mensa. Als ich unsere Getränke zum Tisch balanciere, sehe ich, dass er mir entgegen unserer mittäglichen Aufgabenverteilung kein Besteck mitgebacht hat. Dass ich mit den Händen esse, will er aber nicht.


kathrin glosch - 26.11.99 at 15:19:53




Nach nächtlichem Ausflug im krankenhaus erwacht.
Mit blauem Auge davon, immer noch im Gips.
Alles Schrott, gentes, la vida es preciosa!
Leben macht glücklich, wenn man es noch hat.
eine Woche Pause bringt eine Symphonie.
bessitos


alinia santa cruz, europe - 26.11.99 at 14:15:55




Ernst, ich urteile nicht, ich habe einen Standpunkt. Wenn Britta sagt, sie hört wegen Melle auf, dann ist das ein Faktum. Was außerhalb der Texte gelaufen ist, interessiert mich dabei nicht, und in bezug auf dieses Faktum ist es auch völlig gleichgültig, was Melle dazu sagt. Was es auch immer gewesen ist, es ist dabei herausgekommen, daß Britta aufhört. Wegen Melle. Ist es da interessant, ob "zu Recht" oder "zu Unrecht"? Mir wenigstens ist das wurscht. Ich bin ja Anwalt, parteiisch, und nicht Richter (wie Du vielleicht, wer kann das wissen?).
Schreib noch mehr Claus, Ernst, ich lese das wirklich gerne - und ich wette, in Deinem Leben außerhalb des loops heißt Du Heinz.


Georg M. Oswald - 26.11.99 at 13:58:36




früher flog ich durch meine träume. ein bisschen gehüpft und schon gings los.
heute bin ich albert speer und werde von seven interviewt.


seventh son - 26.11.99 at 13:03:47




This is Dallas & Denver! Loopi & Soap, Club der Einsamen, Herzen der Bösen! Also auch Dir Melle: die Todgeweihten grüssen Dich! Britta diese Hexe, wer hätte das gedacht. Aber irgendwie auch klar: Diese Frau trägt keine Wärme in sich. This Woman is cold as Eis. Eisbabyeis! Wird Britta unter einem Pseudonym im Pool weiterschreiben? Oder tut sie es nicht schon längst? Ist Britta Claus? Oder hat Melle das Passwort gehackt? Schalten Sie also auch das nächste Mal wieder ein, wenn es heisst: ICHICH und die RealitätTM. Dankeschön. Sehr freundlich.


eiseisbaby münchen, bayern - 26.11.99 at 10:58:06




Ich wollte gerade schreiben, vor allem dem Herrn Anwalt, dass man doch zuerst einmal die andere Seiten anhören müßte, bevor hier die vorschnelle allgemeine Selbstgerechtsprechung losgeht (hatte ich mir schön ausgedacht). Jetzt hat Herr Melle das schon geschrieben und ich müsste das nicht mehr schreiben, wenn ich nicht doch noch Hoffnung hätte, das für den Namen da unten noch ein paar Schlaumeierpunkte abfallen. Obwohl der Name da unten nicht der ist, den mir (dem AutoAutor) meine Eltern gegeben haben, hat er ein Eigenleben entwickelt, er frißt (Zeit), er wächst (von Text zu Text) und manchmal bumst er auch. Autos scheinen ja auch ein solches Eigenleben entwickeln zu können. Ich habe schon einmal jemanden weinen gesehen, dessen Auto verschrottet werden mußte.
Tatsächlich aber (im ErnstErnst) hat Britta gegen ihre eigenen TextRegeln verstoßen und die Empörten sind ihr zweifellos gefolgt, indem sie sich ein ICHICH erfunden hat, für das sie Menschenrechte einfordert. Vielleicht gibt es sowas, aber hier im Blau wird es sich nicht klären lassen.
Um Verwechslungen zu vermeiden, kann man sich zum Beispiel einen Claus erfinden, und den dann heimlich im Schlaf anbrüllen: Alter, Du Claust mir meinen Namen.


Ernst - 26.11.99 at 00:59:15





Clara sagt, lieber Claus, und küßt mich auf die Stirn. Vorher habe ich Schimpfwörter aneinander gereiht, mich wie ein Kind ausgetobt, gegen ihre Brust gehämmert, weil mein Tag so erbärmlich war aus Wut auf einen Affen. "Mein Leben ist ein Haus und ich will endlich raus, Komm wir ziehen an den Fluß, wo ich mich ertränken müßte" Zwischenzeitlich konnte ich meine Bauchschmerzen in Kinderreime ummünzen, Clara lächelte mild. Was machen wir hier? Machen wir etwas? Oder haben wir uns nur geeinigt auf die Entfernung, die zwischen uns liegt, während wir unser Spiel spielen? Sind wir ein eingespieltes Team und ist das ein Kompliment? Heisst das, die Rollen sind verteilt, die Regeln ungeklärt und beständig, und wir haben uns abgefunden? Suchen wir noch einander zu erfinden? Haben diese Beschreibungen noch eine andere Funktion als mich zu distanzieren? Ich komme nach Hause und stelle meine Tasche im Flur ab. Ich lasse die Schuhe an, später in der Küche fragt Sonja, warum ich sie nicht auszöge. Ich reagiere abweisend. Ich frage, haben wir Pfeffer, und lache erst, als ich zur Antwort bekomme, ja, schau doch einfach mal. Wahrscheinlich hat sie Recht, ich müßte einfach mal schauen.


Claus - 26.11.99 at 00:57:03




Thomas Melle: "Sauna und doch so fern."
So schaut's wohl aus.




elmodem muc, de - 26.11.99 at 00:05:41




sie nahm das Messer
aus der Schublade und
zerkleinerte die Begriffe
gab Zimt Rosinen Rum
dazu und verteilte alles
sie hatte keine Vorstellung
davon jemals wieder das
Haus zu verlassen


elsbeth a. flensburg, de - 25.11.99 at 20:38:40




Letzter Eintrag von Thomas Melle, good-bye.
Ich bitte alle zu entschuldigen, daß es im Moment mit den Passwörtern etwas dauert. loop und pool werden länger sein, weniger schnell abgeschnitten, ohne archive*.
Es ist heiß, vereinzelt Wolken, eine Klimaanlage läuft. An der Ecke vorne, an der großen Straße, kann man hervorragende Suppen kaufen. Sie werden in kleine Plastiktüten verpackt.
Auf dem Weg zurück denke ich an pool, alle Namen, und fast ist es in der Dunkelheit, als erscheinen sie auf einer großen Leuchttafel über der Stadt, Buchstabe für Buchstabe. Ein Junge hockt auf den bleichen Beton der Straße, er spielt mit einem Hund.


Sven*pool - 25.11.99 at 20:32:34




Perfect World 2.1
Richtung Norden zur Autobahn flimmerte die Hitze über der Strasse. Je weiter er sich von der Stadt entfernte, desto mehr vergass er im Fahrtwind seine verschwitzten Kleider. Er drehte das Radio laut auf und lehnte den Arm aus dem Fenster.
Die hellen Getreidefelder, die Staubfahnen der Landmaschinen und der Geruch nach trockener Erde erinnerten Eiseisbaby an einen Film, Anfang der Neunziger: Die Geschichte eines Gangsters auf der Flucht, ein klassisches Roadmovie würde man sagen und einen englischen Namen benutzen. Dann wunderte er sich und dachte, warum sagst Du Roadmovie und Finn würde antworten: weil es kein deutsches Wort für Roadmovie gibt, deshalb. Sie würden einen Moment schweigen und irgendwann würde einer so etwas sagen wie Wegefilm oder Straßenstreifen. Landstraßenbewegung vielleicht, aber das wäre schlecht. Ja, er glaubte man würde sich auf Straßenstreifen einigen und Finn würde es sofort wieder verwerfen. Weil es kein deutsches Wort für Roadmovie gibt, würde er sagen, aber das war egal.
*


eiseisbaby münchen, bayern - 25.11.99 at 10:28:56




Ihre Klamotten hat sie einfach wild verstreut.
Kokett im kurzen Hemd spiegelt sie sich im Schrank.
Ein Luftzug kühlt die Haut, milchig weiß wie der Mond :
Ach, sie mag dieses Spiel ! Ob es sie später reut ?

