loop Archiv #117 (22.1.-31.1.2002)

loop Archiv #116, loop Archiv #118


winter of loop

[ P!C #6 ]




hat der schröder dem bush
auffem weißen rasen des
grünen hauses ein billett
in die texanerpatschhand
gedrückt: old fuckin negro.
und der bush, der bush, der
fängt an denm powell zu haun!


rasmus kuba - 31.01.02 at 16:14:22




logbuch
km 7
wieder einmal einen mittag im marktcafé. biofein! eselsmühle! und "le città del vino" sagen die fahnen, schilder und plakate. ich trinke roero aus dem piemont. mit dem wein die gegend gleich mittrinken? zum ersten mal bekomme ich eine italienische zwei-euro-münze zurück. was ist daran italien? das material ist in allen dasselbe, die münzen müssen nicht einmal unbedingt in italien selbst geprägt worden sein. aber das profil dantes überträgt unmittelbar die "italianità". was die überlegenheit des zeichens über die substanz und selbst über das bild beweist. was also ist piemontesisch an meinem glas weißen? ich kaufe anschließend noch ein halbes pfund gemahlenen esels und ein stück raclettekäse, und stolpere zu guter letzt über einen knoblauchzopf


buh - 31.01.02 at 15:37:33




die mülljungs. sie fraßen alles.
sie rülpsten laut wie die cocker
der hölle. schliefen nie. fickten
was nicht bei 1 auf den bäumen saß.
hatten t-shirts an mit der aufschrift
EISEISEISEISEISOPA und knieten sich
auf schultern der kids am maximilians-
platz. die müllboys. imitiert sie nicht!


rasmus raubbau - 31.01.02 at 14:03:35




ich habe hunger. habe heute nur zwei schnitten brot gegessen. die eine mit truhtansalami und die andere mit schmelzkäsezubereitung. beide waren sehr schmackhaft und hatten viele kürbiskerne drin. heute werde ich nichts mehr machen. ich werde früh schlafen gehen.


pawl - 31.01.02 at 13:47:48




500 miles away from Hirn
-Die Saga der Verrückten-

2


Brainworker

regungslos arbeitet er
mit dem rohen stück
geist...meditiert
als der guru ihm den
rat gab zu suchen
da fand er seine position
und das ritual seiner seele
wandert frei durch seinen kopf
losgelöst, schrecklich frei
sitz er da und....meditiert
bis zur mittagspause


hardmate rheinbrohl - 31.01.02 at 13:38:49




Höhe Dammtor springt sie gerade noch durch die zischenden Türen der S-Bahn, und mit einem leichten Wiegeschritt steuert sie der letzten freien Sitzbank entgegen, bleibt dann aber doch stehen. Sie hat gerade einen Werbespot für Unterwäsche abgelehnt, obwohl sie die Vorstellung lustig fand. Unter dem roten Knitterlackmantel holt sie ein stark abgegriffenes Exemplar von Robert McKees "Story" heraus und liest "Ein Publikum hat keine Geduld mit einem Protagonisten, dem jede Möglichkeit fehlt, seinen Wunsch zu realisieren." Sie dreht den Kopf zur Seite, der scharfe dunkelbraue Blick verschwinden unter den hellen Strähnen, und obwohl der Waggon sehr ruckelt, bleibt sie beinahe unbeweglich und widmet sich dann wieder dem blauen Band: "Hoffnung ist schließlich nicht unvernünftig. Sie ist einfach hypothetisch." - und später: "Storys handeln nicht von Mittelmäßigkeit, sondern von den Extremen des Daseins, von Grenzerfahrungen, von intensivst gelebtem Leben. Die Beschäftigung mit durchschnittlichen Dingen dient lediglich dazu, uns zum Außergewöhnlichen zu führen." Sie rotzt in ein Stofftaschentuch, ohne aufzublicken.


off. - 31.01.02 at 09:45:25




'Vulkans', ... von Ananas


Anna Herbst nach der Schreiblüge - 31.01.02 at 09:31:29




Heute über Wahrheiten

Platt sind die Horizonte und frei liegen die Nerven.
Das Gefühl im Magen wird auch nicht besser nach der zweiten Flasche Rotwein.
Die kleinen Fehler der einzigen Wahrheit stülpen sich über die Löcher und Hüllen, die die Vergangenheit in der Seele aufreissen.

"Wie der gähnende Schlund eines Vulkanas", denkt die rettende Konversation, die aber machtlos ist gegen zwei Lügen, die Fehler betonen, nicht aber daran glauben und Selbstkritik ist doch nur zur Ermöglichung der Konversation an sich.
Ich habe Angst.
Weil die eine Wahrheit im Raum mit zwei Lügen zur Lüge und die Lügen, im Angesicht der unendlich gescheiterten Wahrheit zum Einzigen werden. Zum Wahren.


Anna Herbst heute über Wahrheiten - 31.01.02 at 09:30:06




oh danke, Anna


The Crab - 31.01.02 at 09:01:46




Und da sind sie wieder: die wunderbaren Geschichten von CRAB.


Anna Luz Exhauptstadt - 30.01.02 at 22:38:24




M ist einer meiner Auftraggeber. Ich weiß wenig Privates über ihn. Er ist halb persisch und seine Mutter ist seit Jahren mit einer Frau zusammen. Ich mag seine Erscheinung und seinen Humor und habe mir immer eingebildet, wir seien uns ähnlich.

Heute zum Abendessen mit Kollegen trägt er Anzug und Krawatte, er ist gealtert seit wir das letzte Mal zusammen gearbeitet haben. Sein früher pechschwarzes Haar ist weiß an einigen Stellen und sein Gesicht etwas zusammengefallen.

Er erzählt eine kurze Anekdote von seiner Frau und sich, ich sehe ihn an, sehe uns beide und habe plötzlich das Gefühl, dass ich mit diesem Mann zusammen alt werden könnte. Eine Option immerhin. Sein Gesicht verspricht mir die letzen Jahre, in Ruhe und Glück, mit ernster Erotik und einer seltsamen Gewissheit, die ich mir jetzt noch nicht vorstellen kann. Wir sind 20 Jahre voneinander entfernt, denke ich.

Die Granatfruchtkerne, die den Nachtisch zieren, schlucke ich mit hinunter. In China haben wir ein Feld von solchen Kernen hinterlassen, während wir auf der quietschenden Schaukel saßen und die kleinen Fruchtteile auslutschten und weitspuckten. Ich stelle mit vor, wie W und ich in diesem Restaurant sitzen, die Speisen sind teuer, sehen hübsch aus und schmecken wirklich köstlich, ich sehe W an und mache ihr eine Art Heiratsantrag.

Seit ich aus Hong Kong zurück bin träume ich jede Nacht von der Stadt und es ist als sei sie meine nächtliche Heimat, aus der ich morgens nur langsam erwache.


The Crab - 30.01.02 at 22:30:28




Kein Taxigeld. Kein Nachtbus, der nervt. Zu betrunken für zu Fuss und nicht bei Lischke schlafen. Django, flöten, ob ich wohl auf der Matratze? Die ist eigentlich ekelhaft. Bestimmt aus einem Container. Also, Django, ob ich wohl hier schlafen könnte? Der Nachbar will nicht gehen. Sitzt und schenkt nach und der Wein wird nicht leer. Und spricht schlechtes Englisch zum Thema Südafrika. Da hat er mal gelebt, mit seinem Freund. Und in Marocco. Und das Haus, das war sehr schön, alles Marmor, wurde aber dann abgerissen.


Lotos Nachtrag - 30.01.02 at 22:02:37




http://www.no-crab.de/Frogs/da_city.jpg


The Crab endlich mit ID - 30.01.02 at 21:53:38




der mond tanzt zwischen den wolkenfetzen und wirft meinen bleichen schatten an die hasuwand. er strahlt nicht fahl an diesem abend, sondern kraftvoll. die augen müssen sich tatsächlich an sein licht gewöhnen, bevor ich die krater entdecke. etwas geschieht. die welt harrt aus, es wird nacht bleiben, das spüre ich ganz deutlich. während ich in der vergangenheit romantisch den mond angeglotzt habe, im gedenken an warme momente, an vergangene verzückungen und mutige liebesbeweise meinerseits, an lächelnde augen und fordernde blicke deinerseits, spricht dieser mond von einer neuen zeit, ein stück weit ehrlicher, realer, vernünftiger und somit auch klarer, aber gleichzeitig auch endgültiger. Die kindheit, die das leben erweckt, wachküsst, ist vorbei. meine kindheit, deren bewahrung mir leichtigkeit schenkte, verbirgt sich auf der anderen seite des mondes - und ich begreife jetzt, was wirklich passiert ist. unvereinbar mit meinem leben habe ich geliebt, und meine unheilbare krankheit wird es sein, unerreichbar für dich nie mehr aufhören zu können, dich zu lieben. nie - das ist ein kurzes wort. der traum vom "immer" ist fast vertrocknet, eine tote hülle, wartend auf die beisetzung. doch diesen wunsch werde ich noch nicht gewähren, auch wenn kein funke leben mehr darin scheint. und das genau meine ich mit "krankheit".


Leonce - 30.01.02 at 21:22:36





schuld.


hardmate rheinbrohl - 30.01.02 at 17:13:03




Der Nachbar in der Tür, als sie gerade gehen will, es gibt nichts mehr zu trinken. Angelockt von der Musik, mit einem Fläschchen Wein, mit güldnem Netz. Django singt, irgendwann James Brown, ruft auch, die Pausen, ey die Pausen sind das allergeilste, der hört einfach auf, der Wahnsinn. Einfach aufhören. Also mehr Wein.
Der Nachbar ist bauchfrei mit sehr schönem Bauch, den schaut sie an und Django auch und dann erzählt er. Vom Mamor an die Wand malen. Er tut nichts anderes. Und von der fetten Frau, die auf dem Sofa schläft, im arabischen Zimmer. Die Frau war da zum essen und jetzt schläft sie besoffen auf dem Sofa, so fett sei sie, dass er nicht an ihr vorbeikäme, schön, dass ihr noch wach seid. Auf englisch, denn er ist Franzose. Sie gehen dann runter und schauen den Marmor an und die fette Frau. Die schnarcht. Ausserdem hat er noch ein Spiegelzimmer und ein afrikanisches. Der Marmor sieht gut aus, ganz echt.


Lotos - 30.01.02 at 16:21:31




logbuch
km 5,5
königsstraße. vor den jonischen Säulen der alten börse sind zwei große kranwagen aufgebaut. "tauben-abwehr" ist auf die hydraulischen hebebäume lackiert. massive mittel sind das, technik wird gegen die ratten der lüfte aufgefahren. das erinnert an das unternehmen "enduring freedom - against shit". mir ist etwas taumelig zumute. ob das die laue luft macht. die ersten gäste sitzen auf den terassen des schloßcafés. ein paar schritte weiter ist die zu restaurierende stiftskirche ähnlich wie das brandenburger tor von einer riesigen aol-werbefläche verhüllt. die erneuerung des baues wird zu guten teilen aus den werbemitteln bezahlt, die dadurch in die kassen der kirche gespült werden. das wäre doch eine lösung auch für marode theater und zu errichtende antifaschistische großdenkmäler. sie einfach vollkommen mit werbeflächen zu verhängen. hier ging ich vor kurzem mit meinem onkel entlang. oder war es ein nennonkel? er hatte kehlkopfkrebs im endstadium. unterm kinn haben die operationen ein großes loch gelassen. nun saß er an bord des flugzeuges, das in einen südkolumbianischen vulkankrater gestürzt ist.


buh - 30.01.02 at 15:34:23




sandra fischer
15.16 Uhr
on the phone


hardmate rheinbrohl - 30.01.02 at 15:20:01




wermschmnarchtmhierso?


rasmus rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr
rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr - 30.01.02 at 13:36:19




Danjiela, Danjiela. Beugst dich tief über den Tisch über die verschränkten Arme und betrachtest das Treiben, als sähest du den Kätzchen beim Spielen zu. Die Schuhe laut, die Stimme tief. Petrol an den Händen. Mein schönstes Ferienerlebnis, schon bevor du die Uhren stopptest.


off. - SCK - 30.01.02 at 09:14:50




Telefonat mit Andreas
H: "Haste Besuch?"
A: "Nee, wollte gerade duschen. Hab die ganze Woche nicht geduscht!"
H: "iiiih, Du Sau!"
A : "Man soll nur 2x Duschen in der Woche. Hat mir der Hautarzt gesagt. Sonst macht man den Säuremantel kaputt"
H: "Bah, bist Du ’ne Sau!"
A: "Du hast keine Ahnung, ich wasch mich ja..."
H: "Vor dem Waschbecken?"
A: "Ja... mit Seife!"
H: "iiih, wie in der Jugendherberge!"
A: "Es gibt Leute, die waschen sich 3x täglich. DAS sind Schweine"
H: "Warum?"
A: "Die waschen sich so oft, weil sie stinken. Ich stinke aber nicht!"


HalfManHalfBiscuit - 30.01.02 at 08:44:38




Lieber Aristide,

schön, daß sie wieder da sind.



DeadlyMedicine a bisserl sehr busy z.Zt. - 29.01.02 at 22:00:40




Copycat Romance - Carpetbagger Edit

Seit letzter Woche ist es wieder einmal soweit, Aristide macht eine seiner Diäten. Er ißt nur noch Bleichsellerie mit Magerquark und Clementinen. Er nennt das "Ginza-Diät". Ich sage nichts dazu. Seine Diätpläne sind wirklich sehr lustig, da gab es die Lufthansa-Diät, die Frizz-Bar-Diät, die Weetabix-Diät und die Ich-esse-nur-Sachen-die-schwimmen-Diät. Bei mir bedient er sich dann aber trotzdem am Kühlschrank, eine Kartoffel hier, ein Schinken oder ein Stück Käse da. Immer so, daß ich nichts merke. Denkt er zumindest. Meist raucht er dann viel und redet wenig. Gestern habe ich ihn gefragt, ob wir zu Monas Geburtstag nach Königstein fahren sollen. "Vielleicht" hat er gesagt. Er antwortet immer so, weicht aus. Er würde auch vergleichbare Fragen nie stellen. Deswegen antwortet er mit "Vielleicht", "Weiß nicht" oder "Wenn DU meinst". Sogar wenn ich ihn dann frage, ob er solche Fragen nicht mag, sagt er: "Vielleicht". Frage ich dann weiter, ob er Leute nicht mag, die solche Fragen stellen, sagt er:"Weiß nicht". Er will nicht unhöflich sein. Mit seinem "Wenn du meinst" wirft er die lästigen Fragen zurück wie ein Spiegel. Schlimm ist das nicht. Ich suche eigentlich auch nicht mehr nach diesen Antworten. Wir wissen doch nicht einmal, wie wir aussehen. Ok, wir kennen unser Spiegelbild, erkennen uns auf Photos oder in Filmchen, klar, aber das ist es doch auch schon. Wenn mir jemand sagt, ich sehe aus wie irgendjemand anderes, verstehe ich schon nicht mehr, warum.


