loop # 149 / loop # 151 loop Archiv #150 (1.10.-6.10.2002)

&

loop - release (januar - september 2002)
www.imloop.de
autumn of loop

 



GüTeE
muss diese Text-Penetration immer sein ?
musst Du denn dauernd plappern ?

aber du musst ja, irgendwie.

und das nervt mich & andere hier auch.

think about it, my friend ...


Stefan Nitzsche Stuttgart - 06.10.02 at 23:25:14




Osama bin Hitler: wo saan ma denn?
Sodom Hussein: who's seen him?


GüTeE - 06.10.02 at 21:19:24




Der Mensch ist unberechenbar,
drum sieh dich vor:
stehst du im Tor,
hast du zu halten jeden Ball,
auf jeden Fall, fällst du auch hin
und denkst dabei: 'Ich glaub, ich spinn!?'

Der Mensch begibt sich in Gefahr
nicht gerne: nein!
Er möchte sein
in Sicherheit, wie's früher war,
und deshalb scheut er den Gewinn,
den bringt das Neue unerhört,
weil's immer stört.


GüTeE - 06.10.02 at 21:07:26




It´s the music, just the music XXVII

Freelance Hellraiser: A Stroke Of Genie-us
Plastikman: Krakpot
Jefferson Airplane: White Rabbit
Turntable Rockers: Love Supreme (Westbam Remix)
Badly Drawn Boy: Silent Sigh
Klee: Erinner dich (Modernist Remix)
Kraftwerk: Computerliebe


hardmate rheinbrohl - 06.10.02 at 20:14:53




have a nice day
don't walk away
not be afraid
and wait
for a wife
(for) the rest of your life
;)

just walk on a cloud
and say it loud:
'i'm back and proud!'
(not black, no crowd.)

so it may be
and we will see
what we can do
make all things blue


GüTeE - 06.10.02 at 19:31:10




Null Ruhe, viel Zeit und noch mehr Bücher. Einen Sonntag drinnen. Im Geiste des Draußen. Two Month Off. KonsensKnallerKnüller 2K2. Auch und immer noch im Off: mein FreundFeind, die Rezeption. Geht einfach nicht. Wirklich nicht. Woher Ruhe nehmen? Kann man noch nicht kaufen. Nicht gekauft: die SPEX. Geht nämlich auch nicht mehr. Und die SZ kommt JETZT täglich für's Altpapier.


apstrakt bochum - 06.10.02 at 19:12:28




The Crab, etwas Normales, und sonntags klein usw., aber das nur nebenbei: verzeih!


GüTeE - 06.10.02 at 18:52:42




Anruf von Albert
H: "Wer sonst!"
A: "Und?"
H: "Gut und bei Dir?"
A: "1% besser als letzte Woche. Will mich jetzt jede Woche um 1 % steigern."
H: "Gute Rendite."
A: "Dann geht’s mir in einem Jahr schon um 50 % besser."
H: "Mit Hyperforat?"
A: "Hör auf. Maximale Dosis, jeden Tag."
H: "Kaum vorstellbar. Vor einem Jahr Weihnachten hab ich Hyperforat wegen der Blonden genommen."
A: "Hab Dir damals schon gesagt, dass Du bekloppt bist."
H: "Hattest recht. Und heute? Was habt ihr gemacht?"
A: "Wir waren bei Mercedes."
H: "Sag mal, hast Du nix Anderes zu tun?"
A: "Bin mir mit der Farbe immer noch nicht sicher."
H: "Nicht zu fassen."
A: "Da war eine Verkäuferin, die hätte ich gleich mitnehmen können."
H: "Ah ja?"
A: "Ey, die war so was von scharf auf mich."
H: "Dann geht’s ja wieder aufwärts."
A: "Die meinte immer nur: ‚ich kenn Sie irgendwoher!’"
H: "Weil Du schon mal da warst."
A: "Nee, da war ich zum ersten Mal. ‚Ich kenn Sie! Helfen Sie mir.’"
H: "Und woher kannte die Dich?"
A: "Hab die noch nie gesehen. Einbildung. Sag ich zu ihr: ‚Sie können mich gar nicht kennen. Es sei denn aus dem Fernsehen."
H: "Aus dem Fernsehen."
A: "Hab ich ganz cool gesagt."
H: "Und Claudia? Hat sich kaputt gelacht?"
A: "Ganz ernst geblieben. Die Verkäuferin hat dann noch mehr aufgedreht."
H: "Kann ich mir vorstellen."
A: "Sie: ‚Ach, woher denn? Helfen Sie mir?"
H: "Au Mann!"
A: "Sag ich: ‚Da kann ich nicht drüber sprechen. Sie sehen eh nur einen Teil von mir."
H: "Wahnsinn. Und Sie?"
A: "Meint die: ‚Ach Sie machen mich so neugierig.’ Hab dann nix mehr gesagt."
H: "Sowas."
A: "Ich hab ja noch nicht mal gelogen."
H: "Hä?"
A: "War mal Fußmodel!"
H: "Ach ja, hast Du mal erzählt. Lief der Spot denn überhaupt?"
A: "Ja. Sockenreklame. Bin auch mal bei Karstadt danach aufgetreten. ‚Das ist der Mann, der zu dem Fuß gehört.’ Vor 120 Leuten."
H: "Sie kennen mich vom Fernsehen."
A: "Bin damals unter 500 Bewerbern ausgesucht worden. Kaum hatte ich die Schuhe aus, sagt die Frau: ‚Das ist er. Endlich!"
H: "Sind mir noch nie aufgefallen, Deine Füße."
A: "Hab erstklassige Füße."
H: "Sagt das Susi auch?"
A: "Susi sagt, ich bin Weltmeister..."
H: "...im Scheiße umrühren..."
A: "Genau. Das hast Du Dir gemerkt."
H: "Kann ich mir gut vorstellen."


HalfManHalfBiscuit - 06.10.02 at 18:36:14




Versuchsreihe: 1

Die Luft ist kühl und feucht. Ich gehe über die Betonwege, die durch die Weinberge um mein Heimatdorf führen. Die Sonne leuchtet, kurz vor ihrem Verschwinden, die Szenerie wirklich malerisch aus. Die Blätter der Reben erscheinen illuminiert, Wassertropfen brechen das Licht in seine Spektralfarben.
Im Hinterkopf Gedanken über Thomas Bernhard, Max Frisch und Tim, wie er bei den Feldjägern in Stetten Am Kalten Markt das echte Leben sucht.


RockdenLiterat - 06.10.02 at 15:47:00




II

Und dann steht man vor diesem Gebäude, mit dem vielen Glas in seinen Bögen und winkt ein Taxi herbei, und zeigt dem Fahrer auf der Karte, wo man hinwill und dann fährt man hinein in die Stadt, die erwacht und hupt und schreit und deren helle Steine im Schein der schrägen Sonne blenden. Palmen und Karren mit Früchten und alte Männer mit Zigarren und dunkler, gegerbter Haut markieren den Weg, und man ist nicht müde, nein, ist man nicht. Das Zimmer in der Pension dann, an dem kleinen Platz gegenüber der Markthalle, ist vielleicht sechs Quadratmeter groß, darin ein knarrendes Bett, ein kleines Schränkchen und ein Waschbecken, mehr nicht, vor dem Fenster eine Baustelle, auf der nur Nachts gearbeitet wird. Obwohl schon morgens eine gewisse Form von Aktivität zu spüren ist, allerorten, findet das wahre Leben nachts statt. Oder ständig und nie. Die Zeit hat, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle und keinen eigenen Begriff. Die Straßen duften nach Orangen und Harz. Auf das Auspacken und Duschen folgt Mocca mit Brandy vor dem Rathaus, schaumgeschlagen, und die Stühle und Tische der Straßencafés stehen enger als eng beieinander, es wäre mehr Platz, wenn man sie aufeinander stapeln würde, samt Gästen. Und während in Deutschland erste Weihnachtsplätzchen verspeist werden, bei Aldi erworben, wärmt hier die Sonne im Gesicht mehr als das Getränk in der Hand.


zak - 06.10.02 at 12:28:51




0341

Auf dem Rücksitz, weit geöffnete Augen, obwohl es Nacht ist. Hellweißes, beinahe ein wenig in ein Blau reichendes, Licht, milchig, nicht direkt neblig. Es ist nach Mitternacht. Dunkle Augenhöhlen in den Fassaden, ohne Blick, tot. Dreckige Steine. Häuserschluchten. Wir fahren durch Leipzig. Glaspaläste und moderne Hochhäuser, viele davon tagsüber in der Stadt gesehen, doch nachts fallen mehr die verlassenen Häuser auf, die kranken, die schwwachen. So fahren wir durch die Nacht, hoffen auf den Morgen, wollen wieder das schöne Leipzig sehen. Obwohl auch diese Bilder jetzt ihren Reiz haben. Tagsüber ist Leben hier. Menschen in Massen. Nachts, einige Lokale, die MB, "unterm Markt". Wir besuchen einen Studentenclub. Anders, bizarr für uns. Dann eine Kneipe, schließlich letzte Runde in einem Sportheim. Zurück durch die Nacht. Drei Tage Leipzig. Eindrücke. Für mich keine Stadt zum Verlieben. Das überlasse ich K., er hat sich entschieden, Leipzig bis zum Tod. Durch den Regen wieder nach T., hier ist meine Entscheidung.


Shoot - ostzonensuppenwürfel - 06.10.02 at 09:46:55




Alles bekommt etwas normales, da werden Sonntags fröhlich Steine zersägt und das deutsche Herz denkt, was für'n Krach da draußen, mal gucken, fehlt nur noch das Brokatkissen am Fensterbrett. Im engen Supermarkt läuft mir mehrmals ein junger Mann in den Wagen, ohne sich zu entschuldigen, und ich denke bloß, piss off mit deinen blöden Beinen, wenn du noch nicht mal richtig gehen kannst und stöhne grimmig. Die Große Liebevolle Geduld allem Chinesischen gegenüber weicht langsam einer realistischeren Sicht, und ich bin nicht länger die Fremde mit den höflichen Manieren, sondern bahne mir immer rücksichtsloser meinen Weg durch den Markt, quetsche mich zu dritt am Stinkigen Fleischwagen vorbei, obwohl es zügiger ginge, wenn man sich einzeln vorbeiließe, gebe meine Zurückhaltung auf und nehme endlich Teil am Allgemeinen Schubsen und Drängeln, das den Teilnehmern viel Spaß zu bereiten scheint.


The Crab - 06.10.02 at 06:42:22




ich nehme einen stein
und lege ihn in eine kiste

im nächsten jahr ich ihn vermisste:
entdeckte ihn auf einer liste,
nachdem, gebrochen bein,
ich hatt' gelegen lang
in einem krankenhaus am rhein


GüTeE - 06.10.02 at 01:37:20




dauerregen ist ein segen für die erde und die pferde werden nass und fressen gras das wächst so grün auf einer wiese wo auch blaue blumen blühen und die liese diese pflückt was sie beglückt denn jene pflanzen steckt sie gleich in ihren ranzen für die kinder und die rinder gucken ganz bedrückt so scheint es über'n zaun will liese ihnen futter klau'n oder im regen butter schlagen für den magen wär' das besser sie nimmt sich ein messer streicht das weiche sich auf's brot beendet ihre not und stillt den hunger kommt ein junger mann daher trägt schwer an einem toten tier ein brauner bär den mochte sie nun ist er tot und rot läuft warmes blut aus einer wunde auf den runden hut da weint sie sehr der bär ist schwer das sieht sie ein deshalb holt sie aus ihrem keller wein und einen teller obst sie werden essen und vergessen nicht zu trinken und zu winken wenn er geht noch steht er dort beißt in den apfel ganz genüßlich franz heißt er nicht hans


GüTeE - 06.10.02 at 01:12:42




Und zak: Danke für die Küsse.


Lotos - 05.10.02 at 19:08:04




Ob Du Dir das gewünscht hättest, dass man sich so Deiner erinnert, daran denk ich. Dass Du Dich gefreut hättest, weil wir nur da waren wegen essen und trinken, also essen und trinken umsonst und in Memoriam.

Daran, wie ich versucht habe, Dich davon abzuhalten, die sechzig Tausend Mark volltrunken in die Schweiz zu schaffen, in der Hosentasche. Mit dem Zug.
Dass ich gerne Dein Gesicht sähe, wenn Du deine bunten Weltuntergangsvisionen über der Neorokokogarnitur der Familie von Wiesentreu sehen könntest. Ich habe wirklich versucht, das zu verhindern. Vielleicht ist das die Strafe dafür, dass Du an unseren Briefkasten gepinkelt hast, das weiss ich nämlich.

Daran, wie ich versucht habe, dem Schweizer Zoll zu erklären, was an Scheisse Kunst ist, oder Kunst scheisse, warum diese Scheisse für eine Unsumme versichert ist und Motorradfahrer heisst, oder Stall, und wie ich deswegen am Platzspitz war, aber das ist noch eine andere Geschichte.

Daran, wie viele Brotkäfer ich für Dich ermordet habe.

An die Beschriftungen der isländischen Schubladen, Socken lang/rot, Socken mittel/rot, Socken kurz/rot, und daran, dass Ordnung das halbe Leben ist.

Ob Du überhaupt wolltest, dass man sich an Dich erinnert.
Jedenfalls hat sich der Abend ganz gut entwickelt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal aus einem Fenster des Hamburger Bahnhofs springen würde, nachdem ich mich mit wildfremden Menschen verbrüderte, wegen eines gemeinsamen Bekannten. Und heute hatte ich nicht mal Kopfschmerzen, obwohl der Wein wie Johannisbeerbrause geschmeckt hat.


Lotos , You're my spark of nature's fire ;) - 05.10.02 at 19:06:27




TANZPALAST unter Tage. Folge 11

Die Leute von no-budget-arts verteilen Flyer. Santa Fu! Santa Fu? Der Geschäftsführer von no-budget-arts will mich nicht auf die Gästeliste setzen. Der stellvertretende Geschäftsführer von no-budget-arts will mir nicht erzählen, was einen erwarten wird. Im umgebauten Bunker. Sollte ich an dem Tag nicht lieber in Berlin Mitte sein?

Ein Co-Herausgeber eines regionalen Fanzines erweist sich als kooperativer. - Kollege, das geht klar!

Viel Getanze. Aufleger vom Dienst: Frank Popp und Malente und DJ Hi-Spin. Man tanzt kollektiv. Es wird passiv getanzt. Wir tanzen aktiv.

Auch was wichtiges. Kampf um Anerkennung. Sie flirtet heute nicht mit mir. Scheiße, ey. Das Selbstbewußtsein lebt von einer gigantischen Flirtspekulationsblase. Das funzt. Von Woche zu Woche besser. Doch dem Ego steht der Kollaps des Neuen Gefühlsmarktes bevor. - Und die andere? - Scheiß auf die andere! Und dann noch die anderen.

Weitermachen.

Noch ein Smirnoff Ice, bitte!


apstrakt bochum - 05.10.02 at 11:58:02




gebet II


sie war sweet sixteen und ich war achtzehn.
sie war 'ne schicke frisöse
mit jüngeren geschwistern
und 'nem älteren bruder.
ich hatte grad' den führerschein
und fuhr sie besuchen,
traf ihre freundin an der straße:
die kam mit, 's war besser.

auf dem weg zur discothek
klingelten wir bei ihr,
saßen im auto und rauchten camel

flippige type:
das wär's gewesen!
doch war es sehr platonisch:
sie war der engel,
den ich heute noch anbete;)

mit zwanzig wurd' es realistisch,
da kam die ..., tauchte auf:
sie war so'n groupie, trieb's mit jedem,
nahm die pille,
doch es nützte nichts:(
auch nahm sie lsd und rauchte hasch,
ihr vater war derweil betrunken,
und sie war leicht hysterisch,
war zur kur: davon hab' ich ein foto.

ich fuhr sie nach zwolle,
denn er hatte ihr ein kind gemacht.

mir ging's mal ganz schön dreckig, war beim arzt,
und als ich wiederkam,
da war mein zimmer eine höhle:
sie hatte alles mit samt ausgehängt,
mein winzig-kleines schlafzimmer.

der cassettenrecorder spielte
'a love supreme' und 'naima' von coltrane,
interpretiert von john mc laughlin und carlos santana.
charlie parker und thelonios monk:
ich war zwanzig, wie gesagt,
und übte 'greensleeves' auf der gitarre,
heinz teuchert, renaissance.

e-gitarre und röhrenverstärker
mußten wir uns leihen!
er trommelte auf den alten drums,
ich spielte jimi hendrix.

nich, dass ich das konnte, nein!
wir improvisierten: schön laut
- zu laut, er dreht den regler leiser.

er spielte mit dem tonband rum,
mit hall, playback und all den sachen:
'hab' mein herz in heidelberg verloren'




GüTeE - 04.10.02 at 23:59:19




I

Sammeln also. Eigentlich ist es ganz einfach. Mal schauen, was noch da ist. Ein wenig wühlen, zaghaft. Karten umdrehen, im Geiste, und nicht gemachte Photos betrachten. Vorstadien der Entwicklung. Man fährt Bus, sechsunddreißig Stunden. Er hält in vielen Städten, der Bus, und man kann hinausblicken, die Stirn an die Scheibe gelehnt, hinausblicken, und hinein in die Städte und auf ihre Menschen, die sich bewegen und schauen, ihren Atem in den Raum blasen und zwischen die Gebäude, die von Bäumen umringt sind, an denen schon das Herbstlaub glänzt. Es wird Nacht und wieder Tag, und dazwischen liegen Grenzen und Rasthöfe, verschnupfte Mamitas und ein Gespräch auf einer Marmortreppe, irgendwo im Nirgendwo, bevor der Motor wieder anläuft, mit einem Lolli in der Hand. Und mit dem Fortschreiten der Zeit ändert sich auch die Temperatur, und das Aussehen der Sonne, und wenn man schließlich ankommt, verlassen keine weißen Wolken mehr den Mund beim Sprechen, sondern heißer Dampf umhüllt den Körper und markiert die Stadt, deren Tag gerade beginnt.


zak - 04.10.02 at 21:23:05




empfehlen werde.
empfohlen habe.
empfahl.


