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pool #31 14.01.-02.02.2000

pool #30 / pool #32


Kraftwerk wird Deutschland auf der Expo vertreten, genauso wie Karel Gott Tschechien auf der Expo vertreten sollte. Kraftwerk wird Deutschland auf der Expo vertreten, aber Gott hat abgesagt (irgendein öffentlicher Tscheche hatte ihn öffentlich beleidigt)

Abb.: Gott


Andreas Neumeister - 14.01.00 at 10:20:53




Liebe Carmen von Samson: Ihre Sprache ist, wie soll ich sagen, plötzlich so - direkt geworden. Das mag ich gerne lesen.


Christian Kracht Bangkok, Thailand - 15.01.00 at 06:40:42





a.dorn berlin, - 15.01.00 at 17:45:14




Ich freue mich, daß jetzt auch Norbert Niemann und einige andere
an die Renaissance des gereimten metrischen Gedichts glauben. Es ist die
schwierigste und risikoreichste Form von Literatur. Vor allem dort,
wo es nicht die alles erlaubenden Stützräder der Komik bemüht. Hut ab vor jedem, der sich daran wagt. Gruß an Monik und Hippi im Loop.

juli. auf dem feldweg. mittag.
stille. nur ein flügelschlag -
bussard über gerstenfeldern.

merkt, was er zerschlagen hat.
streicht den himmel wieder glatt
und verschwindet in den wäldern.

so zu leben. oben. stören.
scheinbar fremd, dazugehören.
kreisen. unbeständig. kein

bestandteil. groß, als gast hiervon
nach hause gehn und immer schon
daheim - und frei gewesen sein.


HelK m, d - 15.01.00 at 22:16:03




Man schweige mir still von glücklicher Liebe,
von Küssen des Nachts und dem ganzen Scheiß.
Jetzt laßt mich in Frieden mit Frühlingsgetriebe,
mit duftenden Blumen. Und Küssen. Ich weiß,

es fällt schwer, das Herz quillt Euch über
und zum Erzählen zu kurz ist jegliche Zeit.
Daß Gedanken jetzt rauschen, als hätten sie Flügel,
und hört man den Namen, wird's in Euch, drin, weit.

Das kenn ich doch alles, hab selber gelotet
die Tiefen des Wesens, sei es meins oder seins.
Die Wahrheit kommt schleichend und erst, wenn es tot ist.

In alle Gerüche des Tages dringt ein
der schillernde Abschied, mit aasflauer Note.
Und von dem, was einst galt, bleibt nur mehr das Nein.


Carmen Samson Berlin, - 16.01.00 at 01:26:40




Wenn ich mich zuhause übergebe, pflege ich das nach Möglichkeit im größeren unserer beiden Badezimmer zu tun. Gar nicht, daß ich dabei ungewöhnlich viel Platz beanspruchen würde - es ist der Aufdruck an der Innenseite des Klodeckels, den ich dort gerne vor Augen habe: "Concept Luxus".


Georg M. Oswald - 16.01.00 at 12:03:02




Ojeh. Gute Besserung, Herr Oswald. Und ich stell auch bestimmt nie wieder ein Gedicht ins Pool. Versprochen.


Carmen Samson Berlin, - 16.01.00 at 16:41:08




Aber liebe Carmen Samson,

das war das Beste, was ich hier von Ihnen lesen durfte.
Girgl hat sich sicher nicht deswegen übergeben. Ich
glaub ihm nicht mal, daß er zwei Badezimmer besitzt.
Was ganz anderes: Gestern wieder gesehen: Pulp Fiction.
Ein hochmoralischer Film. Seltsam, daß das kaum wen auffiel. Denkt man genauer darüber nach, sind alle großen Kunstwerke hochmoralisch. Hab ich recht?


HelK m, d - 16.01.00 at 18:53:13




ja.


antje dorn - 16.01.00 at 19:13:01




Nicht doch, Frau von Samson, es geht mir blendend. Ihr Sonett fand ich ganz wunderbar. Der Aufdruck im Klodeckel fiel mir beim Putzen auf und ich erinnerte mich daran, daß ich auch schon bei anderer Gelegenheit über ihn nachdachte. Zwei Bäder, lieber HelK, habe ich tatsächlich, eines im Westflügel - das kleinere - und eines im Ostflügel - das größere -, von dem hier die Rede war.


Georg M. Oswald - 16.01.00 at 19:59:26




Namen auf Toiletten, Waschbecken und Hähnen sind ein dankbares Thema. In den schrabbeligsten Toiletten stehen Namen auf dem Porzelan wie: First Class, Amerika, Luxury.
Anhand dessen hier für alle

THE BUCH

Tatsächlich, das poolbuch. pool wir es als Buch geben, aber es muß noch geschrieben werden. Es wird eine nichtöffentliche Seite geben, die funktioniert wie pool, nur daß die Beiträge dort immer wieder verändert werden können. Die organische Anthologie. In einem jahr soll sie erscheinen. Material aus dem pool kann genommen werden oder etwas ganz anderes. Die Form ist wie hier frei, nur daß die Texte vom Autor nachträglich verändert, erweitert, verkürzt werden können. Texte nehmen aufeinander Bezug. THE BUCH wird es nur als Buch geben, dennoch im Netz geschrieben. Nur da funktioniert es. Die Autoren sehen sich natürlich gegenseitig am Text arbeiten.
Lieber Helmut Krausser, ich möchte Sie dazu einladen, dich lieber Andreas Neumeister und dich Benjamin Lebert. Alle anderen poolteilnehmer sind schon eingeladen worden, zudem noch Kathrin Glosch aus dem loop, Ernst und Suse.
Bald mehr, bald größer und besser. Das gedruckte Wort. Das elektronische Wort.

Ja richtig: gestern wurde mir vergönnt auf MR. PRESIDENT zu pinkeln.


Sven Lager Bangkok, - 16.01.00 at 20:27:29




1.)
Ab Bayrischzell: Am Dorfende bei der Tankstelle rechts abbiegen Richtung Landl/Kufstein über den Ursprungpass. Die Straße bis Landl. Nach der Ortseinfahrt Landl auf der linken Seite der Gasthof zur Post. Dort rechts über eine Brücke hinauf nach Riedenberg. Dieser Straße durch den Wald teils steil hinauf folgen bis nach Riedenberg. In Riedenberg selbst weiter auf der gleichen Straße bis zum Wirtshaus Wrangler, erkennbar an einem großen Parkplatz auf den man von oben her zufährt. An dem Wirtshaus vorbei, weiterhin nach unten, nach dem Nachbarhaus links abbiegen. Weiter talwärts. Auf der rechten Seite nach circa 100 Metern ein kleines Austragshäuschen. Hier links einbiegen, auf Nummer 18 zufahren. Kein Telefon. Funkloch

Abb.: Gasthof Wrangler

2.)
Über die Autobahn: Bis Kufstein, dort die erste Ausfahrt nehmen (Kufstein Nord), nach der Ausfahrt ein kurzes Stück links neben der Autobahn her bis zu einem Kreisverkehr. Dort dem Wegweiser bis Landl folgen. Die Straße nach Landl führt nach Thiersee. In Thiersee nach dem Spar hinter einer Brücke eine Gabelung. Links der bessere, aber etwas längere Weg über Hinterthiersee nach Landl. In Landl wieder wie oben, d.h. beim Gasthof zur Post, weil aus der anderen Richtung kommend, links nach Riedenberg abbiegen und der Straße folgen ...

Abb.: Gasthof zur Post


Andreas Neumeister - 17.01.00 at 01:03:28




Und so war heute abend bei "Christiansen" - nach gut einer Stunde, gegen 23 Uhr stand es fest - die CDU der Gewinner des Abends und nicht die SPD. Warum? Weil die SPD so MORALISCH war und, allen Ernstes, Ratschläge gab. Man spürte richtig, wie das Publikum im Saal sich abwand, angewidert, und live, von Minute zu Minute, wie es das nur im Fernsehen gibt, die Parteien wechselte. Ganz klar, vollkommen souveräne und richtige Entscheidung: Lieber ein lässischen Verlierer als ein unlässischen Gewinner. Weil einem Publikum: NIE etwas entgeht. Weil das Publikum: IMMER Recht hat. Weil nichts so penetrant, so tendentiell unerträglich, so schnell falsch, ganaz einfach: verkehrt ist wie die Wortführerschaft derjenigem, die im Recht sind. Weil der moralisch Überlegene - im Gespräch! - immer der Unterlegene ist. Und das ist: gerecht. So konnte das Schweinsgesicht Koch, der stumpf Entschlossene, Schlächter, die Lügensau, mit der Frau Merkel, die heute wieder schöne Augen hatte und, ehrlich, symphatisch rüberkam, zusammengehen und ein Team, das winning Team, bilden. Es war bitter. Wenn Schröder die roughe Profi-Sau ist, die er hoffenlich, bewährtermaßen ja Gott sei dank eigentlich ist, dann holt er sich morgen das schlaffe Justizminister-Schwaben-Pferd Herta Däubler-Gmelin, das zugedröhnte, an den Schreibtisch und sagt ihr: "Sie? Sie sind ein Gefährdung für die Partei. Sie haben Talkshow-Verbot. Schönen Tag."


Moritz von Uslar, München - 17.01.00 at 01:51:11




Hach. Das freut mich aber. Danke sehr, Herr Krausser und Herr Oswald.

Taxifahrer schalten bei solchen Gesprächen immer auf einen anderen Kanal, sonst schimpft die Disposition. Aber ein drittes Forum ist ja schon the book.

Mir fehlen Rainald Goetz und Benjamin Lebert. Beide schon seit längerem. Hören Sie überhaupt noch zu?

Und wer ist der Schallplattentagebuchschreiber? Ich versteh das loop nicht mehr. Ganz schlecht.

This would not qualify as meta-text. Christian Kracht? Whaddaya think?

Herzlich


Carmen Samson Berlin, - 17.01.00 at 08:25:40




Lieber Schallplattentagebuchschreiber Stefan Nitzsche,
das war mißverständlich, gell? Gemeint war: ich finde es ganz schlecht, wenn ich etwas nicht verstehe. In diesem Fall: Loop, wenn alles von einem Schallplattentagebuchschreiber redet und ich nicht weiß, wer gemeint ist. Weswegen ich jetzt sofort aufhöre mit diesem dialogischen Mist und auf Ihre Website ziehe. Danke für die Adresse.
Herzlich:


Carmen Samson Berlin, - 17.01.00 at 20:17:54




Damn. Das sollte doch ins Loop.


Carmen Samson Berlin, - 17.01.00 at 20:20:16




Hochalpenbegrünung: Alpinsaatgutmischungen
- Pistenmischung für feuchte Lagen
- Pistenmischung für trockene Lagen
- Almweidemischung
- Superalpin Hochlagenmischung
- Nachsaatmischung

Abb.: Schneekristall am Kapellenfenster
Abb.: Schneekristalle

Endlich eingetroffen: der Tiroler Lagerhauskalender 2000


A.N., Tirol - 18.01.00 at 02:34:03




Danke, Stefan Nitzsche. Das Schallplattentagebuch lese ich immer gerne.


Georg M. Oswald - 18.01.00 at 09:27:55




Die Warmmiete ist in Bangkok niedriger als die Kaltmiete.
Bald wieder mehr.
Sind alle schon wieder weg?