P. Aristide Pion - 29.01.02 at 18:45:44




no happy

beurlaubung

el
wi
ae
ln
de r geht
n un weg


hardmate rheinbrohl - 29.01.02 at 16:38:25




sie ist zurück

das ist schön

befinden alle die im raum sind


helga lacht - 29.01.02 at 16:33:46




out of todays point of view
i what I was meaning to say
being rather spoiled by sparkling white wine

und
die tastatur eines Imac
is eben och nich det wahre





helga in a good mood - 29.01.02 at 16:31:29




www.newpolish.com


diplom soeben vollbracht.
professoren wiissen nur was sie wissen wollen.
studenten machen diplom
um dem endlich zu entgehen.

lable: mille + mr.hirsch's lable....
is ne interesssante internet....basis
für raritaeten und daten
music
old style seen aout of today new sight
back to future...


MARIO
da haste was verpasst

aber
morgen gehts weiter
hgb-LE

es gruesst
immer herzlich


helga brennpunkt - 29.01.02 at 16:29:07




tagebuch - logbuch

am anderen tisch sitzt ein taubblinder, ein jüngerer mann mit lichtem haar und unruhigen bewegungen. seine begleiterin tippt ihm eine zeichensprache in die handfläche, recht flink, streicht bestimmten fingern entlang, macht kreuze und haken, tätschelt dann zweimal schnell - neues wort? korrektur? bejahung? was es alles für sprachen gibt. ein lebendiges keyboard mit entertaste...... er antwortet mit unartikulierten lauten, die wie von unter wasser aus ihm hervortönen. sie versteht ihn.

und hier ein logbuch zu zweit


buh - 29.01.02 at 15:08:33




Nur wenige wissen es: Sarah Connor ist Steffi Graf.


HalfManHalfBiscuit - 29.01.02 at 12:39:16




Nase, tonlos


"Sarah Connor, oh please -
let me be your underwear."

unbeeindruckt vom gesang


hardmate rheinbrohl - 29.01.02 at 12:36:32




War gestern in Halle 7, Waltherstraße 7a, München, Nähe Goetheplatz, bei der Generalprobe zu Haltestelle.Geister. Recht empfehlenswerte Aufführung. Läuft ab heute bis Sonntag
jeweils 20 Uhr. Bei der Szene mit dem Mann im langen dunklen Mantel sind zwei rausgerannt, haben wütend die Tür zugeknallt. Sehr schade. Ansonsten blieb diesmal alles entspannt. Es wurde viel gelacht. So soll es sein.


HelK m - 29.01.02 at 10:11:14




Wir haben uns in Tel Aviv in einer Bar kennen gelernt. Sie war damals "sixteen and a half". Mir wurde erst später klar, dass ich der erste nicht-jüdische Mann in ihrem Leben war. Das war die Erklärung, warum sie sich dem kleinen Unterschied damals so hingebungsvoll gewidmet hat. Sie hatte mich gleichsam zum zweiten Mal entjungfert.

12 Jahre haben wir uns nicht gesehen. Ihr Haus in West Norwood war für ihr Budget perfekt eingerichtet, hell und sauber. Ich schlief im Bett ihrer kleinen Tochter, die sie zu Freunden gebracht hatte. Morgens trieb mich mein Hunger in die Küche auf der Suche nach Frühstück. Ich fand dort frisches Toastbrot, Olivenölmargarine mit Krümeln drin und eine angebrochene Pilzsalbe. Obwohl das Wochenende über keine ernsthafte Versuchung bestand, weil ich zur Zeit wirklich immun bin was andere Frauen angeht, war ich in dieser Sekunde des ausbleibenden Juckreizes noch mehr froh, dass nichts passiert war


HalfManHalfBiscuit - 29.01.02 at 10:06:12




Im Schatten namenloser Bäume liegen, hin gestreut vom Wind, die herbstlich-gelben Blätter des Ahorns. Ein Verrückter gestikuliert übertrieben. Wie im Theater spielt er seine Rolle, deklamiert laut und deutlich in seiner unverständlichen Sprache, die nach Schnaps riecht. Aus seinem offenen Lodenmantel reckt er den Kopf nach Vorne und fuchtelt mit dem Arm, als rede er mit der Ente, die ruhig auf dem Wasser schwimmt und sich nicht beeindrucken läßt. Oder vielleicht mit dem Paar auf der anderen Seite des Sees, das stehen geblieben ist, herüber schaut und offenbar belustigt dem seltenen Schauspiel zusieht.

Ein Mann mit weißen Haaren: groß und schlank, krummer Rücken. Im hellen Mantel, den Blick gesenkt, beugt er sich über Abfalleimer. Mit einer Hand sucht er Zigarettenstummel und Essensreste.

Bizarrer Wald mit den seltsamsten Bäumen, grau und grünlich schimmernde Pilze an Ästen und morschem Gehölz, irres Gewächs in allen Farben! Dazu der Morgendunst, die Sonne und kühler Schatten, knisterndes Laub an den Füßen.

Verschwitzt und mit klammen Klamotten stand er im Badezimmer und wischte sich müde das wirre Haar aus der Stirn. Sich kämmen? Duschen? Er riß sich das klebrige Zeug von der Haut und stand nackt vorm Spiegel: "OK, OK, ich dusche!"

Der Karton: eine Erinnerung. Es ist, als läge er drin in diesem Karton. Und seine Seele bestände aus lauter kleinen und großen Zetteln: manche unbeschrieben, manche unbeschreibbar.



GüTeE - 29.01.02 at 01:14:26




Copycat Romance - Punk Rock Schlampen Edit

Auf BBC World zeigen sie gerade einen Bericht über diese Kaffeefilialen, die ich nie ausstehen konnte, weil man da nirgends rauchen darf und ich erst recht keine Lust habe, mit so einer idiotischen Thermotasse durch die Strassen zu laufen. Pion ist aus der Stadt zurück, klappert in der Küche mit Geschirr. Bei ihr trinke ich übrigends auch keinen Kaffee. Das hat aber damit zu tun, dass sie immer diese komischen Glückswürfel kauft. Das sind Zuckerwürfel, die wie die Farben eines Kartenspiels aussehen, also eigentlich gar keine Würfel sind. Ob man damals bei der Südzucker ein Marktforschungsinstitut beauftragt hat, herauszufinden, was die moderne Frau zwischen 17 und 35 für ein Bild von Zucker hat ? Wie man die Produktpalette über Raffinade grober und mittlerer Körnung, Kandis, Rohr- und Puderzucker hinaus noch erweitern könnte etwa ? Mir stößt das jedenfalls auf. Pion geht zur Anlage. Tak Tak Tak machen ihre Schnabelstiefel auf dem Parkett. Ich kneife die Augen zusammen, ich bin nämlich ziemlich kurzsichtig, und versuche den Covertitel zu lesen: Misunderztood. 'Ist das nicht die Neue von der aus dem Bogner Film, wie heißt die noch gleich ?' Pion setzt sich zu mir aufs Kang, 'Pink' sagt sie und zupft mir dabei eine Daunenfeder aus dem Haar.
Ich lehne mich zurück in die saharafarbnen Tagesdecke die nach Cool Water aus einem irgendwann einmal ausgelaufenen Probeflakon riecht.


P. Aristide - 28.01.02 at 20:03:14




Den ganzen Tag schon hatte ich damit gerechnet, vorgeahnt, gewusst. Doch der Moment selbst war trotzdem eine Befreiung, unangekündigt, neu. Über den Innenhof vor der alten Fabrikhalle spannen sich bunte Lichterketten; vor der Toilette Bierbänke unter Panzertarnnetzen, rechts daneben eine Bude, die gleichzeitig Crêpes und Würstchen mit Pommes verkauft. Man müsste noch einmal nach Belgien fahren, kalten Wind ins Gesicht bekommen, und Regen schmecken, damit das Gefühl besser wird und aufhört zu stinken. Es ist schön, dass geredet wird, egal worüber, und auch hier fällt sanftes Wasser aus der Nacht, doch die Luft ist warm in ihrer angenehmen Kühle. Das, was Fernsehen heißt, hüpft trunken und lachend, blondes Haar mit hellen Strähnen hintenan, durch die Nacht, Digicam schwenkend. Es heisert, und kurz vergießt man Tränen über den Tod eines Senders, rauchend dabei. Doch trotz Regen werden die Haare nicht naß. Das lokale Bier muß über den Schnupfen von Tom Barman hinwegtrösten, und über Menschen, die Tabakpäckchen verteilen, über Zwischenansagen und Musik und das Publikum und mich selbst. Das lokale Gespräch muß über die Zeit hinwegtrösten und die Tage davor und danach. Das Gegenteil von dem, was richtig heißt. Ein leerer Schlag über den Himmel. Und im Rahmen dieser Bilder; Nackenlinien, Lippen, Hälse - nur ein Gesicht, das bleibt.


zak - 28.01.02 at 18:39:52




Doderer was here


monsun_rave - All along the Watch Tower - 28.01.02 at 15:23:46




T.Rauer

astrid lindgren
ist

TOT.


hardmate rheinbrohl - 28.01.02 at 15:00:57




http://www.virtual-unreality.de/fliege.gif

sie ist zurück


Faustus Cassel - 28.01.02 at 13:05:02




Der nächtliche Rausch schwillt an wie ein Wasser.
Sie hat Sunas hochgezogene Brauen ignoriert, sie versucht, Suna überhaupt nicht mehr anzusehen, stattdessen trinkt sie weiter. Champagner.
Inzwischen sind die einige Gäste auf die Terrasse gegangen, sitzen am Rand des Pools.
Sie betrachtet sie. Sie hört die hornbebrillte Assistentin in der Küche mit Suna streiten, sie ist betrunken und wird immer lauter, und Suna zischt ihr etwas zu. Draußen planschen die Gäste und Suna zischt, denkt sie.
Sie sitzt im Fensterrahmen, sie raucht und lauscht und schaut.
Eben habe ich ihn geküsst, denkt sie und betastet kurz ihre Lippen, Sunas besten Texter. Seine Autoschlüssel liegen neben ihr auf der Fensterbank.
Aus der Küche hört sie ein Weinen und Suna betritt den Raum. Sie tritt neben sie ans Fenster und legt ihr eine Hand in den Nacken, leise. Du hast ihn geküsst, oder, fragt sie, ohne sie anzusehen.
Dann verstärkt sie den Druck ihrer Finger und ruft nach draußen, es gibt Musik!


Anna Luz Exhauptstadt - 28.01.02 at 12:28:57




club bizarre?

crying at the discotheque
murder on the dancefloor
last night a dj killed my dog

all music has come to an end


hardmate rheinbrohl - 28.01.02 at 12:13:18




Naja, sagt Lischke, weil irgendwann fängt ja jeder mal an zu
quatschen, das letzte Mal, oder eher das einzige Mal habe
ich ihn an meinem Achzehnten gesehen. Wir haben uns
geschrieben vorher, du weisst ja, Teenager, wollte halt
wissen, wie er so ist, mein Alter. Dann kam er wirklich an,
zu meinem Geburtstag, extra aus dem Westen. Mit so
einem blauen Suhrkamptaschenbuch, hatte wohl
vergessen, dass es bei uns auch Bücher gab. Hesse. Muss
man sich mal vorstellen. Und mit Widmung; "Die Jugend ist
wie eine Krankheit, aber sie wird mit jedem Tag besser."
Zack. Krickelkrackelsäuferschrift. Nach fünfzehn Jahren.
Achja, und zwanzig Westmark. Das wars. Das Thema war
dann erledigt.


Lotos , es war aber Demian - 28.01.02 at 11:50:06




Wo alle weg sind, da schleiche ich über den Korridor, hinein ins fürstliche Wohnzimmer, ein drachengeschnitzer Sekretär, gesammelte Antiquitätentage und mehr,daneben die königliche Anlage, grünes Licht.
Ich tippe auf CD und es schnurrt, mein Kätzchen, ich halte meinen Espresso fest.
Wie von silbernen Wildpferden getragen umsprudelt mich ein Violinkonzert, Bach, d-moll,meine Güte Bach, der verpasst mir einen Adrenalinstoss. Frau Gräfin von Morseberg und der andere steife livrierte Herr auf dem Ölschinken an der Wand lächeln mir elegant zu, hey, das ist ein neuer Morgen!
Ohne Becks, und schon um 9 Uhr, die Sonne streift die Chaiselongue, mir ist die Welt, der Park, die Wiesen, der wunderblaue Himmel, vergessen Radiohead und Tahiti80, Senor Bach, gracias por la mananita preciosa.
Ob das der junge Graf auch hört, so zum Tee, oder abends, in der Bibliothek, was geschieht mit seinen Ohren, sind sie schon gewohnt zu fliegen? Seine Schwester spielt Cello, der kleine Bruder Oboe, im Sommer geben sie manchmal ein Konzert, zwischen Palmen und Rosengarten auf ihrer Garteninsel.
Nurejew könnte ich werden, Polospieler, werde jetzt eigensinnig jeden Morgen eine Symphonie komponieren, den biersteifen Knochen zum Trotz. Der Adel soll mir zu Füssen liegen, ich diniere nur noch mit Hofkapellmeistern und Thomaskantoren.
Nieder mit den Alpen, befreite Weisswursthüllen, gebt mir einen Flügel.


ALINIA Insel Mainau - 28.01.02 at 11:26:48




Literatur aus dem Berliner Untergrund

Nachfolgende Rezensionen sind zum überwiegenden Teil der U2 (Ruhleben-Pankow) entnommen. Das ist eine sehr empfehlenswerte Linie, da sie nicht nur verschiedene Länder und Kulturen, sondern auch viele Zeiten und Epochen unterquert.

Sven Regener, Herr Lehmann.
Berliner Leser von Berlinliteratur kommen mir immer ein bißchen vor wie Bayern, die jodeln. Dieser Lehmannleser ist allerdings so, wie man sich den Lehmannleser vorstellt. Das Haar trägt er sehr kurz, die Nase sticht scharf aus den Backen und seine Kleidung überzeugt mit hauptstädtischer Gelassenheit. Doch er liest sehr ernst, das Buch so hoch vor das Gesicht gehalten wie Mormonen ihr Gesangbuch, und er blättert mit störender Nachdrücklichkeit die Seiten um. Dabei ist das doch eher ein lustiges Buch. Neben sich liegt ein schick abgenutzter Segeltuchbeutel mit der rätselhaften Aufschrift "Corona", darin liegt etwas großes Rundes, und ich habe plötzlich die unverscheuchbare Idee, daß in diesem Beutel ein abgeschlagener Kopf liegt, vielleicht der von Sven Regener. Ich steige schnell aus.

Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel.
Bei Hesselesern gibt es die alte Frage, ob man dadurch komisch wird oder schon vorher komisch gewesen ist. Das Glasperlenspiel ist jedenfalls schon etwas für fortgeschrittene Komische, die dann auch noch nach Irland fahren, obwohl das da gar nicht vorkommt. Mein heutiger Glasperlenleser ist aber etwas ungewöhnlich. Das Haar ist lässig zurückgezopft, die Konfektion liegt glasklar in den Nullern, coole russische Armbanduhr, vielleicht ein Student der Architektur, vor dem die chancenlose Freundin schon immer gewarnt hat. Er hat es schon über die Hälfte durchgelesen, ein Versehen ist also ausgeschlossen, und an jeder Station blickt er nach draußen, so daß es nachdenklich aussieht. Vielleicht ist das alles äußerstes Raffinement, oder aber es ist wirklich total bescheuert.

