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loop Archiv #10 (15.9.-17.9.1999)

anders als im pool sind hier die neuesten einträge oben

loop Archiv #9,loop Archiv #11


pool für alle

Kürzlich war ich mit Freund P. im Schwarzwald spazieren. Redlich gaben wir uns dabei Mühe, die Stimmen der Natur in uns aufzunehmen, die legendären Elchherden zu sehen und Eichhörnchen mit der Zwille zu jagen. Keines dieser Vorhaben wollte jedoch an diesem Tag gelingen. Doch dann führte uns unser Weg an eine Lichtung. Wir blieben stehen, denn auf der anderen Seite der Lichtung saß ein Mann auf einem Stein. Er hatte einen halblangen bräunlichen Staubmantel an, auf dem Kopf einen altertümlichen Schlapphut. Ein Bein hatte er leicht angewinkelt, eines ausgestreckt. Auf dem ausgestreckten Bein stützte er seinen Ellenbogen auf, in der dazugehörigen Hand hatte er sein Kinn geparkt. Die Stirn leicht in Falten gezogen blickte der Mann in die Ferne und sah wohl Sachen, die nur er sehen konnte. Ich fragte leise, sehr leise um die Erhabenheit der Situation nicht zu stören, meinen Begleiter: &Mac179;Was macht der da?" P. antwortete: &Mac179;Das ist ein Schriftsteller in der Pose des deutschen Dichters. Er sitzt hier in stolzer Einsamkeit, er denkt, ent- und verwirft und schreibt auf ein ungewisses Ziel hin. Seiner Meinung nach, hat nur diese Pose und diese Vorgehensweise es verdient, >Dichter< und >dichten< genannt zu werden." &Mac179;Achso, so einer..." antwortete ich etwas unschlüssig. Wir gingen weiter. Nach einer Weile fügte P. hinzu: &Mac179;Aber das ist ja doch eher amüsant als nervend, schlimmer ist, daß er sich jetzt auch als Hobbyjournalist probiert."

Aspera, Bonn, Rheinland - 17.09.99 at 22:34:31

Jeder glaubt, ich muesste es ganz wunderbar finden, hier in New York zu sein. Das Ziel vieler Traeume. War auch einer meiner Traeume, aber hier zu sein ist doch ein wenig anders. Ich habe vergessen, dass ich mich ja selber in diese Stadt mitnehme und dass ich mich selber in dieser Stadt auch zurechtfinden muss. Tue ich ja auch. Ich finde mich zurecht. Und komme mir wie ein Versager vor, weil ich eigentlich Heimweh habe. Keiner kann verstehen, warum. "He, ich wuenschte, ich koennte jetzt in New York sein!" ist mein haeufigster "Trost", den mir meine Freunde zukommen lassen. Aber es troestet mich nicht, weil ich in dieser Millionenstadt trotzdem allein bin. Alleinsein ist gut. Aber einsam sein bringt mich an den Rand des Wahnsinns.

Catherine New York, USA - 17.09.99 at 20:18:50

Liebe suse,mit freude deine berichte gelesen.hier ist es spröde,leben voll trott (tagsüber)auch wenn wir den schönsten altweibersommer haben,seit ich immer noch nicht weiß ab wann ein sommer zum altweibersommer wird.da geht man abends ins WOHNZIMMER,bestellt einen portwein,setzt sich auf den bürgersteig,weil alle chaiselonguen besetzt und saugt in vollen zügen gierig die noch warme luft,das wärmende suesse getränk und die wenigen momente von losgelassenheit. warten auf die nacht in der wieder einmal der sommer stirbt. dabei sein wollen,die ganze nacht.bekomme heute besuch von meiner schwester,dann mal nix wie los zum bahnhof.grüß n.y. und vor allem tini!!!!

fernando berlin, - 17.09.99 at 18:50:04

Lieber Haraldgeorg, und dass der Beerdigende aus Leipzig dann Mama sagt statt Mutti ist die Doppelbödigkeit der Identitätsungesicherten? Landeskunde-Ironisierung, Verwirr-Schneekugel und Klischee-Zertrümmerung gleichermassen, dazu die schwarze Galle der Melancholie? Wird schon stimmen. Hier ist einfach nur Freitag, später Nachmittag, die Gänge sind leer. Während ich die Ordner einräume, erzählt mir die Sekretärin, einen Hammer in der Hand, den Inhalt von "Blade Runner". Die Blüten des Hibiskus drehen sich langsam zur Sonne, drüben steht jemand auf einem Hochhausdach von Halle-Neustadt und winkt. Diese Zigarette rauche ich nur für ihn.
Kann nicht nach Hause gehen. Da auf der weissen Tür erscheint das Bild von Sven Lager, der sich über Obstkisten beugt. Kann jetzt nicht Strassenbahn fahren, den Geruch von roten Einmachringen und den der Pflaumen aus Tante Hannas Garten erinnernd. Kann jetzt nicht den Einkaufswagen anfassen, dessen "Ich gehöre Edeka" in meine Hand beisst, an windgewebte Vorhänge und eine Kette aus Maiskörnern im Fensterrahmen denkend. Ritualisierte Ungewissheiten in wechselnder Reihenfolge und das Brautkleid der verpassten Gelegenheiten.

Kathrin Halle. Leipzig ist Westen., - 17.09.99 at 16:55:00

Liebe Kathrin (Halle),

wahrscheinlich passiert es gleichzeitig und nacheinander. Wie schwierig das ist,
siehst Du ja bei Georg B., Leipzig. Das ist der Andere in mir, der einfach diese
mehrdeutigen und deshalb immer zielsicheren Wort-Torpedos nicht benutzen
will, weil er nach emotionaler Doppelbödigkeit sucht, die den Leser
einbrechen lassen soll. Das geht am Ende nur mit Schlichtheit und dem Versuch,
beim Schreiben zuzulassen, daß "Es" schreibt. Klug, nicht wahr! Und so melancholisch!

Harald Busch und Georg B. München, Leipzig, Westen, Osten - 17.09.99 at 16:15:20

Lieber Thomas Melle,
gut seh ich aus, total gut. Wie Boxenluder eben immer aussehen.

Carmen Samson Berlin, - 17.09.99 at 16:09:50

ich hab' in der SZ ueber pool/loop gelesen und bin dann auch mal gucken gekommen. da dachte ich mir, erstmal selber irgendwas schreiben. dann macht's mehr spass drin zu lesen, oder? die, mir selbst gestellte, aufgabe waere somit souveraen erledigt. jetzt kann ich erstmal in ruhe eine rauchen.

elmodem muc, deutschland - 17.09.99 at 15:55:27

Auf der Beerdigung meines Freundes habe ich meine kleine Tochter wiedergesehen.
Es gab Songs von Neil Young, Hans Albers und Tom Waits. Ein Unfall hat ihn getötet
und sein Tod hat zum letzten Mal ein paar hundert Menschen vereint, so, als ob er lebte
und eine seiner langen, unverkrampften Parties feierte.

Sie hat mich nicht mehr richtig gekannt, aber gespürt, daß jetzt etwas schweres, fremdes geschieht.
Sie hat gelauscht. Musik hat sie schon immer fasziniert. Es hat nicht lange gedauert, weil
sie die ganze Zeit so genau zugehört hat. Dann ist sie aufgestanden von Mamas Schoß,
als die Großen die lange Kiste hinausgetragen haben. Weil Mama so geweint hat, war sie
einfach stehengeblieben und hatte sich bei dem Onkel mit der warmen Stimme festgehalten.
Sie hätte gern die Blumen aufgehoben, aber sie hat Angst gehabt. Eine scharfe, heiße Angst, die ihr
Herz laut pochen ließ, aber gleich wieder vorbei war. Sie war auch aufgeregt, weil sie die Stimme des
Onkels schon oft gehört hat, deshalb bleibt sie hier, hält sich an ihm fest und fühlt sich wieder besser.

Eine ganze Weile hat sie sich an mich geklammert. Draußen ist sie zum Friedhofsbrunnen gelaufen,
um alle Steine dort ins Wasser zu werfen - auch die kleinsten. Bei jedem Platschen hat sie kurz herüber
geschaut um zu sehen, ob mich das auch fröhlich macht. Ich mußte mich festhalten. Eine scharfe, heiße
Angst hatte mich ergriffen, die mein Herz höher schlagen ließ. Ihr Charme war überwältigend.

Blutend bin ich davongekrochen. Freiheit. Meinen Vater habe ich nicht gekannt.