Elke Naters Bangkok, Thailand - 19.01.00 at 10:34:13




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HelK m, d - 19.01.00 at 12:24:32




Ich melde mich hiermit offiziell nach einem halben Jahr Computerproblemen zurück. Vielleicht funktioniert gar meine E-Mail-Adresse wieder, wer weiß. Und der Grund: MEMORY LOSS. Auf der Festplatte hatte sich ein RAM-Teilchen gelöst und ratterte herum und minimierte den Speicher. Mein Apple-Händler, Herr Messer, behob das Problem in fünf Minuten. "Wenns weiter nichts ist", meinte er nur. Hallo, Kartoffelsalat.


Eckhart Nickel Heidelberg, Nordstausonne - 19.01.00 at 14:19:36




Lieber Stefan,
tritt man durch die Tuer, nachdem man ihre beiden Fluegel zu sich aufgezogen hat, ist da ein Raum, der sowohl hell als auch dunkel ist. Helle Waende und ein dunkler Boden aus getaefeltem Holz, auf den das Licht faellt in Streifen, die von den hohen Baeumen und dem Gitter der Fenster herruehren.
Eine weissgetuenchte Backsteinsaeule unterteilt den Raum gegenueber der Treppe. Von ihren Stufen gehen Holzverstrebungen in die Hoehe, die aussehen wie ein Buecherregal mit immer wieder leicht versetzten Faechern und ohne eine Rueckwand.
Jemand, der die Treppe hochsteigt, ist unterteilt in einzelne Rahmen, die die Bewegung weitergeben wie Stills. Oben, am Ende der zweiteiligen Treppe, ist ein Bad, das durch eine halbhohe Wand aus Kacheln geteilt wird. Drei Raeume, an deren Decken Ventilatoren haengen; bedrooms, noch ohne Betten.
Die Fenster gehen fast bis zum Boden, sie sind ausnahmslos Fluegel, die man oeffnen kann. Auch unten befindet sich vor jedem von ihnen ein Double, ein Innenfenster mit Mositonetzen, so dass das ganze Haus zugleich offen ist und doch verschlossen vor den Muecken, die fuer die kurze Zeit der Daemmerung ausschwaermen.
Fast haette ich sie uebersehen. Die Kueche ist ein schmaler Schlauch, auf ihre Art sehr amerikanisch. Ich sah sie erst von der Treppe aus, da sie nur wenig Platz nimmt vom grossen Eingangsraum. Und doch hat sie eine Schwingtuer, den offenen Eingang, durch den ich sie ueberhaupt gesehen habe, und noch eine Tuer, durch die ich in den Hof kam.
Pflanzen, die schon durch den Zementboden brechen, eine Garagenhuette, und verbunden damit noch einmal ein kleines Haus mit wieder drei Zimmern und einem Bad, wie es hier ueblich ist, in dem man sich mit Wasser ueberschuettet aus einer Plastikschale, mit der man aus einem Becken schoepft.
Ein winziger unbeweglicher Fluss geht entlang dieses schmalen Hauses. Blaetter schwimmen darauf, sogar eine Seerose.
Wie ueberall um Garten und Haus steht ein alter, vor langer Zeit grau gemalter Holzzaun, den zwei maechtige Baeume zum Wasser hinbiegen. Ihre Wurzeln heben langsam eine der Bodenplatten in die Hoehe.
Eine lange Sitzbank geht entlang des kleineren Hauses, zwischen sich und den Zimmern ein schmaler Gang, ueberdacht, und wieder einer der Ventilatoren, der darueber schwebt, still, gross und praktisch. Wie ein Bueromoebel, sein Metall mit einer praktischen Lackschicht graugruener Farbe ueberstrichen.
Uebersehen habe ich auch beinah den kleinen Garten zwischen den Haeusern. Ein Gartentor haengt schief in den Angeln. Es waechst in ihm dieses ueberall spriessende Gras, dessen Blaetter grob und dick sind.
Aber den ueberraschensten Teil des Ganzen will ich dir gar nicht vorenthalten. Von diesem versteckten Garten sieht man, was man beim Eintreten in Haus nur am Rande wahrgenommen hat: die Loggia.
Sie liegt an eben jenem Fluesschen, das um die Ecke gekommen wieder den Garten begrenzt. Fest an ihr ist nur das Dach und eine grosse, aus Natursteinen gemauerte Wand, denn nach drei Seiten ist sie offen. Diese drei Waende bestehen lediglich aus Mueckengittern und den schmalen Rahmen aus Metall, die sie unterteilen.
Zwei alte Sessel stehen noch darin, kantig, klar, wie das ganze Haus aus den Sechzigern. Sie stehen auf einem Boden aus farbigen Steinplatten, die glatt sind und mich an einen Film erinnern, nur weiss ich nicht mehr welchen.
Das Haus hat die Nummer 72. Eine Zahl, die ich wirklich sehr gerne mag.


Sven Lager Bangkok, 72, Sukhumvit 61, - 19.01.00 at 14:53:31




Ich bin nicht verschwunden. Ich setze nur Tom Jones hinterher, und der ist für sein Alter ziemlich schnell. Und ich finde es meinerseits schade, daß eiseisbaby weg ist. Warum, warum denn?
In München ist trockene Kälte, und ein Blick aus dem Fenster ins gegenüberliegende Haus beweist: Rudolf Mooshammer begießt gerade seine Blumen. Neulich nacht würde es später, fünf Uhr morgens genauer gesagt, und die ganze Nacht, ich sah es am Lichtschein, war auch Rudolf noch wach. Wir teilen viel zur Zeit. Zunächst mal ist er Waage, wie ich, das habe ich mal irgendwo gelesen und war entzückt. Wir haben denselben Ausblick. Und auch er hat Schlafstörungen. Eines Tages werde ich ihm winken. Er soll wissen, daß ich ihn mag.


Rebecca Casati München, Deutschland - 19.01.00 at 18:52:55





antje dorn - 19.01.00 at 19:17:10




Whirlpool of Death
And The Happy Sundance Kids (I)

Der Wind kam heute vom Nordpol her, kam mehrere tausend Meilen weit über die kanadische Ebene, um mir nach einem Gespräch mit Barbara Kopple ins Gesicht zu schlagen, als sei ich ein kleines Kind.

krank


tom kummer park city, usa - 19.01.00 at 20:15:52








Chris Korda sagt: buy!
Chris Korda sagt: buy more!
Chris Korda sagt: six billion humans can't be wrong

Abb.: Kate Moss and two unknown male models


A.N. Mjunik, - 20.01.00 at 02:35:02




Servas, Old Nickel! Griaß di! Da bist Du ja wieder! Bestens.
Old Kracht! Schreib! Das ärmste, kleine Flatter-Ideechen, das Du in Deinem (Entschuldigen Sie bitte!) ROUTINIERTEN Schreiberkopf mit Dir herumträgst und etwa auf Platz 9.997 der Top 10.000 Deiner besten Tages-Ideen setzen würdest, würde ich HIER noch gerne lesen! Ideen von Platz eins bis zehn natürlich auch gerne! Haben wir denn jemals etwas anderes getan, als arme, kleine Flatterideen ziemlich gut aufzuschreiben? Das können wir doch! Nicht wahr? Und außerdem müssen wir: üben! Ist das/ der Pool nicht vor allem zum ÜBEN da? Ich sehe es so. Verstehen Sie? Wo bist Du denn gerade? In Hinter-Asien? Da komisches Zeugs tun, dass ich mir nicht vorstellen kann, zum Beispiel Tennis spielen und GLEICHZEITIG Whisky trinken und GLEICHZEITIG kleine, luschtige Hakenkreuze kritzeln und GLEICHZEITIG einen riesengroßen Reiseroman verfassen? DEN Roman? Mit Old Bessing im ICE bei Stuttgart? Was? Schon wieder weg aus München? Ja, um Gottes Willen! Warum waren wir denn dann keine Bartwürschtelchen essen? Jetzt bin ich plötzlich sauer. Jetzt aber echt! Also, schreiben Sie, alter Old!
Auch Sie, Herren Lebert, Stuckrad-Barre, Oswald! Mehr schreiben! Mehr schreiben! Mehr schreiben! Ich lese Sie, mit Verlaub, viel lieber als viele andere!
Servas, Old Krank. Dann mussten wir, genau am 31.12.99, die letzte Seite ihres letzten Buches, diesmal eines Gedichtbandes, wenden und dann nichts mehr von Ihnen finden, und was komisches, neues, auch Bekanntes, auch Unbekanntes, war schon wieder zuende. Immer schade, wenn etwas zuende ist. Irgendwas. Egal was. You left us in holy 1999.


Moritz von Uslar, München - 20.01.00 at 23:12:11




Die neue Oasis-Platte, (die am 28. Februar erscheint), heißt STANDING ON THE SHOULDER OF GIANTS. Der Forscher NEWTON hat einmal, 1676, geschrieben: "If I have seen farther than others, it is because I was standing on the shoulders of giants." Ach-so. Oasis waren aber leider wieder so betrunken, dass sie das S am Ende von "shoulders" auf dem Albumtitel vergessen haben, weshalb es da heute falsch draufsteht. In einem Londoner Büro, bei der Plattenfirma, müssen sie also alle heiße Köpfe bekommen vor Scham und Peinlichkeit und all dem, und dann muss man richtigerweise gesagt haben: Es ist egal! Sowas von egal! Stimmt.
Man warnte Oasis, dass dieser Titel zu lang sei, und Noel Gallagher gab zurück: "Wie zu lang. Versteh ich nicht." Versteht man ja auch nicht.
Die neuen Oasis-Songs heißen:
Fuckin' in the bushes
Go let it out!
Who feels love?
Put your money where your mouth is
Little James
Und:
Gas Panic!
Where did it all go wrong?
Sunday morning call
I can see a liar
Roll it over
Toll gedichtet.


Moritz von Uslar, München - 21.01.00 at 11:16:54




Die Inquisition zeigte den Delinquenten die Folterwerkzeuge, um sie geständig zu machen. Die Antizipation des Schmerzes ist schrecklicher, als er selbst. Das dachte sich heute vormittag offensichtlich auch mein Zahnarzt Doktor Kubizek und ließ mich eine halbe Stunde vor so einem Nierenschälchen sitzen, in dem die böse, böse Zange lag. Was für ein Gerät. Dann kam er, der Herr Doktor und hat mir zwei Weisheitszähne gerissen. War eigentlich gar nicht so schlimm. Nur daß die Zahnarzthelferin mittendrin einmal "Ojeoje" sagte, in einem Tonfall, als sei nun wirklich alles zu spät, versetzte mich kurzzeitig in Panik. Ich fragte den Herrn Doktor, was ich an diesem Wochenende machen könne, er grinste und sagte: "Schachspielen".
Herr Doktor Nickel! Keine Ausflüchte mehr, kein Mein-Computer-ist-kaputt, kein Ich-habe-keine-Zeit!!! Ich will jetzt unsere Partie fortsetzen. Sie sind am Zug. Wird das noch was? (1.e4,e5;2.Sf3,Sc6;3.Lc4,Lc5;4.c3,De7;5.d3,d6;6.h3,...?)
Und, allmighty HelK, verzeih', daß ich am Mittwoch nicht da war - ich musste was fürs Radio über Geldwäsche schreiben. Wollen wir hier auch mal ein Partiechen spielen? Wenn ja, ich fang an und ziehe: 1.e4, wie immer.


