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pool #30 08.01.-13.01.2000

pool #29 / pool #31


MUSCHI 2000: A SPACE ODYSSEY

Ein Staubfilm legt sich aufs Wasser. Der Styropor-Rettungsring, der an einer Nylonschnur hängt, knallt fortwährend gegen die Absperrkette, die unseren Pool umgibt. Ich konzentriere mich auf dieses Geräusch und auf die Geräusche der Dinge, die vom Wind bewegt werden.
Henry sitzt im Sandkasten. Er vergräbt sein Lieblingsbüchlein: MITTAGS, WENN ICH SPIELEN GEH. Ich trinke jetzt einen Schluck gekühlten Maurice-Vion-Cognac, Jahrgang 1978. Der Styropor-Rettungsring knallt noch immer gegen die Absperrkette. Nichts ändert sich. Alles bleibt gleich. Ich gleite zeitlupenmässig übers Wasser, der referentiellen Spähre von Wirklichkeit und Geschichte längst entkommen.
Doch plötzlich: Henry gräbt sein Büchlein aus. Er trägt es zu Daddy und schlägt Seite 4 auf. Ich lese vor:

UNSER GARTEN, DER IST HIER
KOMM HEREIN, ICH ZEIG IHN DIR
MANCHMAL BAUN WIR UNS EIN HÄUSCHEN
MUSCHI, RAUS! HIER IST KEIN MÄUSCHEN

Tom Kummer Los Angeles, USA - 08.01.00 at 08:44:52




Vorgestern an der Theke. Zuerst war ich der einzige alleinstehende Herr. Dann entdeckte ich am anderen Ende noch einen. Er erhob sich über die Köpfe der anderen, stützte sich mit beiden Ellbogen auf. Wie der steinerne Teufel auf dem uralten Notre-Dames-Foto mit dem Herrn im Zylinder daneben. Er saß in der selben Stellung da wie ich. Alle anderen Gäste hatten nur einen Ellbogen auf der Theke und beugten sich zu ihrem Gegenüber hinüber.
Später kamen dann doch noch Sabine und Claudia, ich zog meinen Ellbogen ein, beugte mich zu ihnen hin. Claudia fragte mich, ob ich dichten kann.
Hamburg, Berlin, Luxembourg
Everyone talks about Pop-Literatur
Von Menschen die in Bars gehen,
an der Theke stehn,
die Welt mit ihren Augen sehn.
Hamburg, Berlin, Luxembourg...
Gestern im Kino. Sixth Sense. Ein weiterer Film, wo die Realität überschnackelt, der Hang zum Soloipsmus. ³Ob wir zum Himmel steigen oder untergehen, wir verlassen uns selbst niemals, und alles was wir empfangen sind unsere eigenen Gedanken.³ Truman Story, Matrix, (ExistancE habe ich nicht gesehen), Fight Club und nun Sixth Sense. Wird das ein neues Genre?


Lorenz Schröter Berlin, - 08.01.00 at 15:39:19




Auch fuer uns spannende Fragen: Wer ist Hellblau? Anke Stelling? Wo ist KRANK? Wie bindet man einen Drachen an, damit er sich nicht immer im Kreis dreht? Was genau meint Thomas Hettche in seinem Artikel vom 5.1. in der FAZ (und warum war genau diese Zeitung die einzige auslaendische an diesem Tag in dieser Stadt)? Wer ist die neue Macht im Kulturbetrieb (Generationswechsel) und wollen es diejenigen es sein, genau da, ausgerechnet dort? Sollen wir nicht alle Buecher fuer "junge Erwachsene" schreiben? (Warum kann man die FAZ nicht im Netz lesen, damit jeder weiss wovon ich rede?) Ist das "Nehmen" der Welt so wie sie ist nicht eine gute Voraussetzung fuers Schreiben, oder ist das lediglich modischer Pop-Realismus (Ich persoenlich mag Kostuemfilme)? Und, ganz wichtig, sollte Sprache nicht fuer jeden verstaendlich sein (Ich scheitere an Teilen dieses Artikels, obwohl ich ihn verstehen will? Und, noch wichtiger, sollten hier nicht ausser Schriftstellern auch noch andere hier schreiben? (Mode, Film, Handwerk, Leben, Reisen, Forschung, dort wird nicht weniger gut gedacht und geschrieben als hier. Start der poolphase 2. Phase 5: mein Traum, ein mehrsprachiger pool, der taeglich hin- und heruebersetzt wird, raus aus dem Deutschen. Can't we be rich for that.
Gute Nacht

