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loop Archiv #11 (18.9.-23.9.1999)

anders als im pool sind hier die neuesten einträge oben

loop Archiv #10,loop Archiv #12


pool für alle

 Suse, Du New Yorker SENSATION. In meinen endlosen Tagträumen bewegst Du Dich ohnehin bauchfrei durch Clubs und Dinners, Plattentempel und Turnschuhpaläste. Ab und zu zeichnet sich dort, wo der Bauch so leicht und frei von New Yorker Abgasschwaden geküsst wird, eine süsse kleine Gänsehaut ab, immer wenn Du Dich fragst: Wer bin ich? Oder vielmehr: wo? Hab ich mich grad verlaufen? Geh nicht verloren, meine Zarte, und bei schlechtem Wetter nicht nach draussen. Denk dran: Herzlichkeit ist unser coolstes Accessoire, die liegt gleich neben dem Pillendöschen in unsren gehäkelten Handtaschen. Und schreib, wenn Du noch ein paar Dollars brauchst, um die Eichhörner im Central Park zu füttern! Ich glaube fast, ich würde zur Erbgrosstante taugen. Wenn ich einen guten Tag hätte - und ich hätte nur gute Tage - dann würde ich der Saatchi-Collection einen fetten, ungedeckten Scheck ausschreiben und zwei, drei Fläschchen Veuve entkorken lassen, weil die verschissene Jungfrau längst als Schenkung an die vatikanischen Museen unterwegs wäre, per Eilpost. Zusammen mit diesen, äh Dingens, na - mit diesen nackten Kunststoffgören, die an den Füssen Nike´s und im Gesicht Pimmel und Mösen tragen. Man spricht das Wort Kids irgendwie anders aus, wenn man diese skuplturale Kunstangelegenheit gesehen hat. Angeschaut mit Augen und prompt anheimgefallen.
Ich hab so ein schlechtes Namensgedächtnis, tut mir leid...und Gesichter, noch schlechter...aber ich bin froh, dass ich mir künftig unter "angepisst" ein präzises Bild vorstellen kann, in dem der Name Elke Naters auftaucht.

nico(lätta), Erbgrosstanten-Suite, Hotel Berlin - 23.09.99 at 23:02:32

mich hemmt sowas immer.

pooh der bär pootown, poona - 23.09.99 at 21:36:40

Mensch, was war ich eben noch gut gelaunt.
Ich so: Kaffee getrunken, Melone gegessen, Telefon gekuendigt, Socken weggeschmissen, Schuhe umgetauscht gegen bunte mit Luft in der Sohle und wollte gerade noch mir was nettes kleines Bauchfreies anziehen zwecks Lebensbejahung, da fang ich an zu lesen. Erst pool, dann Times. Und?
Yve ist traurig, Britta versifft die neigborhood und Giuliani, der hiesige Buergermeister hat dem Brooklyn Museum of Art die Streichung von 7 Millionen Dollar jaehrlicher Subventionen angedroht, wenn die Eroeffnung der Saatchi-Collection-Ausstellung, Sensation - Young British Artists, wie geplant naechste Woche stattfinden sollte. Wer Elefantenscheisse auf der Jungfrau Maria und zersaegte Tiere als Kunst erachte, der habe keine Recht auf oeffentliche Gelder in den Vereinigten Staaten. Katholikenverbaende und Tierschutzorganisationen pflichten ihm bei.

Wie soll man bei alledem noch froh sein?

suse, abgeklaert und wieder unten, freedom and joy through censorship, be happy NOW! - 23.09.99 at 21:02:26

Gestern waren wir in Eyes wide shot und das brachte die Bombe zum zerbersten. Ich konnte es einfach nicht lassen, meine mühsam aufgebaute Distanz zu Vergangenem brach einfach so auf. Schwupp! Und wieder hatte sie mich, die keifende Dämonin in mir. EIFERSUCHT, SCHMERZ, KUMMER. Ich löcherte ihn. Ich fragte ihn aus. Und wieder eskalierte es darin, dass ich ihm ein Techtelmechtel vorwarf, das er, vor über zwei Jahren, mit einer Tschechin hatte (-er war damals beruflich ein paar Tage in der Tschechoslowakei). Das Techtelmechtel mündete damals darin, dass ständig schmachtende, seitenlange Briefe bei uns ankamen und anregende Telefongespräche geführt wurden, bis sie (das "Techtelmechtel"!) schliesslich an einem Wochende, wo wir nicht da waren, bei uns vor der Tür stand und eine Nachricht hinterlies, in dem sie ihr Bedauern ausdrückte, dass sie IHN nicht angetroffen hatte. Als er sich nach einiger Zeit nicht mehr meldete, erreichte uns dann noch eine Postkarte mit ihrer Drohung sich umzubringen, die ihn nochmal aktivierte (woraufhin sie sich -wahrscheinlich- nicht umgebracht hat...). Von seinem Standpunkt aus, war nichts weiter geschehen, als dass er im Speedrausch (es gibt ja sehr gutes im Osten...), durch den Nebel "eine Frau mit langen, blonden Haaren im weissen Kleid" auf sich zukommen sah, und er dachte: "sie sieht aus wie ein Engel". Natürlich fühlte er sich geschmeichelt, als sie ihn ansprach; sie redeten miteinander und zum Abschied gab er ihr seine Adresse und Tel.Nr. und sagte ihr, dass er sich freuen würde, wenn sie sich meldet; natürlich ohne meine Existenz je zu erwähnen. Es gab einige solcher Geschichten aus den ersten Jahren. (...) Heute gibt es all dies nicht mehr. Es gibt lüsterne Blicke, wenn er Titten sieht und es gibt den Wunsch "hunderttausend Frauen zu ficken", aber er tut es nicht, weil er mich liebt. Sollte ich doch also eigentlich glücklich sein?! Bin ich aber nicht. Weil da immer noch dieser bittere Nachgeschmack bleibt. Weil ich ihn nicht an etwas hindern möchte. Weil ich diese Begeisterung in ihm, die am Anfang da war, jetzt nicht mehr auslöse. Weil wir nur noch ganz selten, wie ein verliebtes Paar herumalbern und abenteuerliche Sachen machen. Weil wir nur einmal die Woche Sex haben. Weil uns dieses ganze Abgedrehte, Verrückte, irre Sein irgendwie abhanden gekommen ist zugunsten zwangsneurotischer Diskussionen um die Einteilung diverser Haushaltstätigkeiten und der Diskussion darum, dass wir Angst voreinander haben und nicht wissen, wie weiter.
Und wie gehen meine Freundinnen damit um? Die eine hat in 15 Jahren einmal eine Beziehung gehabt, die 2 Jahre gehalten hat und von ihr als "der grösste Irrtum ihres Lebens" bezeichnet wird, "aus dem sie viel gelernt hat". Aber was? Sie hat eine Affäre probiert, wollte zumindest gegenseitigen Respekt, hat sie nicht bekommen, würde jetzt "jeden nehmen, mit dem sie irgendwie leben kann", ist unglücklich. Die andere ist seit 9 Jahren mit ihrem Freund zusammen und unglücklich seit ca. 7 Jahren. Mittlerweile haben sie ein Kind und er kommt abends um 8 nach Hause. Am Wochenende geht man zusammen auf Table Dance Shows, und sie sagt, "früher war er irgendwie viel leidenschaftlicher, zärtlicher". Jetzt, nach "erfolgreicher Therapie" hat sie ihren Frieden gefunden. Sie hat sich, "so gut es geht", arrangiert und erwartet nicht mehr viel. Leider auch nicht mehr viel vom Leben. Ihr liebster Ort ist zuhause.
Das klingt alles irgendwie so traurig. Ich will jedenfalls nicht so frustriert enden! Aber im Moment kämpfe ich irgendwie auf verlorenem Posten. Hmmm. Kummer. Ich will auch garnicht darüber diskutieren, dass Männer anders sind als Frauen und diesen biologischen Trieb nach möglichst viel Beute haben. Ich würde nur gerne wissen, wie andere damit umgehen. Ob es einen Weg gibt. Gibt es soetwas wie glückliche Paare? Bitte antwortet! Dringend!

Yve Kummer Köln, Land - 23.09.99 at 20:06:40

Bin aufgestanden, hab das Kind gefüttert, den Tisch abgeräumt, die Batterie aus der Wanduhr genommen.Auf dem Foto im Hintergrund leuchtet eine Glasscheibe, darin rote Blumenhälse mit blauen Blüten. Ich werf die Cassette ein. Schnellvorlauf. Ärsche wackeln im Hochsicherheitstaktverfahren, eine Brust besonders foltert sich, weil sie durch Nervenbahnstösse beinah aufgerieben wird an der porigen Wand, der Verzehr von Samen ist in dieser Genussbranche immer noch eine knusprige Delikatesse, aber es ist auch ein hartes Geben und Nehmen bei den christlichen Leibern. Einer Frau sieht man die Angst an, zwei Männer durchbohren ihren heiligen Schrein und ziehen an den labrigen Stellen die Haut glatt. Vielleicht wird sie gleich weinen, wenn sie die Kamera abstellen, sie trägt eine rote Maske, blutet an den Fleischrändern, trägt einen Designernamen und wird, wenn sie so weitermacht, ihren Job verlieren.
Ich bedecke meine Scham, stehe auf und telefoniere ganz kurz. Eine Freundin, Kulturmanagerin und Hypochonderin, erwartet ihre Depression.Ich verspreche, bei ihr zu sein, wenn sie da ist und die Freundin hilflos zwischen den Wänden rast.

Gegen 12Uhr schlurfe ich durchs Netz und fahre mit dem Cursor über das Gesicht eines Schriftstellers. Er trägt ein Gewehr vor einem Gewitterhimmel. Die Gunst der Stunde wahrzunehmen zählt zu den Vorzügen, die zu geniessen nur der von den Göttern Geliebte sich anmassen darf. Die Haltung des Körpers versichert, am Lauf der Welt teilnehmen zu dürfen.Der Schriftsteller ist jung und augenscheinlich talentiert und sein Augenweiss ist weiss, wie eine Salzwüste. Ich stelle mir vor, wie er frühmorgens breitbeinig auf dem salzigen Wüstenboden steht, schiesst, aber nichts trifft, auf nichts zielt. Einsam, aber verrückt. Er würde gerne verdursten, austrocknen, statt dessen schreibt er. Gelesen hab ich noch nichts.

b.e. berlin, - 23.09.99 at 17:27:37

Liebe Frau K, m,d: GROSSARTIG. Wirklich. Im Moment fliegt hier am Fenster einiges vorbei. Nur keine gebratenen Tauben. Und erst recht keine Trockenfische.

Alte Hanse Schatzstadt, - 23.09.99 at 14:57:41

melle. if so, so what? hab ich was anderes gesagt?
a woman is but what she knoweth. geht in ordnung. morgen bekommst du als bildschirmschoner von mir das bild einer an eine tür genagelten katze auf deinen rechner, ob dus willst oder nicht. der darm ist darauf aus dem körper gelöst, entrollt und neu geformt zum wort Liebe daruntergenagelt. bleib dran, ray tracer.

cornelius, berlin, - 23.09.99 at 14:14:46

Mein erstes Oktoberfest: Die Einführmethoden (Trinken aus Wander- oder Damenschuhen, per Strohhalm oder aus dem biergetränkten Hemd) reichen nicht an das Spektakel der Ausführmethoden (Pinkelnd gehen und drehen, erbrechen von der Schulter eines Kumpans). Ich hatte einen Hut auf. Alle hatten einen Hut auf. Einige hatten die Form eines Masskruges, einige trugen die bayrischen Farben, meiner war ein kegelförmiger Hut aus Filz mit einer schmalen Krempe. Diesen Hut, unter den sie uns bekommen hatten trug das Motto: wir wollen nichts mehr davon wissen. Immer wieder traten psychoanalytisch angehauchte Frauen an uns heran und fragten: wovon genau, und wir mußten speien zur Antwort. Das Erbrochene wurde analysiert und es kam heraus, wir sind frustriert. Aber eigentlich ist jedes Wort darüber falsch, solange man nicht mitmacht und wenn man mitmacht, verlieren sich die Worte im Lallen. Neugierige, Schüchterne, Touristen und Prominente sind die Staffage für das eigentliche Spiel: Bierkampf. Bis in höchste Trunkenheitsgrade bleibt das Ziel vor Augen: den Vogel abschießen. Aber die Vögel sind wir. Der Vögel Flug ist durch die Bierzeltplane beschränkt und im Rahmen dieses Möglichen müssen wir uns erheben im schönsten Gefieder und anmutigstem Fluge, um tragisch, dumpf und hart zu fallen. Der Bierzeltheld hat theatralisches Empfinden. Wir steigen auf mit jedem Glas und liegen unbewußt im Gras. Am nächsten Tag wollte ich von meinem Körper nichts mehr wissen.JA

frank zurück aus bayern und macht mal halblang, - 23.09.99 at 13:31:35

was dich ausmacht, geht mich ganix an.