Sasa - 04.10.02 at 18:46:32




Lieber HMHB,

dir ist schon klar, dass ich dann nur noch DAS Buch als Leselektüre empfehlen. Sowieso dann: Kaufempfehlung und unverhohlene Werbemaßnahmen.

Bestes,


Sasa - Heidelberg - 04.10.02 at 18:45:24




Im Tale fließt ein Bach
und in der Ferne grasen Kühe
ganz in Ruhe.

Sie trinken von dem kalten Wasser,
steh'n im Licht
und lassen sich nicht stören.

Sie hören, wie das Bächlein rauscht
und plätschert, monoton: es summt
wie ein Computer.

Und an den Hängen wachsen Bäume,
ja, hinter'm Zaune ist ein Weg,
sind Spuren im Matsch.

Es geht ein Mensch durch diesen Wald,
es ist kalt,
der Mann ist alt.

.

Die Sonne lacht ihm ins Gesicht:
da freut der kleine Helmut sich!

Er will nicht wissen, wo der Wald
zu Ende ist, und wo der Weg
ihn hinführt: nach Jerusalem?

Er stolpert auf dem Pfade, geht
zum Friedhof hin und fällt ins Grab,
wo vor ihm schon mal einer lag.

.

Bin ich ein Fall für den Psychiater
oder geh' ich zum Theater?


GüTeE - 04.10.02 at 17:09:09




Du bist der stürmische Morgen, so ganz plötzlich wehst du zu mir herüber, du Eskimoauge mit dreieckigen Brauen darüber als Segel, du Wüstenwind, der fremde Gewürze bringt aus dem Norden, du sonnenstrahlendes Lachen, du südliches Kissen, um das ich mich schlinge und dessen Goldstaub auf mir liegt den ganzen Tag. Wir unentdecktes Land.


The Crab - 04.10.02 at 16:15:38




in der zeit, als ich neu in der stadt war, stand er in meiner lieblingsbar hinterm tresen.
er sieht ein wenig aus wie jeff bridges, und ist für mich der schönste mann der stadt. später kam er in die bar als kunde, um kummer zu ertränken, immer in begleitung eines kleinen alten pudels. ich dachte mir, es müsse seine mutter sein, die gestorben war, denn die zärtlichkeit mit der er diesen schmutzigweißen hund bedachte, war so intim und sein schmerz stand in solchem gegensatz zu der lässigkeit, die er früher gezeigt hatte. tage später sah ich ihn, als er eine wohnung ausräumte.
die möbel waren alt und dunkel.
er wohnt in meinem quartier, ich sehe ihn ab und zu auf dem fahrrad. heute morgen, als ich mein auto wendete, mußte er bremsen. wir fuhren in die entgegengesetzte richtung weiter. im rückspiegel sah ich, wie er im fahren den kopf wandte und mir nachsah. mein herz hüpfte. dann kam der zweifel: er ist schweizer und ich war gerade fünf meter gegen die einbahnstraße gefahren.


susee switzerland - 04.10.02 at 15:54:01




mögen alle wesen bald genesen,
glücklich sein und lesen über meilen
diese zeilen:

.

Frau Sonne schmeißt mich aus dem Bett:
wie ist sie heute wieder nett!
Sie lacht mir frech ins Angesicht:
das merk' ich mir in dem Gedicht.

.

gestern war der himmel grau,
im wald fing's an zu regnen.
kühe guckten nicht sehr schlau,
sie fraßen feuchtes gras
und kauten melancholisch,
ganz symbolisch.

.

ein rindersteak steht auf der wiese,
gleich daneben liegt die liese:
diese würde es gern essen,
das fleisch jedoch ist roh,

gebraten nicht, noch nicht gewürzt:
frau liese die ist echt bestürzt!
was soll sie machen: schnell vergessen?
sie haut ab, ist froh.



GüTeE - 04.10.02 at 13:33:36




Geburtstagsgruß ins Jenseits - doch was ankommt, verzerrt sich durch den Gestank des Todes. Ein fratzenhafter Wunsch, "alles Liebe" verhöhnt, fern, und ohne Kontakt. Was übrig bleibt, ist stille Sehnsucht. Egoistisch wage ich - nur flüsternd - die Zeit zu vergessen, für diese Zeilen, den Sprung in das Vergangene.



Leonce - 04.10.02 at 12:43:16




1. telefonat am späten nachmittag des nationalfeiertags.
gerede: warst du heute ARBEITen?
zweifel. nur kurz. dann die reaktion.
gegengerede: ist in KÖLN heute kein feiertag?

2. zweipersonenchat am abend des nationalfeiertags.
gerede: das dilemma mit den AKTIENkursen und immobilien in fernwest und zugehörige steuererklärungen für die man eine notariell beglaubigte kopie des personalausweises benötigt und ein leben ohne arbeit.
ein schluck bier. ein blick auf die kellnerin. die ist neu hier. im INTERSHOP. also noch einen blick werfen. dann keine reaktion.
gegengerede: der ROMAN in heftform oder gar entlinearisiert dafür aber mit serverseitigen scripten realisiert und sowieso ein leben ohne arbeit.

der verspätete konsens.
die einheiten bleiben gewahrt.
zweimal, doppelt, 2fach.


apstrakt bochum - 04.10.02 at 10:16:53




Ja, es ist jetzt!

°~°

Was kann uns noch passieren, wenn wir wissen: Der Pollenallergiker sollte seine Urlaubsplanung so abstimmen, dass er in der Zeit, in der seine allergieauslösenden Pollen fliegen, in Urlaub fährt.

°~°

Ich stehe auf blonde Mädchen, die blau-beigegestreifte Baseball-Mützen tragen und den Zopf hinten, durch diese Öffnung ziehen. Meistens sind die blonden Mädchen - allemal ist es in der Familie - reich und auch das Blond scheint! (nicht, alles was glänzt, ist blond)

°~°

Wißt ihr was, aber psch, ich werde einen Roman schreiben, er wird gelesen werden, ich werde ein bißchen berühmt werden und allen erzählen, man könne von der Schriftstellerei keineswegs leben.


Sasa Heidelberg - 04.10.02 at 01:28:58




Dieser Herbst ist
die Zeit der aufreissenden Wunden
der Erinnerung.
Erst die Liebe, dann der Tod
wie 98 schon geschehen.


hardmate rheinbrohl - 04.10.02 at 00:44:10




mögen alle wesen
glücklich sein und lesen
diese texte, die wir schrieben
zum sich einfach mal verlieben


GüTeE - 03.10.02 at 23:23:37




"Vielleicht ist es das Summen
eines ruhigen Kühlschranks
in einer großen Nacht
Vielleicht ist es das Summen
der Stimmen unserer Eltern
vor langer Zeit in einem
sanften Licht

mmmmmm"


zak - 03.10.02 at 22:32:51




Heimkehr II

Es gab keine Fotos von ihr. Zu riskant. Briefe wurden nach dem lesen vernichtet. Jedes mal hasste er sich dafür und jedes mal befolgte er dennoch diese Vorsichtsmaßnahme. Er führte noch ein anderes leben. Seit 15 Jahren verheiratet. Keine Kinder. Seit drei Wochen war nun seine Frau schon auf Kur, in einer Woche erwartete er sie zurück. Sie hat nie etwas bemerkt. Nie einen Brief gefunden. Nie einen Anruf erhalten.

Die ersten zwei Wochen, seit seine Frau auf Kur gefahren ist, traf er Claudia jede Nacht. Es war wie ein Film, er musste nur den Aufzug nehmen und konnte in ein neues Leben eintauchen. Mit ihr. Dass sie dabei nicht den gleichen Luxus empfand, war ihm immer wieder bewusst geworden, aber immer erst nachdem er sich verabschiedet hatte. Für gewöhnlich mitten in der Nacht um zu Hause leise ins Bett zu kriechen. Noch duftend nach ihrem Bett - und nach ihrem Schoß. Er erlebte eine scheinbar endlose Schleife des Glücks, die immer näher an sein Leben reichte, immer mehr forderte. So machte er Schluss, um sich nicht zwischen den beiden Leben entscheiden zu müssen. Und sie sprang. Der Film ist aus. Sie ist tot. Er war übrig und konnte sein altes Leben weiterführen. Der Polizei konnte er erzählen, sie sei hysterisch gewesen. Es sei nie etwas gewesen. Seine Frau würde ihm schon glauben. Doch den Gedanken scheuchte er weg.




Leonce - 03.10.02 at 12:23:52




Je länger du belichtest, umso weniger bewegliche Formen kannst du ausmachen. Ich mein, es ist ja eine Tatsache, dass feinstoffliche Materie schneller schwingt und ab einer gewissen Frequenzzahl für das weniger schnell schwingene Auge unsichtbar ist. Du kannst Hong Kong zehn Tage lang belichten, und du würdest keinen Menschen mehr sehen, keine Autos und keine Fähren, das Meer wäre ruhig und glatt, ich frage mich, wie das Licht wäre, man hätte zehn Tage und Nächte drauf, heller Himmel, die Wolken, die man natürlich auch nicht sehen könnte, dann die Lichter der Nacht. Das richtige Filmmaterial vorausgesetzt, das solche lange Belichtungszeiten zulässt, wär dann alles grau in Grau, weil die nächtlich hellen Fensterhöhlen tagsüber komplementär dunkel sind und die Stadt wäre unbelebt und tot, nur der Beton ragte als Skelett in den Himmel, der auch grau ist, mit dem seltsamen Schleierweg eines ebenfalls unbewohnten Mondes, der vorüberzieht bisinalleewigkeitamen.


The Crab - 03.10.02 at 04:07:32




Tres faciunt collegium

Es klopft und Marie kommt herein. Der Morgen folgt ihr und die Luft, die kalt ist, aber nur ein bißchen. 'Gehen wir ?' frage ich. 'Ja,' sagt sie und streicht dabei eine Locke zurück.
Wir laufen die paar Schritte über den Hof. Ich rufe nach Wellington, dem alten Gordon-Setter, denke an Bilder aus dem Frühstücksfernsehen. An das Brandenburger Tor vor allem, das wieder neu enthüllt wird, zum Nationalfeiertag, und das ist schön. Marie beugt sich über Wellington, sie streicht durch sein Haar, sie spricht zu ihm, beruhigt ihn, setzt ihm endlich die Spritze. Ein kurzer Moment, dann steht sie wieder auf, blickt zurück auf das Haus, während ich den Hund in einen braunen Plastiksack packe. Wir schweigen, weil jetzt meine ganze Aufmerksamkeit diesem Tier gilt. Wir geben ihm, was wir inzwischen als das anzusehen gelernt haben, was es ist, nämlich: Liebe.


P. Aristide - 02.10.02 at 22:58:27




Und wenn ich mal kacken muss, dann tu ich's im Wonnebi. Versprochen.


DeadlyMedicine - 02.10.02 at 20:13:33




Wow. Endlich wieder Orientexpress-Feeling: komfortabel, ruhig - und wenn mal einer böse ist, dann wird er Agatha-Christie-mässig pronto enttarnt. Das gefällt mir - obwohl ich natürlich kein Maßstab bin, so als Möllemann-Apologet und Provinzstadtbewohner... Dennoch: es kribbelt in den Fingern.


Ach ja, TomTom,

diese Rocker-Eckkneipe in Diepholz gibt es nicht mehr; keine Ahnung, seit wann - jedenfalls ist da jetzt so Erlebnisgastronomie drin, für Menschen die Sweatshirts mit Bündchen tragen und sonntags gerne "brunchen."


DeadlyMedicine Bielefeld - 02.10.02 at 20:11:30




dark days


so kamen wir an das ende des lebens
am totenbett sitzend, trauernd
fassungslos und irgenwie weggetreten


hardmate rheinbrohl - 02.10.02 at 20:00:58






zak - 02.10.02 at 18:33:29




Unterwegs mit Zacharias. Damals.

Die Erinnerung verblaßt. Die Datenbank nicht.
Wie war das noch vor einem Jahr beim

Wohnungs-
Auflösungs-
Symposion
?

Wild im Kreise wirbeln die Diskurse. Die vier Zimmer der winzigen Wohnung geben dem quadratischen Quasizirkel der Partypalaverpupserer ihre Form: Politisierungsschübe erschüttern das einstmals bombensichere Wohnzimmer. Hermeneutische Erotik theologischer Provenienz erregt die Küchenschaben. Scheißgespräche plätschern spekulativ hinter einem blauen Schleier dahin. Voyeure photographieren das überwach(t)e Geschehen im Schläferzimmer. Diesem vorweg kugelt der Bauch eines schwulen Pfaffen in die Duschkabine. Dort ohne das zu bekehrende Objekt verkümmert einsam das begehrende Subjekt. Und vor der 35mm-Linse der politisch schiebenden Vernunft kommt der Messias hernieder. Der Weltgeist ist wahrlich groß. Davon unbeeindruckt nährt sich am Büffet der universelle Narzißmus. Denn jenseits der Diskurse lockt schweigend die Schönheit.


apstrakt memobochum - 02.10.02 at 17:55:36




Befindlichkeiten

Altweibersommer. Der Sommer alter Frauen. Auf dem Tisch das Brot, der Wein, die Bücher. Briefpapier, Notizbuch, Füller. Momentarium. Moleskine. Chatwin hatte ein Auge für die Harmonie zwischen Gegenständen. Trotzdem, ergänzend, komplementär. Wir leben immer im gleichen Rhythmus, Musiknoten gleich. Tief berührt, einmaliges Licht. Die Türme und Wälder unterhalb, Kulisse, flammend rot. Vergessen. Emotionale Verführungskraft. Raumspiele. Im Hintergrund, durch das geöffnete Fenster, am wehenden Stoff vorbei ein digitaler Bann. Fließende Klangbilder. Flimmern und Flackern. Plug and Play. Die bloße Vorstellung einer Form. Spätwerk. Modernität. System von Zeichen. Wir? Ein Irrtum. Are you talking to me? Eine Ansammlung von Reliefs, ein Gleichnis, geistig verwandt, unverfälscht. Relief. Release. Transparente Wände, immaterielles Schweben. Blau. Schreiben mit dem Stift, mit der Hand. In der Orangerie. Aquarium. Wechseln der Standpunkte. Eintauchen. Warten. Zeitsprung, Zyklus. Pollocks Tod. Dick und kahl im fliegenden Auto. Dumme kleine Mädchen, Stimmungsbilder, Naturwahrnehmung. Das Werdende, unendliche Variationen, Verdichtung, Formen. Flüchtige Berührungen und die Tragweite von Verbindungen. Pilgerreisen, nicht versiegende Quellen. Farbig glühend. Erinnerung an das gesehene. Manifest. Die Gleichzeitigkeit von Handlungen. Labyrinth. Wirkliche Stadt. Wir fliegen gewissermaßen vorwärts, weil die Gefühle nicht vergessen können. PHANTASIELÄNDER. Fantasialand. Zwischen realen und unbekannten Welten auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Halt mich überall fest. Das Gesicht schwarz, denn alle Gefühle glauben an einen glücklichen Ausgang. Ja, nicht. Ein Brückenbildnis in eine Höhle und auch in die Ewigkeit. Ein Wächterengel. Doch wo ist das Paradies? King Kong. Der große Affe steht auf dem World Trade Center und schützt die weiße Frau vor angreifenden Flugzeugen. Die hohle Hand. Spiegelungen. Das Bild bohrt. Ich erfinde nichts, ich sammle. Was geschieht mit uns?


zak - 02.10.02 at 17:24:51




Olala sagt Entenbaum, denn sie ist sehr international, das hört sich nicht gut an. Und ich, ich habe schon wieder geträumt, diesmal nicht von toten weissen Pferden, stattdessen machte ich eine Erfindung, eine Maschine. Eine sehr grosse Maschine mit ohrenbetäubendem Motor, mit Keilriemen und Rädern, mit und ohne Zähne, Zylindern und Fehlzundüngen, vorallem die Fehlzündungen waren wichtig. Aha sagt Entenbaum, und der Joint, gedreht mit Lakritzpapier, ihr Liebstes, klebt an der blassen Unterlippe. Die Maschine also ist sehr gross, so vielleicht fünzig Kubik, und an den kurzen ihrer vier Seiten hängen zwei Gartenschläuche heraus, getreift, rot-gelb, und wir beide, also du und ich, jaja, sagt Entenbaum, wir haben beide einen dieser Schläuche in der Hand. Und schreien da hinein, schreien, aber die Maschine macht wahnsinnigen Lärm und wenn wir die Schlauchenden an unsere Ohren halten hören wir nichts als die Maschine, das ist das Gegenteil von Telefonieren. So. Tolle Metapher sagt Entenbaum, die Pferde also stehen für deine Triebe und wenn sie ausgeblutet über einem verrosteten Gartentor hängen sieht es nicht gut aus.

Ganz steht vor der Tür und sucht was zu wohnen. Sieht nicht gut aus für meine Triebe.


Lotos am Bodensee - 02.10.02 at 15:36:39




nein, also halt ich mich an sans-serif. warum ist dies nicht die Standard-Schrift?


The Crab - 02.10.02 at 14:16:27




mono, sieht die besser aus? Diese dämliche Serifenschrift ist doch zu, ehm, dämlich


The Crab - 02.10.02 at 14:15:11




so ein schreck. kaum schaut man weg, ist alles anders.


susee switzerland - 02.10.02 at 13:21:22




funktionstest


susee switzerland - 02.10.02 at 13:19:39




Für alle Fans der "Frankfurter Hochschulzeitung" (Das war das Organ der MG (Marxistische Gruppe), die zu DDR-Zeiten und kurz danach jeden Montag an der Uni verteilt worden ist): Heute ist ein wirklich sehr amüsanter MG-Retro-Artikel in der FAZ zu lesen von einer Dame, die vermutlich früher zu den Leitartiklern, mindestens aber zu den Stammlesern (wie ich) gehört haben muß. Und das beste ist: Nach dem Lesen des letzten Satzes ("Der amerikanische Kapitalismus des einundzwanzigsten Jahrhunderts wird aus dem gleichen Grund scheitern.") wird mir sofort klar: Super! das war das erste Mal, dass ich was von Arundhati Roy gelesen habe, ohne dabei einzuschlafen.