PS: Fuer alle Feinschmecker: Es gibt eine hervorragende Suppe am Krabi Pier Nachtmarkt, da am ersten Stand linkerhand, bei dem Mann mit der Narbe. Sie wird aus einem Sud aus Huhn gekocht, dann werden duenne Eiernudeln kurz ins kochende Wasser gehalten, Zucker, zerstossene Nuesse, Koriander, marinierte, hauchduenne Scheiben Rind, kleine Zwiebeln, Fischsauce und wahrscheinlich eine Menge GEHEIMER Zutaten. Bon apetit!


Sven Lager - 08.01.00 at 16:06:25




seltsam: unsere Katze hieß auch Muschi (Mutter mochte sie nicht)

Abb.: Bozenerstraße 8


Andreas Neumeister - 09.01.00 at 18:20:44




So. Schön gemütlich bisschen geweint, weil Elvis, der gestern 65 geworden wäre, im Fernsehen "Always on my mind" sang. Es war die Dokumentation "This is Elvis", die, im Grunde genommen, alles von 1935 bis '77 erzählt, schön verkürzt, zusammengezogen, verlogen, mit irren kleinen Details und Höhepunkten wie seinem Kumpel Joe Esposito, der anscheinend immer neben Elvis auf der Limousinen-Rückbank saß und ihm die Sonnenbrille, die Drogen, einen bunten Lumpen zum Elvis-Gesichtabwischen reichte. Dann fragte Elvis: "How was the sound?", und Joe sagte: "Oh, it was great! Great sound!", und Elvis wischte wieder ein bisschen an sich rum. Gott, ist das rührend. Die Dokumentation: Profiarbeit. So braucht man es, zwischendrin, an Sonntagen.
Sonst so: Kann es sein, nachdem die tolle erste Möglichkeit der Milleniumskatastrophe (Computerabsturz weltweit) ja nun leider vollkommen ausgeblieben ist, dass nur noch das, das DATUM des Computers, stimmt, sonst aber wenig oder nichts? Was? Große Langweile, zumindest hier jetzt, in diesem Zimmer. Da läufen die Computer, aber es gibt derzeit, in diesen neu angezählten Tagen, erstmal wenig reinzutippen unter das gute, das korrekte Datum, das so knapp und einfach richtig wäre. Alles müde. Auch alles krank, und in diesem neuen Jahr dauern Grippen länger als im letzten, mindestens zehn Tage. Dann wäre die letzten zehn Jahre also die Arbeit. Und nun wird abgelascht. Geschlafft. Schön schlaff. Mit mittags Fernsehen einschalten, Süppchen reinschlürfen zwischendrin, und wieder bisschen abschlaffen und mit Elvis schniefen, schlaff, leer, faul. Und so setzten wir dann, lässig beiläufig, alles aufs Spiel, was wir in den grässlich auszehrenden Neunzigern erreicht haben. Das wär es doch: ein Bierbäuchlein. Mein Vorsatz, schön lässig neun Tage zu spät ausgegeben für das Null-Jahrzehnt: endlich fett werden. Und dann kleben wir uns, fett, schwer atmend, auf dem Rücken liegend, seelig, alle Fernbedienungen (Fernseher, Videorekorder, Stereo, Premiere World) auf ein schön zurechtgesägtes Holzbrett, das um den großen Fettbauch rumpasst, Handy und Telefon dazugeklebt, und tippen zwischendrin schön bisschen. So.


