Leuchtstoff
Es rauscht. Draußen, gleichmäßig, beruhigend. Ich könnte
aufstehen und schauen, ob es der Wind ist oder Regen. Ich stelle mir vor,
dass es Regen ist. In der Dunkelheit bedecken kleine Tropfen die Bäume,
den Rasen, die Sträucher. Sonst ist es still. Wenn ich die Türe
öffnen würde, könnte ich die Frische riechen, die mit dem
Regen kam. Ich könnte hinaus gehen, in den Garten, würde das
feuchte Gras unter meinen Füßen spüren, könnte den
Mund öffnen, um den Regen zu schmecken. Zurück im Haus wieder
ins Bett gehen, um die leichte Kälte zu vertreiben, die nicht wirklich
unangenehm ist. In Frankreich sterben die Platanen an den Alleen. Ein
Pilz erstickt sie, jeden Tag ein wenig mehr, und langsam verfaulen sie
bei lebendigem Leibe. Als die Amerikaner in der Normandie landeten, blieben
Munitionskisten aus amerikanischem Holz liegen, das schon von dem Pilz
befallen war. So kam er nach Frankreich. Ich fuhr mit dem Auto. Morgens,
auf einem Campingplatz, irgendwo an der Loire, als noch alles mit Tau
bedeckt war, hielt ich die Füße ins Gras, rauchte eine Zigarette
und leckte am Tau. Eine dicke Motte klebte an der Scheibe, tot, feucht,
doch ihre Augen leuchteten aus der braunen Masse heraus, funkelnd, wie
die Einschlüsse in rotem Vulkangestein, die man Katzenaugen nennt,
und die wir als Kinder freudig in Taschen steckten, wenn wir sie fanden.
Um später reich zu werden, wenn wir das Prinzip des Goldes verstanden
hätten. Ich gehe zum Fenster und blicke auf die glänzenden Bäume,
die nun im Wind rauschen. Ich öffne die Augen und mache den Fernseher
aus.
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