Textasy #22 (Januar 2002)
Ich bin müde. Hundemüde. Fühle mich schon seit Wochen immer unstrukturierter...morgen die zweite von den drei letzten Prüfungen, bevor es an die Diplomarbeit geht...ich kann nicht behaupten, daß ich wirklich viel Ahnung von Arbeitsrecht habe...aber ich werde mein Bestes geben (wofür auch immer).
Habe mir fest vorgenommen, die letzten Wochen und Monate hier in Leipzig entspannt zu genießen - der graue Alltag kommt noch früh genug. ;-)
alannis Leipzig - 30.01.02 at 00:24:52
Als ich es heute Morgen im Zug in der Zeitung meines Gegenübers gelesen habe, konnte ich es erst nicht glauben. "Pippis Mutter ist tot." Erst nach ein paar Sekunden wurde mir klar, was das heißt. Astrid Lindgren ist gestorben.
Erster Gedanke (als Buchhändlerin): Jetzt fragen bestimmt wieder alle nach Lindgren-Büchern.
Zweiter Gedanke: Die hätte ich gern noch kennengelernt.
Dritter Gedanke: Ich hab noch Geld auf meinem Gutschein; die Biographie wollte ich doch immer lesen.
Und jetzt fällt mir ein, wie sehr ich sie früher geliebt habe...
Monatelang habe ich meinen Papa genervt; jeden Abend wenn ich im Bett lag mußte er mir erzählen, wie Madita aufs Dach klettert und mit Regenschirm herunterspringt (bis auf die Leiter hatte ich es auch gebracht, aber dann hat mich doch wieder Jemand erwischt)...das war meine Lieblingsgeschichte. Die "Pippi Langstrumpf" Geschichten haben wir bei den Nachbarn auf Video geguckt: Fünf oder sechs Nachbarkinder versammelt auf dem Teppich staunend über die Nagelsuppe und dann wochenlang der Spruch: "Was auf dem Boden liegt, gehört Niemandem, und was Niemandem gehört, darf man mitnehmen" (oder so). Karlsson habe ich geliebt; erst vor Kurzem habe ich das Buch noch mal gelesen und festgestellt, daß der ja ganz unverschämt war (das hatte ich wohl verdrängt). Beinahe wäre ich an Karneval mal Ronja Räubertochter gewesen. Und als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal "Die Brüder Löwenherz" gelesen habe, habe ich geweint.
Die Frau hat mich ganz schön beeindruckt... und doch, wenn mich jemand nach meinem Lieblingsautor gefragt hat, ist sie mir nie in den Sinn gekommen. Komisch.
Teffi - 29.01.02 at 19:38:31
Frosch
Donner und Regen
nass und verwegen
in pfütze gelegen
berieselt, gesprungen,
dem Gummistiefel entrunnen
ich grüner gefährte
der einst biologie lehrte
in der schule im teich
hardmate rheinbrohl - 29.01.02 at 17:07:53
viel passiert im letzten halben jahr...
auch wenn ich mir nicht so ganz sicher war, die meisten haben recht behalten: studieren zu gehen war die beste entscheidung, die ich treffen konnte (bis auf soziologie vielleicht;-), aber das hat sich ja bald auch erledigt).
mir geht es gut. trotz langer lernabende, aufregung und stress, weil ich angst habe, ein referat nicht rechtzeitig fertig zu bekommen.
im letzten halben jahr war ich so fleißig wie nie während meiner 13jährigen schulzeit... vielleicht liegt es tatsächlich daran, daß ich jetzt ein ziel vor augen habe. und daran, daß ich das alles gerne mache (nicht zu glauben, aber ich habe tatsächlich meine begeisterung für die linguistik entdeckt).
und meine buchhandlung habe ich immer noch: anfangs ganz schön komisch, nur noch ab und zu da zu sein, aber man gewöhnt sich daran und findet es nach einiger zeit richtig gut. und das mit dem weniger geld verdienen klappt auch noch so gut, daß eine kleine zweier wg vielleicht doch nicht nur ein traum ist.