Moritz von Uslar, München - 09.01.00 at 18:31:49




1
An der Mauer gegenüber hatte sie ihm Einschußlöcher gezeigt. Fast wirkte sie enttäuscht, als er ihr erklärte, die Spuren stammten sicherlich von einer Luftmine. Im fünften Stock könne derlei nicht von Schußwaffen verursacht worden sein, sagte er.
2
Die Dinge zwischen ihnen veränderten sich, als die Maurer kamen.
3
Sie erzählte ihm vom Blick ihres Gastgebers, als dessen Frau ins Zimmer trat. Ein Aufmerken, vorsichtig, dann ein langes, lächelndes Hinschauen. Das habe sie, so hatte sie ihm damals gesagt, sehr berührt. Einen Grund für diese Rührung hatte sie allerdings nicht nennen können.
4
Zu der Zeit, erinnerte er sich, wurde gerade der alte Putz abgeschlagen. Im Hof standen Säcke mit weißem Pulver.


Carmen Samson Berlin, - 09.01.00 at 19:21:21




In "November" steht, daß, würde ich dazu verdammt sein, irgendwann in der Vergangenheit leben zu müssen, mir das 2. Jahrhundert n.C. am liebsten wäre.
Im persönlichen Menü von Compuserve ist die Datierung
der E-Mails und der zuletzt besuchten Dienste vom 31.1.99 auf den
1.1.100 umgesprungen.
Los gehts.


HelK m, d - 09.01.00 at 22:19:21




Ach, Moritz, was schreibst Du denn da. Ich habe gerade zu laufen angefangen, um meine Bierwampe wieder zurückzukämpfen. Da wirst Du Dir doch keinen Bierbauch anschaffen wollen. Ich schenk Dir meinen! Deinen Elvis-Artikel im SZMag fand ich fein. Vor allem die Rechnung, daß im Jahr 2010 jeder dritte Erdenbewohner ein Elvis-Darsteller sein wird. Sehr wünschenswert. Nur: es springen ja auch immer wieder welche ab. Bernd zum Beispiel, der dicke Junge, der in der sechsten Klasse neben mir saß. Er hatte - 1974! - eine Entenschwanzfrisur und ALLE Platten von Elvis und sein Berufswunsch war Frauenarzt. Drei Jahre später ist er dann Hippie geworden und zu den Grünen gegangen. Heute arbeitet er als Krankenpfleger - man kann weiß Gott schlechteres über einen Menschen sagen.


Georg M. Oswald - 10.01.00 at 01:10:50

 


a.dorn - 10.01.00 at 10:13:54




Als meine Tante Felicitas auf eine Weise umkam, die alle Welt als äußerst merkwürdig und doch wieder in sich stimmig bezeichnete, fand man in ihrem Büro, verborgen in einer Schublade, ein zweites Diktiergerät, in dem sich nicht wie in dem oben auf ihrem Schreibtisch liegenden, ersten ein Band mit noch einzugebenden Briefen an Adressaten aus ihrem beruflichen Umfeld befand. Das zweite war offensichtlich ein privates Band.

Männerstimmen sagten meiner Tante Felicitas, es sei traurig, daß sie nicht da sei, denn sie wollten gern mit ihr sprechen, wollten hören, wie es ihr ginge, ihr alles Gute wünschen und hofften, sie bald zu erreichen. Sie versprachen, sich bald wieder zu melden, nachdem sie in den letzten Tagen fast immer unterwegs gewesen seien, denn sie wollten gerne mit ihr plaudern. Wie sie es übrigens schon vor ein paar Tagen versucht hätten. Noch säßen sie im Büro, seien derzeit auf einer Tagung und besser über Handy erreichbar, reisten demnächst ab, harrten noch eine halbe bis dreiviertel Stunde unter der bekannten Nummer aus. Sie hofften, es ginge ihr gut, und regten an, sie könne gerne auch zuhause anrufen. Heute abend. Einmal erkundigte sich eine der Stimmen, ob meine Tante noch wütend sei, denn sie hätte irgendwie schon Sehnsucht, meine Tante Felicitas mal wieder zu hören und zu sehen und auch anzufassen. Dieselbe Stimme teilte später mit, es seien Nadel, Faden und Knöpfe gekauft worden, und nun würden ein paar Hemden in Ordnung gebracht. Eine lange Serie von einer immer gleichen Stimme dankte häufiger für Briefe auf eine Weise, die eher einer Klage gleichkam: "Jetzt bringst du Teufelsweib meinen ganzen Tag durcheinander, denn natürlich sitze ich schon an einer Antwort." Nach der Mitteilung, diese Stimme müsse meine Tante Felicitas am nächsten Tag in einer wichtigen Sache sprechen, folgte der Satz, sie könne jederzeit eine Nachricht auf der Mailbox des Handys hinterlassen. Danach hörte man auf dem Band nichts als Rauschen.