Doch, sie mag ihren Mann. Und dass er ihr vertraut.
Dass er ihr so blind traut, macht sie schon wieder krank.
Brächte ich sie jetzt heim ? Ich wüsst´ ja, wo sie wohnt.
Sie hat im dunklen Flur mich prüfend angeschaut -

und hinter sich die Tür gar nicht erst zugezogen.
Fühlt sie jetzt meinen Blick ? Gefühl geht vor Verstand,
hat sie so oft doziert. Sie handelt wie im Traum :
Dort hat sie ihren Mann ja schon so oft betrogen !

Sie fühlt, es ist ihr Recht. Unschuldig wie ein Kind.
Tret´ ich jetzt hinter sie ? Ertastet meine Hand
Knochen und Gänsehaut an Schultern, Hüften, Rippen ?
Und Brüste, weich und kühl, das weichste, was ich find´ ?

Darunter pulst ihr Herz Stakkato, und ganz sacht
vibriert es noch am Hals, zittert in ihrem Flaum :
Wie sie sie auch versteckt, ich finde ihre Lippen
und alles, was sie will. Mondschein. Und Mitternacht.


Hippi, Stuttgart, BW, D, EU, UN - 25.11.99 at 09:37:31




Wie er eigentlich dazu käme, zu behaupten, dass das ganze Leben eine Farce sei, hatte ihn seine Schwester einmal wutentbrannt gefragt. Sie hatte ihn nach seiner Befindlichkeit gefragt und er hatte geantwortet, dass eine Sorptionspumpe eine Vakuumpumpe sei, mit der sich ein Ultra- und Hochvakuum erzeugen lasse. Als er auf die unterschiedlichen Sorptionspumpentypen zu sprechen kommen wollte, hatte seine Schwester einen Streit vom Zaun gebrochen. Sie habe davon jetzt genug und wolle nun, bitteschön, wissen, was er damit eigentlich bezwecke. Dazu schwieg er zunächst beharrlich, aber die Schwester insistierte schließlich so lange, bis er ihr seinen Standpunkt kundtat.
Alles hebe sich gegenseitig auf? wiederholte die Schwester seine Behauptung fragend. Weshalb er sich denn dann nicht erschieße?


Triticea - 25.11.99 at 08:08:41




HERR KUHLIGK, DU GEHST MIR AUF DIE NERVEN!

Zufrieden?


reuber, Melbourne, - 25.11.99 at 04:54:27




we have to make happy-ends

kusturica auf 3sat


björn kuhligk berlin, - 25.11.99 at 01:48:33




Sie geht vor, läßt sich von dem Gelangweilten den Schlüssel geben, schließt das Zimmer auf: Rauhfasertapete, ein zwei Meter breites Bett, ein Heizlüfter, ein Spiegel an der Seite des Bettes, ein Kleiderständer. Ich gebe ihr das Geld, sie gibt dem Gelangweilten Bescheid, daß alles ok sei, bringt Kondome und eine Küchenrolle mit. "Wir müssen uns ausziehen", sagt sie, "Bei einer Stunde rede ich vorher. Bei einer halben wird es zu knapp." Wir ziehen uns aus, ich mechanisch und ohne Scham, beobachte sie, die schnell und elegant ihr Kleid über den Kopf zieht, dann in einem knappen Slip und Stiefeln da steht. Ich bin nicht erregt, obwohl ich sie attraktiv finde. Sie hat einen vollen Mund, ein frisches, kurzes, mädchenhaftes Lächeln, beim Anblick ihrer Brüste fällt mir der Ausdruck Glocken ein, ihr rotbraunes, langes Haar knistert, als ich es das erste Mal anfasse, ihre Haut fühlt sich an wie lackiert, glatt und fest. Sie küßt mich am Hals und auf die Brust und stöhnt dabei, was mich erregt, obwohl es kalt ist. Meine Aufregung kann ich nicht mehr spüren, ich schließe die Augen, einmal wendet sie ihren Kopf und stößt sich an meiner Hand, die ihr Haar streicheln will. Ich entschuldige mich. Sie sagt, daß müsse ich nicht. Professionell unauffällig holt sie das Kondom, sagt, sie mache es mit dem Mund, da ihre Hände kalt seien. Ich merke kaum, wie sie es überstreift, ihr Haar verwehrt mir den Anblick, dann bewegt sich ihr Kopf auf und ab. Schon nach kurzer Zeit spüre ich das Ende, ohne viel zu spüren. Sie stöhnt, was mir erst später absurd erscheinen wird, in der Situation und der Mischung mit dem helleren, heftigeren Stöhnen von nebenan aufregend klingt. Ich schiebe sie zur Seite, küsse ihre weichen, schlaffen Brüste, dann ihren Hals. Ich habe Sorge, zu nah an ihr Gesicht zu kommen und von ihr verwiesen zu werden. Wir liegen unbequem, sie fragt, welche Position ich haben möge. So, sage ich, sie liegt auf dem Rücken. Wir können auch noch wechseln, sagt sie, ich lege mich über sie, fast unbemerkt feuchtet sie ihren Finger an, schiebt ihn zwischen uns. Ich bewege mich langsam, sie stöhnt, es hört sich nicht lächerlich an, ich denke, so langsam ist es sonst selten oder denke nicht. Ich glaube, ich habe die Augen geschlossen, vielleicht passiert es, als ich die Augen öffne, daß ich es nicht mehr aufhalten kann. Ich bewege mich noch einige Male heftig, dann ist es vorbei. Ich liege kurz auf ihr, wälze mich dann herunter, wobei sie das Kondom festhält. Ich entschuldige mich, obwohl ich weiß, daß ich das nicht müßte, sie streicht mir die Wange, wischt den Penis ab und verfällt in den Tonfall von zuvor, erzählt wie häufig es sehr schnell gehe und kommt von dort irgendwie auf Frauen im Allgemeinen, denen man immerzu große Gefühle bestätigen müsse und entschuldigt so die angenommene Motivation meines Besuchs. Das finde ich nicht störend, ich bin ganz bei mir, zittere nicht, kann mich normal anziehen, gehe hinter ihr her die Treppe hinunter, sie sagt, Tschüssi, schaut kurz nett, und ich gehe aus der Tür. Erst draußen fällt mir auf, wie benebelt ich bin, vielleicht ist es auch der Nebel. Auf der Oranienburger Straße ruft eine, na, keine Lust, ich sage nichts, und sie bedankt sich für das Gespräch. Ich bin noch zu aufgeregt, um mich wie Dreck zu fühlen.


Claus - 25.11.99 at 01:25:47




grad nen text versucht hier rein zu texten, namen vergessen und weg. schmerz. wut auf mich, dumm. nochmal, versuch:

holzmann-kollegen, singend/gröhlend/schreiend - fröhlich/froh/gestillt, gut so. weihnachtsgeld wird kommen, gut so. job gesichert, gut so.
nur ist die summe viel zu gering. das wird nicht lange halten. dachte, daß der staat mit schlechtestens 500 mio bürgen wird. bon, sie haben besser verhandelt. schlecht für die jungs mit den helmen - schlecht auf dauer.

ein typ in usa saß für einige jahre wg. eines sexualdelikts ein, unschuldig, wie sich jetzt herausstellte, hat ein andrer den engel verstümmelt. 10 mio $ entschädigung. entschädigung...

fried hätte ein gedicht draus gemacht. ich kann sein zeug nicht leiden. um so mehr die person und seine intention/idee. hier und jetzt nur pop, dummer pop. kein schlauer, nicht george michael, nicht die neue blumfeld, nicht madonna. wir unterhalten uns prima und in der syntax geht die welt zugrun...
pop-regale in bahnhofsbuchhandlungen. hey, nach heidelberg, unterhalt mich, gutes buch, ich bin dein freund, halts maul, erklär mir viel, aber nicht tief, alles wird gut. doctore benn: "...wenn wir gelitten haben / ist es dann gut." so ein überall-brutaler, die hirnströme in wallung bringender flachwichs / -sprach. wo sind die ansichten zu deutschland? wo ist wut? wo die kinder mit den hölzernen augen am bhf zoo mit der nadel voll gold im arm? WO IST DIESER TEXT, WO IST DIESE PROSA. statt dessen nabelschau und ichmaschine. schamlos schreibend. wo bleibt der text, der endmoräne und urstromtal undsoweiter.
wo ist das?
nur dröges gerede, das syntaktische plempern.
es gibt ausnahmen, die ich nicht nennen will, da dümmlich. mit ausnahmen läßt sich kein...undsoweiter. es braucht eine ebene. schreiben wir weiter. schreiben wir uns KRANK.

