Cold Water
"Cold Water - Five Bath!" Warum kommt mir das jetzt in
den Sinn, hier, wo doch ein Blick nach draußen vorbildhafte deutsche
Gartenanlagen zeigt, über denen die atmosphärische Illusion
eines Nieselregens niedergeht, ohne Wasser; Kleinstteile in der Luft,
elektrisch geladen und ausgerichtet auf einen Punkt, irgendwo links hinter
den Eisheiligen. Chrysanthemen wären schön, Flieder auch, gegeben
ist Undefinierbares und eine Trauerweide, die ihre Äste nach oben
reckt, zu oft geschüttelt oder verwirrt, man fragt, ob sie ihren
Namen noch tragen darf, unter diesen Voraussetzungen. Natürlich darf
sie. Ein wenig surreal, denke ich, mich erinnernd an den Abend, surreal
und schön, jetzt schon das Vergangene verklärend, immer neu,
wohlan. Du fragtest, ob wir uns nüchtern überhaupt unterhalten
können, vielleicht fragte auch ich, wer weiß es, wir waren
betrunken. Ob es Sinn macht, wenn wir uns nüchtern unterhalten? Wäre
es profan? Niemals. Die Profanität ist das Schlimmste, der größte
Feind, die schimmelige Gefahr. Draußen, auf der Straße, hinter
der Hecke, dort soll sie sein, dort soll sie bleiben. Auf immer. Wir hätten
öfter am Fenster stehen sollen, unsere Arme auf mit Rosskastanienhaar
gefüllten Damastkissen ruhend, Bommelmützen auf den Köpfen
tragend. Dort hätten wir gesehen, dann, und schauen können,
was ist. Die Menschen auf der Straße hätten uns die Wahrheit
gezeigt, mit ihren cordbraunen Mustern. Ihre Bewegungen als Diagramm hätten
die Geheimnisse der Welt offenbart. Alditüten und Lodenmäntel
wären die Schlüssel zu verborgenen Nachrichten gewesen, das
Erbrochene auf der Kleidung des Stadtstreichers gegenüber der Stein
der Weisen. Wir hätten Gold machen können aus bayerischem Bier.
Stattdessen werde ich in Pensionen wohnen, wenn ich wiederkomme, und ein
Tourist sein, ein elender. Ich werde Besuche machen und wieder weg müssen,
dorthin, wo wir nicht existieren. Der Mensch will immer das, was er nicht
haben kann und eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Für dich.
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