Meine Tante Felicitas wurde an einem Sommermorgen von einem Lastwagen überfahren. Sie war mit ihrem Fahrrad, das sie Ottilie nannte, zum Schwimmbad unterwegs. Der Fahrer des Lasters behauptete, sie hätte plötzlich abgebremst, ihr Rad mitten auf die Straße gelenkt und sich tief zu Boden gebeugt.

Im Leichenschauhaus fiel dann, als man sie zu identifizieren kam, der Pfennig zu Boden. Er habe, so berichtete man in gedämpftem Tonfall auf Familienfesten, laut geklimpert und förmlich ein Tänzchen aufgeführt, ehe er auf dem gerade naß gewischten Fußboden des Kühlraumes zur Ruhe kam. Auch dies, so fand man, sei sehr stimmig gewesen.

Im Anschluß an die Erzählung dieser Geschichte, bei der sich die Vettern und Cousinen meiner Tante Felicitas ins Wort fielen und den Bericht durch hingeworfene Adjektive im Detail ergänzten, schüttelten alle nachdenklich die Köpfe und prosteten sich mit einem in der Zwischenzeit nachgeschenkten Schnaps zu, wobei mein Onkel Beat, ihr Bruder, auszurufen pflegte: "Auf die Liebe, auf das Leben!", mit einer Stimme, die satt und schwer war vom Kummer über die Verpflichtung zu einem glücklichen Lebensgang, die meine Großeltern ihm und seiner jüngeren Schwester mit dieser Taufe auferlegt hatten.

Meine Mutter hieß Dorothea. Das aber ist eine ganz andere Geschichte.


Carmen Samson Berlin, - 10.01.00 at 18:06:22




1.)
nicht Time-Warner schluckt AOL
sondern AOL schluckt Time-Warner

2.)
nicht im Sanitätsbereich arbeiten
lieber im Bereich Instandhaltung Waffenelektronik arbeiten

Abb.: Tanja Kreil


Andreas Neumeister - 12.01.00 at 02:17:30




Es ist kaum jemand da. Es hat niemand mehr so recht Lust, hier etwas reinzuschreiben. Verstehe.


Moritz von Uslar, München - 12.01.00 at 15:58:56




Gestern bekam ich Post von einer Studienrätin aus Zwiesel im Bayerischen
Wald. Sie hat als erster Mensch entdeckt, warum im großen Bagarozy der Nagy Nagy heißt.
Endlich, denke ich. Endlich.
Dabei ist das völlig wurscht.
Aber man hat ja sonst keine Geheimnisse mehr.