HalfManHalfBiscuit - 02.10.02 at 12:52:01




Oder vielleicht besser:

"... begleitet vom Nachhall eines merkwürdigen Traumes, einer dieser wirklich merkwürdigen Träume, wobei mir noch kein Traum begegnet ist, der nicht merkwürdig war ..."



zak - 02.10.02 at 12:29:18




Wie wird man das los? Diesen ständigen Zwang, sich mit Nichtigkeiten aufzuhalten. Oder was ist das? Der Wille zur Verdrängung, endlich eingestanden? Oder doch nur die verschwundene Fähigkeit, für sich selbst wichtiges zu tun? Bedeutung. Bedeutsam. Inhalt. Als ich wach wurde, begleitet vom Nachhall eines dieser wirklich merkwürdigen Träume, wobei mir noch kein Traum begegnet ist, der nicht merkwürdig war, geballter Kompensierungsversuch in überladenen Minuten, Odyssee in der Hutschachtel; es ging um sozialistische Betonbauten und französische Autos, Plattenspieler und Gesichter, die man kennt, aber nicht einordnen kann, das übliche also, nun, als ich aufwachte, mit vom Rotwein aufgesprungenen Lippen, da war es plötzlich klar, für Sekunden, alles war da, der Sinn, die Glorie, der Ansporn, das Warum. Ein Plan stand da, vorm schwankenden inneren Auge, in sich geschlossen, fertig und schön. Er jubelte und winkte, warf die Arme in die Höhe und tanzte auf einem Bein. Er machte mich glücklich, für die wenigen Sekunden, in denen er greifbar schien, in denen er wirkte, als wolle er mir alles sagen, erzählen, wie es ist, was zu tun ist, und wo. Er strahlte richtig. Doch dann begann er zu schwanken, auf seinem einzelnen Bein, ruderte kurz mit den Armen, und dann fiel er um, aufs Gesicht. Und war nicht mehr zu sehen. Eine warme Welle überflutete mich, erkenntnisartig, und während draußen eine Alarmanlage losging, wahrhaftig heulend, befand ich mich schon auf dem Weg zur Toilette, mit der Hand vor dem Mund.


zak - 02.10.02 at 12:10:58




'Wen Dir die Freiheit in Thailand nicht passt, dass man nun ohne Rezept, Arztausweis Anabolika kaufen kann, solltest Du in Dein Schilly Deutschland zurückfliegen. Die Thailänder finden Deine Sozialdemokratische Antihaltung zur Demokratie nicht so toll. Du bist nichts Besonderes, bloß weil Du Abitur hast und Arzt werden kannst. Du siehst, wenn ich was brauche, dann komme ich einfach nach Thailand und marschiere in die Apotheke, während oich hier Arzt sein muß. In Thailand gibt es nicht die Macht der Akademiker, den Arbeitern geht es besser als bei uns, und das obwohl Kapitalismus in Thailand herrscht. Diese ewigen Razzien der SPD Polizei kennt man da nicht. Aber, wenns Dir nicht passt, dann flieg in Dein verkacktes Frankfurt zurück, denunziere PDS Wähler, wenn sie OHNE Abitur, Rezept, Arztausweis Anabolika BESITZEN bei sich zu Hause. Bloß bei mir wirds schwierig, bin polizeilich nicht gemeldet, und an meinem Aufenthaltsort habe ich keine Vorräte mehr.
Und Dein holländischer Freund wird sicherlich auch nicht diese Schilly Diktatur lieben und die widerrechtlichen Zollkontrollen an der holländischen Grenze, die von den Deutsche begangen werden. Vielleicht sollte ich mal nach Chiang Mai fahren und mal Waffen kaufen, um diese Drecks-SPD und deren SEK Schergen an der holländischen Grenze zu eliminieren. Ich habe nicht nur Muskeln sondern auch Hirn, und kann mitr modernsten Waffen umgehen. Habe ich bestimmten kreisen gelernt. Nach dem EU-recht dürfen keine Zollkontrollen mehr durchgeführt werden, und die Schweine wollen sogar wissen, wieviel geld ich auf meinem holländischen Konto hätte. Kann das eigentlich sein, dass diese Schergen auf dem Bunderneuland-Parkplatz mit Waffengewalt und schußsicheren Westen uns ausrauben? Die wollten schon mein radio haben. Nur pech, dass die nun kein Anabolika gefunden haben, sonst müßte ich mich wegen der widerrechtlichen wegnahme schon mit Waffengewalt rächen.
In Deinem antikommunistischen Deutschland war es verboten Frequenzen von 64-74 MHz zu empfangen, das ist der UKW-bereich von Osteuropa, wo jetzt die böse Russenmafia das sagen hat.(Immer noch besser als Schilly und Schröder!!!)
Da, wo Du Unfreiheit vermutest, in Laos z.B., gibt es da Polizeiterror? Nehmen die radios weg, weil da der UKW-Bereich des Ostens oder Westens draif ist? Naja gut, der UKW Bereich geht da unten überall von 87,5 Mhz bis 108 MHz. Aber die Hauseigentümer könnten wie bei uns Dachantennen verbieten oder hohe Masten im Garten! Schließlich ist ja die Medienwelt von Thailand nicht gerade positiv dem Kommunismus gegenüber aufgeschlossen, genau wie Du. Aber EURE Leute verbeiten Antennnen fürs DDR-Fernsehen, während WIR nicht unseren Staatsfeinden in der DDR das Westfernsehen verboten, EGAL, wie groß der Antennenaufwand ist, UND KEINER, der diesen Antennenaufwand betrieb, wurde mit IRGENDEINEM Geldwäschegesetz gequält, wie IHR das tut. WENN DU so FREI bist, dann laß doch anderen Ländern IHRE Freiheit, und mecker nicht rum. Sonst schmeißen die Dich schneller raus, wie Du gucken kannst.
Die Thais üben ja Solidarität. Die tolerieren den Waffenhandel in Chiang Mai, ich sollte mal wieder herkommen. Der Schilly muß weg! . Der Schilly. Der Schilly muß weg! muß weg!
Deutsche Imperialisten und Kinderficker RAUS aus Thailand!
Für eine Neugründung der Gewerkschaft, dass ALLE Arbeiter soviel Geld bekommen, dass man von LEBEN kann. Bei den Preisen in Thailand sollte man einen Mindestlohn von 2500 Euro im Monat festlegen. '

*

Ein Mail, das ich heute erhielt,von einer mir unbekannten Person. Schoener als vieles Bisherige.

*

Dass es so etwas wie Vin Diesel ueberhaupt geben kann.


TomTom Gruss an Emma, bald geht es weiter - 02.10.02 at 08:29:56




Schon geil, einem Großmeister in besserer Stellung ein Remis anzubieten. Andererseits ist das auch ganz schön klein. Warum nicht die Stellung einfach gewinnen? Einfach so. Aber Unentschieden in besserer Stellung ist schon super. Danke, Kalli, für das Unentschieden.


off. - Decamerone - 02.10.02 at 02:53:40




i am free
to be

i
am
sad

i
was
sick

she's far away
outside the door:
down in the USA

his father's dead
and he's alone
a lazy bone

i
am
the
only
clown:
lonely
dressed

for the rest
of my life


GüTeE - 02.10.02 at 00:45:28










we are stardust
we are golden


hardmate rheinbrohl - 02.10.02 at 00:20:55




20 unter 30
DVA
;)


GüTeE - 01.10.02 at 23:11:10




Übrigens:

"Es widerstrebt mir einfach, einfach was zu schreiben.
damit was dasteht."

alinia, nessie`s sister santa cruz, teresitas, - 31.03.00 at 16:13:41



Sasa - 01.10.02 at 19:50:24




Ok, ich will das jetzt möchten, vor allem aber sehen, was geht. Ich wünsche mir mehr Gedanken jeder Art von Fernando Offerman, den ich ungeheuer respektiere, Stefan Nitzsche, monik sos, Hippi, alinia, l. barnes, sowie andrea ffm und Sasa. Seid ihr hier? Ich las nie viel im Loop herum, oft genügte es ja, den Namen zu sehen und man wußte, was zu erwarten war. Und das ist gar kein schlimmer Gedanke, du schaltest doch auch um, wenn dich der Scheiß nicht interessiert. Deswegen verstand ich diejenigen (mich am allerwenigsten) nicht, die darauf bestehen wollten, hier etwas sauber zu halten, was niemals für Hochglanzpapier gedacht war. Es ist auch nicht weiter tragisch, wenn man einen Namen liest, dann - mit einer gewissen Erwartung - den dazugehörigen Text, und wenn dann der Name, der Text und die Erwartung enttäuscht werden. Aber, hey! Stell ich deswegen meinen Alltag um und beschließe endlich mal zuzuhören?

Allgemein sollte man weniger erwarten und mehr tun, das so als Spruch.

°~°

Außerdem werde ich jetzt wieder mehr diese Zeichen benutzen wollen:

°~°


Sasa Heidelberg - 01.10.02 at 19:48:13




Lotos: Besos. Überhaupt. Grundsätzlich.


zak - 01.10.02 at 18:29:07




Zum Jahreswechsel in Dänemark: 1978/79

Ein Fuß sackt durch die dünne schneebedeckte Eisschicht.
Eiskaltes Wasser umklammert das Bein.
Dann durch Dünen: Strandhafer, dorniges Gewächs.
Schneidige Schneewehen, kniehoch, und die Schifferboote, blau, warten vor dem wild schäumenden Meer.
Der kleine Captain steigt aus dem roten Ford, hievt sich auf's Schiff ('has' das gesehen?'): Alles klar in der Kajüte.
Autoradspuren am Wasser, im feuchten Sand, wo Steine und Muscheln glänzen, am Sletestrant.
Spuren, die irgendwo begannen, in irgendeiner Zeit, in irgendeinem Sand; fast ununterbrochen, Tag für Tag, beschreiben sie ihren eigenen Weg: ein Ausschnitt liegt hier vor Dir, Freund, was stapfen wir durch den Schnee?

Dein goldiges Lachen ungebändigt; frei, wild, waghalsig: deine Phantasie, immer zwischen Traum und Wirklichkeit, stell dir vor: Wölfe in Sibirien, ein abgefrorener Fuß aus dem letzten Weltkrieg, das Meer ist dir nicht automatisch unterlegen; woher du deine Schlitzaugen hast? Du nicht das Kind deiner Eltern? -
Still - deine Traurigkeit. Ich will nicht, dass du traurig bist - ach, lass.

Du sitzt im Nachthemd vor dem Fenster am Boden, schaust in die Sonne, die ihren winterlich höchsten Stand hier im Norden Dänemarks erreicht hat. Aufwachen, meditieren, verträumt dasitzen; das Licht wechselt, flirrt durch's Glas, die Stimmung versuchst du festzuhalten in der Erinnerung, draußen weht Schnee. In derselben Geschwindigkeit des wehenden Staubes fährt plötzlich ein Auto: Lachen, innerlich verhalten, Überrschung.
Das leere Zimmer, still, die andere Tageszeit, noch abendgeschwängerte Luft: auf was sich besinnen? Ein Mantra singen: monoton, tief, und frei atmen. Du bist da und legst deine Hände in den blauen Schoß, draußen die Sonne, Wolken, die sich davor schieben, schaust in die Luft, ins Nichts. Irgendwo ein Flüchtiges, du bemerkst leise Lichtschwankungen. Auf dem Dach und am Strand: gefrorene Bewegung - die weiße Zunge dort auf dem Dach.

Das Schlagzeug auf dem Flur, zu Hause. Ein altes, braunes Webern-Klavier ist verstimmt; unter den Hämmerchen sind Reißzwecken angebracht, und es klingt wie ein Spinett oder ein Westernklavier. Innen entdeckte er ein Mausenest mit jungen Mäusen. Aus Venedig ein Poster über dem Klavier: die Venus von Tizian. Hinter dem Schlagzeug hängt ein gehäkeltes Stoffspinnengewebe und verdeckt die Kellertür. Zum Winter tragen wir die erdigen Knollen der Dahlien in Holzkistchen hinunter in den Keller.



GüTeE - 01.10.02 at 17:57:49




Lieber Rockliterat,

ich hasse Dich nicht, Du gehst mir nur auf die Nerven.
Aber Du hast recht, das gehört nicht hierher.

Eva


Lotos - 01.10.02 at 17:07:47




Vergesst es! Gerade habe ich ein ganz neues "Wie ?" gefunden! Musste man nur neu laden!


Lana Hoff , Sicklingen - 01.10.02 at 16:52:09




... und wenn Ihr die nicht mehr ganz so sichtbaren alten release-Sammelbeiträge sucht, dann klickt euch über "wie" und "Archiv" zur Google-Suche durch und gebt dort "release" ein. Dann erscheint wieder das ganze Inhaltsverzeichnis!


Lana Hoff , Sicklingen - 01.10.02 at 16:49:15





morgens ist es so kalt
und

man zwängt sich in nichts, diesmal, als in den schaft der stiefel. klapperabsatz klingt lauter auf nassem pflaster. in golemstadt werden die straßen gesperrt und barrieren errichtet. ein schiff zieht über die freiheit und macht schaukelnd halt. durch den regen klingen hammerschläge, seilwinden und steuerrufe. am alten jüdischen friedhof rankt der efeu. ein versteck in dunklem grün.


monsun_rave
- 01.10.02 at 16:40:32




Hallo DOCGONZO !
Gerade habe ich durch Zufall und mit Googles Hilfe in Deinem August-Sprechzimmer den Hinweis auf mein Sweety-Fragment entdeckt. Ich nehme mal an, da steckst Du dahinter. Danke!


Lana Hoff , Sicklingen - 01.10.02 at 16:22:08




Liebe Eva,
Stichwort: Hoffnung.

Mich würde wirklich interessieren, warum du mich so haßt.


RockdenLiterat - 01.10.02 at 16:17:56




Das mit der Rechtschreibung klappt dann auch
im nächsten Leben.
Einem davon.

Vielleicht.

E. E., 2002


Lotos - Stahlblechlampenlicht, gedimmt, sanft auf unserem Tisch. - 01.10.02 at 15:14:54




Schön wäre es, wenn es so einfach wäre. Doch das neue Tape allein bringt doch allenfalls ein Stündchen Abwechselung in eine lahmarschige festgefahrene Beziehung.

Irgendwann ist der Kitzel weg, wenn man das Knöpfchen drückt, man kennt alle, die man kennen will, wurde nicht entdeckt und/oder hat sich wieder aufs Notizbüchlein verlegt. Klar liest man noch, ich bin sicher, die meissten derer, die hier mal öfter geschrieben haben, werfen ab und zu einen Blick in den Loop, nur schreiben, ne, die Zeiten sind vorbei. Gähn. Nur wer lesen will muss auch schreiben, das ist zumindest hier der Deal, wenn nicht wöchentlich drei aufregende Neuzgänge loslegen. Der Mistdreck hier drin würde überhaupt keine Rolle spielen, wäre er eingebettet in lesenswerte Texte, gemeine Auseinandersetzungen oder was, was einen zum Lachen bringt.

Ich seh eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder ein bisschen Werbung, damit hier mal ein frischer Wind weht, oder die, die Interesse daran haben, dass was läuft, leiern sich ab und zu ein feines Textchen aus dem Knie. Also öfter als alle drei Wochen, und ich bin sicher, wenn es hier lebendig würde, wären unsre Freunde von den Anonymen Literaturkritikern bald vom Acker.

Ne, vielleicht gibt es noch eine dritte. In echt, vielleicht ist die Zeit einfach gekommen und man macht den Laden dicht und geht fernsehen.

Wenn aber die Renovierungsarbeiten dazu gefüphrt haben, dass sch der eine oder andere hier wieder wohler fühlt und sich dass in schreiben manifestiert, will ick mal wider nüscht jesagt haben.

Schön zak. Leonce.


Lotos - 01.10.02 at 14:29:49




merci, mario!


Andreas Louis Seyerlein ffm - 01.10.02 at 14:09:55




Heimkehr I

Als er nach Hause kam, war es schon dunkel. Er wagte es nicht, Licht zu machen. Die Straßenlaterne reichte gerade aus, um nicht gegen die Tür zu rennen. Er wollte sich nicht in dem großen Spiegel vorbeilaufen sehen, auch nicht die weißen Wände, nicht die Regale mit den Büchern und die verwelkten Blumen auf dem Tisch. Sie ist tot, sagte er leise, als er vor dem Fenster stand und auf den leise rauschenden Verkehr schaute. Sie ist tot. Er sagte es ruhig und langsam, obwohl sein Herzschlag sich nicht beruhigt hatte, seitdem er sie hatte fallen gesehen. Eine Stunde musste das schon hersein. Es kam ihm vor wie die Prophezeihung einer Wahrsagerin, noch Zukunft, aber dennoch Gewissheit, dennoch unausweichlich, so dass man darüber als Vergangenes nachdenken konnte, obwohl es ja noch nicht geschehen ist. Doch es ist geschehen. Sie ist gesprungen, bevor er die Haustür erreichen konnte. Seinetwegen. Die Polizei würde einen Brief vorfinden, mit seinem Namen. Sie würden die Adresse ausfindig machen und ihn befragen, mitnehmen, einsperren. Aber diese Gedanken hatte er nur kurz gedacht.




Leonce - 01.10.02 at 13:37:09




Lieber Mario,
zwei Dinge sind es nun, die ich bei dem Gedanken an den "neuen" Loop empfinde: Dankbarkeit und Hoffnung.

-
Leise, im Hintergrund: Swing. Das Licht der gedimmten Stahlblechlampen fällt sanft auf unseren Tisch. Lautes Lachen, sanfte Stimmen. Freundschaft. Glückliche Momente.