Georg B., Leipzig, Osten - 17.09.99 at 15:33:30

köln dankt köln. ich bin da immer hin- und hergerissen. vor allem wenn ich erfahre, daß poplit-kiwi-autoren sich freunden gegenüber gegen homosexualität aussprechen, weil sie glauben, daß sei nicht natürlich...
ich bin gerade noch mal 40 runden im loop-pool geschwommen. es fällt auf: viele männliche junge goetz-jünger. furchtbar. nichts gegen die (frühen) bücher des raseneden technoreporters. aber man sieht ja, welche AUTORITÄT der mann hat. nun gut, manche brauchen ihre vaterfiguren.

köln-belgien engelbertstraße, inge - 17.09.99 at 15:19:42

köln dankt köln. ich bin da immer hin- und hergerissen. vor allem wenn ich erfahre, daß poplit-kiwi-autoren sich freunden gegenüber gegen homosexualität aussprechen, weil sie glauben, daß sei nicht natürlich...
ich bin gerade noch mal 40 runden im loop-pool geschwommen. es fällt auf: viele männliche junge goetz-jünger. furchtbar. nichts gegen die (frühen) bücher des raseneden technoreporters. aber man sieht ja, welche AUTORITÄT der mann hat. nun gut, manche brauchen ihre vaterfiguren.

köln-belgien engelbertstraße, ingo - 17.09.99 at 15:19:27

Bei der B.Z. wundert man sich über die auffallend gute Laune des Chefredakteurs. Angeblich versetzt die Aussicht, daß er seinen Arsch bald wieder auf seinen alten Stuhl der "Bunten" in München hieven darf, Hochstimmung. Denn zwischen Patricia R. und ihrem Gönner läufts wohl nicht mehr so richtig. Schuld daran ist die Moderatorinnenplage in Bayern. Tja, Vielleicht sollte Patricia, bevor sie sich das nächste Mal hochschläft, ein paar Tips bei Rebecca Casati holen, die es besser kann. Die betrügt, bevor sie betrogen werden kann....

Laxy,Berlin, Deutschland - 17.09.99 at 14:49:16

Das Erzbistum Koeln hat ganz recht. Allerdings wuerde ich noch weiter zurueckgehen. Selbst Dos Passos nimmt bereits die urbane Oberfläche mit in seine Romane auf, spielt mit Song-Fragmenten und anderen Erscheinungen der Moderne. Ich glaube die ausgehende Postmoderne hat wirklich keine großen Inovationsschübe mehr zu bieten. Das Spiel ist aus!

murnau koeln, de - 17.09.99 at 14:39:37

Nur ein Zit.:
"Die Ästhetik der Oberfläche ist ein Stichwort, das die Berliner Autorin Naters in diversen Porträts selbst gegeben hat. Die Debatte um eine solche Ästhetik nahm ihren Anfang bereits in den 50ern, in den USA, den poetologischen Leitartikel dazu schrieb damals Leslie A. Fiedler mit "Cross the border - Close that gap: Postmodernism"4, in dem er einen neuen Literaturbegriff einforderte (in Deutschland erschien dieser Artikel ausgerechnet im Playboy, später dann, in einer entschärften Version, in Christ und Welt). Worum es ging, ist meistenteils bekannt: In der Kritik stand eine Literatur, der zum einen vorgeworfen wurde, sie nehme neue, sub- und jugendkulturelle Subjektivitäten und zum anderen die Zeichen der Zeit, alltägliche Pop-Phänomene wie Plakate, Radiohits, Werbung etc., nicht wahr. Damit sei in der damals zeitgenössischen Literatur ein Graben zwischen E-Literatur und U-Pop-Kultur entstanden, den zu schließen die jungen Autoren aufgefordert wurden. Mittlerweile ist das ein sehr alter Hut, aber er wird weitergereicht, man bläst den Staub weg, er wird neu aufgesetzt und sieht immer noch klasse aus.
Klassische Moderne also, mittlerweile? Was ist vom Projektcharakter dieses ästhetischen und poetologischen Programms übriggeblieben? Hat die neue Popliteratur noch ein selbst gestecktes Ziel oder bleiben ihre Produzenten nur im schönen Spiegel Lebenstil hängen? Oder lag im dialektischen Charakter der Fiedlerschen Forderung bereits sein Scheitern?"

erzbistum ingo, KÖLN - 17.09.99 at 14:30:19

ach, und dann noch eine frage an herrn melle: sagen sie, sind sie ambulant in behandlung? ich meine, wenn wollen sie mit ihrer fäkalsprache denn noch wirklich schockieren? das lockt nun wirklich keinen mehr hinter dem ofen weg. sollte es wirkliche provokation sein, dann erzaehlen sie ihre geschichten doch besser ihren eltern. denen verschlaegt es vielleicht wirklich noch die sprache. in der literatur jedenfalls hatte selbst flaubert schon bessere sprüche drauf.

murnau koeln, de - 17.09.99 at 14:28:21

noch eine bemerkung zur rezeption. neben herrn oswalds bemerkenswertem artikel in der sz ist heute noch von ingo arend im freitag eine besprechung zu pool und netzliteratur erschienen ( http://www.freitag.de/1999/38/99381502.htm ). auch sehr interessant. ich versteh nur nicht, wieso hier leander scholz in dieser weise zitiert wird. gibt es neben der internen pool-kritik jetzt auch schon die eigendynamische zersetzung von hettches "null"-projekt?

murnau koeln, de - 17.09.99 at 14:01:50

Lieber Harald Busch, seit fünf Minuten sitze ich vor der Syntax des vorletzten Satzes. Entsteht die "leichte, authentische Doppelbödigkeit" aus der Befruchtung von "Emotion und Denken"? Oder sind das zwei gleichzeitig verlaufende Prozesse?
Lieber HIPPI, liebe ELKE NATERS - Danke. Als der liebe Gott die nichtsnutzigen Gaben verteilte, schleppte er eine Schüssel heran, auf die er mit Edding "Harmoniebedürftigkeit" geschrieben hatte. Sofort habe ich meinen Schnüss aufgerissen um "Für mich bitte nicht, danke" zu brüllen, aber er hat das anders interpretiert und die ganze Ladung zwischen meine Corona-Inlays geschüttet. Das Zeug fing schnell an zu wirken, und ich konnte dem lieben Gott nicht auf den Mantelsaum würgen. Eine lästige Gabe, denn nur wo sich's reibt, wird's warm. Manchmal, wenn die Bierflaschen fliegen, zögere ich ganz kurz vor dem Einschalten. Chronisch Kranken wird das Führen eines Tagebuches empfohlen, weil sich das Krankheitsbild im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich verbessert. Oha. Nach zwanzig Minuten POOL/LOOP wimmelt es im Kopf, hielte man ein Notizbuch hinein, es käme beschriftet heraus. Da nutzt "Sie können den Computer jetzt ausschalten" gar nichts. Das Licht des Monitors bricht sich in den Bankreihen und entzündet die totgesungenen Messbücher, ein Taschenmesser hinter dem Lächeln. Und wenn er kommt, dann laufen wir. Reisende, Mitreisende und Streckenposten, alle stehen mit roten Trillerpfeifen an der Strasse. Wäre ich Germanistin, ich würde ein Seminar über POOL machen und mir ansehen, wie lange sich die Trennung von Kunst und Leben aufrecht erhalten lässt unter der Wohnzimmerlampe des Freigeheges.

Kathrin Halle, - 17.09.99 at 13:28:39

Lieber Hippi, vielen Dank. Verzeihen Sie meine Strenge, aber so gut kennen wir uns noch nicht.

Annabelle Berlin, , D - 17.09.99 at 13:03:13

Gute Boards :-))|
Immer raus mit den Gedanken. Direkt aus dem Bauch - dann wird der Text authentisch. Ginsburg und Kerouhac haben auch so geschrieben. Immer schnell reagieren - tief erspüren aber sich nicht auf Tiefe einlassen. Keine Zeit. Nur der Augenblick zählt und das unmittelbare Empfinden. Ein guter Wein braucht Zeit, Hingabe und Stille. Phantasie, Dichtheit und Spannung auch. So hat Herr Oswald leider recht. Dies Medium wird nur eine neue Qualität hervorbringen, wenn es sich Zeit nimmt, damit diese leichte, authentische Doppelbödigkeit entsteht, wenn Emotion und Denken sich befruchten.

Oh Mann - das hat gut getan! (ROFL)

Harald Busch Muenchen, - 17.09.99 at 12:05:23

Sorry, mein Web-Provider hat mir die Leitung abgehackt. Fortsetzung (Muck):
...sind ja eigendlich immer falsch, aber es fällt schon auf und bereitet Unbehagen, wenn in einer Annonce deutlich weniger oder gar mehr falsche Sätze stehen als gewohnt. Unbehagen wie beim Anblick von Fliegen, wie man sie manchmal in Bernstein eingeschlossen findet. Aber unverdrossen, so viel vielleicht doch noch : Volare, ho ho ! Cantare, ho ho ho ho ! Der Briefkasten am Gartentor dient, wie gemunkelt wird, schon seit langem Vögeln als Nistplatz. Muck denkt oft an die Vögel, ihre Sturzflüge, ihre Startgesänge. Dafür hat sogar der in Ehren ergraute Briefträger Verständnis, Beamtenstatus hin oder her. Muck bekommt nie Post. Er hasst es nämlich, bei Regenwetter über die glitschigen Platten des Gartenweges zum Briefkasten zu balncieren, barfuß schon gar nicht, weil der Weg dann voller Nacktschnecken ist. Rücksichtsvolle Leute wissen das natürlich. Und nicht einmal Mucks Mäuschen schreibt ihm : Mickermuck, sagt sie. So sind sie, die Mäuse. Ob wir ihm nicht einfach mal wenigstens eine saftige Nachnahme-Rechnung schicken, per Einschreiben mit Rückschein ?