Georg M. Oswald - 21.01.00 at 12:06:50




Die neue Welt
Seltsam, aber wahr. Obwohl dieses neue Datum auf allen banalen Rechnungen, Quittungen, Faxen, noch ein wenig holprig vom Finger geht, ist es so, wie Antonin Dvorak in der Symphonie sein Amerika imaginierte, das er nie schauen durfte. Große Dur-Musik, Euphorie, die allein aus der Vorstellung entsteht, euphorisch sein zu dürfen angesichts all des Neuen, das einen umströmt. Als ob auch im politischen Leben plötzlich alles, was man jahrelang geahnt hat, diese großartige Mafia-CDU, tatsächlich existiert als Bestätigung für all die Politiktheorien, die man entwickelte. Das Neue ist einfach da, ein neuer Tag, kein neues Leben, wie Jochen Diestelmeyer schreibt und singt. Aber wie anders, wie sonnig. So klar die Möglichkeit, sich nicht ablenken zu lassen, als Souverän. Das Ideal Musils, Monsieur le vivisekteur. Arbeit am Text, der die Welt ist.

Der Sinn des Tagebuchs
Aber der Text erhält, auch wenn er in pool bisweilen die Tagebuchform wählt, eine Funktion. Er diszipliniert in seiner direkten Veröffentlichung als Aufgabe, wie in "Abfall für alle". Wenn nichts getan ist, gleich weiß es die Welt. Das Tagewerk der Beobachtung. Und sei es nur als Aussparung dessen, was wirklich wichtig ist. Dann arbeitet der Text mit den Methoden des Bildhauers. Wegschlagen, damit das übrig gebliebene Form gewinnt.


Eckhart Nickel Heidelberg, Mondfinsternis - 21.01.00 at 12:17:05




...wie Antonin Dvorak in der Symphonie sein Amerika imaginierte, das er nie schauen durfte ...
Hm?
War er denn nicht eingeladen, nach Amerika, 1892-95, um an, ich weiß nicht mehr welchem Konservatorium... Mein ja nur.

Und Georg - erst Mittwoch blaumachen, dann sich Weiß geben, das hab ich gern.
1. ...c6


HelK m, d - 21.01.00 at 12:52:22




"Schauen", das habe ich Christian Kracht schon mehrere Male gesagt, das tun nur Bibelfiguren den brennenden Busch. Weil es mir unertraeglich ist, dieses Schauen, als waere man selbst gar nicht da, vor allem weil das hin... fehlt. Das ist ein Double-Break, der ueber eine angetauschte Ironie wieder serious ist, ne Sprache. Und eigentlich so schlimm wie: "alles paletti".
Lieber Eckhart Nickel, weil das auch deine Angewohnheit ist, bitte bitte, schauen, das ist Desexualisierung, Heideggerdeutsch.
Schau her Christian, heute habe ich allen Staub von den Baumen und Pflanzen gespritzt, und wenn Gott will, dann stehen wir bald unter ihnen mit Eckhart, ja, mit so viel GROSSEN poolster und loopstern wie moeglich, betrachten die tropischen Gewaechse und rauchen viele letzte Zigaretten.

***



Uuups, ganz grosses PS: schaut doch mal rein bei The Buch. Rohversion, aber bald slick und smooth, schwoere!


Sven Lager Times Square, Bangkok, - 21.01.00 at 17:28:12




Es schaut trübe aus draussen. Schade auch, daß man die Mondfinsternis nicht sehen konnte. Mein Blick geht trotzdem aus dem Fenster in die Nacht hinaus, ich gehe noch mal weg, unten vor der Tür steht unser Hausmeister Heidegger gottlob zur Wache und sieht sich um: Wer will rein, wer darf raus, und halt: Sie, ja Sie mit der DrakkarNoir-Gummi-Aktentasche und der Vogelbrille, wo wollen Sie denn hin, zu Dr. Nickel? Der ist kurz einkaufen, zum Optiker. Wenn Sie den Moment warten wollen. Warum er zum Optiker will? Um die Welt in einem neuen Licht zu sehen. Er meinte zu mir, das wäre jetzt mal nötig. Weil er sonst nicht mehr verstehen könnte, warum alles so anders sein soll, bloss weil ein neues Jahr begonnen hat. Man bräuchte Hemden mit dem GUTEN Schnitt, und eben vom Optiker den GUTEN BLick. Nein, nein, keine Brille. Einfach mal nachsehen, so aus Vorsicht. Umsichtig, der Herr Dr. Nickel. Ein netter Mieter. Ja ja, und daß er dann auch seine unterbrochenen Fernschachpartien endlich weiterspielen könnte. Oh, da kommt der nächste Schauer, stellen Sie sich doch bei mir unter. Da bleibt es trocken. Ah, da kommt er ja, einen angenehmen Abend auch.


Eckhart Nickel Heidelberg, Schneeregen - 21.01.00 at 18:12:34




War das "schauen" nicht eigentlich der Versuch der Tristesse- Royale-Runde, einen ureigenen modischen Ausdruck zu schaffen? Eine grammatikalische Aberration als linguistische Zeitbombe? Habt ihr nicht längst Wetten abgeschlossen? Eine Kiste Champagner, wenn das erste Massenmedium die Floskel übernimmt? Ein rauschendes Fest anlässlich des ersten Werbespruchs, der Dinge verspricht - "die durften sie bisher noch nicht schauen"? In den Kiepenheuer-Katalog habt ihr's ja schon eingeschmuggelt. Oder unterstelle ich da mal wieder zu viel Intention?


Andrian Kreye, New York, - 21.01.00 at 18:39:28




Fußnote der Musikwissenschaft: Dvoraks Amerika in der Symphonie ist ja ein Traumland, eine Karl-May-Welt, wo die Musik des nächstgelegenen Indianerstamms schon dicht hinter den Hügeln am Rande der Moldau erklingt, in der Tat nur erhört, nie angeschaut mit Augen.


Eckhart Nickel Heidelberg, Anhang - 21.01.00 at 18:40:54




Heidiland druckt die schickten Geldscheine der Welt: Schweizer-Franken-Scheine sehen fast wie Techno-Flyer aus. Das härteste Geld der Welt sieht eindeutig am allerschicksten aus. Geld stinkt nicht. Geld stinkt nur in zu großen Mengen in unbelüfteten Räumen. Bargeldloser Zahlungsverkehr als absolut geruchloser Vorgang. Geld stinkt nur, wenn man es zu lange nicht wäscht. Heidiland als größter Tresor der Welt stinkt nicht. What goes around, must come around: Nach Zürich fliegen? Über Zürich nach Liechtenstein fliegen? (Was viel zu wenig bekannt ist: die Pistenraupen in Heidiland sind in der weit überwiegenden Mehrheit getarnte, mit wenigen Handgriffen in ihre eigentliche Bestimmung zu überführende Panzer.) Tue Gutes, aber breite nicht alle Details auf allen Pressekonferenzen aus! Was kostet die Welt? Geld stinkt nur, wenn es zu lange nicht zirkuliert. Was kostet der Flug ins grenzenlos Blaue? Die Gute Tat stinkt nicht. Die Gute Tat braucht glaubwürdige Symbole. Von den Rechtsnachfolgern der alten Parteiführung haben wir die Rechte an sämtlichen Parteisymbolen erworben. Wir wollen die Menschheit retten. Käuflicher Sex hält die Welt zusammen. Wir dreschen das Korn, und sind wir erst fertig, beginnt es von vorn. Unser Verbindungsmann arbeitet für eine Briefkastenfirma auf den Bahamas. Auftanken in Nassau, einmal übernachten in Nassau: nur mehr Haut und Knochen. Das Häuschen in Kanada ist ein versprochenes Häuschen auf geduldigem Papier. Alles was eine Briefkastenfirma braucht, sind Kontonummer und Briefkasten. Bargeldloser Zahlungsverkehr als absolut geräuschloser Vorgang. Die Fahrt ins Blaue ist ein Flug über den Teich. Die Fahrt ins Blaue ist bis ins Detail geplant. Haben die Piloten das Fliegen verlernt? Ich soll sehen, aber ich seh nix. Ich soll hören, aber ich hör nix

Abb.: Schloss Vaduz, Gartenfront


Andreas Neumeister, Mjunik, - 22.01.00 at 02:40:49




Ich bin, äh, für "schauen", obwohl Sven Lager wahrscheinlich furchtbar recht hat, und Old Andrian sowieso. Aber: Äh. Ja. Ejal. Schon ein bisschen spät gerade, herzlichst Ihr,


Moritz von Uslar, München - 22.01.00 at 04:47:38




Schauen ist eines meiner Lieblingswörter, das ist herkunftsbedingt. Dabei ist es mir allerdings weniger um die mystische Schau von Meister Eck(e)hart (dem mittelalterlichen, wie dem heute in Heidelberg weilenden!)zu tun, als vielmehr um das profane Schauen, das mir würdevoller, genauer und weniger zerfahren scheint, als das allenthalben grassierende "gucken". "Gucken" ist was für RTL-Moderatoren.
Für HelK: 2.d4 (falls 2...d5;3.Sc3)


Georg M. Oswald - 22.01.00 at 09:46:17




S e h e t die Vögel unter dem Himmel an: sie saäen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch.
S c h a u et die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins.

Amen. Alles andere ist die Tyrannei der bösen Männer im finsteren Tal, an
denen die Sprache schreckliche Rachetaten üben wird.
Für Georg: 3. ...de4: falls 4.Se4: Sd7


HelK m, d - 22.01.00 at 11:48:34




"Die Pop-Schreiber von ampool haben wieder eine neue Idee, die eigentlich gar keine neue ist.
Neben ihrer Webseite, auf der sie tagtaeglich aus den Naehkaestchen ihres Kuenstlerlebens plaudern, wollen sie ein Buch schreiben, ebenfalls im Internet. Nur soll es keiner sehen, denn diesmal ist es ihnen Ernst. Der Titel: "The Buch", wobei der englische Artikel wahrscheinlich auf die Neuartigkeit ihres Projekts hinweisen soll, oder schlicht und einfach auf das World Wide Web, dessen Muttersprache ja immer noch das Bill Gates-Englisch ist. Dennoch, es ist ein deutsches Buch. Die "Teilnehmer", wie sie von den Initiatoren Sven Lager und Elke Naters genannt werden, sollen die Moeglichkeit haben so leicht und locker zu schreiben wie an ihrem Pool, nur ohne jede Reue, denn sie koennen ihre Eintraege jederzeit aendern. Herauskommen soll dabei im Fruehjahr naechsten Jahres etwas, das sie ein wenig voreilig "organische Anthologie" nennen. Dabei steht eines ausser Zweifel: da waechst zusammen, was zusammengehoert."



