loop Archiv #15 (4.10.-5.10.1999)
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pool für alle
*PAUSE*
Mehr Speedgeschichten, Patrick! Bitte, bitte!
Yve, Köln, ... - 05.10.99 at 15:29:17
Wie der Inder, der in einer Geste, seines Kopfnickens das
zugleich ein Schütteln ist, sagt "vielleicht ja, vielleicht
nein".
"Künstliche Disziplin ist zwecklos, denn mit allem was ich
tue, manifestiere ich das alte Tao"! Und tut was er will.
Yve, Köln, ... - 05.10.99 at 15:26:33
Hinterhaus, dritte Etage, an den Wänden Schmutzstreifen,
Zigarettenasche auf den Treppenabsätzen. An der Tür ein Schild
"Klingel defekt. Bitte laut rufen". Königstochter,
jüngste, lass mich ein - ich warte, bis jemand aus der Tür
kommt. Die Praxis ist voll. Ich habe doch junge Beine, mir würde
es doch wohl nichts ausmachen, im Stehen zu warten. Die
Praxisdamen tragen weisse Sweatshirts, auf denen "Nur nicht
den Kopf verlieren!" steht. Neurologen... Ich warte also im
Stehen, auf dem Flur, einen anderen Platz gibt es nicht. Die Tür
zur Praxis ist aus Metall und gehört eigentlich zu einem
Heizungskeller. Alle drei Minuten öffnet sie sich, kkkrrrrkk,
und fällt metallen ins Schloss. Ich bin hier falsch, kann aber
nicht gehen. Was ich sehe, macht mich unruhig. Die Möbel sind
aus Kiefernfurnier, Seidenblumen sthen drauf und ranken sich
pinkfarben in die Patientenstühle hinein. "Augen zu. Und
auf. Und zu. Und auf" sagt die gelangweilte Stimme einer der
Arzthelferinnen hinter der Tür. Die Türklinke zur Toilette ist
golden, der Teppichboden schlecht verlegt. Alle sind zu zweit da.
Mein Rücken schmerzt vom Flurstehen. Nach anderthalb Stunden
rufen sie meinen Namen. Die Ärztin kommt schlechtgelaunt in den
Flur. Sie sieht aus wie Tootsie, die hellblaue Bluse und der
graue Rock erinnern mich an Strassenbahnschaffnerinnen. Dann
sitze ich vor ihr, erzähle, die Arme verschränkt. Sie nimmt die
Brille ab und kaut am Bügelende, wie diese affigen
französischen Literaturkritiker im Fernsehen. "Sie sehen
abwehrend aus. Ist das richtig?" Ist es. "Ihre Praxis
macht mich misstrauisch." Ihr Gesicht zerfällt, ich hätte
es mit der "Voltaren"-Schale auffangen können, in der
ihre Kugelschreiber liegen. "Berühren Sie bitte mit dem
Zeigefinger ihre Nasenspitze." Das kann ich. "Lassen
Sie sich bitte vorne einen Termin geben, für heute nachmittag.
Gehen Sie ins Krankenhaus, wir machen eine MRT. Ich kann einen
Gehirntumor nicht ausschliessen."
In Krankenhäusern werde ich immer ohnmächtig. Nur ganz kurz,
ist so ein Ritus. Ich bringe es auf der Toilette hinter mich und
werde dann in einen Warteraum geführt. Eine einzige Zeitschrift
liegt auf dem Tisch, ich lese einen Bericht über eine Frau, die
sich einen Katzengesicht operieren liess. Gehirntumor, das ist
bestimmt die älteste Operation der Welt. Pling, den Schädel
aufgemeisselt. Machen die täglich. Reine Routine, nur für mich
nicht. Ich sehe immer so heilig aus im OP Hemd.
Dann muss ich Listen unterschreiben und alles Metallene ablegen.
"Mund auf." Sie greift mir ans Kinn. "Patientin
hat viele Artefakte" ruft sie, und zu mir "Machen Sie
die Augen zu da drinnen, wenn Sie Platzangst kriegen und
schreien, kann sie keiner hören." In der Röhre ist es
weiss, meine Augen weit geöffnet. Die Dimensionen verlieren
sich, keine Ahnung, wie lang das Ding ist. Sehr laut,
Presslufthammer an den Ohren. Irgendwann berührt jemand mein
Knie, es ist vorbei.
Im Warteraum halte ich den grossen grünen Umschlag mit den
Bildern in der Hand. Wie hässlich mein Schädel ist, die Stirn
zu hoch und das Kinn so sehr Kinn. Ich zünde eine Zigarette an
und asche in die Blüte des Hibiskus. Gehirntumor. Die Ärztin
greift nach dem Umschlag, geht voran. In ihrem Zimmer klemmt sie
die Bilder an ihre Lichtwand. Mit dem Ende des Kugelschreibers
malt sie kleine Kreise auf die Stelle, an der ich immer meine
Haare hochstecke. "Zartes Ventrikelsystem." Zart,
schwach, schwächlich, kränklich, krank? So hässlich, dieser
Schädel. Macht gar nichts, wenn man den aufmeisselt. "Warum
hat man sie hier so dringend eingewiesen?" Ich mache eine
Faust, schlage an meine Stirn. "Gehirntumor?" Sie
lacht. Sieht auf den Überweisungsschein. "Kann ich nicht
mit dienen. Haben Sie nicht." Als ich rausgehe, nehme ich
die Zigarettenkippe aus der Hibiskusblüte.
Kathrin HAL, - 05.10.99 at 15:03:00
Was mich interessieren würde: bekommt Thomas Melle Geld fürs
Indenloopschreiben?
Muss der Kerl auch mal arbeiten? Der ist bestimmt Privatier.
Spezies: Der dem süssen Leben frönt. Typ Gauloises: Heute mache
ich mal nichts. Yaaa Melle! Dreh uns die Wurst ans Ohr!
Gott ist tot! Es lebe Sven Lager, der Mann der so schreibt, wie
das Bier schmeckt.
eiseisbaby münchen, bayern - 05.10.99 at 12:47:38
Thomas, hast du vergessen, ich bin Gott. Und als solcher nehme
ich folgende Sachen raus: Texte unter falschem Namen, Namen von
loop- und poolteilnehmern.