H.W.
Frankenthal, den 30.09.02
-


RockdenLiterat im Freien - 01.10.02 at 13:34:53




Der Ärger über die Imitationen, denen sich die Menschen hingeben. Und über sie selbst, über die, die versuchen, eine bessere Möglichkeit ihrer Selbst zu imitieren und dabei kläglich scheitern, naturgemäß. Oder eher die Enttäuschung über das Entdeckte, über eine Realität, die die eigene Vorstellung vom Anderen zunichte macht und dem Profanen breite Schneisen schlägt. Die das Andere, die Welt, nun plötzlich weiterer kostbarer Illusionen beraubt, die doch so wichtig sind, vorgeblich. Wahrhaftig. Zweifelsohne. Versuchsberechtigung.

#

Weil das ja nicht anders wird
und immer neu unverhohlen
aufzeigt wo es liegt
das persönliche Ausreiseverbot
am Rande des Feuchten
im schlechten Atem
über dem Bauchnabel
hinter dem Blick
in der mangelnden Zeit
auf der Zunge
unter der Haut und
neben uns am Abend

Würden wir für jede
falsche Verwendung
des Wortes "Bewusstsein"
eine Kokosnuss bekommen
hätte man schon längst
einen Strand golden
sandig unberührt
nach uns benannt

Stattdessen stinkt die
Zeit und die Vögel
bauen Glascontainer

Statt zu verreisen

#

"Ich habe gerade erst angefangen, aber ich werde mich zu den brillanten Kindern der Jahrtausende ebenso gesellen wie zu den Wahrsagern, die an Straßenecken Tarotkarten auslegen. Ich bin erpicht darauf, in Kristallkugeln und geschwärzte Spiegel zu blicken. Ich werde jetzt unter denen Ausschau halten, die andere als verrückt abtun, oder bei uns unter denen, die wie du etwas erlebt haben, das sie, wie sie meinen, nicht mit anderen teilen sollten. So ist es doch, oder? Aber ich bitte dich, es zu teilen. Ich bin fertig mit den Seelen der normalen Sterblichen. Ich bin fertig mit Wissenschaft und Psychologie, mit Mikroskopen und vielleicht sogar mit den Teleskopen, die auf die Sterne gerichtet sind."

#

Wir sind ein Wrack
und glauben
wir sind eine Geistesgröße



zak - 01.10.02 at 13:17:43




Anruf von Albert
A: "Tja."
H: "Au, ich hör schon..."
A: "Ganz schlecht."
H: "Hat nicht geklappt heute mit Susi?"
A: "Doch, sie hat mich reingenommen. Ging auch besser danach, jetzt aber wieder ganz schlimm."
H: "Mensch, Du musst Dich für die Kleine entscheiden, dann geht’s Dir besser."
A: "Sagt Susi auch. Ich kann aber weder mit noch ohne sie leben."
H: "Ohne erst recht nicht. Entscheide Dich für sie!"
A: "Jetzt hat sich auch noch meine Putzfrau umgebracht."
H: "Ach Du Scheiße."
A: "Schon die zweite."
H: "Wie, die zweite?"
A: "Die letzte hat sich auch schon umgebracht."
H: "Das ist ja furchtbar."
A: "Ob das was mit mir zu tun hat?"
H: "Nee, eher nicht. Ist jedenfalls auch keine Lösung."
A: "Sage ich mir auch."
H: "Worüber habt ihr heute gesprochen mit Susi?"
A: "Kamen wieder viele neue Sachen raus."
H: "Was denn?"
A: "Ich bin der Weltmeister im Scheiße umrühren."
H: "Hat sie gesagt?"
A: "Hat sie mir genau so gesagt."
H: "Heftig."
A: "In 15 Jahren Praxis hat sie noch niemanden gehabt, der sich das Leben so schwer gemacht hat wie ich."
H: "Das glaube ich ihr."
A: "Ich meinte dann zu ihr: ‚Ist ein Drama mit mir!"
H: "Ist echt ein Drama."
A: "Nein, sie meinte, wäre keine Drama, wäre was Anderes."
H: "Was denn?"
A: "Sag ich: OK, ist eine Tragödie. Dachte Tragödie ist schlimmer als ein Drama."
H: "Stimmt, Tragödie ist schlimmer."
A: "Nein, sie meinte: Weder Drama noch Tragödie. Was ich mache ist einfach nur..."
H: "... sag schon!"
A: "Einfach nur...doof."
H: "Doof?"
A: "Sie sagt: doof!"
H: " – "
A: "Doof!"
H: "Doof!"
A: " – "
H: "Und dafür zahlst Du sie? Dass sie sagt, Du bist doof?"
A: "Ich bin doof!"
H: "Und Weltmeister im Scheiße umrühren."
A: "Doof ist genau das richtige Wort. Erfunden für meine Situation."
H: "Doof."
A: "Doof. Total doof."


HalfManHalfBiscuit - 01.10.02 at 09:23:20




A. war nicht das, was man einen sozialverträglichen Menschen nannte. Auf der Straße sah man ihn selten, zum Einkaufen vielleicht, oder im Hausflur, wenn er die Post holte, meist dicke Kataloge, wie die Nachbarn meinten, diese lagen nämlich mit Werbung oft auf den Fliesen, da sie, aufgrund ihrer Dicke, nicht in den Briefkasten, da auch nicht durch den dünnen Schlitz, passten. Sie dachten sie, es müssten Kataloge sein, doch sicher konnte das keiner sagen. In braunen Karton waren die Päckchen verschnürt, gegen Blicken von außen geschützt. Beinahe täglich bekam A. solche Sendungen. Die Nachbarn wunderten sich, tuschelten, doch keiner sprach ihn darauf an. Auch so suchte keiner das Gespräch, ein Gespräch überhaupt, mit ihm. War wurde geduldet, ignoriert, er wurde beobachtet, aber nicht beachtet. Doch eines Tages war A. im Mittelpunkt des Interesses in dem Haus nahe der Hauptstraße. Ein Paket war beschädigt geliefert worden, sagte man später. Doch ich tippe eher auf die Neugierde einer Nachbarin oder eines Nachbarn, die zu lange unbefriedigt war. So denken wohl die meisten Mitbewohner hier, bis auf einen. Oder war es der Postbote, der das Paket öffnete. Auf jeden Fall wurde A. an diesem Tag von der Polizei geholt. In aller Stille, ohne viel Aufsehen, doch wusste es innerhalb von Minuten das ganze Haus. Auch sein Briefkasten wurde aufgebrochen, die Werbung zog man heraus und warf sie auf den Boden. Der übrige Inhalt wurde in dünne Plastikmappen gesammelt. Beim Aufräumen fand der Hausmeister eine einzelne Fotografie, die in eines der Werbehefte gerutscht war. Grotesk verrenkte Gliedmaße, unbeschreiblich, das Gefühl im Magen, als wir es sahen, unbeschreiblich diese Grausamkeit. Was in den Paketen war, haben wir nie erfahren.


Shoot - to 6 - 01.10.02 at 05:52:27




Ein kurzes Drehen und der Wagen beginnt zufrieden zu brummen. Die Wischer rubbern über die trockenen Scheiben in deren Ecken sich der Schmutz der letzten Wochen gesammelt hat. Ein kurzes nach vorne beugen und ein verstohlener Blick in den Himmel. Nach Regen sieht es nicht aus. Kalt ist es geworden, meine Fresse. Kassette reindrücken. Sommer säuselt aus den Boxen. Im Rückspiegel räuchert der Auspuff und im Auto wirds warm. Die Beifahrertür öffnet sich. Das Auto wackelt während sie sich hinsetzt. Beide schauen nach vorn während die Scheibe beschlägt. Er merkt wie sie auf das Radio starrt. "Sag mal, wie siehts aus mit anderer Musik?". Langsam wie im Traum und ohne das Gesicht zu verziehen wandert sein Blick von gerade-aus nach schräg-rechts zu ihr bis halb-schräg-halb-unten-rechts zum Autoradio wandert.
Sie hat recht, denke er. Am Abend steht das Auto frisch geputzt vor dem Haus, während drin an der Anlage ein neues Tape geschnitten wird.


Liebe Loopster,

mal andere Farbe und alles etwas kompakter ... im neuen Loop.
Ein paar neue Funktionen, die etwas Abwechselung bringen sollen und neue Regeln was das Schreiben betrifft.
Schaut Euch alles genau an. Lest den "Wie?"-Bereich.
Der Release fällt in der Form raus und geht in den neuen Loop auf. Darum stehen als erstes im neuen Loop die Release-Texte die sich seit einiger Zeit - meinerseits etwas stiefmütterlich betreut - angesammelt haben.
Dafür geht der offene alte Loop im "WannaBE" in den Hintergrund. Die Hälfte der ID´s sind entfernt - wegen Nichtnutzung. Können aber auf Wunsch wieder aktiviert werden. Neue ID´s gibt es auf Anfrage aber nur unter Bewährung im WannaBE.
Thats it. Ich hoffe Ihr habt genauso viel Spaß im neuen Loop, wie ich beim Relaunch.

Euer


mario @imloop.de - 30.09.02 at 22:16:29




The Eiseis Quotes

"Ich bin gegen den Imperativ: Für das Konditional."
*


Eiseisbaby München, Bayern - 30.09.02 at 14:39:27




BOOM Tschaka
Boom boom BOOM Tschaka

BOOM Tschaka
Boom boom BOOM Tschaka

BOOM Tschaka
Boom boom BOOM Tschaka


Moldavien - Fat Boy Slim: The Cologne Weeks IX - 30.09.02 at 10:28:16




The Cologne Weeks VIII

Durch die Stadt reisend,
als Beifahrer.
Ein live aufgenommenes Mixtape
von Claus läuft.
Passende Musik zur
Big City. Taxis überall.
Auf dem Messegelände dann.
Die Photokina.
Lustig bis peinlich
die Performances.
Doch die Technik
begeisterte.
Flash. Wo sind wir
überhaupt jetzt hier?
Draussen dann Sonne.




hardmate rheinbrohl - 29.09.02 at 17:54:14




Eiseisbaby's dreiunddreißig glückliche Augenblicke

Ich war unten im Dorf, am Zigarettenautomaten. Nun sitze ich neben dem Tor, auf dem grünen Stück Rasen, hinter den Weißdornhecken. Die Sonne steht tief: Vor einer Stunde haben wir zu Abend gegessen. Niemand wird mich vermissen, bis es dunkel ist. Ich reiße das Zelophan von der Packung, ziehe eine Kippe, rieche daran. Und das Große ist still und das Kleine laut. Das Streichholzschachtelklappern. Das Schwefelkopfreiben. Das Tabakflammenknistern. Die Krümel auf meiner Zunge. Und das, was sein könnte. Blinzelnd.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 25.09.02 at 00:05:54




The Cologne Weeks VII

Verliebt und verwirrt
in Köln auf einer Mauer
vor der IHK sitzend.
Über die Liebe schreibend
und zwischendurch SMS beantworten.
Ein warmer Schauer kriecht mir,
beim Lesen ihres Namens über
den Rücken. Hatte mich im Zug
eben noch so einsam gefühlt.
Und im Bahnhof wie auf Droge.
Call it love.
Ich stehe auf, das Büro wartet.




hardmate rheinbrohl - 17.09.02 at 14:15:56




SUNA VOL. II

"Hast Du nen’ Knall?!"
Franzs Stimme schnappte über. Er kniete vor dem Kuhfänger und besah sich den Schaden. Jean-Luc stieg aus, ließ die Wagentür offen und schwankte ein paar Schritte über das Gras. Bei all der Fahrerei ist dir die Kippe ausgegangen, dachte er und schleuderte den halbverbrannten Stummel mit einer weitausholenden Bewegung davon. Dabei verlor er fast das Gleichgewicht. Die Band begann wieder zu spielen, sie waren allein. Die anderen waren hineingegangen. Auch das Mädchen war hineingegangen.
"Scheiße, Scheiße.", jammerte Franz. "So ne’ verdammte Scheiße."
"Ach, tu doch nicht so, als ob Du nicht versichert wärst. Ein paar Tage in der Werkstatt und die Sache ist erledigt. Früher war Dir so was egal. Sag mal, Franze, wie bist Du eigentlich so ein Looser geworden? Merkst Du denn nicht, wie Du von Tag zu Tag verspießerst? Ich bin vielleicht ein Arsch, ein skrupelloser, raffgieriger Affenarsch. Meinetwegen. Aber ich bin cool geblieben. Mann, was hatten wir für einen Spaß zusammen! Und jetzt sieh’ Dich bloß an. Sieh’ Dich an! Du kniest vor deinem Auto und jammerst wegen ein paar blöder Beulen."
Jean-Luc lachte laut und so dreckig wie er nur konnte.
"Halts Maul! Du bist besoffen!"
"Na und? Warum bist Du nicht besoffen, Franze? Ich sag Dir was: Wenn Du Dich sehen könntest, würdest Du Dich besaufen, vor lauter Katzenjammer. Warte, ich werde dafür sorgen, dass Du Dich betrinkst."
Jean-Luc machte einen Schritt auf den Wagen zu und nahm Maß.
"Nein!", rief Franz.
Aber es war zu spät. Mit einem Fußkick trat Jean-Luc den linken Seitenspiegel ab. Er wollte ihn aufheben, aber Franz war schneller. Für einen Moment sah es so aus, als würde er ihm das Teil über den Schädel ziehen. In seinen Augen blitzte Hass. Aber dann besann er sich und seine Pupillen wurden so schnell stumpf, wie sie aufgeflammt waren. Jean-Luc lächelte breit und nickte.
"Sieh' Dich an Franze.", sagte er spöttisch. "Vor ein paar Jahren hättest Du mir dafür die Fresse poliert. Sieh’ Dich ihm Spiegel an."
"Du weißt, dass ich es nicht leiden kann, wenn Du mich so nennst."
Franz grinste gequält. Er hatte sich wieder unter Kontrolle. Ein paar Sekunden noch, dachte Jean-Luc und ich hätte ihn soweit gehabt. Ein paar Sekunden noch, und jetzt ist er schon wieder im Partykumpelmodus.
"Sieh’ Dich an, Franze.", wiederholte er und fingerte nach seinen Zigaretten.
"Da."
Franz reichte ihm eine von den Seinen. Jean-Luc nickte und wartete, bis der alte Freund ihm Feuer gegeben hatte.
"Was solls.", sagte Franz. Er warf den Rückspiegel in den Wagen und legte Jean-Luc den Arm um die Schulter. "Wir werden beide nicht jünger, was? Das ist hart."
Sie gingen gemeinsam zum Pool und hockten sich auf die weißen Plastikliegen.
"Da, trink nen’ Schluck."
Franz reichte Jean-Luc einen kleinen Flachmann. Sie tranken und es brannte in den Kehlen.
"Hu."
Sie schwiegen und sahen zum Haus rüber, wo man die Gäste in den Fenstern tanzen sah.
"Diese Kleine", sagte Franz unvermittelt. "Lulu. Das ist ein Weib, was? Da würde man gerne mal..."
"Du kennst sie?", fragte Jean-Luc.
"Besser als Du denkst, alter Junge. Besser als Du denkst."
*


Eiseisbaby München, Bayern - 11.08.02 at 07:01:55




The Cologne Weeks VI

Im Bahnhof,
Zeitschriftenmekka
In der Ecke stehen zwei Typen
und unterhalten sich lauthals
über irgendwelche Drogen.
Ich greife nach der DE:Bug,
werfe dabei einen kurzen Blick auf die
Zwei und gehe zur Kasse.
Köln-Führer für Männer, heisst ein
Kölnführer, der hinter der Theke,
weithin sichtbar im Regal steht.