Lieber Stefan,
Der virtuelle Raum ist ein realer Raum. Nichts Neues, ich weiss, aber es gibt immer wieder neue virtuelle Raeume und ich beobachte mich dabei wie real sie fuer mich werden, und schon geworden sind. Ich laufe durch eine fremde Stadt, die, weil ich sie kaum kenne, eine kuenstliche ist.
Gegenstaende suche ich, die herausgenommen aus dem Ort, an dem sie sind und platziert in den Raeumen, die ich erinnere, ein Haus ergeben, frei in meiner Vorstellung.
Jemand hat gewohnt in diesem Haus, zehn Jahre lang. Er hat seine Dinge genommen und hat das Haus zurueckgelassen. Die Vorstellung, daß noch das Echo der Geraeusche, des Lebens in diesem Haus zu hoeren ist, gefaellt mir. Aber in Wirklichkeit ist da nur da das Haus und man sieht, daß seine Waende vor kurzem neu gestrichen wurden. Die Spuren davon sind auf dem Gras, den Streben des Vordachs und auf den Mueckengittern zu sehen. Tropfen, die mit einer Kometenspur erstarrt sind.
Insekten schweben in der Luft, Blaetter und Pflanzen bewegen sich auf ihrer vorgeschriebenen Bahn, unsichtbar.
Es ist so banal, was ich dir schreibe, tausendmal gesagt und gedacht ist es schon, denke ich, bis ich wieder erinnere, was ich erst so spaet verstanden habe: dass die Art wie man ueber schon Vorhandenes nachdenkt, zaehlt. Gerade die Worte 'virtuell' und 'real' machen einen so seltsamen Eindruck, wenn man sie ueberall und immer wieder liest. Das Virtuelle ist zum Spielen und das Reale der Boden, auf dem man besser steht. Das ist das Bild, das immer wieder neu erfunden wird und aus unserer Welt eine deprimierende macht. Buecher sind virtuell, die Boerse ist real. Das Kuenstliche, Ausgedachte also fuer die Freizeit. Oder den Sammler. Was habe ich gesagt, wahr heißt jetzt real, wirklich virtuell? Es gibt nur die Wirklichkeit. Die Wahrheit wird immer wieder fuer neue Zwecke erfunden.
Get real! Do your own Internet buisines! Work out, eat low fat!
Ich werde boese, verzeih, und ich schweife ab. Wie ich dir schon sagte, was ich sage ist banal, denn ich bin langsam. Und bemerke ich etwas oder erscheint es vor mir mit einer ploetzlichen Klarheit, dann werde ich sehr grundsaetzlich. Dabei mag ich Theorie nicht. Abstraktion hat mich immer nur in der Kunst angezogen.
Warum ich darueber nachdenke: das Haus, das Schreiben. Beides ist da, jeder kann es sehen und dennoch veraendert sich beides taeglich in meinem Kopf. Ich suche jeden Tag aufs Neue das Bild, dem sie folgen koennen.
Frag mich nicht nach meinem Buch. Es erscheint, und mal finde ich es furchtbar, ein anderes Mal ein Wunder, so gut ist es. In Wirklichkeit aber bin ich jenseits dieser beiden Gefuehle, das erstaunt mich. Beide Regungen beobachte ich, denn schon laengst bin ich woanders. Hier.
Ein Zimmer, lieber Stefan, ein Zimmer in diesem Haus wird fuer dich sein. Und ich sage es dir schon jetzt, wenn es da ist, werden meine Briefe aufhoeren.


Sven Lager Bangkok, - 22.01.00 at 16:19:15




Putzen in der Pestalozzistraße: Alles wird abgewischt und neu hingestellt. Dabei nehme ich für Frau Hiltrud Zobel, die im SZ-Magazin-Impressum unter "Käufmännischer Bereich" eingetragen und letztlich die SEELE der Redaktion ist, ein Oasis-Band auf. Ist wird immer mehr GEJAMMERT auf Oasis-Platten, von Platte zu Platte wird es, leider, mehr. Man hört richtig, wie die Milliarden (oder wieviel Oasis seit 1993 verdient haben) traurig, müde, ratlos, kaputt machen. Und trotzdem reicht es natürlich wieder für zwei, drei ganz große Stücke: Toll, dass Liam G. wie eine Gitarre singen kann; sein Bruder kann es nicht; er singt leider nur wie ein Mensch. Am besten, wie auf den letzten Platten: die Stücke, in denen "roll" im Titel vorkommt, also "Roll it over". Der Hit: "Go let it out!".
Was noch erzählt werden muss: Mein Kleider-Stil soll derzeit etwa unter dem Thema "Strassenschlacht in der Bundesrepublik Deutschland um 1983" stehen, also Lederjacke (schwarz, kurz, eng), Jeans (sehr eng, schlauchig), Converse-Turnschuhe (weiß, angedreckt), langer, langer Schal (hihi) und Wollmütze (derzeit nur vorrätig: eine mit der Aufschrift "Die Hart Erkan & Stefan"). Ich habe dabei vage die aufregenden Strassenschlacht-Bilder aus dem Hofgarten in Bonn und dem Berliner Nollendorf-Platz vor mir (wie sie, auf großer Leinwand, zuletzt im Film "23" zu sehen waren). Es handelt sich dabei: um einen weiteren spannenden Versuch, gleichzeitig KNALLHART und VERLUMPT und irrsinnig VERLETZTLICH auszusehen. The Laws of Cool: zum Totlachen. Forever aufregend. Forever rätselhaft.


Moritz von Uslar, München - 22.01.00 at 16:55:02




Ganz Deutschland versinkt im Schnee, nur hier regnet es, nicht einmal Eissturm. Der Preis, den man in der Rheinebene für die Wärmeströme bezahlt, ist hoch. Meine Wetterstation zeigt ungerührt 4,8 Grad Celsius an, ich friere in der Bibliothek, die alten Fenster wehen ab und an Schauerluft auf meine Bindehaut. Blinzelnd schreiben, warum nicht? Ach ja, das Schachspiel. Lieber Georg M. Oswald: Auf dem im indonesischen Banda-Archipel erworbenen Simpelbrett hat sich nun mein Springer von g8 auf f6 bewegt, immerhin. Und meine fast halluzinatorische Fernsehkater-Müdigkeit, ausgelöst von der gestrigen Parade-Spätvorführung von "Casino", was für ein Großwerk, verebbt bei einem Glas Portwein. Was mich jetzt retten könnte, wäre eine Uslar-Kassette mit Oasis, aber die ist dort, wo der Schnee liegt, also woanders.


Eckhart Nickel Heidelberg, zu warm - 22.01.00 at 20:23:25




Dvorák war drei Jahre Direktor des Musikkonservatoriums in New York (entweder hat Apple das hübsche osteuropäische in imperialistischer Arroganz nicht eingebaut oder ich bin zu blöd es trotz Keyfinder zu finden). Und Amerika war nur insofern ein Traumland für ihn , weil er dessen folkloristische Musik benutzte, ohne die Wurzeln richtig erforschen zu wollen. Das hat er in seiner Heimat aber genauso gemacht, und Brahms auch. Bartók hat sich dann mehr Mühe gegeben. Sagt Fred und die kennt sich aus.

Schreibwahnsymptome (14:00): "Hab' ich Dich aufgeweckt?" So wirkt man auf die Aussenwelt?

Reales Kälteempfinden - minus 30 Fahrenheit. Niemand mag mehr Trinken gehen. Nicht einmal die Exilbayern. A Schand' ist des. Auf dem Land erfrieren sie jetzt wieder in ihren Autos mit den eingefrorenen Zentralverriegelungen.

Gerade angekommen: "Wie sehen Sie denn aus?" (vergelt's Gott auch).


Andrian Kreye, New York, - 22.01.00 at 20:46:30




Nachdem Niemann und Kraussern mir empfohlen, den "Eckermann" zu studieren, tue ich dies nun täglich mit Eifer und vorzüglichem Gewinn. Den trefflichsten Satz, den ich heute daraus gezogen:
"`Ach, das Publikum!´seufzete Goethe."

Für HelK: 4.S:e4,Sd7;5.Sf3
Für Meister Eckart: 0-0


Georg M. Oswald - 22.01.00 at 22:20:05




Gestern Katja Kabanova von Janácek im Münchner Nationaltheater,
in der bis zur Pause genialen Inszenierung von David Pountney.
Mit der hinreißenden Nadja Michael und der gealterten Catherine
Malfitano, die die ersten zwei Akte mit ihrer Stimme schwer gehamstert
und erst im dritten endlich Gas gegeben hat.
Jetzt wird auch in München übertitelt. Warum hat das so lange
gedauert? Es gab blödsinnige Argumente: Das lenke von der Musik ab.
(Tut es nicht, sind unterschiedliche Sinne, die da bedient werden.)
Man könne sich gefälligst das Libretto vorher durchlesen (Erstens: Wieso
sollte man? Zweitens: Ja und? Kann man deswegen gleich jeden Satz auswendig?)
Der Blick würde schizoid, indem er ständig von der Bühne rauf
zur Laufschrift wechseln müsse. (Kein Problem. Ich sind soviele Andere)

Ein wunderbarer Abend, auch wenn Janáceks Oper ein wenig zum routinierten Plätschern neigt,und ohne echte Knaller auskommt.
Positiv formuliert: Sich in Dezenz und Detailpflege übt.
Die Übertitelung wird mit der Zeit das gesamte Repertoire umstrukturieren,
wird ungewohnte Stücke möglich machen, wird neue Klientel ans Haus ziehen,
sogar aus dem Bereich der völlig Unmusikalischen.
Danach ging man zu Jeetas, dem Inder, es hatte den ganzen Tag geschneit und schneite noch und plötzlich war die Nacht und der Schnee so glanzvoll und mummelig und zauberhaft, wie es für ein Kleinkind ein riesiger Ballen Zuckerwatte sein muß.
5. ... Sgf6, lieber Georg.


HelK m, d - 23.01.00 at 14:49:20




1
Als er bei der Auskunft der Bahn anrief, teilte ihm eine Tonbandstimme mit, manche Gespräche würden zur Qualitätssicherung aufgezeichnet.
Also bemühte er sich um eine deutliche Aussprache und eine klare Syntax.
2
Wann der um 11:25 Uhr abgefahrene Zug an ihrem Wohnort ankomme?
3
Der sei schon längst dort gewesen, teilte ihm ein freundlicher Herr mit.
4
Er stellte sie sich also vor, wie sie sich jetzt einen Tee kochte. Eine umständliche Angelegenheit. Jedenfalls dauerte es immer sehr lange, wenn sie das in seiner Küche tat. Sie würde dabei zur üblichen Zeit, mithin wie immer eine halbe Stunde zu spät, zusammenschreckend auf die Uhr sehen und eiligst das silberne Pillendöschen in ihrer Handtasche suchen. Er hatte sie in den vergangenen Tagen immer ermahnen müssen: "Wirst du jetzt wohl deine Tabletten nehmen!" Sie hatte gelacht.
5
Am meisten, dachte er, liebte er vielleicht an ihr, wie sie überrascht und knapp Luft holte, wenn sie lachen mußte.


Carmen Samson Berlin, - 23.01.00 at 18:25:51




Zum Begriff BLOCKBUSTER erzählte mir mein amerikanischer Bruder folgende Geschichte: Zu einer Zeit als die ersten großen Filme mit riesigen Werbekampagnen versehen wurden (wie z.B. GONE WITH THE WIND), die dazu führten dass ein jeder Mensch diese Filme wirklich unbedingt am ersten Wochenende sehen mußte, trug es sich zu dass zuweilen die Schlange der Wartenden und um eine Karte Anstehenden sich um das gesamte Häuserkarree, den amerikanischen BLOCK, herumschlängelte. Gleichzeitig war der Ehrgeiz der Wartenden und deren Befürchtung, jemand könne sich durch einen geschickten Trick einen Vorteil verschaffen, so groß, dass sie niemanden die Schlange unterbrechen ließen. Ein Besucher konnte diesen Block also weder betreten noch verlassen. Der Block war BUSTED: gefangengenommen. BLOCKBUSTER bedeutet in diesem Zusammenhang demnach nicht Luftmine, sondern: Blockgefangennehmer.


muck, berlin, - 23.01.00 at 22:08:49




Verdammt, das gehört hier nicht hin! Wie konnte das passieren? Bitte machs weg, Sven!


Puck, München, - 23.01.00 at 23:07:05




Wieso? War doch interessant!