Und auch lange Zitate, Buchauszüge, was soll das hier, sind wir
ein Bücherclub?
love, für alle, logisch
s. lagER *pool - 05.10.99 at 10:56:09
He, seit wann ist Maike Wetzel aus dem Pool raus? Oder habe
ich was nicht mitbekommen?
Line Bonn, D - 05.10.99 at 10:36:47
In einem bei Jena liegenden Dorf, erzählte mir, auf einer
Reise nach Frankfurt, der Gastwirt, daß sich mehrere
Stunden nach der Schlacht, um die Zeit, da das Dorf schon ganz
von der Armee des Prinzen von Hohenlohe verlassen
und von Franzosen, die es für besetzt gehalten, umringt gewesen
wäre, ein einzelner preußischer Reiter darin gezeigt
hätte; und versicherte mir, daß wenn alle Soldaten, die an
diesem Tage mitgefochten, so tapfer gewesen wären, wie
dieser, die Franzosen hätten geschlagen werden müssen, wären
sie auch noch dreimal stärker gewesen, als sie in der
Tat waren. Dieser Kerl, sprach der Wirt, sprengte, ganz von Staub
bedeckt, vor meinen Gasthof, und rief: »Herr Wirt!«
und da ich frage: was gibts? »ein Glas Branntewein!« antwortet
er, indem er sein Schwert in die Scheide wirft: »mich
dürstet.« Gott im Himmel! sag ich: will er machen, Freund, daß
er wegkömmt? Die Franzosen sind ja dicht vor dem
Dorf! »Ei, was!« spricht er, indem er dem Pferde den Zügel
über den Hals legt. »Ich habe den ganzen Tag nichts
genossen!« Nun er ist, glaub ich, vom Satan besessen ö! He!
Liese! rief ich, und schaff ihm eine Flasche Danziger
herbei, und sage: da! und will ihm die ganze Flasche in die Hand
drücken, damit er nur reite. »Ach, was!« spricht er,
indem er die Flasche wegstößt, und sich den Hut abnimmt: »wo
soll ich mit dem Quark hin?« Und: »schenk er ein!«
spricht er, indem er sich den Schweiß von der Stirn abtrocknet:
»denn ich habe keine Zeit!« Nun er ist ein Kind des
Todes, sag ich. Da! sag ich, und schenk ihm ein; da! trink er und
reit er! Wohl mags ihm bekommen: »Noch eins!«
spricht der Kerl; während die Schüsse schon von allen Seiten
ins Dorf prasseln. Ich sage: noch eins? Plagt ihn ö!
»Noch eins!« spricht er, und streckt mir das Glas hin ö »Und
gut gemessen«, spricht er, indem er sich den Bart
wischte und sich vom Pferde herab schneuzt: »denn es wird bar
bezahlt!« Ei, mein Seel, so wollt ich doch, daß ihn ö!
Da! sag ich, und schenk ihm noch, wie er verlangt, ein zweites,
und schenk ihm, da er getrunken, noch ein drittes ein,
und frage: ist er nun zufrieden? »Ach!« ö schüttelt sich der
Kerl. »Der Schnaps ist gut! ö Na!« spricht er, und setzt
sich den Hut auf: »was bin ich schuldig?« Nichts! nichts!
versetz ich. Pack er sich, ins Teufelsnamen; die Franzosen
ziehen augenblicklich ins Dorf! »Na!« sagt er, indem er in
seinen Stiefel greift: »so solls ihm Gott lohnen«, und holt,
aus dem Stiefel, einen Pfeifenstummel hervor, und spricht,
nachdem er den Kopf ausgeblasen: »schaff er mir Feuer!«
Feuer? sag ich: plagt ihn ö? »Feuer, ja!« spricht er: »denn
ich will mir eine Pfeife Tabak anmachen.« Ei, den Kerl
reiten Legionen ö! He, Liese, ruf ich das Mädchen! und während
der Kerl sich die Pfeife stopft, schafft das Mensch
ihm Feuer. »Na!« sagt der Kerl, die Pfeife, die er sich
angeschmaucht, im Maul: »nun sollen doch die Franzosen die
Schwerenot kriegen!« Und damit, indem er sich den Hut in die
Augen drückt, und zum Zügel greift, wendet er das
Pferd und zieht von Leder. Ein Mordkerl! sag ich; ein
verfluchter, verwetterter Galgenstrick! Will er sich ins Henkers
Namen scheren, wo er hingehört? Drei Chasseurs ö sieht er
nicht? halten ja schon vor dem Tor? »Ei was!« spricht er,
indem er ausspuckt; und faßt die drei Kerls blitzend ins Auge.
»Wenn ihrer zehen wären, ich fürcht mich nicht.« Und
in dem Augenblick reiten auch die drei Franzosen schon ins Dorf.
»Bassa Manelka!« ruft der Kerl, und gibt seinem
Pferde die Sporen und sprengt auf sie ein; sprengt, so wahr Gott
lebt, auf sie ein, und greift sie, als ob er das ganze
Hohenlohische Korps hinter sich hätte, an; dergestalt, daß, da
die Chasseurs, ungewiß, ob nicht noch mehr Deutsche
im Dorf sein mögen, einen Augenblick, wider ihre Gewohnheit,
stutzen, er, mein Seel, ehe man noch eine Hand
umkehrt, alle drei vom Sattel haut, die Pferde, die auf dem Platz
herumlaufen, aufgreift, damit bei mir vorbeisprengt,
und: »Bassa Teremtetem!« ruft, und: »Sieht er wohl, Herr
Wirt?« und »Adies!« und »auf Wiedersehn!« und: »hoho!
hoho! hoho!« ö ö So einen Kerl, sprach der Wirt, habe ich zeit
meines Lebens nicht gesehen.