Elke Naters, Königinnen.
Sie hat schulterlanges blondes Haar, das trotzdem nicht auffällt, ihr Gesicht ist vollständig rund und ihr Mantel hat eine Farbe, die man sofort wieder vergessen hat. Sie ist die Schwägerin, die man versehentlich zehn Jahre älter geschätzt hat, die aber dann zwanzig Jahre so bleibt. Die Lektüre, in der Taschenbuchausgabe, ist ihr offensichtlich ein Vergnügen, und über die oberen Schichten des großen Gesichts huscht mehrmals dieses Lächeln, das sie sich auch noch aufheben wird, wenn sie der Freundin erzählt, was sie Schönes gelesen hat. Schwägerinnen lesen Königinnen.

Karl May, In den Schluchten des Balkan.
Eigentlich liegt Karl May ja unter der Bettdecke, und es ist rührend, ihn in einem U-Bahn-Wagen zu sehen, so weit weg von seinem natürlichen Vorkommen. Sein Leser ist im besten Karlmayalter, also Harrypotteralter, also Playstationalter. Ein ernstes Kindergesicht, eine blaue Brille, die seine Mutter ausgesucht hat, ein sachlicher Tornister, ein Anorak mit langen Bommeln und dazu seine völlige Versenkung und Versunkenheit, weil gleich der schuftige Mübarek entlarvt wird. So etwas, heute, jetzt, 2002, in den Schluchten des Berlin, es gibt also noch Hoffnung und am liebsten hätte ich ihm Geld gegeben, für das Land der Skipetaren, weil das danach kommt, glaube ich. Er steht auf, ohne nach der Station zu gucken und liest einfach im Stehen weiter.

Deborah Tannen, Du kannst mich einfach nicht verstehen - Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden.
Kleiner Kläffer, fällt mir sofort ein, als er sich gegenüber hinsetzt. Er ist höchstens zwanzig und trägt noch diesen Jugendflaum auf der Oberlippe, die außerdem zu weit nach vorn steht. Er trägt einen blauen Anzug aus einer mir unbekannten Epoche, Bankkaufmann in Ausbildung, ich weiß es nicht, das Buch springt ihm aus dem Hartschalenkoffer so zusammengeklappt in die Hand, daß man das Cover nicht erkennt. Er widmet sich den Aufzählungen. Es gibt offensichtlich viele Aufzählungen in diesem Buch. Eigentlich hatte ich diesen Titel eher in den Händen älterer kinderloser Kindergärtnerinnen vermutet. Aber er ist doch mehr ein Fortbildungsleser, und zwar die Sorte ohne Anstreichen. Ob es helfen wird? Ich drücke ihm die Daumen.


Corvus Berlin - 28.01.02 at 11:09:20




"Ich steh vor einem Problem"

Eine Milliarde Inder können durchaus irren oder Das Hörgerät ist kaputt. Ein etwas kompliziertes Gespräch mit dem Reisereporter Helge Timmerberg zu seinem Buch "Tiger fressen keine Yogis"

Interview MATTHIEU CARRIÈRE

Helge Timmerberg, geboren 1952, ist ein Abenteurer und Reisereporter. Bekannt wurde er durch seine Reportagen für das inzwischen legendäre Lifestylemagazin "Tempo". Vor kurzem erschien eine Art Best-of-Sammlung seiner Storys, die er für die "Süddeutsche", die "Zeit", den "Stern", die "Woche", "Allegra", "Penthouse" und andere Magazine verfasst hat: das Buch "Tiger fressen keine Yogis. Stories von unterwegs" (erschienen im Solibro Verlag, 256 Seiten, 19,90 E). Das Vorwort schrieb Sibylle Berg. - Wir trafen den Autor im Hamburger Lokal "Betty Ford" im Schanzenviertel. Sein Hörgerät war kaputt.

taz von heute


off. - 28.01.02 at 10:54:12




uebrigens


TomTom - 28.01.02 at 04:22:12




Warum steht nichts über Alfred Döblin
im KLG, Herr Arnold? Denn schließlich ist
Herr Doderer auch schon über 30 Jahre tot.


GüTeE - 28.01.02 at 02:15:54




Hab ich ja quasi noch mal Glück gehabt, dass nichts draus
wurde. Sie treibt einen in den Wahnsinn...
Aber das ist nur die eine Seite.


Faustus Cassel - 27.01.02 at 17:14:23






eigentlich mit bild, aber doch nicht.

milchschalen im regen. der nasse kopf eines kaninchens. da geht einer durch wiesen, mit hochgekrempelten hosen. eulenwerg. nebelbänke. alles auf hügeln. krähen in niedergedrücktem gras. tropfende tücher. und ein blick. da liegt mein mund im schilf. und dort. mein atem auf dem see. ein wellenschlag und bin nicht ich. der ort. die dachschindeln. war ein vergessener tag. dort am rand. wo die schwärze wohnt. dort im tal. am ende steht das tor. hölzerne stiefel. malst du einen kreis. der spiegel des wassers zwischen den lippen. still. kommt die flut. sinken die steine. ein geschehen. ein wald in deiner hand. und ein schlag. schlägt das wort. das stumme. weiß der vogel. erinnert sich die feder. und du. ein zitternder fisch an land. schnürender fuchs in den wolken.



monsun_rave boomtown/sahara - 27.01.02 at 03:48:41




Streit, ein Leben


Gemeinsam laufen wir gegen
und mit dem Wind um die Wette

Am Tisch dann
fliegen die Fetzen

Sie wirft sie hinaus
auf die Straße, ins Nirgendwo

Flüchten in der Fantasie
nach Ostberlin

Liebe ist nur noch ein Wort
love's gone away from me

The blues has got me on the floor
please open the door

Keine Ahnung, wie es weitergehen könnte,
hier ist alles so bequem

Ich klebe fest
wie eine tote Fliege an der Wand

Kein Leben: lost!
Krankenhaus: Fuß amputiert

Alt und verrückt,
nichts geleistet im Leben

Kein Werk, das bleibt
keine Gnade erwartet von oben

Blieb aus,
er blieb allein

Exil, ein Radiomusikhörer,
Bibliotheksbesucher, Fern-Seher

Ein Querulant, der es sich mit allen verdarb:
nun ist er allein

Gefangen
im sozialen Netz

Ja, sie gingen auf Tour,
ja, er hatte eine Freundin

Für Computer und Handy
ist er zu alt

Klein ist die Rente
die Wohnung ist spießig

Nie räumt er auf:
das machen nun die beiden Mädchen

Geht am Stock
ich streich ihm die Küche

Sortiere den Müll,
neue Hemden kann er sich nicht leisten

Was für ein Leben
Prager Nihilist, Exiltscheche

Lebt er noch?
Stirbt er bald, ist er schon tot?

Warum besuche ich ihn nicht
im Krankenhaus?

Warum will niemand etwas von ihm
wissen?

Er weiß so viel,
kennt viele Sprachen

Und ist trotzdem
ein dummer Musiker

Jazz (swing)
und alte Musik (nicht die Romantiker)

Sängerinnen,
kein Bach-Fan

Kommunisten?
Die hasst er!

Er geht nicht zurück:
da sitzen noch die Alten

Seine ältere Schwester?
Hat er über 30 Jahre nicht gesehen

Vielleicht ist sie tot,
sie interessiert ihn auch nicht

Natürlich hat er Krach
mit den alten Nachbarn:

"Das sind alte Nazis!"
Und mit dem Vermieter

Und überhaupt mit aller Welt:
mit den ehemaligen Kollegen

Mit den jungen Aussiedlern
im Reihenhochhaus

Im trostlosen Neubau,
nicht renoviert

Hört er laut Musik
und stellt sie plötzlich

Sehr leise, nimmt alles auf Cassette,
nicht Alles

Was ihn interessiert,
denn schmal ist die Rente

Jedes Jahr
die Aufenthaltsgenehmigung

Verlängern lassen,
persönlich anwesend

In der Kreisstadt.
Zum Orthopäden, zum Chirurgen

Korrespondenz mit den Behörden,
die schwungvolle, große Schrift

Beschwerden!
Kaufangebote flattern ins Haus

Dagegen ist er völlig
wehrlos

Einmal fährt er nach Paris
im Bus

Die Sightseeingtouren
und Disneylandbesuche

Schafft er nicht,
er hört Radio

Ein alter Radiohörer:
er kann Sprachen

Er versteht,
er kennt sich aus

In der Welt,
in der Geschichte

Gymnasiast, Akademiker
Mitglied im Orchester

Flog raus
und blieb im Ausland

Tourte durch die Schweiz
und durch Deutschland

Brotarbeit
im Kurorchester

(Drecksarbeit)
Andere besaufen sich

Er blieb allein
mit dem Tauchsieder im billigsten Hotel

Ich bin ein Verräter
kein Freund

Mein Vater könnte er sein
(ist er aber nicht)

Er tut niemandem nichts,
er hasst alle

(besonders die Kommunisten
und Nazis)

Bennie Goodman und Artie Shaw,
die Moskauer Schauprozesse

Stalin und Hitler:
oh wie er sie hasst!

Grausamkeit,
die Welt ist schlecht

Er ist nicht beteiligt,
er war ohmächtig

Er blieb ein Kind
und handelte unverantwortlich

An Gott glaubt er nicht,
er wundert sich nur

Schlagersängerinnen
Politiker im Bordell

Immer noch liegt er
im Krankenhaus

Am Rollstuhl gefesselt?
Ins Heim gesteckt?

Letzte Ruhe
auf dem Friedhof

Hoffentlich
verpasse ich

Seine Beerdigung nicht -
klingt zynisch, ich weiß

Wo wird er
begraben?

Wer bezahlt
die Beerdigung?

Wer interessiert sich
für den Alten?

Was war der Sinn seines Lebens?
Ich beute ihn aus, literarisch

Er lenkt mich ab,
er leidet

Erleidet schon,
was mich erwartet

Alt werden in der Großfamilie?
Das war einmal, das ist nicht mehr!

Ständig bedroht
und arbeitslos

Hinaus geworfen
in die eisige Einsamkeit

Nein, es gibt keine Gemeinschaft mehr
für mich

Ach, stürbe es sich nur leichter!
Den letzten Sprung gewagt

Den Absprung verpasst,
ungeübt und kunstlos

Ein Tod
lacht dir ins Gesicht

Gott selbst
setzt dir die Dornenkrone
aufs Haupt

Er quält
und rettet dich

Er ist
dir gnädig,
oder nicht

Ist da ein Gott?
Hallo, wo ist er denn?

Vielleicht sollte ich dankbar sein
für dieses einmalige, wenn auch beschissene Leben

Es gibt Schlimmeres, ja,
andere haben's noch schwerer

Andere haben es
leichter

Da singt Einer,
jemand träumt

Einer läuft
und ist fröhlich

Einer ist krank
und leidet

Dieser unterhält sich
und jener ist munter

Der ist produktiv
und wohl aufgehoben

In der Gemeinschaft,
im Leben

Ausgeschlossen
ein Anderer

Du und ich,
wir

In der Wüste
und in den Städten

Auf dem Lande,
auf hoher See

Im Weltraumschiff
und auf dem Mond

In ferner Zeit
aufgehoben

Fern
einer Wirklichkeit

Chance verpasst,
alle gehasst

Liebe die Welt,
die dich erhält



GüTeE - 27.01.02 at 02:12:14




Mir blieb nichts sonst als die Arbeit. Ja, ich flüchtete mich in sie und verbrachte Tage und Wochen bei den Arbeitern auf den Feldern. So versessen war ich, dass ich eines Tages mit einem Vorarbeiter derart in Streit geriet, dass ich vom Pferde stieg und selbst zur Sense griff. Ich stellte mich in eine Reihe mit meinen Leuten und begann die Sense zu SCHWINGEN. Sogleich verspürte ich eine tiefe Befriedigung. Von nun an stand ich jeden Tag des Sommers mit meinen Arbeitern in Reih und Glied auf den Wiesen und mähte das Gras. Mein Schnitt war fast so gut wie der der anderen, und ich vergaß all meine Sorgen und Nöte und dachte an nichts anderes als an den Schwung meiner Sense und an das Gras. Es waren diese Augenblicke, die ich zu den glücklichsten meines Lebens zähle.
*
Frei aus dem Gedächtnis zitiert nach Leo Tolstoi in: Anna Karina, 26.01.2001, SAT 1 20.15 Uhr.




Eiseisbaby München, Bayern - 26.01.02 at 23:43:46




Moderate Rock. Anomal umpanzert mit
meterdicken Metaphern für Muskeln im
Mundraum, Genitalbereich und Arsch,
dem Ausgang zur Nachwelt, bin ich
hungrig nach dir und berauscht vom
Fleetwasser in der Sonne Bohème
mit Helians Helikopterbewegungen
trabe ich hin an Hochsommerhäusern.

Bild deine Sätze in beliebiger Länge
oder lauf unter angelesenen Bäumen.
Mich drückt der Hohlraum unterm Ich-
Chitin zusammenpressender Platten.

Fledermäuse flattern auf, jeansblau
im Blaulicht der Selbstmörderwehr,
von Dornen auf den Leuchtreklamen
sind die Flügel der Kleinen zerrissen;
sie durchtrennen mit Kindergesichtern
den Erfahrungshorizont,
Engel aus Kautschuk
Engel aus Kautschuk
auf einer Computertomographie oder nachts,
Sternenhagel, in der Musikermelancholie.
Und ich flattere mit in ein Comeback
jenseits des Schlagzeugs im Kopf:

Ums Ist
Ums Es
Ums Nicht
Verrecken Zeit

Daß Es
Es Wird
Zeit Nicht
Wird. Zeit

In Ums
Der Ums
Schwebe, Ums
Nicht Verrecken.

Dein Ekel, solang er Ruhm sucht in
gereimtem Renegatentum, verändert
nichts, die gute renitente Intention,
metrisch-redlich nichts als Hohn;
messerscharfe Träume, im stillen
Mutterhelikopter, wenn der Wecker
im Wandschrank tickt und niemand
aus einem Impuls heraus durchruft;
nichts zu beweinen, notorische Wunder
legen die rissigen Flügel vors Licht.
Hungrig nach dir, bin ich wie alles
maroder Tagesjubel.


rasmus - 26.01.02 at 23:26:40




Prüfungsfrüchte

Die Orange

Die Orange, in den neuen Bundesländern häufig noch aus Gründen der natürlichen bis angeborenen Mundmuskulaturträgheit bezeichnet als Apfelsine oder große, runde Südfrucht, findet immer mehr Zuspruch bei Studenten.
Prüfungsfrüchte, Früchte, die während der Prüfungszeit von Studenten immer wieder gern genommen werden, sind dadurch ausgezeichnet, dass sie leicht bekömmlich, einfach zu öffnen, relativ gesund und teilweise mit hohem Fruchtsaftgehalt sind. Ein erst kürzlich erfolgter Orangentest in einer kleinen WG im nordöstlichen Teil der Bundesrepublik erschlug mit folgenden Ergebnissen:
Es wurden im Abstand von jeweils drei Tagen, jeweils drei Netze Orangen (mit 6-8 Individuen pro Netz)in den Haushalt einer sich im Prüfungsstress befindlichen Dreier-WG eingebracht.
Die ersten drei Netze waren nach 32 Stunden entleert.
Die nächste Ration benötigte schon 48 Stunden bis zur kompletten Leerung.
Das letzte im dritten Durchgang ersetzte Netz mit italienischen Blutorangen anstelle von normalen spanischen Orangen, stiess auf Ablehnung. Somit waren alle Netze erst nach ca. 62 Stunden geleert.

