www.imloop.de

loop Archiv #14 (1.10.-3.10.1999)

anders als im pool sind hier die neuesten einträge oben

loop Archiv #13,loop Archiv #15


pool für alle

MC Melle: Ich hab diesbezüglich keine Meinung zum Rüberrocken. Also rap Du einfach weiter.

rebecca casati münchen, deutschland - 03.10.99 at 23:51:10

Phantome der Wut morgens, Phantome einer Liebe den Tag über, Phantome, die du vergessen kannst, nachts. Vor dem Fenster Trompetenbäume und am kahlen Berg der Drillingsschornstein des Zementwerks. Ein Schlaf auf dem Rost, am Morgen betäubende Müdigkeit. Gras im Kopf, Bier und den dünnen roten Landwein der Nachbarn, ging in der Löwensonne die Post ab. Über die Schotterhalde, vorbei an den Marokkanern, die auf ihren versifften Matratzen dösten wie Tanzbären, nachdem sie vormittags, bis die Hitze auch ihnen zu viel wurde, an den Kreuzungen des Industriegürtels rund um die Vorstadt standen, während der Rotphasen der Ampeln die Windschutzscheiben der wartenden Wagen abzuwischen mit zerfledderten Schwämmen an Stielen, die hereinstanken durchs heruntergekurbelte Seitenfenster. Käptn, oh mein Käptn, ich hatte Fledermäuse beobachtet, die besser aussahen und obendrein die Balance halten konnten. Sie schossen abends dicht über den Kies der Auffahrt zur Ruine. Seit die Entführer mehr Lösegeld für den Sohn verlangt hatten, als die Familie aufbringen konnte, war der Gutshof verlassen, aber die Trompetenbäume im Garten blühten, die Marokkaner sammelten die Kelche ab, um sie an der Landstraße zu verkaufen.

Mirko Bonné junkets, gmx - 03.10.99 at 22:37:54

ZEIT gesammelt
BILD geschwärzt
BIRGIT gerufen
SONNE gelaufen
LIEBE geschlafen
KOHL geschmeckt
APFEL gerührt
POOL gefunden
JETZT geschrieben

Elsbeth Flensburg, Deutschland - 03.10.99 at 21:23:06

Wild reinkomponieren - das ist fast so gut wie befreit aufspielen.

Britta Hamburg, - 03.10.99 at 18:17:37

Wie schreibe ich moderne Prosa?
(Ein Glaubensbekenntnis und technischer Ratgeber)

Liste der unentbehrlichen Dinge

1. Geheime Notizbücher und lose Manuskriptseiten, die du zu deinem eigenen Vergnügen vollgekritzelt beziehungsweise wild vollgetippt hast.
2. Gib dich jedem Eindruck hin! Öffne dich! Lausche!
3. Versuche, dich nie außerhalb deiner eigenen vier Wände zu betrinken!
4. Sei in dein Leben verliebt!
5. Etwas, was du fühlst, wird die ihm eigenen Form finden.
6. Sei immer blödsinnig geistesabwesend!
7. Schlage so tief, wie du schlagen willst!
8. Wenn du etwas unergründliches schreiben willst, hole es aus dem Grunde deiner Seele empor!
9. Die unaussprechliche Vision des Individuums.
10. Keine Zeit für Lyrik, aber genau Bescheid wissen.
11. Visionäre Blitze durchzucken deine Brust.
12. Auge haftet in träumerischer Entrücktheit an vor dir befindlichem Objekt.
13. Beseitige literarische, grammatische und syntaktische Hindernisse!
14. Mach es wie Proust: Gehe mit dem Schatz deiner Erinnerungen hausieren.
15. Erzähl die wahre Geschichte der Welt im inneren Monolog.
16. Im Zentrum des Interesses leuchtet juwelengleich das Auge innerhalb des Auges.
17. Schreibe aus der Erinnerung und sei erstaunt über die Ergebnisse.
18. Geh immer vom Kern der Sache aus, schwimm im Meer der Sprache.
19. Finde dich mit Verlusten ab, und zwar für immer!
20. Glaube daran, daß die Konturen des Lebens heilig sind.
21. Es gilt die Flut, die in deinem Inneren bereits ungeniert existiert, aufzuzeichnen. Ringe darum!
22. Denke nicht gleich an Worte, wenn du dich nur unterbrichst, um das Bild besser sehen zu können.
23. Bleibe jedem Tag auf der Spur. Sein Datum schmücke deinen Morgen wie ein Wappenschild.
24. Empfinde weder Angst noch Scham, wenn es um die Würde deiner Erfahrungen, deiner Sprache und deines Wissens geht!
25. Schreibe, was die Welt lesen soll und worin sie genau das Bild sehen muß, was du dir von ihr machst.
26. Das Buch in Drehbuchform ist der Film in Worten, eindeutig die amerikanische Form.
27. Sei des Lobes voll, wenn du in der frostig kalten, unmenschlichen Einsamkeit einen Charakter findest.
28. Komponiere wild, undiszipliniert rein! Schreibe, was aus den Tiefen deines Inneren aufsteigt! Je verrückter, desto besser!
29. Du bist allzeit ein Genie!
30. Autor und Regisseur irdischer Filme, vom Himmel finanziert und heiliggesprochen.

Jack Kerouac Brooklyn Hell, Hades - 03.10.99 at 17:19:38

Mein Nachbar heisst Emma und sammelt Schrott. Jeden Morgen zieht er mit einem Handwagen los, mittags kommt er zurück und wuchtet alte Heizkörper und Fenstergitter in zwei blaue Container. Er bewohnt ein Eckhaus ohne Fenster, ohne Strom, ohne Wasser. Wenn er zum Sozialamt geht, trägt er ein hellgrünes Hemd, sonst die Glitzerpullis seiner Freundin Irene, vor zwei Jahren verstorben. Manchmal hat er auch gar nichts an, dann liegt er gröhlend im Container, die Doppelkornflaschen stehen auf der Mülltonne, und die Polizisten sehen über den Containerrand, drohen, locken, lachen. Wenn die Doppelkornflasche im Spiel ist, gehe ich schnell weiter. Sonst dreht er mit den Arm auf den Rücken, pflügt mir seine grossporige Nase in die Wange. "Einem Hund könnte ich nichts antun, aber dich mach ich kalt. Dich murks ich ab wie nichts." Gibt es keinen Korn, ruft er "Guten Morgen, Meine. Willst Du 'ne Geschichte?" Wir tauschen. Zigaretten gegen Geschichten. Gauloises mag er nicht, dafür gab es nur die Geschichte über sein unsichtbares D1 Handy. Marlboro geht immer, bringt sowjetische Spione, Zellennachbarn, Irenes Hibiskus im letzten Zimmer. Seit gestern stehen die Geschäfte schlecht. "Meine, hab' mir das mal überlegt. Du brauchst das Kraut nur zu kaufen, aber ich, ich muss mich erinnern. Denk dir was anderes aus."

Kathrin/ Halle, - 03.10.99 at 16:49:42

Lese gerade "Transfer" von S.Lem und denke, eigentlich ist es das Jetzt von dem er erzählt. Bis auf die ausgeklüngelten, technischen Spielereien, die gigantische Unterhaltungsmaschinerie, die die Menschen in Bewegung hält und ihrem kleinem nutzlosen Leben einen Sinn abringt, stimmt alles. Dafür müssen wir uns mit Langeweile rumschlagen."...heute gibt es keine Tragödien mehr. Nicht mal eine Chance für sie. Wir haben die Hölle der Leidenschaften beseitigt, da stellte es sich heraus, dass zugleich auch der Himmel zu existieren aufhörte. Nun ist alles sehr lau, Bregg." Gefühle sind Sensationen. "Ihre Interessen, all das, womit sie zurückgekommen sind, bilden eine kleine Insel in einem Meer von Ignoranz. Ich bezweifle, ob viele Menschen Lust hätten zu hören, was Sie zu erzählen hätten." Gäbe es die Unterhaltung nicht, gäbe es Kunst nicht, Musik, Architektur, Bücher?...Wo dann wäre Vergnügen zu suchen? "Es verging eine Weile, ehe ich die riesigen Ausmasse der Halle richtig erkannte...Halle? Keinerlei Wände; eine weisse, glitzernde,in der Höhe aufgehaltene Explosion von unwahrscheinlichen Flügeln, zwischen ihnen ö Säulen, die nicht aus einem Material, sondern aus schwindelerregender Bewegung aufschossen. Hochstürmende, riesige Wasserfälle einer Flüssigkeit, die dichter als Wasser war, von innen her mit bunten Scheinwerfern erleuchtet. Nein; gläserne senkrechte Tunnel, durch die verwischte Unmengen von Fahrzeugen nach oben flitzten?.. . Ich wusste nicht, wohin ich sehen sollte. Vor mir stand ein Mann in etwas Flaumigen, das unter Lichteinwirkung wie Metall opalisierte. Er hatte sich bei einer scharlachroten Frau untergehakt. Ihr Kleid hatte ein Muster aus grossen Augen, fast wie Pfauenaugen, und diese Augen zwinkerten." Als Kind habe ich ständig irgendetwas gesehen, was meine Mutter nicht sah. Ich habe dann immer mit dem Finger wohingezeigt und gesagt: "Da!" Ich konnte auch stundenlang vor der Waschmaschine sitzen, war interessanter als Fernsehen. ...

Yve, Köln, Land - 03.10.99 at 15:35:16

 

Erst letzte Woche habe ich sieben Kinder gesehen, struppige Kinder, die ihre T-Shirts wie monströse Bäuche vor sich hertrugen, prall gefüllt mit Kastanien. Sie hocken unter den Bäumen und sammeln emsig. Plötzlich fliegen Lehmbrocken, die andere Bande hat sich angeschlichen, im Schutz garstiger Brombeerhecken bombadieren sie die Sammler. Ein Klumpen trifft ein Mädchen in ihr Äffchengesicht, sie heult Rotz und Wasser. "Jetzt kriegt ihr Krieg." Die Kastanien prasseln auf den Boden, schnell und wendig muß man jetzt sein und beide Hände frei haben. Scheiß auf Kastanien. Ein kleiner Junge mit tiefliegenden Augen und einer Schachtel Zigaretten unter dem Ärmel seines T-Shirts zeigt wie es geht. Unglaublich schnell ist er hinter den Büschen, Geschrei, schon flieht der erste, die Augen viel zu weit aufgerissen, die Hand vor den Mund gepresst, Kotze quillt zwischen den Fingern raus. Jubelnd wird dieser Triumph von den anderen aufgenommen, man rückt nach. Noch drei Jungen nehmen die Beine in die Hand. Jetzt kommt der Boss wieder zurück. Er schubst und tritt einen noch kleineren Jungen vor sich her, mit einer Hand hält er ihn an den Haaren gepackt, mit der anderen knufft er ihn in die Nieren. Das Äffchen hat längst aufgehört zu weinen und wartet mit verschränkten Armen. Der Kleine weint, es nützt ihm nichts. Wie in einer Schraubzwinge hängt er in den Händen seines Bezwingers, während das Mädchen auf ihn eintritt, immer wieder, mit wachsendem Vergnügen. Er würde längst zu Boden gegangen sein, aber er wird ja festgehalten. Dann läßt auch daran das Interesse nach, man wendet sich wieder den Kastanien zu. Als sie wieder hochschauen, sehen sie gerade noch den nassgepissten Hosenboden des besiegeten Feindes hinter den Brombeeren verschwinden.