jetzt wird es noch einmal richtig anstrengend; klausuren sogar über karneval (ich fasse es nicht!)... und dann meine ersten semesterferien...(und mit ihnen meine erste hausarbeit).. bin gespannt, wie das wird. soooo lange frei an einem stück hatte ich noch nie!
teffi blickt zurück und nach vorn - 27.01.02 at 20:56:54
DER WEG
*********
Warum? ......Der Weg ist schmal und die Bäume stehen aneinander wie Soldaten, die jeden Moment zu marschieren anfangen wollen. Wieso mir? ......Der Wald schien mir noch nie so trostlos und kahl wie heute Abend. Fehler macht doch jeder einmal! ......Ist es das fahle Mondlicht, dass mit den Silhouetten der Bäume Schattengestallten entwirft, die sich auf einen zu bewegen und versuchen dich zu fangen. Warum will mich niemand verstehen? ......Nebel umhüllt die Gegend, sodass ich kaum fünf Meter sehen kann. Sah ich vielleicht die Probleme nicht? ......Da, der Ruf einer Eule schallt durch die Nacht, mich fröstelt und Gefühle von Furcht steigen in mir hoch. Ist unsere Freundschaft noch zu retten? ......Ich kehre um und gehe etwas schneller als zuvor den Waldweg zurück. Sollte ich den ersten Schritt machen? ......Ich fühle mich schutzlos und allein hier draußen. Du fehlst mir? ......Endlich ich sehe die Häuser der Stadt. Mir ist einiges klar geworden! ......Geschafft, ich bin wieder auf der beleuchteten Straße und Erleichterung macht sich in mir breit. Die Gefühle der Furcht und der Wut scheinen wie ausgelöscht. Vielleicht musste ich diesen Weg gehen, um wieder ganz zurückzufinden. Ich glaube wir sollten noch mal über alles Reden!.......
("Nimm du das Schwert, gib mir die Axt" R.J. Berlin´02)
R.J. Berlin * - 24.01.02 at 17:18:32
Wonne
Strahlend warme Wellen
himmlich schnellen
zum Fenster hinein
mit Licht dem Grellen
du herrlicher Sonnenschein
hardmate rheinbrohl - 24.01.02 at 15:56:46
Ich habe festgestellt, daß ich es genieße, mal für ein paar Stunden freundlich zu Menschen zu sein...krass. Ich genieße es, einfach wildfremde Menschen anzulächeln und manchmal sogar ein Lächeln zurückzubekommen. Das hat mir gefehlt, glaube ich...
@TaleTeller: missed. you.
@Teffi: MARiO hat reingeschrieben...ich brings im Februar mit, okey?
Und noch was....es ist merkwürdig, aber wir haben bald die letzten Vorlesungen. Mir ist das gar nicht so richtig bewußt, daß es bald "vorbei" ist...wo sind die 4 Jahre hin? Bin ich schon bereit für diese grausame Welt da draußen, vor der uns Prof. S. immer so sehr gewarnt hat? Vielleicht bin ich noch nicht soweit, diese kleine schnucklige Stadt zu verlassen? Wer sagt mir das? *seufzt* Ich bin verwirrt, wie so oft in letzter Zeit. Und gleichzeitig freue ich mich auch auf all die neuen Dinge, die hinterm Horizont lauern..
alannis , verwirrt und aus Leipzig - 23.01.02 at 23:46:21
"Coyote hat mir von indianischen Frauen erzählt, die sich in Männer verlieben, weil sie so schön Flöte spielen, und vor lauter Aufregung Nasenbluten bekommen, wenn sie die Musik hören", sagte Cherokee.
"Funktioniert das auch mit Gitarre?"
"Es funktioniert, wenn ich dich anschaue."
Er berührte ihr Gesicht. "Es geht dir wieder besser, glaube ich...Ich vermisse dich, Cherokee. Ich möchte morgens neben dir aufwachen, wie früher. Aber anders. Es ist jetzt anders."