MEINE ANSICHT ZU DEUTSCHLAND: zwetajewa: "ICH WEISS EINE WAHRHEIT...Und wir? haben auf Erden einander den Schlaf nur geraubt."

haben wir spaß mit dem mopy-bildschirmschoner und alles wird gut.
sagt einer im tv: ich kämpfe nicht, der andre: dann wirst du sterben.
was für eine parallele. super, sagt tom.

die küsse von anja heut abend - eine art von facelifting.

grüße an alle von der testperson


björn kuhligk berlin, - 25.11.99 at 01:08:19




Ihr habt die Suche aufgegeben.
Die Suche nach der Balance zwischen Sein und Tun.
Gedankenvermeider, Tunfluechter, Ihr seid so erbaermlich satt.
Leben lebt sich nicht von alleine durch die Zeit.
Ihr verrottet im Sein.
Euer Glueck existiert nicht.
Noch nicht einmal als Idee vom Glueck.
Sucht oder Euer Selbst wird an Eurem Ich ersticken.


reubereiner, stadt, land - 25.11.99 at 00:40:22




Eine Vertreterin der rechtsradikalen Bewegung in Österreich (FPÖ), Frau Helene Partik-Pable, forderte heute erneut die Einführung des sogenannten A-Ausweises. A soll angeblich Austria heißen, gemeint ist allerdings A wie Ausländer. WIDERWÄRTIG!
*
In meinem Freundeskreis gibt es hingegen die sogenannte A-Karte, die ARSCHLOCH-KARTE. Die geht jetzt ganz klar nach Berlin-Mitte. Dort ist ebenfalls jemand: WIDERWÄRTIG!
*
SCHADE!, BRITTA, aber DANKE! für Deine zahlreichen hervorragenden Texte. Ich bin mir sicher, ich lese Dich irgendwo wieder. RESPEKT!


Aspera, Bonn, Rheinland - 25.11.99 at 00:06:42




Abends gehe ich in ein libanesisches Restaurant. Überall in Westafrika trifft man auf libanesische Kaufleute und eben auch Gastronomen. Wie jedes Mal bisher sind außer mir kaum andere Gäste da. Eine gutaussehende Araberin weist mir einen Platz zu und setzt sich anschließend auf einen Stuhl im Eingangsbereich.

Als ich mit dem Essen fertig bin und noch einen Kaffee beim schwarzen Kellner bestellt habe, fordere ich sie auf, sich zu mir zu setzen. Sie erzählt, dass sie vor drei Jahren aus Marokko nach Dakar gekommen sei. Sie fühle sich hier freier als in Marokko und könne außerdem noch gut Geld verdienen. Während ich dieser Frau mit ihrem langen schwarzen Haar und ihren hellgrünen Augen gegenübersitze, wird es zum ersten Mal richtig spät bis ich in mein Hotel zurückkomme.


elmodem muc, de - 24.11.99 at 23:22:13




Wut Frust Zweifel Zorn
darüber das Bild der Männer
mit den Helmen auf jedem
Helm das Signet der Firma
ein weißer Brückenkopf wie
ein H auf rotem Grund
zeichnet die Gesichter


elsbeth a. flensburg, de - 24.11.99 at 22:01:33




Vielen Dank für den Hinweis zu den Archiven, Hippi. Den 23.10. hab ich zwar nicht gefunden, scheint aber die Mühe ja auch gar nicht wert zu sein. May he rest in peace...


elmodem muc, de - 24.11.99 at 21:58:11




aspera, deine texte sind übrigens die reinste freude ! :-)


seventh son - 24.11.99 at 20:23:22




1. FUCK YOU, Thomas Melle. Daß DU die Ursache dafür bist, daß Britta aufhört, sichert dir meine immerwährende VERACHTUNG. Britta war eine der Besten hier. Sehr schade. Farewell. Vielleicht trifft man sich ja mal bei der Rock'n'Roll Army wieder.

2. Ach, da hat ein dummer August auch mal zur Feder gegriffen, wie? Öhöhöhöhöh! ...sag' ich jetzt mal, juristisch & verallgemeinernd, irgendwie.


Georg M. Oswald - 24.11.99 at 17:49:48




...gegen "schreibend die welt erfinden"? der herr jurist sollte mal über
"Grauer Schnee mit Positionslampen" nachdenken. schöne kombination, das,
nicht? nicht soviel pech auf kulturjournaille gießen, ratten sind doch
überall, ebenso verallgemeinernd, juristisch. der "fall" & "aufstieg"
casatis ist wesentlich sympathischer. jugensgenörgel. baldige gesundung
an herrn goetz. schönes neues jeden tag.


August Günther via mail, - 24.11.99 at 17:22:29




Hippi, Du alter Geheimagent! Richtig pfiffig. Wette so hat unser 68er damals auch Polizei & Professoren schlingelig an der Nase herumgeführt...


eiseisbaby münchen, bayern - 24.11.99 at 15:59:20




Danke, BRITTA, für die offenen Worte. Das konnte ich / konnten wir natürlich nicht ahnen. Manchem fällt es anscheinend wirklich schwer, Autorenperson und Text zu unterscheiden. Ich weiß auch nicht genau, ob mein Vorschlag besonders gut ist : Ein neues Pseudonym auszudenken und ein neues loop-Passwort zu erbitten. Ist nur so eine Idee. Auf alle Fälle : Tschüss, Britta, machs gut.


Hippi, Stuttgart, BW, D - 24.11.99 at 15:51:46




Asta la vista Britta! Melle der alte Intrigant & Grabscher, wer hätte das gedacht. Aber irgendwie auch klar, der Typ hatte was an der Waffel, definitiv. Dankeschön, für deine letzten Worte. Sehr freundlich. Und nicht vergessen, Mädels: Immer schön auf die Telefonnummer achten.


eiseisbaby münchen , bayern - 24.11.99 at 15:48:01




Danke fürs vermissen. Und ich nehme mir ein Beispiel an Stefan Beuse: Offizieller Abschied, nicht rausstehlen.
Ich habe den loopool nie als Bühne betrachtet, auf der ich mein ganz"privates", stinklangweiliges ICH zur Schau stelle, sondern als Forum für Texte, mein gefiltertes ICH. Manchmal geht da einiges durcheinander beim Leser. Das kann lustig oder ägerlich sein. Oder irgendwann gefährlich. Deshalb möchte ich mich jetzt doch mal ganz privat äußern. Auch weil ich hoffe, daß Melle niemals ein Password bekommt. Er hat sich aus meinen Texten nämlich eine Person zusammengebaut, die er vergöttert hat. Erst war das natürlich mehr als angenehm, aber dann mußte ich feststellen, daß hinter den Texten ein ganz erbärmlicher Typ steckt, mit dem ich nicht mal annähernd sowas wie eine Freundschaft haben möchte. Er wollte nicht verstehen, daß ich das nicht bin, was er in Gedanken fickt, und daß meine Bewunderung nicht über seine Texte hinausgeht. Dann habe ich jede Kommunikation verweigert. Das hat ihn sehr in Wut versetzt und seit Monaten droht er mir, beleidigt er mich (zunächst unter falschen Namen im loop, mittlerweile via mail und auch telefonisch). Er hat auch nicht davor zurückgeschreckt, meinen Freund mit einzubeziehen und z.B. Elke und Sven Lügen über mich zu erzählen (von Angesicht zu Angesicht).
Nach wie vor kann ich die Begeisterung für Melles Texte verstehen, aber mir ist sehr unbehaglich. Ich möchte mein ICHICH schützen. Und deshalb möchte ich mich jetzt ganz privat von hier verabschieden und an Melle: Du bist ein Stück Scheiße, mein Lieber.


Britta Hamburg, Deutschland - 24.11.99 at 15:15:37




P.S. nochmal für Elmodem und Wenimmer : Das Verzeichnis (und die Inhalte) für die entsprechenden Pool-Archive ist/sind auch NOCH abrufbar, mit Betonung auf NOCH : unter www.snafu.de/~gloria/archiv. So long


Hippi, Stuttgart, D - 24.11.99 at 14:49:26




Huch, bin ich schon wieder doppelt. Tschuldigung. Man soll auch nicht schon mittags Rotwein trinken. Aber 97-er Zweigelt vom Weingut Haidle, Stetten im Remstal, ist nun einmal ein Gedicht.