murphy - 23.09.99 at 13:00:46

P. S.: JA zum Leben sowieso, Britta! Wer jammert denn?

triticea - 23.09.99 at 12:58:40

Was mich anmacht, macht mich aus?

triticea - 23.09.99 at 12:56:53

lieber murphy,

ich bin ganz deiner meinung, was das an- oder ausmachen betrifft. bin ich etwa fernseher? virgo intacta. bin ich humate?
die frage: woran erkennt man einen deutschen: an seinem paß, möchte ich meinen, und selbst das ist ungewiß. daran, daß er sich mit dem holocaust auseinandersetzt. daran, daß ihn selbst ein machwerk wie georges mengele-interpretation nicht ganz kaltlassen kann. oder?

junkets hh, hh - 23.09.99 at 12:53:47

Die Sache mit der Melone. Ich war vor Wochen beim Afghanen einkaufen, wie immer. Und wie immer sagt er: Und? Was machsu Wochenend? Ich: Hmm, wahrscheinlich baden gehen. Er: Fahren wir ßusamme Ostsee? Ich lächel ihn an: Natürlich nicht. Er kichert: Natürlich nicht. Ich will schon gehen: Tschüß. Er: warte! Brauchsu Melon? Und bevor ich was sagen kann wuchtet er mir schon so eine zentnerschwere Mega-Melone in die Arme. Ich taumel mit dem Viech nach Hause, hoch in den fünften Stock. Da liegt dann die Melone. Woche für Woche. Irgendwann schüttel ich sie. Alles flüssig innen. Diese Ficken-Melone muß weg. Es ist dunkel draußen und ich stehe auf der Straße: Ich bin jetzt unten brülle ich hoch. Ich höre ein Rumpeln wie die Melone übers Dach kullert. Dann sehe ich für Bruchteile von Sekunden wie die Melone voll Karacho im freien Fall nach unten rast. Es tut einen Wahnsims-Schlag. Die Melone zerspritzt in tausend Teile, genau neben dem Auto mit der Alarmanlage, die ich immer mit einem Tritt gegen die Stoßstange auslöse. Das Melonen-Blutbad. Es ist wieder hell und ich gehe Brötchen holen. Auf Schritt und Tritt zerknuspern Melonenkerne unter meinen Klotschen und es riecht nach vergorener Melonenpisse.

Britta Guten Tach ihr Lieben, , gestren gabs den Megabombenalarm in HAMBURG, ich wohne leider kanpp außerhalb der Evakuierungszone - 23.09.99 at 12:49:19

Those who made out of the holocaust more than a convenient selfmade tumb shall be known as survivors

murphy - 23.09.99 at 12:40:49

die frage ist doch: was macht mich an heute?

murphy dublin, irland - 23.09.99 at 12:33:58

Ja zu Britta! Ja zur Großschreibung! Ja zum Leben! Ja zu zu High Tec Nikes! Ja zu rasierten Achselhaaren! Ich weiss auch nicht warum die hier so lamentieren die Möchtegernliteraten, die!


eiseisbaby münchen, bayern - 23.09.99 at 12:32:04

Was macht uns heute aus?

triticea - 23.09.99 at 12:25:36

Climbing up the mountain,
I didn't come here to stay,
so if I should never see you again
I'm sure we meet on judgement day....

(Ist leider nicht von mir...)

Wazungu Y, My island in the sun - 23.09.99 at 12:23:08

Scheiße verdammt. Ich will nicht Pop und ich will nicht wissen, wer mit wem telefoniert, stunden und seitenlang. Ich will nicht mehr diese Abgeklärtheit: Tja, wir wissen wie die Welt läuft, durchschauen es und machen uns lustig drüber, kritisch aber resigniert, wir sind pop und papperlapapp. Geht euch denn nie das Herz über vor Freude oder Wut oder Staunen, seid ihr denn nie im Rausch? Alles bei euch ist so voller Düsternis ohne Erschrecken oder kleine Kinder, die amüsieren euch. Ihr macht wohl nix anderes als durch Straßen laufen, in ICEs hocken und euch verloren, aber wichtig fühlen. Ihr seid doch bloß neidisch auf die Kinder. Und dann will ich auch nicht mehr bloß Kleinschreibung (gebe aber zu, den Fehler vor Zeiten auch gemacht zu haben), ich kanns nicht lesen. Meine Nikes sind HiTec, nicht old style, weil ich drin gehe wie auf Wolken und weil sie wahrscheinlich von einem Asteroiden runtergebeamt wurden. Sagt doch einmal: JA. Zu irgendwas, schmeißt euch mit dem Bauch voran ins Leben oder ne Klippe runter. Jubelt dabei. LEBT oder schweigt für immer.

Britta jetzt habe ich aber die Schnauze voll, und ALLE Schuhe trage ich ohne Socken - 23.09.99 at 12:07:58

Insbesondere in Madrid geben sich die Deutschen ncht nur durch die weißen Socken in den Sandalen, sondern auch durch das Tragen von kurzen Hosen zu erkennen. Ein echter Madrilene würde niemals kurze Hosen tragen, ganz gleich, wie heiß es ist. Sandalen, ob mit oder ohne Socken, sind ebenfalls verpönt.

triticea - 23.09.99 at 12:01:30

Manfred von Bayonne

Oder Marne. Zwei-Jahre-jünger-
Bruder, fröhlicher Massengrab-
Manfred, Wehrdienstverweigerer-
Motiv gefallener Großonkel u. v. a.
Elementarteil der Familienerzählung.
Schwarzer Engel von der Westfront,
der telepathisch quer durch Europa
schußartig in seine Schwester fuhr.
Käti, du redest wie Manni, Käti,
du bist aber leider nicht Manni.

Manni von Bayonne oder Marne.
Avec une parapluie ging Cathérine
entre les lignes des tombeaux.
Käte auf Kriegsgräberfahrt.
Mon frère. Zwei Jahre jünger.
Im Setrabus mit Raketenschnauze
ein Klima wie ich mir vorstellen kann,
viele Ewiggestrige, Gottchen,
die ganzen jungen Leute ansehen,
Totenfotos vom Blitzkriech.

junkets@ gmx, de - 23.09.99 at 11:46:21

ja, wie erkennt man einen deutschen? diese frage haben wir uns gestern gestellt. auf alle fälle: im ausland an den weissen socken unter den sandalen. ostdeutsche tragen auch socken unter den sandalen, allerdings alle farben, nicht nur weiss. und ostdeutsche tragen die socken unter den sandalen auch daheim, also in ostdeutschland. ich kenne westdeutsche, die im ausland so rumrennen wie sie es in deutschland nie täten. ich trage gerne shorts, sonnenbrille und bauchtasche. leider habe ich keine sandalen mehr nur socken. die sandalen wurden mir geklaut, in südfrankreich, am meer. echte birkenstock, habe sie auf einem steg stehenlassen. als ich zurückkam, waren sie verschwunden. an diesem abend sagte ein schwarzes mädchen zu mir: Cannes, c'est pour les vieux, les riches et les bourgeois". und trotzdem klauen die da birkenstock, in cannes.

eiseisbaby münchen, bayern - 23.09.99 at 11:46:20

na, wundersam und edelbleich, der grosse mr.popper,
etwas armes braucht der mensch, und auf die haut
spärlich supernova -kraut
weil es hilft oder kratzt
hat niemand hier faura del baus gesehen?
seid ihr hier?
oder nur die anrufbeantworter eurer pc´s?
WIE ERKENNT MAN EINEN DEUTSCHEN?

alinia wyler santa cruz, spanien,dz.germany - 23.09.99 at 11:03:29

hallo, suse
deine biozologischen ausführungen haben mir richtig lust auf nju jorg gemacht.hier im oberbayerischen seenplateau kennt man die schabe nur aus dem hintertupfer grattlermuseum wo sie in feine kästchen dekoriert neben dem geraniendünger stehen.
saumässig ins schwitzen geraten aber die hiesigen weibsbilder auch bei den sabbernden stangengrabschern und ausserdem hat mich die resi gefragt ob das internet auch in bayerisch funktioniert.sie möcht so gern mal einen amerikanischen freund, per mail, also an klaren und an enzian, die dran dir jedn mo glei an.
auf alle gibts bei uns jede menge deckungswillige amtsstiere, die erst aufgeklärt werden müssen.
holarädijo,

betty bienenstich uffing, bavaria - 23.09.99 at 10:55:28

Gestern abend beim Stammtisch.
Cloppenburg fragt herum, wann und wie eigentlich wir gemerkt hätten dass wir langsam alt werde. Ich, ganz spontan : Als ich zum ersten Mal beim Küssen auf falsche Zähne gestoßen bin. Und die Frau war fast zehn Jahre jünger. Betretenes Schweigen, so genau will das niemand wissen. Dann der mickrige Brenninkmeyer mit gespielt bedrohlichem Unterton - wer mir eigentlich erlaubt hätte, seine Frau zu küssen ? Wertheim tritt mir unter dem Tisch ans Schienbein. Da aber wieder Brenninkmeyer mit seinem meckernden Gelächter. Jetzt ganz ruhig bleiben, aber ich weiß genau, dass ich jetzt puterrot anlaufen werde. Schließlich war da nicht nur ein Küsschen. Ob Wertheim etwas ahnt ? Man kann in Teufels Küche kommen, wenn man einfach mal spontan sein will !
(Sämtliche Namen sind aus Datenschutz-Gründen geändert.)

Hippi wieder Stuttgart, BW, D, EU - 23.09.99 at 10:02:03

A.

A WOMAN IS BUT WHAT SHE KNOWETH

B.
wenn meine oma den den telefonhoerer abnimmt, dauert es immer ein weilchen, bis sie sich mit ihrem nachnamen meldet. in dieser zeit hoere ich im hintergrund das ticken der kuckucksuhr. wenn nichts tickt, bin ich falsch verbunden und lege noch vor der stimme auf. als ich eben anrief war sie schon im bett. hier ist nachmittag. ich stehe am unionsquare und teste meine neue prepaid phonecard. ich stelle mir vor, wie oma im nachhemd im sogenannten kleinen zimmer steht und hinter ihrer stimme die kuckucksuhr tickt, die ich bei dem krach jetzt nicht hoeren kann. sie erzählt von ihrer kartoffelernte und dass sie mir an weihnachten auf jeden fall wieder puffer braten wird, mit apfelmus. ich rufe LECKER, und der typ, der neben mir die raubkopierten cds verkauft, direkt neben dem virgin megastore, schaut kurz auf. ich grinse ihn an und sage: DEINE PUFFER SIND DIE BESTEN, OMA. - ONLY FIVE DOLLARS EACH, sagt er. HAST DU NOCH GENUG GELD, fragt oma. JA, OMA, sage ich, OBWOHL ICH MIR HEUTE NEUE TURNSCHUHE GEKAUFT HABE. - KAUF DIR LIEBER WAS GUTES ZU ESSEN, MEIN KIND. - BUY FOUR, GET ONE FREE!!!, bruellt er. JA, MACH ICH OMA, GUTE NACHT.