Es war anders. Es war wie lichtdurchflutete rote Wellen, die unablässig gegen einen Strand fluten - eine brennend salzige Fülle. Es war, als wäre man Wellen und ritte zugleich auf ihnen. Das Bett hob sich, das Haus und der Rasen und die Rosen und die Straße und die Nacht. Ein Ozean, der sie wiegte, sie herumwarf, ein Ozean aus flüssigen Korallenrosen.
Danach lag Cherokee da, an Land gespült, den Kopf auf seiner Brust. In seinem Innern konnte sie das Echo ihrer selbst vernehmen.
hab mal wieder ein wunderschönes buch gelesen...
@ TaleTeller: Schön, mal wieder was von Dir zu hören/lesen!
Teffi - 23.01.02 at 20:51:05
Hallo Welt ...
... ich dachte ich melde mich mal in aller Kürze zurück. Demnächst texte ich Euch wieder etwas ausführlicher zu ;-)
TaleTeller Köln - 22.01.02 at 17:06:49
soso...langhaarige Mädchen sind also langweilig, hm? *gähnt mal demonstrativ* Ich finde solche Pauschalitäten viel langweiliger...
alannis Leipzig - 18.01.02 at 23:05:06
@Majo Gratuliere zu diesem Schritt, auf das es nicht Deine einzige Glanztat in diesem Jahr war. Wenn die Möglichkeit besteht schick mir n Foto vom neuen Look.
Hey ihr langhaarigen Mädels da draußen, macht es wie der Majo und kürzt euch eure Matten, damit ihr n bissel peppiger seid. Denn eins steht fest, um so länger die Haare desto langweiliger die Trägerin (minus 2,5cm).
Actionman Helsinki - 16.01.02 at 15:38:02
@Mario: ICH AUCH, BRUDER... wir sehn uns:)
und ich bin gespannt wie Hilmars Hosenträger.
der Carsten ready to rock you... - 15.01.02 at 23:52:20
@MariO: Glückwunsch, mein Lieber! Mir ging es in letzter Zeit immer furchtbar schlecht, wenn ich vom Friseur kam... (Zeugen können Wutanfälle und Heulkrämpfe bestätigen)
Trotzdem denk ich schon wieder drüber nach...
Jetzt brauch ich nur ein neues Photo für meine Wand, damit keiner mehr fragt: Das ist ein Junge? ;-)
Teffi - 15.01.02 at 18:49:29
Neulich beim Friseur:
"Einmal schneiden, so bitte" ich zeige auf ein Frisurenmagazin, auf dessen Rückseite sich ein sauerstoffblond gefärbter, wetgeliger, raspelkurzhaariger junger Mann mit schicker Sonnenbrille zu sehen ist.
Ein kurzes Lachen, seitens des Herrn, der meinen Kopf vorsichtig in das schafotgleiche Waschbecken überstreckt und wenig später meine Haare ein letztes Mal in voller Länge massieren wird.
"Ne sag mal im Ernst". Ich schaue etwas verwirrt zu ihm hoch "Doch, ich will es so kurz..."
Wenig später bilden sich große Tropfen an den Spitzen meiner Haare, die auf dem knielangen schwarzen Umhang liegen. Mein Friseur greift mit voller Hand in den Schopf, schaut mich im Spiegel an und sagt:
"Also dein voller Ernst". Ich konnte gar nicht so schnell ja sagen da hatte er schon mit voller Inbrunst geschnitten, nachgefasst und wieder geschnitten. Rechts und links hingen noch die Haare und nach oben standen wie gerade frisch gerodet die Reste einstiger stolzer 40cm.
"Zufrieden?"
Ich lache.
"Na dann sind wir ja fertig..."
Und reicht mir den Spiegel um mir das Resultat seiner zwei kühnen Schnitte von hinten zu zeigen...