Britta herbstliches Hamburg, - 03.10.99 at 13:46:53

Frage: Wo kann ich mir den Film "Cremaster 2" von Matthew Barney angucken? Am Mittwoch(?) war darüber ein Artikel in der SZ.

elmodem muc, de - 03.10.99 at 12:25:59

I. Halle feiert den 3. Oktober mit einem Blumenmarkt. Um 9 Uhr stehen die Pflanzen in Planquadraten, farblich sortiert. "Nur schade, dass es keine quadratischen gibt, dann hätten wir die Ecken sauberer hinbekommen." Nur schade, dass die Hallenser keine schwarzen Blumen kaufen, sonst wäre der ganze Marktplatz schwarz rot gold eingeblümt.

II. Gemüseabteilung, Edeka. Ich frage nach Ruccola. "Ruhrkohle haben wir hier nicht, nur normale, Frau, aber die finden Sie nicht in der Gemüseabteilung."

III. Fünf Minuten vor sechs, die Tür der Bäckerei steht offen, die Schilder sind noch draussen, ich gehe rein. "Wir haben geschlossen, meine Dame." "Entschuldigung, meine Dame." "Jetzt werden Sie mal nicht frech, Frau."

IV. Was mich verunsichert: einzelne Schuhe in öffentlichen Mülleimern. Was mich alt, alt, alt macht: dass die Kastanien jetzt unter den Bäumen liegenbleiben. Früher, früher, früher haben wir uns darum geprügelt. Gebissen sogar.

Kathrin/ Halle, - 03.10.99 at 10:35:19

Juppheidi, der neue Manufactum-Katalog (Nr.12) ist da! Aus 45731 Waltrop. Schon auf S.2 ein highlight (Obacht, Tom Kummer!): "Aus Bielefeld. Minna, die Dritte, ... die letzte der früher zahlreichen handbetriebenen Universalküchenmaschinen zum Schneiden, Schnitzeln, Reiben, Raspeln und Entsaften. ... Die Minna-Küchenmaschine ist mit einem Gummisaugfuß ausgestattet, der die Maschine mit der Kraft des Vakuums auf allen glatten, unstrukturierten Oberflächen unverrückbar festhält."

l.barnes, bielefeld, - 02.10.99 at 22:39:14

 

Schöne wahre Worte von Melle nachts um 1:43 Uhr. Mehr ist nicht zu sagen. Rock 'n Roll!!! (OS, '74, ->HH->Hannover)

OS Hannover, Elfenbeinküste - 02.10.99 at 20:58:54

Ein Mann lebt in unserem Institut. Wohin andere kommen, um wieder zu gehen, lebt dieser Mann immerzu, wachend und wartend. Unser Institut beherbergt Sekretariate, Büros und Seminarräume. Im Erdgeschoss befindet sich eine Bibliothek, ausgedehnt auf viele winzige Räume, die sich über Stufen in den Keller labyrinthisieren. Unten liegen fensterlosen Kammern, in denen neben den Buchreihen ein dumpfer Gestank steht. Dort bin ich erstmals dem Mann begegnet. Ich blätterte in dem Bildband "Madonna 1983-1993", als er vorüberging. Er war zierlich und blond, sein Gang gemessen und feierlich; in der Hand trug er einen leeren, ungespülten Suppenteller, und es sah aus, als käme er von seiner letzten Speisung. Ich nickte ihm grüßend zu, und er lächelte, ernst und flüchtig.
Wenig später entdeckte ich, dass ich den Mann sehr wohl kannte. Er arbeitet in unserem Institut, das Bücher herstellt, aber auch noch etwas anderes, geheimnisvolles, über das die Mitarbeiter selbst bei Betriebsfesten nur hinter vorgehaltener Hand tuscheln. Man scherzt verschmitzt über dieses geheime Produkt, ohne es beim Namen zu nennen. Der Mann, der auch am Institut arbeitet als Wächter und Wärter, trägt den würdigen Namen einer Märchenfigur, die jedes gewesene Kind aus dem Fernseher kennt. Allerdings ist er nicht zierlich und blond, sondern grau und freundlich. Er hütet eine große Sammlung mit wertvollem Filmmaterial, deren Katalog vor Jahrzehnten schon verlorenging. Heutzutage vermag niemand zu finden, was der Mann so sorgfältig behütet.
Die Räume, die der Mann bewacht und wahrscheinlich auch bewohnt, stehen voller Gegenstände, deren Wartung ihm gleichfalls obliegt. Früher zählte dazu auch eine beträchtliche Zahl Kaffeemaschinen, in denen dickflüssiger Kaffee brodelte, parallel und zu jeder Tageszeit. Deshalb roch es im Umkreis des Mannes auch stets nach heissem Kaffee, und die Menschen kamen in Scharen, um sich in der dicken Wärme dieses Duftes aneinanderzulehnen. Inzwischen hat der Mann die Kaffeemaschinen verschenkt, andere munkeln, er habe sie eines Tages der Verwaltungssekretärin vor die Garageneinfahrt gekippt. Daraufhin habe die Verwaltungssekretärin einen Nervenzusammenbruch erlitten und sei noch wochenlang mit rotverheulten Augen durch die Flure des Instituts gelaufen, ab und an aufschluchzend: "Aber ich kann da doch nichts für!"
Es gibt noch andere, weitaus schlimmere Gerüchte. Mit eigenen Augen habe ich allerdings gesehen, dass der Mann im Institut seine Schlafstatt aufzuschlagen pflegt. Im Sommer auf der Terrasse, um den Grillen lauschen zu können, im Winter drunten im hintersten Raum der Bibliothek, dort, wo die Buchstaben ix, ypsilon und zett gelagert sind. Es ist jedoch allen - den Besuchern, den Mitarbeitern, ja selbst der grossen Chefin - strengstens verboten, im Institut zu schlafen. Deshalb weiss ich, dass der Mann in größter Gefahr lebt. Er schläft im Institut, obgleich es allerstrengstens verboten ist, und er nimmt die schrecklichste aller Strafen auf sich, um keinen Moment von dem wichtigen Filmmaterial, den Maschinen und Büchern zu weichen, die zu behüten er beauftragt wurde. Dieser Auftrag, den er mit Leib und Seele erfüllen möchte, und das Durchbrechen des Verbots sind ihm eine solche Bürde, dass der Mann sich häufig nur mit glasigen, blinden Augen und schwankenden Beinen an den Wänden des Instituts entlangstasten kann. Er nimmt schwere Drogen, um die Tage zu überstehen. Wenn wir alle wegsehen und uns den Buchseiten und Bildschirmen zuwenden, drückt er sich mit zierlichen Spritzen eine blond aussehende Flüssigenkeit in die Venen. Dann sinkt er zurück in seinen Stuhl und lächelt verschmitzt, wie einer, der weiss, welche Strafe ihm droht. Ich würde ihn gerne fragen, welche geheimnisvollen Dinge das Insitut verbirgt und herstellt, denn bestimmt ist er der einzige, der genau Bescheid weiss. Aber ich fürchte mich davor, dass es etwas mit der blonden Flüssigkeit zu tun hat.

nico, pension grunewald, berlin - 02.10.99 at 20:50:55

Leben Raissa Gorbatschow und Werner Schwab noch? Lebt Werner Schwab noch? Und Blixa Bargeld? Lebt Blixa Bargeld noch? Ich weiß es nicht! Her mit der Antwort! Bitte schnell!!

Vanilla Ice Eis Baby, Berlin, Deutschland - 02.10.99 at 20:35:32

Im Club: Weit über 2000 Leute waren da. Komisch, wo kommen die bloss alle her? Es gab viele Flyer mit diesen gelben Smileys drauf, und das fanden wohl alle irgendwie gut. ACID is back!
Auf einem Stück Stoff die Galaxie, immer wieder von vorn, als Loop. Grrr... Grimassen, verzerrter Gesichter, die sich langziehen, dehnen, Augen, die aufgerissen aus ihren Höhlen zu fallen drohen, Arme und Beine, die sich vom Rest des Körpers entfernen und selbstständig machen; wie bei Tom&Jerry;. "Ey, wer ist denn die Band da?" ? Mother's Finest? Typen, die mir was von Liebe und meinem schönen Hintern hauchen. "Wie kommst du damit klar?" (Ja. Wie komme ich bloss DAMIT klar?) Schwitzende Oberkörper drücken sich an mich, versuchen mich an sich zu ziehen. Luftballons knallen rum. Sirenen. Trinke Wodka/Red Bull, das Getränk des Wochenend. Die Luft ist dick. Irgendwann, nur noch mit den Armen rudern. Schneller, schneller. Wie die Concorde, kurz vorm Abheben. Beinchen immer mit. Rot, Grün, Gelb, Nebel. Klare Flächen schaffen, Anhaltspunkte an denen man sich orientieren kann. Bar1, Bar2, Bühne, Garderobe=Treppe=Klo, das sind meine Wege. Tanzfläche ist überall. Und überall voll. Wenn ich die kleine Treppe zu Bar1 raufmuss, habe ich jedesmal Angst, die Typen, die da embryomässig sitzen und am Ballon saugen, zur Seite zu drücken, aber die lassen sich einfach wegschieben und flutschen dann wieder zurück in Ausgangsstellung. "Wo kommst du her?""Wie alt bist du?"aus dem Dunkel am Ohr. Ich gebe höflich Antwort. Die Gesichter habe ich im nächsten Augenblick wieder vergessen. Das nehmen sie mir übel, wenn sie mir kurz darauf wieder entgegenlaufen. Ich spüre kaum was; höchstens ein wenig Verwunderung oder leichtes Unverständnis... Ich habe nichts getan, hilfe! "Nein, ich will nicht ficken!"
Um 7 ist immer noch die Hölle los und ein Typ mit wahnsinnigem Gesicht und aufgerissenen Augen schreit den DJ an, steht vor ihm und haut auf ihn ein. Schlägt in die Luft. Jemand hat sich, Arme und Beine weit von sich gestreckt, auf die Bühne gelegt und hängt da halb runter. Ein paar 14-jährige mit fetten Pupillen wirken schon ein wenig erschöpft. Die Stimmen kommen schleppend, mühsam. "Noch was werfen..?""Jooa..!" Ich frage mich immer, was denken eigentlich die Eltern, wenn ihre Töchter so morgens nach Hause kommen, so total ausgezehrte Zombiegestalten?
Meine Augen flimmern. Ein älterer Typ in abgewetzter Kleidung sammelt die Flaschen auf, die die Raver zurückgelassen haben. "Lohnt es sich?" "Allemal, feiern 'se mal ruhig öfter hier!" Auf der Rückfahrt bin ich anfangs noch sehr gesprächig. Fast zuhause begegnen uns die ersten Menschen. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern auf ihren Fahrrädern. Ausflug. Zwei Mädchen auf ihren Pferden im Galopp über die Felder. Die langen Haare wehen filmreif im Wind.
Und dann ist's aufeinmal überall total voll! ö...ö
Frage, schaffe ich es heute noch zu diesem Camel Event und vielleicht sogar mit dem Jet von Köln am Rhein zum Sage-Club in Berlin?