h. v. k. berlin, preußen - 05.10.99 at 10:34:18
Wenn ich nicht dienstags in Dinslaken, sondern natürlich
schon montags in Montabaur beim längst erwarteten
Wiederauftauchen der penetranten Aufforderung, meine Montagen
doch bitte nicht für die Realität auszugeben, die sie nun
einmal sind, an einen mir bekannten Schrauber, vulgo
Motorrad-Monteur denke, hat das wohl kompliziertere Ursachen, als
sich vermuten ließe. Er hat nämlich seinen Namen, Bloch, mit
einem durchaus angesehenen Realitätenbürobesitzer namens Bloch
gemein, falls das zur Erklärung ausreicht. Ob Bloch mit Bloch
verwandt ist, scheint doch eher unsicher, denn während Bloch in
einem kleinen Talort unterhalb der Gleinalpe zuhause ist, scheint
sich Bloch vor seiner Freisetzung in die Arbeitslosigkeit
überwiegend in der Hauptstadt aufgehalten zu haben. Dass aber
weder Bloch noch Bloch (pfui wie das wieder klingt, ein
Binnenreim !) etwas mit dem bekannten Bloch zu tun haben, steht
einigermaßen fest. Der kaum widerlegbare Satz, es gebe mehr
Sentenzen in der Welt als Gegenstände, auf die sie passen,
stammt überdies nicht von Bloch, sondern erstaunlicherweise von
einem Hormonforscher, der neben anderen erstaunlichen
Eigenschaften auch die besaß, nicht Bloch zu heißen. Es heißt
doch nicht jeder Bloch ! Bin ich vielleicht Bloch ? Was
andererseits einem nicht wegzudenkenden stillen Beobachter, der
weder Bloch noch Bloch, sondern allenfalls Bloch kennt, weniger
erstaunlich erscheinen mag als die Tatsache, dass auch zwischen
Bloch und Bloch nur wenige Beziehungen bestehen dürften, weit
weniger noch als zwischen Bloch und Bloch, wo sie sich immerhin
konstruieren ließen. Bloch gibt übrigens am Montag bei Baur
Autogramme, vielleicht ist wenigstens dort etwas Neues über
seine nächsten Pläne zu erfahren ?
Hippi Stuttgart, BW, D, EU - 05.10.99 at 10:27:37
Morgen in BILD: S K A N D A L: Sloterdijk ist nicht nur
Nietzsche, sondern auch geklont!
Bokanowsky, mon amour. Aldous laesst gruessen.
Lieber patrick, danke fuer den guten tip. D'accordo, onkel bret
ist immer noch gut, und interviews soll man sowieso nicht lesen.
Besser buecher. Oder loop.
Enjoy, everybody, and sleep tight!
melini san francisco, usa - 05.10.99 at 06:33:10
Was ist das Gefühl vom Tod? Ist es schön?
Das werden wir irgendwann alle erfahren. An Tagen wie heute,
möchte ich das schon jetzt wissen und ich fühle, daß es schön
ist; dein Körper funktioniert nicht du hast keine Kopfschmerzen,
auch dein Schwanz wird nicht weh tun, keine Pickel auf dem
Rücken, du mußt nich zur Arbeit, du mußt nicht lieben und
scheißen und sich was beweisen und besaufen - nur tot sein..
Kein Verstand - ist das nicht schön
bobek hess. - 05.10.99 at 03:15:56
b
Damaged Packet received, check = 19450
Damaged Packet received, check = 19450
, ,,,,,,, ,,,, - 05.10.99 at 02:13:57
Melini - auf Koks ficken ist gut, es ist aber auch klasse,
wenn man es sich vor der Penetration - egal, welche Öffnung
penetriert wird - draufstreut. Ach so - EATH IN VEGAS - Dead
Elvis wiederentdeckt. Gute Musik für'n Sex der rauheren Sorte.
Ein Gedanke flirrt im Kopf - hat der Walser sich je was die Nase
hochgezogen? Lustige Vorstellung: Er steht in der Paulskirche un
is da seine Rede am haltn, zugedröhnt. Hätte vielleicht einiges
erklärt. Würde dem Bubis jetzt aber auch helfen. Und der
Sloterdijk - also der soll mal von den Pappen
runterkommen....Gute Nacht.
Patrick noch einmal, immer noch im Pott, - 05.10.99 at 00:08:34
Patrick hat noch nie im Leben Walser gelesen. Patrick lebt und
empfindet. Patrick gibt nur das wieder, was er erlebt. Ist immer
für Authentizität beim Produzieren von Texten. Und Patrick
verehrt den guten alten Onkel Bret. Ratten, die sich durch den
menschlichen Körper fressen? Da weiß der Mensch doch, daß er
gelebt hat. Provokation am Rande. - - - Wenn's auch nicht
authentisch klingt - - - sowas gibt's bestimmt!
Patrick Ruhrgebiet, - 05.10.99 at 00:01:49
"Ich kann mir meinen Alten vorstellen, wie er durch die
sonnengelben Straßen schlenderte, drahtig und mit ausholenden
Schritten, Schweißflecken in den Achseln, sein Geld immer noch
im Hosenbund festgesteckt, die Krempe seines Huts wirft eine
Vielfalt von Schatten auf sein Gesicht, dünne rote Linien von
Müdigkeit in seinen Augen, plaudert er in seinem gebrochenem
Spanisch mit Frauen, gestikuliert Männern zu, trinkt, albert
herum, unablässig gepackt von den Strömen der Augenblicke, die
ihn forttragen, die ihn von einem Ufer zum anderen schleudern,
mit ungebändigter Wildheit setzt er über ins Irgendwo."
Column McCann Der Gesang der Koyoten, Mexico - 04.10.99 at 23:51:46
Haben Sie schon mal auf koks gefickt, tom?
melini san francisco, usa - 04.10.99 at 23:36:58
patrick hat vielleicht ein bisschen zu viel walser gelesen,
kathrin aus halle hat das mit der wortoekonomie verstanden,
melle, schon mal prozac probiert?
melini reist ja offensichtlich in der nachbarschaft herum,
willkommen.
gruss und kuss
rato berkeley, usa - 04.10.99 at 23:36:55
Rainer Maria hat nun auch die Westkueste der USA erreicht,
staubtrockenes Laub raschelt auf allen Wegen, wenn es nicht
vorher sorgfaeltig von meist farbigen Gaertnern beseitigt wurde.
Lieber Hippi, danke fuer den Hinweis. Ale ist ja schon ekelig,
aber dann auch noch gekocht? Geruehrt oder geschuettelt?
Lieber Melle, stimmt, another day in paradise macht auch mir
kummer, jawohl, das beste an dem ellis-interview ist das bild und
die versprochene Bohlen-Mozart Analyse bin ich noch schuldig.
Gross an Dieter ist aber hoechstens, dass die ZEIT sowas
kommentarlos druckt. Ansonsten find ich Patricks aengstliche,
nicht aber seine intim werdenden Wolken gut. Und Rainer Marias
Fruehjahrsherbst sowieso.