Mein Zug kommt in 10 Minuten.
Noch genug Zeit, eine Käseschinken-
oder Pizzatasche zu kaufen.
Morgens holte ich mir immer eine
überteuerte Dose Red Bull
bevor ich den Bahnhof verließ und
zum Büro ging. Das brachte den
Kick für den Tag irgendwie.


hardmate rheinbrohl - 06.08.02 at 21:58:09




liebes notizbuch, heute nur eine ganz kurze frage, die mich beschäftigt..... und weswegen ich das auch sofort niederlegen muss.... also. ------ schreiben oder nicht schreiben, das ist hier die frage. das frage ich mich die ganze zeit. was soll ich dir nur schreiben. was soll ich hier nur schreiben. lilli hat mir ein tagebuch geschenkt, aber da will ich nicht schreiben, weil sie es bestimmt liest. ------- ich habe heute ein gedicht versucht, es ist - glaube ich - nicht besonders gut geworden. ich schreibe es dir mal auf, hör zu. ---------- "und in den promenaden / mischen sich die schnauzen / die feuchten kalten nasen / und halten den kopf / in den wind / das weiß doch jedes kind /" ------ ----- blödsinn. weiß auch nicht, wie ich darauf komme. ich weiß überhaupt nicht, was das hier soll. bevor ich lauter blödsinn schreibe, schreibe ich lieber nichts, oder? ---- liebes notizbuch, für heute sage ich dir adieu, ich muss mich auch beeilen, lutzi steht schon vor mir, will gassi gehen. bis bald, ... deine sina


monsun_rave - 26.07.02 at 01:18:09




The Cologne Weeks V

Nach der Arbeit,
abends bei herrlichem
Regen -
herrlichst durchnässt.
Auf der Suche nach dem
Plattenladen namens Kompakt.
Der sei hier gleich um die Ecke.
Nach 1,5 Stunden des Herumirrens
durch die Viertel und neugierigen
Blickens in Schaufenster,
endlich unscheinbar, da ist der Laden.
Hinein, erleichtert. Oase der Musik.
aufatmen. Lage peilen, schnell Platten checken.
Schwarzes Gold. Sweet Cologne.
Wir schließen gleich. Okay, ich
nehme diesen drei Platten hier.
Glück kann so schön sein.


hardmate rheinbrohl - 15.07.02 at 16:40:12




the cologne weeks IV


überall baustellen
das straßenüberqueren
wird zum abenteuer
der taxifahrer, später,
ist deprimiert.
Von irgendwoher tönt
Operngesang. Einige Passanten
blicken verwirrt um.
ich blättere in den zeitungen.
abwartend, cola trinkend.
eine sammelbestellung geht
im sandwich-laden ein.
der apotheker nebenan schaut ratlos.
Ich stehe derweil im Medien-Park.
Erstarrt von der gewaltigen
Dimension der Glasbauten.



hardmate rheinbrohl - 06.07.02 at 12:07:11




SUNA VOL. II

Sie taucht. Sie taucht eine Länge nach der anderen, und alle Laute dringen gedämpft zu ihr. Wenn sie den Kopf aus dem Wasser hebt, um Luft zu holen, ist alles grell und unerträglich laut, also taucht sie wieder.
Einige Zeit hält sie die Faust geschlossen um seinen Schlüssel, irgendwann lässt sie ihn zu Boden sinken. Es gibt ein klirrendes Geräusch, als der Bund auf den Fliesen aufstößt. Komisch, denkt sie und öffnet die Augen weit, eben war ich noch voller Zorn und jetzt.
Je länger sie schwimmt, umso weniger bedeutet ihr Suna und ihr jämmerlicher Versuch, sie aus dem Tritt zu bringen. Fast muss sie lachen bei dem Gedanken an Sunas Spielchen, stattdessen taucht sie auf. Sie atmet ein, legt eine Hand auf den Beckenrand. Sie hält einen Augenblick inne. Dann hört sie es.
Durchdrehende Reifen und das Geräusch von splitterndem Holz. Sie zieht sich am Beckenrand hoch und sieht einen Geländewagen um den Pool fahren. Wütend graben sich die Reifen in den Wiese, Erde und kleine Steinchen spritzen unter dem Gummi hervor. Sie kann nicht sehen, wer am Steuer sitzt und wirft zur Sicherheit einen Blick hinunter ins Becken, wo der Schlüssel liegt und glitzert, wie ein versunkener Schatz. Über ihrem Kopf, ein kleines bisschen entfernt vom Beckenrand wühlt der Geländewagen in Sunas Rasen, kommt schließlich zum Stehen. Sie stützt die Ellbogen auf und sieht über den gekachelten Rand des Pools hinweg Suna und ihre Gäste stehen. Sie stehen einfach da, die Gläser in den Händen, als sei der Amoklauf des Geländewagens eine weitere Nummer in Sunas perfekt inszeniertem Partygeschehen. Zuerst Musik, dann eine kleine Performance am Pool. Sie blickt wieder zum Geländewagen, und da sieht sie ihn. Er ist es. Er sitzt hinter dem Steuer und starrt. Er starrt auf Suna und bewegt sich nicht. Suna lächelt.
Sie lässt sich zurück ins Wasser sinken und schwimmt zur Treppe. Poolperformance, denkt sie, und die ganze Wut auf Suna ist wieder da. Poolperformance kannst du haben. Sie fühlt die unterste Stufe unter ihren Zehen und richtet sich auf. Kannst du haben, murmelt sie und steigt aus dem Wasser.


Anna Luz , Exhauptstadt - 30.06.02 at 21:25:04




the cologne weeks III

auf der niedrigen bank
hinter der gereonskirche
sitzend, vor mich hinstarrend
es ist noch zeit. warten,
die wenigen vorbeigehenden
betrachtend, den von der straße
kommenden lärm der autos, passanten
und baustellen hörend.
die sonne fällt warm auf all das.
überall sitzt man draußen und genießt den tag.
ich stehe auf und schlendere in richtung büro.


hardmate rheinbrohl - 04.06.02 at 20:25:13




the cologne weeks II (extended)

Auf dem Weg ins Office
Passanten, Autos,
Großstadtfeeling.
Bild- und Expressautomaten.
Überschriften schreien mich an.
Was wollt ihr?
Doch ein guter Vibe
herrscht hier trotzdem, das spürte ich schon
am allerersten Tag.
Wenn man den Dom schon vom Zug sieht,
ja dann ist alles gut.
Und die Essensdüfte im Bahnhof
entschädigen sowieso alles
Ich wandele so jeden Morgen
durch diese Stadt. (Hey Kölle)
und liege tief in Gedanken,
konzentriert darauf, die Großstadt aufzusaugen.
Zu verstehen, irgendwie.
hardmate rheinbrohl - 28.05.02 at 21:58:57



hardmate rheinbrohl - 28.05.02 at 22:01:22




SUNA VOL. II

Idiot, dachte Jean-Luc. Nein, er hätte es besser wissen müssen: Suna hatte eingeladen und Suna ließ sich nicht provozieren. Nicht von ihm. Nicht von irgend jemanden sonst. Es war ihre Party und er war ihr Held, ihr Delon. Und er tat nur, was sie ihm verzeihen wollte. Sie war vor die Türe getreten und hatte ihn um den Pool kurven lassen. Sie war einfach nur dagestanden, vor ihren Gästen, ganz entspannt, mit einem Lächeln auf den Lippen, das Martiniglas zwischen den Fingern. Und als er den Wagen sehr nah an ihr vorbeisteuerte, sah er, dass er schon verloren hatte. Es war ihr egal, all das. Der Garten, das Tor. Trotzdem drehte er noch zwei Runden, wie ein Zirkuspferdchen. Du bist in die Manege geflohen, dachte er, und weißt doch nichts anderes anzufangen, als Kreise zu drehen. Er würgte den Motor ab, ließ den Wagen ausrollen. Es roch nach verbranntem Gras, nach Erde und Diesel und das Grün war immer noch wunderbar grün, mit hässlichen, tiefen Narben. Erst jetzt sah er das Mädchen. Sie schwamm zur Treppe und stieg aus dem Wasser. Ihr brauner, gebogener Körper trug Wellenschatten aus Licht. Sie ist nackt, dachte er, alle sehen sie nackt. Sie nahm ein Handtuch von einer der Liegen und band es sich um, wand sich die langen, nassen Haare. Als wäre das nichts. Sein Kopf sank aufs Lenkrad. Suna gab Franz das Martiniglas, dann begann sie zu klatschen. Langsam und bestimmt.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 23.05.02 at 22:13:38




the cologne weeks 1

als technojournalist,
so blöd die
bezeichnung auch klingt,
erfährt man allerhand
lustige sachen und lernt
eine menge lustiger gestalten
kennen und hat obendrein
immer neue musik zum anhören.


hardmate rheinbrohl - 22.05.02 at 23:20:12




Ordnung ist das halbe Leben,
die andere Hälfte findest Du auch noch. Weil es für jeden Topf einen Deckel gibt.

Goofyfiguren, Coladosen, Miniglobus, Mausefalle, Diddlstifte, Tarotkaren, getrocknete Zitronen, bekritzeltes Papier, Becks Dosen, das ist mein Tisch, und die Stühle sehen aus wie die Objekte von Robert Gober, auf dem Bett kann man noch die Reste einer Pizza erkennen und Diario de avisos, The financial times, Le soir und extra geil.
Kleider machen Leute oder Schränke zu unentrinnbaren textilen Labyrinthen.
Wie so oft in meinem Leben habe ich versucht dieses halbe zu finden, wieder und wieder ein Versuch gegen meine innere Natur. Fluchtversuche in die Toilette, die Dusche oder die Küche enden meist kläglich nach einigen Stunden ist alles noch so wie ich es gelassen habe.
J. versuchte es mit dem Trost, dass ja eh keiner bei mir freiwillig reingeht, und ich sei es doch schon gewöhnt.
Recht hat er, denk ich und such die andere Hälfte meines Lebens, im Kühlschrank, im englischen Garten, im Chat, im CD player, its an emergency, sometimes I dream about reality, its my life.

Andere Mitbewohner haben versucht mir mit demokratischen Methoden zu helfen, Küchenplänen, Badputzritualen, kleinen gelben Zetteln und mit einem Gutschein.
Dieser Gutschein ist der Anlass meiner noch grösseren Unordnung geworden.
Ich rief einfach an, bei dem Reingungsdienst, genau, Gutschein, ja, wann Sie wollen, nur am besten nach dem Frühstück, sagen wir um 14 Uhr?
Dann kam er.
Mit einem Hüftschwung durchschrtt er das Zimmer,"ich heisse Ernest," sagte er, "und ich brauche, Lavendelöl, einen Besen, drei Kartons, eine Kanne Tee und bitte ein Lächeln."
"Hast Du etwas Musik?" Zwei Finger hoben meine Unterwäsche vom Boden und liessen sie sachte auf mein Kopfkissen fallen.
"Kaain Problem, das kriegen wir, ach ja, dorthin kommen die Zeitungen, hast Du nicht ein paar schöne Plastiktüten, nein?"

Ich brachte ihm Tee, Tüten, staunte ihn an, seine Hände berührten flink und liebevoll alle meine Lebensfetische, sammelten mit polierten Figernägeln Dosen und Kippen auf, innerhalb von 1 Stunde lichtete sich mein Lebensdunkel, der Teppich wurde sichtbar und mein Bett. Er wagte eine Choreographie, die mich zu einem Fels in einer Geschmeidigkeitsbrandung machte, gegen Ende der Stunde kochte er Tee, servierte ihn mit Kandiszucker. Hing die bereits gewaschenen, noch feuchten Gardinen wieder auf, strich über die wiedergefunden Bilderrahmen mit meiner Familie, meinen Nichten und den vielen Exs.
"Fleissig," lachte er, "Du warst ja gaaanz fleissig. Mein Freund sammelt auch Robins" und deutete auf meine Robin(Batman) sammlung.
Wie kann ich einen schwulen Putzmann jede Woche zu mir kommen lassen, in immer noch extremere Unordnung, weil er dann um so länger seinen wirklich wunderschönen Hintern an mir vorbei schiebt und mit Tee kocht und von seinem Freund, der in einem Fitnessstudio arbeitet, erzählt.
Ich starr ihn einfach nur an, und dann fällt mir nichts mehr ein, alles ist unwichtig geworden, ich will nur, dass er immer wieder kommt und Krümmelchen von meinem Teppich zupft.
Auch wenn mich das in den finanziellen Ruin treibt. Ich träume von der anderen Hälfte des Lebens,
und die heisst nur Ernest.


ALINIA alpencity - 22.05.02 at 01:26:03




Sie war bezahlt worden, damit sie die Drehtür des Einkaufzentrums von mittags bis abends im Blick behält. Nach fünf Uhr abends kam ihre Tochter dazu. Kaum einer von uns wusste später, in welchem Grundschuljahr sie eigentlich war. Die Mutter rauchte mit der Verkäuferin aus dem Teeladen oder rauchte mit der Konzertkassenfrau. Das Kind spielte allein an den drehenden Türen im künstlichen Wind. Meistens eine, manchmal auch zwei Stunden lang, dann gingen die beiden.

Monika kam vor zwei Wochen zum ersten Mal in den Tabakladen herein, zwei Zigaretten in der Hand. Wir sagten wenig, doch kaum stand sie im Laden, wollte ich Monika küssen. Dann wagte sie sich so dicht heran, dass ich ihren Beckenbogen berührte und sie küsste. Noch nie hat mich jemand so geküsst, dachte ich. «Wie heißt deine Tochter?», fragte ich sie, noch bevor ich Monikas Namen kannte. «Riella», sagte sie und sah nicht einmal zur Drehtür hin.


Moldavien - 13.05.02 at 21:03:16




Eiseisbaby's dreiunddreißig glückliche Augenblicke

Es ist wieder Frühling und ich sitze in meinem Arbeitszimmer und schreibe an einer Sache, an der ich schon seit vielen Jahren arbeite. Ich bin also sehr konzentriert und schaue auf das Blatt Papier, das vor mir liegt, da höre ich ein Brummen. Eine Biene hat sich durch die Balkontür hineinverirrt. Sie brummt herum und fliegt in Panik an die geschlossene Fensterscheibe, gleich vor mir. Ich versuche sie mit meinem Blatt ins Freie zu treiben, vergeblich. Ich will sie töten. Dann überlege ich es mir anders: Ich räume all die Bücher und die Sachen, die vor dem Fenster stehen beiseite und mache es weit auf. Die Biene fliegt hinaus, dreht noch einmal ab. Ich aber schließe das Fenster, schreibe weiter.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 10.05.02 at 14:30:18








Spiegelungen 10/10


monsun_rave boomtown/sahara - 23.04.02 at 21:32:05




Eiseisbaby's dreiundreißig glückliche Augenblicke

Es ist Sommer und wir sind umgezogen. Ein Haus über dem Land, ein großer Garten. Den ganzen Tag bin ich herumgestreunt, bin über Gatter und Zäune geklettert und in Schuppen gekrochen. Ich hab im Scheuenstroh getobt und meine Füße im Teich gekühlt, dort unten, zwischen den Stämmen im Wald. Jetzt sitze ich hier, auf der Treppe hinter dem Haus. Ein paar Strähnen im Gesicht, eine Limo in der Hand. Ich sitze da und schaue durch das Grün und weiter: Ins samtene, bald so bekannte Licht.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 19.04.02 at 12:57:17







Spiegelungen 9



monsun_rave boomtown/sahara - 04.04.02 at 11:14:29




Wir erkennen uns schon in der S-Bahn. An der Kleidung und am Blick. Häufig sind wir schlecht rasiert, die Kleidung ist kaum der Rede wert. Wir denken abstrakt und handeln konkret, wir tragen Baumwolltaschen und fahren schwarz, wir machen uns Mut bereiten uns vor. Stundenlang. Tagelang. Für die Meisterklasse.


Moldavien - 03.04.02 at 01:43:36






Spiegelungen 8



monsun_rave boomtown/sahara - 02.04.02 at 16:14:03




SUNA VOL. II

Gelernt ist gelernt, dachte er, als Franz's offener Range Rover sich wie ein Lastwagen schüttelte. Der Dieselmotor nagelte in die Nacht. Jean-Luc verknotete die Kabelenden und seine Finger zitterten dabei. Scheiß Champagner, fluchte er. Er trat das Gaspedal zweimal durch und roch den schweren, schwarzen Ruß, der aus dem Auspuffrohr quoll. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und stieß, den Kopf nach hinten gewand, eine Hand am Steuer, die andere auf dem Beifahrersitz, mit Schwung die Einfahrt zurück. Dabei sang die Getriebewelle. Sie klang wie ein Tier, wie ein verletztes, wütendes Tier und er dachte: Musik, Musik! Auf der Straße, quer zur Fahrtrichtung, blieb er stehen. Sie war frei, vor ihm lag das Haus und dahinter der See und der Mondschein lag jetzt so hell und breit auf dem Teer und das weißgestrichene Tor und der Kiesweg strahlten so unwirklich und so schön in die Sommernacht, dass er meinte: WIR hätten es, nein: SUNA hätte es nicht besser machen können. Ja, dachte er tatsächlich und hasste sich dafür: Hätten wir diese verdammte Party sechs Monate früher gefeiert, dann hätten Springer&Jacobi ihre Weihnachtskampagne in der Pfeife rauchen können. Jetzt ein Cut, mein lieber Zeichentrickheld, dachte er, Totale auf das Zippo, Sound weg. Ein Knistern, ein Kameraflug: Von der Zigarette bis auf den See hinaus. Alles unterlegt, verstand sich, irgendetwas Klassisches, Unbekanntes vielleicht, ein bisschen Levisdramatik, das war gut. Und Schnitt. Die Hinterreifen drehten durch. Franz's Kuhfänger riss Suna's Tor wie Pappmache zur Seite, Kies und Erde und Gras spritzten davon. Der Wagen grub sich seinen Weg durchs Grün, unaufhaltsam, schlingernd, immer hinauf, hinauf zum Pool, zum leuchtenden Pool.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 29.03.02 at 22:09:47




das ist aber koebmand hansen der gemacht hat dass die fische sind die schwärmend ihre silbrigen leiber in den wellen wiegen und mit weitoffnen mäulern und mit starren augen durch den wasserspiegel hindurch den zitternden mond anschweigen das hat aber auch koebmand hansen gemacht dass der mond immer voll ist und die männer in den booten ihn lachend an den bug hängen den zitternden leuchtmond der seinen vorhof in die wellen taucht und schuppleiber in seinem becken fängt dass der grelle strahl sie in die weitgeöffneten arme der männer tanzen lässt und sie ihre staunmäuler erstarrt sehen in der letzten umarmung das aber hat auch koebmand hansen gemacht dass die männer und die boote sich auf den weg zum hafen machen wo sie den mond ausknipsen und singend ihre zappelnde fracht auf ruckende bänder schmettern aber da lachen sie nicht mehr die männer sie fassen sich um die mitte und kehren schippernd nach hause zu ihren frauen ja frauen und wieder männer schwarz und schweigend an den hallenbändern dort sie die kleinen leiber in stapelkisten befördern sie betasten nicht begreifen dass alles koebmand hansen gemacht hat die fische den mond die männer die boote die bänder die kisten und ihn den schwarzen einen