Yve Soleilmoon, unterwegs, Deutschland - 02.10.99 at 20:31:01

Wenn Herr H. morgens in die Redaktion kam, spitzte er erst einmal seine Schreibstifte, er tat das andächtig, ganz gleich, wieviele Anrufe auf ihn einstürmten; spitzte er nicht schleunigst, wie er mir häufig erklärte, als erstes die Schreibstifte, würden sie niemals gespitzt. Gute Vorbereitung sei nun mal das wichtigste am Arbeiten, sagte er, obwohl wir seit Jahren nur noch am PC schrieben. Als nächstes warf er einen Blick aus dem Fenster, um nachzusehen, wie das Wetter war. Häufig brauchte er für diesen Blick zehn Minuten oder noch länger. Je nach Sonnenstand konnte ich dann nur seine sich vor dem Fenster abzeichnende Silhouette oder sein streng gescheiteltes, mit Brisk geglättetes Haar und das alte Sakko, seine sogenannte "Redaktions-Juppe", mit den von der Frau angenähten Ärmelschonern, erkennen. Nachdem er die Wetterlage ausgiebig analysiert hatte, begann er mit einer unfaßbaren Langsamkeit, Leserbriefe zu sortieren und seine Büro-Kakteen-Sammlung zu pflegen. Nie aber sah ich Ihn sich mit leuchtenden Augen auf ein Thema stürzen, nie sah ich Ihn sich mit brennendem Elan auf eine gute Geschichte werfen, Glossen schien er erst recht nicht zu mögen, sie schienen ihm sogar verhaßt. Die einzigen Sachen, die ich von ihm in drei Jahren Zusammenarbeit lesen konnte, waren kleine unwichtige Meldungen, meistens aus Agenturmaterial lieblos zusammengeschustert.
Am Tage seiner Pensionierung faßte ich mir endlich ein Herz und fragte: "So richtig gerne geschrieben haben Sie aber nie, oder?" Er schaute mich mit seinen durch seine dicken Brillengläser riesengroß wirkenden Augen vorwurfsvoll an. Eine lange und peinliche Pause entstand, dann endlich antwortete er: "Eigentlich habe ich immer lieber redigiert. Das ist meines Erachtens auch wichtiger, als das sogenannte Schreiben."
Nur drei Monate nach seiner Pensionierung verstarb Herr H., warum ich als einzige aus dem ehemaligen Kollegenkreis nicht zu seiner Beerdigung ging, wollte keiner verstehen.

Aspera, Bonn, Rheinland - 02.10.99 at 19:53:59

.....David stand wieder auf. Ein Junge ging hinter ihm auf Hände und Knie herunter. Der andere versetzten Davin einen Stoß, so daß er rückwärts über den Knienden fiel. Ein dritter drehte ihn auf den Bauch und rieb ihm das Gesicht ins Gras. Dann ließen sie von ihm ab. David rappelte sich hoch. Er gab keinen Laut von sich, aber die Tränen kullerten ihm nur so übers Gesicht. Der grösste von den Burschen ging zu ihm hin.
"Wir wollen dich in unserer Schule nicht haben, du Waschlappen! Verschwinde aus unserer Schule!" Er boxte David in den Magen. Als David nach vorn einknickte, stieß ihm der andere das Knie ins Gesicht. David stürzte hin und hatte eine blutige Nasse.
Dann bildeten sie einen Ring um mich. "So, jetzt kommst du dran!" Sie umkreisten mich und ich drehte mich mit. Ein paar von ihnen hatte ich natürlich immer im Rücken. Da stand ich nun, voll eingeklemmter Scheiße, und sollte mich auch noch prügeln. Ich hatte eine Heidenangst, war aber trotzdem ganz ruhig. Ich konnte mir nicht erklären, warum sie auf mich abgesehen hatten. Sie umkreisten mich weiter, und ich drehte mich mit. Das ging eine ganze Weile so. Sie schrien mir alles mögliche ins Gesicht, doch ich hörte es nicht. Schließlich hatten sie genug und gingen weg.
David wartete auf mich. Wir gingen zusammen die Pickford Street hinunter zum Haus seiner Eltern. Als wir vor dem Haus standen, sagte er: "Ich muß jetzt rein. Wiedersehn."
"Wiedersehn, David."
Kaum war er drin, hörte ich seine Mutter: "DAVID! Sieh dir deine Knickerbocker und dein Hemd an! Ganz zerrissen und voller Grasflecken! Das machst du beinah jeden Tag! Warum tust du das?"
David gab keine Antwort.
"Ich hab dich was gefragt! Warum machst du deine Kleider kapput?"
"Ich kann nichts dafür, Mom.."
"Du kannst nichts dafür? Du dummer Kerl!"
Ich hörte, wie sie ihn verdrosch. David begann zu heulen. Ihre Schläge wurden härter. Ich stand auf dem Vorgartenrasen und hörte es mir an. Nach einer Weile hörten die Schläge auf. David schluchzte. Dann war auch das zu Ende.
"So", sagte seine Mutter, "und jetzt übst du für deine Geigenstunde."
Ich setzte mich ins Gras und wartete. Dann hörte ich die Geige. Sie klang sehr traurig. Ich mochte nicht, wie David darauf herumkratzte. Ich saß da und hörte zu, aber die Musik wurde nicht besser. Die Scheiße in meinem Hintern war hart geworden. Der Drang war weg. Meine Augen schmerzten in den schrägen Strahlen der Nachmittagssonne. Mir war schlecht. Ich stand auf und ging nach Hause.

bukowski, c. - 02.10.99 at 19:42:58

Das Quellenverzeichnis

Zurück kein Wort zu bringen auf den Punkt
Herrn Nötiger fest in die Augen schauen
Maul auf Nötiger ein Wort warum ist
ein Verzeichnis angelegt wenn
von den Quellen reden schon zuviel
des guten heißt hält Sie hält mich nichts
ab vom Augenraub wenn ich dem Bett
den Rücken kehre Abbruch tun dem Schwall
dem Restgeschwafel Träume abbrenn und
nur atme was auf nichts weist das ich denke
denken Sie weil in dem Sprachstaat per Dekret
die Wortgemeinden Reihenhäuser bauen für
die Undsoweitersessel ihrer Nötiger seufz
ich aus Polstern ewig Punkt Punkt Punkt

junkets - 02.10.99 at 13:37:48

L. BARNES! Entweder habe ich Sie durchschaut oder Sie sind mir zutiefst unheimlich. Ich werde im übrigen niemals irgendwo lesen, vor größeren Menschengruppen schnurre ich zusammen wie ein Luftballon, der pfeifend und schnorchelnd wie eine betrunkene Fliege irre Kreise zieht und dann nur noch eine leere, traurige Hülle ist. Schade, was!?

Britta auf den Spuren der vergessenen Liebschaften, - 02.10.99 at 11:43:36

Mamaaa..
7.15 morgens, mein Sohn zupft an meinem Ohr.
Kuck,mal, das ist Zorro, das ist Lara, wir kämpfen für Liebe und Gerechtigkeit.
Decke über den Kopf.
Mamaa, was ist das Gute ? Wenn jemand mir Spielzeug schenkt?
Ja,mein Kopf liegt schwer in einem Glas Rosen, ich beginne soeben mit dem Aufstieg in eine neue grüne Dimension.
Meine Tochter kommt ins Bett, stösst ihre eisigen Füsse in meine warme Strandidylle.
Mamaaa, das ist alles aus Duplo, rot und gelb, wenn`s Dir nicht gefällt, können wir das wieder umbauen. Auch als Mensch.
Meine Manuskripte flattern über die Bettdecke.
Mamaa, was schreibst Du da?
Nichts, sage ich errötend.
Warum schreibst Du? Kriegst Du dafür Geld?
Nein, geht Fernsehen, murmele ich, ein Unbekannter hat mir meinen Platz auf der Parkbank weggenommen.
Wieso arbeitest Du nicht im Supermarkt?
Mamaa, was ist Pool, buchstabiert meine Tochter , ist das ganz im Norden?
ja, eiskalt und blaugrün und tief und furchtbar wechselhaft.
Lasst mich , ich weiss nicht warum, wieso, ich spiele eben nicht mit Duplo.
Hey, da ist Pokemon, schnell, schreit mein Sohn.
Anhaltende Stille, die Türe rumst,
ich sinke auf den Grund des Teiches und werde ganz friedlich.