HelK m, d - 12.01.00 at 19:06:11




Heute auf meinem Anrufbeantworter (definitiver Originalwortlaut):
"Grüß Gott mein Name ist Mensch. Professor Mensch. Professor für Betriebswirtschaftslehre. Herr Oswald, ich habe gestern oder vorgestern einen Artikel gelesen von jemandem Georg M. Oswald, betreffend diesähm (ganz leise) mümhümümümäää (plötzlich genervt)und ich wollte sehen, ob sie der Autor sind. Wenn ja, wollen Sie mich bitte zurückrufen unter 650 (lange Pause) 93 93."
Am Wochenende hatte ich einen Artikel zur Parteispendenaffäre in der AZ.
Unter 650939 meldete sich eine nette Frau Horn, die von einem Professor Mensch noch nie etwas gehört hatte. Bei der Auskunft erfuhr ich, dass es in München keinen Professor Mensch gibt und auch keine Telefonnummer 6509393.
Ich mag ja zur Paranoia neigen, aber Erlebnisse wie diese versetzen mich leicht in so eine Stephen-King-Stimmung. Hören Sie, Herr "Professor Mensch"! Ich habe mächtige Freunde, die mich beschützen! Lassen Sie mich in Ruhe! Ich interessiere mich nicht für Betriebswirtschaftslehre!


Georg M. Oswald - 12.01.00 at 21:42:12




THE ROAD TO EL DORADO

Heute, am Ende einer Tennislektion, fragt mich UC-Professor und Deutschlehrer, John Heiniger-Gleason, über den Sinn und Unsinn von Pool aus. Fast täglich lese er unseren Stoff. Ihn fasziniere die Reichweite einer deutschen Sprachkunst, deren Weg das Experiment und deren Ergebnis das Gedicht oder die Short Story sei. Schon seit Monaten diskutiere er das Thema Pool mit seinen Deutschstudenten. Umso grösser sei die Entäuschung, dass einige von ihm geschätzte Autoren&Autorinnen; nicht mehr (oder kaum noch) in Pool schreiben.
Das ist nicht alles: Nach einem ziemlich heftigen Vorhand-Drill fragt mich John plötzlich nach dem Ursprung der Gedichtform aus, von der einige (Pool)Autoren so angetan sind. Ich weiss keine Antwort, ausser: Alles ist in diesen Gedichten möglich.
Abschliessend, beim Sammeln gelber Penn-Tennisbälle, macht er mich darauf aufmerksam, dass diese Form doch schon vor dreissig Jahren durch Ernst Jandl umfassend abgedeckt worden sei. (Keine Ahnung, wieso er dies noch beifügen muss) Okay, sage ich, und denke: MATURITY IS AN ENEMY OF DRAMA
and please: JOIN THE CLUB
(los angeles, january 11, 2000 at 10.30 am)

UND nun stellt auch moritz fest: kaum jemand hat noch lust hier zu schreiben. (stimmt das überhaupt?) vorschlag von onkel bill:
1. abtreten, alle!
2. antreten, alle!
3. dean martin, alle!
4. conférencier/poolmasterin muss her. GOTT!
5. check out CLEAN MY POOL, BABY (new single by FOXXXY)
6. das ignorieren von kolleginnen und kollegen wird ab sofort mit sfr 1000 bestraft
7. texte werden von JESUS oder ROMARIO kommentiert, ergaenzt, gefeiert und vernichtet.
8. pool immer auch als flugformation verstanden.
9. herr oswald hat vielleicht doch recht: ohne diskurs funktioniert dieses spiel nicht.
10. es geht natuerlich auch ganz anders
11. bye-bye!

HOLLYWOOD IS CURSED WITH A BAD TIMEZONE


tom kummer los angeles, usa - 12.01.00 at 22:46:54




das Tolle an Jahreswechseln ist ja, dass sich mit ihnen alle über das Jahr unerledigt liegengebliebene Post schlagartig von selbst erledigt, das Tolle ist, dass der zuvor überquellende Schreibtisch mit einem Mal wieder vollkommen blank und lächelnd vor einem liegt

Showroom Dummy sagt: das Tolle am neuen Jahr ist ja, dass alle mit dröger Regelmäßigkeit wiederkehrenden Verichtungen mit einem Schlag überflüssig wurden - alle besitzen jetzt winzige, selbstgebastelte Rechner, die zum Jahresanfang automatisch einen aktualisierten Kalender luden und auf Wunsch sogar ausdruckten, niemand musste mehr irgendwelche hässlichen

Abb.: Otto Schily und seine Tochter Jenny


Andreas Neumeister Mjunik, - 13.01.00 at 01:57:58




Standing ovations für Tom Kummer! Steht auf, Autisten dieser Erde! Ich will kein Inmich mehr sein (Birger Selin, k&w;)! Der Poolmaster ist JESUS (spanisch ausgesprochen, CHÄSUUS)oder besser noch, jeder ist ab und zu JESUS! Andreas Neumeister überweist 1000 SFr an Tom Kummer! Moritz von Uslar überweist 1000 SFr an mich! Ich überweise 1000 SFr an HelK! The resurrection of pool!