C.
suses cd-empfehlung: LAMB - fear of fours

D.
ich habe nike schuhe gekauft, die aussehen, die sind, wie meine allerersten von vor zwanzig jahren, weiß, löcher über den zehen, schlicht, diesmal aber mit gelbem streifen, ich will nicht länger außen stehen, ich will ein teil sein von dieser kranken gesellschaft, das fängt bei den turnschuhen an.
mir dämmert immer mehr, wie kaputt diese amerikaner schon immer sind, heute gerade besonders, all die viel zu späten generationen, die sich auf überhaupt keine tradierten identitätsreste mehr berufen können aus anderen, europäischen, afrikanischen, süd-und mittelamerikanischen kulturen, die definieren sich über diese kaputte weltmacht, die aller welt ihren armseligen kapital-militarismus aufdrücken will, aus der tiefen angst, das niemand sie ernst nimmt in ihrer lächerlichen scheinwelt, fettfressen, vitaminpräparate, back to nature mit rindfleischerdbeeren, cholesterol-free, aber loads of potassium, für die volle brain-ausspülung, immer alles wegglotzen, im gehen kotzen, dabei cool bleiben, nichts merken lassen, die evolution abwählen, gott hat amerika so gewollt, so fett und krank, so oral und flimmernd, so totkopiert und verkommen, daß es einen schon beim frühstück würgt, stellvertretend alles hochkommt, was da an kranker hirnmasse die letzten jahrhunderte gewuchert hat, in bermudas und sneakers uniformiert, schwitzend mit klebrig cola durch strohhalm direkt in die birne, zuschminken und eisen pumpen, what's up? - fucked up, alles hochgefickt aus der leeren nullkultur ins all und die schädel, die gesamte amerikanische ich-wäre-so-gerne-eine-kultur, kunst und literatur inklusive, schluckt immer wieder dieselben minderwertigkeitsgeschwüre und kotzt sie immer wieder vor milliarden kameras und fakefingernägelfettarschhirnen von neuem aus, inifinite feedback of nothingness, no exit aus dem modder, amerikan traum, geplatzt wegen inzucht.

E.

I. neun stockwerke gehts nach unten, bis ich auf der straße bin. heute riecht jedes stockwerk anders. oben normas gemüseknochensuppe, dann chlorwasser, gefolgt von verwesung, geht über in pommes, etwas tiefer menstruation, darunter popcorn, vermischt sich mit fleisch, scharf angebraten.

im dritten treffe ich meine allererste schabe, cockroach, cucaracha, die letzte und einzige spezies nach der nuklearen apokalypse, schnellste reaktionszeit aller lebewesen auf diesem planeten. na wolln mal sehn, ich täusche links an mit der metro section der times, schlage dann rechts, aber nicht wirklich, denn mein papierknüppel knallt zwei hundertstel sekunden später voll auf das vieh, das sich gerade wieder in die andere richtung aufmachen wollte, die träge milbe. neben hillarys grinsen kleben nun beinchenreste und gelber schleim, aber sieh an, jetzt kommt die nächste die stufen hochgekrabbelt, zehn ihrer inzuchtgeschwister hinterher. ich dresche wahllos drauf, mäßig erfolgreich, hillary verschwindet unter halbverdautem und schwarzen chitinstücken, aber nun: es werden mehr, sie kriechen aus den rissen in der wand, warum sind die mir nie aufgefallen, am geländer hoch, die stufen wimmeln. zwischen sockengummi und hosensaum spüre ich die erste auf der frischrasierten schienbeinhaut, die marmortreppe in schwarzwimmelnder bewegung jetzt. sie fluten hinter mir die stufen runter, unten im zweiten sehe ich ein paar dutzend in einem faulen halben hähnchen sich tummeln, das muster meiner strickjackenärmel bewegt sich, die ersten haben meinen hals erreicht, gleichzeitig nase und ohren zuhalten, raus hier, ich stampfe treppabwärts, sie abzuschütteln, die panzerchen knacken unter den sohlen, eins schafft es zwischen meine zähne, jetzt zerbeiß ich's, und spuck's mit den andern aus, gleichzeitig ist eine vorhut im slip angelangt, alle lippen zusammkneifen, kurz vor dem ersten stock rutsche ich auf dem gewimmel aus, auf knien weiter, die beißen wohl auch noch, es zwickt zwischen meinen arschbacken, ich schreie auf, sie sind in mir, penetrieren mich durch alle löcher, meine mundhöhle wird zur empfangshalle, ich liege auf dem rücken wie ein käfer, fange an zu strampeln, um mich zu schlagen, es hilft nichts. eine ist unter dem linken augenlid, das tut weh, sie fangen an zu nagen, überall, befallen mich von innen, in der gebährmutter werden faule eier abgelegt, ich wälze mich gegen die müllsäcke im flur, aus denen immer mehr getier auf mich quillt.

II. vor meinem sich verdunkelnden geistigen auge erscheint mein toter großvater, der in seinem sarg von würmern zerfressen wird, ein bild, das meine halbe kindheit lang die grausamsten alpträume genährt hat. dann plötzlich meine lieblingspuppe eva, die einen roten overall mit druckknöpfen trug und keine geschlechtsorgane besaß, so lange ich auch forschte.

III. das licht erlischt, es ist vorbei, eine hohle haut wird von mir bleiben, hauchdünn überzogen und ausgekleidet von verdauungssekreten, meine mutter wird eva mit in den fast leeren sarg tun, wenn sie den schleimigen rest von mir zu den würmern legen und der traum doch noch wahr wird, als von ferne ein höhnisch dröhnendes lachen zu mir dringt. ich zwinge mit letzter kraft mein intaktes auge auf und glaube einen mann zu erkennen, der mit offener hose auf dem treppenabsatz über mir steht und sein riesiges, geschwollenes glied mit beiden händen auf und ab massierend gegen die wimmelnden milliarden richtet, ohne unterlaß ejakulierend;
dickes, schweres, zähes, weißes sperma ergießt sich über mich und die schwarzen massen, bis treppen, wände, geländer, hähnchen, müllsäcke, ich und die schaben davon triefen, sämig träge alles erstickt. - das wimmeln und höhlen stirbt ab, mir wird übel, flüssigkeiten aus allen meinen körperöffnungen, kotze blut sperma schleim, vermengt mit schabenleichenteilen. das trübe licht schwindet wieder, schwere ohmacht.

IV. die erste wahrnehmung nach langer, tiefer nacht: jemand hält meinen kopf in seinem schoß. ich spüre ihn über und unter mir. er streicht sanft die strähnen aus meiner glühenden stirn. später netzt er behutsam meine lippen mit seiner milch, bis ich zurücksinke in seinen schützenden arm.
immer wieder erwache ich aus fiebrigem halbschlaf und versuche zu sprechen. ein einziges mal nur gelingen mir zwei schwach gehauchte worte:

danke melle.

suse disgusted, kaputtes amerika - 23.09.99 at 01:08:47

herr beuse:
1. ihr buch ist großartig
2. lügen, livealbum und mesopotamia gleichzeitg gelesen
3. die nixblicker nebenan sollten sie nicht aufregen
4. herr uslar hat diesbezüglich recht

maulwurf parallel, universum - 22.09.99 at 22:16:27

Das Gefühl, wenn du den Kopf zurücklegst, daß Deine Augen in den Schädel rutschen, leicht, sanft, aber bestimmt in einem Fluß gleichsam beruhigend und beklemmend still, einer Zwangsläufigkeit folgend. Er saß auf dem Stuhl. Die Beine rechtwinklig, die Arme parallel zur Lehne. Er hatte die Augen geschlossen, und als die Tür gegen einen leichten Sog geöffnet wurde, die Klinke gab einen satten, weichen Ton, spürte er den Luftzug. Er versuchte sich vorzustellen, welches Kleid sie heute trug und spürte mit allergrößter Gewißheit das Hellblau ihrer Bluse, hörte jetzt auch das Reiben des synthetischen Stoffs. Sie trat sanft auf. Er spürte den Blick auf seinem Gesicht und mußte tief durchatmen, um die Ruhe zu bewahren und sich nicht zu verraten. Ekel kam hoch. Sein Wunsch trieb sie wieder davon. Als sie endlich den Raum verließ, war der Moment bereits wieder eine Wahnvorstellung. Die eisige Luft, die durch das offene Fenster hineingeweht wurde, ließ ihn lächeln. Er wußte nicht, wie viele Stunden noch.

Akli Münster, D - 22.09.99 at 22:14:29

Zum Mediologischen DISKURS.
Wo es hier hingehen müsste, ist eigentlich klar : Schnelligkeit, Spontaneität, Wahl (auch interdisziplinär) des jeweils knappsten Ausdrucksmittels. Eher Journalismus oder Assoziation als Literatur, wahrscheinlich aber etwas Neues. So jedenfalls habe ich Elke Naters verstanden (www.dumontverlag.de/null/naters/text1.htm). Es ist ja überall so : Neue Erkenntnisfelder tun sich nur noch im Grenzbereich auf, an den Schnittstellen zu anderen Feldern, wo bisher niemand Schnittstellen vermutet hat. Neulich, bei der Vorbeifahrt an einem Institutsgebäude der Stuttgarter Uni,, (eigentlich eher eine TH), fiel mir ein primitiv auf Papier gedruckter Wegweiser ins Auge : Philosophie der Technik 3. Stock. Mit Tesafilm auf die edlen Messingschilder der Vorläuferinstitute gepäppt. Ich habe zwar keine Ahnung, was die da treiben, aber ich glaube, das isses. Anderes Beispiel : In München gibt es einen Menschen, ich glaube Kuchenmüller mit Namen, der hat seinen Beruf als Architekt an den Nagel gehängt und macht jetzt etwas ganz anderes : Visualisierung von Gedankengängen. Es ist ja bekannt, dass manche Leute Informationen eher visuell, andere akustisch aufnehmen. Kuchenmüller (?) geht also hin und skizziert bei Vorträgen oder Diskussionen absolut synchron den aktuellen Gedankenfluss auf einen großen Fetzen Papier. Einfach genial, wenn man das einmal gesehen hat, im Idealfall so aussagekräftig wie Ursula Döbereiners Kommentar zum Stolz des Künstlers auf sein Werk (Pool v. 20.9.,12.54), bloß natürlich viel schneller.

Hippi Ulm, BW, D, EU - 22.09.99 at 16:40:56

A) Also, lieber HELGE MARIA KARSUNKE (oder so ähnlich), Ihren Text habe ich mit wirklich großem Vergnügen gelesen. Dazu nur ganz schnell zwei Randbemerkungen : 1. Kennt hier eigentlich irgendwer noch YAAK K., whoever he was ? - 2. Ist Ihnen eigentlich noch nie aufgestoßen, dass die Berliner Toren Cottbus mit K schreiben ? Mich erinnert das an Dortmund-Aplerbeck, dort gibt es nämlich auch nicht nur eine Klapsmühle. Wie in Zwiefalten. Sondern auch noch eine Coeln-Berliner Straße. Wenn das die Kölner wüssten, oder die Cottbus(s)er !

Hippi heute Ulm / D., BW, D, EU - 22.09.99 at 16:19:56

Ja Mensch, Melle, das mit dem Kubrick ist so eine Sache. Der ist halt auf seine alten Tage ein bißchen esoterisch im Sinne der Filmsprache geworden. Hat mit Ende 60 möglicherweise schon einiges gesehen, wollte vielleicht gar keine großen Geheimnisse und Neuerungen auf den Tisch hauen.

robert hamburg, - 22.09.99 at 16:12:43

Vielleicht "Ich liebte es, wacker auszuschreiten" und alles wieder gut. Aufgehoben die metaphorische Obdachlosigkeit, eingesammelt die gezinkten Karten. Und niemand mehr, der gelangweilt in den Gral der geistesgeschichtlichen Traditionen sabbert, mit den Nägeln Botschaften in die schimmeligen Wände der Wasserburg ritzt. Vorbei mit der Sehnsucht nach Veilchen mit Kettensägen, stattdessen nur noch: Wasser ist nass.

Oben am Kreuzweg stand sein alter Benz. Plastikmaiglöckchen waren um den Stern gewickelt. Ich blieb reglos hinter "Jesus fällt zum zweiten Male..." stehen, zwischen den Sonnenstreifen. Er ging auf das Kreuz zu, hatte das weisse Hemd an. Legte Papier auf den Vers aus dem Johannesevangelium, zog schwarze Wachsstifte aus der Jeans, begann, die Worte auf das Papier zu schraffieren. Da sah er das Zeichen, das ich ihm mit Kreide auf den Sockel geschrieben hatte. Seine innehaltende Hand für Sekunden wie ein Denkmal, dann fiel der Stift und zog im Fallen einen leisen schwarzen Strich durch mein Kreidezeichen.

Kathrin Halle, - 22.09.99 at 15:20:09

Vielleicht "Ich liebte es, wacker auszuschreiten" und alles wieder gut. Aufgehoben die metaphorische Obdachlosigkeit, eingesammelt die gezinkten Karten. Und niemand mehr, der gelangweilt in den Gral der geistesgeschichtlichen Traditionen sabbert, mit den Nägeln Botschaften in die schimmeligen Wände der Wasserburg ritzt. Vorbei mit der Sehnsucht nach Veilchen mit Kettensägen, stattdessen nur noch: Wasser ist nass.