Hippi, Stuttgart, gleich neben dem Remstal - 24.11.99 at 14:21:14




Kein Problem, ELMODEM, noch geht das : www.snafu.de/~gloria/guestalt anklicken und das entsprechende loop-Archiv (ich glaube Nr. 16) aufrufen. Grüßgottle von


Hippi, Stuttgart, BW, D - 24.11.99 at 13:54:52




Kein Problem, ELMODEM, noch geht das : www.snafu.de/~gloria/guestalt anklicken und das entsprechende loop-Archiv (ich glaube Nr. 16) aufrufen. Grüßgottle von


Hippi, Stuttgart, BW, D - 24.11.99 at 13:53:45




Was hat denn Thomas Melle am 23.10. gemacht, hab ich irgendwie nicht mitbekommen. Wär schön, wenn der Eintrag nochmal abrufbar gemacht würde. Für mich war Thomas Melle auf jeden Fall sehr wichtiger Bestandteil vom loop. Und plötzlich tauchte kein einziger Eintrag mehr von ihm auf.


elmodem ,elmardriver@hotmail.com muc, de - 24.11.99 at 12:53:41




Liebe Frau CASATI, den Thomas Melle würde natürlich auch ich gern wiedersehen. Der hat(te) etwas, was nicht viele haben. Auch nicht im pool. Aber ich finde, er hatte vor 1 Monat (am 23.10.) hier einen starken Abgang, und zwingen kann man ja niemanden. Schließlich hat dieser Ort ja auch seine Schattenseiten : Unser Ex-Loopie Anke Fock aus Hamburg z.B. findet den Umgangston bei den Dreizehnern irgendwie sympathischer. Sagt sie dort. Das ist die, die hier mal von BRITTA angefaucht wurde. Britta vermisse ich übrigens auch sehr. Falls es allerdings so sein sollte, dass Melle hier wieder schreiben möchte und kein Passwort erhält, fände ich das traurig.
Hallo POOL*GEIST, schon bemerkt ? "Reich" und "schön" laufen auf dasselbe hinaus. Das hatte ich eigentlich immer schon vermutet.


Hippi, Stuttgart, BW - 24.11.99 at 12:18:41




Unzufriedenheit heute? - ja? - nein? - vielleicht. Ja-genau-vielleicht.

Viel-leicht. Das Wort drückt meine Unsicherheit aus. Ich will und kann mich nicht festlegen, ob ich wirklich unzufrieden bin. Das macht mich noch unzufriedener.

Was hat aber die Zusammensetzung der einzelnen Silben des Wortes "vielleicht" mit seinem eigentlichen Sinn zu tun?

Viel=eine Menge, ein Haufen. Leicht=Gegenteil von schwer.
Ergo: Eine Menge von Nichtschwerem hat mit menschlicher Unsicherheit zu tun.

Seltsam. Es erfüllt mich mit Unzufriedenheit. Viel-leicht. (?)





K.-Der blaue Hummer München, - 24.11.99 at 09:05:25




Houellebecq, Houellebecq, Houellebecq...

"Ausweitung der Kampfzone" ist Klingelbeutel. Oder Verkäuferinnen, die fahrlässig unfreundlich bedienen um dann, wenn man schon draussen steht, die Hand aber noch am Türgriff hat, übertrieben laut "Auf Wiedersehen. Einen schönen Tag noch" zu brüllen als liesse sich etwas retten. Da steht er nicht, der Seziertisch. Welch ein Getöse, um tiefenstrukturelle Befindlichkeit in den Text zu pressen: Eine Disco angefüllt mit knutschenden Körpern, Tisserand, kleinwüchsig, im schillernden mistkäferfarbenen Jogginganzug, aufgepeitscht durch einen Ich-Erzähler, der Sätzte knotet, die aus 'Schönheit', 'Liebe', 'Leben', 'Chance', 'Jugend', 'Meister', 'Seele' und 'Opfer' bestehen, Alkohol, der Strand, ein Messer. Der Suche aber nach dem 'Geheimnis' der Gesellschaft, die, auf innerleibliche Reaktionen fokussierend, bis in die Eingeweide führt, läuft von der Metaphysik zu den Darmwindungen. Bernheim war eher als Houellebecq: Der Mann, der die Frau küssen will, um in seinem Mund den Wiederhall ihres Magengrimmens zu spüren. Da steht er, der Seziertisch.


kathrin glosch - 24.11.99 at 03:37:41




Die Tochter von Georg fragt ihn nach der ersten Lektion in Sexualaufklärung: "Und will man das dann mit allen machen, wenn das so angenehm ist?" Georg sagt mir, dass er bei der Antwort gestockt habe.


Ernst - 24.11.99 at 03:23:40




Spät wie immer ruft Anne an. Die ersten Töne klingen schwermütigt, sie redet langsamer als sonst. Als ich nachfrage, liegt es an ihrer Lage im Bett, die sie mir kompliziert als verquer beschreibt. Nachdem sie sich zurechtgerückt hat, ist sie wieder die Anne, die ich kenne. Es ist halb zwölf und Clara legt neben mir im Bett. Ich weiß nicht, an wen ich zuerst denken soll. Clara wird schon über die Begrüßung eifersüchtig sein, wenn sie erfährt, dass sie Anne gegolten hat. Mit Anne bin ich damals im Zugrestaurant nach Wien gefahren. Ihre Tante hatte ihrem Bruder Christian Geld gegeben, mit dem er mit mir essen gehen sollten, aber wir waren zu spät am Bahnhof. Christian gab Anne das Geld und wünschte uns scherzhaft wehmütig eine gute Fahrt. Wir standen zum Abschied am Zugfenster wie ein Paar, weil wir bald im Zugrestaurant miteinander essen würden. Anne fiel "Before Sunrise" ein, und sie erzählte, dass sich Ethan Hawke und Julie Delphy im Zug nach Wien kennenlernen und dort einen Tag miteinander verbringen. In Wien erwartete mich Clara. Im Zug gab es Gemüse, das quietschte. In Wien wurde Anne von ihrem Bruder Hendrik erwartet, sie küsste mich zum Abschied, Clara war noch nicht da. In den folgenden drei Tagen sah ich Anne zwei Mal zufällig in der Stadt. Wien kam mir gemütlich vor. Einmal sah ich sie auf dem Naschmarkt, ein anderes Mal sahen wir uns vor dem Heeresgeschichtlichen Museum und wußten beide nicht genau, was wir dort zu suchen hatten. Ohne Clara hätte ich es für Bestimmung gehalten. Annes Bruder wollte die blutbespritzte Uniform sehen, die den ersten Weltkrieg ausgelöst hatte.
Auf ihren Anruf konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich dachte mir eine Erklärung für die freudige Begrüssung aus und versprach, mich wieder zu melden.


Claus - 24.11.99 at 03:22:44




Violence is not a matter of choice.


Celia - 24.11.99 at 00:40:36




Was die Leute an ihm mochten, waren seine Schwächen. Wie alle Menschen, die nach außen demonstrativ Willenskraft und Entschlossenheit zeigen, war er innerlich völlig haltlos. Es gab einfach nichts, was er nicht getan hätte - aber alles nur aus Schwäche. Er war immer sehr beschäftigt, aber tat in Wirklichkeit nichts, gar nichts. Aber er büffelte immer etwas, immer bestrebt, sein Wissen, auf das er so viel Wert legt, zu mehren. Er nahm zum Beispiel jeden Tag auf den Weg zur Arbeit ein billiges Konversationslexikon mit und arbeitete systematisch ein bis zwei Seiten durch. So steckte sein Kopf voller Tatsachen und je ungereimter und ausgefallener diese waren, desto mehr Freude und Genugtuung bereiteten sie ihm. Er schien dabei nur von einem Gedanken angetrieben und beseelt zu werden: Er wollte jedem beweisen, daß das ganze Leben eine Farce und eigentlich nicht der Mühe wert sei und das immer ein Ding das andere aufhebe.



Aspera, Bonn, Land der Fjorde - 24.11.99 at 00:23:01




zeit

verschwendet
verschenkt
verkauft
vergeben
vertan
verplempert
vertrödelt
vergeudet
verbraucht
verspielt

gestorben

verzeiht!