Georg M. Oswald - 13.01.00 at 09:46:59




Ich wollte eigentlich einen BH kaufen, weil man hier ohne nicht rumlaufen kann und ich heute morgen vergessen hatte, meinen anzuziehen, der auf Dauer zu unbequem zu tragen ist und mir urspruenglich als Bikini dienen sollte, dieser hier wiederrum ueberfluessig, wogegen der BH unentbehrlich.
Noch eigentlicher war ich auf der Suche nach rosafarbenen Schlappen mit transparenten fliederfarbenen Gummibaendern, passend zu meinem fliederfarbenen Nagellack, den mir gestern Abend zwei kichernde Maedchen im nach Pipi riechenden Friseursalon auf die vorher pedikuerten Zehennaegel gestrichen hatten, da lagen im obersten Stock des Vogue Kaufhaus, ueber dem Foodstall, wo wir eine Nudelsuppe mit Fischbaellchen gegessen hatten, in einem Drahtkorb: die Camouflageschlappen, sogar in blau, leider nur in Groesse 37.
BH habe ich keinen gekauft. Die rosa farbenen Schlappen waren zu gross.
Zum Nachtisch: OREO
Nakhon Si Thamarat rules superb

Tom du Meister, ich bin immer da, auch wenn man mich nicht sieht.
Die Kinder sind inzwischen gross genug, um auch mal eine Weile lang alleine zu spielen.


Elke Naters Nakhon Si, Thailand - 13.01.00 at 10:43:18




"Camouflageschlappen, da ist es, das innere Leitthema von ampool. Sie verweisen auf den mataphysischen Anspruch der Pop-Seite im World Wide Web, einerseits getarnt (camouflage), andererseits ein realistisches Accessoire."

Lieber Stefan,
die Form ist der Inhalt. Das gefaellt mir, als Satz. Aber der Inhalt ist auch das, was man sieht in der Form, fast schon ist der Betrachter Inhalt, zurueckgeworfen auf sich selbst. Waere da nicht die Spur, die gelegt ist.
Bevor ich zwanzig wurde fragte ich mich, was noetig ist, um verstanden zu werden, oder um zu verstehen, denn ich wollte immer alles vollstaendig verstehen, die Maedchen, den Kosmos, den Sinn des Leben, den von meinem ganz besonders.
Dabei muss man gar nicht alles verstehen, nur sowenig, dass es sich in einem fortsetzt, weitergeht, wie ein Echo, das sich bricht zu einem eigenen Geraeusch. Ich dachte lange an dich mit dem Gedanken: ich weiss zuwenig. Und doch dachte ich an dich, immer weiter, und heute denke ich ganz anders an dich und ueber dich als damals. Ich selbst habe Dinge gedacht, die dich veraendert haben.
Ich sage nicht, es reicht mir, dass ich nur so wenig weiss, von dir, von so vielem und ich sage auch nicht, es reicht mir, das jemand das hier liest, es vielleicht versteht oder auch nicht. Ich will wissen, ob er die Spur sieht, die ich lege, so wie ich den Spuren nachgehe, die ich hier entdecke.
Die Spur ist ein fehlender Eintrag, ein Rettungsring aus Styropor, Einschussloecher, die keine sind, Fernbedienungen, die mit zusammen dem Ruhm ans Fettwerden genagelt sind; eine Zigarette, die schweigend und gemeinsam am Telefon geraucht wird.


