Abwesenheit
Die Nacht ist erstaunlich warm für diese Zeiten. Nur vereinzelte
Wolken ziehen vorbei, umkränzt von Mondlicht, jeder Stern ist klar
zu sehen. Das kleine Dorf liegt still, in seltsamer Helligkeit, am Fuß
der Berge, am Ufer des Flusses; die Häuser ragen schimmernd empor.
Die Luft ist lau, fast sommerlich, kein Laut durchdringt ihre Trägheit
zwischen den Mauern. Hier und da Licht hinter den Fenstern, doch keine
Bewegung. Dann leise Stimmen, aus dem Hinterhof, Gläserklirren, Lachen.
Eine alte Frau in gelbem Pullover öffnet, dämmeriges Licht,
der Gang zum Hof ist braun gekachelt. Weinreben bedecken die Wände,
leere Flaschen auf den Tischen, handgestrickte Pullover daran. Ein Geschenk,
ein Glas, süß, zuckerig, der Enkel ist doch noch gekommen,
Prost. Die Großeltern freuen sich, Stolz schwingt in der flüsternden
Erzählung der Großmutter über das Schmücken des Hauses
durch die Nachbarn und die Anzahl der Gäste mit; der Bürgermeister
hat schon rote Wangen. Jahrhunderte erlebter Zeit sitzen an den Tischen,
angetrunken, lachend. Die Welt ist nicht da. Ich lehne mich zurück
und atme aus.
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