Korbinian im schneeersoffenen München, - 23.11.99 at 22:43:13




Die Lernfähigkeit unseres Gehirnes beruht auf der Plastizität von Synapsen. Bei der Verstärkung einer Erregung hat die Nervenendigung eine Form von Gedächtnis: für einige hundert Millisekunden wird sie vom vorhergehenden Ereignis beinflusst. Es gibt auch Synapsen, bei denen die Verstärkung der Erregung Minuten fortdauert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die synaptische Erregungsverstärkung der Mechanismus für eine erste Stufe des Kurzzeitgedächtnisses ist, auf der dann langfristige Gedächtnisprozesse entstehen können.
Ich halte den Atem an, wenn ich darüber nachdenke.
Her mit der Existenz oder Essenz - Diskussion will ich rufen, während ich am Zaun, der um die naturwissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse der Physiologen steht, rüttele.


Triticea - 23.11.99 at 22:09:59




Hallo Andrea (zu Elsbeth)
freue mich sehr, daß Du darauf reagiert hast; aber was Deine letzte Frage angeht: Um Gottes Willen, Andrea, so vorschnell bin ich mit meinem Urteil über andere Menschen nun wirklich nicht. Übrigens, die "schreibenden Arschlöcher", die ich kenne, hätten auf meine Bemerkung gar nicht reagiert.
Schöne Grüße
Wolf
Aber eigentlich wollte ich heute etwas anders sagen, und zwar, daß ich wieder auf die Insel muß; bin zwar erst seit zwei Wochen wieder auf dem Festland, werde es wohl nicht lange aushalten. Das kleine Gedicht hier entstand soeben aus Sehnsucht:

amrum

wie sollte man nicht meinen
an den rand des lebens zu treten
angesichts der vielen tode
unter den sohlen nicht einfach
dem starrsinn des gemüts
nachzugeben wie die alge
dem licht neigen wir
uns dem meer zu und erst
wenn es sich den schaum
von den armen streift
begräbt es in uns
unter tausend rinnsalen
den neurotischen kampf.


Wolf Steinhardt Flensburg, Deutschland - 23.11.99 at 19:46:03




Gruß an Suse!

Ich vermisse Melle nicht, denn ich lebe und arbeite dort. Mir fehlen
Begriffe, wie ICE, Trenchcoat und subway, es sind fast schon Fremd-
wörter, in einer Gegend, in der man dem Rentner, der in aller Frühe
den Bürgersteig fegt, einen guten Morgen wünscht. Und einem ver-
irrten Autofahrer abends, der nach dem Weg fragt, dorthin schickt,
wo das Leben pulsiert....

Meine Situation scheint gelöst, es gibt kein Hin und Zurück.

Aber ist das Glück?


DO - 23.11.99 at 18:48:00




Perfect World 1.14
Endlich hörte er wieder etwas, dann sah er hinaus: Jemand lief mit schnellen Schritten Richtung Innenstadt. Gebückt, mit wehendem Mantel. Und das bei dieser Hitze, dachte Eiseisbaby.
Im Dunkeln kletterte er die Kellertreppe hinunter. Er überlegte, ob er den Wein zurückstellen sollte, aber dann nahm er ihn mit. Draussen sperrte er ab, legte den Schlüssel wieder unter den Topf. Ohne sich noch einmal umzudrehen, durchquerte er den Garten. Am Scheibenwischer klemmte ein Strafzettel, vierzig Mark. Ärgerlich stopfte er ihn ins Handschuhfach, zog das Jackett aus, warf es nach hinten auf die Rückbank und zwängte die Flasche unter den Fahrersitz. Ein französischer Rotwein: typisch Finn, dachte er.
*


eiseisbaby münchen, bayern - 23.11.99 at 16:41:07




Neulich, vor dem Popliteratur-Regal in der Bahnhofsbuchhandlung :
A.: Ob die hier auch etwas von diesem Franzosen haben ?
H.: Was für einem Franzosen ?
A.: Na diesem, ich meine, der heißt natürlich nicht so, ich kann mir bloß den Namen nicht richtig merken, hört sich aber an wie Wellblech oder so ähnlich ?
H.: (lacht schallend, wusste gar nicht, dass der das kann): Michel Houellebecq ? Da musst du mal bei Dumont gucken, oder besser noch bei Wagenbach. Die "Kampfzonen" sollen ja Klassen besser sein als die "Elementarteilchen".
A.: Hast du es gelesen ?
H.: Nö, ich lese grundsätzlich keine Ausländer.
A.: Aber Sven Lager hat es gelesen ! Beides !
H.: Also ich finde, Literatur kann man nicht übersetzen.
A.: Aber Günter Grass ...
H.: Grass kann man übersetzen. Dafür hat er ja den Nobelpreis. Aber schon bei Joyce : Literatur geht eben nicht.
A.: Und dieser Wellbäck, oder wie er heißt ?
H.: Keine Ahnung. Die französische Kritik hält ihn für einen Faschisten.
A.: Soll ja irgendwie geil schweinisch sein, und als finale Rettung vor dem ganzen Dreck dann die Züchtung eines Neuen Menschen ...
H.: Genau wie dieser Sloterdijk, oder war der eigentlich eher dagegen ? Wenn du mich fragst : Der ist eben Franzose, dieser Houellebecq. Mit dem Sex und so. Und neue Menschen haben die doch schon in der französischen Revolution züchten wollen. Damals nannte man das aufgeklärten Humanismus, der geniale Mensch als höchstes Wesen. Heute eben Postmoderne. Und schon wieder lauter Genies.
A.: Aber das ist doch nicht dasselbe !
H.: Schlagworte, Etiketten...
A.: Und Pop ?
H.: Genau das Gleiche. Pop Art in den Sechzigern, das war Neo-Dada, Verarschung dieser längst abgestandenen Glorie des Werkes. Und umgekehrt auch wieder die kritiklose Glorifizierung der realen Banalität. Schließlich noch die Übernahme der Bildsprache der Werbewirtschaft, die längst weiter war als die klassische Malerei. Und dies ganze Mischmasch unter einem einheitlichen Verkaufslabel.
A.: Aber Pop-Literatur ?
H.: Zuerst, damals, nichts als die Entdeckung einiger Feuilletonisten, dass die Pop-Artisten Recht hatten. Tom Wolfe...
A.: Und heute ?
H.: Keine Ahnung. Es gibt wohl wieder mindestens zwei Richtungen unter einem Label. Wenn dich dieser Scheiß ernsthaft interessiert, musst du am besten mal bei Norbert Niemann nachlesen (Anmerkung des Verfassers : NN im Forum der 13, Beitrag vom 20.11.99 "Theorie", www.nordkolleg.de/forum/default.htm).
A.: Und die Postmoderne ?
H.: Bei uns Architekten vor zwanzig Jahren eine Bewegung, die endlich wieder unbefangen so bauen wollte wie Albert Speer. Der Spanier Bofill meistens in der Pariser Bannmeile und der Luxemburger Léon Krier meistens in Deutschland. Aber auch ein paar Leute, die einfach den Terror der Moderne, den rechten Winkel satt gehabt haben und ihre Vorbilder eher in freistehenden Reklameschildern sahen als in Villen von Palladio. Frank O. Gehry zum Beispiel. Die Philosophen haben übrigens fast zeitgleich unter der gleichen Krankheit gelitten. Und die Schriftsteller sind eben heute dran. Gehry ist heute allerdings eher in die Schublade "Dekonstruktivismus" gerutscht. Na ja, die Ewigkeitsbaumeister haben allerdings auch einiges kaputtgemacht.
A.: Ein einziges Markenzeichen für Neoklassizismus und Avantgarde ?
H.: Ach, vergiss das alles. Die Architekten der französischen Revolution hatten sich ja auch schon in den Kopf gesetzt, die Aufklärung zu verklären. Ein Widerspruch in sich. Boullé und Ledoux.
A.: Ich glaube, ich muss jetzt gehen. Mein Zug geht gleich.
H.: Tschüss, und gute Nacht. Wir sehen uns morgen.