Sven Lager Nakhon SriThammarat, - 13.01.00 at 10:48:51




Im Traum Besuch von Helmut Krausser. Er lag auf einer Matratze auf dem Boden, die ihm als Bett dienen sollte. Ich fragte ihn, ob er etwas brauche, fuer die Nacht, ob ich ihm das Bett neu beziehen solle, ich haette selbst nur einmal darin geschlafen; wohlwissend, dass diese Tatsache ein Grund fuer ihn sei, frische Bettwaesche abzulehnen. Er sagte, nein nein, alles ganz wunderbar, so wie es ist.


Elke Naters Nakhon Si, - 13.01.00 at 10:51:19




Man fuehrt mich einen Gang entlang in einen kleinen Raum, der durch einen roten Vorhang geschlossen wird. Zwei Matten auf dem Boden, jede mit einer zusammengefalteten langen Batikhose und einem Handtuch. Ein Maedchen kommt und schaltet den Fernseher ein. Sie gibt mir die Fernbedienung und massiert meine Fuesse. Sie fragt mich etwas, ich antworte. Ich finde einen Sender, auf dem gerade ein Spielfilm anfaengt. Es ist ein schlechter Film, die Erde wird wieder bedroht von einem Asteroiden. Sie drueckt entlang der Waden, sie hat starke Finger. Die Rettungsaktion scheitert, der Praesident gibt bekannt, dass nur ein Teil der Bevoelkerung gerettet werden kann.
Sie loest ihre Haare und bindet sie neu zusammen, dann verschwindet sie und kommt erst nach zehn Minuten wieder, mit einer Schale Rambutanfruechten. Ich lausche den anderen Geraeuschen, aber da sind nur Fernsehstimmen und das Klackern der gefalteten Haende, mit denen die Massage auch bei mir endet.
Ready, sagt sie. Das Ende vom Film will ich gar nicht wissen.
Die Frau am Empfang traegt ein rosefarbenes Kostuem. You like Girl? You give tip. Erst jetzt sehe ich, dass sie Maedchen alle auf einer samtbezogenen Treppe sitzen, jede auf einem weissen Kissen. Sie lachen, alle lachen nur das Maedchen nicht, das mich massiert hat. Sie begleitet mich zum Fahrstuhl. Die Menschen sollten per Zufall ausgewaehlt und in einem grossen Bunker untergebracht werden. Vor dem Hotel stehen drei Maenner. Einer mit einer grossen Traenennarbe unter dem Auge sieht mich kommen und schlaegt mehrmals mit der Faust auf die flache Hand. U want women, u want women?
Menschen ueber Fuenfzig durften nicht am Auswahlverfahren teilnehmen. Im Fahrstuhl steht eine Frau in einem engen roten Kostuem. Sie haelt mir die Tuer auf, ihr meergruener Lidschatten leuchtet im Daemmer. Als ich eintrete lehnt sie sich zurueck an den Bauch des chinesischen Geschaeftsmanns, seufzt und er kuesst sie zaertlich in den Nacken und stuetzt sich mit der grossen Jonny Walkers Flasche an der Fahrstuhlwand ab.


Sven Lager Nakhon Sri Thammarat, - 13.01.00 at 11:04:13




Elke!
Nicht immer Schuhe kaufen! So geht das nicht! In Asien darf man nie, nie, niemals ohne BH rumlaufen. Ganz großes Taboo! Die Frauen dort kriegen da nämlich Komplexe. Leider gibt es in Asien fast ausschließlich watttierte BHs, die an den Rückenpanzer von Schildkröten erinnern. Deshalb solltest Du niemals deine Unterwäsche an der freien Luft zum Trocknen aufhängen, die wird nämlich geklaut. Eine meiner Lieblingsanekdoten, außer die über den jungen Helmut Krausser, die ich gerne im angetrunkenen Zustand am liebsten täglich erzähle, also eine andere Lieblingsanekdote handelt von Christine. Sie war der heisseste Feger einer kleine Insel vor Hongkong, auf der ich mal gelebt habe. Ein Superweib, die immer eine lustige Sexgeschichte auf Lager hatte, die sie gerne im angetrunkenen Zustand, also täglich, erzählte. Eines Tages wurde ihre gesamte Unterwäsche von der Leine geklaut. Ihre Körbchengröße hatten sie nicht in Hongkong. Zur Strafe für die diebischen Chinesen ist sie dann zwei Wochen in knallengen Shorts, einem leichten Flatter-Shirt und eben ohne BH rumgelaufen. Das sah aus! Ein Tsunami war nichts dagegen.
Liebe Elke, bitte sofort BH kaufen. Es gibt auch Nipples genannte Heftpflaster, die kann man sich aufkleben, damit sich die Nippel nicht abzeichnen. Tragen alle Frauen bei euch am Strand.