Hippi Stuttgart, BW - 17.09.99 at 11:18:38

Liebe ANNABELLE,
ich hatte gehofft, man könnte heraushören, dass ich Kategorien wie "in" und "out" wirklich nur an besonders polemischen Tagen verwende. Also so bald nicht wieder, versprochen ! Zu Salinger : Der Fänger im Roggen ist ganz einfach ein großes Stück Weltliteratur, und es ist mir völlig wurscht, ob da etwa heute irgendwer irgendein neues Etikett draufklebt oder Salinger zum Vorläufer einer neuen (natürlich seiner eigenen) Stilrichtung erklärt, um etwas von dessen Glanz abzubekommen. Genauso kindisch, wie jeden Restbestand von Sensibilität gleich als spätpubertär zu denunzieren.

An G. MANTEUFFEL :
Ich habe viel Sympathie für Ihre etwas altmodischen, oder freundlicher gesagt zeitlosen Ansichten. Ihre Berufsbeschreibung erinnert mich irgendwie an einen dieser knorrigen Typen in einem Roman von T. Bernhard, leider habe ich vergessen in welchem. War das jetzt böse ?

Und noch etwas Literatur :
Sei ganz still, sonst traut sich der Muck niemals hervor aus seinem Loch ! Mut hat selbst der lahme Muck ? Dass ich nicht lache ! Mamelucken-Sprüche. Aber was ist mit Mucks Mäuschen ? Still ! ich bin doch schon still, mucksmäuschenstill. Schau nur, diese Plüschohren ! Da würden sie gucken selbst auf den Molukken. Der moderne Muck von heute erfasst, was er erlebt, in der Hauptsache mit dem Verstand, statt unmittelbar zu begreifen, was sein Herz fühlt, seine Augen sehen und seine Ohren hören. Fromme Sprüche, vielleicht von Erich Fromm ? Dazu jede Menge Schlager, Stimmung, Partymusik, Pop, Jazz, Techno, Tanzen, Träumen und Verliebtsein, und natürlich wie immer viele Neuheiten.Ein paar Sätze sind ja

Hippi Stuttgart, BW - 17.09.99 at 11:05:52

sehr geehrter herr oswald,
nichts spricht dagegen mal auf einer party eine bierflasche fallen zu lassen; wenn es sich aber um eine pool-party handelt kann sich schell jemand blutige füsse holen. ich habe heute aufgrund ihres sz-artikels das erste mal kontakt mit dem pool aufgenommen und nach einigem schmökern muß ich ihnen recht geben. außer über den sinn oder unsinn des pools an sich zu streiten ist in den texten nicht viel los. als forum für die autoren sich gegenseitig an die gurgel zu gehen ist es jedoch offensichtlich geradezu hervorragend geeignet.

mehr bierflaschen bitte !

heinz lang münchen, deutschland - 17.09.99 at 11:02:02

An Thomas MELLE :
Falls das authentisch ist, was Sie da von sich geben, ist es durchaus auch für den Leser interessant : Lebe kurz, aber heftig. Genauso interessant wäre es allerdings, wenn es "bloß" eine Selbstinszenierung wäre. Bei Doktor NICKEL haben Sie unrecht. Es sagt sehr viel über einen Autor aus, wenn er nichts über sich aussagt. Was auf Nickel übrigens gar nicht zutrifft. Was hinter seiner Schreibe steht, ist in meinen Augen auch nicht Sattheit, sondern eher Hunger, ein schwer zu stillender. Vielleicht nach einer so schwer zu bremsenden Imagination, wie Sie sie haben. Es ist auch NICHT Konsens hier, dass Exhibitionismus sein muss. Aber er darf natürlich sein.

Hippi Stuttgart, BW - 17.09.99 at 10:14:17

Lieber Beuse,
Zur Zeit fliegt gar nichts mehr vorbei,. Nicht mal an verschlossenen Türen. Schon aufgefallen?

frau k. m, d - 17.09.99 at 08:47:33

...und wenn man liest, daß 20% der Ostdeutschen die Mauer gern wieder hätten... und wenn man liest, daß 35% der Westdeutschen die Mauer gern wieder hätten.... da braucht man doch nicht mehr nach Gemeinsamkeiten suchen....da gehören wir doch zusammen, da sind wir doch das eine Volk, das wir sein sollen... und wenn man liest, daß damit nicht nur die Mauer im Kopf gemeint ist... also wenn man dann schlußfolgert, daß damit die Mauer aus Stein und Beton gemeint ist, dann haben wir doch ein gemeinsames Ziel, für das es sich wieder lohnt zu arbeiten..... dann holen wir uns doch da die Werte, die anscheinend verschwunden sind... für unser Volk... obwohl... wenn da wieder eine Mauer entstehen sollte, was geschieht dann mit dem Solidaritätszuschlag? Davon stand nichts in der Zeitung.. da hat wohl noch keiner drüber nachgedacht... weil es wohl einfacher ist, über die Mauer nachzudenken als über die Folgen nachzudenken.... und da fällt mir schon ein, daß daß mit der Mauer auch anders gemeint sein kann, daß damit tatsächlich nur die Mauer im Kopf gemeint ist... die kostet auch nicht viel.... die läßt sich dann aber auch nicht so gut wieder einreißen... falls man sich da mal anders besinnt... denn ich kann nicht glauben, daß jemand die Mauer wider errichten will und nicht über die Folgen nachdenkt...also ist wohl doch die im Kopf gemeint....aber da frage ich mich, warum muß die erst errichtet werden.... die ist doch noch da.....

Wilhelmus aachen, deutschland west - 17.09.99 at 08:46:09

Uwe Kopfs Geschichte "Der Scharlachrote Buchstabe" in der Kracht-Anthologie "Mesopotamia", Tak-a-Tak-a. Das ist so einfach, das ist die beste Erzaehlung dieses Jahr, mehr will ich nicht.

gottseidank nicht in england berlin, - 17.09.99 at 07:03:25

Ein Gruss gen Heimat aus God's Own Country hinter dem rosaroten Vorhang.
Melini ist hier nur mal wieder kurz im Exil, schreibt sein Tagebuch und gruesst damit alle
im loop. Loop ist besser als Coop, Cooler als Pool und total tool, aeh toll.
Grace under Pressure (hommage an den 100jaehrigen Hemingway aus Oak Park), says
Melini the Poo, the fool in the loop.

Melini Chicago, USA - 17.09.99 at 03:35:55




Mein Tag begann um 6. 30 mit der frohen Kunde, dass in
Florida die Krokodile bald Fliegen lernen sollten oder
eben Salzwasser schlucken. Der Hurricane wird davon
wohl nicht so richtig viel uebriglassen, wenn er denn
zuschlaegt. Um 7. 20 bog dann ein wohlbekannter
himmelblauer Cadillac um die Ecke, der von einer ewig
vor sich hin schwatzenden wohlbekannten mittelalten
slebstverliebten Amitante gesteuert wurde und fuenf
Personen zum County Courthouse chauffierte. Die ersten
Saetze waren etwa wie folgt: "the van wouldn't start
cause Ron (ihr Ehesklave) left the lights on. Of
course we have a battery charger, but it will take
some time for it to get recharged... So this is plan
b, you know. Americans are flexible. [...] Oh, Jorg,
(sie meint Joerg, der sass neben mir geingequetscht
und traeumte glaub ich noch von einem anstaendigen
Fruehstueck) did I get to show you those pictures of
my cousin Brian? Ron and I think you look so much like
him. Isn't that amazing? (Nee, sicher, Becky, voll
geilomat amazing.) Ron has always wondered why his
part of the family is a little on the short side.
Well, anyway... (Tootaaal toedlich interessant. Bei
dieser Frau wird man zum Morgenmuffel, wenn man es
vorher noch nicht war...)

Und so geht das dann weiter. Der Richter im Courtroom
ist so richtig 200% law and order, Kinder ab 7 in
Jugenhaft, Todesstrafe, harte Hand des Staates, der
Polizei (gegen doofe Deutsche wie mich, die von der
falschen Seite auf Parkplaetze fahren...), der Eltern,
die strong authoritarian leadership ausueben sollen,
und dergleichen mehr. Dann hat er sich freundlich
verabschiedet und bis zum Mittagessen wieder 10 Ehen
geschieden, ein paar Leute wegen Parkknoellchen
solange eingelocht, bis sie zahlen, und einen geistig behinderten
Vergewaltiger in der Bewaehrung wieder hinter Gitter
gebracht. Da schmeckt Muttis Burger-sandwich gleich
viiel besser, da atmet man tief die leicht
angeduftete, gefilterte und gekuehlte Luft ein und ist
doch gleich ein besserer Mensch. Zum Abschied gibt er
uns noch die Weisheit, wir sollen uns immer nur genau
auf das konzentrieren, was wir machen wollen. Dann,
sagt er, haben wir success bis zum Umfallen. Sein Wort
in Murphys Ohr.