Oben am Kreuzweg stand sein alter Benz. Plastikmaiglöckchen waren um den Stern gewickelt. Ich blieb reglos hinter "Jesus fällt zum zweiten Male..." stehen, zwischen den Sonnenstreifen. Er ging auf das Kreuz zu, hatte das weisse Hemd an. Legte Papier auf den Vers aus dem Johannesevangelium, zog schwarze Wachsstifte aus der Jeans, begann, die Worte auf das Papier zu schraffieren. Da sah er das Zeichen, dass ich ihm mit Kreide auf den Sockel geschrieben hatte. Seine innehaltende Hand für Sekunden wie ein Denkmal, dann fiel der Stift und zog im Fallen einen leisen schwarzen Strich durch mein Kreidezeichen.

Kathrin Halle, - 22.09.99 at 15:19:26

Die Besucherin stand vor der monströsen Elektronikhalde, hinter der sich A.&Mac226;s Turing-Maschine verbarg. Sie fragte: &Mac179;Und da ist jetzt dieses Internetz drin?" A. schüttelte den Kopf und antwortete: &Mac179;Nein, das Internetz ist eine Art Teilchen-Schleife." Die Besucherin glotzte wie ein Kübelwagen und ohne zu verstehen weiter auf die Turing-Maschine, nickte aber - Verständnis vortäuschend - mit dem Kopf. A. fuhr fort: &Mac179;Ein Teilchen-loop geht so: Aus dem Monitor jagen Photonen heraus und krachen über deine Augen in dich rein. Im Gehirn wirbeln dann die Neuronen, du wirst aktiv, denkst, tust: durch den Computer wirbeln dann die Elektronen. Das ist dann ein loop, ein geschlossenes System, auf Teilchenebene. Uns so hat dann jeder das Gefühl, daß hinter dem Monitor ein Raum ist." Die Besucherin nickte abermals heuchlerisch. A. jedoch merkte, daß die Besucherin nichts verstanden hatte und wechselte höflich das Thema.

Aspera Overdrive, z.Zt. nicht in Essen, Rheinland! - 22.09.99 at 13:50:46

Trikolore

Vergrätzt, Pupillen weitgestellt. Das
Licht nicht die Favoritin dieser Tage,
doch im Moment will alles strahlen,
Leute, Bäume, Maulheld.
So ein langsamer Sommer
wird ohne Zweifel Geschichte,
so ein ärmelloser Himmel,
Engel mit Schwimmflügeln,
die gegens Ertrinken anschreien
und den Ausdruck des Ozonverlusts
von einer ganzen Woche Hitzefrei
im aufgequollenen Gesicht haben.

Fresse, du Scheusal im Schatten.
Im Morgenchlor hält alles fest
an aller Rückzugsmöglichkeit, d. h.
es ist Herbst im nervösen Jahrhundert,
noch einmal der alte Dreifarbcode,
verrosteter Montage-Kran,
melancholischer Werftschrott,
Mangelei. Weiß der Himmel.
Roter Sportplatz. Hibiskusblau,
blauer als das stotternde Laubgebläse,
das Himmel und Spielfeld durchlöchert,
flattern die Trikots der Fledermäuse.

junkets hamburg, hamburg - 22.09.99 at 11:48:38

Ich war dann auch auf dem Berg. Mehr so´n Hügel, aber in dieser Landschaft, flach wie rahmige Milch, war´s schon ein Berg. Vor mir der Südsee (Tagebaurestloch, aufgefüllt, 500 ha Wasserfläche) und hinter mir eine noch aktive Grube, aufgerissene, nekrotische Erde, ein wenig Mond und Mars, ausgestattet mit Schwerkraft und Sauerstoff und begehbar. Das war schon was, einmalig könnte man sagen, von der Höhe, auf der ich stand. Dann runter und näher ran und plötzlich wuchs da was, was schon so vor Jahrtausenden am Höhlensee unserer Penaten wuchs: Silicea.

müller leipzig, d-sachsen - 22.09.99 at 11:46:53

r: ich habe keine ahnung, wo melle war. vielleicht würde ich ihn auch gar nicht erkennen- weiß ja nicht, wie er so ausschaut. aber ich geh' jetzt öfter mal rauf auf den berg und guck' nach.

elmodem muc, de - 22.09.99 at 10:47:13

"Mein Freund muss das aushalten, dass ich nachts aufstehe und Texte schreibe"

Sabrina Setlur mnnhm, deutschland - 22.09.99 at 10:43:40

melancholie,ein anker für treibende inseln.
ich suche ein blatt,für ein liebesgedicht.
punkt.
sie konnte nur hoffen, dass er sie eines tages so begehren würde,
wie die falter nachts unter ihrer haut
zur seidenweichen blüte erwachend
die gipfel der koerper mit heissen baechen
in ein punktartiges muster verwandeln,
ein tal westwaerts wandernd,
dem herzen den duft seiner haut atmend.
mit haenden aus den fragen, die er vermied,
ein haus aus tausend beats,wispernd und gurrend,
der ton bricht aus, salz vergessen im inneren,
bauen sie, so schnell -zu schnell fuer haben und halten,
immer wieder wuenschen, es sei gestern..

wozu die ironie dem gegenstand der verwirrung dient als spielzeug.

bitte laut vorlesen.nur mit spanischem wein aufgiessen.
wie findet man platz in einer anderen sprache,wie hört man auf alles in seinem inneren zu übersetzen?
Wie kann man sich verstanden fühlen ohne wurzeln in dieser kultur?
Verlust einer heimat, die untergegangen ist, nie wieder selbstverständlich leben.
gibt es jemand oder sind wir alle virtuell?

alinia wyler santa cruz, spanien,dz.germany - 22.09.99 at 09:54:32

Schmallspur: Gibt&Mac226;s es nicht. Es gibt nur: Mail oder nicht Mail. Es gibt nur: Schreiben oder nicht schreiben. Du merkst hier: Kurze Sätze. Du merkst hier: Viele sprachlich nicht zu rechtfertigende Doppelpunkte. Du merkst hier: Ich übe mich in der Pop-Attitüde . Ich komme gerade von einer Party. Punkt. Nicht Doppelpunkt. Ich merke: Ich, immer wieder Ich. Ich bin angehickst. Hicks. Zwei Tage hintereinander: Hicks. Das ist keine Attitüde. Das ist Shit. Tüde. Tüte. Müde.

Etüde-Attitüde
Attitüde-Etüde

So ein Scheiß, aber Etüden-Respekt, aber kein Attitüden-Respekt,


Gruß

Silicea

Aspera/Attitüden/Silicea/Etüden: Hicks, Scheiße - 22.09.99 at 01:43:49

Daß nun auch der Gothic-Rock wieder da ist (Vampire) &Mac246; Danke

Joachim Bessing Hamburg, Deutschland - 22.09.99 at 01:03:38

NIEMALS woiN-, sondern IMMER woi-prinzessche. und verwirrende weiten des internet. woiprinzessche nico war nie und nimmer in USA. wo ist das? wo...?

nico(lette) b wie berlin oder auch meinetwegen bingen/rhein, d - 22.09.99 at 00:05:54

I came so far for beauty = Ich kam so weit für Schönheit. (Binnenreim)
Rotwein, eigentlich nur der Komik wegen: Mazedonischer Merlot, den die St. Ursula Weinhandlung in Bingen am Rhein (sechstausend Nahverkehrszugfahrten...!) an NETTO verscherbelt, zu 3,99. Bei jedem Schluck denke ich: Das kostet fünf Minuten Schlaf. Extra. Oder Netto. Neben mir ruht das Kaisertum, das historische, föderal-partikularistische, preussisch-konservative, unitarisch-nationalstaatliche und imperiale. Auch das Volkskaisertum, das plebiszitär-bonapartistisch-cäsaristische. Adjektiv-isch gesättigte Prosa: POP, schneid dir was ab. In meiner Jugend war ich Weinkönigin. Mit Bürgermeistern trank ich sogenannten Federweissen, später in Festzelten ungezählte "Schoppen". Schoppen heisst der mit Coca-Cola oder Fanta versetzte Weisswein (ausgeschenkt in 0,5-l-Gefässen). Lächelnd hiet ich Kunststofftrauben vor die Kamera, unter dem Busen schnürte ein Dirndl-Mieder und der Lokalreporter durfte mir immer an den Arsch fassen, ich aber nur grimmig grinsen. Mein Geschichtslehrer sagte dann zu mir: "Oh, un jetz unser Woinprinzessche. Gschafft hottse nix, awwä gsoffe." Dann musste ich sagen, wie Lautern am Wochenende gespielt hat, und alles war gut.
Kaisertum und Demokratie: Ralf Bönt, was Sie da von der Demokratie sagen, halte ich für ein - pardon -idealistisches Gerücht. Die Nummer zwei leuchtet mir ein, nur denke ich sie genau umkehrt, wobei man da wahrscheinlich immer einen spexmäßig leichten zeitlichen Verzug mitberechnen muss. Beispiel George Michael, für den sich kein Pop-Definierer interessierte, solange die Mehrheit seine Platten kaufte. Aber vielleicht wurde damit auch der Kreis geschlossen. Vielleicht sind Bausparverträge längst -pop-. Wählengehen längst auch, egal wen oder was,... naja, und Demokratie ist natürlich Pop, na gottseidank, jetzt ist es raus, schönen Abend noch...

nico b, d - 21.09.99 at 23:55:08

I came so far for beauty.

nico USA - 21.09.99 at 23:43:38

Wo war er denn?

rebecca casati münchen, deutschland - 21.09.99 at 22:29:30

rebecca: heute abend war auf einmal ein berg mitten auf unserer strasse, ich bin raufgestiegen und die aussicht war prima. melle konnte ich aber nicht entdecken.

elmodem muc, de - 21.09.99 at 22:04:48

blassgruener fond im salzgeleckten Bad
setzen die hoerner ihm nicht auf
nur das wasser stroemt dem blut entgegen
steingrau legt die bleiche fest

marlene berlin, de - 21.09.99 at 21:24:03

Ach ja, mein lieber - achnein, ich möchte Deinen Namen doch nicht sagen hier so. Öffentlich. Ja, huch. Aber Du kannst Dir gar nicht vorstellen. Sylt kann ganz anders sein, als man immer denkt. Es gibt da einen Friseur, sowas von old style, das gibt's aufm Festland ja gar nicht mehr. Da geht man wirklich nur rein um sich die Haare schneiden zu lassen. Mit dem Messer natürlich. Ganz pur. Tja, mein lieber ( ) komm doch einfach mal vorbei. Im Januar oder Februar. Wirklich, Sylt ist ganz anders als man immer denkt.

Britta auch HAMBURG ist ganz anders als man immer denkt, - 21.09.99 at 20:11:14

Und über Herrn Oswald mag man sich manchesmal ärgern und denken: Sieht er so vertrocknet aus, wie er vorgibt zu denken?, aber, ABER: Die Geschichte vom Finzenz, die hat mich wiedermal zum lachen gebracht und ehrlich gesagt ist es mir sowas von scheißegal, ob ich sie hier oder in einem Buch lese. Nur hier kann ich jetzt ganz furchtbar lieb dem Herrn O. in aller Öffentlichkeit mal eben die Eier kraulen dafür. Na, da nich für, Herr Oswald!

Britta Hämburch, - 21.09.99 at 18:01:26

Ihr alle da draußen scheint ja irrsinnige DENKER zu sein. Allen voran Herr Bönt. Toll. Aber trotzdem habe ich nicht verstanden (werde ich nie verstehen, hoffe ich), was POP sein soll. Interessiert das überhaupt irgendjemanden? Naja, die Buchhalter vielleicht oder die, die die Filzer im Federmäppchen nach Farben sortieren. Oder vielleicht die FAZ-Leser. Lest die MOPO, da kommt ihr nicht auf so dumme Gedanken. Und schnell durchgelesen hat man sie auch (MOPO, das Kölsch unter den Zeitungen!?) und dann kann man rausgehen und echt was erleben und das wiederum kann man dann ganz gelockert hier reinschreiben. Einer hat mal gesagt: "Wenn ich denken muß, krieg ich Kopfweh und wenn ich Kopfweh hab, kann ich nicht denken." Dieser eine heißt Helmut Pauke, seines Zeichens Rockabilly ("Hauptsache, die Locke passt.") und hat eine Freundin, die Lydia heißt und wirklich (Alda, ich schwör) fette schwarze Haare uaf der Brust hat. Wenn das jetzt POP ist, dann weiß ich auch nicht.

Britta I gotta fly, bye-bye - 21.09.99 at 17:54:28

Aua, RALF BÖNT, das tat weh. Aber ich fürchte, Sie haben Recht.