alinia wyler santa cruz, spanien,dz.germany - 02.10.99 at 09:00:16

Ich hatte keine Freunde in der Schule und wollte auch keine haben. Ich war lieber allein. Wenn die anderen ein Spiel machten, saß ich abseits auf einer Bank und sah ihnen zu, und sie kamen mir blöde vor. Eines Tages kam während der grossen Pause ein neuer Junge auf mich zu. Er turg Knickerbocker, schielte und hatte einen Watschelgang. Der Eindruck, den er auch mich machte, gefil mir gar nicht. Er stetzte sich zu mir auf die Bank.
"Hallo. Ich heiße David."
Ich gab keine Antwort.
Er packte seine Brote aus. "Ich hab Erdnußbutter drauf", sagte er.
"Und du?"
"Auch."
"Ich hab' auch eine Bannane. Und Kartoffelchips. Willst du ein paar Chips?"
Ich nahm mir ein paar. Er hatte reichlich davon. Sie waren knusprig und salzig und so dünn, daß die Sonne durchschien. Sie schmeckten gut.
"Kann ich noch ein paar haben?"
"Klar."
Ich griff noch mal zu. Er hatte sogar Quittengelee auf seiner Erdnußbutter. Es quoll heraus und lief ihm über die Finger. Er schien es nich zu bemerken.
"Wo wohnst du?" fragte er.
"Virginia Road.
"Ich in der Pickford. Da haben wir den gleichen Weg. Nimm dir noch Chips. Wem hast du als Lehrerin?"
"Mrs. Columbine."
"Ich hab Mrs. Reed. Also ich warte nach der Schule auf dich, dann gehen wir zusammen heim."
Warum hatte er bloß diese Knicherbocker an? Was wollte er? Ich mochte ihn wirklich nicht. Ich nahm mir von seinen Kartoffelchips.
Nach der Schule machte er mich ausfindig und hängte sich neben mich. "Du hast mir noch gar nicht gesagt, wie du heißt", sagte er.
"Henry".
Nach einer Weile fiel mir auf, daß uns eine ganze Bande von Jungs aus der ersten Klasse folgte. Zuerst waren sie einen halben Block hinter uns, dann verringerten sie den Abstand, und am ende waren sie nur noch einige Schritte.
"Was wollen die?" fragte ich David.
Er gab keine Antwort und ging einfach weiter.
"He, Knickerschisser!" schrie einer. "Macht deine Mutter die Dinger unten zu, damit du besser reinscheissen kannst?"
"Watschelente! Hoho! Watschelente!"
"Schieler! Macht dein Testament!"
Sie kreisten uns ein.
"Wer ist dein Freund da? Knutscht er dir den Bürzel ab?"
Einer von ihnen packte David am kragen und schleuderte ihn auf einen Vorgartenrasen. David stand wieder auf........

MORGEN WEITER

bukowski h. ch. bukowski, holywoo. - 02.10.99 at 02:45:07

Ich hatte keine Freunde in der Schule und wollte auch keine haben. Ich war lieber allein. Wenn die anderen ein Spiel machten, saß ich abseits auf einer Bank und sah ihnen zu, und sie kamen mir blöde vor. Eines Tages kam während der grossen Pause ein neuer Junge auf mich zu. Er turg Knickerbocker, schielte und hatte einen Watschelgang. Der Eindruck, den er auch mich machte, gefil mir gar nicht. Er stetzte sich zu mir auf die Bank.

ch. bukowski , holywoo. - 02.10.99 at 02:33:36

You must
not use
baby oil
when
modelling
on the
backdrops.

Bridget Smith Glamour st, Suburbia - 02.10.99 at 01:39:05

Vor ein paar Tagen Viktor Pelevin im Literaturhaus, HH. Er nimmt die Sonnenbrille nicht ab. Guckt cool (oder hat die Augen zu). Liest lustlos wie Ingomar von K., nuschelnd, mag das gar nicht, hört auch nach ein paar Sätzen gleich wieder auf und verstummt. Sein Übersetzer degegen ist auf jedes Wort gut vorbereitet. Er artikuliert bedacht und klingt sächsisch, was dem Publikum (zu ca. 85% russisch) wohl egal ist. Pelevin-darling sei eh nicht übersetzbar: die ganze Fachterminologie schon in "Generation P" für das Verschneiden von Heroin und Benzin. Aber die Sonnenbrille soll er mal abnehmen. Nein, geht nicht, will er nicht, wg. Dioptrien. Und ob er religiös sei. Ja, Buddhist. Die Herrin vom Schwanenwik fragt nach poetologischen Referenzpunkten. Schlägt schon mal Derrida vor und Gogol. Das bringt ihn in Rage. Nix da. Dies Rumanalysieren verhalte sich zum Schreiben wie Gynäkologie zur Liebe.

l.barnes, bielefeld, - 02.10.99 at 01:12:22

Das nächste Mal, Herr Bukowski, sollten Sie vielleicht wenigstens die Rechtschreibfehler entfernen. Dankesehr.

triticea - 02.10.99 at 00:57:27

Aspera und Elissana, zwei richtige Waschweiber. Möchte nicht wissen, wie die beiden wirklich heißen, vielleicht Gertrud und Elisabeth, aber warum schämt Ihr Euch Eurer Namen wegen? Allerdings hat A. wohl in der Tat den größeren Sehfehler von beiden.
Wünsche noch viel Gezeter und Gekeife!

Ein stiller Beobachter und Leser,

M. Diaz Nürnberg, - 02.10.99 at 00:34:02

Und wenn Du mitlesen könntest, Aspera, wüßtest Du, daß "mag" ein Wort ist, daß in die nächste Zeile rutschte. Ich schreibe die Rockliteratenstories nicht - Du allerdings leider auch nicht.

Elissana HH, - 02.10.99 at 00:25:42

Aspera, darf ich mal mitfahren?

triticea - 01.10.99 at 23:56:01

Nachtrag:
mag, wenn Du (mit-) lesen könntest, wüßtest Du auch, wie und was gemeint war. Trotzdem freue ich mich jetzt schon, daß Du uns bald hier die einzigen authentischen Rockliteraten-Geschichten des gesamten Internets schreiben wirst.
In gespannter Erwartung

Aspera, Bonn, Rheinland - 01.10.99 at 23:50:30

Du darfst Dir Deiner Sache sicher sein.

triticeas chinesicher Glückskeks des Tages - 01.10.99 at 23:49:30

Endlich bekam ich einen Tag frei, und wissen Sie, was ich tat? Ich stand früh auf, noch bevor Joyce zurückkam, und ging hinunter zum Lebensmittelgeschäft, um ein wenig einzukaufen, und vielleicht war ich verrückt. Ich ging durch den Laden, und anstatt ein schönes rotes Steak oder gar ein Brathänchen zu kaufen, hatte ich plötzlich eine Idee. Ich ging hinüber in die orientalische Abteilung und fing an, meinen Korb mit Kraken, Seeschlangen, Schnecken, Seetang und so fort zu füllen. Der Mann an der Kasse schaute mich komisch an und begann zu addieren.
Als Joyce an dem Abend nach Hause kam, hatte ich alles auf dem Tisch, säuberlich zubereitet. Gekochter Seetang mit Spinnenkrabbe gemischt, und ganze Haufen goldener, im Butter gebratener Schnecken.
Ich ging mit ihr in die Küche und zeigte ihr das Zeug auf dem Tisch.
"Ich habe das dir zu Ehren gekocht", sagte ich, "als Zeichen für unere Liebe".
"Verdammt, was ist das für ein Scheißdreck?" fragte sie.
"Schnecken".
"Schnecken?"
"Ja, wußtest du denn nicht, daß die Leute im Orient seit vielen Jahrhunderten von diesem und ähnlichem Getier gedeihen? Laßt uns sie ehren, und mit ihnen uns. Es ist alles im Butter gebraten."
Joyce kam an den Tisch und setzte sich.
Ich fing an, Schnecken in den Mund zu stopfen.
"Herr Gott, die sind gut, Baby! PROBIER MAL EINE!"
Joyce holte sich eine mit der Gabel und schob sie in den Mund, wobei sie die anderen auf ihrem Teller im Auge behiel.
Ich stopfte mir den Mund mit einer großen Portion köstlichen Seetangs.
"Gut, was Baby?"
Sie kaute die Schnecke in ihrem Mund.
"In goldener Butter gebraten!"
Ich griff mir ein paar mit den Fingern und warf sie in meinen Mund.
"Die Jahrhunderte sind auf unserer Seite, Kleines. Wir können gar nicht fehlgehen."
Schließlich schluckte sie's runter. Und untersuchte dann die anderen auf ihrem Teller.
"Sie haben alle winzige kleine Arschlöcher! Es ist furchbar! Furchtbar!"
"Was ist denn an Arschlöchern so furchtbar, Baby?"
Sie hielt sich eine Serviette über den Mund. Stand auf und rannte ins Bad. Sie fing an, sich zu übergeben. Ich schrie ihr von der Küche aus zu:
"WAS HAST DU DENN GEGEN ARSCHLÖCHER, BABY? DU HAST EIN ARSCHLOCH, ICH HABE EIN ARSCHLOCH! DU GEHST IN DEN LADEN UND KAUFST EIN ZARTES STEAK, DAS AUCH MAL EIN ARSCHLOCH HATTE! ARSCHLÖCHER BEDEKEN DIE GANZE ERDE! IN GEWISSEM SINN HABEN AUCH BÄUME ARSCHLÖCHER, MAN KANN SIE NUR NICHT FINDEN: SIE LASSEN NUR IHRE BLÄTTER FALLEN. DEIN ARSCHLOCH, MEIN ARSCHLOCH, DIE WELT IST VOLL VON MILIONEN UND ABERMILIONEN VON ARSCHLÖCHERN. DER PRÄSIDENT HAT EIN ARSCHLOCH, DER SCHUHPUTZJUNGE HAT EIN ARSCHLOCH, DER RICHTER UND DER MÖRDER HABEN ARSCHLÖCHER...
"Oh, hör auf damit! HÖR ENDLICH AUF!"
Sie würgte wieder. Kleinstadt. Ich machte die Flasche Saki auf und nahm einen Schluck.

c. bukowski holywood - 01.10.99 at 23:26:30

Aspera, laß Dein Tagebuch bloß zugeklappt! Die Story von OS ist eine echte lesenswerte Alternative zu dem Rest im Pool, der teilweise nicht zu ertragen ist. Ich habe mich echt amüsiert!!!!
Und Britta, Pop ist doch so schön einfach, so schön oberflächlich, und das liegt den meisten nunmal. Und da viele sowieso nicht mehr verstehen/begreifen als Oberflächlichkeit, wird so mancher so called Popautor überhaupt erst wahrgenommen. Echte Rockliteraten wirst Du HIER niemals finden, warscheinlich nirgendwo im Internet.

Elissana Die schönste Stadt, was immer f****** Moritz v. Tuten und Blasen auch darüber denken mag, - 01.10.99 at 23:09:19

I. Alt-Arie der Aspera:
Manteuffel, Sie kennen das Wort Masturbation. Das freut mich. Ich kenne das Wort: Hirnwixer. Das freut mich noch viel mehr. Ich schenke es ihnen aber gerne. Als Vignette. Oder als Orden für Ihre literarische Suppenhühnerbrust.