Nach dem Mittagessen laechle ich Becky mit dem
fiesesten suessen Laecheln an, dass mein Zahnarzt je
geschaffen hat, und erklaere kuehl, kurz und buendig,
ich haette heute nachmittag obligations downtown und
research und wuerde daher die vermutlich sowieso
unsinnigen Vortraege am Nachmittag (Diversity in
Education, jau!) leider nicht mit den anderen sharen
koennen. Und schuess.

Der Weather Channel sagt um 2, der Hurricane sei nun
nur noch 150 miles East of Cape Canaveral, und die
Nasa habe ihre Shuttles alle fein saeuberlich
weggepackt. Na Hauptsache. Mein verbeulter Honda
traegt mich quer durch den Ort zu 2515 East College
Avenue, wo sich laut Yellow Pages ein Reisebuero
befinden soll. Tut es sogar, und die nehmen auch meine
Kreditkarte. Cindy ist mal wieder etwas zuu geschminkt
und erklaert mir freundlich, der Preis fuer den Flug
nach San Fran sei nun doch um die 400 $$, da das ja nun
schon in zwei Wochen sei. Ich seufze, fluche auf den
webserver und saemtliche Operators von United - und
zahle. Ich will nach Berkeley, mit Ratski ein bisschen
saufen, ein bisschen rumphilosophieren, ein bisschen
Scheisse bauen und ganze Nchmittage am pazifik
spazierengehen. Scheiss auf die Kohle.

Einkaufen. Fatfreee cheese. Klasse. Tomaten heute nur
acht Mark das Kilo. Toll. Fuenf Uhr. Heute wage ich
mich in den Fitnessraum des International House. Das
bin ich mir, Miri, meiner Wampe und meinem
erschchlaffenden Solar Plexus schuldig. Josua am Eingang meint,
ich brauche meine ID UND den dorm key, aber wenn ich
den nicht habe - "I'm cool about it, but others may
not." Sabbel mir nich ann Kopp, wuerde mein alter
Geographie-und Sportlehrer (son richtiger
Intelleller...) gesagt haben. Josua hoert aber dafuer
Grunge und Heavy, das motiviert beim Training.
Schwitzende schwarze Muskelberge mit schneeweissen
Zahnzinnen. Josua uebt dabei mit zwei drumsticks auf
Muelltonne, Stuhl und Tisch. Chegoo-chegaa.
shhhhhhe-bupetedooo. Der fette Hispano neben mir rotzt
ein einen Papierkorb, grinst und denkt sich sicher
pretty fly for a white guy. Die Trainingsgeraete sind
alt, dafuer unkaputtbar. Ventilatoren vom Umfang
deutscher Schrebergaerten-Komposthaufen. Josua nickt
friedlich mit geschlossenen Augen zu Black Hole Sun.
Recht hat er.

Ich verzichte auf den Duschraum (ich hab dieses Bild
aus dem Along Comes Mary-Video im Hinterkopf, duese
auf meinem weinroten Rennrad nach Hause (der Honda
hat die gleiche Farbe, die ich in der Werkstatt mit
Bordeaux Red angab, wonach mich der Redneck hinter dem
Tresen ansah, als haette ich ihm gerade einen
unsittlichen Antrag gemacht).

Der Hurricane kommt naeher, sagt Jeff, der beefy-faced
Wetterfrosch dieser Woche, der sicher gelegentlich in
einer der kleinen billigen Strip-absteige im Norden
von Boston abtaucht, wenn seine Frau ihre
Mutter oder Feng Shui-Kurse besucht. 18.55.
Laechelnde College-girls in Tennisschuhen, weissen
Socken, Bermudas und Illinois State Sweatshirts
(jawoll, es wird Herbst) stroemen in Clustern an mir
vorueber, als ich das, was frueher mal ein Rennrad
gewesen sein muss, vor der Bibliothek abstelle. (Ron
hat klugerweise die Nummer auf dem Zahlenschloss
notiert).

Neonlicht und helles Plastikrattern von 122
Tastaturen. Internet Rush-hour after dinner. Schnell
noch ein paar banale Weisheiten fuer die naechste
World Civilzation 112-Class aufschreiben. Die junge
Frau seufzt in unregelmaessigen Intervallen, fragt, wo
der Blocksatz ist. Als ich zum letzten Mal
rueberschaue, tippt sie gerade, I kinda really liked
the old guy in the book because he helped people and I
think thats good.

Black Hole Sun,
won't you come,
and wash away the rain,
Black Hole Sun,
won't you come,
won't you come...

---

Melini Chicago, USA - 17.09.99 at 03:23:57

Mit Mandeltee sollte man generell vorsichtig sein, denn auch Arsen in heißem Wasser schmeckt wie Bittermandeltee.

Aspera Bonn, Rheinland - 16.09.99 at 23:05:19

An dem hier geforderten Diskurs, der auf den hehren Namen poetologischer Diskurs hören soll, haben sicherlich die meisten hier durchaus ein Interesse. Es würden sich sicherlich recht interessante verschiedene Sicht-, und Herangehensweisen an Texte zeigen. Das erste Problem bei solch einem Diskurs ist aber immer die Herangehensweise an den Diskurs selber. Jeder hier könnte jetzt wahrscheinlich die in einem Germanistik-, Philosophie-, Forstwirtschaftlichem- oder Erdöltechnischem-Studium erworbenen Kenntnisse raussuchen, sich mit der starren Rüstung des jeweiligen Fachvokabulars schützen und sich dann anschließend in eine blutleere akademische Diskussion stürzen. Das kann bei einem Teilnehmerkreis von zwei bis drei Personen sogar interessant sein, auch hier in looppool könnte es für zwei bis drei Tage funktionieren - aber nicht länger, dann wäre hier alles verkrustet, der pool wäre eingedickt, die Sache tot und vor allem langweilig. Wesentlich interessanter scheint es mir da, einen Diskurs durch Erzähltexte zu versuchen. Text folgt auf Text steht in Was-ist-pool. Spannender und auch unterhaltsamer - und Unterhaltung im doppelten Sinne des Wortes, ist einer der wichtigsten Aspekte bei Texten - ist es doch, eine Abfolge oder ein nicht-autistisches Nebeneinander von Erzähltexten zu beobachten, die alle in einem bestimmten Zusammenhang oder vielleicht sogar in einem direkten Bezug auf- und zueinander stehen. Zum Beispiel die Beleuchtung eines Phänomens aus der Sichtweise und damit auch Schreibweise verschiedener Autoren. Oder Erzähltexte, die wie bei einem Ballspiel das Sujet aufnehmen, weiterentwickeln und weiterspielen. Aus der Differenz und/oder der Schnittmenge der verschiedenartigen Texten, Herangehensweisen, und gewählten Stilmittel erhält man dann einen eigenen Diskurs, ob man den dann poetologisch nennen muß, ist eine andere Frage. Diesen Diskurs muß man dann allerdings (heraus-) schmecken können, das liegt vielleicht nicht jedem/jeder, dürfte aber auf Dauer interessanter sein, als ein reiner Argumentationsausgleich, denn Argumente sind endlich, Geschichten nicht.

Aspera Bonn, am Rhein - 16.09.99 at 23:03:12

Einige Monate habe ich Cinemaxx Colosseum als Kartenabreißer gearbeitet. Ich mußte allen Gästen einen schönen Abend und viel Spaß wünschen und ihnen mitteilen, daß die Logenplätze rot beleuchtet seien, Parkettplätze dagegen blau. Ich trug ein weinrotes Jacket, ein schweißundurchlässiges Polyesterhemd und eine gepunktete Krawatte. Während der Vorführung mußte ich darauf achten, daß die Gäste ihre Füße nicht auf die Stuhllehnen stellten und bei Schlägereien den Sicherheitsdienst benachrichtigen. In dieser Zeit habe ich etwa fünfzig Titanicvorführungen miterlebt, bei ausverkauften Vorstellungen lungerte ich hinten auf dem Boden. Gerade mußte ich das Radio wieder unerträglich laut stellen, weil sie Celine Dion "My heart will go on" spielten und ich immer noch Erleichterung und Leichtsinn fühle, weil die Vorstellung und meine Arbeitszeit endet. Leute schauten vom Bürgersteig durchs Fenster und lachten, als sie mich tanzend im Schlafzimmer sahen zu Celine Dion.
Im Hof steht ein Mann mit nackten Oberkörper und Handy am Fenster und schaut mich durch die uns trennenden Fenster an. Die Geräusche, die mir das Abendbrot belustigt haben, werden wohl von ihm und seiner Gespielin gekommen sein. Jetzt steht er da am Fenster und telefoniert entspannt, er scheint vor dem Klingeln fertig geworden zu sein. Jetzt ist eh alles lässig. Drückt der mir ein Äuglein zu? Ich kenne diesen Mann nicht. Ich will seinen Sexspielchen nichts zu tun haben.
SUSE, diese Geschichte vom Sturm zu Mama war groß, der Dialog ebenfalls. Komm jetzt sofort nach Hause, damit ich Dir einen Kuss geben kann.