Hippi S,, BW, D, EU - 21.09.99 at 16:57:37

Vampire

1.
Sie selbst fanden das Tote
im nördlichen Weilerfeld,
keine Rufweite vor den Gehöften.
Man stellte die Füchse im Hohlweg
unweit der alten Sägemühle,
zwei Geschwister,
und erschlug sie sofort.

Die Kindseltern sind in die Großstadt,
in eine Doppelhaushälfte gezogen.
Eine Adresskarte kam.
Zwischen Haus und Garage
das Brennholz,
von dort sprangen sie in den Boden.
Jetzt verlassen sie den Bau nicht mehr,
die Füchse sind eingerichtet.


2.
Das Fahrrad, dem der Scheinwerfer fehlte,
lehnte am Zaun, am Lenker zwei Spiegel.
Täglich kam die Sonne über den Hügel
und quälte, mit ihrem wärmenden Licht.

Da stand er und hatte die Augen gesenkt,
Fliegen verscheucht. Fliegen irren sich nicht.
In der Baumschule hat sich Brockmann erhängt.

Rekorder im Schuppen,
schwarz von Urin.
Tiere, überfüttert mit Miere,
verkohlt, verrenkt im Kamin.
Lieferwagen schob das Heck an den Baum.
Erinnerung, Tiefe und Traum.


3.
Vampire suchen allerorts
die Qualität, die Schauen,
Hören überwältigendes
Wohlgefallen bietet.
Sie suchen das Aufscheinen
der Seinsfülle GOttes und
ihr Gegenwärtigwerden
in Kult und in Kunst.
Vampire suchen im Blut
nach Spuren von Gehalt
in wohlabgestimmter
leuchtender Gestalt.

junkets hamburg, hamburg - 21.09.99 at 16:03:25

Verzeihen Sie bitte die falsche Schreibweise, mir macht meine Gicht zu schaffen: triticea!

Patty. N:Y:, - 21.09.99 at 16:00:50

Liebe tritica,
zerbrechen Sie nicht den Kopf. Sie sind nicht die einzige, die so empfindet. Ich für meinen Teil sehe diese Angelegenheit als die niederste meiner Süchte, wobei sie - merkwürdig - besser törnt als die Stoffe, die ich sonst sehr gern zu mir nahm. Kenne noch 'ne menge Leute, denen es so geht, die wollen aber lieber nicht genannt werden, sind sonst sauer. Jedefalls, Sie kleine exotische tritica, Sie sind mit Ihrer Leidenschaft nicht allein.
Liebe Grüße, Ihre Patty

P. Shellaberger, N:Y:, - 21.09.99 at 15:57:16

Genickschuss am Pool, Untertitel: Wie das Internet das Schreiben verändert. Von Georg M. Oswald letzten Freitag in der SZ.
Wie das Internet nun nach Meinung von Herrn Oswald das Schreiben verändere, habe ich nicht verstanden. Ich glaube, gar nicht, meint er.
Literatur finde bis auf weiteres in Büchern statt und nirgends sonst.
Nein, sage ich.
Ihre Literatur vielleicht, Herr Oswald. Merken Sie denn gar nicht, dass im Netz auch etwas entsteht?
Nicht etwas, das Bücher ersetzen wird vielleicht - aber bedingt durch die besseren Austauschmöglichkeiten doch eine interaktive, neue Form der Literatur - die ich nicht mehr missen möchte.
Schade, wenn ich die einzige sein sollte, die das so empfindet.

P. S.:
..."einen gewissen juvenilen Charme" solle der Pool am Anfang gehabt haben.
Herr Oswald, wie alt sind Sie denn?

triticea, nicht Silicea - 21.09.99 at 15:39:44

Lieber MELLE aus Berlin, darf ich jetzt endlich du sagen ? Wo ich doch so viel älter bin ? Im Ernst, haben Sie mir meine Lebensbeichte etwa wirklich abgenommen ? Eigentlich bin ich viel zu virtuell veranlagt, um ein wirkliches Leben zu führen. Deshalb fände ich es gar nicht so schlecht, auch einmal wie Kollege Hartmut tiefgefroren in einer Kurzgeschichte zu enden, und sei es auch erst in Opus 2. Ich wusste übrigens gar nicht, dass es noch so viel Ehrfurcht vor den Vorbildgestalten der Jugend gibt, und das unter "uns" Jungen Wilden !

Hippi Stuttgart, BW, D, EU - 21.09.99 at 14:54:22

Lieber POOLGEIST, danke für die schnelle Reaktion ( Bilder im loop, 19.9., 01.30). Leider scheint meine Grufty-Scanner-Software nur Grafikdatien mit dem Nachnamem ".jsd" zu produzieren, die aber angeblich auf beliebiger win-Basis (3.1, ´95 0der NT 4.0), zusammen mit einem sog. "auto-viewer document" gemailt, trotzdem irgendwie durch Doppelklick abrufbar sein sollen. Bisher klappt es allerdings, probeweise von hier zu meinem Zweitanschluss in der Ferienvilla, überhaupt nicht, aber ich arbeite weiter daran. Andererseits könnte ich mir denken, dass es unter den Loopern eh begabtere Zeichner gibt als mich, die vielleicht sogar mal so was auf die Beine stellen wie manchmal die Frau Döbereiner im Pool. Also, wer wagt es ?

Hippi Stuttgart, BW, D, EU - 21.09.99 at 14:41:39

feuilletons zu und sofort aufschlagen: den heutigen sonderteil der FAZ zu "Sicherheitstechnik". ganz groß. nur soviel zum heißmachen: otto schily schreibt über "prävention und repression", wie die z.B. "ineienandergreifen" müssen. plus massig experten zu spezialfragen, die im autorenverzeichnis mit foto drin sind.

truman seaside, - 21.09.99 at 14:34:51

Lieber Melle,
Dein Style ist so wack / geht gar nicht ohne crack/ weil es geiler ist sich umzubringen / als diesen Scheiß zu singen....

Patty Shellaberger N.Y., N.Y. - 21.09.99 at 14:15:05

Begriff des Tages:
Spannhülse für Straßenfräsmeissel.

triticea - 21.09.99 at 14:01:06

Ich verstehe Thomas Melle und seinen Auftrag nicht. Aber ich glaube, er ist gut.

rebecca casati münchen, deutschland - 21.09.99 at 13:05:54

also gut, ich übe.
mit silicea, das ich übrigens hervorragend vertrage.
empfehlung: narcissus poeticus D 30

herz mit sosse, mit kartoffeln,
zuerst schlägt es jahrelang in einer milchbrust,
dann schlingen sie es bei weissbier, das eindeutig nach banane schmeckt.
kruzifix, do hot da heagod einigspuggt.pfui deifi.
ja sagt faust, mein löffel war ein sieb, hab jahrelang nur elektronischen schleim gelöffelt,mephisto deine emails sind dass es der sau graust.
ajuda me, faur@baus, no soy loca ahora.
ich hab netzdispepsie, bringt mir doch ein paar orte, an denen man gepisst hat, bevor man drauf war, please.
übung macht den scheisser, oder klingt fucker besser?

betty bienenstich münchen, bavaria - 21.09.99 at 11:06:18

In der Amerika-Gedenk-Bibliothek: Ich blättere im Biennale-Katalog, während ich auf eine Bestellung warte. Neben mir sitzt ein leicht stinkendes, hageres Bündel Mensch, bei 28 Grad in Parka, Schal und Wollmütze verschnürt. Da, wo Gesicht sein sollte, ist Haar. Das Bündel rülpst, zittert und seufzt nervös, mal verzweifelt, mal begeistert und malt schöne Buchstaben und kleine ungelenke Zeichnungen in eine karierte Kladde. Neben der kladde liegt ein Apotheken-Tütchen, daraus linst eine Schachtel Tabletten vor. Ich gucke mal genauer hin: Name des Medikaments ist mir unbekannt, aber der Zeitschriftenartikel, den das Bündel so eifrig liest und aus dem es offensichtlich abschreibt, ist eine Abhandlung über Ecstasy. Wahnsinn.

nico(la) berlin, brd - 21.09.99 at 08:45:46

doppelzimmer in deutschland ist wie heisser sangria bei einer carmencita.
(=aufreissen party am wochenende auf der plaza)
aber verstehe doch: spanisch zu deutsch machen kann auch teuer werden.
dabei ist das wetter in santa cruz immer heiss.
ich werde natürlich versuchen in deutschland die deutschen zu verstehen, mit ihnen bier trinken und nicht wein, mit ihnen deutsch sprechen ohne akzent, aber wenn ich die sonnenbrille abnehme, sehe ich: lauter flaschen vor mir.
vielleicht hilft silicea gegen solche phantombilder.
männliche, leere und farbige flaschen, in denen die tropfen von gewesenem hängen und aus ihnen das letzte heraussaugen, ist obsession.
serva me la copa rota...

alinia wyler santa cruz, spanien,dz.germany - 21.09.99 at 01:01:19

Lustig daß du das gerade schreibst Bette, weil gerade hatte ich mit meinem Robert zwei Stunden lang sehr schönen Sex. Er ist sehr zärtlich und hat die flinkeste Zunge. Ich habe schon geschrien, noch bevor wir richtig zur Sache kamen. Und da waren noch zwei andere sehr lustige Leute, die wir durch das Fenster im Hof hören konnten und davon bekamen wir auch wieder Lust und wir haben das Fenster offengelasen, damit sie uns auch hören können. Jetzt tun mir die Brüste weh. Robert schläft, aber ich glaube ich werde ihn im Schlaf noch ein wenig saugen. Er ist so lieb und ich kann heute nicht genug kriegen.

Bussi von Sandra aus Berlin, - 21.09.99 at 01:01:02

das folgende ist die unautorisierte veroeffentlichung einer email, die ich gerade von einem freund bekommen habe, der auch in der stadt weilt.
nur so zur kenntnisnahme. zentrale namen sind geaendert.
mit besten gruessen von suse, die gerade einen entkoffeinierten tee mit milch und honig trinkt, dabei ihre unterhosen sortiert und ein schwaetzschen mit landlady norma haelt, ob rindfleischknochen in der gemuesesuppe wirklich sein muessen.

Die Musik nervt. 95er Techno. Ploetzlich lerne ich mindestens 10 Leute
kennen und wir gehen mit enja auf eine andre party next um den Block.Zwei nette
koreaner, irgendwelche John lennon Fratzen und ein paar maedels. Genial,
ein Riesenflat oder loft, 2000 squares oder so. Eine KuenstlerWG oder sowas.
Joe versackt derweil mit einer Griechischen Frau, die nicht schlecht
aussieht. Sie kommt eigentlich aus hamburg und will morgen nach Mykonos
Joe ist bekuemmert.
Spaeter erfahre ich, dass die total hart drauf ist und Heroin raucht. Oh
mann, spriztt sich das Zeug sogar, wie ich gehoert habe und
mittlerweile treffe ich immer oefter auch Koksnasen.
Und ich Kraut suche hier nur verzweifelt nach bier und Zigaretten.
Lerne eine von den beiden d&b; Djanes Shannon aus Washington DC kennen.
Super sound, bleibt eine weile hier, gibt mir flyer, ich empfehle ihr die good
world bar zum auflegen. Joe kommt nicht wieder , er muss wohl mit jamira,
wie sie heisst, in einem polnischen Pub sein.
Ich gehe mit Enja zur sub,weil stan das Schloss fuer die raeder hat, so
nMist.
Kurz vor der Sub , es war schon ein Stueck gehe ich instinktiv in eine Bar
und siehe da, Joe sitzt mit jamira und sie ziehen sich einen Drink.
Ich lache, tja nach 6 Wochen sich das Bett mit einem teilen, da kennt
man den Geschmack.
Ich zocke ihm das Schloss ab und wir dealen, wenn er in einer dreiviertel
stunde nicht zurueck kommt, fahre ich alleine los.
Also, Verabschiedung ,auch von Enja bis dienstag und ich wanke wieder
zurueck zur party.
Faslche Richtung. Komme an der anderen an, die schon zuende ist. Also
weiter die blocks.
Immer noch fette Stimmung trotz vier leuten. Die Freundin von Shannon legt
auf und wir beide gehen aufs dach. Dort ist eine kilometergrosse Flaeche.
Fantastisch.
Boxen versorgen uns auch dort mit musik. Merkwuerdige Girls oben und
wieder so Hippiefreaks. Es gehen ausserdem Ecstasy pillen um, ich nehme lieber
einen Schluck Gin, weil nix mehr da ist.
Dann falle ich unten im party room mit shannon auf eins der riesigen
Betten,waehrend die Musik weiterdroehnt.
Einer der mibewohner nervt uns aber noch bis 8 mit so 60s Folkmuusik,
immer wieder neu aufgelegt und total betrunken, weil die platten dauernd
kratzen.
Dann schmeisst er mich ganz nett aus dem Bett , wo er sich mit seiner
Freundin hinknallt, die total nervig zugespeedet ist und pralles Zeug labert. So
ne junge Blonde, die aber einen schlabrigen Schlafanzug anzieht, wie
unerotisch .Dave glaube ich, gibt mir nen Schlafsack, wo ich auf dem Boden
weiterknacken kann. Neben mir liegen noch so zwei hiphopgestalten und shannon
kriecht zu ihrer Freundin aufs Bett .
Die katze und so ne Klimaanlage macht einen super laerm, ich schlafe bis
halb vier mittags.