II. Alt-Arie der Aspera:
So. Manteuffel die Sprungfedern zusammengeschoben und zurück in die Kiste gesteckt und anschließend in der umgekippten murnau-See bei Köln versenkt. Gut.

III. Tenor-Rezitativ:
Und alsbald brach eine neue Zeit in loop an (Jesus-Heiligenschein-Geigen im Hintergrund). Alle hatte sich auf die Regel-Regeln eingeregelt. Die Kontaktanzeigenbörse lag brach, die Rätselecke verschwand, das
Fernsehprogramm wurde eingestellt und niemand glaubte mehr, alles besser als alle anderen zu wissen. Alle schrieben betörende Geschichten, witzige Dialoge und wunderschöne Gedichte (kurze Moll-Eintrübung in den Jesus-Heiligenschein-Geigen). Erzählungen entstanden, die wie Texttitanen in der Literaturwüste standen und noch heute, viele Jahrhunderte später, stehen. Noch heute sprechen die Germanisten von der "Goldenen Ära des loops" (Jesus-Heiligenschein-Geigen verhallen sanft).

IV. Schlußchoral:
Für Doofe: Erzählungen/Gedichte/Dialoge: gut. Rest: doof.
Selbst ein Tagebuch-Eintrag, in dem der einsame Mond angeheult wird, ist besser, als: siehe Rest.

V. Zugabe, Alt-Arie der Aspera:
Gleich werd ich ludern, saufen, rauchen, rasen, tripsen. Gut.



Aspera, Bonn, Meine Karte von Deutschland liegt im Rheinland - 01.10.99 at 22:55:10

Ich habe diese Story mal in den loop gestellt, weil mir hier absolut zu wenig Geschichten drin stehen. Zu viel seichtes Geplapper.
Adios.

OS (Oliver Stahmann) H., Fujitsu - 01.10.99 at 22:33:18

Wir öffnen die Tür und sehen einen langen Flur vor uns. Wir gehen in das Haus hinein und stolpern über mehrere große, überfüllte Koffer. Stofffetzen blicken aus ihnen heraus. Auf der linken Seite befindet sich eine Fensterfront die Blick auf den Innenhof des Hauses gewährt.
Überall stehen Blumenkästen. Die Blumen sind verwelkt...
Auf einem Sessel sitzt ein abgemagerter Hund und versucht zu bellen. Das Bellen gleicht einem Winseln und ist alles andere als angsteinflößend, erweckt in uns eher ein Gefühl des Mitleids. Neben dem Sessel hat der Hund seine Geschäfte erledigt. Der abstoßende Geruch vermischt sich mit Prisen süßer Designerdüfte, die erst vor kurzem diesen Flur erfüllt haben dürften.
Wir gehen den Flur weiter entlang, bleiben vor einer weißen Tür stehen. Laute Stimmen und Gelächter dringen aus dem Raum dahinter an unser Ohr. Wir schieben die Spinnweben beiseite, drücken die Türklinke herunter und öffnen sie. Es quietscht und knarrt. Eine große Rauchwolke kommt uns entgegen, dicker Nebel. Wir verharren kurz, um uns an den Rauch zu gewöhnen.
Nur langsam können wir wieder etwas sehen. Wir sehen fünf Personen. Zwei Männer und drei Frauen. Die Männer sitzen auf Sesseln, die Frauen haben es sich auf einem geblümten Sofa bequem gemacht. Auf einem Tisch steht eine Platte mit Kuchen, vor jedem einzelnen ein Teller, eine Tasse Kaffee, Cognac-Gläser. Die Männer halten Bierflaschen mit Bügelverschluß in der Hand. Alle starren auf den Fernseher.
Einer der Männer gibt Kommentare zu den Bildern, eine der Frauen erläutert, die drei anderen Geschöpfe gucken neugierig, bewundernd, amüsiert. Wir blicken jetzt ebenfalls auf den Fernseher. Wir sehen: Verwackelte Bilder. Die Schärfe stimmt nicht, der Zoom geht vor und zurück, kein Schnitt, keine Schauspieler. Wir sind zutiefst gelangweilt, stellen uns in eine hintere Ecke und beobachten für eine Weile das Geschehen.
"Ja, und da waren wir auf einem Boot", sagt der eine Mann, nennen wir ihn A1.
"Ein Candle-Light-Dinner!" ergänzt die erläuternde Frau, nennen wir sie A2.
"Ah, Candle-Light-Dinner! Wie vornehm!" sagen die zwei Frauen, die neben A2 sitzen, im Chor. Für uns B1 und B2.
"Ja, und teuer", bestätigt A2 und nickt vehement mit dem Kopf.
"Aber wozu hat man Urlaub!" erlaubt sich auch der zweite Mann, B3 zu benennen, hinzuzufügen.
"Jetzt guck mal, guck mal! Schau mal diese Karre! Mit einer von denen sind wir auch mal gefahren." A1 hat glänzende Augen.
"Ja, eine achttürige Limousine", erläutert A2.
"Ah, achttürige Limousine, wie vornehm", juchzen B1 und B2 entzückt.
"Ja, und teuer", bestätigt A2 und nickt vehement mit dem Kopf.
"Aber wozu hat man Urlaub?" erwähnt B3 und lacht.
"Einmal haben wir Kevin Costner in einer gesehen." A1 streckt seine Brust hervor und nippt an seinem Bier.
"Ja, Kevin Costner, der Schauspieler von Mad Max", erklärt A2 B1 und B2.
"Ah, Kevin Costner, der zeugungsunfähige Scientologe", schreien B1 und B2 gemeinsam.
"Nein, nein", gibt sich A2 klug. "Das was die Zeitungen schreiben ist doch alles gelogen. Glaubt mir, ich habe ihn ganz dicht vor mir gesehen, er hat mir sogar in die Augen geschaut, und ich kann euch hundertprozentig sagen, das dieser Mann nicht zeugungsunfähig ist."
"Aber wozu hat man Urlaub", erwähnt B3 und lacht.
"Da, jetzt, seht mal: Der Gerd. Der Gerd hat gegessen wie ein Scheunendrescher." A1 ist über seine Aufnahmen fasziniert.
"Einmal hat er schon zum Frühstück ein großes Steak mit Bratkartoffeln verspeist." Das war A2s Text.
"Ein großes Steak mit Bratkartoffeln?" wundern sich B1 und B2 gemeinsam.
"Ja, ein T-Bone-Steak mit Bratkartoffeln. Der Gerd hat gegessen wie ein Scheunendrescher."
"Aber wozu hat man Urlaub?" fragt B3 und lacht.
"Sind das nicht herrliche Aufnahmen", fragt A1, obwohl ihm die Antwort egal ist. "Das ist jetzt der Blick aus unserem Hotelzimmer im 32. Stock", erläutert A2.
"Aus dem 32. Stock?" B1 und B2 wird schwindlig vor Augen.
"Ja, wie klein die Welt doch von so weit oben ist." A2 blickt an die Decke, verdreht die Augen.
"Aber das ist nun mal Urlaub", erlaubt sich B3 zu äußern.
"Und da!" A1 beginnt laut zu lachen.
"Das ist der Boden von New York! Wir dachten, die Kamera wäre aus, statt dessen hat sie unseren ganzen Weg vom Empire State Building bis zum World Trade Center aufgenommen." Auch A2 lacht.
"Das ist ja witzig." B1 und B2 schließen sich dem Gelächter an.
"Ja, lustig nicht wahr?" fragt A2 noch mal Bestätigung suchend nach und schlägt sich vor lauer Heiterkeit auf die Schenkel.
"So ist das im Urlaub." Auch B3 grinst und wir erheben uns wieder aus der Ecke als A1 aus einer Tüte mehrere Fotoalben herauszieht und den Videorecorder ausschaltet. Wir schleichen uns leise zur Tür und stehen wieder auf dem Gang. Der abgemagerte Hund schnarcht leise vor sich hin. Wir wenden uns nach links zur Küche. Dort riecht es muffig, in einer Ecke liegt eine tote, schwanzlose Maus. Wir öffnen den Kühlschrank und sehen in das Auge einer blubbernden grünen Flüssigkeit, die sich einmal Joghurt nannte und nun mit ihren Armen nach uns greifen will. Schnell schließen wir den Kühlschrank wieder. Wir öffnen eine Dose Hundefutter für den Hund und pfeifen nach ihm. Er erhebt sich träge, springt vom Sessel, sein Schwanz deutet ein Lächeln an. Dann knicken seine Beine zusammen und er fällt um. Lautes Lachen ist aus dem Fernsehzimmer zu vernehmen.
An der Tür klingelt es. A2 stürzt hin, stolpert über den wohl toten Hund, rappelt sich geschwind wieder auf. Ein Mann und eine Frau stehen vor dem Hauseingang und geben glucksende Laute der Begrüßung von sich, überreichen A2 ein Bündel Stroh. Der Mann, unserem Schema folgend C1 tituliert, zerrt einen kleinen Hund hinter sich her und drückt A2 die Leine in die Hand.
"Hier, für dich", sagt er. "Den alten haben wir leider eingehen lassen."
"Ach Gott wirklich?" A2 ist überrascht. "Das habe ich noch gar nicht bemerkt, wir sind erst seit zwei Stunden wieder hier."
"Jaja", sagt die Frau, C2 ist ihr Name. "Aber sei froh, dieser Hund hat nur gehaart!"
"Ja, du hast Recht! Kommt rein und schaut euch unsere Fotos an." C1 und C2 sind begeistert.
Wir nehmen eine große Kettensäge in die Hand, werfen den Motor an, schwingen sie um den Kopf herum und laufen in kreisenden Bewegungen den Flur zur Eingangstür hinauf. Wir erwischen den rechten Arm von C1 und dann das linke Bein von A2. Bei C2 gehen wir gezielt auf den Kopf los, der in sekundenschnelle vom restlichen Körper abbricht, wie ein Baumstamm fällt. Wir blicken den erschrockenen A2 und C1 ins Gesicht, wischen uns das Blut von den Händen und sagen den einzigen Satz in dieser Geschichte: "Ein Glück. Dieser Kopf hat nur gehaart." Dann greifen wir nach der Handgranate in unserer Manteltasche, ziehen den Verschluß ab, und werfen sie den Gang hinauf. Dann rennen wir schnell aus dem Haus heraus, verlassen diese Geschichte wieder und lösen uns in der Luft zu Staub auf, als hätte es uns nie gegeben.
Das Haus explodiert, die Polizei und die Feuerwehr kommen und tappen im Dunkeln: Sie wissen nicht, wer die Täter waren. Die Nachbarn, Freunde und Verwandten sind verzweifelt: "Die As, die Bs und die Cs sind immer so nette Leute gewesen. So normal."