ernst warten auf clara und suse - 16.09.99 at 21:56:40

Ich würde so gerne den Uslar jetzt dissen.
Aber er schreibt nichts.
Eigentlich kenne ich ihn nicht. Trotzdem stelle ich es mir ganz nett vor. Grundlose Gemeinheiten sind die schönsten: 'Was habe ich Euch getan?' 'Nichts. HarHarHar.'

jacob Hamburg, - 16.09.99 at 20:17:11

new york wird evakuiert. floyd kommt, der hurricane. schulen sind geschlossen, oeffentlicher dienst darf mittags gehen, subway droht mit schliessung. als ich aus dem Haus trete, ist es wie im film, und man denkt, da uebertreiben se jetzt aber mit der regenmaschine. binnen sekunden bin ich klatschnass, regenschirm dreimal umgeklappt. zwischendurch immer wieder so eimerladungen, als wenn dich jemanden vorsaetzlich wegspuelen will. komischerweise denke ich: das wird den moskitos ihren spass an schwellenden hirnen schon auswaschen. auch im bus ist alles anders. keine tiefkuehlung mehr, heizung jetzt. der schwarze driver summt zum downbeat der scheibenwischer, die sich leicht versetzt bewegen und so einen subtilen offbeat klopfen. die new york times schmeisse ich hundert meter vom kiosk in den muell, waere nur noch zum modellieren von kleinen goldenen pappmaschee-loewen vor china-restaurants gut gewesen.

Dann, im C-Town Supermarket, Harlem, Broadway, Ecke 146. Strasse, suesses kleines schwarzes maedchen, raekelt sich im kuehlregal. Papa, streng, leicht grau, gruebelt ueber yoghurt-sorten. Sie quengelt:
- Daddy, buy me somethin'.
- No.
- Daddy, buy me somethin'.
- No.
- C'mon, Daddy, buy me somethin'!
- I said NO! What part of the word you don't understand? The first or the last part?!
- Daddy, buy me somethin'!
- What's the word?
- PLEASE!
- I said No.

Die Kleine hat wunderschoene gruene Augen. Ich denke an die Augen meiner Mutter. Die Augen meiner Mutter sind aussergewoehnlich, denn sie sind bernsteinfarben. Zum ersten Mal faellt mir der Zusammenhang auf. Die frueheste Erinnerung an den Schmuck meiner Mutter: das ungestillte Verlangen nach der geheimnisvollen Suesse der unzaehligen Bernsteine in ihrem Schmuckkasten. Immer wieder verbot sie mir, die meist in Silber eingefassten Bonbons in den Mund zu nehmen. Dabei besitzt sie unendliche Mengen davon, in allen Varianten, bis hin zum golfballgrossen Anhaenger, der an ihrem Autoschluessel baumelt. Irgendwann schenkte ihr mein Vater einen ganz besonders schoenen Stein, eine Kugelhaelfte wie aus poliertem Karamell, in deren verschwommener Tiefe winzige, dunkle Zuckerstueckchen schweben. Wenn sie diesen Stein um den Hals traegt, leuchten ihre Augen besonders.

Suse Metropolitan Area, in einem supermarkt in harlem beim anblick eines kleinen maedchens an die augen ihrer mutter denkend, waehrend draussen die welt untergeht. - 16.09.99 at 20:07:44

In der Tat, liebe HIPPI, "ein schönes Spiegelbild des wirklichen Lebens", was für mich (altmodisch, elitär, verträumt und einem überholten Begriff von "Kunst" verhaftet)aber keineswegs automatisch ein Qualitätsmerkmal ist. Könnten gerade die an diesem pool sich Tummelnden sich nicht höheren Standards anbequemen, als die Leutchen an/in anderen pools ? Gerade weil ich mich nicht schon aufgrund einiger Publikationen gleich als "Schriftsteller" etikettiere fasziniert mich vieles vom hier Gesagten, auch wenn (oder weil ?) es wenig Bezug zu meiner eigenen Erlebenswelt (in Verlagswesen,Personalwirtschaft und Erdölhandel, Forstwirtschaft und Tiefbau tätiger Historiker) hat. Umso interessierter bin ich am "Poetologischen Diskurs", dessen offenbar nicht mehr zu bremsendes Anbrechen selbst Carmen Samson nun widerwillig konzediert. Nicht alle haben bereits einen so sicheren Stand auf einem ihnen und auch ihren Lesern adaequat erscheinenden hohen Niveau gefunden wie sie, weshalb sie doch bitte Nachsicht zeigen wollte mit jenen, die meinen, noch dazulernen zu müssen, - und sei es im pool. Ob dieser sich dazu eignet mag Streitpunkt sen, aber solange darüber gestritten wird, ist er es implizit !

Gotthard Manteuffel im Hinteren Odenwald, - 16.09.99 at 16:51:38

zum teufel nochmal, wer kann dieses zitat im kracht-waelzer mesopotamia uebersetzen? merci bien!

frage? berlin, - 16.09.99 at 16:49:58

 

Herrn Magenau, der hier unverdientes Interesse zu genießen scheint, kenne ich nicht und habe damit, trotz meines beklagenswerten Standortnachteils, ausnahmsweise schwerlich etwas versäumt. In der Sache gebe ich Frau Müller subjektiv völlig Recht, aber auch zu Bedenken, daß diese ganze im weitesten Sinne "Kritikerzunft" ja nicht wie Athene dem Haupt des Zeus entstiegen, sondern vielmehr aufgrund sehr konkreter Nachfrage entstanden ist : Nachfrage von Seiten all' jener, die händeringend nach dem Oberlehrer suchen, der ihnen sagt, was sie zu sehen, zu lesen, zu wählen, zu beten, zu denken haben und daher nach vermeintlichen Gütesiegeln aller Art Ausschau halten. Diese klerikalen Deuterfunktionen waren in der Geschichte immer gesucht und hochdotiert und werden es vermutlich auch bleiben, da ja Denkfaulheit, wenn sie erst einmal das chronische Stadium erreicht hat, unheilbar ist. Allen - wieso auch immer, bloß keine Überheblichkeiten ! - davon (noch ?) Uninfizierten aber stellt sich die Frage, wie sie mit diesem offenbar ehernen sozialgeschichtlichen Gesetz und seinen jeweiligen Produkten umgehen sollen : Mit den Wölfen heulen, selber einer werden, sich fressen lassen ? Ist das eine Geschmacks- oder eine Temperamentsfrage ? Jedenfalls sollten alle freien Nischen maximal genutzt werden, aber nicht um des Nutzens als solchen willen (Freiheit hat keinen schlimmeren Feind als ihren Mißbrauch), sondern unter dem Anspruch zu immer noch höherer Qualität, den ein jeder unerbittlich an sich selber zu stellen hätte. Wer aus Faulheit sein Ms nicht zum 10. Mal korrigiert hat schwerlich das Recht jene zu tadeln, die es aus Faulheit nicht lesen oder gar eine Meinung dazu artikulieren !

Gotthard Manteuffel im Hinteren Odenwald, - 16.09.99 at 15:40:21

Hippi, sag nie wieder "Out", bitte nicht. Gut, wahr und richtig sollte es sein. Aber: Was ist mit Salinger? Schon "In" genug, um als Popliterat zu gelten?

Annabelle Berlin,, D - 16.09.99 at 15:37:28

Ich finde, Jungs (Jungs in diesem Sinn sind auch Mädels), ihr solltet weniger danach schielen, ob ihr im jeweils angesagtesten Label bzw. Verlag eine Chance hättet, sondern einfach eure Sache gut machen. Natürlich ist Pop-Literatur längst so etwas von out, aber ist das eigentlich wirklich ein Qualitätsmaßstab ?

Hippi Stuttgart, BW - 16.09.99 at 15:26:01

Zum Artikel von Jörg Magenau in der FAZ vom 10. September
Ich denke, was diesen Herren Bauchschmerzen bereitet, ist tatsächlich der Verlust der Kontrolle: Es hat niemand was vorsortiert für sie und das ist echt bitter, wenn man "keinen Sternenhimmel" mehr anklicken kann, sondern eine eigene Meinung haben müsste. Es ist ja bekannt, dass die Literaturkritiker schon unter der Flut der Neuerscheinungen zusammenbrechen. Man stelle sich mal das Gefühl der Bedrohung vor, das die haben müssen, wenn die Literatur jetzt vollkommen unsortiert übers Netz läuft. Und sich die Rollen "Schriftstelter" hier und "Leser" dort in einer plötzlichen Personalunion prachtig miteinander amüsieren und einen ganzen Berufstand überflüssig machen. Dieser Magenau ist doch nichts weiter als ein Markenartikler des Geistes. Er möchte anhimmeln und müsste jetzt lesen. Bitter, sehr bitter.