---
Je reve que je dors - je reve que je reve.
(Ich traeume dass ich schlafe - ich traeume dass ich traeume.)
Paul Eluard
Franz wollte gestern einen panama-hut kaufen. Sah ein wenig aus
wie gatsby, aber die ueberschwengliche freundlichkeit des
ladenbesitzers schlaegt um, als franz sich gegen den hut und fuer
eine nicht ganz perfekte mahlzeit beim koreanaer entscheidet, aus
der er nacheinander ein vergammeltes stueck spinat und drei
fettige scheiben rind mit spitzen fingern entfernt und neben sich
auf den holztisch fallen laesst. Abends erzaehlen wir der
schottin, die eigentlich keine ist, von einer freundlichen
kleinen fellatio, die wir gestern im wagen vor uns beobachten
konnten. Wir zogen winkend und ostentativ an grossen zigarren
saugend grinsend und hupend an zwei erroeteten reisenden
vorueber. Dann eine debatte. Und was fuer eine. Franz und die
schottin wollen eigentlich nur wein holen (ravenswood,
noerdliches napa, sehr lecker), doch dann laeuft uns diese
uebereifrige und demonstrativ reflektierte theologin ueber den
weg, auf die franz schon lange scharf ist. Sie will gott endlich
entrelationieren, und wenn das schon nicht geht, wenigstens
entpersonalisieren. Ich will eine Zigarette. Die Theologentante
ist irritert, dass der vierte anwesende, der ihr gerade erst
(ohne smalltalk, frohlocket!) vorgestellt wurde, ihr nicht
andaechtig lauscht. Sie hebt die landestypisch in Bermudas
(khaki, natuerlich, alles andere waere seltsam) gequetschten
sauerkrautstampfer und ihre pillefuesse mit den ebenso
landestypisch fies lackierten naegeln auf den genormten, dafuer
dunkelgruenen plastikstuhl (ihr wisst schon, schaebige eisdielen
und pizzerien), verschraenkt die arme davor und schnaebelt in
dieser so ueberaus kommunikativen uterus-haltung munter weiter
drauflos, in dieser unvergleichlichen u.s.-mischung aus
pseudo-wissenschaft, emotion und betroffenheit. Ich entschuldige
mich und beginne, das goettliche Trio auf der Dachterrasse zu
umrunden, indem ich vorsichtig schritt fuer shcritt auf die
darueberragende mauer setze. She's a good girl, crazy about
elvis, loves jesus - and america, too, summe ich. Die schottin
kennt tom pettty auch und sorgt sich. Nein, springen werde ich
nicht, fallen wahrscheinlich auch nicht. Ich traeume von kuehlen
runden felsbloecken an einem gruenlichen, windigen und von
waldlosen huegeln umgebenen see mit einem kleinen steg, in the
falling light of a northern sun.
Ye'll take the high road
And I'll takte the low road
And I'll be in Scotland afore ye -
But me and my true love will never meet again
On those bonnie, bonnie banks of Loch Lomond.
melini san francisco, usa - 04.10.99 at 23:22:04
heute der letzte arbeitstag. mittags pizza mit H und M,
letzterer aus der heimat zu besuch fuer eine woche. nach dem
bacchanal gestern mit nicht-mehr-auf-prozac-mc (mc, weil es schon
eine m gibt) und M (das maskuline ist kapitalisiert) das
aufstehen eine lange uebung.
wenn ich mittags trinke, rueckt das tageslicht in die ferne.
latente unruhe zur erregung hin, alles andere ausser sicht. die
unsichtbare hand fasst mir in die hose, ueber stunden. am
horizont braut sich ein stimulus zusammen. draussen beschleunigt
sich der schritt, ich sehe mich nicht mehr um. der wind schlaegt
um auf kalt nach dem milden, sonnigen morgen. brueste erscheinen
links und rechts, ohne geduld, Hoerzu auf den letzten seiten:
finden sie 15 titten in unserem suchbild. ruhe schliesslich in
der dunkleren bar.
haben sie schon einmal in ein pissoir gewichst?
mc holt mich ab, spaeter, auf anruf, wenn der tag keine geduld
mehr hat.
rato berkeley, usa - 04.10.99 at 22:50:53
die Kursgewinner stehen locker am
PC den Union Jack leicht um die Hüften
gebunden doppelklicken sie auf SECURITY
die Kleinen fallieren hinten raus da
bleibt nichts nach nicht fertig geworden
wäre er ganz oben auf läge mein Auftrag
jetzt und morgen ganz bestimmt im
Pool pink and blue Poolnudeln DU
elsbeth a. flensburg, de - 04.10.99 at 20:58:22
Kürzlich besuchte ich einen ehemaligen Freund, wie üblich
lag er noch mittags im Bett, beschloss aber dann mir zu Ehren
aufzustehen. Als ich ihm beim Ankleiden zusah: Kurze flashbacks,
die ich aber eilig unterdrückte. "Danke für Deinen
Goethe-Brief", sagte er unvermittelt, als er die Socken
anzog. Ich hatte für ihn Schumanns Faust-Szenen analysiert, er
wollte diese Analyse in seine angeblich revolutionäre
Faust-Dissertation einbauen. "Das Problem ist aber,"
sagte er, "Du hast Goethe nicht richtig verstanden. Du gehst
da nur mit dem Kopf ran. Die Schwierigkeit bei Dir besteht darin,
daß du keine Deutsche bist. Aber nur ein Deutscher kann Goethe
nicht nur verstehen, sondern auch erfühlen, in sich fühlen.
Verstehst Du, man muss deutsch sein um Ihn richtig zu
verstehen!" Ich lachte, hörte aber abrupt auf, als ich sah,
dass er nicht lachte, es war ihm offenbar ernst. "Was macht
eigentlich die kleine Schnalle, mit der Du jetzt zusammen
bist," fragte ich sauer, um das Thema zu wechseln. "Die
ist gestern abgeholt worden." "Oh, von den Bullen oder
gings gleich in die Klappse," fragte ich hämisch.