OS Hangover, - 01.10.99 at 22:20:21

der zufall hat mich angespült und nun will ich sehen, wohin das führt.

Martin Berlin, D - 01.10.99 at 22:18:03

wer bestimmt hier eigentlich was für regeln. hab nur einmal kurz auf ein paar worte vorbeigeschaut und vorm zweiten mal lange überlegt. wusste nicht, dass es gilt regeln einzuhalten...und im moment breche ich doch wieder eine: die verhasste kleinschreibung (wo doch jeder weiß, dass worte die auf -ung, -heit, -keit...usw.).
nunja, liebe britta! du weißt, was real ist und was fiktion? du weißt, was mit mühe geschrieben, was nicht? du weißt, welcher tagebucheintrag, welches liebesgeplänkel, welches chatgeplapper lesenswert ist, welches nicht? wow! so mancher verlag würde sich reißen, um eine lektorin wie dich!
ich glaube, jeder hier (soweit ich gelesen habe zumindest), hofft, dass seine geschichten oder beiträge etwas bedeuten. und um ehrlich zu sein, steckt für mich in "ich will ficken" oder "ich bin blöd" mehr bedeutung, als in anderen dingen. ich will NICHT UNBEDINGT im loop BLEIBEN, wenn der preis ist, etwas zu schreiben, das jedem gefällt. ich will keinem erlesenen, intellektuellen zirkel angehören, einer szene, einer clique, sondern wollte nur langsam lernen, auch für andere zu schreiben. andere, die man nicht kennt. daran muss man sich nämlich gewöhnen, finde ich. oder? ist hier alles einfach? sind hier alle brittas schon erleuchtet und eigentlich nur verkannt, weil noch nicht veröffentlicht?
Seid Rock-, nicht Popliteraten....ich will aber weder das eine, noch das andere sein. und jetzt? ich bin raus, oder?
meine freunde kann ich übrigens mit allem belästigen. um ehrlich zu sein, belästigen meine freunde und ich uns ständig mit "irgendwelchem müll"! wozu hat man sie denn, wenn man nicht wenigstens ihnen alles geben kann.

ich will ficken, vielleicht bin ich blöd und vielleicht gewöhne ich mich besser nicht daran, zu schreiben für andere. sonst könnte ich merken, dass es mir nicht gefällt.
tgif
(thank god it's friday, du trottel)
auf ein perfektes wochenende für euch.

dieses wird keins für mich, aber vielleicht denke ich mir bis montag eins aus...

seve bayern, deutschland - 01.10.99 at 21:33:51

Ich habe weder vom gut noch vom besser schreiben gesprochen. Darum geht es nicht. Aber vom MÜHE geben FÜR DIE / EUCH ANDEREN. Das tue ich. Es kann doch nicht sein, daß das hier der Platz ist für die ganze Soße. Meine Freunde belästige ich doch auch nicht mit Kacke. Ich möchte auch etwas mitgeteilt kriegen, was bei mir eine Reaktion hervorruft, die hinausgeht über das Berühmte "AHA". Es sollte eben besser nicht Abfall für alle sein. Was ist das für eine Einstellung gegenüber meinen Mitlesern? Auf diese Mühe darf ich zurecht stolz sein. Und ich verdächtige hier einige (auf beiden Seiten) sich keine Mühe zu geben. Im pool ist nur quantitav weniger los, deshalb ist es dort im Moment nicht so ärgerlich. So meine ich das. Hugh oder wie man sagt.

Britta - 01.10.99 at 19:25:34

fuhlsbüttel eimsbüttel eppendorf und barmbek pauli schanze winterhude uhlenhorst: quickborn. es zieht sich duch die urbanisationen, doch allein: in welcher form? und was? was genau? wenn irgendjemand erklärte what it's all about - wäre dann alles vorbei? eine experimentelle gegenwelt, space from outa space, text von seinem text und - wissen möcht ich, was die beteiligten umtreibt. euch alle. erfahren werd ichs nie, denn es geht nicht wirklich um: mitteilungen. hypertext, subtext. hasenkinder. und rainald goetz. of course. ich weiss nicht, ob ich das nun wirklich abschicken soll. ich kann, wie ihr, nicht anders.

andrea doria - 01.10.99 at 18:49:31

Liebe Rebecca, wieso hast Du keine Website auf der Liste der Teilnehmer, sprich keine EMail-Adresse? Es wäre wünschenswert, von wegen Bio und Biblio ...

Martin Hamburg-Farmsen, Germany - 01.10.99 at 18:20:37

Die Frage nach dem Umzug, Katrin, war selbstverständlicheine Antwort auf Asperas Frage, und wenn es denn die gleiche Katrin ist, halte ich ein Seminar über POOL und NULL durchaus für sinnvoll, die 13 sollte noch ausgeschlossen werden. Sie stehen noch am Anfang, such einen für sich akzeptablen Einstieg, sie brauchen Zeit. Und was ist mit der dritten Person, liebe Rebecca. Es ist nur eine Form, vielleicht eine Form, um eine gewisse Distanz zu halten. Das halte ich für legitim. Und inHamburg lebe ichauf jeden Fall, das mit 100%er Sicherheit. Martin schickt wieder einen Gruß in der dritten Person.

Martin Hamburg-Fischbek, Germany - 01.10.99 at 18:15:42

Hoho Britta! Was geht ab? Jetzt wird scharf geschossen! Darf ich Dich Britta Oswald nennen? Stehst Du jetzt an der Rampe? Weisst Du jetzt was Pop ist und was Rock und wer was tun und hören darf? Ich höre HipHop und das schon seit Jahren. Deshalb: mach Dich locker, sit back and listen to the rythm...Jetzt ist hier und Gegenwart. Alles zählt 100% und bedeutet nichts. Ich mag das nicht mehr hören: der ist gut, der darf hier in den Loop pinkeln und der nicht! Du willst doch ein Publikum, dann ertrage es auch. Schade eigentlich.

eiseisbaby münchen, bayern - 01.10.99 at 17:42:28

Lieber Martin, Dein Schreiben in der 3. Person habe ich als Antwort auf Asperas Frage "In welchem Hamburger Stadttiel wohnt Martin heute?" gelesen. Oder? Oder doch nicht?

Kathrin - 01.10.99 at 17:35:57

Ach Kati, ihr jungen Dinger heutzutage seid doch nur an solch Qualitäten
interessiert: euer Märchenprinz muss bügeln, waschen, kochen, Porsche fahren, Ferienhäuser und Kontakte nach Kalifornien haben. Und dazu noch süss sein und
Moritz von Uslar kennen. Da kann man ja verzweifeln! Völlig desillusioniert.

eieisbaby münchen, bayern - 01.10.99 at 17:22:15

Es spricht nichts, aber auch gar nichts gegen Aggression, du Hanswurt, pseudogebildeter Schlaumeier. Jetzt steck ich wieder mittendrin, obwohl ich mir nach dem Melle-Drama, dem langweiligen Maike-Wetzel-Geweine und Oswalds poetologischem Diskurs geschworen hatte einfach über die ganze Kacke, die saugt, hinwegzulesen und Geschichtchen zu schreiben, die hoffentlich etwas bedeuten.
Jetzt geht das aber wieder von vorne los: die kommunikationswütigen Schnatterer sind wieder verstärkt unterwegs. Die Pop-Zyniker auch und die belästigen die Leserschaft dann mit Kochrezepten. Beide langweilen. Wer privatisieren will, tue es bitte in emails, es sei denn es hat irgendeinen Wert für andere und geht über Chatgeplapper hinaus. Wer sich wichtig machen will mit 30 Tonnen Fremdwörtern, Anleitungen zum chicken Leben, öffentlichen Tagebucheinträgen oder ähnlichem hohlen Scheißdreck, der soll doch seine Freunde damit belästigen. Und ihr, die ihr euch da liebt oder ähnliches: trefft euch und steckt euch die Zungen in Körperöffnungen.
Wer, bitte, hat sich zum Beispiel nicht über Oswalds Kumpel Vinzenz gefreut? Oder über Suses NY-Berichterstattung (nur die unselige Kleinschreibung!)? Manchmal vielleicht über Hippies Gedichte?
Ich wollte UNBEDINGT im loop bleiben, weil ich dachte, es sei kein schlechterer Platz, im Gegenteil. Jetzt habe ich aber doch immer weniger Lust den Aufenthalt zu verlängern, weil ich nicht möchte, daß meine Texte zwischen "Ich bin blöd und wer bist du?" und "Wer will mich ficken?" untergehen. Vielleicht sollte ich tatsächlich ins Exil gehen, verschwinden, weil ich die Lösung auch nicht kenne. Ein Ansatz könnte sein: Schreibt doch bitte nicht mehr aus Langeweile. Oder: Nicht Pop-, ROCKliteraten sollt ihr sein!