Nicole Müller Zürich, Schweiz - 16.09.99 at 14:49:10

Was ich früher nicht für möglich gehalten hätte und eigentlich immer noch nicht gerne glaube, wird doch auch in diesem Forum wieder klar. Christian Kracht steht trotz Kitano- und Barbour-Jacken Meilen über allen anderen Menschen, die sich zur Zeit in Deutschland öffentlich äußern.
Man möchte den anderen wünschen, daß sie vielleicht einfach mal eine Weile das Maul halten, aber ich fürchte, die Möglichkeit existiert in ihren Möglichkeitsräumen nicht.
Dann werdet wenigstens gelassener und hört mit diesem widerlichen Gebuhle auf.

Olek van Nistelroy Muelheim, Deutsch - 16.09.99 at 11:52:32

Betr.: Pressespiegel
Also, ich habe es gerade mal spaßeshalber probiert : Es geht. Man kann den Artikel über Internet+ Literatur in der Stuttgarter Zeitung vom 14.9.99 (stuttgarter-zeitung.de) online aufrufen und herunterladen. Auf meinem Computer dauert es allerdings ca. 20 Minuten, bis sich die relevanten Seiten aufbauen. Aber vielleicht interessiert es ja trotzdem jemanden.

Hippi Stuttgart, BW - 16.09.99 at 11:49:23

die-katze-raus

Mark Berlin, Deutschland - 16.09.99 at 11:35:54

Das Schönste wäre es, wenn hier mal jemand so schön über Castrop-Rauxel schreiben würde wie EVE über N.Y. oder ein paar andere über Berlin-Mitte. Es kann doch nicht wahr sein, dass die Welt nur dort aufregend ist, wo der Zeit- und Weltgeist an die Tür pocht (Entschuldigung, Hegel war Stuttgarter).Dem DR. ECKHART NICKEL gelingt so etwas manchmal bei seinen Reportagen aus dem Oberrheingraben. Dies ist als Wortmeldung der Nachfragemacht an die Angebotsseite zu verstehen !

Hippi Stuttgart , BW - 16.09.99 at 11:18:40

Schon klar, Herr SIEGFRIED, diese Websites können nur ein Angebot sein und kein Markt. Ein Markt entsteht dann vielleicht doch, indem das Angebot wenigstens mal geprüft wird : Ich glaube, die Zahl links unten auf der Frontpage (z.Zt.ca.11000) registriert die Zugriffe zumindest zahlenmäßig, wenn auch natürlich nicht die Art der Nachfrage. Ein Markt also doch eher nur im Sinne eines Marktplatzes, auch Forum genannt,wo an allen fünf Ecken gleichzeitig irgendjemand seine Philosophie, seinen Weltschmerz oder den Wetterbericht herausschreit und deshalb leider kaum ein Ohr für die anderen Schreihälse hat. So gesehen doch immerhin ein schönes Spiegelbild für das wirkliche Leben.

Hippi Stuttgart, BW - 16.09.99 at 09:27:54

Biolek im Gespräch mit Moses P.: "Du kannst meinen Dödel lecken, Dich in der Ecke verstecken, verrecken wie Zecken", das ist ja doch, sagen wir mal, recht unverblümt.
Als ich das Cafe betrat, in dem ich Merle vor sechs Wochen im Streit verlassen hatte, dachte ich kurz, sie könnte noch an ihrem Platz sitzen.
Almut: "Betrunken würde ich mit Dir schlafen." Ist wohl doch eher eine Beleidigung als ein Kompliment, für das ich es im ersten Moment gehalten habe.
Meine Mutter sagt mir, daß es ihr weh tut, so behandelt zu werden, von den Leuten, die gerade zum Essen eingeladen waren unf frühzeitig gegangen sind. Wären sie nicht mit dem Auto gefahren und wäre meine Mutter nicht am Telefon, sonern stände neben mir, würde ich hinterher laufen, um die Leute zu verprügeln. So höre ich meine Mutter zurückgelassen und beziehe ihre Vorwürfe auf mich, da auch ich nicht mehr zu Hause bin.

ernst - 16.09.99 at 00:35:33

An Hippi in Stuttgart : Ob Schreibwilligkeit an sich schon langt ? Von einem Teilnehmer höre ich, daß man /frau als Schriftsteller angeblich immer einen konkreten Adressaten anspricht. Wenn dem so sein sollte, dann wäre es zumindest auch dieser, der über das Thema und die Art seiner Behandlung mit zu bestimmen haben sollte. Aber dieses Forum scheint insofern kein solches zu sein, als nur die Anbieterseite zu Wort kommt. Damit hat man schon manchen "Markt" kaputt gemacht. Die Anregung zum Poetologischen Diskurs (allein dieses Wort ins Gefecht zu werfen erfordert Mut)war unter diesem Aspekt so übel nicht.

Den ebenfalls unverständlichen Dr. Breuer kenne ich nicht, war in Zwiefalten auch nur auf Durchreise. Aber es gibt dort eine Klapsmühle ...

Heinrich Siegfried woanders, - 16.09.99 at 00:28:45

Cool am Pool...
Wo ist der Bademeister, ich will ihn sehen.

Muß man hier blau-weiß gestreifte Bademützen tragen?

Ist das hier das Nichtschwimmerbecken?

Frei-bad oder Bade-Anstalt?

...warum fahren wir nicht ans meer

brainstop - 15.09.99 at 23:59:04

Am Telefon:
-Hallo
-Hallo, ich wollte nur fragen, weil Du so schnell weg gegangen bist, ob Du Dich irgendwie unwohl gefühlt hast oder so
-Nein, nein
-Ich meine nur, weil Du einfach so gegangen bist. Ich dachte, vielleicht hättest Du Dich gelangweilt oder so
-Nein, wirklich nicht
-Weil ich weiß ja nicht, ob Du sowieso nur kurz bleiben wolltest, aber das kam mir so komisch vor, daß Du einfach so gegangen bist
-Hm
-Ja, also wenn Du sowieso nur kurz bleiben wolltest, dann ist das ja ok
-Ja
-Ich wollte nur fragen, weil Du einfach so gegangen bist
-Ja
-Ich meine nur, weil wir kaum geredet haben, sonst hätten wir ja noch was machen können
-Ja, wir können noch was machen. Komm vorbei
-Nein, ich meine nur, wir hätten ja was machen können
-Ja, komm vorbei
-Ja, ne, jetzt hab ich keine Zeit

stefan berlin, - 15.09.99 at 23:51:21

draussen düster
erst zwanzig uhr
wolken verschatten sich
die luft sie schwitzt hitze aus

sein schwarzer Triumph
ist kaum zu erkennen

ohne Licht

tiefes grummeln und
laute Blitze
himmlische pferde im Galopp
je wilder sie gehen
das schild es sagt

Stopp

Martin Elberfeld, Rheinland - 15.09.99 at 23:19:27

draussen düster
erst zwanzig uhr
die wolken verschattten sich
die luft sie schwitzt hitze aus

sein schwarzer Triumph
ist kaum zu erkennen

ohne Licht

tiefes grummeln und
laute Blitze
himmlische pferde im Galopp
je wilder sie gehen
das schild es sagt

Stopp

Martin Elberfeld, Rheinland - 15.09.99 at 23:18:07

An Anna aus Hamburg!
Ärgern Sie sich nicht. Oder wie kommen Sie auf die rührende Idee, daß diejenigen die etwas tun, Ahnung davon haben könnten? Testen Sie eine x-beliebige Productmanagerin bei einem großen Label- Sie werden entäuscht sein. Genauso ist es überall, auch bei denjenigen die sich einbilden, Dinge gesehen zu haben über die auf jeden Fall berichtet werden sollte. Da sie die einzigen sind, die sich nicht zu blöd dazu sind über die Farbe ihrer Unterhose/den Shampooflaschen in ihren Badezimmern/ dem Drogenkonsum ihrer Nachbarn (kein eigener-->könnte Karriere gefährden) zu referieren, gibt es keine Vergleiche. Wer steht endlich auf und ruft: Nein! So war es nicht! Ihr seid langweilige, feige Bystander. Und blind obendrein. Denn die Anderen suchen noch, glauben sich in der Belanglosigkeit gefangen und schämen sich für die Schamlosigkeit. Nicht schämen: besser machen!
Aber: lasst den Kracht in Ruhe. Er war cool von Anfang an.

Patty Schellaberger N.Y:,, N.Y. - 15.09.99 at 21:03:54

Einige Zeit in der Versenkung gewesen... Aber ich will nicht über die Liebe schreiben, -nur ganz kurz hallo sagen, und dann gleich wieder gehen. Mit Max ins Kino, den neuen Kubrick anschaun. Mal sehn, was für Auswirkungen das auf unser Beziehungsgeflecht hat.
Meine beste Freundin hat Liebeskummer und mag keine deutschen Männer (mehr). Da ich aber nicht mit möchte auf eine persische Disco am Wochenende, haben wir uns auf eine House-Party im Alten Wartesaal geeinigt, wo wir uns mit einem Freund von mir, der aus Georgien stammt verabredet haben. Er bringt auch noch jemanden mit. Jemand, der, wie er sagte, "virtuos darin ist, einer Frau das Gefühl zu geben, das sie eine Frau ist". Meine Freundin weiss allerdings noch nichts davon...