"War ein Scherz" grinst er und setzt sich ran um sein Werk zu vollenden. "Ich liebe das, so volles Haar zu schneiden, wann kommt man da schon mal dazu..." merkt er an und ich fange an zu begreifen. Ich sitze hier in diesem Moment nicht nur beim Friseur, sondern ich verliere etwas. Etwas was ich nicht so schnell wiedererlangen kann. Ein innerer Schmerz durchfährt mich und er ist stärker, viel stärker als der Gedanke an den Vorteilen, die ich mir ausgemalt habe, bevor ich mich hier hingesetzt habe.
Vom Friseur renne ich nach Hause und gleich ins Bad zum Spiegel. Ich sehe jedoch nicht das erwartete Gesicht eines gerade entstellten Menschens kurz vor dem Weinkrampf, sondern ein freches Grinsen wie nach einem gelungenen Streich...
MARiO - 15.01.02 at 14:42:09
Eine Nacht in einer beinahe fremden Stadt...mehr als 600 km hin- und zurückgefahren in wenigen Stunden...nur um ein Konzert zu sehen...ist das verrückt? ...auf dem Rückweg sitze ich im Auto, grinse in mich rein und weiß: Nein. Es war das Richtigste, was ich seit langem getan habe...
alannis Leipzig - 13.01.02 at 21:01:26
Ich fühle mich so hilflos... mein kleiner lieber Bruder steht in der Ecke,er ist ganz still und guckt so traurig, daß ich jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, losheulen könnte. Bei meiner liebsten Freundin ist es nicht anders, und ich kann nichts weiter tun, als sie beide ab und zu in den Arm zu nehmen und versuchen, etwas tröstliches zu sagen... was mir aber nicht so richtig gelingt.
Ich mach mir so sorgen. Und bemerke wieder einmal, wie gut es mir doch geht. Irgendwie schäme ich mich dafür, so viel Glück zu haben.
Teffi - 13.01.02 at 18:54:54
Lerne schön
Und feier nicht,
Mach es einfach
So wie Ich.
Ein Lerner. L.E. - 12.01.02 at 16:48:13
@ala: Ja!
Und was gibt es Schöneres, als nach einem müden Unitag mit den STADTGESCHICHTEN (Bd2)im neuen zu verschwinden...? Nun ja, wenn die Bäckerblume dabei läg und ich ihr von meinen Begegnungen in der Barbarylane erzählen könnte...wär´s noch schöner.
Was würd ich drum geben, Michael Tolliver und Jon Fielding mal kennenzulernen!
Teffi - 11.01.02 at 19:52:29
@Teffi: hast Du etwa ein neues? ;-)
alannis Leipzig - 10.01.02 at 00:14:20
Wilhelm, gerade mal 4 einhalb Jahre alt, stand wie jeden Morgen 9 Uhr 30 auf der Tür des Lattenzauns zu Pfarrer Wellmanns Garten und brüllte: "Hol mich der Teuuuufel!", was Pfarrer Wellman jeden morgen pünktlich um 9 Uhr 30 aufs neue einen Schritt weiter, raus aus seiner himmlischen Sanftmut- die der Blick aus seiner Veranda in seinen gutdurchdachten Garten, in dem neu und alt genauso ihren unverrückbaren Platz hatten wie Schwarz und Weiß an seinem Talar, noch unterstützte- in Richtung Weißglut trieb.
Studierte er doch Heidegger- und wer einmal Heidegger studiert hat, der weiß was es bedeutet, wenn einem mitten auf einem gedanklichen Hochseilakt, mitten im philosophischen Salto mortale, mitten im transzendieren von "So hätte alles Anwesen seine Herkunft in der Anmut im Sinne des reinen Entzückenns der rufenden Stille.", mitten daherinnen, sich ein 4 einhalb jähriger Nachbarsbengel aus vollem Hals über Johannes 19-7 lustig macht.