Abb.: Singlecover "Blockbuster" - The Sweet


Groundcontrol Mjunik, - 24.01.00 at 01:07:52




Beruehrt, gefuehrt lieber Muck/Puck


Sven Lager Siam Department Store, Bangkok, - 24.01.00 at 12:42:58





"Bis jetzt haben es die Jung-Schreiber vom Pop-Pool noch zu keinem Skandal geschafft. Prominente sind zwar manchmal "Hammerfotzen" oder "Vollidioten", aber bis jetzt fuehlte sich noch keiner angesprochen. Liegt es am Internet? Vielleicht entsteht der Eindruck elektronische Beleidigungen waeren weniger handfest, aber spaetestens mit der neuen Homepage des Ex-King of Klatsch Michael Graeter sollte es damit vorbei sein. Die kostet zwar, ist aber um so saftiger was die ungewollten und gewollten News der Schickeria und Prominez angeht.
Was ist also los mit Deutschlands neuen Schreibern? Wollten sie nicht Pop-Stars sein, dazugehoeren zu den oberen Zehntausend der jungen Schroeder-Republik?"

tip: unter paperball.de nach pool/ampool suchen. s.o.





Lieber Stefan,
der Blick auf Deutschland ist ein anderer von hier aus. Es ist nicht mehr das dreckige, elende Berlin der Pallasstrasse, der langweiligen Jungfamilien und zu kleinen Wohnungen, es ist vor allem nicht mehr die Stadt der elenden U-Bahnen und schnoeseligen Mitte-Restaurants, der Gepiercten und verlorenen Haschbroesel. Mich ueberkommt fast eine Sehnsucht, wenn ich das schreibe. Von hier aus geht der Blick durch die Zeitungen und Magazine, durch die Exilanten und deren abgedrehte Geschaefte hindurch und sieht ein anderes Land. Zum Glueck. Eines, das in Berlin oder jeder anderen Stadt Deutschlands gar nicht verfuegbar ist, vor Ort.
Es ist nicht die Ferne, es ist die Art des Blicks, der frei ist, und daneben noch etwas voellig anderes sieht. Ich mochte nie die Politik, die Kultur, den Trend. Ich mochte nie mitten in all dem drin sein. Ich habe mich immer nur fuer mein Zimmer interessiert, meine Freunde und das, was darum herum war. Weil ich es in den Briefen an dich so oft erwaehnte: Ich habe mich immer fuer meine Wirklichkeit interessiert, denn es geht immer um die Dinge, die man sich in einem Zusammenhang zu sich selbst vorstellen kann. Lernschwierigkeiten sind Sinnschwierigkeiten.
Hier aber befindet sich ploetzlich alles in jenem Zimmer. Das Land Deutschland mit seinen Menschen, Leben, gefiltert, aber hier, in einer Zeitung, in meinem Computer, in einem Fax, in den Gespraechen auf deutsch. Handsome. Und ich merke wie sehr ich diese Kuenstlichkeit mag. Diese Kuenstlichkeit, meine Welt in Deutschland ist ja keine realere.
Ich weiss, du hast auch Rainald Goetz bewundert fuer seine ungebrochene Neugier, die Ungeduld, dieses ewige Weiter-Weiter, selbst in den unguenstigsten Momenten. Und jetzt geht es mir auch so, hier, in diesem Moment, woanders, da mich diese Neugier packt, diese Ungeduld und ich alles wissen will, alles, vor allem all das, was vorher wie Muell auf mich herabstuerzte. Berlin.
Du hast nichts mehr davon mitbekommen, aber gerade lese ich Joachim Lottmanns 'Deutsche Einheit' und es wuerde dir auch gefallen. Nein, es ist grossartig. Etwas ganz bestimmtes funktioniert mit dieser Naivitaet, so wie es auch in Faserland funktionierte, dass die Art der Betrachtung ein wenig unbeholfen scheint, sprunghaft, unwissend, aber genau das den Blick erlaubt, der alles freigibt: den Blick aus der Ferne.
Auch eine Selbstkritik: Zu-viel-wissen ist ein schlechter Stil.


Sven Lager Siam Department Store, Bangkok, - 24.01.00 at 12:51:32




Jetzt endlich gefriert es. Es ist dieser Vorgang, der in der Wundheilung das Erscheinen des festen "Grinds" (so sagte man dazu in Frankfurt am Main, als ich klein war) bedeutet. Klarheit und Kälte sorgt in diesem überirdisch hellen Wintersonnenschein für eine Trockenheit an der Hautoberfläche, die nur noch, einem schwachen Störungsausläufer gleich, der das Abziehen des Tiefdruckgebiets in Erinnerung ruft, die Überreste der kranken Vergangenheit augenscheinlich werden läßt. Mein Freund Michel erzählte mir neulich in einem Gespräch, er würde im Winter jeden dieser Sonnentage dazu nutzen, sich für nicht weniger als eine Viertelstunde in das pralle wärmende Licht zu stellen und dabei darauf zu achten, nicht direkt in die Sonne zu starren, aber fast. Das stimuliere die Zirbeldrüse und komme dem Wintervorratsammeln des Eichhörnchens gleich, nur daß auf diese Weise Glück ganz in der Nähe des Auges gesammelt werde. Die Legierung eines geglückten gleißenden Tages.
Kein Wunder, daß an einem solchen Tag die Dame im Schachspiel bewegt wird, meine Königin des Tages: De7.


Eckhart Nickel Heidelberg, Tagestemperatur unter Null - 24.01.00 at 13:49:29




Geblendet den Zug vergessen: De7d7. Auch gutes vergessenes Stück von Thomas Dolby: "She blinded me with science".


EN HD, UN - 24.01.00 at 13:53:01




Mein nächstes Buch wird "Schmerznovelle" heißen. Es wird sich auch - wenigstens im Groben - an die tradierten Definitionen der Gattung
Novelle halten.
Vorgestern erreichte mich ein Anruf aus dem Verlag. Marketingabteilung.

- Hörmal,Helmut, wie wärs denn mit :
SCHMERZ
Roman

- Nein, das Ding heißt Schmerznovelle und basta.

Heute der nächste Anruf.
- Hörmal, Helmut, wie wärs denn mit:
SCHMERZNOVELLE
Roman


HelK m, d - 24.01.00 at 15:48:38




Es muß hier stehen, weil Thomas Melle wirklich Gott ist. Vielleicht Karel Gott, um mit Andreas Neumeister zu sprechen, am Ende aber eben doch: Gott. Das hat mich immer sehr für ihn eingenommen - daß sein Größenwahn echt ist, meine ich. Im Berliner Zimmer hat er das wieder bewiesen. Melle, ich liebe Dich!

"Poolkritik 1 - Thomas Melle @ 10:12
WHAT YOU EXCLUDE, WILL COME BACK WITH TRIPLE FORCE. Ist Kinderpornographie im Internet schlimmer als www.ampool.de? Ich weiss es wirklich nicht. Alles, was jeder dort kann, können andere besser. Dort haben sich nur die Dümmsten versammelt. Alles, was jeder dort kann, kann ich dreimal so gut. Ob das nun Oswalds kleiner Tucholsky ist, den er überall herumbaumeln lässt, ob Goetzens lyrischer Durchfall, ob Krachts Scheisslisten, ob Horzens Schweigen - selbst die Grössten sind noch zu klein für mich. Ich war noch nie eingeladen im Pool oder Loop. So siehts nämlich aus. Man will mich, den Besten, dort nicht. Aus Neid? Aus Angst? Warum sollte man Angst haben? Als ich einen Witz machte, alarmierte die tumbe Blümchenfeministin Carmen von Samson umgehend die Polizei. Ach, Vater Staat und seine unmündigen Kulturhascherln, auf Du und Du mit dem Gesetz. Den Mund wirklich auf bekommen solche nassen Bratzen natürlich nicht, es sei denn, zum Goetznuckeln und Daumenlutschen. Traurig, traurig. Süss.
Sic transit gloria snafu. Da hilfst Du irgendwelchen sogenannten Pop-Autoren bei Ihrer Homepage - und sie sind sich zu fein, Dir auch nur einmal dafür zu danken, wie es sich für einen Menschen eben manchmal doch noch gehört. Dumpf sind die Nagers. Ignoranten. Auch Britta Höper haben sie verloren. Sie war die Beste dort. So wurden wir alt.
Allen, die noch geil drauf sind: Die Soap-Opera zwischen Britta und mir ist zuende - was wir in unserem Privatleben miteinander nicht machen oder ohne einander machen, ging noch nie jemanden etwas an, umso weniger also jetzt. Zu dieser Sache werden weder ich noch sie uns in Zukunft noch irgendwie äussern. Punkt.
Ansonsten: Ich bekenne, ich bin Pornoautorin. Doch Du wirst meinen Jamben nicht entrinnen. Hamburg, unbekannte Stadt - ich komme."




Georg M. Oswald - 24.01.00 at 20:58:16




AOL schluckt Time-Warner
Time-Warner schluckt EMI
(was hat das mit Kraftwerk zu tun?)

AOL für America OnLine
EMI für Electrola Music Incorporated oder wie?
(was hat das mit Kraftwerk zu tun?)

Spex goes Leopoldstraße, ich meine

der Rücktritt vom Rücktritt war als Rücktritt gemeint:
Karel Gott kommt jetzt doch auf die Expo
(der Expo-Track von EMI ist gar nicht so schlecht)

Abb.: Steve Case


Andreas Neumeister, Mjunik, - 25.01.00 at 02:02:50




"Was wird aus uns werden? Ich weiß es nicht, und ich bin auch nicht neugierig...Wie sehr habe ich erwartet, daß noch etwas kommen wird im Leben, das bisher nur Komödie war. Jetzt sehe ich, daß nach dem Bedauern nichts Neues kommt...Mein Leben ist vollendet, und ich habe nicht gemerkt, wo es stehengeblieben ist, und das, was ich Leben nenne, gibt es nicht, gibt es nicht. Der Himmel liebt die Menschen, und das Wasser unter dem Fenster murmelt in den Nächten."
Milos Crnjanski, Tagebuch über Carnojevic.
Lieber Andrian, auch mein Apple PowerBook kennt die zeichenwelt Osteuropas nicht, das stimmt mich traurig.


Eckhart Nickel Heidelberg, Schneeluft ohne Schnee - 25.01.00 at 10:27:36




Seit einer Woche mache ich Diät, im Müllerschen Volksbad wog ich 75 Kilo! Okay, das Handtuch war nass. Nach zwei Tagen fettarmen Essen waren es nur noch 73 Kilo. Gestern habe ich 12 Dickmanns gegessen, aus Einsamkeit und Angst, heute wog ich prompt 74 Kilo.
Dann war ich im Kino, im neuen Sony Center am Potsdamer Platz. Sieht aus wie die Hongkong Bank, nur in Segelform. Dort schaute ich American Beauty. Der Film ist okay, aber nicht großartig. Hinter der bürgerlichen Fassade einer amerikanischen Kleinfamilie -schreibt man das noch? Bürgerliche Fassade? Ich hab schon lange keine Die Zeit-Kritik gelesen- also die Kleinfamilie zerbröselt und jeder findet zu sich selbst. Papa macht Bodybuilding und hört Pink Floyd, das pummlige Töchterchen kriegt einen Freund und die hysterische Hausfrau wird gescheit, nun gehörig, äh... durchgenudelt? Sagt man das? So richtig progressiv war das also nicht. Trotzdem ganz okay, der beste Film seit drei Wochen. Dann habe ich vier Sushis gegessen und Daniel Josefssohn getroffen. Das ist ein berühmter Fotograf, der dafür berühmt ist, dass er betrunkenerweise gerne seinen..., seine Nudel (?) rausholt, und alle anderen berühmten Fotografen, die immer Nan Goldine-mäßig rumknipsen, bittet, doch seine Pasta abzulichten. Den habe ich also getroffen, was aber eigentlich gar nicht interessant ist, denn er war nicht betrunken.
Dann habe ich noch zwei Bier im Jubinal, Ecke Tucholski/ August getrunken. Das wird jetzt mein Baader.
Und heute? Heute habe ich wie ein Depp geputzt. Jetzt ist die Wohnung sauber und ich fühle mich schmierig.