44.Tag - Sonntag, 19.09.99
Swatch 254, New York 01:07, Cologne 07:07, Tokyo 16:07, Mars ?

Am naechsten tag verabschiede ich mich nett von dave und geb ihm noch ne
einladung fuer Dienstag.
Nach 10 jahren habe ich zwei sachen wieder gemacht. Ich habe in meine
Struempfe gerotzt, weil ich kein taschentuch finden konnte und bin nach einer
abenteuerlichen suche mit zwei raedern gleichzeitig nach hause geradelt.
Einmal bloed von Cops angequatscht worden, habe was gemurmelt und bin cool
weitergefahren. Es hat eine Stunde gedauert, weil ich mich nur an der skyline,
demjudenviertel und spaeter der grossen Brooklynuhr orientiert habe.
Fast die hand gebrochen, als das zweite rad bei einem Schlaglochausbricht.
Zuhause hat Joe tatsaechlich mit jamira dort ueberrnachtet. Sehe ich an
ihren Zigaretten und ihrer telefonnumer. Er ist jedoch nicht da. Jane hat
getobt und meint zu mir, the border is crossed.
Sie will, dass wir moeglichst bald verschwinden.
Ich bin zu platt, um das zu registrieren. Joe ruft an und kommt vorbei .
er war mit ihr essen. Wir resummieren und lachen uns kaputt. Gut gecouplet,
the ehrenkodex!!
Nach maessigen recherchen und updaten
wanken wir schon um 9 ins bett.

Suse, New York, Missed everything - 21.09.99 at 00:58:17

Und was ist mit Sex????

Oder: Warum hat hier niemand SEx?

Bette Berlin, - 20.09.99 at 23:22:30

"B. hat letzte Woche den Furby in einen Schrank gestellt, weil er so genervt davon war. Heute frage ich ihn, wo denn eigentlich der Furby sei. B. meint, der sei plötzlich weg. Er habe ihn in den linken Schrank gestellt und am nächsten Tag sei der Furby weg gewesen. Wir haben ihn dann nicht im linken, sondern im rechten Schrank wiedergefunden."

Das schrieb mir meine Bekannte auf einer Postkarte. Vorne war eine Kiwi drauf.

elmodem muc, deutschland - 20.09.99 at 22:39:50

Ein Mann, den ich gut kenne, erklärte mir neulich die Vorzüge eines "Kölsch". Das handelte dann von der Größe (schnell weg, immer frisch deshalb) und davon, daß es ein obergäriges Bier ist. Folglich das leckerste der Welt. An mehr erinnere ich mich nicht, obwohl es sich wohl noch durch etliche andere großartige Eigenschaften auszeichnet. Vor ein paar Tagen sagte ein anderer Mann, den ich auch gut kenne, indem eine Halbe, braun im Glas, vor mich hinstellte: "Das beste Bier der Welt." Es sei ein dunkles Bier, untergärig, ausgeschenkt in Krügen, daher gesellig und nahrhaft. Heute ist mir wieder eingefallen wie zwei Typen, die ich nicht kenne, in Nürnberg in der Straßenbahn gesoffen haben. "A subbä Bier." - "Fraali, des lefft gut nei." Ich mache mir Sorgen wegen meines Umgangs.

Britta Grinsekatze, kein stinkender Kläffer - 20.09.99 at 21:33:47

Wir rücken uns ein paar Schemel ganz dicht an die Bühne und lassen uns von fetten Gitarrenwänden überrollen. Die Haare hängen uns Gesicht wie dem Gitarristen und die Bässe wirbeln uns den Mageninhalt durcheinander. Die Fluppe klebt an der Lippe fest und reißt ein Stück Haut raus. Blut schmeckt wie Rock schmeckt wie Liebe, süß und brutal. Zwischen den Stücken ist es ganz still bis auf das Zischen der Nebelmaschine, die den leeren Raum hinter uns verschwinden läßt. Wir im Nichts mit Soundtrack. Irgendwann gehe ich auf die Bühne und hauche ins Mikrophon: "Danke Spalt." Ich weiß, daß meine Lider auf Halbmast hängen mit weißem Lidstrich drauf. Ich küsse dem Drummer die Hand und verschwinde im Nebel.

Britta Hamburg rocks o.k. right now, - 20.09.99 at 20:39:26

alinia, was heisst denn dz.germany? Heisst dass, du bist momentan in Germany? Oder heisst das, du bist in Santa Crrruuuuz und willst ein Doppelzimmer in Germany? Aber ich muss dich warnen: hier sind die Mieten höher, die Flaschen voller und das Wetter...ja das Wetter das ist einfach todesgeil! Hallo Santa Crruuuz hier ist Germany. Wie ist das Wetter bei euch da unten? Lass uns über dein Gedicht sprechen - geht's da um Alkoholismus, diese Geisel der Menscheit? Oder ist das so richtig intellektuell, tiefschürfend und so? (Kurz: zu hoch für mich)


eiseisbaby münchen, bayern - 20.09.99 at 17:16:07

flaschenexkurs.
die flasche, ein sinnloses objekt, etwas, das man immer entleert, benutzt um sie wegzuwerfen, das meistens leer ist und durchsichtig.
ein behälter für futter oder gestank, abhängiges saugen oder pesos.
wie oft haben wir ihn in der hand gehalten, berührt, getragen, betrachtet ohne anzusehen oder ins meer geworfen?
farbe, glas, licht, warum widmet ein mensch sein leben einer flasche?
auch wenn er nicht morandi heisst. ein gefäss der ewigkeit, bis wir aus strohhalmen aus unseren monitoren die heissen verzehrflüssigkeiten saugen können.
t.b.c

alinia wyler santa cruz, spanien,dz.germany - 20.09.99 at 17:03:24

Hohoho - hier geht ja was ab. Habe mich durchs Poolarchiv gewühlt und muss schon sagen: da geht eiiiniges. Einfach cool im Pool: diese Nummer mit dem bösen berliner Buben, der einfach Christian Kracht und Moritz von Uslar faked. Wahnsinn! Bin auch drauf reingefallen - obwohl ich mich schon gewundert habe, warum Uslar plötzlich so tiefgründig daherredet, der alte Schlingel...einfach anarchisch das! ...und die George Nummer mit jetzt ist aber Schluss verdammt.
Dieses ichhaujetztaufdentischverdammt!Jetzt schreibt ihr Schergen, schreibt! Und bitte was Blitzgescheites und nicht so dummdreisst wie die Normalos, da am Beckenrand, die kleinen Looper, die Möchtegernliteraten! Die machma dicht! Aber holla! Das erinnert mich so angenehm an gute alte Kindergartenzeiten und Teenie Cliquen. Oder Band- und Theatergruppennachmittage. Der X oder der Y is wieder nicht gekommen, das geht doch nicht! Oh my God! What a wonderful world! :-)






eiseisbaby münchen, bayern - 20.09.99 at 16:41:50

Silicea - hämisch auch Kieselsäure genannt - war traurig. Seufzend sprach sie laut zu sich selbst: &Mac179;Das Ich im Text ist eigentlich klasse. Vorausgesetzt, Das Ich ist unendlich groß und tief, reicht es auch für viele Bände. Ist dem aber nicht so, und das ist die Regel, muß man Das Ich bzw. Die Ichs ständig neu erfinden. Aber dann muß man sie auch nicht mehr Ich nennen."

Silicea war so verzweifelt, daß sie beschlossen hatte, von zu Hause weg zugehen. Sie träumte und sprach nur noch von New York. Sie träumte so lebhaft von dieser neuen gelobten Stadt, daß sie sich später, als sie aus New York zurückkehrte, kaum an das New York erinnerte, das sie gesehen hatte, sondern nur von dem New York träumte und sprach, das sie in ihren Träumen gesehen hatte.


(Kleiner Vorabdruck aus meinen Memoiren: Silicea - Wendekreis des Ichs, Rogner-Bernard, Frühjahr 2000. Bitte jetzt schon alle bei 2001 vorbestellen!!!)

Silicea, Bonn, Rheinland! - 20.09.99 at 16:25:03

melle als einsames rasendes ich will jetzt die totale reinheit. wenn hier dürftige notizen reingeschrieben werden, gedichte von hippi, ausgelagerte tagebuchnotizen und unschöne persönliche stilexperimente: warum macht dich das so fertig? du bist gut, deine selbstanzündungen sind gut und hell, suse verehrt dich, warum also kannst du die unreinheit des ortes nicht ertragen.

cornelius berlin, - 20.09.99 at 15:49:23

frage: hilft kieselsäure auch gegen betty bienenstich?



eiseisbaby münchen, bayern - 20.09.99 at 12:57:20

regards to britta,weil
1.denn sie wissen alle nicht was und wofür sie es tun.
2.ist eine kultur am sterben, weil sie keine ursprünge mehr zulässt
und nur noch von selbsterfahrung und vervielfältigung getragen ist
3.tiefe lebensbezogene erfahrung abhanden gekommen ist und jegliche akzeptanz von schicksal und die daraus resultierende möglichkeit des untergangs verdrängt wird.
4. es stinkt und ist laut und hält niemals still
5.gott ist gelächter

betty bienenstich münchen, bavaria - 20.09.99 at 12:42:10

silicea - auch "kieselsäure" genannt - hilft auch gegen pickel in der pubertät. geheimtip: in der ersten halben stunde auf einen frischen mückenstich aufgetragen, wirkt kieselsäure wunder. einfach antrockenen lassen. ich meine, wer kennt denn ein mittel das wirklich gegen mückenstiche hilft? systral? dass ich nicht lache. zugegeben: systral kühlt. aber es hilft nicht.

eiseisbaby München, Bayern - 20.09.99 at 12:33:21

Silicea ist das einzige homöopathische Mittel was hilft bei epileptischen Anfällen nach FIP-Impfung, sagt die Helferin. Der Balkon wird entfernt, wieso bleibt auch ein Rätsel. Mittlerweile vibriert das Hirn im Preßlufthammerrythmus (kleine Amplitude bei hoher Frequenz). Eine Katze maunzt und der blinde Igel frißt wieder. Manchmal, so auch jetzt, wär ich gerne am Meer, wo der Wind sich rumtreibt mit seinen Blähungen und Vorstößen und Windbeuteln und Kehren und Wenden. Telefon im Preßlufthammerblues, ich geh nicht ran und erkenne die Meldung der Krankenkasse als tiefe Wahrheit: Lärm ist gesundheitsschädlich.

müller leipzig, d-sachsen - 20.09.99 at 11:05:13

Liebe Anna aus Hamburg, 1. ich glaube nicht, daß Sie aussehen wie ein Fahrrad.
Leider bin ich zur Zeit selbst ein wenig frustriert, denn mir wurde nach meinem letzten Eintrag vehement "Bitterkeit" sowie "Neid" unterstellt. Verwirrt zog ich mich übers Wochenende zurück in meine Hacienda in Anden/Peru. Ich beobachtete eine junge Peruanerin, bestimmt zehn Jahre jünger als ich, wie sie ihr Neugeborenes im Schatten stillte, während ihr kleiner Sohn sich an sie schmiegte, ein merkwürdiges Kinderlied summend. Da war es auf einmal, im Ansatz spürte ich dieses Gefühl: Neid. Aber dieses Gefühl hatte gar nichts zu tun mit dem Erstaunen, über die totale Ausschlachtung von allem, was privat, heilig oder auch belanglos sein könnte. Sowie gnadenlose Selbstüberschätzung derer, die nicht wissen, was sie tun...aber stolz darauf sind.
Vielen Dank für den Zuspruch.