monsun_rave - Hvide Sande - 28.03.02 at 14:54:42







Spiegelungen 7



monsun_rave boomtown/sahara - 26.03.02 at 11:03:50




SUNA Vol II

Als sei nichts geschehen, öffnet Suna das Fenster und ruft nach ihren Gästen, sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen und ruft in den Garten, dass es nun soweit wäre: es gibt Musik.
Ich bin fassungslos, denkt sie, ich kann nicht glauben, dass ich einfach hier sitze und mich küssen lasse, als sei geküsst zu werden plötzlich eine Bestrafung, der ich mich fügen müsste. Nein, es ist Suna, das weiß sie genau, es ist ganz allein Suna, die die Dinge immer so verdreht, dass sie sich falsch anfühlen. Der Augenblick ist verstrichen und Suna steht dicht neben ihr und lacht ihr lockendes Lachen hinaus in den Garten, wo die Gäste sich sammeln und langsam auf das Haus zustreben. Sie schaut zum Pool, Suna lächelt neben ihr. Sie sieht zwei Mädchen aus dem Wasser steigen und sich in Handtücher hüllen, sie sieht, wie ein drittes ihnen Sektgläser reicht. Ihn sieht sie nicht. Suna blickt zu ihr hinunter und lässt den Autoschlüssel, seinen Autoschlüssel auf die Fensterbank fallen.
So macht sie es immer, denkt sie, Suna ordnet alles so an, wie es für sie einen Sinn ergibt, also ist ein Kuss eben eine Bestrafung und nicht mehr nur ein Kuss und ein Blick aus dem Fenster ist kein Blick, sondern eine Falle.
Sie schaut Suna an, wie sie dort steht und duftet und ihren Gästen entgegenlächelt, ja, ihr Blick ist eine Falle. Im Garten sieht sie Franz, wie er mit ausgestreckten Armen aufs Haus zukommt, die Handflächen leicht nach oben gedreht, er ruft Suna etwas zu. Ein Falle, denkt sie, und Franz sieht es nicht, er streckt die Hände nach ihr aus wie alle und lässt sich anlocken und lässt Suna alles verdrehen, er auch. Sie denkt an die weinende Assistentin und fragt sich, womit Suna diese wohl bestraft hat – nicht mit einem Kuss, so viel ist sicher.
Aus dem Salon hört sie bereits Musik, sie erkennt die ersten Takte von Corcovado, dann setzt eine weiche Frauenstimme mit der Strophe ein. Franz hat inzwischen das offene Fenster erreicht und beugt sich herein, um Suna auf die Wangen zu küssen. Seine Gesten sind die Gesten einer Huldigung, denkt sie, dabei unterbricht er sein Reden nicht: ach, du hast sie gebucht, die Brasilianer, ja, das sagte ich dir doc, sie sind großartig, Bossa Nova, und auch ihre Stimme, gerade bei diesem Song ist sie so dicht an Gilberto, du hast einen ausgezeichneten Geschmack, meine Liebe, aber das wusste ich ja und .... Suna hält seine ausgestreckten Hände fest, sie lässt ihn reden und lässt sich küssen.
Küssen. Der Eindruck von Sunas Lippen auf ihren ist bereits verflogen, sie fragt sich, wie das möglich ist. Ausgezeichneter Geschmack, wiederholt sie leise und berührt unwillkürlich ihren Mund mit den Fingerspitzen, ganz leicht. Früher hätte ich einen Kuss von Suna in mir bewahrt wie einen Schatz und hätte meinen Mund gehütet vor anderen Lippen, denkt sie, jetzt habe ich nichts übrig.
Suna geht hinüber in den Salon, sie wiegt sich fast unmerklich im Takt der Musik, Franz nimmt sie um die Hüften. Sie schaut ihr nach und empfindet endlich Zorn, atmet tief durch und verlässt ihren Platz am Fenster. Suna dreht sich nicht nach ihr um, sie hat versucht, ihr den wirklichen Kuss dieses Abends zu verwässern, sie glaubt, sie hätte ihr mit dieser verwischenden Berührung ihrer Lippen diesen anderen Kuss genommen. Sie nimmt die Autoschlüssel von der Fensterbank und wiegt sie in der Hand.
Während sich alle im Salon versammeln und dort der samtigen Stimme lauschen, verlässt sie das Haus und geht zum Pool. Im Becken schwimmt eine leere Bierflasche. Sie zieht ihr Kleid aus und springt kopfüber ins Wasser.


Anna Luz Exhauptstadt - 22.03.02 at 15:45:16




Die Frühstücker können mir gestohlen bleiben. Sitzen bei Sonnenschein und pellen Eier auf der Straße. Das Kleinbürgertum dominiert wieder, jetzt auch hier.

Aber. Die Oberarme des neuen Bäckers um die Ecke sind tätowiert, und die der schwarzhaarigen Verkäuferin auch. Ist sicher Mitte Vierzig und sofort sympathisch, schon wegen dieser Gegensätze von ruppig, unsicher, resolut, beherzt und mit sehr viel Gefühl. Sieht man gleich. Sie und ein Motorrad.

Empfindsam sind sie hier alle, sensibel, frech. Schnell. Auch die Spießer. Nur nicht die Frühstücker.


Moldavien - 22.03.02 at 15:27:02








Spiegelungen 6


monsun_rave boomtown/sahara - 22.03.02 at 10:47:00







Spiegelungen 5



monsun_rave boomtown/sahara - 20.03.02 at 16:47:10




Eiseisbaby's dreiundreißig glückliche Augenblicke

Mein leichter Mantel hat monatelang im Schrank gehangen. Irgendwann ziehe ich ihn wieder an und bin den ganzen Tag unterwegs. Später, es ist schon Abend, sitze ich im Taxi Richtung Flughafen und greife das erste Mal in meine Manteltasche. Ich taste etwas Kleines, Glattes und dann erinnere ich mich: Es ist der kleine rote Glaskiesel, den ich vor einem Jahr aus der Hochzeitssuite geklaut habe.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 19.03.02 at 12:41:05




Sabine

Kennengelernt Klassenfahrt 1989 auf der Fähre Dover-Oostende. Mir als nicht seekrankem Klassendepp wurde dort von den zwei ebenfalls nicht seekranken Klassendeppen eine komplette Dose Rasierschaum ins Haar gesprüht. Sabine saß bei Windstärke fünf alleine auf dem Vordeck und hörte auf einem Ghettoblaster New Order. Sie sah mich, holte feuchte Tempotücher aus ihrer Tasche und machte mich sauber. In Oostende angekommen kriegte ich schon mal einen sahnigen Kuss.

Dann die zweite Begegnung im Zug Oostende-Köln. "Du auch hier?" Dann küssten wir uns von Oostende bis Aachen. Dort stieg sie aus. Trotzdem. Wir waren ein Jahr zusammen. Ihre Mutter hatte die besten Lachanfälle, die ich je gehört hatte. Ihr Vater hat im Bastelkeller meine Brille wieder heilgelötet, die kaputtgegangen war, weil wir beim Sex versehentlich drauf gelegen hatten. Bei ihm habe ich gelernt, dass man sich mit einer Stricknadel kratzen muss, wenn es unterm Gipsverband juckt. Und wie man Taboulé macht.

Sabine arbeitet jetzt, nach einem Holzweg Richtung Hotelfach, in einer Softwarefirma als Consultant. Es macht ihr keine Freude.


Jochen Berlin - 17.03.02 at 20:49:24









Spiegelungen 4




monsun_rave boomtown/sahara - 16.03.02 at 22:28:44




Altweibersommer im Wohnzimmer. Silbergraue Spinnenweben, sonst: Host kontaktiert, warten auf Antwort. Mirwais auf dem Server. Peaches im WMF. Zweites Erntedankfest. Agentur-Leadsätze. Engelen-Kefer, allein das schon. Die Deutschlandfunk-Nachrichten jetzt auch zum Nachlesen, braucht man nicht mehr mitschreiben im Sinn.
Montag ist Cheftag. Sonst: schon wieder Höchstsatz. Rücke vor bis auf Gegenwart.
Ein Aussätziger leckt auf dem Alexanderplatz Reste aus dem Burger-King-Styropor, das er aus dem Müll gefischt hat. Der Taxifahrer schimpft, aber ich zahle gern Steuern. Der Anwalt fährt nach Sizilien und schenkt sich die Mühe, spart sich 1/15 Mindestsatz. Der Prozess wird auch so gewonnen. Lohnt keine Mühe. Selbst die Richterin hat auf die Paragraphen hingewiesen.
Dem Restelecker bitte nicht zuschauen, die Würde.
Logs als Loops. Danke. Bitte.
Schreibt ein Schriftsteller in der Zeitung: skip. Debatte: skip. Eisenmann: skip. Nooke (CDU) sagt... skip. Thierse und Naumann sagen: rewind. Start. Skip.
Skip. Skip. Abends Tagesschau-Kontrolle. Skip Nr. 1: Der Aufmacher.
Gehen zwei von der Bundespressekonferenz nach Hause, sagt der eine.
Spielt Gonzales in der Bundespressekonferenz und sitzt am Klavier.
Schreibt G. Bannas schreibt Hefty schreibt Illies.
Schon wieder Höchstsatz.


Moldavien rewind - 15.03.02 at 05:11:02








Spiegelungen 3



monsun_rave boomtown/sahara - 13.03.02 at 20:42:49




"Ich liebte ihn, ich
küsste ihn, auf seinen Mund
kroch ein blauer Wurm."


mb hh - 06.03.02 at 15:04:42





Spiegelungen 2


monsun_rave boomtown/sahara - 05.03.02 at 15:18:09





Spiegelungen 1



monsun_rave boomtown/sahara - 28.02.02 at 18:16:37



Frühere Freunde SIEBEN

Corinna
Sie hat mich entjungfert. Wegen ihr bin ich in eine andere Stadt gezogen. Wegen ihr bin ich nach neun Wodka noch Auto gefahren. Wegen ihr habe ich einen Kneipenmülleimer nach einem verlorenen Ring durchgesucht. Wegen ihr habe ich zwei Briefe pro Woche geschrieben, obwohl ich Briefe schreiben hasse. Und email gab es noch nicht. Wegen ihr habe ich alles fahren gelassen, bin zum Treibholz geworden. Wegen ihr habe ich geheult. Viel. Wo findet man eine Frau, die sexy aussieht und raucht und trinkt, viel vertragen kann, und unersättlich ist und schreiben kann und glamourös und empfindsam ist? Sie war wie eine Frau, die direkt aus einem Film noir gepurzelt war. She was my partner in crime.

Dann kam Frank aus Düsseldorf. Er hatte mir eines voraus: Er musste nicht Sonntag abends in die Kaserne.

Es hat ihm nichts genützt. Corinna ist jetzt verheiratet, mit einem anderen, und lebt in einem Kuhkaff.


Jochen Berlin - 28.02.02 at 11:22:04



500 miles away from Hirn
-die sga der verrückten-

18. und letzter Teil


Unterhaltungsprogramm is over

keine bilder mehr
kein empfang, keine vision
alles hörte auf so plötzlich
der fernseher schüttelt benommen
den kopf und guckt in die röhre


hardmate rheinbrohl - 27.02.02 at 17:53:09



500 miles away from HIrn
-die saga der verrückten-

17

Zauber einer Currybude

mittagssonne
abendrot und blütenhain
schon vergessen wer er ist
ist auch egal,
er versteht kein nein
vollkommen hell das tageslicht
treibt im strudel
in dem er versinkt
an bord eines schiffes
mit dem namen
morgentau


hardmate rheinbrohl - 27.02.02 at 17:44:33




Frühere Freunde SECHS

Heinrich

Heinrich ist der einzige Mensch, mit dem man sich unterhalten und dabei ausschließlich Zitate aus den Helge Schneider - Hörspielen benutzen kann. Die Unordnung in seiner Wohnung setzte Maßstäbe. An seiner Zimmertür hing ein aus einem Krankenhaus geklautes Schild: "Reanimation".

Heinrich verfügte über eine gigantische Sammlung von Pornoheften, die alle aber nur geliehen waren von seinem Hausmitbewohner Martin, einem wahnsinnigen Elektrotechnikstudenten, der sich ausschließlich von Fischstäbchen ernährte und unaufgefordert erzählte, er onaniere gerne in alte Socken, das sei so praktisch.

Mit Heinrich habe ich in der Gaststätte "Domkeller" zusammengenommen etwa 26.000 DM vertrunken, und zwar aussschließlich kleine Bitburger, die dort "Kinderbier" heißen. Auf dem Nachhauseweg kamen wir immer an einem Mofa vorbei, welches sein Besitzer am Vorderrad abgeschlossen hatte. Man konnte es also antreten und dann gurgelte es die ganze Nacht durch, bis der Tank alle war. Das machten wir etwa 1x pro Woche.

Irgendwann zog ich weg und besuchte ihn nur noch dann und wann. Einmal übernachtete ich bei ihm, machte früh schlapp und legte mich hin. Er kam um vier morgens, hatte Wanderpillen gegessen und eine Frau dabei. Er ging mit ihr nebenan in die Waschküche und sie machten es drei Mal. Zumindest hörte ich sie drei Mal kommen.

Seitdem schlafe ich nicht mehr bei Freunden, sondern in Hotels, wenn ich frühere Wohnorte besuche.


Jochen Berlin - 27.02.02 at 17:11:44




"Ich bin für dich da."
Was bin ich dann? Die Schatten
der Flocken auf Schnee.


mb hh - 27.02.02 at 12:14:00




500 miles away from HirN
-die saga der Verrückten-

16

School of New Vision

später, die stundentin
(sind wir hier gefangen?)
raus..gelöst.. geküsst zu werden
lasst...getan und augenblick
was..vor sich..hirnpilot
sie steht auf und aufwärts
im zimmer kein licht
sie kritzelt bilder
auf ihre kalten schenkel
und meditiert in winternacht


hardmate rheinbrohl - 27.02.02 at 10:33:23




500 miles away from Hirn
-die saga der verrückten-

15


Morning has broken


Totalverwirrung. Radio an.
Irrsinn am morgen danach.
Vor einer Minute: Verlegen um Worte
Die Tür ist abgeschlossen,
die Bettdecke verschwitzt. Wasser.
Bedrohung. Ja, das war es.
Und was war das?
Wo bin ich hier eigentlich?
Hallo? Der Durst sollte gestillt werden.
Einen Brunnen voll Erinnerung
hätt ich jetzt gern
um darin zu baden.


hardmate rheinbrohl - 25.02.02 at 13:41:49




500 miles away from Hirn
-die saga der verrückten-


14


Menschenwahn halb vier

sie spielen, götzen
wie vernarrt,
sie nageln, starren,
kaum behaart
tragen, laufen
wollen was kaufen
doch dann kommen andere
die mit ihnen saufen


hardmate rheinbrohl - 25.02.02 at 11:19:29




Eiseisbabys dreiundreissig glückliche Augenblicke
Sonntagabend. Ich steh' in der Küche, neben dem Herd. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, Tagesschau. Ich schnippsel ein paar Kräuter und spüre die Hitze der Platten, rieche den Duft von meinem Essen. Es köchelt und brutzelt in der Pfanne und den Töpfen. Ich schiebe das letzte Stück Käse in den Mund und nehme einen großen Schluck aus der Flasche. Wie lange brauchst Du denn noch? ruft ihre Stimme. Nicht mehr lange, sage ich laut und dann etwas leiser, so dass es nur die Katze hört: Gleich ist es soweit.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 24.02.02 at 22:37:46




er steht nur im Zimmer
eine Hand in der Tasche
die andere mit Zigarette
die nicht angesteckt ist

und blickt unbewegt hinaus.
Die Veranda Bretterboden
Holzbank, Tisch, darauf
ein Blechaschenbecher.

Es regnet. Geräusche
singender Vögel, Amseln
und keckernde Krähen
in Pappeln. Währenddessen

das Regenwasser in dem
Blechaschenbecher auf
dem Tisch, er, wie er geht
zurück tiefer ins Zimmer


mb rz - 24.02.02 at 14:22:20




SUNA VOL. II

Später konnte Jean-Luc nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, was er gefühlt oder gedacht hatte. Nur das eine wusste er noch: Suna hatte Lulu geküsst, sekundenlang. Sie hatte ihre dünnen Lippen auf den Mund des Mädchens gepresst, auf diesen Mund, der nach Erdbeerbole schmeckte und den er noch immer auf seinen Lippen spürte. Vielleicht, dachte er später, vielleicht kannst Du Dich deshalb nicht mehr erinnern, weil Du ALLES gefühlt und gedacht hast. Ja es war ihm, als hätte er in diesen Sekunden tausend Entscheidungen getroffen und wieder verworfen. Der Zeichentrickheld blieb sitzen, lächelte sein Lächeln und zog ein letztes Mal kräftig an der Zigarette. Er würde sie auf den Steinplatten austreten und sich dann den Mädchen zuwenden, dachte er und wahrscheinlich war das gut so. Und im selben Augenblick dachte er: Es ist also wahr! Es ist also wahr, was man über Suna erzählte. Was kümmerts Dich?, warf der Zeichentrickheld ein und schnippte die Zigarette ins Grün. Du bist der beste Texter. Gestern habt ihr den verdammten Etat gewonnen, vielleicht den größten verdammten Etat überhaupt. Und Suna steht auf kleine Mädchen. Was kümmerts Dich? Halts Maul, sagte Jean-Luc und stand auf. Er warf die Bierflasche hinter sich in den Pool. Bist Du verrückt?, schimpften die Mädchen. Suna sah ihn an, eine Hand in Lulus Nacken, in der anderen seinen Schlüssel. Sie stieß das Fenster auf und rief - zum zweiten Mal an diesem Abend - Kommt rein! Es gibt Musik! Und ihre Stimme war klar. Einfach perfekt.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 24.02.02 at 13:09:24




Frühere Freunde FÜNF Ingo hatte als erster eine eigene Wohnung und ein Auto. Einen roten VW Käfer. Jede Woche chauffierte er mich nach Wuppertal in den Plattenladen "BOF". Dort konnte man Bootlegs und Independent-Platten kaufen. Der Plattenladenbesitzer rauchte Pall Mall Gold. Danach gingen wir ins der als verrufen verrufenen Luisenstraße in ein finsteres Café, dessen Namen ich nicht mehr weiß. Das war die Zeit, in der ich Zigaretten drehen gelernt habe. Während der Autofahrt drehte ich uns Zigaretten, zuerst noch unbeholfen, als Unterlage den heruntergeklappten Deckel des Handschuhfachs. Manchmal fuhren wir auch nach Halver ins "Come in." Ingo trank dann acht oder neun Hefeweizen, und wenn es nach Hause fahren hieß, schüttete er vier Kaffee hinterher und lenkte bedächtig und sicher den Wagen nach Hause. Als die Mantawitze aufkamen, kaufte sich Ingo als Statement einen weißen Manta A mit rahmenlosen Seitenfenstern. Der Wagen fuhr Spitze 90 Stundenkilometer, machte aber aufgrund seiner samtroten Innenausstattung relativ viel her. Während der Fahrt hörten wir sehr laut Art of Noise. Vor allem "Moments in Love" passte gut, wenn wir betrunken morgen durchs bodenneblige Sauerland nach Huse fuhren. Den Manta lieh er mir einmal, damit ich mit einer französischen Austauschpraktikantin darin Sex haben konnte. Weil bei mir Zuhause ging das nicht, aus verschiedenen Gründen. Wir benutzten den Wagen nachts und machten es vier Mal. Ich war ja erst neunzehn. Nachdem ich Sophie in ihre Pension zurückkutschiert hatte, stellte ich den Manta vor Ingos Haustür ab. Da es Nacht war, war mir nicht aufgefallen, dass ich eines der benutzten Kondome auf dem Fahrersitz liegengelassen hatte. Kein Wunder, ich hatte ja während der Fahrt drauf gesessen. Danach lieh mir Ingo den Wagen nicht mehr. Er ist irgendwann nach Wuppertal gezogen. Wo er jetzt lebt, weiß ich nicht.