Lorenz Schröter Berlin, - 25.01.00 at 19:13:56




WHIRLPOOL OF LOVE

Bypass the traditional film distribution system
Talk to a virtual Hollywood sales agent
Sell your bloody script NOW!
ReelPlay.com
IFILM.com

Während der Eröffnungszeremonie schien Robert Redfords Gesicht an ihm wegzufaulen. Die Augen glänzten wie die eines Blinden. Vollgestopft mit Erinnerungen. Gelocht von DOT-COM

INTERNET BUSINESS AT FILMFESTIVAL
It s sort of like the Beatles coming to America.
Everyone wants to be a part of the revolution. They just don t know what the new sound is, exactly.

Main Street. Ein cremefarbener Lincoln, gelenkt von einem Mexikanischen Regisseur namens Ruben Gonzales, fährt mit einem ungeheuren weissen Cowboyhut sehr sehr langsam durch mein Blickfeld. Eine Hillbilly-Stimme fleht im Radio um Terror "Wont t keep out the Lord s burning rain" Die Wolken über Utah sind wüst und schwarz und bewegen sich langsam.

FUCK COMPUTER SCREENS
SEE MOVIES IN THEATERS

Whirlpool at Snowbird Inn. Apparat auf MAX gestellt. 42 Grad. Das Panoramafenster zeigt eine schneefreie Berglandschaft im Mondlicht. Morgen soll Festvialsponsor ALTOIDS 10 Millionen Pfefferminzen über Park City abwerfen.

AT STARBUCKS, next day
- Wir wollten mit ihnen über Fassbinder sprechen. Sie haben uns dieses Projekt angeboten. Wir sind fasziniert.
- Zugegeben, ich bin bei Fassbinder stehengeblieben.
- Wir sind alle irgendwo stehengeblieben.
- Seine Filme haben bis heute von allen deutschen Filmen am meisten Gewalt.
- Erzählen Sie uns mehr davon
- Es wird eine deutsche Armseligkeit mit dilettantischer Direktheit zur Schau gestellt.
- Armseligkeit? Das ist witzig!
- Es geht um Armseeligkeit und Verzweiflung und brutal-komisches Heimweh. Ich betreiben hier Werbung für klassische, deutsche Verzweiflung. That s my GIG!
- Faszinierend. Wir Amerikaner lieben deutsche Armseligkeit, verpackt mit GERMAN SPEED. Das geben wir Ihnen gerne schriftlich.
- Ok

ENDLESS WINTER (Warten auf AMERICAN PSYCHO by Mary Harron)
Ich stehe also im Kinovorraum an einem altmodischen Flipperautomaten und werfe eine Münze ein. Es ist einer der alten Apparate, die Piep Piep Tut Tut machen. In schneller Folge spiele ich drei Kugeln, ohne auch nur auf den Lauf der Metallkugeln zu achten und starre einfach fasziniert auf das Bild auf dem Gerät: ein Tableau im Stil des Weltraumzeitalters mit der Gruppe STYX. Der Lead-Gitarrist wird gerade von einer Dschungelfrau fellationiert. Sie rekelt sich dabei zu seinen Füssen. Hinter ihnen blitzen intergalaktische Körper elektrisch auf. Es sind Phosphorfeuer unendlicher Geduld. Endloss und Unbezwingbar. Da fällt mir ein: Boys & Girls! Mehr als dreissig Frauen zeigen in Park City ihre Filme. Neuer Rekord!
Besonders nett: Sofia Coppolas THE VIRGIN SUICIDES

Jetzt schneit es ALTOIDS


Tom Kummer Park City, USA - 25.01.00 at 20:25:11




Musikhören, Akten lesen, so ein bisschen vor sich hin süffeln, fernsehen. Im BR läuft, zum xten Mal in diesem Monat so eine Punk-Dokumentation, die völlig scheisse ist, im Detail aber doch lustig. Da sitzt so einer mit besprühter Lederjacke und Iro in einem Interviewstuhl und drunter steht "(Jugendlicher, 1980)". Hehehe. Beim Polizeipsychologen habe ich heute einen neuen Begriff gelernt: Maligner Narzissmus. Wunderbar - ist aber natürlich was ganz Schlimmes, was am Ende zu Mord und Totschlag führt.
Musik: Abrasive Wheels, G.B.H., Expelled, Varukers, Vibrators etc. Jugendlicher, 1980 eben. Egal eigentlich. Aber nicht zu leugnen ist dabei natürlich die Sehnsucht nach dem Seniorenpaß. Her damit! Warum denn nicht. Neulich hat mich eine Zwanzigjährige zu "Party Boy" interviewt. Ich redete vom "Gladbecker Geiseldrama" 88 oder so und sie sagte - ohne jede Ironie, einfach wirklich wißbegierig - "ist ja interessant. Was war das? Das war vor meiner Zeit." Man könnte jetzt natürlich sagen, die war blöd. Aber nein, die war einfach jünger. Und ich fand es dann ziemlich ok, es zu erzählen, wie das damals war. Und kam aus dem Grinsen über die Situation überhaupt nicht mehr heraus. Na, egal. Was ist das eigentlich hier? Pressure, Hollywood Brats, Black Sheep, Vice Squad etc.


Georg M. Oswald - 26.01.00 at 01:15:18




Gladbeck... schon etwas bitter, wenn die Heimat ausschließlich für die Geburtstunde des Reality TV steht und der Klang des Namens nur Bilder des unrasierten Geiselnehmers ins Gedächtnis ruft, wie er dem verstörten Mädchen für die Reporter den Revolver an den Kopf hält. Denis Schecks süffisante Anspielung rief dann bei unserer Lesung auch wirklich kollektives beschämtes-zu-Boden-blicken hervor. Nach all den Jahren. Ja mei, die Schand'.

Sternstunde des Fernsehens: Ice Cube und Fergie Seite an Seite bei Jay Leno.
Ice Cube: You gotta hang.
Fergie: What's that?
Ice Cube: Well, you know. Hanging - like kicking.
. . .

Ice Cube: In that scene I'm meeting the hottie.
Leno: You should explain to her.
Ice Q: You know, a hottie. Like a fine girl with a big ass.

Internet-Tip der Woche: Saddam Husseins Musikvideos.
http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/saddam/etc/video.html


Andrian Kreye, New York, - 26.01.00 at 07:16:45




o beata solitudo
sola beatitudo
?

Berliner Jazzsängerinnen sagen "Pohse", wenn sie sich und den Musikern eine Erfrischung und ihren Zuhörern ein Gespräch gönnen wollen. Vorausgesetzt, sie singen englische Songs.
Ich verabschiede mich für ein paar Wochen. Sobald meine Disputation hinter mir liegt, komm ich erfrischt wieder.
Ist doch viel zu schön hier, um wegzubleiben!


Carmen Samson Berlin, - 26.01.00 at 09:24:27




Ein Foto von Silke Bischoff und Ralf Degowski
ziert die U4 meines Gedichtbandes.
Weil sich im Band selbst eine "Bildbeschreibung" zum Thema
findet. Wohl auch die Silke aus "Schweine und Elefanten"
ist nach Silke Bischoff benannt.
Zu Denis Scheck findet sich eine Beleidigung im Oktober-Tagebuch.
Zu Georg Oswald: Wo bleibt die Antwort auf Sgf6?


HelK m, d - 26.01.00 at 11:51:47




Nie wieder Weißwein!
Nie wieder neun Markswein!
Ich trinke gerne Shiraz für 19 Mark.
Außerdem trage ich seit Tagen eine Levis Limited Edition Vintage Capital E Modell 1955 mit der berühmten Roten Webkante. Dazu Base-Stiefel mit zartem Robbenfell, Größe 40. Heute wiege ich 74,5 Kilo. Sofort esse ich nur noch Ananas mit Sauerkraut. Morgen gehe ich zum Friseur. Es muss sein. Claudia gefällt meine Frisur, also sieht sie vermutlich wie Australien aus.

Langsam interessiert es einen doch, woher die Millionen kommen. Manchmal finde ich die Büßer von der CDU richtig zum knuddeln. Wenn sie sich häuten, die Schmierschicht abstreifen und man sogar fast den Menschen erkennt.
Die gepresste Stimme von Wulf. Schäuble, den es innerlich zerreißt und den Namen KOHL nicht mehr über die Lippen bringt, stottert, wie ein eifersüchtiger Liebhaber, der den Namen des Nebenbuhlers nicht sagen kann. Merkel, der man so gerne helfen würde. Sie ist so tapfer, holt sich regelmäßig Ohrfeigen ab. Sie alle gehen wie Gilagamesch in die Unterwelt um den Tod zu überwinden.
Und dann sehe ich Heiner Geißler und alle Gnade ist vorbei.
Geißlers Doktorarbeit handelte davon, dass es verfassungswidrig sei, wenn der Zivildienst länger dauern würde als der Militärdienst. Als zuständiger Minister der Regierung Kohl verlängerte er dann den Zivildienst um ein halbes Jahr.
Töten!
Töten!
Töten!


lorenz berlin, - 26.01.00 at 14:27:59




Liest denn niemand meine Bücher?
Die Ahab-Anspielung in "Fette Welt" hat noch keiner entdeckt.
Und dass in "Der Grosse Bagarozy" ein indisches Damengambit steckt, auch nicht!
Muss ich denn alles in mein neues Tagebuch schreiben?
"Blah, blah, blah!"
Guter Text, schlechte Musik.
Oder kennt ihr die etwa auch nicht?


HelK. m., d. - 26.01.00 at 14:41:05




Wer da eben unter meinem Namen in den Pool geschrieben hat,
der soll es bitte lassen. Das ist ganz schlechter Stil.
Wer mir was zu sagen hat, dem stehe ich gerne zur Verfügung.


HelK m, d - 26.01.00 at 16:08:25




Jetzt geht das schon wieder los und ich werde ein paar Stunden brauchen. Pardon, lieber Helk. Auf ein Neues im pool. Eigentlich ist diese ganze Passwortsache laecherlich, wer sind wir denn? Dennoch schreibt jemand unter falschem Namen.
Und mein lieber Georg findet Melle wieder Mal klasse, so ganz der ungebrochene Optimist und ich lass es dir, weil wir schliesslich zusammen einen ganzen Abend mit dem Irren verbracht haben.
Irre, damit meine ich unangenehm, egozentrisch, der bessere Mensch und ich zweifle gar nicht an seinen Texten, diesem glasklaren Irrsinn. Aber in der Bewunderung Melles schlaegt dieser ungebrochene Zug des Beobachters durch es gerne in der sicheren Entfernung zu tun, wie, ich muss ihn hier noch einmal erwaehnen, Lottmann sagt, wie ein Botho Strauss Beobachter. Den Irren durch die Glascheibe bei seinem Getobe beobachten.
Dafuer habe ich ihn auch einmal bewundert, fuer diese Texte, aber es ist nichts als "power", Fieber und wir wollten ihn nicht alle anderen im loop oder pool totreden lassen, denn genau das passiert. Man teilt sich keine Seite mit Melle. Wo Melle ist ist nur Melle.
Alles Gute Irrer, ich mag dich trotzdem.