Damit ist die Orange als Prüfungsfrucht belegt.
Das Blutorangen Erlebnis kann durch mangelhafte Datenaufnahmen nicht hunderprozentig aufgeklärt werden. Spekulationen belaufen sich darauf, dass das Rot des Fruchtfleisches zu sehr mit dem Rot der Korrekturflüssigkeit bei schriftlichen Prüfungen konkuriert. Diese These müsste durch weitere Untersuchungen jedoch erst belegt werden.
(Desweiteren muss abschliessend noch gesagt werden, dass allen Bewohnern der beschriebenen WG willkürlicher Orangenkonsum bis zum etwa zehten Lebensjahr untersagt war. Dieser war bis dato nur periodisch (eine Orange zum jeweils 24.12. des Jahres) erfolgt.)

PrüfungsfruchtTestZentrale 2002
i.A.


Anna Herbst - 26.01.02 at 17:40:03




http://mitglied.tripod.de/SubRosa/Ital.jpg

La parte più alta del giardino forma un boschetto. La parte più bassa della casa si chiama cantina. E nullo può narrare della meta, che resta al di là del racconto. Hai detto una frase di benissimo gusto......


buh _liest petrarca - 26.01.02 at 15:49:40




Ricardo trifft Konstantin, und beide steigen in einen Jeep um. Sie fahren in den Norden, auf einer ausgebeulten Strasse, an mageren Wasserbueffeln vorbei und Kindern, die nackt in Reisfeldern baden, Maennern in schmucken orange-weiss-karierten Lendenschürzen. Stahlplattenbrücken überqueren dunkelrot-braune Flüsse. Konstantin moechte Musik hoeren, The Carpenters vielleicht, aber ein Blick von Ricardo genuegt. Jon Bon Jovi singt weiter. Da kommen Huegel, die kargen Elefantenberge. Tempelruinen. Die road steigt auf. Es wird dunkler, vom Dschungel. Intensive Insektengeraeusche steigen da auf..
Der Russe und der Spanier, beide seit den fruehen Neunzigern im Land, mit wenigen Dollar angereist, mittlerweile westlich wohlhabend, haben am Ankunftsort eine seltsame Art von Bewerbungsgespraech. Sie sind Soeldner, im klassischen und ausser hier beinah ausgestorbenen Sinn. Suchen etwas, weniger Arbeit, mehr Erfuellung. Ueber Alastair wissen sie von einer just im Land angekommenen Guerillatruppe, die bei Bokor, 1200 Meter hoch, ihre Neuankoemmlinge trainiert.


TomTom - 26.01.02 at 09:44:57




Bester Sebastian,

mit dem unterfränkischen Umland habe ich es nicht so, wie Sie meinen. Ich weiß noch, einmal verschleppte mich ein Freund in einen Landgasthof. Das Kaff hieß irgendwie ähnlich wie Nesselwang und der Gasthof natürlich Roter Ochsen oder Goldener Ochsen, so genau weiß ich das nicht mehr und das ist ja auch nicht weiter wichtig. Da gab es, wie ich mir sagen ließ, die größten Schnitzel Bayerns und Pommes bis zum Erbrechen. Ich esse nie viel, fettriefende Schnitzel schon gar nicht, und so blieb das eine meiner wenigen Landpartien in dieser Region. Insofern liegen Sie mit dem Örtchen Zeil daneben. Auch wenn ich dem Main treu geblieben bin, habe ich doch Würzburg hinter mir gelassen und den müden Barock mit der Glas-Stahl-Beton Skyline Frankfurts vertauscht. Man hat es da nicht so weit zum Flughafen und außerdem sind die Bars amüsanter.

Sasa lese ich übrigends sehr gerne.


P. Aristide - 25.01.02 at 20:17:44




Copycat Romance - Reprise

Unter dem Kopfkissen liegt ein Buch. Ich ahne sofort, was für eins das sein muß, sonst hätte sie es ja nicht unter ihrem Kopfkissen versteckt. Obwohl das eigentlich zuviel gesagt ist. Ist ja so ziemlich das blödeste Versteck, das man sich vorstellen kann. Ganz früher habe ich das auch mal gemacht, also Tagebuch schreiben meine ich jetzt. Meins war aber nicht so dick, eine dieser China-Kladden und irgendwann, als ich sechzehn war oder so ungefähr jedenfalls, habe ich auch damit aufgehört. Es heißt immer, daß man das nicht machen soll, fremde Tagebücher oder Briefe lesen, weil sich das nicht gehört. Ich bin natürlich viel zu neugierig und außerdem habe ich doch keine Skrupel dabei. In der Hoffnung etwas über mich zu lesen, beginne ich mit dem letzten Eintrag. Ich lese überhaupt alles von hinten nach vorne, Illustrierte wie die OK! zum Beispiel oder Kurzgeschichtensammlungen, da fange ich auch immer mit der Letzten an. Nur bei Büchern nicht, aber das geht ja auch schlecht. Der Eintrag ist leider vom Mai und da kannten wir uns noch nicht. Seitdem hat sie nichts Neues reingeschrieben. Ich blättere trotzdem ein wenig herum. Sie hat die Marotte am Seitenende zu unterschreiben, was doch vollkommen überflüssig ist, wer sollte schon in ihr Tagebuch schreiben außer ihr selbst. Ich könnte natürlich, aber das lasse ich besser sein. Ein paar Schweinereien mit dem so-und-so finde ich auch, allerdings sind die nicht sehr aufregend. Entweder wollte sie da nicht zu detailliert drüber schreiben und hat das Beste weggelassen, oder der so-und-so war eine absolute Niete und das kann ja auch ganz gut sein. Dafür sind manche Sachen wieder so süß, das läßt sich anders einfach nicht sagen. Ich kichere unentwegt.


P. Aristide - 25.01.02 at 19:47:54




Front towards enemy

Abends, wenn der Fernseher im Mute-Modus bunte Bilder an die weiß getünchte Dachschräge über meinem Bett projiziert, schweifen die Gedanken in die Vergangenheit, machen sich auf die Suche nach dem verschollenen Gral der erinnerungswürdigen Momente, reißen den eleganten Maßanzug der Gleichgültigkeit von der Seele.
Gestern kam Jenny wieder zum Vorschein, gnadenlos, fast erschrak ich.

Ich stehe am Fenster unseres Hotelzimmers, es ist das Ramada Plaza in Kissimmee, Florida.
Eines der besseren Zimmer, es liegt im Innenhof im ersten Stockwerk und gibt den Blick auf einen nierenförmigen Pool und eine unnatürlich grün wirkende Rasenfläche, der man eine handvoll Kokospalmen implantiert hat, frei.
Dann betritt Jenny mein Blickfeld. Zielstrebig läuft sie auf den Pool zu, und ich wette gegen mich selbst, dass sie sich noch einmal zu mir umdreht, bevor sie sich ihrer Sonnenbrille und ihres Badetuches entledigt und ins Wasser springt.
Wette verloren, kein Budweiser aus dem Kühlschrank. Im Badezimmer koche ich Kaffee mit einer bunten Mini-Kaffeemaschine, die Mattel ohne bautechnische oder gestalterische Änderungen in das Barbie-Zubehör-Programm hätte aufnehmen können.
Als ich an das Fenster zurückkehre, schwimmt Jenny bereits. Sie muss – wider der Poolordnung, die Sprünge jeder Art untersagt – mit einem Kopfsprung die Kaltwasser-Gewöhnungsphase überlistet haben, denn ihre Haare sind nass und dunkel, und Mädchen (das weiß doch jeder) tauchen nicht.
Plötzlich fällt mir auf, wie unwirklich diese Szenerie, die durch Fenster und Klimaanlage gleich zweifach gefiltert wird, anmutet. Ich werde unruhig, Koffein, Verliebtheit und die unangenehme Kaltluft der nur bedingt regelbaren Hotelklimaanlage rufen ein zwar nicht genau definierbares, dafür aber leicht abwendbares Unbehagen in mir hervor.
Ich winde mich also in meine Badehose, trotz meiner tiefen Abneigung, Abneigung gegen Badehosen, Pipi-Chlor-Pools, Kissimmee, Florida, Motels, USA und...überhaupt.
Um Selbstachtung und Stolz in scheinbarer Sicherheit zu wiegen, spüle ich den Styropor-Kaffeebecher aus und befülle ihn mit Duty-Free-Jonny Walker Black Label, der im außenliegenden Treppenhaus ein essentielles Pool-Tuning mittels einer Ladung Automaten-Eis (insert 25c-coin) erfährt.
Als ich die Pool-Area erreiche, sind Scotch und Selbstachtung fast verschwunden.
Ich ziehe das Polohemd aus, verzichte auf das ohnehin erfolglose und peinliche Baucheinziehen. Front towards enemy. Und da entdeckt sie mich, strahlt mich an, keine Unsicherheit, nicht mal Überraschung...

Ihr Gesicht ist schon wieder verschwunden und mit ihm die kleinen, schmerzhaften Stiche.
Woran ich mich aber noch ganz genau erinnere - so als wäre es gestern gewesen und nicht im vergangenen Frühling - ist der Styroporbecher, der im Pool dümpelte, nachdem ich hineingesprungen war, ohne Inhalt natürlich...
Wir mussten noch am gleichen Nachmittag das Zimmer räumen, aber das machte uns natürlich nichts, wir waren ja jung und verliebt, und das Marriott in Orlando ist auch nicht viel schlechter.


DeadlyMedicine Bielefeld - 25.01.02 at 19:12:21




U-Bahnhof Zoologischer Garten, Richtung Pankow. Der Wachmann kniet auf ihm, auf seinem Brustkorb, der strampelt mit den Beinen und gurgelt, Schweine, lasst mich los ihr Schweine. Die Leute bleiben stehn, stehn und glotzen, der andere in der taillierten blauen Jacke bellt: Weiter, hier gibt nichts, im Chor mit seinem maulversperrten kahlgeschornen Hund. Möchte an die Gurgel, zieht an der Leine wie verrückt, einer liegt und strampelt in einer Silberpfütze, irgendein besoffener Penner. Lischke läuft schneller und klar ist was er denkt und sie sagt, ey, ist doch glamourös, echt Arbeiterbewegung, dein Vater mein ich und greift nach seiner Hand. Sei nur einmal still.

Achzehn Stationen still. Und dann hinten raus, wegen der Zerlumpten, die da sitzt, mit Hund. Mit Zahnlücken und vernarbten Venen. Zuhause Bier.
Der war mal Architekt, sehr schlau, sehr charmant. Sehr launisch und sehr schweren Mutes. Du hast seine Augen sagt Oma, mein Junge. Wie hat sie das denn gesehen.


Lotos - 25.01.02 at 18:02:35




some ausflippering sound


I got my head checked
By a jumbo jet
It wasn't easy
But nothing is no
Woo hoo
When I feel heavy metal
Woo hoo
And I'm pins and I'm needles
Woo hoo
Well I lie and I'm easy
All of the time
But I'm never sure why
I need you
Pleased to meet you
I got my head done
When i was young
It's not my problem
It's not my problem
Woo hoo
When I feel heavy metal
Woo hoo
And I'm pins and I'm needles
Woo hoo
Well I lie and I'm easy
All of the time
But I'm never sure why
I need you
Pleased to meet you yeah yeah
Yeah yeah yeah yeah
Oh yeah

(Blur "Song 2")


hardmate rheinbrohl - 25.01.02 at 17:49:21




Frühere Freunde ELF

Ralf

Er schraubte bei VOBIS im Akkord Computer zusammen. Seine Wohnung war zu 150% vollgemüllt, in konzentrischen Kreisen rund ums Bett. Ralfs Kreditkarten waren schon gesperrt, als er sich einen Golf kaufte. Mehrmals wöchentlich kaufte er uns für 50 Mark McDonald's-"Essen", wir schlangen es noch im Treppenhaus runter. Wir teilten uns eine Küche, der Kanarienvogel schiss darin alles voll. Wegen Spülunfähigkeit mussten wir wöchentlich Töpfe wegschmeißen. Ich hab eigentlich inzwischen alles im Griff. Bei Ralf ist es, fürchte ich, immer noch so.



Jochen Berlin - 25.01.02 at 17:32:37




-SÜ 3-


Ließest die Jungen sterben und die Genießenden
Aber die sterben wollen, ließest du nicht...
Viele von denen, die jetzt vermodert sind
Glaubten an dich und starben mit Zuversicht.


In diesem Land, antworte ich meiner Begleiterin laut, hier können Granatäpfel nicht wachsen. Dieser Boden spuckt doch nichts aus, was an Liebe erinnert, der gibt nur Kartoffeln her und Karotten, die dummen und Stein aus Kalk. Und Kirschen, die gibt der bittere Boden her, in dem Kindernägel Kuhlen -"roše"- für ihr ewiges Murmelspiel reingekratzt haben: die zwischen Daumen und Zeigefinger aufgerichtete Dreifachfeder, Glas an Glas. Wir klettern über Zäune, heben uns mit Händen in fremde Gärten über, verderben uns süß die Mägen an den Kirschen, unsere Hemden wäscht nichts mehr rein. Wir spannen die Schleudern, Schulter an Schulter Kindersöldner, uns hat das Leben gekauft, ihm dienen wir und den fremden Gärten, so dienen wir also niemandem und unsere Flügel sind Dreifachfedern zwischen Daumen und Zeigefinger, mit denen schleifen wir den bitteren Boden, so viele Jahre in denen nichts und alles wächst!

Meine Begleiterin guckt mich an, als wäre ich nicht mehr ganz dicht.

So, der Junge mit dem bosnischen Haar über den Ohren dreht sich unter der Sonne, die tief in den Hügeln steckt. Er ißt Schwarzbrot, auf dem Schwarzbrot, dick aufgetragen, schwarze Marmelade, die glänzt. Pflaumen - die Mutter ruft zu Tisch aus den Fenstern, es hallt über die sonntäglichen Höfe, alle Mütter rufen dann. Der Junge mit dem bosnischen Haar über den Ohren und in der Stirn, er leckt sich vor Vorfreude über die Lippe, er glänzt vor Vorfreude in der Hügelsonne Bosniens. Er beißt in die weiche Brotmitte und gleich noch mal, voll rein. Alles ist sofort sauber vor Schwärze, die Mundwinkel und die halbe Wange mit Marmelade bemalt. Er beißt immer in diese Mitte rein, er folgt dem Gesetz des Marmeladenbrots, da steht geschrieben, wie du mit Lust ißt.

