Kinski ist schuld
Paris, Paris... Das schlängelt sich das Rückenmark hoch, dieses
Gefühl, einfach so. Dazu Bilder und Gerüche, Slideshow. Ein
Treppenhaus mit rotem Samtteppich, kreiselnd an Fenstern vorbei, Lichter,
draußen, goldene Handführung. Dann Portal, Straße, Nachtluft.
Es ist warm und riecht, riecht schön, riecht gut, nach Blumen und
Benzin, doch die Blumen überwiegen. Schwerer Duft, lila, dunkel,
er kommt von dem Park am Ende der Straße, zieht vorbei an dem Nachtclub,
in dem man Videos zeigt von Stiefeln, die in Öffnungen gesteckt werden,
in die sie bestimmt nicht hineingehören; zieht vorbei, die Straße
hinab, vorbei. Im Park muss man aufpassen, wo man hintritt, weil dort
tagein tagaus die umwohnenden Bankierswitwen mit ihren Pudeln promenieren,
reinrassig, natürlich. Deshalb bleibt man stehen, um einen Blick
nach oben zu werfen, auf Sacré Coeur, die orange leuchtend aufragt,
zwischen schwarzen Ästen und vor strahlendem Himmel, dessen Sterne
man trotz Stadt sehen kann. Der Lärm des Boulevard de Rochechouart
ist gar keiner und geht unter in dem, was die Augen sehen; die Bewegung
und die Luft sind viel intensiver und verschwimmen zu einem Ganzen, dessen
Nachhall nur die Ohren trifft. Klaus Kinski ist schuld, und trotz des
ganzen Drecks schmeckt selbst der Rote für sechs Franc, sitzend auf
der Willette, den Blick gen Süden.
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