PS: Bitte, wer auch immer, nicht alles vollsuelzen, es endet fuer mich nur in stundenlangem, extrem langweiligem Computerklicken. Hansapils und ChioChips, HoeHoe.



Sven Lager B., - 26.01.00 at 17:24:23




Die Denis-Scheck-Beleidigung habe ich nicht gefunden, habe ihn aber als äußerst versierten und unterhaltsamen Gesprächspartner erlebt, der sich selbt gegen Lynn Tilmanns New-York-feministischen Quengelangriff charmant zu wehren wußte. Wegen West-Ost-Jet-Lag war ich damals sehr aufgekratzt und schlaflos und habe ihn dann an der Essener Hotelbar mit der ausgezeichneten Angeberwhiskyauswahl versehentlich unter den Tisch getrunken, was mir im Nachhinein sehr leid tat. Unterstelle jetzt mal Denis-Scheck-Beledigern eine Tendenz zum Turnschuhfaschismus. Es sei denn es gib reale Gründe, von denen ich nichts weiß.

Ich freue mich immer sehr, wenn Lorenz den Gilgamesch zitiert, weil ich dann sofort in meine Kindheit zurückversetzt werde. Rudolf-Steiner-Schule München Schwabing, Wrangler Blue Bell und Bundeswehrparka als erste modische Selbstverwirklichung, Gilgamesch und Ilias als humanistisches Kontrastprogramm zum staatlichen Lehrplan. Damals bekamen wir auch die erste Lektion in politischer Inkonsequenz - den Anthroposophen gehörte die Ladenzeile an der Leopoldstrasse und alle Geschäft wurden gezwungen, ihren Schriftzug in den weicheckigen Anthroposophenbuchstaben zu setzen. McDonalds durfte aber trotzdem seine erste Filiale dort eröffnen, hat brav seinen Schriftzug geändert (heute noch zu sehen), und dann uns unbescholtene Anthroposophenkinder mit ernährungstechnisch sehr inkorrekten Gratisburgern und -fritten fürs Leben verdorben. Inzwischen logiert in der Zeile auch einer jener Militaria-Ausstatter, die neben Kampfmessern und Tarnkjacken auch die bei Skinheads so beliebten Pitbull- und Söldner-T-Shirts verkaufen.



Andrian Kreye, New York, - 26.01.00 at 17:42:10




P.S.: Was ist denn bitte mit "alles vollsülzen" gemeint?


Andrian Kreye, New York, - 26.01.00 at 17:45:51




Die Züge
für HelK: 6. S:f6;
für Dr. Nickel:8.Lc1-g5;
Der Fälscher von HelK war ein Stümper. Ein "indisches Damengambit" gibt es nicht. Wie unoriginell, Melle und Horz kopieren zu wollen - auf so dilettantische Weise. Bitte kein abgestandenes Remake von Melles kleiner Gala hier im pool. Die war nämlich besser.

Ich habe mich über den Melle-Text, den ich hier zitiert habe, so amüsiert, weil er so schlampig und halbherzig versucht, hinter Ironie zu verstecken, was Melle ganz einfach von sich denkt - dass er nämlich der Allergrößte ist. Es mag mir als Schwäche auszulegen sein, dass ich mich über diesen Zug, der einem ja häufiger an Menschen begegnet, immer wieder kaputt lachen kann, als fiele er mir zum ersten Mal auf.

Jetzt ist's aber auch wieder gut.


Georg M. Oswald - 26.01.00 at 22:09:58




Ja kruzäfix, kein Wunder, dass ich die Denis-Scheck-Beleidigung nicht gefunden habe. Mein Fehler. Mangels Zugriff auf deutsche Publikationen bitte ich um Zitat oder Zusendung.

Es dankt,


Andrian Kreye, New York, - 26.01.00 at 22:24:46




Lieber Andrian, ich meine natuerlich die tollen Typen, die mit einem tollen Trick wieder auf unserer Seite schreiben koennen. Ich hoffe es ist NICHT Denis Scheck, oder nein, warum nicht. Noch lieber waere mir Joachim Lottmann, ganz im Ernst, so gerne lese ich dieses Buch. Tatsaechlich hat er ja gemailt vor zwei Wochen, wegen pool, da haben wir Dummkoepfe gelacht und die mail geloescht. Also bitte: Lieber Joachim Lottmann, wir wuerden Sie sehr gerne an den pool einladen.
Lieber Georg, du hast Recht, und wieder einmal bereue ich in Preussen aufgewachsen zu sein, da im Sueden hat man einfach einen robusteren Humor eingebaut.
Deshalb ein Schmankerl, sowas kriegen wir, wenn wir nicht sofort auf Passwortanfragen wegen loop antworten, naemlich die gedachte Antwort gleich hinterher:

"danke, anke,

aber irgendwie ist deine mail voll belanglos. wir chatten hier absolut
und total anspruchsvoll. hey alte, vergiss den scheiss mit leidenschaft
und dreck. olle kamellen, pfui spinne. mach deinen beschissenen job,
damit was aus dir wird. solche wie du gehören eingedämmt, aber ehrlich.
voll quatsch. und echt uncool. mehr so unangenehm. wie ein abend mit
einem alten freund (einer alten freundin - der schlampe!) aus der
provinz.

gloria@snafu"


Sven Lager - 27.01.00 at 12:32:37




Lieber Andrian, ich meine natuerlich die tollen Typen, die mit einem tollen Trick wieder auf unserer Seite schreiben koennen. Ich hoffe es ist NICHT Denis Scheck, oder nein, warum nicht. Noch lieber waere mir Joachim Lottmann, ganz im Ernst, so gerne lese ich dieses Buch. Tatsaechlich hat er ja gemailt vor zwei Wochen, wegen pool, da haben wir Dummkoepfe gelacht und die mail geloescht. Also bitte: Lieber Joachim Lottmann, wir wuerden Sie sehr gerne an den pool einladen.
Lieber Georg, du hast Recht, und wieder einmal bereue ich in Preussen aufgewachsen zu sein, da im Sueden hat man einfach einen robusteren Humor eingebaut.
Deshalb ein Schmankerl, sowas kriegen wir, wenn wir nicht sofort auf Passwortanfragen wegen loop antworten, naemlich die gedachte Antwort gleich hinterher:

"danke, anke,

aber irgendwie ist deine mail voll belanglos. wir chatten hier absolut
und total anspruchsvoll. hey alte, vergiss den scheiss mit leidenschaft
und dreck. olle kamellen, pfui spinne. mach deinen beschissenen job,
damit was aus dir wird. solche wie du gehören eingedämmt, aber ehrlich.
voll quatsch. und echt uncool. mehr so unangenehm. wie ein abend mit
einem alten freund (einer alten freundin - der schlampe!) aus der
provinz.

gloria@snafu"


Sven Lager - 27.01.00 at 12:35:02




5. ...Sf6:

Ist ENNUI wirklich das Emblem unsrer Zeit?
Nicht eher UNRAST? Oder GETRIEBENHEIT?
Getriebenheit ist ein schönes Wort, man denkt
an einen breiten Fluß, an Treibsand, an Sex,
an Raffinesse, an Föten und Bergwerksbohrer.
Beatrice hat sich in den Daumen geschnitten.
Blut floß in den Salat. Er wird den Gästen schmecken.
Durch den Film gestern fiel mir ein neues Fünfvokalwort auf.
AUTOPSIE. Ideale Ergänzung zu BDKTN.


HelK m, d - 27.01.00 at 14:43:16




Gestern in der Tagesschau: fünf Affären hintereinander (CDU, Rücktritt Schlosser, Elf, Rau, Glogowski). Dazwischen: keine Nachricht. Danach Börse. Danach Sport (Kiefer raus). Danach Wetter.


Moritz von Uslar, München - 27.01.00 at 15:35:22




Schachzüge als Echtheitszertifikate. Sehr schön: 9. Lc4


Georg M. Oswald - 27.01.00 at 16:45:32




Ihr Flaschen. Heute, gegen 19 Uhr, nach der Stinke-Schmirgel-Zitter-Wichtel-Arbeit: zum Hohenzollernplatz rausgefahren, zu Fuß über den McDonalds und zwei Tankstellen raus in den Stetten-Kaserne in Charles Schumanns Boxstudio gelaufen. Da: Stephan, der Hals-Nasen-Ohren-Arzt, ein Stephan-Freund, Max Witzigmann, ich. Zu viert also. Immer gut als Jungs-Gruppe: zu viert. Programm wie folgt: 15 Minuten Seilspringen; Seitensprung, Doppelsprung; das abwechselnd. Auf die Matten. Da: zwanzig Liegestützen, keine Sit-Ups, da Sit-Ups den Rücken zerstören, aber so etwas ähnliches, das irre wehtut irgendwo im Bauch. Zehn Minuten vor den Spiegeln: da Schrittübungen; richtig stehen, richtig vor- und zurückweichen, muss alles geübt werden. Dann zum eigentlichen Teil, der Charles-Schumann-weiße-Haare-braune-Haut-Box-Oper: an den Sandsack. Nochmal: an den Sandsack. Acht mal zwei Minuten verschiedene Schlagfiguren. Dann, Finale: Sparrring. Alle gegen alle. Man haut sich: echt. So gut es geht. Man will sich nicht: verletzen. Es gab: eine blutige Lippe. Das war meine. Danach hat man sich irre gerne, speziell, der die Lippe getroffen hat, und umarmt sich. Totenblass. Grau um die Augen. Schweissüberströmt. Auch irgendwie: schmaler als vorher, weil Sport soviel Wasser zieht.
Es fuhren der Max und ich dann gleich ins Schumann's, wo wir in die Küche gelotst wurden und der Charles seine wunderschöne Koch-Oper aufführte. Zum hunderttausendsten Mal in 18 Jahren Schumann's. Und jedes mal sieht er runtergelumpter, still und zufrieden aus. Er grinst und grinst und grinst. Einfach: zufrieden. Mit sich. Es ist die erste Wohltat, ihm zuzuschauen, zum Beispiel beim Kartoffelschälen. Dann kamen: Bratkortoffeln, Speck, Ei (Vorspeise). Dann: T-Bone-Steak und Kartoffel-Gurkensalat (Hauptgang), was man alles, am kleinen, runden Rauchertisch hinten, zwischen den Zeitungen und Zigarillos, zwischen den Charles-Schubladen hinter der Küche isst. Max holte das Bier: Sechs Bier insgesamt. Es muss dann am Ende nur fürs Bier gezahlt werden. Dann noch kurz ins Lokal gestellt, um runtergelumpt, in Plastikhosen und mit Wollmützen, ins Charles-Schumann's-Verkleidung also, einen auf hart zu machen in seinem Lokal. Das wunderbare Schumann's-Pack: heute echt ein bisschen angeekelt von einem. Die Lieben. Um viertel nach zwölf in der Badewanne. Ihr Krücken.


Moritz von Uslar, München - 28.01.00 at 01:03:00




schmier mir eine stulle.
dick belegt?
dick belegt.
das ist eine klare sache,
die ich sogleich tun will.

(F.f.)


