Trans Rhenum
Das aufgewirbelte Wasser der anderen Fahrzeuge wird mit gleichmäßiger
Präzision zu Seite geschoben, durch die Scheibe erwartet man das
sich auftuende Panorama der Stadt, das sich in leichtem Bogen nach Norden
flüchtet, über das Geländer der Brücke betrachtet.
Doch nur das braune Band des Rheines mäandert unter grün gestrichenem
Stahl, während alles andere in einer dicken Nebelwand verschwindet.
Selbst das monströse Skelett des Post-Towers bricht nur dann und
wann zwischen grauen Schwaden hervor, während seine Spitze stetig
verhüllt bleibt, als ob sich jemand eines Namens schämt. Der
Hofgarten liegt still da, ohne Laut und Bewegung, zeitverkehrt, im Zwielicht,
feuchtes Grün fließt über zu bedecktem Gelb, und graue
Ziegel stoßen himmelwärts. Ein weiß-rotes Absperrband
windet sich aus unerfindlichen Gründen durch den Innenhof, und der
Wahnsinn der "Caféte", wer erfindet solche Namen, nebst
wühltischähnlichem Schwarzen Brett und dem Blaulicht der Toiletten
ist gottseidank schnell durchquert, die kühle marmorgeflieste Halle
dahinter von angenehmer Stille erfüllt. Eine Treppe hoch, die Tür
muss von innen mit Summer geöffnet werden, ein Gästeausweis
ist schnell ausgefüllt und ein beflissener Herr in grauer Strickweste
und mit Hornbrille hilft freundlich und in Dialekt, die gesuchten Bücher
zu finden. Am Tisch dann, mit Blick aufs Grüngraue, friert der Oberkörper,
während die Beine schwitzen, denn die Heizung schafft es nicht, die
von geschweißten Leisten gehaltenen dunklen Holzdielen, die als
Tischplatte dienen, zu durchdringen, während selbiges für die
Stimmen der unter mir Sitzenden kein Problem ist, doch das liegt daran,
dass drei Etagen mittels eingezogenen Holzböden in einen hohen Saal
gepresst wurden, der er an manchen Stellen akustisch noch geblieben ist,
da, wo die Einbuchtungen der Fenster durchgehende Kamine am Rand der Böden
bilden. In den Ecken stehen romanische Tympana und biblische Figuren,
graue Schleier auf hellem Grund. Eine weiße Stehlampe aus den 60ern
beleuchtet die Bücher auf der Platte, und meine Beine schwitzen und
mein Oberkörper friert, und Staub bedeckt meine Fingerspitzen und
kleine Partikel tanzen im Licht während leise Stimmen an Buchrücken
Echos werfen. Als ich nach draußen komme, ist es dunkel und die
Lampen gehen an, die Luft riecht feucht und während ich an den Bäumen
vorbeigehe knirscht die hellbraune Erde, als ob sie Kies sein wolle.
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