Zeitvertreib

Im Goethe-Institut in Bangkok kann man ja prima seine Nachmittage verbringen. Zum Beispiel am Pool. Oder im Garten, an billigen Plastiktischen sitzend. Warum? Weil es dort so herrlich ruhig ist und merkwürdig kolonial. Dunkles Holz, kontrastiert von weiß und grün, ein kleiner Brunnen im Patio. Lustig auch die im selben Gebäude befindliche "Ratsstube", wo man in abenteuerlich zusammengestellter Innenarchitektur vom deutschen Koch mit Liebe und Heimatschweiß kreierte Gerichte verzehren kann. Was in manchen Momenten durchaus schöne Gefühle erzeugt. Betrunken sein hilft natürlich. Nur Veranstaltungen sollte man meiden, im Goethe-Institut, denn da hilft auch betrunken sein nicht mehr, wie man hört. Höchstens mal eine Kurzfilm-Retrospektive, denn irritierte Regisseure, die sich den Fragen des aus fünf thailändischen Studenten bestehenden Publikums stellen müssen, haben einen ganz eigenen Unterhaltungswert. Viel empfehlenswerter, in jeder Hinsicht, ist natürlich die Alliance Française, und hier besonders das Restaurant, schon alleine wegen des in dieser Form noch nie gesehenen Bon-Systems und im speziellen wegen der frisch eingeflogenen Backwaren. Paté d`almonds, mon dieu. Und Jean-Luc Godard in braunen Ledersesseln aus den 70ern. Wir grüßen Michael Brynntrup. Nostalgie, das alles, natürlich, denn in Deutschland ist es kalt. Sagt man nicht mehr, weiß man. Lichterketten in Bäumen haben einen gänzlich anderen Stellenwert, wenn sie von innen, auf der Heizung, und nicht draußen, neben Eingangstüren auf ausrangierten Autositzen mit braunem Bezug sitzend, betrachtet werden. Während im Hintergrund jemand die aus dem Pool gefischten Blätter entsorgt. Die natürlich nicht braun sind. Und hier, durchs Zugfenster betrachtet, bricht kurz die Sonne durch die mehr als grauen Wolken. Orange, dann rosa und schließlich zerfasernd in dunkles Lila. Es beginnt zu schneien, bevor sie versinkt.