HelK m, d - 28.01.00 at 11:06:16





1. Marvie Hörbiger
2. Jana Domberg
3. Johanna Adorjan
4. Uli Hüsgen
5. Elfi Simotan
6. Petra Langhammer
7. Elke Naters
8. Lisa Feldmann
9. Ingrid von Werz
10. Rea Eggli
11. Betty Pelzer
12. Judith Grubinger
13. Bettina Stiekel
14. Sabina Schreder
15. Wais Chiani
16. Ayzit Bostan
17. Bettina Wündrich
18. Anne Nickel
19. Anne Philippi
20. Luzie Naters
21. Mareile Kohls
22. Rebecca Casati
23. Tina Obladen
24. Nika Scheidemandel
25. Eva Munz


Christian Kracht München, Deutschland - 28.01.00 at 15:01:48




weib, wo bleibt die stulle?
die dick belegte?
die dick belegte.
das ist eine schöne tätigkeit,
die mir viel freude bereitet.

(F.f.)


HelK (7....Dc7, lieber Georg) m, d - 28.01.00 at 21:12:05




scheiße, ich hab hunger!
das höre ich mit großer sorge
und gebe mir besonders mühe.
du lateinschwaches kebsweib!
gleich komm ich in die küche.


HelK m, d - 29.01.00 at 11:55:51




das wär so schön, ich glaub,
ich müßte sterben,wäre selig,
säh ich dich denn, aug in aug
über der so dick belegten
stulle, die da deiner harret.


HelK m, d - 29.01.00 at 19:13:44




sieht ja richtig gut aus. ist da
kresse drauf und schnittlauch?
beides, wie die liebe mir befahl.
muß schon sagen, alle achtung.
danke. heilig sei dein name.


ENDE


HelK m, d - 29.01.00 at 21:37:05




Die NPD demonstriert am Brandenburger Tor (gegen das geplante Holocaust-Manmal), und der am Telefon sagt dazu: "Jetzt habe ich sofort schlechte Laune." Ich, überrascht, sofort beeindruckt: von dieser POLITISCHEN Reaktion. Das geht nämlich doch, ohne ein Wichtelmann zu sein: politisch sein. Finde ich toll. Das muss ich noch genauer verstehen, wie das genau funktioniert, das muss ich noch lernen. Idee: Es hat eben nichts mit ganz viel Zeitunglesen und sich INFORMIEREN zu tun. Ist ja lächerlich. Eher: Mit den ganz großen, den simplen, den kraftvollen Ideen. Also, zum Beispiel: Nazis nicht gut finden und nicht egal. Oder: Nicht immer nur sexy Frauen ficken wollen, sondern es für MÖGLICH halten, dass man eine findet, die sexy ist und klug und rough und schnell und luschtig. Und so weiter. Wichtig, dann in der Konsequenz: SICH AUFREGEN! Sagen: Scheiß Neonazis! Und: super Frauen! Das alles muss so normal, so beiläufig, so absolut normal stinkwütend-lassisch rüberkommen wie vorhin bei dem am Telefon. Jetzt haben wir also schlechte Laune. Es tut uns leid. Ihr Herren von der NPD.


Moritz von Uslar, München - 30.01.00 at 02:18:07





1. Anke Engelke
2. Michel Obladen
3. Florian Illies
4. Django
5. Olrik Kleiner
6. Benjamin von Stuckrad-Barre
7. Professor Rott
8. Ben Becker
9. Westfalia Bambaata
10. Claudia Lanfranconi
11. Johanna Adorjan
12. Matthias Landwehr
13. Tina Bordihn
14. Helge Malchow
15. Ingo Mocek
16. Antje Majewski
17. Barbara Gies
18. Benno Führmann
19. Phillip Holzmann
20. Frau Simonetta
21. Nicolette Krebitz
22. Feridun Zaimoglou
23. Andreas Grimm
24. Helmut Kohl
25. Rebecca Casati


Christian Kracht Berlin, Deutschland - 30.01.00 at 16:15:56




8.0-0;


Georg M. Oswald - HelK - 30.01.00 at 18:12:41




Genau.


Rebecca Casati München, Deutschland - 30.01.00 at 19:11:19




Im Café Rossi 1: (Nachmittage auf der Suche nach dem Glück)
Das Café ist eigentlich eine Katastrophe. Aber wie alles in Heidelberg ist es erfolgreich, weil die Alternative fehlt. Es gibt sonst einfach kein angemessen großes Kaffeehaus. Deswegen sitzen wir seit etwa zwei Jahren in dem zweistöckigen Etablissement mit den Lederbänken und den Spiegelfronten, alles im prinzipiell furchtbaren französischen Bistrostil, der sich hier überalll durchgesetzt hat. Im Sommer bleiben wir draussen, dort im großen Garten, der an den belebten Bismarckplatz grenzt, unter Platanen und langweilen uns, während ein Brunnen plätschert. Wer schlau sein will, läßt sich von den weiß beschürzten Kellnerinnen und Kellnern nicht den Maroc, sondern, nur unwesentlich teurer, Latte Macchiato bringen. Stets liegt noch ein Keks auf der Untertasse, der nach Spekulatius schmeckt. Im Winter gibt es Glühwein.
Heute ist es sonnig draussen. Deswegen ist auch kaum jemand da. Der etwas dickliche Kellner schlurft müde durch die Gänge, eben noch lief Eros Ramazotti, jetzt hat der Barkeeper die Kruder und Dorfmeister Sessions eingelegt. Ein älteres Paar sitzt noch übrig vom Mittagessen an weiß gedecktem Tisch. Als sie zahlen wollen, kommt der Kellner nicht gleich. Zur Entschuldigung erzählt er seine Geschichte: Er wäre, weil er gestern schon in derSpätschicht gearbeitet habe, am Morgen mit einem von ihm so genannten "Feldstecherblick" erwacht und auf diese Weise eigentlich nicht wirklich erwacht. Deswegen sei er so langsam und so müde.
Zwei Sekretärinnen zahlen und bleiben dann noch eine halbe Stunde sitzen. Die Sonne bricht sich kurz vor dem Untergang in den Glasscheiben des Neubaus von Optiker Handke. Sie scheint von einem wolkenlosen Himmel, der von einem Perlenglanz überzogen wird. Als ich mir die nächste Marlboro Ultra mit einem Streichholz anzünde, segeln kurze Zeit später kleine schwarze Rußflöckchen von der Decke nieder, deren Form an die Raumschiffe der Frogs erinnert, die unheimlichen Feinde der Erde aus der deutschen Sechziger Jahre-Science-Fiction-Serie "Raumpatroullie".


Eckhart Nickel Heidelberg, Orkan Kerstin - 31.01.00 at 12:29:23




SPIEGEL: Jelinek will Österreich verlassen

Wien - Elfriede Jelinek wolle Österreich verlassen, wenn es zu einer Regierungsbeteiligung der FPÖ kommen sollte. "Dann möchte ich hier nicht mehr leben", sagte die erfolgreiche Autorin in Wien. "Ich bin verzweifelt, denn ich habe durch meine Arbeit lange versucht, das zu verhindern, was jetzt eingetreten ist. Und ich sehe, dass Opposition nicht möglich ist. Alles, was wir als Künstler versucht haben, hat Haider nur stärker gemacht."

Danke, Frau Jelinek. Das wollte ich immer mal von Ihnen bestätigt wissen.
Daß wir den Haider Ihnen zu verdanken haben. War immer meine These.

Aber: "wir als Künstler" - diese Formulierung möchte ich überhört haben.


Oswald: Das bist doch nicht Du auf dem Foto heute in der AZ? 8. ... e6


HelK m, d - 31.01.00 at 13:20:41




Sofort runtergerannt, AZ gekauft - hoffentlich nicht wieder so ein Horrorfoto wie das letzte Mal. Dann: Aber das geht doch. Da gibt es wirklich Schlimmeres. Albert z.B. sieht aus wie in einer Werbung gegen Alkohol am Steuer, Goetz, als pflegte er sein Pilsener vor dem Trinkgenuß zu dekantieren. Oder wie? 9. c3


Georg M. Oswald - 31.01.00 at 15:26:29




Environmental Atoms 7.55
Noise Atoms 14.59
Machine Atoms 15.35
Subharmonic Atoms 4.45
Sadness Atoms 13.57
Audio Atoms 9.30

Januar 2000 ist auch schon wieder vorbei
Hamburg ist auch schon wieder vorbei

Abb.: Die Sturmflut setzt den Fischmarkt unter Wasser


Andreas Neumeister, Bremen, - 01.02.00 at 01:42:24




Heute Morgen, noch im Aufwachen, dachte ich:Geschenke sind am schoensten, wenn sie einen umarmen. Eine Kette - zum Beispiel, ein Bikini, oder ein Schal.

Ein Surfbrett umarmt einen zwar nicht, ist aber auch ein schoenes Geschenk; vielleicht, weil man es selbst umarmt.


Elke Naters Bangkok, Gruesse an ALLE! - 01.02.00 at 09:55:40




NEU am pool: Kathrin Glosch

bekannt durch sauschoene Geschichten im loop

Willkommen


PARDON
Gerade fand ich wieder die Nachricht, dass der Server vom 31.1. zum 1.2. nicht geht. Elke hat schon geflucht. Dafuer schreibe ich hier rein, was sie noch gar nicht weiss: dass in einigen italienischen Zeitungen mit ihrem Foto geworben wird. Ja wofuer? Fuer Regine (Koeniginnen) REGINE, das Ende Februar, JETZT, in Italien erscheint.



So, jetzt nach Hause mit vielen Tagen loop und pool unterm Arm, zum lesen. Wenn man sich da eine Zigarette anzuendet, antwortet ein Papagei mit einem Kraechzen.


Sven Lager - 01.02.00 at 14:39:01







Über den New Jersey Turnpike nach Philadelphia, Mautstelle, Raststätte, Randgebiete, Ziel ist eine Wohnsiedlung für die ehemalige Arbeiterklasse - in Wahrheit sind die USA eine Art DDR mit Kabelfernsehen, eine Anreihung von Zweck- und Funktionsbauten, deren Zweck und Funktion über die Lust gestellt wurden, aber das Institut für Mythologie und Verklärung in Hollywood schafft es immer wieder, dass einem die Tristesse am Rande der Autobahn als romantische Amerikana im Gedächtnis bleibt.

Stadtfahrt Philadelphia. Der Taxifahrer (unerschöpflicher Quell der Klischeezitate, vielfach mißbrauchter Volksmund, Vertreter einer rechtslastigen Folklore der Frustration und Vorurteile) erklärt mir die Geografie seiner Stadt anhand der ethnischen Besiedelungsmuster. Iren, Polen, Deutsche. Im Nordosten, so sagt er, wurden die Steuern bezahlt, die dann dem Süden der Stadt in den Sozialhilfsrachen geworfen wurden. Aber es ist ja nix mehr wie früher. Die Immobilienpreise verfallen jetzt, weil sich diese ethnischen Grenzen auflösen. Eine Bekannte, nein, nein, das wisse er genau, die bezahle immer noch eine Hypothek auf ihr Haus, das inzwischen weniger wert sei, als die Restschulden, weil sie jetzt schwarze Nachbarn hat. Er hätte ja eigentlich gar nichts gegen, sie wissen schon, aber das sei einfach Tatsache...

You know where is paradise?


Andrian Kreye, Eastern Seaboard, USA - 02.02.00 at 16:14:28




Fuckin Server************


Sven Lager - 02.02.00 at 17:23:02