Britta - 01.10.99 at 17:21:59

Und Kathrin war in Osnabrück auf einem Kongress. Über Literatur. Auch das ist eine Antwort. Auf eine Frage, gestellt von Lena. Es gibt zwei andere Fragen, auf die ich nie geantwortet habe. Weil ich der Ansicht war, dass das niemanden, aber auch wirklich niemanden interessiert. Vielen Dank, Frau Casati, für Ihren Beitrag da drüben. Ich habe lange überlegt, ob es möglich wäre, über POOL, Null, 13 usw. ein Seminar zu machen. Über so schreckliche Sachen wie den Diskurs, die Gleichzeitigkeit, die Bilderantworten und die Kommunikation. Als der Anrufbeantworter einer Professorin vor wenigen Tagen verkündete, sie begrüsse mich virtuell, wusste ich nicht, was "virtuell" eigentlich bedeutet. Und wo der Zusammenhang zur Kommunikation besteht. Und was das alles mit dem POOL gemein hat. Und dem unsichtbaren Schreiben. Wenn ich mir online eine Pizza bestelle, hat das mit Virtualität nichts zu tun. Bastele ich mir aber irgendwo hinter dem Bildschirm eine Pizza und lasse sie mir da von einer ebenfalls gebastelten Comicfigur servieren - ist das Virtualität? Und welche Bedeutung hat innerhalb derselben meine Kommunikation mit der Comicfigur? Nun wäre es einfach zu sagen, jedes System, das keine Rückkopplung an die Wirklichkeit hat (wie eben diese Fake-Pizza), ist virtuell. Nur ist an eben dieser "Wirklichkeit" schon der Realismusbegriff gescheitert, und seitdem sind 150 Jahre vergangen. Auch wenn mich nur der Comic-Kellner hört, habe ich doch gesprochen. Habe ich? Oder geschrieben. Zumindest getippt, das sicher. Der Kellner muss also reagieren. Das ist im POOL anders. Da kann jemand reagieren, tut er es nicht, liest man die anderen Gespräche mit. Und die verweisen auf ein Ich, und wenn das auch noch auf die Welt verweist, irgendwie, krass oder hysterisch oder gleichsam schamhaft, wird's gross. Die Identitätsunsicherheit des Anderen bleibt präsent in diesem reduzierten System, in dem weder Körpersprache noch Tonfall auf das uneigentliche Sprechen deuten. Das ist es eben immer, so ein Deuten und Gedeute. Das stimmt immer, irgendwie. Der Artikel von Norbert Niemann über Houellebecq in der Zeit vom 30.10. zeigt das. "Denn wie der missglückte Mordversuch im ersten Roman 'Ausweitung der Kampfzone' schon ein Reflex auf den Mord in 'Der Fremde' war, kann 'Elementarteilchen' als Reflex auf Albert Camus' Fragment gebliebenes Werk 'Der erste Mensch' gelesen werden." Zentrale Motive der jeweiligen Texte stimmen überein, ja. Und dann kommt der "Reflex". Das ist geschickt, weil es die Frage aushebelt, ob Houellebecq das intentional anlegt oder eben, weil er gar nicht anders kann. Schreibt er da ein Buch über XY, kommt der Hammer auf die Kniescheibe, das Thema Existentialismus ist gesetzt, kann er gar nicht anders. Subthema tiefenstrukturell eingeschrieben, anyway. Und da liegt eine Schnittstelle zum POOL, der auch diskursfrei immer den Diskurs abbildet. Aber: nicht nur der Existentialismus, auch Camus [was nicht gleichzusetzen ist) ist in Frankreich einfach tot. Und was bringt dann Houellebecqs Camus-Subgetexte? Ich finde es nicht nur bedauerlich, dass hier sowenig kommuniziert wird, ich denke hier kommunizierend schon wieder an die generelle Kommunikationssperrigkeit und dass damit jeder Beitrag immer wieder bei der Gesellschaft ankommt, irgendwie.

Kathrin/ Halle, - 01.10.99 at 17:13:39

Lieber Martin, merci bien, zurück, den Gruss, nach Hamburg-Fuhlsbüttel, falls Du tatsächlich dort wohnen solltest, und komische Frage, ich weiss, aber: Warum sprichst Du immer in der Dritten Person von Dir?

rebecca casati münchen, deutschland - 01.10.99 at 16:28:12

Mein Beitrag vom 30. bezog sich auf den von " hal. berlin" selben Tag, deshalb ist mir die heutige Aufforderung Suses unerklärlich, - es sei denn als Ilustration genau dessen, was ich vermeiden will. Oder glaubt jemand, sich nur in Verbalaggressionen artikulieren zu können ? Derlei wurde schon vor 30 Jahren in der "beat-literature" versucht und stellte sich damals bereits als Sackgasse heraus, oder wie einer der Protagonisten selber einsah, als Masturbation, die zwar momentane Erleichterung verschafft, aber keinerlei Beziehung,unproduktiv ist und niemanden interessiert. Letzteres mag vielleicht egal sein, aber beziehungsverhindernde Literatur kann doch wohl schwerlich Sinn haben. Oder kann ihn mir suse bei dem gemeinsamen Essen, zu dem sie mich hier und heute so unüberhörbar eingeladen hat erklären ? Mit herzlichem Dank im Voraus wünsche ich Guten Appettit !

Gotthard Manteuffel at home in my castle, atlantis aut alibi - 01.10.99 at 16:27:36

eiseisbaby, Süßer,
meine email muß er sich schon verdienen. Das kleine minderjährige Ding ist mißtrauisch, wo du doch so ein fieses Schwein bist und auch schon 28. Aber wenn du für mich wäschst, bügelst und kochst ...

kati köln, - 01.10.99 at 16:22:10

Matrin ist nach Fuhlsbüttel gezogen. Das war eine Antwort. Und Hallo Rebecca C. aus dem POOL, vielen Dank für den selbstkritischen Beitrag, er trifft die Wurzel, reißt sie vielleicht in Zukunft aus dem Boden, also auch den POOL. Denn das, was auf der anderen Seite des LOOPS die letzten Wochen entstanden ist, war nicht einmal ein Miteinander, entbehrte jeglicher Kommunikation der Autoren/in untereinander, war nicht einmal lesenswert, wenn man denn literarische Bezüge setzen will. Esist eigentlich wenig vom POOL geblieben. Ein lustvolles Nebeneinander schon. mehr Bezüge sind nicht zu erkennen. Schade, aber vielleicht ist das auch eine Form der Literatur, sichnichts zu erzählenhaben. Und in den leeren POOL die Leere zu stellen. Es wäre schön, wenn das Private endlich ausbliebe und ihr,liebe Autoren/in, siehe Rebecca, auch im POOL der Literatur frönt, natürlich ohne Beschneidungen. Schließlichhabt ihr Raum geschaffen, deralles möglich macht. Und lest den LOOP der letzten Woche, unabhängig von einigen "minderen" Texten, aber in diesem Forum passiert tatsächlich das, was Martin nochimmer vom POOL erwartet. Spezielle Grüße an dieser Stelle an Rebecca von Martin.

Martin Hamburg-Fuhlsbüttel, Germany - 01.10.99 at 16:14:44

... das...
Entschuldigung.

triticea - 01.10.99 at 15:23:37

Anstatt in Mikroskop zu starren und Zonulae adhaerentes am Rand quergestreifter Herzmuskelzellen zu identifizieren, blicke ich durch die riesigen neoklassizistischen Fenster des Kurssaales in den Park, wo der Wind die Kastanienbäume zerwühlt.
Der mit dem Rücken zum Park mir gegenübersitzende Kommilitone betrachtet angestrengt das Schnittpräparat unter seinem Okular und hat dabei den linken Zeigefinger nahezu bis zum Anschlag in der Nase stecken - völlig versunken seinen Locus Kiesselbachi auf das Intensivste erforschend.
Artefact wird mein Wort des Monats.

triticea, histologische Kursprosa - 01.10.99 at 15:13:59

Eine hübsche junge Frau in der Ubahn. Kind dabei. Das Kind ist männlich und kann wohl gerade mal laufen. Ob es sprechen kann, weiß ich nicht. Denn es schreit und plärrt, grollt und stampft mit den Füßen. Worum es geht, weiß vermutlich nicht mal das Kind selbst. Die Frau versucht alles: Gut zureden, ignorieren, lustig sein, schimpfen. Ohrfeigen gibt es keine. Obwohl meine Hand sich selbstständig machen will. Ich halte das kaum aus. Dann sagt die Frau, wirklich erzürnt:"Sag mal, glaubst du eigentlich, du bist der einzige Mensch in meinem Leben!?" Das Kind ist still.
Ich sitze mit den Eltern zweier Kinder beim Abendessen. Die Kinder gucken Teletubbies und verstehen alles. Mitessen wollen sie wohl nicht. Das verstehe ich nicht. Der Vater erklärt mir, sie würden nie mit den Kindern essen. Sie quengeln und machen Schmutz und verderben den Spaß. Später essen die Kinder Vanillejoghurt.
Eine deutschen Kleinfamilie - Vater, Mutter und zwei Kinder. Der IC ist überfüllt und erst nachdem der Schaffner mit der Macht seiner Uniform dafür sorgt, daß die Taschen von den freien Sitzen in die Gepäckablage geräumt werden, darf ich mich zu ihnen setzen. "Das geht jetzt nicht mehr, wir haben nicht mehr so viel Platz." "Nein, jetzt mußt du leise sein, sonst störst du die Frau." Diese Sätze gelten mir und bringen die Kinder zum durchdrehen. Endlich können sie mit Malbüchern beruhigt werden. Der Jungen malt gedankenverloren große blaue Spiralen über MickeyMouse. Die Mutter runzelt die Stirn. "Findest du das gut!?" - "Hmpf." - "Ich auch nicht." Es wird umgeblättert. "So hier, die Palmen. Blätter sind grün und der Stamm ist braun. Ist das klar?"

Britta - 01.10.99 at 13:21:07

Tja, eiseisbaby,
das klingt alles nicht so verlockend. Über das Entwicklungs-Stadium P1 etc. bin ich leider hinaus bzw. habe es einfach übersprungen. So so, ein 12-Stunden-Tag hat der Kleine. Verbringst Du wohl mit Frauen-Suche, wie? Und einen 911er hat mein Freund auch. Häuschen am Ammersee ist nicht schlecht, aber Kontakte nach Kalifornien wären geiler. Moritz von Uslar kenne ich vom Hörensagen. Ist der nett?

Lena Muc, - 01.10.99 at 12:43:57

Zuerst mal ein paar Löbe. Ach, ihr braucht euch nicht zu genieren. Wenn wir mal ehrlich sind, warten wir doch alle darauf. Also : Lob an L.BARNES (vor allem zum 30.9./17.52), ASPERA (immer wieder) und ALINIA (eigentlich immer). Ich sage einfach mal danke, danke, danke. Bestimmt habe ich wieder ein paar von euch vergessen, tut mir leid, aber langsam wird diese website wirklich unübersichtlich. - MELINI : Wenn ich eine Freundin und Ihren Namen hätte, würde ich sie auch Emily nennen. Oder doch lieber Emiline, damit das arme Ding nicht ständig sprungbereit vorn auf meinem pinkfarbenen Rolls-Royce posieren müsste. - EISEISBABY : Schon gut, ich bin doch nicht nachtragend. Das mit dem verlogenen Charakter solltest du auch nicht zu eng sehen. Ich denke mal, dass wir Künstler alle lügen. Vornehmer ausgedrückt, wir suchen uns eine Alternative zur Wirklichkeit und nennen das dann die höhere Wahrheit. In diesem Sinne und zur Strafe noch´n Gedicht :

Dass sie mich liebte und im Kern besehn
auch wusste wie, hab ich schon gern gesehn.
Sie meinte noch, gleich würd ich Sterne sehn.
Dann haben wir doch lieber ferngesehn.