"Nein," sagte er, "von ihren Eltern, sie war erst
15." "Du Schwein, dafür kann man in den Knast
kommen." "Das hat ihr Vater auch gesagt,"
entgegnete er, "aber weißt Du, was mich gerettet hat? Der
Goethe. Der Vater fand hier den aufgeschlagene Faust und meine
Notizen. Das hat ihm höllisch Eindruck gemacht. Er meinte, ich
sei scheinbar doch ein sehr ernsthafter junger Mann, aus dem
einmal etwas werden könnte." Ich schwieg eine Weile,
während er in seine Jeans kletterte. Dann sagte ich: "Ich
glaube, jetzt bin ich Eurem Goethe wieder ein Stück näher
gekommen." "Na siehste," meinte er und zog den
Zipper hoch.
Aspera, Annäherung an G., BN, NRW - 04.10.99 at 20:52:57
Ich habe sieben Leben, rief die kleine Katze,
als sie sich vom Hund in die Enge getrieben sah.
Na fein, sagte der Hund und brach ihr das Genick.
Dann hast Du ja noch Sechs.
eiseisbaby münchen, bayern - 04.10.99 at 17:15:22
Draussen ist es regnerisch und kalt.
Der Hund und die kleine Katze sitzen nebeneinander in der
warmen Stube und schauen zum Fenster hinaus.
Was für ein Hundewetter, sagt die kleine Katze.
eiseisbaby münchen, bayern - 04.10.99 at 13:04:51
goetz war ist bleibt effekt. rasiermesserfakegoetz. alles
seitdem nur versuche, den fake zurückzunehmen, das falsche zu
beginn.
hai - 04.10.99 at 12:56:42
... während zeitgleich Herr v. Stußlar seinem Guru Drop-Tips
gibt.
hai fisch, bar - 04.10.99 at 12:43:02
¡hola mi amigo!
Wie haben Sie Ihren Feiertag verbracht? Hier oben in Germanien
gab's ordentlich 'was los. Riesiges Bankett "Kanzler
gegrillt". Roch ein bißchen preußisch. Wie auch die
Militärparade ein voller Genuß war. All die jungen Kadetten in
ihren strammen Uniformen. Da haben wir alten Knacker schon den
einen oder anderen Toast ausgebracht und immer wieder
"Freude schöner Götterfunken" haben wir eingestimmt.
Gekracht hat das. Rums, rums, rumsrumsrums. Und das Feuerwerk.
Ich sach noch, sach ich, Wimpelschwingen und Konfettiregen - das
ganze Programm. Kurz die Schweigeminute - die Gesichter voller
Tränen und dann ab in die Disse. So richtig das Tanzbein
schaukeln, zum Horizont und zurück. Was für ein Spaß. Wie in
alten Zeiten. Besinnungslos mit Volldampf. Verbleibe mit Holdrio
und Dschinderassabumm
robert hamburg, - 04.10.99 at 12:24:58
¡hola mi amigo!
Wie haben Sie Ihren Feiertag verbracht? Hier oben in Germanien
gab's ordentlich 'was los. Riesiges Bankett "Kanzler
gegrillt". Roch ein bißchen preußisch. Wie auch die
Militärparade ein voller Genuß war. All die jungen Kadetten in
ihren strammen Uniformen. Da haben wir alten Knacker schon den
eine oder anderen Toast ausgebracht und immer wieder "Freude
schöner Götterfunken" haben wir eingestimmt. Gekracht hat
das. Und das Feuerwerk. Ich sach noch, sach ich, Wimpelschwingen
und Konfettiregen - das ganze Programm. Kurz die Schweigeminute -
die Gesichter voller Tränen und dann ab in die Disse. So richtig
das Tanzbein schaukeln, zum Horizont und zurück. Was für ein
Spaß. Wie in alten Zeiten. Besinnungslos mit Volldampf.
Verbleibe mit Holdrio und Dschinderassabumm
robert hamburg, - 04.10.99 at 12:22:30
Ein Hund jagte die kleine Katze auf einen hohen Baum.
Komm runter, bellte der Hund. Hunde die bellen,
beissen nicht!
Falsch, antwortete die kleine Katze. Völlig falsch:
Hunde die beissen, bellen nicht.
eiseisbaby münchen, bayern - 04.10.99 at 12:19:37
An sich
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.
Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren;
nimm dein Verhängnis an. Laß alles unbereut.
Tu, was getan muß sein, und eh man dir's gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.
Was klagt, was lobt man noch? Sein Unglück und sein Glücke
ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn,
und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite Welt und alles untertan.
fleming - 04.10.99 at 12:18:01
Hallo, MELINI ! Cocktails leiten sich, so viel ich weiß, von
cooked ale her. Jedenfalls schmecken die meisten so. Dies ist
aber durchaus nicht als kritischer Beitrag zum poetologischen
Diskurs am Beispiel von loop zu verstehen, mir jedenfalls macht
die Sache immer noch meistens Spaß. Und hier noch ein special
für Lorenz* SCHRÖTER und Ralf* BÖNT :
Wer hat nicht schon (zu Gast bei braven Eidgenossen)
teils Felchen (mit Fendant), teils auch sein Leid begossen ?
Wer blickte nie versunken in den Zürich-See
und spekulierte ökonomisch wie ein Gnom in spe ?
Wer würde beim Dessert nicht wie ein Schwein grunzen,
wenn alles fiele, Aktien wie Feinunzen ?
Hippi Stuttgart, BW, D, EU - 04.10.99 at 10:57:42
Die mit Müdigkeit überlaufenden Augen, die schweren, erheben
sich wie von selbst. Gen Himmel, wo sich graue Wolken
aneinanderdrücken, als ob sie vor irgendwas Angst hätten. Oder
als wären sie geil aufeinander, könnten nie genug voneinander
bekommen. Und es ist heiß hier. Ich ziehe den Rauch tief in die
Lunge, so tief wie nur möglich. Seufze. Meine Augen wollen mir
zufallen, doch der Blick kann sich nicht abwenden von denen da
oben, die stillzustehen scheinen und sich doch bewegen, klar,
alles ist in ewiger Bewegung, immer. Auch wenn es manchmal nicht
so scheint.