P.S.: Schön, die NY-Berichte von Suse!

Yve Soleilmoon Köln, Land - 15.09.99 at 18:55:02

Danke Veronica, das ist wahr. Deshalb: Danke an Suse für ihre wunderbaren N.Y Geschichten. Danke Ernst, Kathrin aus Halle, Betty aus London, Aspera. Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen. Für die Weiterführung der Zeitungsgeschichten, für die drei Versionen von "ich gehe die Straße hinunter". So ist loop GROß. Ihr Perlen.

Kritik muß immer konkret sein. Sonst: Langeweile und Muff.

Elke Naters Berlin, - 15.09.99 at 17:48:00

KATHRIN aus Halle : Das war das Beste, was ich seit ca. 1 Woche (seit mich diese Spielwiese interessiert) gelesen habe. Danke !

hippi stuttgart, western part of asia - 15.09.99 at 17:09:45


da fehlt was (XI. DU sollst dem computer keine eckige klammern zumuten):
um der schwerelosigkeit der internetverständigung mehr raum zu geben...

veronica, post mail - 15.09.99 at 17:06:05

wider die oberlehrer (und mit denselben und eine ?)

wens nervt, das poolwesen - man brauchts ja nicht weiter zu lesen (oder erst recht, sich ärgern kann auch ein lebenselixier sein). gebe dagegen meine poolsucht sofort zu, ein HOCH auf die erfinder! verdächtig trotzdem: loops werden meist nur vom pool wahrgenommen, wenn sie ätzen, chorbleiche reinkippen.. dann schäumts aber gleich. hoffentlich lässt das allgemeine pfeilgeschwirr etwas nach - um der schwerelosigkeit mehr raum zu geben... mails sind oft viel witziger und spontaner als schwarz-auf-weisses, warum eigentlich ? weil sie vergänglicher sind/scheinen, z.b. unterwegs vom postmaster und ähnlichen monstern verschlungen werden können ?!

veronica heidelberg, - 15.09.99 at 16:54:26

Sektempfang im furniervertäfelten Chefzimmer. Die Wessis glauben, niemand würde merken, dass der obligatorische Rotkäppchensekt gar keine Annäherung an den Osten, sondern eine fäustchenlachende Sparmassnahme ist. Seit fünf Jahren wohne ich hier, seit fünf Jahren trinke ich Rotkäppchen. Heute gab es Berliner dazu. Die heissen hier Pfannekuchen, sind aber genauso ekelig. Als ich die Aprikosenmarmelade in fremden Mundwinkeln sah, wurde mir klar, dass ich immer ein armes Kind gewesen bin. Und das lag an Conni Raudes Bäckerwagen. Der fuhr jeden Mittwoch in den Robertskamp, hupte, und mit der durchsichtigen Mechanik eines Hühnerbeines wiederholte sich ein Vorgang, nackt und reduziert wie eine Glühlampe über einem Tisch in einem Walfischbauch. Die Kinder warfen ihre Fahrräder auf den Bürgersteig, die Haustüren öffneten sich, Mütter drückten ihren Kindern knautschlederne Portemonnaies in die Hand, manchmal auch Kuchenplatten. Die Kinder wiederholten am Bäckerwagen die Bestellungen der Mütter, trugen die Platten vorsichtig nach Hause. Ich sass in der Hofeinfahrt und biss auf Murmeln. Unsere kalte grünweisse Haustür blieb zu. Kein Mama-Arm, kein Knautschlederportemonnaie, nichts. Ich weiss nicht, warum ich nie gefragt habe. Ich weiss vor allem nicht, wieso ich keinen Zusammenhang zwischen der Ergebnislosigkeit des Bäckerwagenhupens und dem Café meines Grossvaters gesehen habe. Ich hätte jederzeit über die Strasse gehen und mit den Fingern aus jedem Stück Schwarzwälderkirsch die beste Kirsche rausoperieren können. Mein Grossvater, der nie sprach und nur fluchte, wenn sein Kuchen verbrannte, hätte gelacht. Ich habe es nie gemacht. Und zur Belohnung für blöd kriege ich heute bei jedem Berliner Existenzängste. Nicht nur im Osten.

Kathrin, Halle, - 15.09.99 at 16:33:01

lieber hippi, das glaube ich dir gerne. bei soviel subjektivistischer pubertaetsprosa, wie man sie hier findet, kann man gar nicht mehr glauben, dass literatur auch etwas anderes sein koennte.

murnau koeln, de - 15.09.99 at 16:25:53

Was, um Himmels willen, SIEGFRIED, soll ein schreibgewillter Mensch denn anderes schreiben als Selbstreferenzionelles (das Wort verstehe ich ja kaum, geschweige denn verstünde ich es zu schreiben) ? P.S. Haben Sie eigentlich irgend etwas zu tun mit dem Dr. Breuer aus Zwiefalten (loop vom 14.09.99, 12.47) ? Den verstehe ich nämlich auch nicht, und das nicht nur wegen der Ortsangabe !

Hippi Stuttgart, BW - 15.09.99 at 16:21:05

Ich stelle fest: Betrachtet man das Treiben im POOLLOOP als Neuleser(-schreiber) muß man unweigerlich zu der
Erkenntnis gelangen, hier treffen sich die, denen sonst niemand zuhört, wenn sie sprechen. Einige Texte nimmt man von seiner
Pauschkritik wegen Ansätzen von Sympathie aus. Für die anderen findet man Worte wie Selbstreferenziell
und ähnliches. Diejenigen aber, die sich mit der POOLLOOP-Wirklichkeit arangiert haben, oder der Auffassung sind, daß sich
dieses Medium jeder, aber auch jeder Zensur entzieht scheinen sich vom "Wir über uns" zu lösen. Das beruhigt mich und nimmt
mir die apokalyptischen Visionen von UNkenrufern aus der Früh-POOLLOOP-Zeit.

Siegfried

Karsten - 15.09.99 at 15:31:43

An ASPERA aus Bonn:

Du hast recht! Anna und David kennen sich! Und außerdem trug ich gestern wirklich wenig Liebe in mir und war sehr böse. Aber die Fragen scheinen mir wichtig. Ich finde es wichtig, zu klären, daß "pool" eine Seilschaft von Schreibern ist, die sich alle kennen - und von denen nicht alle wirklich begabt sind. Die aber alle die Kracht'sche Stilrichtung kopieren - und ausschließlich über sich und ihre "ich weiß nicht" unemotionale Trend-Weltsicht referieren. Das finde ich in seiner inhaltsleere allmählich sehr ermüdend. Und auch nicht schön zu "schauen" - um es mit Kracht zu sagen. (Ist als Anregung gemeint!)

Anna Hamburg, - 15.09.99 at 13:26:37

Zu ASPERA aus Bonn bzw. B.Vian ("der letzte Walzer") hätte ich noch folgendes zu bemerken :

Eigentlich mag ich Frauen ganz nah an meiner Seele,
was ich jedoch beim Tanzen keiner von euch empfehle :
Rum ta ta, rum ta ta, crash !

Es ist schon sehr gefährlich, wenn mich der Rhythmus packt :
Zwei Füße tanzen Tango, der Rest Dreivierteltakt -
rum ta ta, rum ta ta, crash !

Rumba sieht aus wie Salsa, Musik erfasst mich ganz,
mein wilder Hippi-Hip-Hop geräht zum Ausdruckstanz :
Rum ta ta, rum ta ta, crash !

And of course
Hippi the Hourse
dances the waltz.

Hippi Stuttgart, BW - 15.09.99 at 12:55:00

Jetzt sehe ich mir diesen pool schon seit einigen Tagen (Wochen ?)an, finde aber wenig, das mich von meinem ersten Urteil abbringt, das ich doch gerne revidiert hätte : Eine in ihrer Selbsrefrenzialität possierlich spätpubertär wirkende Veranstaltung von Menschen, die ausschließlich von sich selber zu reden verstehen (wollen ?). Frau v. Samson, die ja wenigstens schreiben kann und auch thematisch nicht allzusehr festgelegt ist, erklärt zwar, was Sache sein sollte, aber zwischen Sein und Sollen klafft auch hier ein Abgrund. Kein workshop also soll es sein, obgleich an guten workshops nach wie vor Mangel herrscht und dieses Medium geeeignet wäre, die so wichtige Rolle zu übernehmen, die Literaturzeitschriften früher spielten, zumal wenn die Teilnehmer einander mit mehr grundsätzlichem Wohlwollen begegnen würden. Aber was bedeutet in diesem Zusammenhang "Forum" ? Einen Marktplatz für Ideen und Waren ? Klar; aber dann muß das Angebot noch etwas vielfarbiger werden und - wie jeder Markt - auch den nachfragenden Kunden beachten, nicht nur die inneren Befindlichkeiten der Anbieter.
Auch will es mir scheinen, daß die die hier gebotene Möglichkeit, eigene Ideen umgehend einem Publikum andienen zu können, eine Art Rausch der Geschwindigkeit auslöst und zu geringerer Sorgfalt verleitet. Wenn man erst 10 Entwürfe in den Papierkorb hat werfen müssen, um dann die 11. Version von einem Lektor korrigiert zu kriegen, wird man aufmerksamer, als wenn man direkt in den Schirm tippen darf. Das gilt ganz besonders auch für diesen Text !