Hippi, Stuttgart Hbf., BW, D, EU. UN - 23.11.99 at 16:21:35




Neulich, vor dem Popliteratur-Regal in der Bahnhofsbuchhandlung :
A.: Ob die hier auch etwas von diesem Franzosen haben ?
H.: Was für einem Franzosen ?
A.: Na diesem, ich meine, der heißt natürlich nicht so, ich kann mir bloß den Namen nicht richtig merken, hört sich aber an wie Wellblech oder so ähnlich ?
H.: (lacht schallend, wusste gar nicht, dass der das kann): Michel Houellebecq ? Da musst du mal bei Dumont gucken, oder besser noch bei Wagenbach. Die "Kampfzonen" sollen ja Klassen besser sein als die "Elementarteilchen".
A.: Hast du es gelesen ?
H.: Nö, ich lese grundsätzlich keine Ausländer.
A.: Aber Sven Lager hat es gelesen ! Beides !
H.: Also ich finde, Literatur kann man nicht übersetzen.
A.: Aber Günter Grass ...
H.: Grass kann man übersetzen. Dafür hat er ja den Nobelpreis. Aber schon bei Joyce : Literatur geht eben nicht.
A.: Und dieser Wellbäck, oder wie er heißt ?
H.: Keine Ahnung. Die französische Kritik hält ihn für einen Faschisten.
A.: Soll ja irgendwie geil schweinisch sein, und als finale Rettung vor dem ganzen Dreck dann die Züchtung eines Neuen Menschen ...
H.: Genau wie dieser Sloterdijk, oder war der eigentlich eher dagegen ? Wenn du mich fragst : Der ist eben Franzose, dieser Houellebecq. Mit dem Sex und so. Und neue Menschen haben die doch schon in der französischen Revolution züchten wollen. Damals nannte man das aufgeklärten Humanismus, der geniale Mensch als höchstes Wesen. Heute eben Postmoderne. Und schon wieder lauter Genies.
A.: Aber das ist doch nicht dasselbe !
H.: Schlagworte, Etiketten...
A.: Und Pop ?
H.: Genau das Gleiche. Pop Art in den Sechzigern, das war Neo-Dada, Verarschung dieser längst abgestandenen Glorie des Werkes. Und umgekehrt auch wieder die kritiklose Glorifizierung der realen Banalität. Schließlich noch die Übernahme der Bildsprache der Werbewirtschaft, die längst weiter war als die klassische Malerei. Und dies ganze Mischmasch unter einem einheitlichen Verkaufslabel.
A.: Aber Pop-Literatur ?
H.: Zuerst, damals, nichts als die Entdeckung einiger Feuilletonisten, dass die Pop-Artisten Recht hatten. Tom Wolfe...
A.: Und heute ?
H.: Keine Ahnung. Es gibt wohl wieder mindestens zwei Richtungen unter einem Label. Wenn dich dieser Scheiß ernsthaft interessiert, musst du am besten mal bei Norbert Niemann nachlesen (Anmerkung des Verfassers : NN im Forum der 13, Beitrag vom 20.11.99 "Theorie", www.nordkolleg.de/forum/default.htm).
A.: Und die Postmoderne ?
H.: Bei uns Architekten vor zwanzig Jahren eine Bewegung, die endlich wieder unbefangen so bauen wollte wie Albert Speer. Der Spanier Bofill meistens in der Pariser Bannmeile und der Luxemburger Léon Krier meistens in Deutschland. Aber auch ein paar Leute, die einfach den Terror der Moderne, den rechten Winkel satt gehabt haben und ihre Vorbilder eher in freistehenden Reklameschildern sahen als in Villen von Palladio. Frank O. Gehry zum Beispiel. Die Philosophen haben übrigens fast zeitgleich unter der gleichen Krankheit gelitten. Und die Schriftsteller sind eben heute dran. Gehry ist heute allerdings eher in die Schublade "Dekonstruktivismus" gerutscht. Na ja, die Ewigkeitsbaumeister haben allerdings auch einiges kaputtgemacht.
A.: Ein einziges Markenzeichen für Neoklassizismus und Avantgarde ?
H.: Ach, vergiss das alles. Die Architekten der französischen Revolution hatten sich ja auch schon in den Kopf gesetzt, die Aufklärung zu verklären. Ein Widerspruch in sich. Boullé und Ledoux.
A.: Ich glaube, ich muss jetzt gehen. Mein Zug geht gleich.
H.: Tschüss, und gute Nacht. Wir sehen uns morgen.


Hippi, Stuttgart Hbf., BW, D, EU. UN - 23.11.99 at 16:18:12




heute fühle ich mich wie eine zerbrochene scheckarte.
ich weiß nicht, wer so grob mit mir umgegangen ist.
gestern fühlte ich mich schuldig, hatte aber vergebung auf den lippen.
ich weiß nicht, wer mich angklagt hat, aber er weiß nichts.
vorgestern befreiung im wald.
ich weiß nicht, wie es in einem engen raum gewesen wäre.
morgen

morgen möchte ich etwas
glück
eine
chance

ein wunsch:
lohnende vorfreude


dimitri tindi, hd, d - 23.11.99 at 16:03:21




Credibility money can't buy. Heute Titelblatt der SZ: Holzmann mit Carharrt Mütze. Einfach Nobodies fool, sein. Paul Newman sein. Die richtige Hose tragen. Wie schön. Den Job verlieren. Eiseisbaby vermisst niemanden. Und Benjamin: Was ist so schlimm an Reklame? Schon das Wort klingt doch harmlos, wie Margarine. Sagt man übrigens heutzutagegarnichtmehr. Eiseisbaby vermisst hier niemanden. Gejammer. Ich freue mich wenn jemand kommt. Yaaa! Wenn hier jemand kommt und mal richtigaufdentisch haut und sagt: hey hier bin ich, ihr kleinen Sesselpuper. Hier bin ich und sag an was geeeeht. Dankeschön. Sehr freundlich. Und noch was: macht euch locker!


eiseisbaby münchen, bayern - 23.11.99 at 12:26:34




Cool! Neben den anderen Spielkategorien (Beat'em up, Jump'n'run, usw) bietet Playstation jetzt auch die NatureGames. Angeln ist schon draußen, noch vor Weihnachten soll Wandern auf dem Markt sein.


Celia Dortmund, - 23.11.99 at 10:08:32




Ich komme vom Fight Club nach Hause, Clara schläft und vergräbt ihr Gesicht im Kissen und ich habe das Gefühl, etwas verbotenes getan zu haben.


Claus - 23.11.99 at 02:31:00




aspera: tanja dückers hat die besten hüte der stadt.
barnes - bielefeld: sehr schöne prosa. lese mal wieder bernhard - deine schließt nahtlos an.


björn kuhligk im hof das weiß, - 23.11.99 at 01:20:56




Novemberbild (8). Eine Prise Proust. Wenn meine Mutter vorm Fiebermessen die Quecksilbersäule im Thermometer niederschlug, umfasste sie bei jedem Runterschlenkern das Meßstäbchen fester, um den Griff beim verlangsamten Hochheben sogleich wieder zu lockern. Dadurch entstand jedesmal ein kurzes dumpfes Klacken, wenn das Glasröhrchen gegen den Ehering schlug. Dies Klacken war ein Grundton meiner Kinderkrankheiten. Mir war jahrelang ein Rätsel, wie er zustande kam, und ich vermisse ihn heute, wenn ich Fieber messe. (Ich trage keine Ringe.) Ohne ihn, scheint mir, wird man nicht richtig gesund.


l.barnes bielefeld, - 23.11.99 at 01:12:14




Ein sehr treffender Beitrag, Herr Oswald, prima. Hätte ich einen tollen Hut, wie etwa Tanja Dückers angeblich welche hat, würde ich ihn jetzt ziehen. Vor ihnen.
Trotzdem zwei Anmerkungen:
1. Es gibt zu jeder Zeit viele verschiedene Masken vor dem Gesicht einer Zeit, ob davon eine Maske das wahre Gesicht (wenn es ein solches überhaupt gibt) dieser Zeit ist, können weder Sie, noch Herr Andreas Schäfer noch sonstwer, wissen bzw. entscheiden. Man kann höchstens Tendenzen aufzeigen, aber das sind ja erst einmal auch nur Masken. Etwas anderes zu behaupten, halte ich für anmaßend.
2. "Der Journalist,..., muß die Welt jeden Tag schreibend neu erfinden". Das ist ein abgedroschener Satz, der durch seine Abgedroschenheit nicht wahrer wird. Die Welt neu erfinden ist sowieso Unfug, die eine vorhandene zu beschreiben, ist schon Mühsal genug. Auch im übertragenen Sinn kann man "erfinden" nicht stehen lassen, denn die Aufgabe des Journalisten ist es nicht, der Welt ihre Heilswege aufzuzeigen. Journalisten die das tun, nennt man nicht Journalisten, sondern Politiker. Dieser oben zitierte Satz wird übrigens meistens von Journalisten gebraucht, und zwar von denen, die sich in dieser ekelhaften Geste der Pseudo-Selbstironie von ihrem eigenen Berufszweig abgrenzen wollen.