Die Stille in meinem Kopf, diese gähnende leere Stille, wird
angekratzt, verbeult von den Geräuschen, die von der Straße da
hinten kommen. Der Park ist eben und groß, und mich durchdringt
dieses Geräusch, das man gar nicht recht beschreiben kann. Es
ist ein leises Dröhnen, ein helles Brummen, ein tiefes Säuseln,
eine Mischung aus den weit entfernten Autos, die sich in der
Hitze in die Straße drücken und so nicht vorwärtskommen, den
Blättern der Bäume und dem vereinzelten Kreischen irgendwelcher
Pißblagen. Egal. Mann, bin ich echt in Berlin? Ich erlebe
absolut neue Facetten, eine ganz neue und gänzlich andere Stadt,
nicht nur vom Äußeren her; es ist doch erst ein Jahr her, seit
meinem letzten Besuch hier. Ich sehe ganz neue Sachen. Aber ich
bin auch anders drauf. Man sieht stets das, was man sehen will.
Es geht mir besser jetzt, ich fühle mich gesund, sehe gut aus,
habe wieder Glanz, Ausstrahlung. Klar, ich ziehe Speed. Und ich
habe gerade erst eine fette Nase gezogen. Und ich bin verpeilt.
Es ist aber auch hammergeiles Zeug. Sagt jedenfalls Thomas, und
der muß es wissen. Ich hatte auch noch voll Schwein damit.
Thomas hatte sich das ganze Wochenende über Teile geschmissen,
im Stundentakt, und er hatte solche Teller gehabt, Megapupillen,
und er kam nicht ganz klar mit der Skala der Küchenwaage, als er
mir das Pep abwog, so daß ich für mein Geld viel mehr Zeug
bekommen habe als üblich. Was soll's.
Jedenfalls ist es Hochsommer, es ist heiß, aber noch nicht
unangenehm, ich liege, sitze im Gras in einem Park, irgendwo in
der Hauptstadt, und es ist halt fast ruhig. Ich genieße mich
total, und daß ich hier bin und daß ich bin wie ich bin. Ich
muß gerade gar nichts machen. Nur hier liegen und rauchen und in
den Himmel starren, auf die fetten Wolken. Ich muß nichts machen
außer auf Julia warten. Die mußte nämlich dringend pissen. Und
hinter einen Busch würde sie nie gehen, ich auch nicht. Aber ich
muß ja auch nicht pissen. Jedesmal wenn ich auf Pep bin, muß
ich nicht pissen, ich trinke nichts und von Mal zu Mal fahre ich
mir krassere Filme. Wie Marcel damals. Aber bis jetzt machen sie
mir auch nicht viel zu schaffen.
Julia ist also los und sucht ein Klo. Und das dauert jetzt schon
eine ganze Weile. Aber das macht ja nichts. Ich muß ja nichts
machen gerade. Nur warten. Auf Julia. Und meine Augen, die
schweifen jetzt mal ab von den Wolken, die ja eigentlich nichts
Gutes versprechen, aber für mich schon. Der Blick fällt
herunter, fällt tief, stürzt ab, auf mich, auf mich hinab, auf
meine Brust im T-Shirt, auf der meine linke Hand liegt.
Hoffentlich regnet es nachher noch. Sommerregen - - - Moment.
Kann das sein? Ich schaue mir die Finger meiner linken Hand an,
verwundert, erstaunt. Befremdlich. Zeige- und Mittelfinger haben
sich gelblich verfärbt. Irritiert betrachte ich meine rechte
Hand, die die Kippe hält. Nein - die sehen normal aus.
Hautfarbe. Hmmm. Was geht denn jetzt hier ab? Ich rauche doch
viel mehr mit rechts als mit links, das müßte also genau
andersrum sein... Das irritiert mich jetzt voll. Mit der Rechten
halte ich die Kippe, die dann fast bis zum Filter abbrennt. Ich
schaue mir abwechselnd meine Hände an, die Wolken drängen sich
zusammen, näher und näher, die Blätter werden lauter, und als
Julia irgendwann komisch grinsend wiederkommt, werfe ich den
verkohlenden Filter ins Gras und halte ihr meine Hände vors
Gesicht.
Wir laufen zurück zu ihr, Richtung Linienstraße. Irgendwie
dauert das ziemlich lange, denn ich weiß noch, daß ich nur zwei
Zigaretten geraucht habe auf dem Hinweg, und dann waren wir da.
Als ich jetzt meine sechste oder so anzünde, frage ich Julia, ob
ich mir Paras fahre oder ob wir irgendwie tatsächlich falsch
laufen. Sie sagt mir, ohne mich anzuschauen, daß sie einen
kleinen Umweg macht, weil sie Lust habe, noch rumzulaufen. Ist ja
echt klasse, daß sie das vorher mit mir abgesprochen hat.
Typisch. Kaum hat sie mal Pep gezogen, ist sie eine noch
egoistischere Mumu als sonst, unverpeilt. Glücklicherweise kann
ich mich anfreunden mit der Vorstellung eines
Sightseeingspaziergangs durch die hitzige, aus dem Ruder
laufende, überquellende Mitte Berlins. Ich werfe mal einen Blick
auf Julia.
Ich: ³Sag mal, was für einen Film fährst Du Dir denn,
Ische?"
Sie: ³Hmm?"
Ich: ³Ich war mit Marcel zusammen - - - habe Tage und Nächte
mit Tanja verbracht, zugeknallt! Ich weiß, wann sich jemand was
fährt - und Du fährst Dir hundert Pro was."
Prompt bleibt sie stehen. Ich trotte erst einmal weiter, bemerke
was, bleibe stehen, und während ich mich langsam zu ihr umdrehe,
sehe ich den Leuten, die an mir vorbeihasten, direkt in die
Gesichter, ich versuche es jedenfalls; es scheint, als ob sie
ihre Visagen verbergen wollten vor denen, die sie mal
tatsächlich ansehen. Julia und ich, wir stehen uns gegenüber,
von Angesicht zu Angesicht, einen Meter voneinander entfernt. Ich
schaue ihr ins Gesicht. Ich glaube, sie tut das gleiche bei mir.
Ich sehe nichts. Und dann sehe ich es. Doch. Total.
³Julia! Erzähl! Was ist das für ein Film?"
Ich will teilhaben an ihren Paras. Sie sagt nichts. Die Kuh sagt
nichts, starrt mich an, ihr Kinn zittert ein wenig. Das habe ich
bei ihr noch nie gesehen vorher. Und ihre Hände hängen schlaff
an ihrem Körper herunter, und eine Hand, die Finger der Hand,
drehen die brennende Zigarette. Hin und her.