Jochen Berlin - 23.02.02 at 17:49:26




500 miles away from Hirn
-die saga der verrückten-

13


Menschending

reduziert, weise langsam
minimal vertrocknet im glas
springt das insekt namens mensch
ist gefangen
wann merkt es das
sieht das glas von innen doch aus

wie sein zuhaus


hardmate rheinbrohl - 21.02.02 at 12:04:10




Frühere Freunde VIER

Daniel

Daniels Hauptbeschäftigungen waren Kiffen und Backgammonspielen. Bei ersterem sekundierte ich ungern, denn er rauchte Gras, beinahe unverschnitten, aus großen Joints mit kurzen Filtern. Er nahm dann immer einen großen Zug, legte den Kopf in den Nacken, wartete etwa 10 Sekunden, bis der Rauch ins letzte Lungenbläschen gezogen war, um dann den Rauch in einer gigantischen Wolke nach oben auszustoßen. Das Geräusch, was er dabei machte, war KSCHHHHHHHHHHHH.

Vom Kiffen war Daniel so schlapp geworden, dass er, sitzend, seinen Kopf nicht mehr selber tragen konnte. Er nahm also seine beiden Hände und hielt mit ihnen rechts und links den Kopf. Obwohl er somit beide Ohren bedeckt hatte, konnte er recht gut hören.

Wenn wir Backgammon spielten, gab es immer nur extreme Spiele. Entweder er gewann an einem Abend 500 Mark oder er verlor sie. Interessant: Ich wusste immer schon nach dem ersten Spiel, wie der Rest des Abends verlaufen würde. Ich habe mich nie getäuscht.

Einmal haben wir Speed genommen. Es war mein erstes und einziges Mal. Wir waren schon sehr betrunken gewesen. Ich mochte außer Alkohol eigentlich gar keine Drogen, aber wir hatten schon 8 Stunden lang getrunken. Er packte das Zeug aus, machte die Lines klar und warnte mich, ich könne danach mindestens 12 Stunden nicht schlafen. Ich nahm gleich zwei Lines und merkte überhaupt nichts.

Bei Daniel war das anders, er fing an zu reden, wie ein Bekloppter. Wollte rausgehen. "HE JOCHEN, DIE STADT WARTET AUF UNS!". Es war vier Uhr morgens. Niemand wartete auf uns. Ich war so hundemüde. Irgendwann wollte ich ins Bett. Daniel rüttelte an mir herum: "DU KANNST JETZT NICHT SCHLAFEN!". Ich ging nach Hause. Ich konnte schlafen. 1a). Bestens.

Dann ging Daniel für 3 Monate nach Südamerika.

Als er wiederkam, war er noch verschrobener. Jetzt stank er nämlich auch noch. Weil er außer einer handgenähten Lederhose keine andere Hose mehr besaß. Diese Hose trug er jetzt eben immer. Auch im Sommer. Er übernachtete noch ein einziges Mal bei mir. Wachte um 6 Uhr morgens auf und machte als erstes eine selbstgedrehte BANTAM an. Da beschloss ich, ihn nie mehr sehen zu wollen.

Jetzt lebt er – glaube ich – in einem Studentenwohnheim in Stuttgart.


Jochen Berlin - 21.02.02 at 10:39:54




Frühere Freunde DREI

Kim spielte damals wundervoll Gitarre und tut es heute noch. Es hat mich damals sehr beeindruckt, als er Reis mit Shrimps gekocht hat. Heute koche ich viel besser als er. Ich glaube, er weiß nicht mal, wie man Zwiebeln schneidet. Wir haben uns auf einer Party kennengelernt. Er sang seine eigenen Songs, die wie John Lennon zu besten Zeiten klangen. Ich trommelte Bongobongo auf einer leeren Waschmitteldose. Weil alle bekifft waren, fanden sie es gut.

Wir haben dann lange Jahre viel Musik gemacht. Kim hatte immer sehr hübsche Freundinnen. Und wirkte auch immer etwas schusselig. Vielmehr: WAR schusselig. Leider kann er das alles nicht kommerziell verwerten. Und schraubt immer noch mit MIDI und Keyboards rum, anstatt sich wie weiland Nick Drake auf seine Gitarre konzentrieren.

Sein Hauptinteresse gilt inzwischen der Quantenmechanik. Ich glaube, er macht das sehr gut.


Jochen Berlin - 20.02.02 at 16:57:53




500 miles away from HirN
-die saga der verrückten-


12


Liebesgöttin

weil es nacht ist
du der stern bist
am himmelszelt
steh auf, kometenstaub
und erzeuge nun
kosmischen traum
weil ich gestirn bin
am firmament
und weil es nacht ist
und du da bist


hardmate rheinbrohl - 20.02.02 at 11:15:19




Frühere Freunde ZWEI


Carsten.
Früher haben wir uns die Nächte mit Backgammon, Mogeln, Bier und Wodka um die Ohren gehauen. Wir wollten auch Musik machen, hatten beide eine genaue Vorstellung im Ohr, was wir spielen wollten. Sonic Youth trifft auf Johnny Guitar Watson. Und wir haben einander beim Bier immer erzählt, was für klasse Musiker wir wären. Irgendwann haben wir zusammen in Haralds Schlagzeugkeller "geprobt". Ich konnte nicht Schlagzeug spielen. Und er nicht Bass. Wir haben aber beide so getan, als merkten wir nichts. Danach lieber doch trinken gegangen. Vor dem debilen Rethel Pub in Aachen gesessen. Im strömenden Sommerregen. Und Backgammon gespielt, Dreifachgedecke (Bier, Whisky, Jägermeister) eingefahren. Bis mir die Würfel ins Glas fielen und ich danach vor Lachen in Ohnmacht.

Jetzt ist Kásten Projektleiter in einem Kölner Softwarehaus. Neulich habe ich bei ihm übernachtet. Er lacht immer noch so laut und explosiv, als wäre er irgendwie überlegen. Am nächsten Morgen, ich musste ganz früh weiter, hat er mich zum Bahnhof chauffiert.

Nicht um mir einen Gefallen zu tun, sondern um mir seinen Dienstwagen zu zeigen. Und seinen Tiefgaragenplatz.


Jochen Berlin - 19.02.02 at 17:30:28




500 miles away from hirn
-die Saga der Verrückten-


11


Kommunikation


Telefon klingel
-was?
Klingel, ringring
melodie arg
grauen
woanders von da kommts
geh doch ran
denkt er nur wütend
doch es ist das fax
von der arterie 9




hardmate rheinbrohl - 18.02.02 at 14:29:45




500 miles away from Hirn
-die saga der verrückten-

10


Kaputt

berauscht von
irgendwo her und hin
gesehen ist sie und
gegangen woher
dahin zudem noch
irgendwo anders herum
und der weg ist erschlossen
und sie geht wohin bloß


hardmate rheinbrohl - 18.02.02 at 14:23:18




Frühere Freunde EINS

Für Marco scheine ich wichtig zu sein. Jedenfalls belege ich auf seinem Handy einen Hotkey. Manchmal, wenn Marco sich in seiner überm Bauch spannenden Jacke falsch bewegt, ruft mich sein Handy automatisch an. Erst höre ich die Ansage meines Anrufbeantworters, dann höre ich viele viele Minuten lang Geräusche aus dem Inneren von Marcos Jacke.

Das macht dann so SCHRUPP SCHRUPP raschel SCHRUPP, manchmal hört man auch Sprachfetzen, dann wieder SCHRUPP SCHRUPP raschel SCHRUPP.

Irgendwann habe ich dann Mitleid, gehe ans Telefon und lege gleich wieder auf. Wegen seiner Telefonrechnung. Wobei, er hat das eigentlich gar nicht verdient. Manchmal ruft er mich nämlich an, um mit mir zu sprechen. Beziehungsweise um mir zu erzählen, dass seine Auftragsbücher voll sind und dass es ihm super geht. Wenn ich ihm was erzähle, ist er abwesend und spielt nebenbei Minesweeper.

Vielleicht lasse ich doch nächstes Mal den Akku seines Mobiltelefons leerlaufen.


Jochen Berlin - 18.02.02 at 11:22:27






Mit der Hand in dunkle Erdlöcher greifen. Lehm, Feuchtigkeit, Sand. Und einen Brocken zwischen die Lippen nehmen. Das aber macht, dass man still ist und lauscht und sieht. Die Wolken betrachten, wie sie über das Land reisen, die Städte einhüllen und bedecken. Sich mit dem Rauch der Schornsteine vermischen. Das Land. Wie weit geht das Land. Wo fängt es an, wo hört es auf. Ein Netz darüber geworfen und an den Schnittpunkten Pfähle in den Boden gerammt. Gedächtnisstätten. Wo beginnt das Land, wo hört es auf.

Die Richtung ist eine andere. Sie beginnt dort, wo etwas sich wendet und rückwärts geht. Die Ferne im Auge größer wird und Bänder an Zweigen flattern. Kieselsteine mitten im Weg. So sind die Richtungen, sie streben und erinnern und winken mit dem Tuch. In dir selbst hin die Richtung zu dir. Wenn du stehst. Wenn du wartest. Dann ist es ein Tag, oder ein Meter, oder ein Kreis. Die Hände sind offen und üben die Schließung. Das Greifen. So weit wie nur etwas geht. Die Waffen sind scharf. Die Waffen sind neu. So tief ist der Brunnen. So schwarz das Wasser. Weißt du, mein Freund.

Das Unaufhaltsame wird dein Begleiter. Du gehst schneller und sein Gang beschleunigt. Du bleibst stehen und sein Schritt verstummt. Du drehst dich um, aber du kannst nichts sehen. Es ist dir überlegen, weil du seine Anwesenheit spürst. Es wird um dich sein, alle Tage und bis ans Ende.




monsun_rave boomtown/sahara - 17.02.02 at 09:19:00




SUNA VOL II

Suna löst die Hand mit einem Ruck aus ihrem Haar, schmerzhaft. Der Augenblick vergeht schwer, denkt sie, und schaut Suna an. Sie fühlt sich, als gäbe es keine andere Möglichkeit in diesem Moment. Nur hier zu sitzen und Sunas Blick standzuhalten und zuzulassen, dass sie ihr einige Haare ausreißt, einige wenige. Suna starrt. Dann, wie zuerst, legt sie die Hand wieder in ihren Nacken, berührt sie kurz, beugt sich vor. Der Augenblick hält an, denkt sie und sieht Sunas Gesicht sich nähern, der Augenblick hat sich verschworen, nicht zu verrinnen, sondern fesselt mich an dieses Fenster, mein Haar an Sunas Hände, meinen Blick an ihre Augen, obwohl ich mir immer vorstellen muss, wie es draußen ist, da, wo er steht, wo sie reden und lachen. Ich bin in einer Zeitlupe, denkt sie, ja, der Augenblick bindet mich, und ich sitze hier und kann den Blick nicht abwenden, als sei ich eines eigenen Willens beraubt. Sunas Bewegungen sind jetzt weich, vielleicht lächelt sie sogar, sie öffnet die Lippen, vielleicht ein kleines Lächeln, sie kann es nicht wissen. Sunas Finger streichen über ihre Augenbrauen und Lider, noch immer nähert sie sich, unendlich langsam. Der Augenblick, denkt sie, der Augenblick lässt mich büßen, büßen für etwas, von dem ich nicht einmal weiß, dass ich es getan habe, büßen für etwas, das mir niemals als etwas erscheinen konnte, für dass ich würde büßen müssen, was immer es ist. So, geküsst, flüstert Suna noch einmal, und sie denkt an Jean-Lucs Lippen auf den ihren und an seine Hand in ihrem Nacken, warm, es ist noch nicht lange her, denkt sie, es war gerade erst, dort draußen am Wasser, wo er jetzt steht und mich betrachtet. Der Augenblick rast auf mich zu, denkt sie, die Zeit ist aufgehoben, und sie weiß sicher, dass er sie betrachtet.
Es scheint ihr, als umschwebten einige ihrer Haare Sunas Mund, der sich schließlich auf ihre Lippen legt.


Anna Luz Exhauptstadt - 16.02.02 at 23:42:04




SUNA VOL.II

So hatte er Suna noch nie gesehen. Er war weitergeschlendert, hatte Franz und das Grüppchen stehengelassen und war einfach weitergeschlendert, den Hals der Bierflasche zwischen zwei Fingern, die Zigarette im Mundwinkel. Die andere Hand in der Hosentasche. Du bist eine Comicfigur, dachte er, Du ist so ein richtiger Zeichentrickheld und du weißt es. Am Pool blieb er stehen und sah ins Wasser, das wunderschön hellblau leuchtete und glitzerte und an seinen Augenrändern mit dem Grün des Rasens verschwamm und er tat so, als würde er sich für die zwei Praktikanntinnen aus der Grafik interessieren. Sie planschten im Pool und er dachte: Der Zeichentrickheld steht am Wasser und betrachtet die zwei jungen, halbnackten Mädchenkörper und lächelt sein ichbinderbestetexter Lächeln und die Mädchen kichern und spritzen, nicht zu sehr, aber doch ein wenig frech. Er geht in die Knie, die Zigarette immer noch im Mundwinkel, taucht die Linke ins Wasser und spritzt zurück, nicht zu sehr, aber doch ein wenig frech und schaut dabei so ein wenig ernst, nicht zu sehr. Eben doch so, dass die Mädchen spürten, was er denken könnte. Die Mädchen prusteten und schwammen weg. Und aus dem Salon hörte er, wie die bestellte Jazzcombo ihre Instrumente stimmte. Ein Takt, ein kurzes Stück und Abbruch. Er setzte sich auf den Rand des Pools. Er nahm die Zigarette aus dem Mund und schaute zum Haus hinauf. Im Küchenfenster war das Mädchen, SEIN Mädchen und Suna, die hinter Lulu stand. Ein Bild wie ein Paar, dachte er. Zwei Freundinnen, beste Freundinnen sogar, wäre nicht eine Lippenbewegung gewesen, die er nicht vergessen hatte, und Sunas Gesicht. Hart und wild, dachte er. Aber da war noch etwas: So hatte er sie noch nie gesehen.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 14.02.02 at 13:34:38




Später in der Kantine brachte jemand die Zeitungen. Ein Terrorist habe ein TV-Interview gegeben. «Wie lange sitzt der eigentlich schon?», fragte Imme. «Einundzwanzig Jahre? Oder länger.»

Still rührte sie kurz ein wenig im Milchschaum herum. «Ich kenne eigentlich nur einen, der schon so lange im Gefängnis war: John. Ich traf ihn in London. Über achtzig war er schon und hatte wegen mehrfachen Mordes - achtfach oder so - vierzig oder fünfzig Jahre abgesessen. Aber ihm ging’s gut und handelte mit Antiquitäten.

Ob er denn keine Angst vor seinen Feinden habe, hatte ich ihn dann gefragt.
John lehnte sich zurück und brummte: ‘I have no enemies. They are all dead.’»


Moldavien - 14.02.02 at 10:29:35




500 miles away from HirN
-die saga der verrückten-


9


Idealist

bald, sagt er, bald ist morgen
bald kommt freiheit
und der fluss fließt leise
vorbei am wald
auf reisen, auf pfaden
fand gedanken, suchte sie
erlebt die träume neu
wie visionen behauptet
die tageszeitung
lauscht und gibt sich
dem plätschern hier hin


hardmate rheinbrohl - 13.02.02 at 13:31:54








an einem tag, an einem vergangenen tag, an einem tag im regen, an einem tag der so war, an einem tag.

wenn du grenzen überschreitest, bist du gläsern. wenn du die hände hebst, ein splitter. ein splitter im mond. verlierst du dein gesicht. an den mauern entlang, an den toren. auf langen gedolchten straßen. gehst du einen weg. kaleidoskopische fächer. in viele. nur du. an einen strick gebunden spült dein herz in der brandung. dein körper aus sand, der verweht. so hell. so hoch in den stöcken. hundert. tausend. zerschellen die zugvögel. bricht der klang. sterben die steine.

weißt du von dem strauch. von dem turm und von der ferne. weißt du von allem wenn du gehst. weißt du. von dem gedicht. von der stimme. von den toren, den höhlen und dem boden. von der stelle. von dem hang. von dem berg. von der hand, den fingern, dem nehmen, dem fliehen und von dir.





monsun_rave boomtown/sahara


- 12.02.02 at 22:50:10




Deine Mutter bekommt Neuroleptika und kligelt verzweifelt an der Ladentür, wenn Kunden warten. Dein Vater schimpft über deinen Rock. Dein Freund nennt deine Mutter ekelhaft. Du läßt alles fallen, wegen Alkohol während der Schwangerschaft. Deine Gäste im Lokal legen die Löffel auf die Serviette und die Füße auf die Stühle. Dein Italienischlehrer stirbt. Dein Kellner schnauzt dich an. Deine Hände legen sich auf sein Gesicht und sie betet um deinetwillen. Italiensk for Begyndere.