Sie haben ein Bier bei mir gut.
Mit freundlichen Grüßen


Aspera, Bonn, BRDland - 23.11.99 at 00:33:51




heute in james salters "dämmerung" geblättert. plötzlich die erste seite. " barcelona im morgengrauen. die hotels sind dunkel. alle großen alleen weisen aufs meer."
groß. da brauchts keine ansicht zu deutschland.


björn kuhligk berlin, - 23.11.99 at 00:14:20




Eben im ICE Sprinter von Frankfurt nach Berlin kündigt der ICE Chef auf englisch die Anschlußmöglichkeiten an und verspricht uns: "A subway to Neustreelitz on platform 7."
Die Trenchcoats halten ihre Aktenkoffer kurz inne und höhnen unisono dann:"SUBWAY?!"
Nein, das wohl nicht.
Das Erlebte hier ist so anders. Immer noch.

@@@@@

Ich vermisse Britta.
Jaaah gut, Melle auch.


Suse - Hin und Zurück, Ungelöst - 22.11.99 at 23:46:16




gestern abend 19 Uhr Her
Majesty's Dinner Königinnen
von Elke Naters verschenkt
aus dem Deutschlandfunk gleich
bestellt gleich gelesen schön
wie die silberne Schrift auf den
Taschenbügeln liegt

dreimal werde ich es
nachbestellen eins für
Frederike Literatur ist Mode
sagt sie eins kriegt Steff für
das Belletristikregal in der
Stadtbücherei eins für Verena
und wenn ich wieder nach
Berlin komme mir selbst
kaufe ich aber Lügen um
Abende wie gestern
besser zu vertehen


elsbeth a. flensburg, de - 22.11.99 at 21:00:17




Glaube nicht, du könntest den Geruch vergessen. Du kannst ihn höchstens eine Weile verdrängen. Aber dann: Nur drei Moleküle der einst magischen Verbindung kriechen in deine Nase. Du versinkst unter den Barhocker, taumelst gekrümmt durch deine Straße und zerfällst endgültig in deinem Bett. Alles ist wieder da und du würdest dir am liebsten die Nase ausspülen. Rauchen hilft ein bisschen. Die schlechten vor die guten Bilder schieben ein bisschen mehr. Es sind nämlich immer nur die guten Bilder die mit hochsteigen, weil sie zum Anfang gehören, weil am Anfang der Geruch war. Irgendwann ist es vorbei und du bist endgültig geheilt von der blödsinnigen Idee, du wärest in Sicherheit.


nal, berlin, - 22.11.99 at 19:36:17




format: c:/thought
copy: a:/relaunch
c:/
cd. c:/relaunch
c:/relaunch
install
run setup
c:/relaunch
relaunch.exe
Gehen Sie mit dem Cursor auf das gewünschte Symbol.
new mistakes
Fühlen Sie sich besser.


alexander runte münchen, - 22.11.99 at 19:17:27




mamaaaaaa!
Wer? ich, ach so, ja,
Nase aus der Schulter gewälzt
Knie gefunden,atmet zuckerbitter.
Mamaaa, ich hab geträumt.
So,ja, Arme wie pulpo en salsa,
Heiss,Meeresgeruch.
Ich hab geträumt, daß Du im Fernsehen warat,
es war aber alles griechisch, bitte geh nie wieder
in diesen Idiokron und auch dieser Mensch mit densieben
Brillen auf seinen Zykopenaugen, Mamaaa, ich hab Angst.
Ja,gut, ist der Pool abgedeckt?
Noch zufrüh, bleib weg vom Wasser, mi nina.
Und dann haben alle Männer dort Dich mit Büchern beworfen,
dann kam Ariel und hat Dir schnell ein Pokemon gebracht.
Dann kann ich mich nicht mehr erinnern,
Mamaaaaa, was war dann?
Joi, ich hob gesogt, alles ist gegenwart und guut,
Joi, und dann aspo krassi, der Bacchus hat mich in einem Fass
an den Strand gerollt.
Schlafen.


alinia,verträumt santa cruz, europe - 22.11.99 at 15:53:14




Aus der weißen Wüste des Parks
Ragt stumm
Der Zeuge vergangener Zeit
Geäst das dem blühenden Leben
Des Frühlings gleicht

Der letzte Zeuge
Ein roter Apfel
Sticht
Laut aufschreiend hervor

Ich frage mich
Wird der Winter auch diesmal wieder gehen?


Korbinian - 22.11.99 at 14:02:06




ich sehe gerade, irgendwann kommt der zeitpunkt, an dem auch ich zu gehen habe. wer weiß, wann das sein wird.
vorher doch möchte ich ganz rein, nur als ich, auf dem schirm erscheinen und mich ebenfalls bei
kathrin für ihre nagenden episoden und bei
wolf steinhart für sein sehr persönliches erscheinen hier in loop bedanken.
allzu oft schwingt im geschriebenen der anderen etwas mit, daß ich als eher unangenehm empfunden habe.
dennoch, spaß muß sein.
verrückt sein auch.
bis dann


dimitri tindi, hd,, d - 22.11.99 at 13:31:10




Heute in der Berliner Zeitung: Andreas Schäfer über persönliche Koordinationsprobleme, das Gefühl des Ausgeschlossenseins und ampool.


polizei - 22.11.99 at 13:11:22




SUCHEN WO MAN STEHT


hallo?

so was von
faszinierend
hier

so viele innenleben
so viel dünngestreuter
kontakt
und die ganzen
lichter
nina würde sagen
alles so schön bunt
hiar

fensterblick
weißberockt
leert sich der himmel
über eine deutsche
stadt
die
möglicherweise
wie ich
das als denkwürdig angesehen werden
satt hat

zeitraubende
recherche nach uninteressanten
dingen
die im leben
nicht
viel
weiterbringen

let it rock
in rot
hat mich gefreut -
so werde
ich es tun

man lacht über
mich
und
es freut
mich -
man hat
ja
soo
wenig
zum lachen heute

vielen geht es schlecht
deshalb spenden
sie weder trost noch wärme
nur geld
und das tut auch weh

aber

müll
sinnlos
fremdverpackt
verschoben
grüngüldenes lächeln
besinnlich
gaaalaaaabende
traurig
aber knapp
an der
melancholie
vorbei

die
die
nach süden fliehen sind auch nicht
besser

der rote faden?
da suchen
wo man steht


dimitri tindi hd,, d - 22.11.99 at 13:00:57




Alles bleibt Anders

Am Freitag Abend waren wir bei Herbert Grönemeyer, Olympiahalle, München.

Wir wußten nicht, ob wir Lust dazu hatten. Die Karten waren geschenkt. Wir wußten nicht, was wir anziehen sollten. Es war ewige Zeiten her, daß wir auf einem Konzert waren. Wir wußten nicht, wie wir hinkommen sollten. U-Bahn, S-Bahn, Taxi oder Auto, wie gesagt, es war ewige Zeiten her.

Wir fuhren schließlich mit dem Auto. Problemlos. Durch die kalten, von den Laternen erleuchteten Straßen. Es dauerte lange, bis die Kälte aus dem Auto verschwunden war.

Die Olympiahalle bebte bereits, als wir ankamen. Pünktlich um 20.00 Uhr. Wir dachten: "Die Vorband." Es war Musik vom DJ. Die Bässe dröhnten durch die Menschen hindurch. Meine Brust bebte. Wir kamen uns seltsam deplaziert vor. Zu alt. Zu falsch angezogen. Zu wenig gut drauf. Wir tranken ein Glas Wein. Zwei oder drei wären besser gewesen.

Beginn des Konzerts. Wir waren gefangen, von Anfang an. Die Show war gut. Laser flirrte durch die Luft. Die Musik hatte an nichts verloren. Viele alte Stücke. Schmetterlinge in meinem Bauch. Männer. Die Menschen klatschten. Standen auf. Schwenkten Feuerzeuge. Akohol... Herbert sang. Die Menschen tanzten. Wir blieben sitzen. Wir kamen uns zu alt vor aufzustehen. Aber wir genossen, daß die anderen aufstanden. Diese Stimmung. Diese Begeisterung. Es ist bewegend, einer Masse von Menschen, die sich ihrem Glück hingibt, anzugehören. Es bewegt bis ins Innerste und wühlt Gefühle auf. Wären wir die einzigen Besucher dieses Konzerts gewesen, - nicht auszudenken. Wir nahmen alle Zugaben begeistert mit. Fast hätten wir uns mitreißen lassen, uns der Musik hinzugeben, sich in ihr fallen zu lassen - ohne Scham...