In die Mitte rein, an der Brotkruste entlang springt er auf die Soldaten zu, auf den brennenden, verosteten Kreuz und den brennenden verosteten Neumond. Bei sich trägt den schönsten jemals geschriebenen Brief einer bosnischen Kindheit, er trägt ihn mit Vorsicht eines vorlauten Jungen mit schwärzestem Haar auf der Welt - Brot, das man nie schneidet, das man bricht. Der Junge ist höchstens sieben und als er bei den Soldaten ankommt, ist er zehn und aus dem Brot nur noch die Kruste übrig, braun und wippend auf seinen Handflächen. Auf seinem viel zu großen Mantel mit Karomuster fliegt der Junge an die Soldaten heran, er ist ein junger Mann, "ganje" und "corabake" längst zu Ende gespielt, er ist zwei Meter groß und sein bosnisches Haar glänzt ihm glatt über der Stirn, er ist drei Meter groß. Der Mann, also, verdeckt mit dem viel zu kleinen Mantel mit Karomuster den Kreuz und den Neumond, streckt die Handflächen den unsergleichen Soldaten hin. Darauf die Brotkruste, gerade noch gespannt um unsäglich sättigende Mitte.

Und so kommt es, dass der Soldat mit dem Kampfmesser am ledernen Gurt zu weinen beginnen will, alle weinen sie vor dem Kind, das ein Mann ist mit bosnischem Haar. Alle Soldaten, die aus ihrem Reigen ja nicht können. Sie weinen nicht, weil nichts weint, das dieser bittere Boden ausspuckt, sie weinen bitter nicht auf die Glasperlenkuhlen. Unter Rufturmen, Giebeln und Hufeisenbögen wächst nur, was nicht lieben wird.

Fern heulen sie wie hohles Hundejammern, die Kalaschnikow im warzigen Arsch der bitteren Böden.


Sasa - 25.01.02 at 16:24:30




Hin und hergerissen zwischen den Extremen, ein ständiges Oszillieren um ein Gleichgewicht, das keiner so genau kennt.
Wir bestellen zwei weitere Bier, prosten uns zu und versuchen den großen Bogen zu spannen. Von Feynman bis Steinbeck,
von Dirac bis Sebald. Und irgendwann, urplötzlich und nur für eine kleinen Augenblick habe ich das Gefühl, als ob eine Symmetrie in mir hergestellt ist. Eine Art Super-Symmetrie, die mich für einen Moment im Gleichgewicht hält.
Eiseisbaby schaut mich. Er lächelt.


wch münchen - 25.01.02 at 16:20:32




"mich schwitzts, waisch, nich von innen, sondern von außen auf der haut. der kalte schweiß muss weg!"


buh _hört zu - 25.01.02 at 14:29:00




Das Pendel schwingt: Vom Ruffini ins Jagdstüberl. Einfach einen Moment still sein, sage ich zu wch und wir schweigen und schauen uns an. Die Stofflampen hängen tief, der Sound auch. Stammtischsound und Biersound und gelbes Licht auf den Tischdecken. Das alles schwingt, meint wch und ich sage: Ringe, Christian, Ringe! Aber das ist nur was für Physiker. Später, am Hauptbahnhof hat die CATERING AREA natürlich schon geschlossen. FISCH. POMMES. DÖNER. WÜRSTL. GEFLÜGEL. Alles im Lack.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 25.01.02 at 14:07:19




in der bar. am tresen, sie sitzen und lachen. rillie und sein kumpel, beides alte hasen. der eine sogar so erfahren, dass er meint einer nebenan stehenden blondine den kopf abschneiden zu können, sie habe ein interessantes gesicht aber der rest, der rest muss weg. auf dem klo sammelt sie informationen, der andere mit den kotletten, den findet sie ganz süss, sie möchte einfach wissen wer er ist. es ist ihr peinlich, ich gebe bereitwillig auskunft über sternzeichen, momentane tätigkeit und herkunft, kommt er denn von hier? woher ich das alles weiss, das fragt sie nicht. sie ist aufgeregt, signalisiert mit blicken, dass sie wissen möchte, was hat er gesagt, hast du's ihm gesagt, was hast du gesagt, ich will einfach nur wissen wer er ist. er geht aufs klo und sie überlegt, ob sie ihm auf dem rückweg ein bein stellen soll, einfach so, wissen wer er ist. ich bleibe stehen, sie möchte das so, er kommt, sie zupft am ärmel, hey, wer bist'n du. die karten sind verteilt, die partie läuft. rien ne vas plus


helga verteilt die karten neu - 25.01.02 at 13:36:05




rest, der rest muss weg. auf dem klo sammelt sie informationen,
der andere mit den kotletten, den findet sie ganz süss, sie
möchte einfach wissen wer er ist. es ist ihr peinlich, ich gebe
bereitwillig auskunft über sternzeichen, momentane tätigkeit und
herkunft, kommt er denn von hier? woher ich das alles weiss, das
fragt sie nicht. sie ist aufgeregt, signalisiert mit blicken,
dass sie wissen möchte, was hat er gesagt, hast du's ihm gesagt,
was hast du gesagt, ich will einfach nur wissen wer er ist. er
geht aufs klo und sie überlegt, ob sie ihm auf dem rückweg ein
bein stellen soll, einfach so, wissen wer er ist. ich bleibe
stehen, sie möchte das so, er kommt, sie zupft am ärmel, hey, wer
bist'n du. die karten sind verteilt, die partie läuft. rien n


helga barcelona - 25.01.02 at 13:32:58




Dieser einsame Mensch in der modernen Welt, ohne Orientierung, ohne Auftrag, ohne Moral und ohne Glauben, nur von einer diffusen Sehnsucht nach Wärme und Menschlichkeit notdürftig umhüllt, setzt trotzdem einen Fuß vor den anderen. Und siehe da: er bewegt sich, sehr langsam, vorwärts.


Felix Herbst - 25.01.02 at 12:21:07




ausflippering

wochenende
time to party
abfeiern
abfahren auf geht´s

another night
means another party
und
schlafen ist und bleibt
kommerz, wenn auch angenehmer.
ich sehne mich nach kühlem bier,
kaputten gestalten an der theke,
wirren gesprächen
und einer prise spaß.

es ist freitagabeeeeend.


hardmate rheinbrohl - 25.01.02 at 12:06:22




verehrter p. aristide,
heute bin ich auf ihre ortsbezeichnung zeil aufmerksam geworden. ist dies das unterfränkische zeil am main, in der nähe der verblühten barockmetropole und jetzigen katholischen beamtenstadt würzburg. bestes ihnen.


Sebastian munich - 25.01.02 at 11:59:09




TAR, António Lobos Antunes hat einen wunderbaren Roman geschrieben, in dem er dem großen Gardel ein Denkmal setzt. Hat mich nachhaltig beeindruckt.

Erzähl Du doch wieder.


monsun_rave - 25.01.02 at 10:42:08




Wir verließen die Party um drei Uhr morgens. Das Taxi brachte uns zu einer Bar. Sie war schon geschlossen. Wohin nun? Der Fahrer empfahl uns seine Kneipe, in der er immer Pause macht. Wir spielten dort am Quiz-Automaten und dann Darts. Am Billiardtisch war einer der Spieler so betrunken, dass er die halbe Kugel für die weiße hielt. Den ganzen Abend schon berührte ich sie: ich strich durch ihr schwedischpopblondes Haar und entlang der Wirbelsäule über ihren Rücken, nahm ihre Hand, nur ganz kurz. Es kam nichts zurück, sie machte mir keinen Mut. Sie gewann die 3. Runde und ich drückte sie leicht an mich und küsste sie. Nur einmal, nur kurz. Ich ließ sie wieder los und lächelte sie an. Jetzt kam sie mir näher. Wir hörten erst auf, als es schon wieder hell war und ich zum Bahnhof musste und sie zur Arbeit, mitten in der Woche, mitten in Berlin.


HalfManHalfBiscuit - 25.01.02 at 10:30:01




Ach.ja.
Da bin ich wieder vor dem Bildschirm eingeschlafen, vor lauter Buchstabensosse, und jetzt bin ich zu spät aufgewacht.
Schon wieder alles vorbei.
Der Kampf, der Ring ist leer.
Muss ich mich mit selbstgemachten EisEiswürfeln trösten und ein shoot allerhöchsten Alkohol beimischen, damit ich nix mehr verschlafe, in dieser lite-rar-ischen Welt.

Ausserdem versuche ich gerade Fernando Pessoa ins britische zu übersetzen, wenn ihr wisst, was ich meine.


ALINIA Alpenrand, Schaumkronenstadt - 25.01.02 at 09:42:01




monsun_rave

danke schoen fuer die schoenen bilder und jener
hommage von Dios Carlos Gardel a Buenos Aires, aquella
belleza de decadencia. Das anmutende Paar in La Boca
habe auch ich fotographiert, damals. 2001, als dort alles
noch etwas anders war.


TAR New York - 25.01.02 at 09:08:15




Für den neuen loop:

Liebe, getrunken.
Und ich wache auf, in meinem Leben. Alles gerinnt in meinen Händen, wie Milch,die Zeit zwischen den Schwimmhäuten der Seele, sie rinnt davon.
Nichts kann meinen Blick an sich ziehen, so schweift er hindurch durch die Wände der Städte, durch die Landschaften unserer Sehnsucht, findet den sanften Wind, der ihn einlädt ins Nichts zu zielen.
Letzte Nacht erinnerte ich mich ein Wolf zu sein. Dem Wolf ist seine Nase das Verhängnis, Düfte einsaugen und sich an Unverletztem berauschen, in das die Zähne wie Schüsse eindringen. In meinem Nebel der Träume habe ich an Deinen Wunden geleckt, Dich zu mir herausgezerrt, ins wilde, weite Wolfsgestreite, wollte nichts von zarten Federn wissen, kämpfte, biss und röchelte.
Von irgendwo, einer schwimmenden Insel, safransüss, fiel ein Wasserfall auf mich, hinein in mein Leben, der Wolf bot Dir seine Schulter, ich wusste, der Schmerz kam wie ein loderndes Feuerpferd, zeriss meinen Schleier, der Blick kam zum Stillstand, in einem sterbenden Hermelin.
Blau wie die Flut bei Morgenlicht, perlender Flug in Weidengänge, so,und nur so habe ich Dich getrunken,
Liebe.


ALINIA Wolfsplanet - 25.01.02 at 08:26:12




geredet wurde viel, aber das thema um das es gehen
sollte, wurde geflissentlich ausgelassen. dass ist wie sex
ohne liebe und orgasmus. oder wie ein buch mit
rausgerissenem ende. wie ein telefonbuch ohne nummern.
ein stumpfes messer. ein feuerzeug, dass nicht mehr
funtkioniert. stiefel mit hundescheisse an der sohle. regen
wenn man laufen muss. sonnenschein, wenn man 12
stunden auto fährt. krankheit, wenn man sich wochenlang
auf den ausflug gefreut hat. wie erdbeerkuchen mit maden.
falschgeld. eine gitarre ohne e-saite. wie eine sprache ohne
vokale. weihnachten alleine. kino ohne eis-werbung.
handys ohne downloadbare klingeltöne. stifte, die nicht
mehr schreiben, wenn man zum punkt kommt. kputte
tstturen...


Faustus Cassel - 25.01.02 at 00:12:23




Was uns Tiere und Menschen von Pflanzen unterscheidet? Wir haben eine Seele, d.h. wir müssen uns VORSEHEN.
[nach Ortega y Gasset]


wenn Tiere trauern

Worte sterben
Berufe
alles Mögliche

Gezeugt, geboren
und gelebt
wird auch

Geliebt, gedacht
wird jede Nacht
und jeder Tag
dich mag
wenn du's vollbracht
und hast gelacht

Has' du Humor
und stehst im Tor?
Wenn nicht
steh ich!
Wie kleines Radi
Radenkovic:
'Bin i Radi, bin i Köni''


Ein Maler denkt in Bildern, ein Komponist in musikalischen Zeitstrukturen; die verbalisierbaren Anteile sind aber enorm!


mo(rn)in(g)

es ist zu warm für diese Zeit
noch kaum bereit
der Winter
für frühe Vögel und Geklimper

;) nach björn m. /

Literaturlaub, 1 Liter at Url aub
GüTeE ist für die Nachtschicht zuständig. Im Moment scheint er Urlaub zu haben;)

einsam
sitz ich nacht um nacht
auf einem berg erinnerung
/thorstenmix/

Diese Zeitsprünge sind durchaus möglich (und erlaubt, sagt sogar Thomas Mann?) und 'passieren' relativ häufig, wenn ein Autor zurückdenkt, sich erinnert und plötzlich wieder in der 'alten Gegenwart' IST.

Was motiviert? Lob und Begeisterung, Sinn: jeder will ernst genommen werden; Respekt, Anerkennung einer Leistung. Das Gute und Erwünschte verstärken.

Sich NICHT zu einem Text äußern, kann Ignoranz bedeuten: "Das interessiert mich nicht!"
Etwas wohlwollend (auch geschickt und feinfühlig) übersehen (bei einem Kleinkind), dafür die 'akzeptablere Handlung' mehr beachten: ich glaube, das ist mir damals gelungen (ich hatte ja ständig die Fehler in meiner Umgebung beobachtet und wußte genau, wie man es richtig macht;)
Anregungen, Sinnesreize. Ein Kind 'arbeitet', ist vertieft und konzentriert im Spiel: das ist doch der Idealfall (so im Sinne der Maria Montessori).
ICH habe eine Art 'Laissez faire'-'Erziehung' genossen, d.h. die Geschwister haben mich 'erzogen', oder wir haben gespielt und uns gestritten (es geht ja oft hart zu unter Geschwistern!)

Wenn ein Text, ein Bild oder Erlebnis MICH zum Schreiben bringt, freue ich mich. Die Wirkungen sind aber sehr subtil und lassen sich nicht im Voraus bestimmen.

Aber:
warum schreibe ich?
Weil mir etwas fehlt, Fundamentales: Anerkennung, vielleicht Liebe;)
Warum habe ich mir (m)eine Geschichte erschrieben? (wie Max Frisch so schön formuliert) Weil ich arbeitslos war und damit 'überflüssig', weil ich Zeit hatte und mich langweilte: also las ich und verglich z.B. die Identität eines Handke in seinen Büchern (H.Miller, Joyce, ...) mit meiner eigenen: "Wer bin ich? Was ist das für ein sinnloses Leben? Vielleicht sollte/könnte ich schreiben? Wie sah denn meine Geschichte aus? Woran erinnere ich mich? usw."

1983? Da war ich mit dem Studium fertig und im 2. Jahr im 2. Beruf tätig. Antiquarisch fand ich ein Taschenbuch von Arno Schmidt: 'Aus dem Leben eines Fauns';)
Mit 29 Jahren hast du noch 2/3 deines Lebens vor dir, wie meine Tanten mir beweisen.

ob ich feinfühlig bin in meiner kritik? weiß nicht. aber wenn es mich reizt zu antworten: sollte ich NICHT ehrlich meine meinung sagen? warum nicht. verletzen will ich nicht. der autor/die autorin kann mir doch SEINE/MEINE meinung mitteilen.
ich finde nicht, dass wir immer EINER meinung sein müssen. durch sachliche kritik (die ICH mir wünschen würde) kann man doch nur lernen - oder durch begeisterung (von WAS/WEN begeistert?)

meistens beziehe ich mich auf die 'syntax', die form. vielleicht könnte man noch die DARSTELLUNG eines inhaltes kritisieren. inhalte sind doch sehr persönlich und damit nicht zu bewerten

manchmal ist ignorieren ein gutes erziehungsmittel, habe ich festgestellt

gut ist das mittelalter
besser die antike
doch am allerbesten: ein leben als fossil




GüTeE - 25.01.02 at 00:08:04




Mi Buenos Aires querida, querido!


monsun_rave * todo es possible - 24.01.02 at 21:53:55




Ich habe gesagt, Du sollst mich nicht auf mein T-Shirt
ansprechen, Helga.