Patty Shellaberger N.Y.,, N.Y. - 20.09.99 at 10:50:39

Seltene Reiseluft morgens nach Niederschlag 12mm
ohne Geschmack und Konsequenzen
Da werfe ich mich auf den Drahtesel
und radle singend zu den Kreisverkehren
Yeah yeah yeah

Kreisen bringt nichts, meint ihr ?
Ich kreise kreise kreise
bis mir die weißen Mäuse trillern
Ich pfeife auf sie

Mich hält niemand an heute morgen
bis ich irre auf Pflaster schlage
es schlage schlage ohnmächtig und
endlich
Reste des Regens schmecke

Übrigens, wer auch glaubt, er müsse immer noch total aufgekratzt mit high speed duchs Leben gurken und dann auch noch Literatur draus machen, dem empfehle ich zur Entspannung mal den Tristram Shandy von Laurence Sterne, dazu einen guten 97-er St. Laurens vom NeusiedlerSeee. Die Weinhandlung Nickel kann da sicher weiterhelfen. Nickel selbst trinkt zwar nur Weißen, aber ein guter Roter wirkt doch weitaus herzprotektiver und wird deshalb ganz besonders allen manischen Hektikern wärmstens, besser noch bei Zimmertemperatut ans Herz gelegt.

Hippi Stuttgart, BW,D - 20.09.99 at 09:01:16

Im Riverbank State Park im Nordwesten Manhattans suchen die Menschen nach einem Weg aus der Gefangenschaft. Auf der Laufbahn um das dortige Kunstrasenfeld am Ufer des Hudson River gilt es, den Körper in einem ungewinnbaren Kampf immer wieder aufs neue mit dem Elementarfakt seiner Physis zu konfrontieren. Das Ganze geschieht im Gehen. Eine jede für sich, ein jeder in der eigenen Zeitlupe. So gehen sie. Gegen den Uhrzeigersinn. Runde um Runde. Es gibt keinen Startschuß, keine Ziellinie. Sie wanken auf eine der Bahnen, kreisen dann auf ihr im tauben Stupor um das weite Grün, willenlose Meteoriten, leidend am eigenen Fleisch. Denn sie sind schwer. Im Geist wie am Leib. Es ist ein schmerzvolles Raumgreifen, ein zähes Sich-Vorarbeiten wie in Wolldecken gewickelt durch einen mit Altöl gefüllten Subway-Tunnel, kein Licht in Sicht. Dabei ist es still, alle Kraft ist nach Innen gelenkt, darauf aus, die drohende Erstarrung zu bekämpfen. Jede auf das Außen gerichtete Sensualität, alles In-Kontakt-Treten mit der Welt und den Anderen wird dadurch unmöglich gemacht. Nur der leichte Hauch, der von der Jersey-Seite über den Fluß weht, dringt vielleicht manchmal zu ihnen durch, erinnert sie an irgendetwas. Manche breiten gar die Arme aus, Opfer ihrer erbärmlichen Vision, sie könnten im Fliegen ihr Hiersein in ein anderes Aggregat transzendieren. Vergebens. Niemandem gelingt die Flucht. Einige bleiben liegen, irgendwo am Rand ihrer Bahn. Andere driften vom Kurs und aus dem Orbit, tiefer ins Eingeschlossensein.

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Roger Cohen in der Times über die Probleme der Schröder-Regierung: "Images of the Chancellor as fat cat - with sharp suits and Cuban cigars - have far outweighed images conveying a popular touch." Schröder propagiere nun das amerikanische Modell: weniger soziale Sicherheit, mehr Eigeninitiative, harte Sparprogramme. Dafür sei Deutschland noch nicht reif.

"Chancellor": in dem Wort stecken "Zufall", "Cello", "Zelle", "oder" und "Chance". Wird Schröder je die Chance bekommen, in einer Zelle mit dem Zufall oder auf einem Cello zu spielen? Gut, bisschen abwegig. Die fette Katze.

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Dinner mit Investment Bankern und Anhang aus Jersey, NY, Turkei, Paris, Frankfurt. Eilon, in Israel geboren, erzählt, er war bereits dort bei der Armee und hat sich jetzt hier bei den Marines beworben, sie haben ihn genommen und er ist so froh, dort anfangen zu können. Die einzige Sorge sind seine Augen, denn er wird aus seinem Kampfjet hauptsächlich Ziele an Land beschießen, kaum Luftkampf, und es sind nur diffuse Flecken, die man da anvisiert. So wie die chinesische Botschaft in Belgrad, frage ich. Ja, sowas passiert. Aber das seien ja meist programmierte Ziele, da schaut ja niemand mehr selbst hin. Ach so.

Tags darauf lernte ich im Cafe einen Russen kennen, Dr. Ilya Vinitsky, der just davor im Netz gelesen hatte, dass in Rußland weitere Bomben hochgegangen sind. Er lehrt hier an der Columbia Universitaet osteuropäische Literatur, seine Familie lebt in Moskau. Nun überlegt er sich, vorerst zurückzugehen. Obwohl er nicht weiß, was er dort tun soll. Bei seiner Familie sein und auf die Detonation warten. Was die Leute am meisten ängstige, fast noch mehr als die Tatsache, dass Menschen sterben, sei die Anonymität der Täter, denn bisher hat sich niemand bekannt. Zwar gehen alle davon aus, daß islamische Extremisten diese Bomben legen, doch das Feindbild bleibt unklar. Die Bedrohung dunkel, dadurch umso bedrohlicher.

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MY DEAR MELLOW MELLY: Noch ein Nachtrag zu Lebensentwurf und Ich-Peinlichkeit:

ZUNAECHST: Wunderbar, Dein Spermagenozid, habe mich viel gefreut vorm Fernseher, gedacht, ja da isser unser Melle, GROSS und KAPUTT, wie wir ihn kennen und brauchen.
ABER. Zum poetologischen Entwurf: Nicht das offene Ich und die peinliche Selbstzerfleischung machen Literatur aus. Dann nämlich wäre das Ich nach einem ersten Buch leer, alles folgende nur noch seichte Variation, je nach aktuellem Ich-Input. Gute Literatur erfindet Ich und Welt. Produziert Wahrnehmung, schafft Emotion, formt Welt, indem sie beobachtet und kanalisiert. My characters have opinions, I don't. So spannend ich Biographie und Innenansichten finde, für Orientierung, Identifiaktion, Neid, Bewunderung, Schock, Abgrenzung, wasimmer. Insgesamt zu eindimensional. Literatur macht und wiederholt gerade nicht permanent das Ich. Warum das immer noch zum Thema wird. Sehnsucht nach Identität, Einssein mit sich. Nicht endenwollende Selbstreflexion macht mürbe, lähmt wirklich.

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"The supermarket is the privileged place for a phenomenology of surfaces."

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Erwachsensein: Sich nicht mehr schämen für irgendein Fehlverhalten, einen Konventionsbruch, eine Macke, ein Anderssein. Uneitler werden. Unverblümtere Neugierde. Ruhig mal dumm sein dürfen, wissend, daß man anderes weiß als das, was in dem Moment nicht gewußt oder verstanden wird. Cooler werden. Gleichzeitig staunen können. Eine Viertel Stunde brauchen, um die Magnetstreifenfahrkarte richtig herum in das Lesegerät neben dem Busfahrer zu schieben, während die anderen Fahrgäste hinter dir im Sturzbach gurgeln. Danach die kopfschüttelnden Omas anlächeln. Das alles in Harlem/New York/USA. Als einzige Nicht-Hispanic im Bus.
ABER auch: Demut üben, Charakter schätzen lernen hinter unwichtig inadaquater Fassade, andere Entwürfe akzeptieren, die man früher aus Selbstschutz und wegen der eigenen Unfertigkeit lächerlich fand und machte. Seinen eigenen Anspruch/Entwurf/Traum relativieren neben dem der Anderen, ohne ihn dabei abzuschwächen. Ausland ist gut dafür, dies alles zu üben.

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So lonely. So cold. Fuesse stinken. Diskurse muffen. Wenn ich jetzt wo sein könnte, wo denn dann? Vielleicht in Griechenland in einer Hütte auf einem Hügel, mit Himmel, Wasser, Sonne, der Liebe meines Lebens, vollem Kühlschrank, unendlicher Bibliothek, und Internetzugang.

Wann waren Ihre Füße das letzte Mal so kalt, fragt der Scientologe beim Auditing. Nun, vor ungefähr 50 Jahren, da war ich fünf und hielt sie in einen Bach, der zwei Wiesen in der norddeutschen Marsch von einander trennte. Damals hatte ich das unvermittelte Verhältnis zur Welt noch nicht verloren. Jetzt bin ich ein Bildschirmjunkie geworden.

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Longing on a large scale.

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SVEN: so wunderbar deine herbstduft-impression!

CATHERINE aus NY: Du sollst nicht einsam sein! Mail an pool (SVEN, bitte weiterleiten), dann wollen wir einen Kuchen essen.

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Schlaft gut...

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SUSE, LONELY SUNDAY IN NEW YORK, NACHTRAEGE - 20.09.99 at 03:34:22

"Ein Bewußtsein der eigenen Person entsteht aus einer gewissen Menge an Aktivitäten und nicht durch bloßes Nachdenken über sich selbst. Man muß es üben."
Bruce Nauman

elmodem muc, deutschland - 19.09.99 at 21:12:50

POOL/LOOP verführt mich. Geht es nicht weiter, stell' ich mir Fragen, überschlagen sich die Dinge, denke ich 'Halt'. Auch ohne Monitorkontakt geht das Spiel weiter, er hat die Macht, mir bleibt das Ritual. Aber: Was wird aus der Verführung in einer Epoche der Verfügbarkeit? Was macht der Verführer, wenn es keine Standesschranken mehr zu überwinden gilt, wenn im Kampf der Geschlechter nicht mehr vor der Schlacht feststeht, wer Aggressor, wer Verteidiger ist? Und kann es überhaupt Verführung geben, wenn es nichts mehr zu verteidigen gibt? Wird die Verführung zwangsläufig zu einem von Lolita vergessenen Lolli, wenn durch Empfängnisverhütung die Konsequenzen des Erfolges unsichtbar werden? Geht der Rückzug von gesellschaftlichen Sanktionen mit einem Zugewinn oder einem totalen Verlust von individueller Verführungskompetenz einher? Ist das Spiel noch das gleiche, nur weil das Ergebnis das gleiche ist? Und wie gelangt man überhaupt zu diesem Ergebnis, wie vollzieht sich das "passer à l&Mac226;acte", wenn die Verführung nur noch ein Zitat ist, Spiel im Spiel, ein roter Rock, reanimiert aus der Altkleidersammlung, Eiswürfel, die schon in "9 &Mac184; Wochen" als Requisite ausgedient haben? Ich will's nicht wirklich wissen. Denn ob das Ritual ein Ergebnis hat, wenn es schon selbst eines ist oder nicht - so what?

Kathrin, Halle, - 19.09.99 at 20:32:00

Ich bin wieder da und mir verschlägts die Sprache. So viel zu lesen - eigentlich. Aber so viel lähmendes, so wenig lustiges. Diskutiererei, bäh. Wieso keine Beleidigungen? Oder andere kreative AUSBRÜCHE? Naja, wenn ich das überwunden habe, werde wenigstens ich wieder grinsekatzenmäßig unterwegs sein. Hoffentlich. Aber schön, daß überhaupt noch geschrieben und nicht bloß aufgerieben und zerfasert wird.

Britta zurück in Hamburg, Deutschland - 19.09.99 at 13:21:37

Eine seltsame Vermeidungshaltung geht um. Meine Freundin hat unseren gemeinsamen Ausgehabend mit zwei Männern abgesagt; sie hat eine Grippe im Leib und möchte den Ausbruch einer schwerwiegenden Krankheit nicht provozieren. Ich habe den beiden Männern abgesagt, zumindest dem einen von beiden... Max hat nicht seine Eltern angerufen, auch nicht seinen Bruder.. So sitzen wir hier, am Sonntagvormittag, nachdem wir gestern Kava-Kava, trotz des schlechten Geschmacks, gekaut haben, sangen einem Freund soeben ein Ständchen zum Geburtstag und verschickten es über e-mail. Unsere Nachbarn, die auch unsere Vermieter sind, beraten draussen vor der Tür darüber, dass sie das Gärtchen vor dem Haus "ganz wegmachen möchten", damit die Autos bessere Zufahrt haben; das ist schade, hatte ich doch gehofft, im nächsten Jahr ein paar Pflänzchen pflanzen zu können...