Moldavien - 12.02.02 at 15:45:18




das rote banner
weiß weiß weiß weiß der himmel
das blaue banner


mb hh - 11.02.02 at 12:26:04




Suna – Vol. II

Sie spürt Sunas Hand in ihrem Nacken, der Druckt lässt nach, stattdessen beginnt Suna, sich ihre Haarsträhnen um die Finger zu winden.
Sie sieht Sunas Lächeln, sie lächelt nach draußen und winkt mit der freien Hand. Die Assistentin betritt weinend den Raum und verlässt ihn wieder, nachdem Suna ihr nicht einen Blick geschenkt hat.
Suna nimmt die Autoschlüssel von der Fensterbank und wiegt sie in der Hand. Hast ihn geküsst, ich hab’s gesehen, sagt sie leise und dreht die Strähnen um ihre Finger, zwirbelt die Haare zwischen den Fingerspitzen, kleine Bewegungen, ganz leise.
Sie hält still. Sie fragt sich, was sie wohl für ein Bild abgeben von draußen, da vom Wasser: zwei Freundinnen, vertraut. Warm. Nah. Sie blickt zu Suna auf, die immerzu auf ihre Gäste schaut, und sie ist sich sicher, dass Suna genau weiß, welches Bild sie beide abgeben von da draußen. Die sich windenden Finger verharren, jetzt hat Suna sich bereits ein kleines Bündel ihrer Haare um die Hand geschlungen. Suna hält sie fest.
Einen Augenblick bleiben sie so, Suna hat mich bei den Haaren, denkt sie - einen Augenblick bleiben sie so, Suna mit den Augen hinaus und sie mit dem zu ihr erhobenen Blick, und die Schlüssel klimpern in Sunas freier Hand.
Sie hört Franz’ Lachen von draußen und das Lachen seiner Zuhörer, sie denkt an den Kuss. Ich sitze hier, denkt sie, und Suna hat mich bei den Haaren, ich habe ihn geküsst und sie hat mich bei den Haaren, und ich sehe sie an und draußen lacht Franz.
Ja, geküsst, sagt sie dann und Suna senkt ihren Blick und schaut sie an.


Anna Luz Exhauptstadt - 10.02.02 at 23:42:51









wach auf, wach auf. steigen die fahnen, wehen die wimpel, ruft der herold des morgens. wechselt der wind. am rand der klippen taucht ein vogel ins meer. wandern am grund, ohne holz, ohne zeit. oben die gestalten der wächter. die wege sind oben, ruft der herold des morgens. schwefelfische und galeonen. nichts trübt den blick in diesen tiefen. wir singen ohne noten und blätter. und reisen. brechen die planken der schiffe und bergen die fracht. salz löscht die stempel der blätter. ohne land reicht dein arm an küsten.

wir waren zehn. und noch mehr. wir standen verteilt an den grenzen. der sturm war zu stark um zu rufen. wir fingen zungen aus der luft und legten sie unter die sohlen. hoch oben die sonne. oder war es der mond.

in dunklen wäldern verstecke unter den wurzeln. bleierne lanzen in verdorrten stauden. wir winden eiserne fallen um unsere köpfe. legen die herzen in grün. füllen die lungen mit wasser und schälen die haut. unsere knochen tauschen wir gegen luft. unseren atem schenken wir den tieren. wecken die zähne in gold. still und sanft kreuzen unsere münder abends. setzen die segel. grüne tiefe flüsse zum meer. mit dem verlöschen der sterne graben wir licht aus unseren augen. wir öffnen die erde und finden kammern aus glas.






monsun_rave boomtown/sahara



- 10.02.02 at 21:28:06




500 miles away from HirN
-die saga der verrückten-


8


Girls, Girls, Girls

kosmisch denkt er
himmlich fühlt er
und irdisch ist er
notiert sie rasch
ohne augen ohne mund
nur im kopf
rasch erhoben und gesenkt
denktortur macht doch nur stress


hardmate rheinbrohl - 08.02.02 at 13:54:13




500 miles away from HIRn

-die saga der verrückten-


7


Gebrabbel, halb 7

hast du morgen
wiesengrund
in der frühe,
fußhoch summend
der nebel komisch träge
im feuchten gras
hast du morgen
an schönstem morgen
das ding gesehen
das spiegelnde licht

wie sie ihn ansah
erkennt er bald
was sie ihm deutet


hardmate rheinbrohl - 07.02.02 at 12:00:44




500 miles away from HIRN
-die saga der verrückten-


6


Kleine Erkenntnis

Feucht ist die erde
auf der sie liegen
doch leider leider
kühlt sie nicht die
glänzend nassfiebrige stirn
denn sie sind auf der reise

500 miles away from hirn.


hardmate rheinbrohl - 06.02.02 at 14:10:45




Im Fenster. Zwei Jets.
In Deckung vom Glas gebracht.
Schock keiner. Bläue


mb en - 05.02.02 at 15:40:55




500 miles away from Hirn
-die saga der verrückten-


5


Die Vormenschen

brutzelt mich,
verdörrt mein wissen
mein hirn muß weg
die welt beschissen
kaputtes dasein,
martert mich
lacht sie,
denkt was der so spricht
für sich
gänzlich versagt
ist sie an der offenheit
dann ist sie weg
doch vielleicht nicht so weit
und es ward des
kaputten wesens zeit


hardmate rheinbrohl - 05.02.02 at 13:41:35





bestündest du aus korn. wärst du ein vogel. ein ei. die halskrause des apothekers. eine unze auf der waage. erhöbst du dich als halm. drängst ein in die ritze einer wand. schöbst dich durch erdreich. und was, wenn du vergäßest, wer du bist? im mikroskop verlorengingst? der sand auf der tinte eines briefs. die spur eines tiers im schnee. das gehen wird schwer, wenn du nicht glaubst, daß du gehst. das stehen ist schwer, da du nicht glaubst, daß du stehst. wachsen. strecken. gewichte. und immer nur ein punkt. brichst du ein blatt. schreibt dich einer. schritte durch das alphabet.

es geht immer um die ecke. und immer schlägt ein neues auf und du sahst das erste und das zweite und dachtest, es sei gut. du gehst um die ecke und das dritte schlägt dir an die stirn. du vergisst das erste und das zweite und zählst neu. das erste, ein schritt, das zweite. die ecke. und der schlag. dann kommt ein wind auf und jemand sagt 'sei still, beweg dich nicht, dann kannst du es sehen'. du schweigst, du bleibst, und das, worauf du wartest, kommt nicht. denn du denkst an das dritte. und weil das dritte ein erstes wird, ist da bewegung, und du siehst nichts.


monsun_rave boomtown/sahara - 05.02.02 at 01:45:49




500 miles away from Hirn
-Die Saga der Verrückten-

4


Die drogigen Käfer


Sucht sinn. flüstert was daher
sucht sinn und loses.
In dem ganzen losen.
was nimmt man da?
gestik, glatt, gescheit.
Sie auch da.
sie hört zu
und zu und lacht.
Sucht sinn. Wo.
-quadrat-
denkt er.
-rechteck und rauschen-
-sie, schön, überlegt, lacht.
haben sie etwas -
gedacht, gerochen,
geschnieft, geraucht,
getrunken.
Rund, brabbelt er.
Rund ist Dilemma.
-aber nicht ich.
mein kopf löst sich.
Schau, schau wie alles.
Wie eine schraube will ich
-sehen_fühlen-...Geh;Geh!
.schreie .gar nicht leise.
Getrunken und geatmet hatten sie.
Wer weiß schon was von morgen.
Wozu. Sucht. _sinn_
oh_welch_desaster heut nacht in der Psychatrie




hardmate rheinbrohl - 04.02.02 at 12:54:37




500 miles away from Hirn
-die saga der verrückten-

3

Das Medi-Tier

der guru sitzt auf der
bank am fluss
ich seh ihn, denkt sie
und winkt ihm zu
er bleibt regungslos
sie scheint zu verstehen
und setzt sich neben ihn
doch er ist bloß ein
betrogenes bild




hardmate rheinbrohl - 01.02.02 at 13:12:12




"Was die Vögel sind
Flieger oder Flugzeuge
sie sind das Dritte"


mb rz - 01.02.02 at 11:22:23




500 miles away from hirn
-Die Saga der Verrückten-

2.0


Chaos Tage, heute

der punk mit dem
philosophiebuch
redet mit einer religiös
gepiercten nonne
über da-sein und so-sein
sagt dogma und stellt
eine these auf
nach der idee von sich -
anthropologie, fragt die nonne
doch er lächelt und schweigt


hardmate rheinbrohl - 31.01.02 at 13:41:10




"Alle die Jahre
der Regen. Haus, Garten, wir,
alles wie Schnee weiß."


mb rz - 31.01.02 at 11:41:08




SUNA - Vol. II

Franz sprach auf ihn ein. Sein alter Freund Franz, der Produktmanager. Franz, der Segler. Der Frauenverbraucher. Immer wieder, für Sekunden bloß, tauchte Jean-Luc aus dem Nebel auf. Weißt Du, hörte er Franz dann sagen, ich habe es immer bedauert, dass wir nicht mehr Segeln sind. Ich weiß, es war nicht deine Schuld. Ich hatte zuviel zu tun, der Schaden am Boot. Aber ich habe es wirklich genossen. Ja, genossen habe ich es. Weißt Du noch, sagte er und seine Stimme wurde rau, damals, die Sache vor Mykonos? Nein, antwortete er. Franz lachte und prostete ihm zu. Du erinnerst Dich nicht? DIE Sache, das kannst Du nicht vergessen haben. Die nicht! Und natürlich hatte er es nicht vergessen und ein Grüppchen bildete sich. Das war immer schon so, dachte er, immer bildeten sich Grüppchen und er stieß an und hörte die Bierflaschen klingen und die anderen sagen: Ja Franz, erzähl uns was. Und Franz erzählte und gestikulierte und er beobachtete ihn. Du beobachtest deinen Freund, dachte er weiter, deinen Freund von dem Du gar nicht mehr weißt, ob er noch dein Freund ist. Von dem Du nicht weißt, ob er überhaupt jemals dein Freund gewesen ist, oder nur eine Kopie, eine Karikatur eines Freundes. Du beobachtest ihn und lachst an den richtigen Stellen. Aber in Wahrheit sah er zum Haus und dachte an das Mädchen, dass er geküsst hatte und das jetzt seinen Autoschlüssel hatte, was gut war und auch wieder schlecht. Du musst Dich konzentrieren, dachte er. Konzentration.





Eiseisbaby München, Bayern - 30.01.02 at 19:19:24




500 miles away from hirn
-die saga der verrückten-

Akt der Gedanken

in enger runde
beieinander
intim verwoben,
gesetzt
vernetzt
besetzt
vom tau des grases
in dem sie liegen
aneinader gedrückt
um parallel zu denken
kollektiv die worte einander
aufzusaugen
verschmolzen sein
als eines
das existiert im weißen
duft der autobahn


hardmate rheinbrohl - 30.01.02 at 17:41:17




Suna - Vol.II

Der nächtliche Rausch schwillt an wie ein Wasser.
Sie hat Sunas hochgezogene Brauen ignoriert, sie versucht, Suna überhaupt nicht mehr anzusehen, stattdessen trinkt sie weiter. Champagner.
Inzwischen sind einige Gäste auf die Terrasse gegangen, sitzen am Rand des Pools.
Sie betrachtet sie. Sie hört die hornbebrillte Assistentin in der Küche mit Suna streiten, sie ist betrunken und wird immer lauter, und Suna zischt ihr etwas zu. Draußen planschen die Gäste und Suna zischt, denkt sie.
Sie sitzt im Fensterrahmen, sie raucht und lauscht und schaut. Eben habe ich ihn geküsst, denkt sie und betastet kurz ihre Lippen, Sunas besten Texter. Seine Autoschlüssel liegen neben ihr auf der Fensterbank.
Aus der Küche hört sie ein Weinen und Suna betritt den Raum. Sie tritt neben sie ans Fenster und legt ihr eine Hand in den Nacken, leise. Du hast ihn geküsst, oder, fragt sie, ohne sie anzusehen.
Dann verstärkt sie den Druck ihrer Finger und ruft nach draußen, es gibt Musik!


Anna Luz Exhauptstadt - 30.01.02 at 17:33:20




Eiseisbaby's dreiundreißig glückliche Augenblicke

Der Film ist vorbei, der Abspann läuft. Wir bleiben sitzen und ich nehme ihre Hand. Sie ist fest und warm und sie drückt die Meine leicht und ich denke an den Film und an die Wahrheit. Das Leben ist ein teurer Parkettfußboden, denke ich. Eine gebrochene Diele, ein kleiner Hund im Rattenloch. Jetzt kann ich es ahnen, alles wissen. Und nichts erklären. Dann geht das Licht an und ich stehe auf und ziehe meinen Mantel über. Amores Perros.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 23.01.02 at 12:38:41







da ist der, der die trommel schlägt und der, der sich verzählt. der, der die karten mischt und der, der sich verrät. der keinen namen hat, immer geht. ein loch gräbt, oben steht. da ist der, der den gleichschritt übt und der, der auf ihn fällt. der, der den weg nicht kennt und der die fahne hält. das glas erhebt, ein zelt aufschlägt. eine stimme hört, die richtung wählt. da ist der, der ja sagt, und der, der eine liebe hat. der, der an der wand steht und der, der die wiese mäht. im gras liegt, die kugeln zählt. den bogen spannt, in deckung geht. da ist der, der grüne augen hat und der, der alle bilder macht. der, der eine haltung hat und der, der sich enthält. lange briefe schreibt, aus dem fenster sieht. den kanister füllt, die kabel hält. da ist der, der etwas sagt und der, der bleibt stumm.

quello che viene e quello che va. quello che tiene e quello che sta. uno per la morte e uno per te, prendi la sorte e vieni con me.

wir waren zehn. und noch mehr. die lichter füllten die räume und krochen die wände hinauf. wir konnten sehen, wie die helligkeit sich durch die mauern schob und wir standen. wir standen und schauten durch die steine. das war das eine, und das andere. das war und das war. das war so lange es hell war. licht. und dann nicht mehr.




monsun_rave - 23.01.02 at 04:35:02







an heiligen orten werden steine gebrochen. wo die großen schlachten waren drückt man irdene schüsseln in die erde. in hokkaido steht ein baum und hält die briefe eines jahrhunderts in seinen zweigen. tausend kilometer südlich blühen kirschbäume und papierdrachen taumeln an langen schnüren gehalten über den himmel. in fabriken rucken schwerbeladene bänder in immer gleichem rhythmus. tibetische gebetsmühlen. hongkong. appaloosa-pferde tauchen in sibirischen dörfern auf. in feuerland sammeln sich tasmanische teufel zum aufstand. eine guillotine steht einsam am kap der guten hoffnung. antike möbel treiben auf einem floß richtung sizilien, einige versinken vor griechischen inseln. sekten rufen ihre mitglieder zu den sternwarten. in kirchen fallen priester über die rollenden kugeln der rosenkränze. ein vikar treibt auf einer orgel im mittelmeer. indische elefanten zertrampeln touristen und reporter berichten aufgeregt vor den mikrofonen eines open air rock festivals. in großen anlangen zerquetschen schredder die zellulosen der wälder und einige münzen aus der fontana di trevi rollen über die wege des englischen gartens. in stierkampfarenen stehen alte männer und verkaufen goldschmuck.

er trägt einen hut mit einer krempe und lebt in einem haus, das ich vergesse, jeden tag. weiß die hände, die abends die lichter löschen und die läden schließen. nachts tanzen die fische flosse an flosse einen reigen auf den wellen des meers, hörst du ihr singen? die brandung der nacht schlägt an die mauern, du birgst dein herz in einer hand und weißt nicht wo. die nacht ist eine urne, die geöffnet steht, aus der die asche in den dunklen himmel weht.



wenn die flüsse über die ufer treten, schwärmen möwen aus und fliegen von den küsten ins landesinnere. überschwemmte wiesen werden zu einer vision des baikalsees, steppen umarmen städte und blasen wüstensand in verlassene straßen. an anderen orten surren trafos und richten wesen satellitenschüsseln ins all. der mond lehnt sein gesicht an die gipfel der berge und schweigt. spiegelseen bedecken die wüsten und ein wolfsrudel durchschwimmt den atlantik. fliegende fische, delphine und wale intonieren fugen. andante sostenuto. flugzeuge können nicht landen, sie fliegen vom eiffelturm zum sears tower und zurück, manche umkreisen den gipfel des mount everest. mississippidampfer transportieren eisberge von nord nach süd, und die magnetnadeln der kompasse zittern in den händen der suchenden. springfluten öffnen unterirdische höhlen und treiben vulkane nach oben, die ausbrüche reichen von ost nach west. münder werden sich öffnen und stimmen wie weiße tauben in die wolken schicken, ihr gurren wird auf dem mars gehört werden und die sonden rufen.




monsun_rave - 21.01.02 at 15:18:14





die tage sind dunkel und die nächte sind hell. der raum steht kopf und hinter allem dieses gefühl, dass es richtig so ist. die haare sträuben sich und die hände zittern, aber es ist richtig so. das herz klopft wie verrückt und der schweiß läuft die stirn hinab, aber es ist richtig so. die meteorologen berichten von stürmen und orkanen, von windhosen und taifunen, und es muss so sein. hochwasser und sandstürme, menschen, die immer reisen, andere, die in einem zentrum sitzen, starr, alles richtig so. auch gibt es solche, die können ihr leben nicht finden und haben ihren namen vergessen. wir kreisen um achsen, geben uns weiter und vermengen uns zu einem reigen. nachts scheinen lichter durch die dunkelheit, und es wird an tischen gesessen und gedichtet, man schreibt von sich, von anderen, von fremden, als ob man darum wüsste, als ob es richtig wäre, dies zu tun. andere essen nur an diesen tischen und im schein von einer million glühbirnen versichern wir uns unserer anwesenheit auf diesem stück erde.




monsun_rave boomtown/sahara - 20.01.02 at 17:21:29