Faustus Cassel - 24.01.02 at 20:45:36




Mi Buenos Aires Querido, querida.


off. - sotto le stelle - 24.01.02 at 20:17:17




off., mi queridA, La Ciudad, Buenos Aires, Amen, djou know? like Antonio fAckin BAnderAs, mAng.


monsun_rave / Lektion Nr. 1 - Hablar hablar hablar - 24.01.02 at 18:45:23




Copycat Romance

Sie schiebt mir eine dieser Calvin & Hobbes Karten über den Tisch. Zum Unterschreiben. "von mir auch liebe Grüße ..." kritzele ich mit ihrem braunen Stabilo in die Ecke. Nicht wirklich geistreich, aber was soll man schon schreiben ? Charles hat ein bisschen Pech gehabt. Anfangs zog er nur ein Bein nach, ganz leicht, ich habe das nie bemerkt. Irgendeine Muskeldegression.
"Es zieht hier ganz schrecklich", meint meine Begleiterin, sie schlägt dabei demonstrativ das Revers mit der LIONS Nadel hoch.
"Ja", sage ich und denke immerzu an das Wort Paradies.

Wir trinken:

2 cl Zitronensaft
1 Eiweiß
1 cl Triple sec
4 cl Bourbon
Dashes Grenadine


P. Aristide - Zeil - 24.01.02 at 18:42:54




mario, wie ist es eigentlich möglich, dass ich von meinem heimrechner nicht mehr in den loop komme?


göttingensis hms home - 24.01.02 at 16:10:53




Buenos Aires, mi querido


off. - 24.01.02 at 14:24:52




1
Verschwörungsketten im
World Wide Web
Ich bekomme es langsam
mit einem immensen
Paranoia-Flash zu tun
all night long.
------------------
2
gestern erzählte mir meine mutter,
dass sie aus sicherer quelle
erfahren habe, dass unser
Gartenhaus eine Liebeslaube für
fremdgehende Gestalten wäre.
Aha, man sollte vielleicht
Beweisfotos machen
--------------------------
3
Vorgestern Grateful Dead gehört,
funktionieret ganz gut als
Hintergrundmusik.
Trotzdem ist und bleibt der
Dia-Mix von Sven Väth´s Mix-Doppel-CD
"Sound of the Second Season"
die beste Musik derzeit.
- very angenehm
-------------------------------


hardmate rheinbrohl - 24.01.02 at 12:42:46




ich seh fern. meistens filme. sobald der werbeblock beginnt, zappe ich zur eingelegten videocassette. ich habs im gefühl, wann ich zurückzappen muss, oft stimmt es auf die sekunde. auf die art sehe ich einen film der sich aus "dark angel" und "topkapi" zusammenfügt, oder aus "nestor burma" und "breaking the waves", oder aus "marschall titos geist" und "salmonberries", oder....
in mir wird ein neuer film zusammengeschnitten. melina mercouri trifft auf björk, pepe cavalho auf kurt wallander, cameron diaz spielt neben dieter pfaff, marianne rosenberg mit kevin cline. wahrnehmen ist eh schneiden. oft entstehen rasante szenenwechsel.
neulich auf einem filmfestival: hitchcocks "vertigo" als vierminütiger videoclip. gut so.
früher dagegen. gott wie alt bin ich? mein großvater stellte stühle vor die radiokommode (globus-biedermeier). wir setzten uns. hörten stumm und bewegungslos ein symphoniekonzert (sottens, beromünster). keine rede von aufstehen. ich mochte das magische auge. grün wie die iris einer ziege. am ende stand man auf, die stühle wurden wieder rund um den tisch gestellt, das radio - klack - ausgeschaltet.


buh - 24.01.02 at 09:17:41




"wenn die frau da vor mir steht, bruder, dann muss sie davon ausgehen, dass das getan wird, was ich ihr sage!"

(ein bruder zum anderen)


buh _hört zu - 24.01.02 at 09:07:42




glücklich?





helga fragt ob - 24.01.02 at 01:09:22




http://www.geschichte.2me.net/bio/cethegus/b/beckett.jpg
Beckett, Samuel Links: Zeichnung von A.Avigdor, 1958 Manuskriptseite der "Glücklichen Seite"

B


GüTeE - 24.01.02 at 01:01:09

 




Kurzer Lebenslauf

Baudelaire, geboren am 9. April 1821 in Paris,
verlor im Alter von sechs Jahren seinen Vater.

Als er 1838 in der Pariser Bohéme untertauchte /
ein Verfahren wegen Gefährdung der Sittlichkeit/
Schulden, Krankheit, eine fortschreitende Lähmung
und Sprachstörungen ...
Da er das Geld schon bald für Alkohol, Drogen und
Frauen ausgegeben hatte, ließ ihn sein Stiefvater
für unmündig zu erklären.

Baudelaire starb, völlig ausgezehrt, am 31. August
1867 in einer Anstalt in Paris.


GüTeE - 23.01.02 at 23:34:52




Warum mache ich das alles eigentlich? Weil Du meine liebste Freundin bist sagt Lischke und Lale, ja genau, warum eigentlich.

Und dann geht es damit erst mal nicht weiter, denn sie müssen aussteigen. Sind schon ewig unterwegs, mit den Öffentlichen, das Auto hat sich vorläufig verabschiedet. U-Bahn, Bus, eine wirklich schlechte Anbindung findet Lischke, und das obwohl hier tausende von Leuten wohnen. Er kennt den Weg, grün verteilt zwischen den ewig gleichen Blocks, nicht besonders hoch mit riesigen Hausnummern. Gelb, rosa und hellblau, die Aufgänge draussen, Fassaden vollgeklebt mit langen Balkonen, eine Tür an der anderen und leere Blumenkästen trödeln an den Geländern.

Meinst du, wir treffen ihn fragt sie und Lischke wird gleich wieder sauer. Quatsch. Weiss er, dass du kommst? Schliesslich ist er dein Vater. Toller Vater, keine Ahnung, ist mir auch egal. Konservierte Sechziger, die Blocks sind sicher drinnen wie draussen. Klar sagt Lischke, Tupperwareküchen, Dralonspitzendeckchen auf hellem Schleiflack, na und, gibts doch noch überall.

Oma wohnt im dritten Stock, es gibt keinen Aufzug, ein Zivildienstleistender bringt den Einkauf und macht ein bisschen klar Schiff sagt Oma. Sie sieht fast nichts mehr, irgendein Star, trägt trotzdem eine grosse braune Brille, schön, die Kinder, nur herein in meine bescheidenenen Gemächer. Schleiflack hell und Keks trocken, Omas braungefleckte Hand auf der von Lale, Kindchen, dass der Junge so ein Glück hat. Ich muss raus rauchen sagt Lale.
Dein Vater fragt nach dir, und sie bleibt doch, denn der Vater ist ein versoffener KPD-Aktivist, frühberentet wegen Invalide, wegen Suff und hat Lischkes Mutter sitzen lassen. Dann ist er in den Westen, Mutti besuchen und geblieben. In Neukölln. Meine Tochter und ein Kommunist, die andere, die katholische Oma aus Pommern hat das nie verkraftet.


Lotos - 23.01.02 at 20:55:07




b a l d
aus der dusche klingen töne, der erste buchstabe des alphabets
wird genüsslich ausgestossen. am abend zuvor behauptete ein
älterer herr aus berlin, der computer und seine unzulässigen
trenungsvorschlaege würden die neue rechtschreibereform
bestimmen. jetzt ein pfeifen mit der bürste durch das noch lange
haar. er verschwindet um die ecke und ich vermute frischer
klamotten wegen. die musik ist aus (..."und ist immer noch da")
das geräusch von anstreifenden klamotten. jetzt: wo ist die
schere – die haare müssen ab. die gürtelschnalle klickt, eine
rauschende jeans zieht sich nackte beine entlang. fest die
schnalle und aufrecht der gang. die seele zappelt bis der
verstand wackelt. das salz im glass, der zucker in der dose. der
euro fällt vom tisch auf den boden durch eine einzige
armbewegung. wo er ist? vielleicht richtet er lampe und stuhl zur
harschneiderei. einerlei. leipziger einerlei. allerlei. grünes
grass enthält auch vitamine. nein, er holt klopapier um
irgendetwas aufzuwischen. wischerei. der spiegel wird geputzt auf
dass das antlitz entzücke im schein des frischen glanzes.
es ist geschehen, doch er will mir seine halsschlagader nicht
überlassen. eine kräftige halsschlagader verlangt einen starken
besitzer. unerträglich laut schiebt sich der sauger über den
staub um auch noch das letzte haar zu krümmen. von einer stelle,
an der es nötig schien ausgehend, überfällt er nun die ganze
wohnung mit dem sauberkeitswahn. saugbarkeit.
der letzte euro fiel vom tisch. der griff zum telefon ist leicht
getrübt, doch dann erhellt sich das gesicht, der Taufpate. es
geht weiter und die wohung wird immer sauberer. es wird nach dem
tabak gesucht. der parmesan schmeckt salzig, das wasser ist
eiskalt und klar, die linke wange heiss. auf dem runden holzbrett
ein grosses messer mit schwarzem griff. wer wird hier
geschlachtet? der ofen rauscht in seinen gasen und die kruste
woelbt sich goldengelb. ein schlapper grauer pulli über der
stuhllehne. und es riecht gut nach kaese, sagt er. der tabak
bleibt verschwunden. unklar aber unwiderbringbar. "there's no
reply for my request" seufzte er und gab die suche auf


helga heisst jetzt müller - 23.01.02 at 18:18:08




Klara hat eine neue Brille.
Ich hole sie vom Zug ab, den Arm voller Tulpen, und sie lacht mich aus, leise, es ist doch erst Januar. In einem Café bestellt sie einen Tee und raucht meine Zigaretten. Sie erzählt mir von ihren Ideen, ihre Eva will Meeresbiologin werden. Aber weißt du, sagt sie, das ist ja auch brotlos.
Auf dem Heimweg gehen wir untergehakt, wir kaufen Nüsse und einen Gedichtband; Klara liest mir vor, und ich koche. Plötzlich schwamm ich im schwarzen Fluss, liest sie, dann verstummt sie. Ich werfe die Nüsse zu den Zuckerschoten in den Wok und drehe mich zu ihr um. Wenn wir mal Kinder haben, sagt Klara und schaut mich an, dann lesen wir denen auch die Gedichte vor, die wir immer zusammen lesen. Ich nicke, Kinder, ach Gott.
Klara öffnet die Weinflasche; ja, sagt sie, ach Gott.


Anna Luz Exhauptstadt - 23.01.02 at 16:15:16




Danke Eiseisbaby. Hiermit ruht diese "Sache" nun auch für mich.


Shoot - one*man*show - 23.01.02 at 14:53:46




http://www.chesscenter.com/twic/event/wijk2002/5khalfidefinal.jpg

Ponomariow ist nicht zu fassen. Jedenfalls nicht für Iwantschuk, oder er will nicht. "Scheiß Palast der Gewerkschaften", mag sich Wassili denken, während er ein Gewinn nach dem anderen aus dem Fenster schmeißen muß, und: "Blödes Wunderkind" wohl auch noch.

Alexander feiert heute in Holland Geburtstag. Ein bißchen vor dem Rechner abhängen mit Dreew, Krassenkow und Grischuk, ein bißchen Spaß haben, während Iwantschuk in Moskau verlieren muß, denn Wassili darf nicht Weltmeister werden. Weil er nicht will, und weil er nicht weiß, was er dann auf diesem Planeten sollte. Sie vermuten, daß er sonst sofort zurücktreten würde.


off. - Wijk aan Zee - 23.01.02 at 13:59:20




Judith Kappes
stammt aus W.
Das nur nebenbei.

Apropos:
dabei sein
für immer
verewigt ewiglich
aber auch verdammt
im wahnsinn des alltags -

ich.

...und dem wirren, was die zeitungen sagen
und das fernsehen schreit.

"Der Besitzer des Ikonenmuseums ist jetzt
selbst eine Ikone irgendwie,
er ist nämlich tot.",
sagt der andere im abteil
und lacht vor sich hin.
es ist kurz vor abfahrt.
ich habe durst


hardmate rheinbrohl - 23.01.02 at 13:37:53




Genau. Und Dich ganz besonders doll. Bussi, Bussi.


Eiseisbaby München, Bayern - 23.01.02 at 13:00:19




... und ab sofort haben wir uns alle wieder superlieb, gell?


Lotos - 23.01.02 at 12:50:03




http://www.solaris-2.de/KONZEPT/Grossmaul.jpg

Bigmouth Strikes Again


rasmus im blauen roten meer - 23.01.02 at 11:24:02




Und wenn wir schon am Nase fassen sind, möchte ich Folgendes richtig stellen: Entgegen meiner Vermutungen ist Shoot eine Person, genauso wie Deadly oder Halfman oder Flying. Falsch war es von mir, Shoot mit seinem echten Namen anzugreifen. Denn wenn man etwas leicht vergisst in diesen virtuellen Räumen - dann, dass, wir haben alle ein ganz normales Leben und da gelten andere Spielregeln. Innsofern ein dickes sorry an Letzteren. Es tut mir leid.
*


Eiseisbaby München, Bayern - 23.01.02 at 10:42:33




Im vom China abgekauften Schnellboot von Koh Kong nach Sihanoukville uebergeben sich Einheimische lautvoll und taktlos. Sie haben weder Augen fuer die vorbeiziehende Insellandschaft, tropisch bedeckt, einzelne Drogenfabriken in Huetten am Filmstraenden, tiefgruenes LANGNESE-Wasser, alles kulissenhaft, noch fuer den Bordfernseher, auf dem malaysische Karaoke Clips stupide Thai-Quizshows folgen, immer mit Khmer-Untertiteln und gnadenvoll laut.
Die Kambodschaner bezahlen 10 Euro fuer vier Stunden Fahrt, und das ist unglaublich viel Geld, und dafuer wollen sie etwas geboten bekommen, und so essen sie kurz vor Fahrtantritt viel zu viel und alles durcheinander: Bananen und ohnen-Fisch-Baguettes und Reis mit Rattenfleisch, und sie trinken gefakte COCA COLA, literweise.
Und dann kotzen sie.
Einer in den hinteren Reihen beginnt damit, und dann wechseln sie sich ab, und die Front wandert nach vorn, ganz bestaendig.
Die wenigen Touristen an Bord, die bekommen das nicht mit, die sitzen an Deck, zusammengepfercht auf nassen Holzkistenboeden, schnell verbrannt von der schlimmen Sonne Indochinas; die LONELY PLANEToiden blaettern kollektiv lustlos in ihren Bibeln, denn da steht sehr wenig ueber diesen Teil des Landes. Es sind eh nur noch wenige von ihnen, alle sind sie in der antiken LARA CROFT-Tempelstadt Angkor Wat oder bestenfalls in den verdreckten Bars Phnom Penhs, aber hier im Sueden, dem dicken weichen Unterleib des Reiches, da verrinnt dieser Menschenschlag, sachte loest er sich auf, wie die Phantasiegestalten in DIE UNENDLICHE GESCHICHTE.