"Guten Morgen, Wilhelm." Pfarrer Wellmann trat aus seiner Sommerveranda in den Schein der Sonne, welche auch gleich sein gutmütiges, 56jähriges Pfarrersgesicht noch gutmütiger erscheinen ließ.
"..." Wilhelm glotzte trotzig, wich keinen Meter vom Zaun. Wilhelm kannte keine Angst, sollte der alte Mann sich doch so schwarz kleiden wie er wollte. Der Wasserschlauch war gut versteckt nur einen Meter weiter in den Sonnenblumen. Bereit zum Abschuß. Gefechtsklar. Kampfbereit. Ready to kill.
"Nun, Wilhelm, mein Junge..." Die kurze rhetorische Pause, die einem jeden Pfarrer nun einmal als Geschenk Gottes mitgegeben ist, nutzte Wilhelm gedanklich vielfältig aus. Er war weder bereit diese Zwangsadoption auf sich sitzen zu lassen, noch war er bereit den Weg auf Mama und Papa freizugeben, die sich womöglich noch zur Adoptionsfreigabe bereit erklärten.
"Soll mich der Teufel holeeeen" intonierte er trällernd.
Kinder können so unschuldig schauen...Pfarrer aber auch. Besonders Pfarrer, die auf ihrer Seite des Zaunes um einen in den Sonneblumen gut versteckten, schwerbewaffneten und vollständig einsatzbereiten Wasserschlauch wissen. Bereit zum Abschuß. Gefechtsklar. Kampfbereit. Ready to kill. Als man Gottes kannte er keine Furcht.
"...mußt Du denn nicht in der Schule sein?" Langsam bewegte er sich mit Pfarrersschritten auf Wilhelms Stellung zu, schien die Sonne zu geniessen, oder das uznverrückbare Neu und Alt seines Gartens.
Jaja, sein Ganzer Stolz. -Witterte Wilhelm den nicht die Gefahr in der Unschuldsmiene des Schwarzen Mannes?
"Soll mich der ..."
Pfarrer Wellmann spurtete los. Richtung Wilhelm. Nein! Richtung Sonnenblumen. Er zog den Schlauch mit der Schraubdüse heraus und hielt ihn drohend Richtung Zauntür, so blitzschnell wie man es einem 56 jährigen Pfarrersmann gar nicht zugetraut hätte, schon gar nicht wenn man ihn schon den ganzen morgen beim Heidegger studieren zugesehen hat. Doch auch die andere Seite war inzwischen schwer bewaffnet und wieder holte mit piepsiger, aber ausgesprochen wackerer Stimme: "Hol... mich... der... Teufel..."
Vier Augen kniffen sich zu.
Zwei Handgelenke schnellten herum.
Zwei Schraubdüsen öffneten ihre Toren.
Ein Pfarrer wurde ausgesprochen naß.
Wilhelm berichtete noch lange von seinem Sieg über Pfarrer Wellmann, den er so gründlich sondierend in dessen Sonnenblumenbeet vorbereitet hatte. Und er lernte auch noch etwas daraus. Der taktische Vorteil liegt eindeutig auf der Seite desjenigen, dessen Wasserhahn aufgedreht ist...
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Und damit gebe ich den Ball ab an den nächsten.
Der Carsten, Heideggergeschädigt. - 08.01.02 at 22:06:00
2 Meter lang, 1,60 m breit, hellholzig, metallisch, ein bißchen blau und hoffentlich weich, aber nicht zu...
teffi - 08.01.02 at 18:56:31
MARiO - 06.01.02 at 15:06:12
Ein wundersam Gedicht, fiel heute in meine Augenlicht
- möcht vorenthalten es euch nicht...
wohl dosiert
Von Babette Dietrich
das vorausschauen
fing schon vor der Kreuzung an.
sprang
sie in der ferne auf rot,
verlangsamte er seinen schritt
und freute sich insgeheim,
wenn
es aufging,
er ohne zu stoppen
ins grün schreiten konnte.
so dosierte er sein leben
und kein schrittchen ging daneben.