³Wir sind zwei Inseln", sagt sie jetzt. ³Ein Atoll. Nee,
zwei Inseln. Mit Klippen. Und um uns herum das Meer. Es stürmt.
Doch der Sturm ist lautlos. Wir fühlen das tosende Wasser an
unseren Klippen. Die Brandung kreischt Brüllt lautlos. Doch sie
kann uns nichts anhaben. Wir sind stärker. Zumindest kommt mir
das so vor... weil..."
Ich verstehe auf Anhieb, was sie meint. Ich starre ihr in die
Augen, und... ich verstehe sie. Ich fühle es. Das, was sie
meint. Ich fühle es, sehe es auch. Überwältigendes Gefühl.
Keine Ahnung, wie lange wir da so stehen. Jedenfalls sieht uns
niemand, zu, keiner schaut uns an. Nur mit den üblichen
Streifblicken.
Das ist Berlin.
Ist es nicht bemerkenswert, daß ich in meinem Leben fünfmal in
Berlin war, davon dreimal total verpeilt? Das würde ich jedem
raten: verpeilt nach Berlin. Jeder Tourist, der hierherkommt,
müßte eigentlich ein Teil schmeißen oder eine Pappe fressen
oder sich eine Nase ziehen, Koks oder Pep oder was auch immer.
Und dann müßte er durch Berlin laufen, einfach nur laufen,
genug Zichten dabei, durch die Straßen rennen. Stundenlang. Die
Zeit vergeht anders in Berlin. 20 Minuten sind nicht 20 Minuten.
Man bemerkt Zeit nicht. Du fängst an zu laufen, und wenn Du
wieder stehenbleibst, sind wenige Minuten vergangen, ein paar
Stunden - oder Jahre. Berlin ist keine Stadt. Berlin ist etwas
Biologisches. Es lebt. Berlin ist eine braun-grau-grüne Amöbe
mit vielen Leben, Lebensformen, und noch mehr Dornen, Stacheln
oder so auf der Oberfläche. Und Berlin verändert sich.
Ständig. Ewige Metamorphose. Du läufst und läufst, und Du
siehst nie - ich schwöre - nie das Gleiche. Und Berlin ist
wunderschön. Es gibt nichts, was häßlich ist in Berlin, es
gibt nur Extremes. Oder Exzentrisches. Extrem.
Berlin ist eine Molochamöbe. Du kannst auch nicht gegen Berlin
gewinnen. Versuch gar nicht erst, Berlin zu besiegen. Es wäre
hoffnungslos. Du wirst eh geschluckt von Berlin, und irgendwann,
oder auch nicht, tauchst Du wieder auf, und Du bist gesäubert,
geläutert, befreit. Katharsis. Berlin ist ein Pligerort.
Wallfahrtsstätte. Etwas Sakrales, höchst Unwirkliches. Dennoch
ist es da. Nur wirst Du nie herausfinden, was es ist, was da ist.
Du mußt Berlin so nehmen, wie es ist. Akzeptier es einfach. Das
macht das Ganze sehr einfach für Dich, und dazu noch äußerst
angenehm. Berlin schluckt Dich, und Du Berlin. Nimm bloß soviel
Du nur kannst davon auf. Und bleib ja weg von den Vorstädten. In
den Vorstädten fängt Deutschland wieder an, und die Realität.
Und Du wirst erneut umgeben sein von Prols und Asis, Ossis und
Schnitten - - - Nicht von tosenden Wellen, gewaltiger Brandung,
die Dich zu zerstören, zu zerschmettern vermag, es aber doch
nicht tut. Berlin ist ein einziger großer Fick. Du riechst den
Schwanz in der Luft. Du schmeckst die Fotze. Leck Deine Lippen
ab. Schmeckst Du die Lust? Ein brachialer, immenser, nicht
endenwollender Orgasmus umingt Dich. Spürst Du ihn auch in Dir?
Ficken 3000. Berlin. Berlin ist zu gewaltig, um verstanden,
begriffen zu werden. Versuch es erst gar nicht. Es ist fruchtlos.
Lass Dich treiben.
Kurz bevor wir bei Julia zu Hause ankommen, geht es los. Es hat
schon die ganze Zeit über gerumpelt, gedonnert. Die Blitze sah
man nicht. Man hat schon vorher das Ozon in der Luft riechen
können. Es schien aus den Straßenbäumen zu tropfen, von den
Dächern zu rinnen. Die ersten Tropfen spüre ich jetzt auf
meinen Armen landen, und schon wird Julia schneller. Dann kommt
es.
³Ich komme nach", rufe ich ihr noch zu, da rennt sie auch
schon los. Ich stehe auf der Straße. Unbeweglich stehe ich
zwischen den renovierten Häusern, nahe der Torstraße, es sind
herausgeputzte Immobilien. Solange ich zurückdenken kann, wollte
ich in einen Sommerregen kommen. Ich wollte darin laufen, darin
stehen, in den warmen, weichen Tropfen, die mich dann einhüllen
würden. Komplett. Es würde sich so gut anfühlen. Und ganz
genauso ist es jetzt auch. Fasziniert wie ein kleines Kind bei
seinem ersten Schneefall stehe ich da und streiche mir durch die
Haare, fahre mir mit meinen nassen Fingern übers Gesicht, am
Hinterkopf lang. Dreimal gehe ich um den Block, nie nach oben
schauend, denn ich will nicht diese feisten Wolkenungetüme
sehen, ich starre auf den dunkler werdenden Bürgersteig, ganz
aufgerissen, auf meine Brust im T-Shirt, meine Arme, an denen das
Regenwasser herunterrinnt, bis zu meinen Händen, Fingern, wo
sich dann kleine Tropfen ablösen und auf die Erde fallen. Ein
furchtbarer Gedanke schießt mit blitzartig durch den Verstand:
Vielleicht ist das das letzte erste Mal... so viele erste Male
hatte ich hinter mir, mir fällt nichts ein, was ich noch tun
will, was ich noch nicht getan habe. Mein letztes erstes Mal. Und
so genieße ich es jetzt auch. Bis zum Schluß.