TomTom - 23.01.02 at 07:25:30




Jupp, und ich greife mir auch an die Nase.


off. - 23.01.02 at 06:00:27




SÜ -2-

Ich halte vor der Schranke an, ziehe die Handbremse, kurbel das Fenster herunter. Die Dokumente liegen auf dem Armaturenbrett bereitsortiert , meine Begleiterin sagt was. Die Dokumente, also Paß, Presseausweis, Führerschein, Fahrzeugschein, 50 Mark.
Der Schnee liegt zu fallen bereitsortiert, Öfen brennen laut.

Ich las heute Morgen in diesem Hotelzimmer, das nach Erde roch und staubigem Tuch, wie hierzulande Blutsbrüderschaften geschlossen werden. Der Kranke schließt Blutsbrüderschaft mit dem Gesunden, um gesund zu werden. Wenn zwei Freunde ein brüderliches Verhältnis schließen möchten, lassen sie ihr Blut aus dem Arm, lecken sich gegenseitig das warme Blut vom warmen Arm ab, küssen sich an den Wangen und im Mund, versprechen, einander in der Not beizustehen.

Nichts geschieht.

Meine Begleiterin guckt raus, beschwert sich, indem sie drei mal an ihrem Feuerzeug scheitert. Hustet. Nichts geschieht, niemand schaut in den Wagen, niemand befiehlt aussteigen, niemand spricht meinen Namen falsch aus, streckt die Hand nach dem vereinten Europa. Unweit des Wagens drehen sich sechs Soldaten mit kleinen Schritten um sich, sie fletschen die vereisten Zähne einander im Reigen zu, das nicht aufhören will. Sie drehen sich und laben sich da im braunen Schnee und aus den Mündern kreuzen Nebel ihren vereinsamten Reigen, das sind Nebel, die nichts kennen.

Ein Feuer trägt ihre Mitten. Es steigt aus der einst blauen Tonne, auf die jemand eine Mondsichel gemalt hat mit roter Farbe und darüber ein Kreuz noch hat jemand geklebt mit gelbem Tesa, mit Zähnen ausgerissene Enden. Die metallene Tonne ist hundertfach verrostet, tausendfach angesteckt vom scharfkantigen Rost. Die Tonne erkrankt als Ring aus deren verfickten Mitte das Kreuz sich schabt und dieser Mond abgeht.

Die Soldaten reichen einander Wasser und Brot - von links nach rechts. Einer hebt es über seinen wehenden Kopf, damit die Saat zur Sonne wächst und reif wird. Das Brot wird immer gebrochen, nie geschnitten.


Sasa - 23.01.02 at 02:04:11




http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/r92-5476b/index.jpg

DHM, Berlin


GüTeE - 23.01.02 at 00:25:02




'Sie feiern in alten Liedern - bei ihnen die einzige Art der Erinnerung und Geschichte - Tuisto, den aus der Erde geborenen Gott, und seinen Sohn Mannus als Ursprung und Gründer des Volkes.'

'Auch Hercules sei bei ihnen gewesen, berichten sie, und besingen ihn als ersten aller Helden, wenn sie in den Kampf ziehen. Sie haben auch solche Lieder, durch deren Vortrag, den sie Barditus nennen, sie den Mut befeuern und den Ausgang des bevorstehenden Kampfes schon aus dem Gesang weissagen; sie sind nämlich schreckenerregend oder erschreckt je nachdem, wie das Heer geklungen hat, und das scheinen ihnen nicht so sehr Laute wie ein Zusammenklang der Tapferkeit zu sein. Gesucht wird vornehmlich ein rauher Ton und ein dumpfes Dröhnen, wobei sie die Schilde vor den Mund halten, damit voller und tiefer durch den Widerhall die Stimme anschwelle. Im übrigen wähnen manche, daß auch Ulixes auf seiner berühmten langen und märchenhaften Irrfahrt in ihren Ozean verschlagen worden sei und die Länder Germaniens besucht habe, und Asburg, das am Ufer des Rheines liegt und heute noch bewohnt wird, sei von ihm gegründet und benannt worden.'
Publius Cornelius Tacitus: Germania (etwa 98 n. Chr.) ° übersetzt von Karl Büchner


GüTeE (kein sehr gutes Deutsch, finde ich) - 23.01.02 at 00:07:35




BankTurm Fusion - Letzte Bestellung

Er hat es noch nicht geschafft. Nur bis zum Fensterplatz. Als Bereichsdirektor nun ohne Bereich, zwei Jahre noch Vertragslaufzeit, drei Jahre bis zur Rente. Keine Asse im Ärmel, kein Insiderwissen, kein letzter Deal mit seinem Vorstand, bevor der ging. Ein Konzept brachte er vor, von dem niemand wissen wollte. Sein erster Arbeitstag nach dem Urlaub war der letzte für seine Sekretärin. Er hat ihr bis spät Briefe diktiert, Danksagung für Neujahrsgrüße.



monik sos ffm - 22.01.02 at 23:07:51




@Lotos (21.01.02 -> P!C5) - so richtig?, sorry ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen...


MARiO - 22.01.02 at 22:22:35




http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/684_4/index.jpg

Nach dem deutschen Luftangriff auf Warschau
Photograph: Julian Bryan
15. September 1939
DHM, Berlin
1988/2164.1


GüTeE - 22.01.02 at 21:45:46




In Ordnung.
Ich entschuldige mich offiziell und ehrlich bei Mario und off. Das gestern Abend war ein Kurzschluss-Ding und gehört tatsächlich nicht in den Loop. Ich war nur sehr verärgert, weil es anscheinend (und das soll jetzt NICHT als Entschuldigung gelten) nicht möglich ist, Texte - ungeachtet der Qualität - zu schreiben, ohne irgendeine Hass-Response zu bekommen.
Ich gelobe Besserung, und begrüsse das ID-schreiben ebenfalls.


DeadlyMedicine Bielefeld - 22.01.02 at 18:13:33




danke mario.


susee - 22.01.02 at 09:44:40




Die schönen Monsun-Texte im Release sollten aber auch mal erwähnt werden...So lange der Mond sein Gesicht an die Gipfel der Berge lehnt, so weit besteht ja noch Hoffnung für uns. Er schweigt, heißt es weiter.


Corvus Berlin - 22.01.02 at 09:32:02




Lischke
+ Lotos
______
= g u t !


helga freut sich - 22.01.02 at 09:06:40




Mit Festigkeit ist nichts auszurichten. Biegen ist noch nicht
genug. Wer fließt hat Recht. Gehe ich durch das Wasser
oder geht es um mich herum? Könnte ich so um das
Wasser gehen wie es um mich geht? Der Schwache ist der
wahre starke. Wer sich kreuzigen lässt ist im Recht. Unser
Erlöser ist arm, unser Erlöser stirbt von Menschenhand,
unser Erlöser leidet wenn wir sündigen, unser Erlöser büßt
unsere Fehler, unser Erlöser liebt die, denen wir Furcht
oder Hass entgegenbringen, unser Erlöser konnte um das
Wasser herumgehen, so wie wir es uns wünschen sollten.
Er war weich. Er hatte Recht. Der Marquis hatte unrecht.


Faustus Cassel - 22.01.02 at 00:54:34




Eine schreckliche Erkenntnis. Hatte der Marquis doch
recht? Und die Rosenkreuzer? Und sind die Freimaurer, die
Humanisten und alle anderen "guten" in Wahrheit
Werkzeuge des ultimativ bösen? Ist das eine große
Wahrheit, das heisst, ist das Gegenteil genauso wahr?
Oder ist es eine kleine Wahrheit deren Gegenteil eine Lüge
sein muss? Wird es jemals ein Paradies auf Erden geben
oder ist jeder Schritt Richtung Paradies, Liberalität, Frieden,
Freiheit, Sorglosigkeit usw. nur ein Schritt näher an der
Abgrund der Perversion? Die Geschichtsschreiber sind sich
einig, dass deshalb das römische Reich zu Grunde ging.
Hilfe! Ich bin zu normal! Gebt mir eine Perversion, eine
Mutation, eine Anomalie! Was ist anormal? Ich bin es und
ich gehe damit in die Medien! Die Wahrheit ist irgendwo da
drinnen, in meinem flackernden Fernseher... Liebe Kinder,
gebt fein Acht, wie man Sex mit Tieren macht! Ist unsere
Welt dialektisch? Ist alles gute dazu verdammt, zum
schlechten zu führen? Brauchen wir einen neuen Krieg? Ist
jedes Lächeln Grund für eine Träne? Wer will schon
gesund sterben? Gibt es ein göttliches Lebensfeld? Ein
Uratom? Den Tempel der Menschlichkeit? Und wenn: muss
es dann nicht auch das Gegenteil geben? Eine
schreckliche Erkenntnis. Der Marquis hatte recht.


Faustus Cassel - 22.01.02 at 00:51:05




Mir reicht´s jetzt wirklich. Ich kann es nicht mehr lesen. Habt Ihr überhaupt eine Ahnung was hier auf dem Spiel steht?
"Ist doch lustig wenn sich alle die Köpfe einrennen. Dann schließt Mario mal für eine Weile die Runde und dann geht es nach einer Woche genauso weiter. Rotz. Rotz. Rotz."
Das hört jetzt auf.

PS: Thorsten Kettner schreibt und schrieb nur unter den Namen "shoot" oder "thorsten". Er verbirgt sich nicht hinter anderen ID-Schreibern. D.h. auch das alle anderen Beiträge die scheinbar unter seinem Namen ("Kettner" etc.) geschrieben wurden, nur ein Fake waren.


MARiO @imloop.de - 21.01.02 at 23:50:49




http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/ba006130/index.jpg

Maschinengewehre im Schützengraben beim Angriff auf das Fort St. Catherine
Photographie
um 1915
DHM, Berlin
F 52/3372


GüTeE - 21.01.02 at 23:49:35




Running the gauntlet

Über der Stahltür zum Hof dröhnt ein alter Samsung Fernseher mit voller Lautstärke, das Satellitenbild ist grünstichig. Obwohl man von den Bomben selbst nichts sieht, außer den Rauchwolken hinter dem Bergrücken, gehen Wellen sichtbar durch den Erdboden, heben ihn für den Moment vom darunter liegenden Gestein, wie einen Teppich, der ausgeklopft wird. Pion erzählt mir von ihrem lay-over in diesem Hotel im Yemen, ich höre aber gar nicht hin. Erst als sie von den Geistern spricht, die im Untergeschoss umgehen, wo früher, als das Gebäude noch ein Krankenhaus war, die Leichenkammern gewesen sein sollen, schaue ich sie an. Sie meint das offenbar vollkommen ernst oder spielt es zumindest gut, ich bin mir da nie sicher. Immerhin ist sie ja so abergläubisch, dass sie mir nicht einmal ihr Geburtsjahr verraten mag, weil sie glaubt, dass ich dann alles über sie wüsste. Lächelnd drehe ich mich nach der Theke, um die Rechnung zu ordern. Weiter hinten im Café streiten zwei, der eine ist aufgesprungen, er hat sich den Gürtel aus der Hose gezogen, so dass er sie mit der Linken festhalten muss, während er den zusammengerollten Gürtel in der ausgestreckten Rechten hält und irgendetwas türkisches ruft. Es ist eine stilisierte Pose.

Wir gehen die paar Schritte zur EZB.


P. Aristide - Kaiserstr. - 21.01.02 at 22:39:29




wort zum montag
BENUTZEROBERFREUNDLICH


helga scheisst klug - 21.01.02 at 19:50:08




Djangos Schwester ist Mitte Zwanzig. Stehengeblieben auf dem geistigen Niveau einer Zehnjährigen sagt Django, wenn sie nicht dabei ist. Jetzt sitzt sie neben ihm und zupft an seinem Ärmel und erzählt von einem Film und kichert und zupft und wirft den Kopf zurück. Er regt sich nicht und summt, wie Django immer summt, nicht eine Melodie, einfach Töne, verzieht nicht einmal das Gesicht und seine Schwester zerrt und zieht an seiner Hand und lacht und hört nicht auf. Lischke kommt hereinreingepoltert, schreiend, diese exaltierten Schauspielertanten, die sollte man alle an die Wand stellen, warum zum Teufel machen die nie was man ihnen sagt, alles falsch, sogar, wenn sie nur sich selbst spielen sollen. Und Django summt und Lale dreht in ihren schwarzmellierten Haaren mit den Fingern, schaut auf den Boden, in der anderen Hand die heissgerauchte Zigarette mit der langen Glut, weniger kiffen hat sie gesagt will sie von jetzt an und raucht Kette mit Tabak. Ernest liegt auf ihrem Schoss, angenehm warm, gut gegen Regelschmerzen findet sie, der Hund träumt und zuckt mit den Beinen, wird ein Stückchen runtergeschoben irgendwann, denn die Schulter bohrt sich in den Magen.

Nur die Schwester machte noch glucksende Geräusche, sie sieht eigentlich ganz normal aus, wenn sie nicht redet. Und körperlich sei alles ganz richtig entwickelt meint Lischke, und der weiss das ganz genau.


Lotos - 21.01.02 at 19:42:14




Hallo HMHB, schön wieder von Dir zu hören.
Was hat Deine Mama denn vermutet, in dem Moment? Saurer Regen? Toilettenleerung bei Flug 5483 Paris-Berlin? Oder kannte Sie das noch von früher?
Die Eric-Situation ist ürigens fatal: Er hat geheiratet, Oetker-"Niemand-kommt-hier-lebend-raus"-Sippe. Further details per mail oder telefonisch.


DeadlyMedicine - 21.01.02 at 19:22:32




Winter of Loop

Es ist wirklich nicht leicht, stimmungsvolle Texte zu schreiben, im Winter.
Nichts geht rein; raus geht nur das nötigste und der Hundebesitzer, der zuhause nicht rauchen darf, wegen der Kinder oder der frisch gewaschenen Gardinen.
Am schlimmsten – schlimmer noch als die Pappschilder, die in unbeholfenem Hausmeisterdeutsch "Achtung DM-Automat! EURO-Automat im 3. OG" verkünden, ist die Tatsache, dass alles beschlägt: Die Windschutzscheibe, die Brille (die so jedweden lässigen Auftritt in Clubs und Bars bereits im Ansatz vereitelt), der Badezimmerspiegel morgens nach dem Duschen, die Erinnerung an den letzten warmen Herbstabend.
Abends entsorge ich dann immer unzählige zerfledderte Papiertaschentücher, Präventivmassnahme seit der letzten dunklen Feinwäsche. Es ist zum heulen.
Auch der Ratschlag einer Kollegin, es doch mal im Solarium zu versuchen, ("Ist wie Urlaub!") endete desaströs: Das leichte Spannen der Haut am Abend gipfelte am folgenden Morgen in einem DeLuxe-am-Strand-eingepennt-Sonnenbrand.
Mein völliges Unverständnis gilt jedoch den Menschen, die dann auch noch freiwillig in Skigebiete reisen, wo es NOCH kälter und NOCH gefährlicher ist als zuhause. Vielleicht – aber das ist meine ganz eigene Theorie – ist diese ungewöhnliche Leidensbereitschaft Resultat einer Überdosis "Wir-toben-im-Schnee-und-danach-trinken-wir-in-der-gemütlichen-Hütte-Punsch-und-dampfenden-Kaffee-aus-Bechern-die-wir-mit-beiden-Händen-umschließen" – Werbespots, die ja zur Weihnachtszeit tsunamiartig alle gemäßigten Klimazonen überrollen.
Neid erwecken Kitzbühler Aprés-Ski-Anekdoten bei mir nicht. Anerkennung verdient, wer keinen Schimmel im Auto und eine Freundin hat, die weiß, wie man Bratäpfel mit Zimt und Rosinen spickt, ohne dass diese im Ofen zu Kohlenstoff werden.
"Noch eine acht Wochen!", sagt Onkel Wolfgang. Dann wird die Haut wieder weich, und man kann wieder ein Bier zur Balkonzigarette trinken. Ohne Handschuhe. Mit einem Lächeln, vielleicht...