Hippi Stuttgart, BW, D, EU - 01.10.99 at 12:35:02

Lena, meine Kleine: ich bin 28 Jahre alt, verdammt gutaussehend, beruflich erfolgreich, fahre einen 911er und habe einen 12 Stunden Tag. Die Wochenenden verbringe ich mit Moritz von Uslar im Schumann's und P1 oder in meinem kleinen Ferienhaus am Ammersee. Gerne aber auch mal in der Toskana. Ich liebe meine Mutter. Warum? Sie hat mir das Kochen, Waschen und Bügeln beigebracht.

eiseisbaby münchen, bayern - 01.10.99 at 11:37:34

Willkommen auf den billigen Plätzen,
in den Fenstern unter den Firsten, den Luken
im Dach und den verdreckten der einstigen
Kohlerutschen zum Keller! Ihr Kinder
auf den Laternen und Flutlichtmasten
des Sportplatzes turnend, ihr Greise
am Kiosk und zwischen den mannshohen
Damen des Schachspiels im Park! Und Frauen,
hinter den Küchengardinen der Neubauten,
hinter den roten der Neppläden und Nachtbars,
Königinnen, in der Mitte aller Bemühung!
Und ihr Mädchen der Möglichkeit und Cafénymphen,
tätig hinter den Steuern der Taxen im Stau,
fremd und transparent wie Fische der Tiefsee!
Und willkommen, ihr Männer, ihr Schäfer, Jäger
und Sammler, Terrier aller Herren Länder,
ihr hechelnden Vorstehhunde, Dobermänner,
erfunden zum Eintreiben der Gelder, willkommen,
ihr häuslichen Wölfe, willkommen! Willkommen!

junkets - 01.10.99 at 11:17:52

Hallo Eiseisbaby,
klingt ja verlockend. Wie alt bist du Kleiner Süsser denn? Was ist Dein Lebensmotto? Welches Verhältnis hast Du zu Deiner Mutti? Kannst Du schon Auto fahren? Wie sehen so Deine Wochenenden aus? Jetzt sei ma echt ehrlich, kennt Dich ja keiner.

Lena Muc, - 01.10.99 at 11:13:29

O mein Gott, Freitag, Kreislaufprobleme und so müde Knochen und dann diese Frage: weisst Du schon was Du Silvester 2000 machst? I hate it: Nein. Mitleidiger Blick: Ach, wirklich nicht? Also, ich wollte ja auch daheim bleiben, alles ganz normal und so. Aber dann. Dann kam diese Einladung, Silvester 2000 in Argentinien! Das ist schon was Besonderes. Ein Freund von mir lebt da seit Jahren. Ausgewandert, einfach so. Wahnsinn. Tja und jetzt hat der sich gedacht: lade ich doch einfach alle alten Freunde ein und mache die fette Party. 2000 - das gibt's halt nur einmal. Und der kennt wirklich überall Leute, quasi aus der ganzen Welt werden Leute kommen, weisst Du? Irre spannend...und Du? Wirklich noch nichts vor?
Silvester 2000. Am liebsten: Durchschlafen. Geht aber nicht, habe ich schon mal probiert. Bin um 12 senkrecht im Bett gesessen. Gut, also dann: kollektiver Vergnügungszwang, aber richtig: saufen, zündeln, knutschen. Danach: Kotzen und Herpes, Stress mit der Freundin. Am liebsten wäre es mir aber, wenn mich der Jahr 2000 Bug voll erwischt, aber so richtig. In einer Boing 707, Baujahr 70 über dem Atlantik. Im Aufzug. Beim Bügeln. Halt, was habe ich da gestern gelesen: Münchner U-bahnen werden um 12.00 für 5 Minuten stillgelegt, sicherheitshalber. Der MVV rechne nicht damit, dass viele Bürger den Jahreswechsel unter der Erde verbringen. Wenn die wüssten! Silvester 2000? Da mach ich ein Fass auf! In der U4 Richtung Arabellapark - aber holla!

PS. Sarah - das war schön. Thank you.

eiseisbaby münchen , bayern - 01.10.99 at 10:59:29

mensch, da faellt mir noch was dringliches ein vor der pedikuere:

GOTTHARD MANTEUFFEL: EAT SHIT!

und jaul auf dabei, du wurst.

suse, SPEAKING OF AGGRESSION, MISERA CONTRIBUENS GREAT FEAR - 01.10.99 at 05:03:59

- Kannst du mich hoeren?
- Ja.
- Willst du trinken?
- Okay.
- Wo lebst du?
- Harlem. Berlin. Deutschland.
- Gehst du aus?
- Wenig.
- Fette Jacke.
- Is nich orginal. Is Farbe drauf.
- Wolln wir kuessen?
- Spaeter.
- Okay. Ich mag dein Haar.
- Danke. Bist du froh?
- Was das denn fuer ne Frage?
- Du siehst auf eine Art traurig aus.
- Schwarze Seele, richtig?
- Willst du immer noch kuessen?
- Ja.
- Dann komm.

Sie muessen mir helfen. Das hier ist meine Lieblingsjacke. Ich habe mich gegen einen Pfahl gelehnt, der frisch gestrichen war. - Koennen wir probieren. Kann ich nichts versprechen. - Was heisst probieren? Kriegt man das sauber oder nicht? - Werden sehen, vielleicht bleibt es da dunkler, wo die Farbe war. - Na, grossartig. - Passt doch auch viel besser in die Gegend.

- Ich muss gehen.
- Soll ich dir was sagen?
- Ich kann dich hoeren.
- Du schmeckst gut.
- Gibst du mir deine Jacke?
- Ja. Schmeck ich auch gut?
- Nach Lakritz.
- Lass uns nochmal kuessen.
- Ja. Morgen.

^^^^^^^^^^

Am Ende der Traumnovelle fehlt das unbeschreibliche "FUCK". Das letzte Wort in Kubricks grossartigem letzten Film, gesagt von Nicole, gerichtet an Tom, ihren Mann. Bei Schnitzler sind sich Fridolin und Albertine traumlos nah, bis mit "einem sieghaften Lichstrahl durch den Vorhangspalt und einem hellen Kinderlachen von nebenan der neue Tag begann." Nun, sieghafter Strahl durch Spalt steht der pointierten Aufforderung zum Verkehr wohl in nichts nach und antizipiert dabei prophetisch die mehr als ein Jahrzehnt nach der Veroeffentlichung folgende Annektierung Oesterreichs durch Hitlerdeutschland. Nein, das wohl nicht.

^^^^^^^^^^

Mir gegenueber sitzt ein lesender Mann mit Glatze und total verdreckter Nylonjacke, dessen Gesichtsausdruck darauf hindeutet, dass unter dem Tisch gerade jemand versucht, ihm einen Fuss zu amputieren. Manchmal verzieht sich seine Fratze zu einem schmerzverzehrten, wahnsinnigen Grinsen, wozu sich stumm seine Lippen bewegen, als versuche er zu sagen: "Ihr koennt mich nicht fertigmachen, ihr Schweine, nehmt meine Fuesse, aber meine Seele kriegt ihr niemals."
Ich kann nicht aufhoeren, diesen Mann anzukucken.

^^^^^^^^^^

Sind die Vereinigten Staaten wirklich die schlechtstangezogene aller Nationen? Ja. Wie reimt sich das auf "Militarismus" und "faschistoides Kunstverstaendnis"? Geht auch. Permanent die halbe Welt in Schutt und Asche bomben und dann die spannendsten Kuenstler dieses Jahrzehnts nicht ausstellen wollen, weil dort Scheisse an der Jungfrau klebt.

^^^^^^^^^^

-Why don't you just legalize the shit?
- The shit?
- Yeah, the Virgins Mary's shit! Holy shit! Stick your finger up your ass, man. The smell you smell is smack. Just another word for the ordinary life! HOW DAT SOUND!?

suse aus harlem - heute abend zu gast bei den opiumessern, swampland - 01.10.99 at 04:44:45

gestern nacht wollte ich die Zeit anhalten, doch dann wurde mir klar, was das bedeuten würde. Es war einmal ein glücklicher Mann, der immer so glücklich bleiben wollte. Er lief vor die Stadt und schrie in den Himmel:"Ich wünschte, die Zeit würde stehen bleiben!" Da kam ein Reiter aus dem Nichts und fragte:"Bist du dir sicher? Willst du, daß die Zeit stehen bleibt?" "Ja,"antwortete der ahnungslose Mensch. "Das will ich!" "Nundenn," sprach der Reiter,nahm seinen Degen und stach ihn in die Brust des Mannes, der sogleich tot umfiel. "Dein Wunsch sei mir Befehl. Nun steht die Zeit für Dich ewig in diesem Moment. Nur Tote können im Moment verharren."
Ich konnte die Zeit nicht anhalten, und jetzt ist er weg. Dieser Moment. Schade.

Sarah Hamburg, - 01.10.99 at 00:50:50

Worum's mir geht ist - bei aller oft berechtigter Empörung über abgelutschte Metaphern oder das gespreitzte Gefieder irgendwelcher literarischer Suppenhühner - ein im Grundsatz wenigstens wohlwollender Umgangston aller mit allen hier am pool. Lernen müssen wir doch alle und sind auf Ratschläge angewiesen, die sich aber leider erst vorab legitimieren müssen, wenn sie angenommen werden sollen. Sicher kann man sagen "Darauf lege ich nun garkeinerlei Wert !" outet sich damit aber als unsozialer Egozentriker. Auch ein solcher hat in meinen Augen eine Existenzberechtigung, aber eine nur eher dürftige ...
Aggressivität nährt den Verdacht, daß da jemand schrecklich unsicher ist, selbst wenn er zur Herrenschicht der Teilnehmer gehört (deren Talente ja offensichtlich höchst ungleich verteilt sind). Selbst wir misera contribuens plebs können da durchaus stärker stilbildend auf den Literarischen Betrieb einwirken, als selbst dessen Betriebsräte.

Natürlich kenne ich das Hochgefühl, es jemandem "richtig gegeben" zu haben, den man sich farbig vorstellt, wie er unter den Peitschenhieben aufjault. Aber sei versichert : Noch viel schöner ist es, wenn dieser Gegner erstmal gelangweilt weiterliest und erst nach einer Seite merkt, daß ihm da jemand ganz dezent eine lange Nadel in denselben gestoßen hat !

In ganz besonders diesem Sinne herzlichst

Gotthard Manteuffel at home in my castle, alibi - 01.10.99 at 00:39:10