H. Siegfried

Heinrich Siegfried Zwiefalten, never-never-land - 15.09.99 at 12:21:25

bezüglich Atari Teenage Riot zitat. ein bekannter berichtete über einen besuch bei herrn empire zuhause. man klingelte an der haustüre einer schicken villa. die mutti öffnete und rief in den keller, wo der herr atari gerade den nächsten riot plante: alex, hier sind freunde für dich. später brachte sie dann die obligatorischen getränke plus kekse in den keller.

viel spaß bei weiterbrüllen dann auch weiterhin.

the revolution will not be televised.

ingo köln, köln - 15.09.99 at 11:53:26

Sogar (!) die Stuttgarter Zeitung hat gestern (14.9.) über diese LCB-Veranstaltung berichtet. Eigentlich keine Kritik, eher eine Nestandsaufnahme der unterschiedlichen Aktivitäten : "Im Netz des einzig wirkliche Leben" von Cornelia Staudacher. Der POOL wird so beschrieben : "Auf Austausch und Entertainment setzen Elke Naters und Sven Lager mit ihrer im Juni gegründeten Website pool (www.ampool.de), wo der Prozess des Schreibens öffentlich gemacht und der Schriftsteller "aus der Isolation" befreit werden soll. ..." (Online : http://www.stuttgarter-zeitung.de). Ich weiß allerdings nicht, ob der Artikel da abrufbar ist.

Hippi Stuttgart, Deutschland - 15.09.99 at 09:24:46

ich habe heute den ganzen tag mit niemandem gesprochen. das erklaert hoffentlich diesen suse-overkill. ich hatte einfach das beduerfnis. und IHR seid ja schliesslich meine familie in der heimat. gute nacht. guten morgen.

suse harlem, zuletzt - 15.09.99 at 06:21:32

Das Titelblatt der druckfrischen Ausgabe der New York Times vom 15. September 1999 zeigt das Foto einer jungen Frau, die in einem, offensichtlich von Erbrochenem beschmutzten, rosaroten Nylonkurzmantel nachts vor einem - vermutlich in einer deutschen Grossstadt sich befindlichen - Zeitungskiosk steht, und mit einem druckfrischen Exemplar der Berliner Ausgabe der BILD-Zeitung vom 15. September 1999 ihre Kleidung abwischt, auf dessen Titelblatt das Foto einer jungen Frau zu sehen ist, die mit einer Zeitung unterm Arm - bei genauerem Hinschauen handelt es sich die New York Times vom selben Tag - von einem schnauzbaertigen Herrn mit lateinamerikanischer Physiognomie einen Plastikbecher gereicht bekommt, waehrend sie ihm mit der anderen Hand zwei Dollarnoten hinhaelt.

suse - @, @ - 15.09.99 at 06:18:13

georg m. teilt sich den nachnamen mit lee harvey, der einmal einen amerikanischen praesidenten erschoss. vielleicht ist christian kracht ahnenforscher und kam daher auf die idee mit der rampe und dem genickschuss. dabei fuhr der andere doch im auto.

suse old amsterdam, i kann es nicht helfen - 15.09.99 at 05:55:53

Heute beim Fruehstueck dachte ich: Das ist ja gar kein Fruehstueck. Das esse ich nur fuer die amerikanische Nahrungsmittelindustrie, nicht fuer meinen Koerper. Alles fad, alles schmeckt irgendwie verfaelscht, inhaltlos, kuenstlich. Milch waessrig, Brot pappig, Cornflakes wie nasses Stofftaschentuch. Meine Aversion gegen diese Nahrungssurrogate waechst, ich muss aufpassen.

suse ny, vereinigung staaten unaufhoerlich - 15.09.99 at 05:42:33

Nie war es einfacher, Segen zu empfangen. Einfach einen Amerikaner anniesen.

Suse, NY, Universal Brain Feedback - 15.09.99 at 05:34:23

Nachts fliegen Flugzeuge und Hubschrauber ueber Manhattan und verspruehen Pestizide. Sechs Personen sind in den letzten Tagen an Enzephalitis gestorben, uebertragen durch Mueckenstiche. Der Buergermeister sagt, das Gift toetet nur die Muecken. Woher ein Buergermeister sich darin so sicher sein kann. Die juckende Schwellung auf meinem linken Handruecken laesst mich in regelmaessigen Abstaenden an mein Hirn denken. Die unendliche Rueckkopplung zwischen Geist und Organ, kurzzeitig unterbrochen durch die lindernde Wirkung von Spucke auf der Haut.

"The nervous system adapts, is tailored, evolves, so that experience, will, sensibility, moral sense, and all that one would call personality or soul becomes engraved in the nervous system. The result is that one's brain is one's own. One is not an immaterial soul, floating around in a machine. I do not feel alive, psychologically alive, except insofar as a stream of feeling - perceiving, imagining, remembering, reflection, revising, recatigorizing runs through me. I am that stream - that stream is me."
(Oliver Sacks: Neurology and the Soul. New York Review of Books, Nov. 22 1990, p. 49)

ssussie, MY BRAIN IS MY BRAIN - airborne toxic event, slightly paranoid - 15.09.99 at 05:30:39

gestern habe ich einen MANN kennengelernt.

er stand allein im foyer eines KINOs. wir gingen gemeinsam in den vorfuehrraum. sie zeigten einen sehr guten film, in dem nicht gesprochen wurde. das drehbuch stammt von ed wood jr. billy zane heisst der hauptdarsteller, fuhr einst gemeinsam mit herrn dicaprio gegen einen eisberg, schoen, krank im kopf, schlechte kindheit, geklaute kleidung, passt jedoch verfuehrerisch, er wird sterben, soviel ist bekannt. I WOKE UP EARLY THE DAY I DIED. alle kucken bitte.
als wir aus dem saal traten, stand dort ein ANDERER MANN allein im foyer. er fragte, wie der film ist. GREAT!, sagten wir - WELL, I'M THE DIRECTOR, sagte er, HAVE A COCKTAIL WITH US. im kino wurde viel geklatscht. weil die DARSTELLER drinsassen. fiel uns erst spaeter auf.
ich sprach dann aber lieber mit dem ersten MANN.
er wirkte sehr zart und ernst und gebildet. ein bisschen ratlos manchmal. er fragte mich, was ich mache. ich sagte es ihm. er verstand mich nicht.

dafuer schaemte ICH mich.

suse ny, no word today - 15.09.99 at 05:10:58

In einer Männerrunde werden chinesische Glückskekse gegessen. "Du bist auf dem Weg in eine sichere Zukunft", "Dein Liebestraum erfüllt sich", "Das Geschäft geht gut", heißt es auf den Zetteln, nur Bernd Thiele hat ein leeres Stück Papier.
Frau NATERS, ob Kram, Kreuz oder Xberg-man muß nicht auf jede alberne Kritik antworten auf daß sie sich vermehre (gilt auch für Herrn Lager). Ihre Sachbearbeiteringeschichte gefällt. Danke auch, Frau von SAMSON, als ich meinen Namen heute in der FAZ gelesen habe, konnte ich beruhigt an die Kaminabende mit meinen Enkeln denken. FUSSBALL (statt Schach) Wer heute zwischen 1 und 3 Fußball spielen will, soll zum Kunstrasenplatz an der Kleinen Hamburger Straße kommen. Es fehlen noch einzwei Spieler, der Platz ist super grün. Weitere Atttraktionen: C4-Professoren tacklen, Regisseuren das Heft aus der Hand nehmen und Schauspieler Schauspieler schimpfen.

ernst - 15.09.99 at 00:58:55

Eben stand ich am Kiosk, als ein Mädchen angerannt kam und Zeitungen kaufte, mit denen sie sich Kotzbröckchen von der Jacke wischte. Ich schaute nicht weiter hin. Der nur spanischsprechende Kioskler fragte mich in fließendem Deutsch: "Wie immer Prosecco?" Ich antwortete: "Nein, nur zweimal die neueste Gala, bitte". Ich nahm die Zeitschriften und ging nachhause. Dort nahm ich zwei DIN-A3-Briefumschläge und steckte die beiden Galas rein. Beim Abschlecken der ersten Briefmarke merkte ich jedoch, daß Anna in Hamburg und David in Berlin identische Adressen hatten. Das freute mich, so hatte ich Spucke gespart.

Aspera Bonn, Rheinland - 15.09.99 at 00:34:08

Für Karsten:

Ficken Lecken Quark - alles kost 'ne Mark

Merz Berlin, - 15.09.99 at 00:10:55