Julia ist so freundlich gewesen, zwei nette, fette Nasen
vorbereitet zu haben. Sie liegen da stolz auf dem Tischchen neben
dem Sofa, als ich hereinkomme, triefend. Sie schreien förmlich
nach uns, und Julia hat sogar gewartet auf mich, und sie wartet
auch jetzt, bis ich noch zu Ende geduscht habe.
Patrick Ruhrgebiet, - 04.10.99 at 08:09:06
Hey, rainer maria melle liest melini! Geilomat! Flotte denke
und coole schreibe ist nun mal eine bevorzugte artikulationsform
der
poopser im pool und vice versa. Besser als verhuschte poeten,
aber muss ja nicht. Swing, melle! Eeeeeasy like sunday morning!
---
Never again is what you swore the time before
You're innocent when you dream, roehrt tom waits gern vor sich
hin. hoffen wir's mal. Euch allen in der heimat eine gute nacht
und suesse traueme. melini schwebt weiter durch das land der
freien und das heim der tapferen. franz will nach bushmills,
kaffee 2 stunden gottesdienst (das ist sein job) ein tic-tac,
bekommt aber ungefaehr zwoelf, die sich klein eifoermig und weiss
wie eine mutierte ameisenbrut ueber die fussmatte des jeep
cherokee, des feuerroten spielmobils mit dem schlafsack im
riesigen fond, verteilt. Es ist nicht unser tag heute. Gestern
sind amy und ramona und die anderen berkeley boys munter zu einem
bekleideten gruppensex mitten auf der tanzflaeche uebereinander
hergefallen, don camillo mitten drin. An den Namen der Band kann
ich mich nicht erinnern, ich weiss nur noch den untertitel
"formerly known as the thunderpussies". Nun ja. Das
nachtleben in chicago war nicht ganz so direkt, aber auch toll.
Irgendwo zwischen lawrence und broadway liegt ein schmaler,
mieser kleiner laden, so meint man. (Uebrigens danke, zuviel der
ehre, aber NEIN, melini hat schon mehr von meinem
"echten" namen und ist nicht der italo- pate des
melle-clans in chicago, aber sehr kreative vermutung). Also das
ding glitzert von aussen wei ein puff, oder wie man sich sowas
eben vorstellt. Und dann steht da the green mill drauf. Und
glaubt es oder nicht, aber die machen da wirklich gute musik. Nur
dienstags nicht so. Da waren the four charms aus madison da.
troet, schremmel, bumm. Mehr so schlechte elvis-replica, und alle
irgendwie retro-dress heute. carsten findet das gut und
veschluckt sich an seiner zigarre. und jetzt passiert wieder was
.
die beiden damen, das ist alles was mir dazu einfaellt, damen.
daaa-men im fifties-outfit mit blumigen roecken, die eigentlich
nur aus schlitzen bestehen, minihueten mit tuellgardine (!!!)
klimpern mit den wimpern, dass ihre wimperntusche in ihre drinks
broeselt. Cosmopolitan, pustet
carsten fachmaennisch mit etwas rauch aus dem linken mundwinkel,
und ich brauch eine weile, bis mir klar wird, das er nicht das
wie-shop-ich-noch-mehr-noch-schneller-online-und-bums-dabei-auch-noch-heimlich-meinen-tollen-chef-nachbarn-oder-schwiegervater-
magazin meint, sondern den drink. vielleicht wird man durch
schaden doch klug. er hat letzte woche einen cosmopolitan
(martini mit irgendwas, wieso heissen cocktails eigentlich
cock-tails, weiss das jemand?), dazu hoehnisches gelaechter vom
nebentisch, weil das nun mal ein girlie-drink ist im land der
freien und braven, aeh, tapferen. That's a serious cigar, meint
die eine
tuellgardine. carsten freut sich und fuehlt sich bauchgepinselt.
Ihre Freundin hat was von monica. Ja klar, meint er, you wanna
try it? Also jedenfalls ist das nicht der erste cosmopolitan
ihrer Freundin,und sie ist auf einer schweinefarm in kentucky
aufgewachsen, und ist sehr katholisch. Und was wir denn machen.
Und sie ist manager bei the ultimate bride, brautmoden. Und ja,
sagt sie zu carsten, sie war
auch gerade einen monat verheiratet. When you were young and your
heart was an open book..., sage ich. Sie grinst besoffen und
versucht, aufs klo zu gehen. Ich traeme von einem flugzuegabsturz
ueber dem see.
melini sonoma, usa - 04.10.99 at 04:07:12
wenig aendert sich und alles. gestern nahm ich waesche
aus der maschine um eigene einzufuellen und halte c's bh in der
hand. kurzes gespraech, the intimacies of dorm life. sage ich, do
you recognize anything? fragt sie, sure. sage ich und take care.
god's vorletzter joke ist dass sie im zimmer ueber mir lebt und
mir nun nachts zuhoeren kann. sie ist jetzt lesbisch und geht
bald zu ihrer freundin nach ny. a sehe ich zweimal die woche,
how are you und, again, take care. am schlimmsten, dass ich ihr
immer noch beim self-disgust zusehen muss, das ist schlimmer als
die trennung. z sehe ich zur zeit regelmaessig, wenn sie auch
schlecht
schlaeft, wenn ich da bin. ihre wohnung ist intimer als ihr lieb
ist.
wenn ich nachts trinke und lese, werde ich fast friedlich. kein
vergleich
mit c's bathroom natuerlich: salvation kommt in der seifenschale
und im
plueschhandtuch. ob m noch mit mir schlaeft, wird sich
herausstellen,
wir machen lauter tentative dates. nach einer nacht teilen wir
mehr worte
als nach fuenf wochen mit z.
ich trinke nicht mehr bei tageslicht, wenn ich es vermeiden kann,
rauche
mehr, weil es mir freude macht. gelegentlich gehe ich zum
fruehstueck,
das ist vermutlich die wichtigste veraenderung.
rato berkeley, - 04.10.99 at 02:43:05
Der Therapeut scheut heut' vor nichts zurück: "Du bist
ein offener Mensch. Das seh' ich an Deinen großen
Pupillen." Sie hatte immer wieder visualisiert, wie er das
zu ihr sagt, sie an sich zieht und ihr ins Ohr flüstert, wie
geil sie ihn macht. Sie ging also alleine nach Hause und hörte
zum Einschlafen diese, ihr so fremde, kubanische Musik.
elmodem muc, de - 04.10.99 at 00:59:56