Am nächsten Morgen lasen wir die Kritik in der Süddeutschen Zeitung: Herbert würde herumrennen auf der Bühne, als ob er Kilometergeld dafür bekommen würde. Die Show sei langweilig bzw. lieblos oder so ähnlich. Irgendwie vernichtend. Irgendwie traf es uns selber. Der Kritiker - kein Fan von Grönemeyer. Er hätte die Begeisterung all der Fans nicht unter den Tisch fallen lassen dürfen.

Wir werden uns sehr bald wieder Karten für ein Live-Konzert kaufen. Jetzt wissen wir, daß wir darauf Lust haben...



K. - Der blaue Hummer München, Bayerische BRD - 22.11.99 at 12:51:10




Hi, hier ist der Ränné aus Zörbig, mein Radio SAW Wunschhit ist Stefan Raab, "Maschendrahtzaun", und ich grüsse meinen Kumpel Mürko, der hier neben mir sitzt, die 17. (Funkloch) Division (Funkloch), die Opelfreunde 96 Südharz, den Schweinepriester Ewers, der vor uns herfährt - ich krieg dich gleich, Ewers- mit einer Hupe, mein Chef mit ein Auspfiff, meine Frau Mandy und die Kindor mit ein Küsschen und meine Geliebte mit ein Doppelküsschen.

Geht auch.


kathrin glosch - 22.11.99 at 11:57:50




lieber wolf steinhardt,

nochmal zur Elsbeth:
mich hat die Frau nicht an meine Großmutter erinnert. Meine Großmutter war anders.
Deshalb ist es meine Geschichte und nicht deine.
Kannst du dich an das kleine Gedicht erinnern, das Hippi schrieb?
So ähnlich wie: Das ist alles gar nicht meins, ich bin nur der Verfasser, ich predige nur Wein und trinke heimlich Wasser
(Hippi, verzeih bitte mein lückenhaftes Gedächtnis).
Deshalb ist es meine Geschichte, und doch wieder nicht.
In Wahrheit bin ich ein heimlicher Philantroph.
Ich schreibe hier schließlich kein Tagebuch, auch keine Werbebroschüre über mich, sondern Texte, an denen man sich reiben kann und soll, und das funktioniert offenbar prima:
Ertappt man sich nicht selbst oft genug bei menschenverachtenden, schrecklich unkorrekten Gedanken?
Gib zu, du hast mich für ein Arschloch gehalten:
Ertappt!

Nichts für ungut, und weiter so mit dem Austausch!
Andrea


andrea frankfurt, - 22.11.99 at 11:22:18




Montagvormittag, zurück in Stuttgart : Ach, SVEN*GEIST, es ist einfach wunderschön, wenn man sich so rundum verstanden fühlt !

Freitagnachmittag, Stuttgart Hbf., Kopfbahnsteigquerhalle : Der Interregio nach Lindau wird sich wegen eines Personenschadens in der Ankunft um etwa vierzig Minuten verspäten. Na prima. Nebenan läuft der Eurocity aus Dortmund ein, Weiterfahrt nach Klagenfurt, ebenfalls längst überfällig. Die Ausgestiegenen hasten an mir vorbei zum Ausgang, alle mit der gleichen Ausstrahlung : Leicht mürrisch, verschlossen. In sich gekehrt ? Eine Freundin aus Spanien hat das einmal "das Gesicht Deutschlands" genannt. Das kommt nicht von dieser Verspätung oder von der Vorfreude auf den Weihnachtsstress oder den Millenniumsjubel, sondern speist sich aus tieferen Quellen. Da, eine junge Frau. Man kann es nicht ein Lächeln nennen, aber sie trägt ein offenes und seltsam neugieriges Gesicht. Natürlich hat sie sofort bemerkt, dass ich sie anschaue. Sie setzt ihre schweren Koffer ab und bleibt einfach stehen. Ob sie mich wiedererkennt, vielleicht von meiner liebsten Web-Chatsite loop ? Jenseits von anonymen Texten und kryptischen Namen muss es geheime Erkennungsmerkmale geben. Ich gehe auf sie zu, renne, nehme sie in meine Arme. Zu meiner Überraschung scheint sie überrascht, leistet aber keinen Widerstand. Es ist ein herrliches und alles durchströmendes Gefühl, sie an mein Herz zu drücken, und sie schein das Gleiche zu empfinden. Als wir uns voneinander lösen können, flüstert sie, ich sollte mich nicht für meinen Irrtum entschuldigen. Seit Jahren schon fahre sie diese Strecke, und von Anfang an habe sie sich ihren Empfang in dieser Stadt genau so vorgestellt. Jetzt endlich sei es passiert. Ich habe noch viel Zeit und etwas wiedergutzumachen, helfe ihr also die Koffer zum Taxistand hinunterzutragen. Zurück auf dem Bahnsteig ärgere ich mich, dass ich sie nicht wenigstens nach ihrer e-mail-Adresse gefragt habe. Im Zug dann drücke ich mich in einer engen Dreierreihe direkt ans Fenster. In Fahrtrichtung. Längst habe ich wieder mein deutsches Gesicht aufgesetzt. Die Innenbeleuchtung ist kaputt, draußen die Lichter der endlosen Gewerbegebiete. Untertürkheim, Obertürkheim, Esslingen. Das Stipendium "Esslinger Bahnwärter" geht für das nächste Jahr an die Autorin Sonja Ruf und an die bildende Künstlerin Marnie Moldenhauer. Plochingen, Göppingen, Eislingen, Geislingen. Dann die Albhochfläche, Wälder und Auen hauchdünn schneebedeckt, der Winterweizen steckt schon wieder kleine Spitzen durch. Und insgeheim, sehr tief im Geheimen, schlägt mir das Herz bis zum Hals bei der Vorstellung, wie wohl mein Empfang in Ulm Hbf. ausfallen wird.


Hippi, Stuttgart, Deutsch-Südwest - 22.11.99 at 11:03:27




bäckerwagen am montagmorgen sind gottesgeschenke.
auf einem eingeschneiten hügel wohnend,
ohne zigarettengeld,
ohne milch,
ohne essbares.


seventh son - 22.11.99 at 08:45:08




@ Berlin.
Keine Teilchen von irgendwas. Alles voll da. Nach allem, was war. Bin ich froh und kalt, wieder hier zu sein.
Schön, dass Ihr auch noch da seid.
Eure


Suse - kalt aber, weich und hier. - 22.11.99 at 02:13:29




Ich bin nur zu Fuß unterwegs in Dakar, Taxis und Busse sind erstmal Tabu. Wie auf der Reise selbst erlebt man oft die wirklich interessanten Sachen, wenn man nicht damit rechnet, unterwegs.

Mein Ziel für heute ist das Museum. Als ich gegen Mittag ankomme, ist es geschlossen. Im schönen Garten vor dem Museum setze ich mich auf eine Bank. Ein Gärtner kommt zu mir, schüttelt mit die Hand. Wir reden ein wenig und er bringt mich in ein Büro zu einem der Restauratoren. Der erzählt und zeigt mir viel von seiner Arbeit. Dann nimmt er seinen Schlüsselbund und führt mich durch die Ausstellung. Nachher sitzen wir noch lange im Büro. Ich bin zum ersten Mal wirklich entspannt in diesen Tagen. Nachdem wir uns später verabschiedet haben, nimmt er mit viel Liebe seine Arbeit an einer alten Holzstatue wieder auf.


elmodem muc, de - 22.11.99 at 00:40:01




heute eine postkarte von crauss wiedergefunden:
"berlin ist eine frau, weil sie in der zeit ist, nicht im raum. die jungs sind in ihr. lover, söhne, hurenknechte"

dünnbier oder nicht, ich habs schon recht verstanden.

vorm pop-regal in der buchhandlung - ich beende den satz. so was gibts ja gar nicht.

MEINE ANSICHT ZU DEUTSCHLAND: jede stadt ist eine intensivstation

mit grüßen, der mann im mond ist bier holen


björn kuhligk berlin, - 22.11.99 at 00:06:53