Yve Soleilmoon Köln, Land - 19.09.99 at 11:23:17

Ja, Bilder gehen im loop. Aber nur als mail an uns. Jpegs, Gifs, Picts, nicht größer als 20k, nicht gestuffed. Aber der Geist sucht sich dann etwas heraus, klar?

pool* - 19.09.99 at 01:30:24

Ralf Bönt. Klar ist es ein Forum, oder vielleicht auch eher eine Plattform. Was auch sonst, hat jemand etwas anderes behauptet?
Ihren Poesiealbumsatz "Ohne Beschränkung keine Form..." usw. würde ich an anderer Stelle auch sofort unterschreiben, an anderer Stelle, z.B. wenn sie Musik oder gedruckte Bücher analysieren oder Musik oder Bücher schaffen. Wer dabei nicht Form untersucht, und dieser Untersuchung nicht einen hohen Stellenwert einräumt, kommt selten zum Kern des Werkes, bzw. verfranzt sich bei der Schaffung desselben.
Aber gilt das auch unbedingt für das Internet im allgemeinen, für dieses Forum im speziellen..?
Ihnen und einigen anderen hier fehlen Form, Vorgaben und Zielsetzungen innerhalb des Projektes, sie sehen das als Schwäche, als konzeptionelle Schwäche. Ich sehe dieses Fehlen jedoch als Stärke. Sie sehen im Chaos die Schwäche, ich sehe in dieser nicht Eingezwungenheit eine Kraft. Zumindest auf dieser Seite des looppools herrscht eine gewissen Form der sich-selbst-regulierenden Anarchie und das ist spannend zu beobachten. Hier gibt es alles, von der gequirllten Kacke bishin zum Kleinod. Und das alles schnell, sehr schnell, erdacht ist fast gleich gemacht. Und alles nicht für die Ewigkeit, sondern meistens für den Augenblick. Das letzte können am besten die hier nachvollziehen, die mal ein paar Jahre bei einer Zeitung oder einer Zeitschrift gearbeitet haben, sie können die schönste Reportage der Welt oder den analytischsten Leiter aller Zeiten schreiben, am nächsten Tag ist alles Altpapier. Lassen Sie sich doch mal drauf ein! Das nicht Draufeinlassen auf den Charakter des Internets ist auch der Grund, warum Oswalds Artikel in der SZ völlig daneben ging. Er kündigt an aufzuzeigen, "Wie das Internet das Schreiben verändert" und kommt doch nur zu angeblich ehernen Merksätzen des Dichters. Die ständige Rückbesinnung auf solche angeblichen Weisheiten verschränkt doch schnell die Sicht auf das Neue, bzw. verhindert sogar von Vornherein zu untersuchen, ob es etwas Neues gibt. Außer Schnelligkeit, Kurzlebigkeit, Anarchie, Mannigfaltigkeit, Facettenreichtum gibt es sicherlich noch viele Punkte, die das formlose Internet für Literatur- oder Textschaffende interessant machen. Finden Sie diese Punkte doch heraus, aber das schaffen sie nur, wenn Sie sich auch darauf einlassen.

Aspera, vor dem Kneipenbesuch, Bonn, Rheinland - 19.09.99 at 00:13:07

An PATTY SCHELLABERG aus New York:
Liebe Frau Schellaberg,
es freut mich, daß Sie mit mir einer Meinung sind. Und wo wir uns über die Nicht-Bedeutung von Autoren-Shampoo-Flaschen offenbar einig sind, werde ich mich jetzt auch einmal an einer Badezimmer-Story versuchen:
"Ab wann beginnt das Zahnfleisch eigentlich grau zu werden - und was muß ich bis dahin erreicht haben? Zähne, die aussehen wie ausgebleichte, gefundene Tierknochen sind ein untrügliches Zeichen für Alter. Für Morschheit. Für Unattraktivität.
Was ist eigentlich die richtige Menge Zahnpasta? Halber Bürstenkopf? Viertel? Ganz? Benutze ich etwa immer zuviel? Habe ich in meinem Leben also bislang Tonnen von Pasta verschwendet? "Pasta" - als wenn das irgendwas mit einer Nudel zu tun hätte...

Ich putze mir die Zähne immer so, daß mir der ganze Schaum links unten aus dem Mundwinkel läuft und ins Waschbecken tropft. Total unästhetisch. Deshalb wollte ich mir auf Klassenreisen nie die Zähne putzen. Zumindest nicht mit den anderen zusammen. Reichte doch schon, daß mein Busen neben den ganzen Vollbusigen Vorpubertären beharrlich an zwei Mückenstiche erinnerte. Das war ungefähr so, als wenn alle Mädchen Porsches wären - und ich ein Fahrrad..."

Und übrigens: Ich habe nichts gegen Herrn Kracht, habe ich doch jahrelang mit ihm an einem Tisch gesessen.

Betrachten Sie sich als herzlichst gegrüßt.

Anna Hamburg, - 18.09.99 at 20:46:20

 

danke, sven! HipHop-WordShop war ein guter tipp- so richtig mit loops sogar.

elmodem muc, deutschland - 18.09.99 at 20:05:51

Ganz Bayern hält am Radio den Atem an während der Münchner Oberbürgermeister die Wiesn eröffnet.
Drei Schläge hat er gebraucht und es hat nicht gespritzt. Wenn das keine gute Nachricht ist!

triticea - 18.09.99 at 14:13:35

Eh was, TOM KUMMER, meinen Sie etwa Pippilotti Rist oder doch Pippi Langstrumpf ? Ich kann sie leider beide nicht von Ihnen grüßen !

Hippi Stuttgart, BW, D - 18.09.99 at 13:36:44

Wurschtl, wurschtl...usw...
Ich war nicht in "Eyes wide shot", weil zu viele da rein wollten. So mussten wir wohl oder übel wieder nach hause fahren, blieben zwischenzeitlich im Parkhaus stecken, hatten eine unerfreuliche Auseinandersetzung mit dem Parkhauswächter, der mich immer wieder anschrie, "drücken sie auf die Ruftaste, wo ist ihr Ticket?", -und irgendwann öffnete sich die Schranke. Nicht unweit unseres Zuhauses gibt es eine Videothek und wir liehen uns "Das Fest" und zwei Folgen von "Voyager", die wir noch nicht kannten. "Das Fest" war sehr gut und "Voyager" handelte von einem Holoprogramm, das von nichtmenschlichen, protonischen Lebewesen, besucht wurde; das Schiff befand sich in einer Protonenwelt, in der Menschen keine Lebensform sind. "Das Fest" zumindest wirkte noch nach. Ich kenne ähnliche Situationen. Das Problem ist, man spricht etwas aus, es gibt ein grosses Trara, man beschliesst, nichts mehr miteinander zu tun haben zu wollen oder es bleibt wie bisher; ändern tut sich nichts. Sinn hätte das Ganze nur dann, wenn die Offenheit nachwirkt und bleibt, wenn nicht alle wieder in ihr gewohntes Leben zurückkehren, wo alles so weiterläuft, sondern Konsequenzen gezogen werden, nicht nur in der Abgrenzung zum "Schuldigen", sondern auch für das eigene Leben. Ehrlich sein. Auweia! Am Sonntag steht bei uns wieder so ein Familientreffen an, diesmal ist Max's Familie angesagt und es ist schon jetzt absehbar, dass man sich nichts zu sagen haben wird. Da sind mir meine Eltern, wo es meist von gegenseitigen Vorwürfen und Kindheitsgeschichten nur so wimmelt, schon fast angenehmer. Ich habe Max gesagt, mach du das mit deiner Familie aus, mir ist's egal. Und er hat noch nicht angerufen. Er hat schon überlegt, sie anzurufen und ihnen zu sagen: "hört mal, ihr könnt zwar gerne kommen, aber wozu eigentlich, es gibt ja eh nichts zu sagen" oder "sagt mal, ich finde das komisch, aber eigentlich haben wir uns nichts zu sagen...". Man könnte vieles dazu sagen. Und am Sonntag gibts Tee.

Yve Soleilmoon Köln, Germany - 18.09.99 at 13:10:23

Gerade habe ich die brandneuen Artikel im Pressespiegel vom 18.9.gelesen (Freitag + SZ), beide sehr informativ. Frage an GEORG M. OSWALD : gibt es wirklich noch keine (technische) Möglichkeit, auch spontane grafische Beiträge (scrabbles, Karikaturen u.ä.) ins Netz zu stellen (möglichst natürlich auch im Loop) ? Fragt doch mal euren Poolgeist !

Hippi Stuttgart, Deutschland - 18.09.99 at 12:12:23

pool, der - am pool finden sich in aegypten eher die leute die zwar viel Geld aber sonst von allem ziemlich wenig haben, speziell gilt dies fuer hirn. dieser pool scheint also anders zu sein. na mal sehen. werde mich gemuetlich in einen liegestuhl plazieren und hinter der faz hervor das treiben am pool beobachten.

woanders cairo, aegypten? - 18.09.99 at 10:45:15

Hallo MELLE,
das stimmt, ich finde meine Kommentare auch Klassen besser als meine Literatur. Dass ich sie hier unterbringe, liegt nur daran, dass Kiepenheuer mich nicht will. Was ich von Ihnen will ? Sie sollen zuhören, verdammt ! Warum meine Schreibe so ist, wie sie ist, kann ich Ihnen auch erklären : Ich bin nun mal ein pensionierter Studienrat für Latein, Geschichte und Französisch. Die Kinder sind längst aus dem Haus, deshalb ist mir in bisschen langweilig. Lilofee, die Älteste, hat einen bosnischen Kroaten geheiratet, Goran. Vor ein paar Jahren musste er seinen Großhandel für Genussmittel von Sarajevo nach Frankfurt/oder verlegen, aber die Filiale in Durres/Albanien hat er noch. Heute fährt er einen tangerinroten Riesen-Amischlitten. In seiner Freizeit übersetzt er Kerouac ins Serbokroatische, sein Beitrag zur Wiedereinführung zivilerer Sitten in seiner Heimat. Friederike, die Mittlere, treibt sich irgendwo in den Staaten herum, unbekannt verzogen. Irgendwie etwas verzogen auf alle Fälle. Aber irgendwann steht sie unangemeldet wieder vor der Tür, mit zwei oder drei Negerbabys an der Hand, eigenen oder gekidnappten, übersprudelnd von Eindrücken und Ideen. Benjamin studiert noch Bühnenbild an der Folkwanghochschule in Essen, er ist sicherlich der Begabteste. Mit Goran, Lilo und Ben stehe ich in engem Briefkontakt, auf diesem Weg habe ich schon vieles über moderne Kunst gelernt. Und damit soll man ja gerade im Alter nie aufhören ! - Das erklärt doch wohl alles ?

Hippi Stuttgart, BW - 18.09.99 at 10:27:25

wie kommt man ins land der gerechten?

schreibt man sich ein ins buch der Neptunier
oder kotzt man so lange auf den tisch des verlegers
bis er sie satt hat und einem einen termin gibt.

wie wärs mit einem passwort ?

betty bienenstich, karfunkelallee 176, nahe der isar

betty@kulturburo.com

betty bienenstich münchen, bavaria - 18.09.99 at 09:42:54

ich war vorhin in "the matrix". war klasse!
hat das mit "pool" zu tun? jetzt ja.

elmodem muc, deutschland - 18.09.99 at 02:00:38

Das Spiel ist aus?? Murnau, alter Hase in Sachen Fußball, Du warst dabei, 54, Endspiel, Bern, jaja der alte Fritz, Max Morlock, Toni-Du-bist-ein Fußball-Gott-Turek, Helmut Rahn. Du hast damals Dein Ohr unterm schon immer schütteren Haar an den geretteten Volksempfänger gedrückt und bei jedem Sturmlauf unserer Mannen heftig geseufzt. Und dann, endlich!, der erlösende Ruf: "AUS! AUS! DAS SPIEL IST AUS!" Nach der Rezeption von Herrn Zimmermanns bemerkenswerter Reportage im öffentlich-rechtlichem Rundfunk warst Du es doch, der schrie: "Jetzt sind wir wieder wer!" Tja und heute, heute sitzt Du da und seufzt: "Die Autos sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, die Frauen auch nicht - und der Fußball erst recht nicht". Ausgehende Postmoderne? Komm erst mal in der Moderne an, dann klappt es auch mit der Post.

Aspera BSC-City, Rheinland, das bekanntlich hinter Bonn und vor Köln immer flacher wird. - 18.09.99 at 00:01:36