Der Carsten, mal wieder an der Ampel wartend... - 05.01.02 at 17:28:27
Der vierte Tag im neuen Jahr und immer noch sieht mich aus den Straßen des Viertels die Bronx mit halbverschlafenen Augen durch die Kälte an, als warte sie auf die wärmespendenden Ölfässer. Aus ihrer Jacke haben sich rote Fetzen gelöst, die weit verstreut über den Gehweg taumeln und Schutz suchen zwischen den Resten eines Holz-, Plastik-, Glasgemisches. Alle paar Meter bleibt mein Fuß in der noch etwas zähflüssigen Masse der als gut definierten Vorsätze kleben, die von etlichen mit den Raketen gen Himmel geschossen, schnell wieder den Boden der Gegebenheiten erreicht hatten. Nur die Wünsche konnten ihrer Leichtigkeit wegen im Aufwind zwischen die Wolken gelangen. Diese Testreihe trägt einen Prüfstempel aus vielen Jahresringen im Holz der Zeit.
Etwas in Gedanken versunken biege ich um die Ecke, ein dunkelgelocktes Kind kauert dort auf dem Boden. Mit seinen kleinen Fingern faltet es ein Boot aus dem Innenleben einer Zigarettenschachtel. Ich knie mich ihr gegenüber auf die andere Seite der Pfütze, losgelöst von jeglichem Zeitgefühl beobachten wir, wie sich das glänzende Papier in dem Mittelpunkt unseres Pustens auf dem leicht gekräuselten Wasser bewegt. Über die sichtbare Brücke unseres Atems schiebe ich schließlich die Frage zu ihr rüber, warum denn nun die Giraffen diesen langen Hals... "Wegen der Früchte", findet ihre Antwort wie selbstverständlich den Weg aus ihrem schokoladenverklebten Mund zurück. Noch vor Einbruch der Dunkelheit beschliesse ich in einen Baumarkt zu gehen.
J. - 04.01.02 at 18:10:04
Pooaaaffff, eine Stichflamme, Konfettiregen, ein kleiner Ring landet in meinem Schoß. Rosaplastemittiger. Das neue Jahr ist vier Stunden alt, die letzten Raketen krachen am Himmel, dann ist es auch draußen ruhig.
Ich sauge an der noch warmen Öffnung, des letzten abgebrannten Tischfeuerwerkes, den Geruch von Schwarzpuler ein. Gut soll es werden. Jeder Tag soll sinnvoll sein, soll uns ein Stück weiter bringen, soll uns ein bißchen klüger machen und so weiter...
Ich werde vor der Prüfungskommision stehen und die ganze Wirtschaftstheorie durcheinander bringen, und Frau B. wird mich fragen: "Woran denken sie Herr Lorenz?" Und ich werde antworten: "Wie dieses Haus aus zweitausend Meter Höhe aussieht."...
Ein Hausexperiment aus dem Physikunterricht kommt mir wieder in den Sinn. Ein Glas Wasser, jeden Tag vor und nach der Schule etwas Salz hineingetan, und irgendwann war da kein Wasser mehr, nur noch ein großer Brocken Kristall, ein vielfaches der kleinen Salzkörner, etwas Ganzes, etwas von neuer Qualität. Ich spüre, daß die zwei Finger Salz jeden Tag in diesem neuen Jahr mich zur Vollkommenheit werden lassen. Das Ergebnis des Experimentes habe ich vor Augen, doch warum an dieser Stelle weitermachen, wenn doch andere schon längst zu dieser Erkenntnis gekommen sind...
Wasser fällt von oben herunter, tropft aus meinen Haaren. Draussen frischt der Wind noch weiter auf und bringt das Wetter vollends zum kochen. Diesen Ort haben wir gerade so erreicht. Die regenschweren Klamotten liegen auf dem Boden und ich sehe einen Bauchnabel der vor Auffregung hin und her geht. Ich bin so überrascht darüber, daß ich nicht eine Sekunde daran denke, daß ich gerade wie ein sechsjähriger im Zoo am Giraffengehege stehe und versuche zu begreifen, warum die Tiere einen so langen Hals haben. Ein Lachen erweckt mich aus der Starre und in meinem Gesicht wird es warm...
