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pool #55 01.08.-08.08.2000

pool #54 / pool #56


Beim Blättern in der aktuellen Ausgabe von ELLE fällt mir auf Seite 48 GENESIS P-ORRIDGE ins Auge: smarter brauner Einreiher, braune Chelsea boots, graue - oder sehr, sehr blonde? - Haare (halblange 60ies-Frisur). Dazu die Bildunterschrift:
"Kunst mit Zuckergußglasur - die Multimediakünstler Genesis P-Orridge und Eric Heist vor einem Werk aus ihrer Instalation 'Candy Factory'".
Ich habe Orridge vor zwanzig Jahren in der Alabamahalle mit Psychic TV gesehen. Er war DAS BÖSE. Später begründete er die Psychic Church, die für maßloses Drogenessen und mehr rituelle Tierschlachtungen eintrat. Der Mann war WIRKLICH gefährlich. Psychic Church wurde eine Sekte und es soll Verrückte und sogar Tote gegeben haben. Ich weiß, das klingt albern, aber es STIMMT. Und jetzt ist dieser Mann plötzlich auf diesem Foto, als Teil einer "New Bohemia", die sich angeblich unter der Williamsburg Bridge zusammenfindet. Genesis P-Orridge als "Multimediakünstler" in der ELLE - das ist wie Otto Mühl als Kandidat für die Saalwette in "WETTEN DASS...?".


"Georg M. Oswald" - 01.08.00 at 10:15:15




Barschels stumme Arie (VIII)

"Die Tierwelt, die da sich vergnügt,
erinnert mich ans Watt,
Der Deichgraf sprach: wer mich belügt,
frißt Wattwurmschiet, das satt.

Ich seh ihn noch beim Kinderspiel
an schwülen Sommertagen,
wir neckten ihn einst gar zu viel
da kam er, uns zu schlagen.

Er holte seine Peitsche raus
und ließ sie klirrend singen.
Die andern nahmen rasch Reißaus,
nur ich wollt ihn bezwingen.

Ich hob rasch an: 'Graf, hinterm Turm,
dort draußen auf dem Meer
es baut sich auf ein schlimmer Sturm,
jetzt muß schnell Hilfe her.'

Und wie er wild zum Leuchtturm schaut,
die Peitsche jäh erhoben,
da hatt' ich ihm die Tour versaut,
war flugs hinweggestoben.

Sein Toben hör ich heute noch
in meinem innern' Ohr.
Heut pfeif ich aus dem letzten Loch
und bin selbst armer Tor.

Die Wattwürmer, ach ja, Mensch, klar,
sie wurden mir zu Musen.
Sie tummeln sich im Bade da,
und wolln' mir was verknusen.


Eckhart Nickel Waldschenke - - 01.08.00 at 14:21:44






Für Helmut Krausser


Martin Fengel - München - 03.08.00 at 15:38:48




Vor lauter Schreck, daß Iris Radisch jetzt im Literarischen Quartett sitzt, hat sich der pool heute nur teilweise gezeigt.

PS: Die legendäre rote Brille von Sigrid Löffler wird nächste Woche bei e-bay versteigert.


Sven Lager - B. - 03.08.00 at 15:47:58




Danke, Martin Fengel.
Immer unter Feuer, appetitlich und geflügelt -
doch, ja, das paßt. ;-)


HelK m - - 03.08.00 at 16:10:24




Terrorsystem Haftpflicht:

Am Eingang des Irving Plaza hängt anlässlich eines Konzertes der Einstürzenden Neubauten ein so genannter "disclaimer":

- Moshing may take place

- Be aware of your surroundings

- Moshing and entering a moshing area may be dangerous and is at your own risk

Ansonsten - Neubauten besser denn je. Wenn Blixa Bargeld englisch spricht, klingt er wie David Bowie. Schreiben und singen kann er besser als selbiger. Einen schlagkräftigeren Humor hat er auch. Das neue Material erinnert an Edith Piaf und Johnnny Cash. Die Band ist hochpräzise. Als Zugabe - wie es sich gehört - ein Hit aus der Jugend: Yü Güng/Fütter' dein Ego. Die werden bleiben.


SO YOU WANNA BE A ROCK'N'ROLL STAR, JUST BUY AN ELECTRIC GUITAR...


Andrian Kreye, NY - - 03.08.00 at 18:40:35


 

3.8. - 8.8. 2000

Pause. Weisse Schuhe. Taschendiebe. Geduld

ampool lag auf einem kleinen Server in, wahrscheinlich, Minnesota, eine kleine Box hinter den leeren Bierflaschen. Eine Kamera wäre schön, die das filmt. Inzwischen die Kabelverbindungen hier ums Haus fotografiert, über die wir verbunden werden mit dem Netz: Teilweise mit den Fingerm zusammengedreht, in großen Knäulen von einem Verteiler hängend, ein Ast hält die Leitung elgant hoch, wo sie sich zwischen zwei Masten weit spannt ...

Einiges ging verloren in dieser Woche, man konnte neue Texte kurz lesen, dann verschwanden sie wieder. Draußen schien die Sonne.

pool ist jetzt wieder in Berlin, Haupstadt, Kopf. head of pool. B.

 





Samstag

Der Mann war klein, so bis hier, nicht größer und er hatte ein weißes T-Shirt oder Sweatshirt an. Im Nachhinein ist er mir vorgekommen wie ein Samoaner, also wie die von den Südseeinseln, ein bißchen dunkler im Gesicht, mit langen Haaren und einem dünnen Schnauz. Er wollte an mir vorbei, freundlich, und zwängte sich dann durch die Tanzenden zum Ausgang. Vorher saß er auf dem Stuhl, an unserem Tisch, wie alle anderen Männer, mit einem Bier in der Hand und sah uns zu wie wir auf die Tanzfläche gingen.
Er war natürlich nachher nicht mehr da, auch nicht auf dem winzigen Klo, das war keine fünf Minuten später. Ich bin gar nicht sicher, ob ich ihn noch erkannt hätte, weißes Sweatshirt, ganz sicher, aber eben wie er im Gesicht aussah. Einer nämlich sah so aus, nur hatte er etwas ganz anderes an. Das war den ganzen Abend schon so, daß immer Sixtiesmusik lief, in der vorherigen Kneipe und auch jetzt hier. Darauf kann man wirklich schlecht tanzen. Reginas Tasche lag also auf dem Boden und ganz oben, über allen, steht ja wirklich ganz groß auf einem Schild: Vorsicht Taschendiebe. Guckt man von der anderen Seite, steht drauf: Natur + Terror, mit schön geschwungener Schrift, handgemalt.
So ein verkommener Verbrecherladen sagt Elke und sieht glücklich aus.


Sven Lager - B. - 08.08.00 at 17:14:43




Im Reservat der Oneida-Irokesen:

Mr. Kreye, your room key is also your pass for the pool and spa facilities.

Was ist mit den Drive Byes, Mohawk Warriors, zornigen AIM-Veteranen und traurigen Alkoholikern? Entweder bin ich alt geworden, oder die Welt ein netterer Ort.

SAG MIR WO DIE BLUMEN SIND


AK, NY - - 08.08.00 at 18:03:59