Lieber Tom,
woher die Vorliebe zu Gedichte kommt, fragt dein Tennispartner?
Weil die Worte dann auf dem Bildschirm wie Neonwerbung in Shanghai aussehen.


Lorenz Schröter Berlin, - 13.01.00 at 13:21:35




nebell verf

frauenh nachh

erh



(mit einem Gruß an Elke Naters. Es war wirklich alles ganz wunderbar)


HelK m, d - 13.01.00 at 14:00:57




1
Sex hat Konsequenzen.
John Irving, Interview mit Christiane v. Korff, ZEIT-Magazin.
2
Keinen Sex zu haben, auch.
Carmen Samson, freiwillig, am Pool.
3
Am Weihnachtsmorgen, nachdem ich einen Beitrag über Anrufe der Familie und über neue Geliebte ins Pool gestellt habe, wurde ich angerufen. Ein grimmigeres "Frohe Weihnachten" habe ich noch nie gehört. Der Mann, mit dem ich sprach, hat nicht gefragt.
4
Aber meine Phantasie ist, daß er das vermutete Glück zu zweit ein bißchen aufmischen wollte.
5
Man rät mir, ich solle ihm mitteilen: I am otherwise engaged. Nur kann ich das nicht mit dem hinreißenden Akzent meines Ratgebers sagen.
6
Fuck off geht besser.
7
Herr Oswald, Herr v. Uslar, wer auch immer sonst noch den Diskurs wollte: wie wär's, wir reden einmal über die Exegeten da draußen, die sich aus unseren Texten ein Bild von uns basteln? Professoren und Konsorten.
8
Und Professor Mensch etc.: Lassen Sie sich mal den Satz von Sven Lager durchs Hirn titschen: "Lecker: virtuell."
9
Goddammit.


Carmen Samson Berlin, - 13.01.00 at 17:55:35




Simultane Schreiblähmung durch scharfen Zuruf geheilt? Right on, brothers and sisters!, wie die Black Panthers jetzt sagen würden, Right on.

***

Willie Ninja, Stimme aus der Vergangenheit: "How are you mon capitain? How is Ulfie?" Ulfie ist jetzt Chefredakteur und ich bin ausnahmsweise da, und so werde ich auch gleich zu einer Party zwangsverpflichtet - Levi's presents: Engineered Jeans. Das klingt so aufregend wie die Vorstellung einer neuen Buchhaltungssoftware, und genau deswegen haben sie Willie mitsamt dem House Of Ninja und Little Louie Vega engagiert. Street Glamour für die Konzernknechte.

Simulation eines Ereignisses - Corporate Fun. Strenge Türe (will eh keiner rein), VIP-Plastikkarten zum umhängen (für alle), Paparazzi (ohne Opfer), Fernsehteam (filmt Willies Freunde). Mangels Stars stellt Willie auf dem VIP-Balkon die Behelfsprominenz einander vor. Andrian (Schreiber München), Fred (Designerin Frankfurt), Mary (Nummer zwei bei den Supremes), nette Dame (gute Freundin von Donna Summer), Foto, Freidrink, dann die Show. Klassiker der urbanen Folklore: Voguing, Breakdance, Salsa. Strike a pose. Alles in Jeans. Früh daheim.



Andrian Kreye, New York, - 13.01.00 at 18:29:28