DeadlyMedicine Bielefeld - 21.01.02 at 19:14:55




schlafwarm erwacht
verzauberte zeitinsel
im traumtränensee
zu unerlebten ufern führt
die silberspur der silbensaat
sieh mit blinden augen
sehendem herzen
meine blicke flüstern
an dich
in mir
im augenblick des jetzt
ertrinkt hinter uns
die welt

dedicated


silent - 21.01.02 at 16:45:05






Die Anonymität eines Chatforums verleitet manche dazu, Dinge zu tun, die sie
von Angesicht zu Angesicht niemals tun würden (ein Umstand, den man im
übrigen auch bei Autofahrern manchmal beobachten kann). Dass in derartigen
Foren manchmal ein lockerer Ton herrscht, berechtigt noch niemanden
verletzend zu werden. Der Verletzte muss Beleidigungen nicht hinnehmen,
sondern kann gegen den Täter vorgehen, wobei es allerdings gewisse
Hindernisse gibt.

Welche Delikte kommen in Betracht und worum geht es dabei? Vor allem sind es
die sogenannten Ehrenbeleidigungsdelikte nach §§ 111 ff StGB:

1. Üble Nachrede (§ 111 StGB):
Tat: Unterstellen verächtlicher Eigenschaften, Gesinnung oder Verhaltens
Öffentlichkeit: in einer für (zumindest) einen Dritten wahrnehmbaren Weise
Strafe: Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten oder Geldstrafe bis zu 360
Tagessätzen
(bei Öffentlichkeit (z.B. Internet) 1 Jahr oder Geldstrafe bis zu 360
Tagessätzen)


2. Beleidigung (§ 115 StGB):
Tat: Beschimpfung, Verspottung oder Misshandlung (z.B. Ohrfeige)
Öffentlichkeit: öffentlich oder vor mehreren Leuten (mehr als 2
Unbeteiligte)
Strafe: Freiheitsstrafe bis zu 3 Monaten oder Geldstrafe bis zu 180
Tagessätzen




Die Abgrenzung zwischen Übler Nachrede und Beleidigung ist manchmal
schwierig. Es kann dabei auf den Zusammenhang ankommen.

Beispiel: Der Ausdruck "Nazi" geht prinzipiell eher in die Richtung der
Unterstellung einer Gesinnung, während der Ausdruck "Sau" eher in die
Richtung Beschimpfung geht. Aus dem Zusammenhang kann sich aber auch
ergeben, dass ersteres nur als Schimpfwort gemeint ist und zweiteres als
Unterstellung einer Eigenschaft. Es ist also der Vorsatz maßgebend, dieser
kann aber seinerseits nur aus den Begleitumständen erschlossen werden.



*** * - 21.01.02 at 14:05:15




Sportsitze (Recaro)

Nicht drüber. Daneben.
Um mir da drüber Sorgen zu machen, habe ich den Gebrauchtseelenmarkt zu lange beobachtet. Kürzlich hat mir ein Bekannter Metallic-Lack empfohlen, weil man sonst den Gebrauchten später gar nicht mehr los wird. Die Gebrauchtkäufer gucken demnach in den Zeitungen immer nur nach: Metallic. Erst wenn das gesichert ist, ja, dann erst greifen sie zu ihren Mobiltelefonen. Ohne Metallic, da kannst du es vergessen, schloß mein Bekannter:
schwarz-met., 110kW, 48.426km, EZ 06/99, Diesel, Servo, höhenv. Sitze, get. RB, ABS, 4x4, 4-tür., Skisack, MAL vorn, NSW, R/C, eSp., Tempomat, Tiptronic, Klima, Scheckheft, ASS, ESP, Multif. Lenkrad, G-Kat., Color, Sportsitze (Recaro), EFH, PDC, ZV m. FB.


Corvus Berlin - 21.01.02 at 13:11:07




Hier, dort & everywhere

Am wichtigsten ist eigentlich, daß es nun hier und dort gibt. Himmel und Hölle. Wohnzimmer und Partykeller. Senator’s Lounge und Gleis 7. London und Bielefeld. Früher gab es das auch schon mal, wie sich die älteren Abonnenten dieser Zeitschrift erinnern. Hier und dort, das bringt Bewegung. Es werden neue Gestalten kommen, die gerne mal dort wären, aber dann auch schreiben, daß sie sehr gerne hier sind, dort ganz lässig sehen,
weil sie dort schon oft gewesen sind, nichts Besonderes dort, echt nicht.

Ein gewisser Hegel (den trifft man immer in Berlin-Mitte) hat ein ziemlich fettes Buch über das Internet geschrieben. Im ersten Kapitel, es heißt "Die sinnliche Gewißheit", geht es um allen möglichen virtuellen Scheiß wie Nicknames, Internetforen, Chatbekannschaften und so, da schreibt er ganz lakonisch zu diesem Thema: "Das Hier, welches aufgezeigt werden sollte, verschwindet in andern Hier, aber diese verschwinden ebenso."

Recht hat er.


Corvus Berlin - 21.01.02 at 12:13:28




Lotos, die beiden Foren schließen sich nicht aus. Sie stehen nebeneinander. Wenn Du spontan schreiben willst und etwas verändern, anmerken oder auf andere Beiträge reagieren
möchtest, kannst Du das jederzeit tun und solltest es auch. Und Mario wird wohl kaum etwas an deinen wie auch immer gearteten Projekten zu kritteln haben. Das würde allem widersprechen, was ich über ihn weiß. Es soll lediglich verhindert werden, dass der Release Loop zu einem 2ten schon vorhandenen Forum wird. Es ist ein Kompromiss, richtig. Aber ich glaube nicht, dass es ohne einen Kompromiss geht. Sehe es als einen Schritt hin zu mehr Professionalität, der gerade Dir, meine liebe Lotos, die Möglichkeit gibt deine wunderbaren Texte an prominente Stelle zu stellen. Ich freue mich darauf.
*



Eiseisbaby München, Bayern - 21.01.02 at 11:15:17





Wunderbar, Mario. Ausgezeichnet. Loop hat sich neu erfunden, ein weiteres Mal. Ich möchte fast einen Moment innehalten und schweigen, denn ist es nicht ein historischer Moment in der Geschichte unseres kleinen, virtuellen Autobahnrastplatzes? Was waren wir nicht schon alles: Ein Standstreifen für Popgroupies, Schauplatz der Literateneitelkeiten. Dann kam die Wende, der Standstreifen wurde ausgebaut, Loop hatte ein eigenes Schild und eine Pommesbude. Die Fernfahrer blieben der Currywurst treu, ihrem einzigartigen Geschmack. Und mit den Brummis kamen auch die Camper auf ihrem Weg in den Süden und bald auch die Pendler, die Bordsteinschwalben, Asylanten und Vagabunden. Jetzt haben wir nicht nur ein Dixie Klo, nicht nur eine Pommesbude, nein. Jetzt haben wir eine kleine schmucke Autobahnraststätte, mit sauberen Toiletten und warmer Küche, 24 Stunden geöffnet. Wer sich ordentlich benimmt, darf in Ruhe seinen Kaffee schlürfen und ein Stückchen Torte mampfen und durch die großen Scheiben nach draußen schauen und das Treiben beobachten, das Kommen und Gehen und Schreien und Protzen und Wichtigmachen und Zaubern. Its a wonderful Marioworld.
*
Natürlich waren meine Postings der letzten Woche Provokation. Natürlich habe ich verletzt und polarisiert. Natürlich wollte ich das und natürlich hat mir das Spaß gemacht. Aber in allem was ich tue ist auch ein Kern Wahrheit, ein Stückchen Ernst. Ich möchte mich bei allen ECHTEN Loopis für etwaig zugefügte Schmerzen entschuldigen. Macht weiter. Macht mehr. Nicht nur so aber auch besser.
*



Eiseisbaby München, Bayern - 21.01.02 at 11:00:03




Lieber Mario,

neulich habe ich ein kleines Textchen in das pic 5 gescbrieben, und jetzt taucht es einfach nirgends auf. So schlecht, dass man es hätte streichen müssen war es nicht, oder jedenfalls auch nicht schlechter als allerhand anderes, was da geschrieben steht. Ich wusste nicht, dass dort aussortiert wird und es befremdet mich etwas Das ist das Eine.
Das Andere, vorweg, es ist toll, wieviel Arbeit und Engagement Du in den Loop steckst, sind die "Neuregelungen", im Besonderen die Formulierung des "grob umrissenen Textprojektvorschlags" in Zusammenhang mit der erwünschten "Eigenverantwortlichkeit." Das scheint mir doch ein Widerspruch zu sein.
An sich halte ich die Release-Abteilung für eine gute Idee, aber ich möchte eigentlich nicht so gerne mit meinen Textideen bei Dir vorstellig werden müssen. Zumal diese auch einer unkontrollierten Dynamik unterwofen sind. Was zum Beispiel, wenn ich mich dann gar nicht an den eigenen Entwurf halte? Ich denke doch, dass eine mehr oder weniger bewährte ID genug Garantie für Ungarantierbares sein sollte.

Nix für ungut,

Lotos


Lotos - 21.01.02 at 10:52:07




Weil Hermann nach Phnom Penh faehrt, bestellt Otto bei ihm zwei bis drei Kilogramm Gras.
Otto muss auf seine fuenfaehrige Tochter Barbie aufpassen.
Tanja braucht einen Koch fuer ihr Guest House.
Max ist noch geschafft vom vielen LSD.
Guenther ist aus Muenchen. Er vermisst Weizen. dafuer hat er zwei Freundinnen. Die einen zum "Tuete-bauen", die andere zum "Ficken".
*
"Bumsbomba jibbet nisch mehr. Is jetzze alles individuell."
*
Erster Tag in Shanoukville. Gestern.
Hier mag ich ein wenig bleiben.
*
Khmer kotzen ihr Fruehstueck frisch aus. Im Schnellboot. Da riecht es dann sehr streng.
*
Kambodscha. Alles im Fluss, keine Substanz, doch da ist das Immerwaehrende, das sich gleichzeitig selbst zersetzt.
Hier gewoehnt man sich an das Ungewoehnliche.

[Sihanoukville]
[fuer Bangkok & Bochum]


TomTom - 21.01.02 at 10:15:38




Deadly, mir tut das leid, dass Du mit einem literarischen Nichtschwimmer wie mir gleichsam in eine Badewanne geworfen wirst! Vor allem wo ich doch so ansteckend war Ende letzter Woche. Mich hat der Virus dazu gebracht im Elternhaus in meinem alten Kinderzimmer am hellichten Werktag, vollkommen unalkoholisiert, im Anzug bekleidet aus dem Fenster zu kotzen (das ist leider nicht im übertragenen Sinne gemeint, sondern so wie es da steht). Meine Frau Mama war zu dieser Zeit in der darunterliegenden Küche und wunderte sich. Die Nachbarn wohl auch. Danach gab es eine Diskussion in der ich das Argument "Freiheitsgefühl" aus der Zigarettenwerbung für mich geltend machte. Ausserdem hat letzte Woche Andreas mit mir Schluß gemacht, Hyperforat habe ich abgesetzt und das wichtigste Wiedersehen des Jahrhunderts mußte wegen meiner Krankheit ausfallen. Bitte um Mitleid.
Liebe Grüße an Dutch, TomTom und alle netten Mädchen im Loop. Ich wünsche mir das neue von SOPHIE ELLIS-BEXTOR - Murder on the dancefloor. Erst in der Radio Version und dann im FULL JEWEL MIX.


HalfManHalfBiscuit - 21.01.02 at 08:51:19




SÜ -1-


Wir bleiben wieder stehen. Aus dem Uralt-Volvo vor uns hupt es erst dreimal schroff, dann fliegt die Tür auf und ein sehr großer Mann zwängt sich dampfend und drohend hinaus. Er dampft also aus Haar und Mund und er ballt die Hand zur zuckenden Faust, greift mit der anderen an die Tür, ganz so als wolle er sie ausreißen. Ich denke, vielleicht, über den fleischigen Kopf nach vorne wuchten, in die blöden Soldatenhelme rein. Der vierte Kontrollposten auf einer Strecke von höchstens zwanzig Kilometer: rechts und links des Weges stecken Gewehre in überquellenden Sandsäcken - sauber angeschwollenes Metall. Eine von diesen rot-weißen Schranken kreuzt die Straße und um sie herum ein Schnee - warm und dreckig geworden vom vielen Hin- und Hergehen, vor Reifen und müdem Tag.


Entsetzlich schreit der Koloss und entsetzlich stumpft der Schnee seine Wut ab. Die fette Faust zuckt. Am Handrücken Härchen.


Einer der Soldaten löst sich aus dem Gros und schaukelt entlang der Wagenschlange direkt auf den Koloss zu. Weit holt er aus mit seinen Stiefeln, den Mantel aufgeknöpft, das Barett hoch in der Stirn. Entsetzlich schreit der Koloss, einfach drückt ihm der junge Soldat den Lauf seiner Kalaschnikow in den Kopf rein, in die Wange, in die Schläfe rein. Jetzt singt keiner mehr, laut hat der Soldat ihm die Kalaschnikow reingedrückt in die aufgedunsene Wange. Er ist an den ehrlichen Koloss herangetreten mit Stiefeln aus schwarzem Leder und die Kalaschnikow hat er ihm reingestellt in sein Gesicht, zum Beispiel in die Wange. Der Lauf glänzt wie mit Silber beschlagen, es zittert viel. Ein bisschen an den Mund, ein bisschen an die Schläfe. Reingedrückt in die Fresse, damit sie nicht so wimmert in diesem Schnee.



Sasa - 21.01.02 at 00:27:50




Dass etwas passieren musste war jedem klar. Wie bitter nötig Veränderungen wurden, zeigte besonders die Eskalation in der letzten Woche. Darum ab jetzt folgende Neuerungen:

Im Releasebereich beginnt: monsun_rave

Unabhängig von all diesen Veränderungen startet neben der neuen Loopwoche eine neue Runde P!C...

[ P!C #6 ]


MARiO @imloop.de - 21.01.02 at 00:00:01