...Ich drehe den Ring an meinem Finger, gehe durch den Flur, nehme meine Jacke und gehe noch einmal raus. Vorsichtig schütze ich die Flamme des Feuerzeugs vor dem kalten Wind und zünde die erste Wunderkerze aus der silbrigen Packung an.
Die Funken sprühen nach allen Seiten. Ein zweiter Goldregen brennt schnell und ich fange an, mich zu drehen. Die Lichtstreifen fliegen am Himmel entlang und streifen den abnehmenden Mond. Zwei, drei, vier Runden, dann trudele ich langsam aus. Ich konzentriere mich auf dem Boden, damit mir nicht schwindelig wird und mein Blick wandert von der Mulde, die ich in den Schnee getreten habe hinauf zu der weißen Scheibe. Ich stehe wie ein Fluglotse da und halte die Wunderkerzen wie zwei Positionslichter, damit der Mond mich genau sehen kann.
MARiO back in town - 03.01.02 at 17:18:14
Stimmt, es ist etwas ganz Besonderes, dieses Jahr, viel zu schade, um es wie einen Bonbon auf dem Schreibtisch zu lassen, liegt es doch leicht in meiner Hand, etwas damit zu machen. Ohne daß es mir durch die Finger rinnt, kann ich es drehen und wenden wie ich möchte, es bleibt, von welcher Seite auch immer betrachtet - 2002. Ein sehr schönes, warmes Jahr, sagt mir mein Fingerspitzengefühl - dem ich gespannt entgegensehe.
Thorsten Landungsbrücke Kiel - 03.01.02 at 12:17:57
Ist Dir eigentlich schon aufgefallen, daß 2002 ist. 2002 meine ich.
Nicht irgendein p*psiges 2001 oder 2003 oder 1978, ein bsonders gutes Jahr um im Mai als Stier geboren zu werden. Nein wir haben 2002. Völlig symmetrisch, wie das Nimm 2- Bonbon auf deinem Schreibtisch. 2-00-2.
Knubbel-Bonbon-Knubbel. Papier-zwei noch nicht ganz rundgelutschte Nullen- Papier.
Ein Jahr wie es nur alle 1001 Jahre vorkommt. Zeit um seine Neugeborenen Otto oder Anna zu nennen.
Und bist Du neugierig? Was wird 2002 bringen?Eines scheint sicher. Nicht das, was letztes Jahr nach hinten losgegangen ist, von vorne. Aber was ist in Symmetriejahren schon sicher, außer daß die Zeit wie im Flug vergehen wird?
In diesem Sinne-- euch allen ein frohes, neues, spiegelsymmetrisches 20|02.
Der Carsten, der vor 5 minuten den philosopher stone verschluckt hat... - 02.01.02 at 19:02:11
auch von mir die allerbesten Wünsche für das neue Jahr...
Mal wieder ein ganz anderer Jahreswechsel: als einziger Wessi (Wossi) mit 10 Leuten in einem kleinen erzgebirgischen Ort namens Schneeberg (danke an Annie und Northy), ruhig, Feuerzangenbowle (die erste in meinem Leben), kaum Knallerei, dafür ein phantastischer Blick über das verschneite Tal...
Und mit den Gedanken doch ganz woanders, weit weit weg, im Westen...
alannis Leipzig - 02.01.02 at 11:34:42
Silvesternacht mit meiner besten Freundin, meinem Bärenschatz und meinem Ex-Freund, der jetzt wieder ein ganz guter Freund zu werden scheint...so schön wie gestern war es schon lang nicht mehr!
Ich hoffe, das gilt nicht nur für mich...
2002 kann kommen.
Teffi - 01.01.02 at 20:48:42